Wie sie es erwartet hatte, wurde auch Nanami von ihren Kollegen freundlich begrüßt. Ihr Lächeln wurde immer breiter, oh man, wie sie sich freute! Durch ihre, wie sie fand, sehr gute Frage, erhoffte sie sich eigentlich gleich ein schönes Gespräch beginnen zu können, doch der junge Mann, der sich gerade als Kaoru vorgestellt hatte, tat diese mit einer sehr knappen Antwort ab. Natürlich hatte Nanami vorher nicht mitbekommen, dass sich Kaoru beeilen und deshalb erstmal Zeit sparen wollte, also dachte sie sofort daran, dass ihre Begrüßung vielleicht doch nicht so gut war, wie sie erst annahm. Um den großen Jungen vor sich nicht weiter zu nerven, hielt sie es für besser vorerst den Mund zu halten und sah ihn mit großen Augen an, das Lächeln schon wieder auf Sparflamme zurückgeschraubt. Dass der Vorschlag, unterwegs weiter zu reden, ernst gemeint war, beachtete sie erst einmal nicht. Es machte ihr mehr Sorgen, wie nun der erste Eindruck von ihr auf ihn war. Sie wollte es sich ja jetzt noch nicht gleich mit ihm verderben! „Oder ist er nur gestresst? Bestimmt ist er nur gestresst!“, kam es ihr gleich danach in den Sinn. Ja, natürlich, er war sicherlich ganz nett und hatte nur durch seine vielen anderen Gedanken im Kopf keine Zeit für irgendwelche Gespräche! Seine Haare sahen ja auch schon ein bisschen zerzaust aus und auch sonst blickte er etwas mitgenommen drein, der arme Junge. Das Mädchen mit den hübschen Haaren hingegen war gleich etwas offener, was Nanami nun wieder gänzlich beruhigte. „Oh, ich dachte nur. Vielleicht darf man ja auch andere Rollen spielen!“, ging das grünhaarige Mädchen gleich auf die Frage von Mai ein. Zwar war sich Nanami eigentlich sicher, dass sie wohl Schweine spielen mussten, aber es konnte ja doch sein, dass sie sich irrte und Mai dann vielleicht etwas sauer wurde, weil Nanami ihr etwas Falsches gesagt hatte. Das Beste war es eh, sich einfach mal überraschen zu lassen! Während dem kleinen Wortaustausch zwischen den Mädchen hatte sich Kaoru schon kundig gemacht, in welche Richtung es ging und lotste sie sogleich mit einem freundlichen Lächeln weiter. „Na also!“, schoss es Nanami durch den Kopf und auch sie lächelte sofort zurück.
Ein wirklich schöner Tag war das heute! Genau das richtige Wanderwetter. Vielleicht war auch das der Grund, wieso die drei so schnell voran kamen. Außerdem ging das kleine Mädchen wirklich gerne spazieren und hielt sich auch sonst sehr gern in der Natur auf, sie war es ja von klein auf nicht anders gewohnt und so schritt sie schnellen Schrittes voran, die Augen immer in der Landschaft umherschweifend. Sie war schon ganz in Tagträumereien versunken, als Kaoru wieder das Wort an sie richtete. Etwas erschrak sie sich sogar beim plötzlichen Klang seiner Stimme doch dann kam gleich wieder Freude in ihr auf, dass er nun doch auf Nanami einging. „Du hast es nicht vergessen!“, rief sie gleich glücklich und drehte sich zu Kaoru um, noch immer weitergehend, aber diesmal eben rückwärts. „Ja, ich finde Mai hat Recht!“, antwortete nun auch Nanami und blinzelte ihrer Begleiterin zu. Auch sie blieb nun stehen und legte kurz den Kopf schief, um besser überlegen zu können. „Man muss sich nur ganz fest vorstellen, dass man die Figur auch in Wirklichkeit ist, dann glaube ich ist das Schauspielern kein Problem.“, fügte sie dann noch an. Die anderen beiden standen in kleiner Entfernung von ihr, denn Nanami hatte erst gar nicht bemerkt, dass die zwei stehen geblieben waren. Sie ging also wieder ein paar Schritte auf sie zu und hörte sich dabei Kaorus Überlegungen, wo sie die Nacht verbringen wollten, an. „Also ich bin für die Natur!“, schoss es gleich aus ihr heraus. Nichts war schöner, als in so einer warmen Nacht, die es heute garantiert geben würde, draußen schlafen zu können! Auch Mai schien es egal zu sein, ob es nun ein weiches Bett oder das Bett der Natur werden sollte, so hoffte Nanami einfach mal, dass sich dann zu ihren Gunsten entschieden wurde. Sie hörte den anderen beiden noch ein wenig zu, die sich anscheinend zu kennen schienen und setze sich währenddessen auf den Boden. Vielleicht hatten sie sich ja noch mehr zu sagen. Doch anders als erwartet, richtete Mai das Wort wieder an die Grünhaarige. Mit einem breiten Lächeln stütze sie sich mit den Armen hinterm Rücken am Boden ab und lehnte so ihren Rumpf etwas nach hinten, sodass sie ihre beiden neuen Freunde besser ansehen konnte. „Ich bin neu!“, antwortete sie brav auf die gestellte Frage. Doch die zweite verwirrte sie ein wenig. „Natürlich darfst du fragen.“, etwas verwirrt blickte sie Mai an. Wieso sollte sie nicht fragen dürfen? Sah Nanami etwa so verbohrt aus? „Ach nein, sie ist einfach unglaublich höflich. Hübsch und höflich!“, dachte sie noch und fuhr dann fort: „Da sind meine Glücksbringer drin!“. Stolz klopfte sie sich mit einer Hand auf die Tasche und gleich wieder fing sie ein wenig zu klimpern an. „Die sind wirklich sehr wichtig. Wisst ihr, man fühlt sich damit einfach viel sicherer.“, erklärte sie weiter und setzte dabei einen Gesichtsausdruck auf, der mehr an eine gnädige Lehrerin erinnerte, als an ein schmächtiges und meist fröhliches Mädchen. Da sie gerade eh auf das Thema gekommen waren, sah Nanami Kaoru noch einmal an und dachte dann daran, dass es wohl Zeit war, ihn auf etwas hinzuweisen. „Ach…Kaoru?“, begann sie etwas zögerlich aber bestimmt. „Du stehst im Moment in einer Gerade mit dem Vogelnest da hinten auf dem Baum.“, sie zeigte mit dem Finger auf einen Baum, der nur zwei Meter von Kaoru entfernt stand. „Ich habe mal gehört, dass das für ein schlechtes Körperbefinden sorgen soll, wenn man zu lange so rumsteht.“, wies sie ihn freundlich hin und stand dann wieder vom Boden auf. Sie klopfte sich etwas Dreck von der Kleidung und lächelte dann wieder Mai an. „Möchtest du sie mal ansehen?“ Nanami streckte ihr die Tasche mit den Talismanen entgegen.