Was für eine Art Gefühl wanderte gerade von Kopf bis Fuß durch den Körper des jungen Iwamoto? Er wusste zwar nicht was es war, aber in einer gewissen Weise schmerzte dieses Gefühl. Ein Ninja sollte, so stand es zumindest in gewisser Weise auf jegliche Art von Schmerz abstumpfen, ob dies nun physischer Schmerz in Form einer Wunde oder Verletzung war, oder Schmerz der durch die Emotionen des Betroffenen entstand war dabei egal. Bereits als er die Akademie zum ersten mal besuchte wusste er was Schmerz bedeutete und dies im physischen und psychischen Sinne.
Erinnerungsfetzen flogen in seinem Kopf umher und kreisten wie Geier um fröhliche Erinnerungen, die sein bekanntes Lächeln auf den Lippen hielten. Doch immer wieder blitzen Bilder aus seiner Vergangenheit in seinem Geiste auf, einer der Geier stürzte herab auf seine Beute. Ein Mädchen war es zu diesem Zeitpunkt das sein Lächeln von seinem Gesicht wischte, ein blondes, hübsches Mädchen. Er liebte sie so wie ein Bruder seine Schwester eben liebte, doch liebte sie ihn auch? Schöne Zeiten waren es als sie zusammen spielten, die Geschichten ihrer beiden Brüder lauschten, die bereits so viel von der Welt gesehen hatten, viel mehr als die beiden es sich zu diesem Zeitpunkt ausmalen konnten. Doch dann änderten sich die Zeiten, sie verschwand und tauchte wieder auf - Trauer, Schmerz sowie Freunde und Hoffnung - doch sie war nicht mehr die Schwester um die er getrauert hatte, sie war... anders, verschlossen oder um es genauer zu sagen, ein anderer Mensch geworden. Ein Mensch den Yuto nicht wirklich kannte, ein Mensch mit der Hülle seiner Schwester, ein Mensch von dem er nicht wusste was mit ihm oder besser gesagt ihr geschehen war. "Zurückweisung..." Genau mit diesem Gefühl und einigen Fragen auf dem Herzen, die er ihr jedoch nicht stellen konnte da er nicht mehr an sie herankam, trat sie aus seinem Leben. Die Fragen und Erinnerungen blieben in seinem Geiste zurück, die Gefühle und die Ungewissheit jedoch in seinem Herzen.
In einer ähnlichen Situation fühlte er sich gerade zurückgelassen, nicht in diesem Ausmaße aber es erinnerte ihn doch daran. Aber wieso eigentlich? Hatte er sich nicht vor kurzem noch über Daisukes Charakter gefreut und nun war er leicht enttäuscht, dass dieser ihm seinen Platz gezeigt hatte und daraufhin aus der Küche verschwand. Seishin hier in der Küche festhalten, das Essen zubereiten und hier warten, das war nun seine Aufgabe, sein Platz und damit musste er eben auskommen. Nicht das es nicht etwas völlig normales wäre jemanden mal eben kurz in die Ecke zu stellen um anderen Dingen nachzugehen, genau deshalb war er auch nicht auf Daisuke sauer, auch nicht auf seine Schwester, eigentlich war er nicht mal sauer, sondern nur für einen Moment von seinen Erinnerungen übermannt, was ihm eigentlich nur geschah wenn er alleine war, doch dies war er in diesem Moment nicht. Seishin stand nur ein zwei Meter von ihm entfernt im selben Raum wie er. Er war wie ihm gerade nicht nur froh über seine langen Haare, die es Seishin nicht ermöglichen würden seine leeren Augen gesehen zu haben und darüber das selbiger einfach anwesend war.
Erst jetzt drangen die Worte von Seishin zu ihm durch, es war eine triviale Frage die er fast jeden Tag zu hören bekam. Was gibt es zum Essen? Er selbst stellte sich die Frage eigentlich nicht sondern entschied spontan was es geben würde, ob ihm beim einkaufen nun einfach ein paar Zutaten anlachten, er selbst darauf Lust oder es gewünscht wurde. Jedenfalls kam immer etwas essbares auf den Tisch. "Reisbällchen!", lautete seine Antwort. "Mit etwas Fleisch, Sauce und für dich mit Gemüse, wenn du willst kannst du auch etwas Obst dazu haben." Ohne von seiner Arbeit - gerade schnitt er etwas Paprika in Streifen - aufzublicken richteten sich seine Worten an Seishin. Vonwegen Seishin, da sie nun gerade alleine im Raum waren, wäre es wohl die perfekte Gelegenheit ihr Gespräch zwischen vier Augen weiterzuführen, denn dieses wurde ja wie sie nun wussten durch Aku unterbrochen. "Ach Seishin...,Seine Stimme war ruhig und sein Gesichtsausdruck wieder einigermasen gewöhnlich für ihn, außer vielleicht das er etwas nachdenklich wirkte was sich auch in seiner Stimme wiederspiegelte. ..., ich wollte noch unser Gespräch von heute Mittag zu Ende führen. Bezüglich Vertrauen, wie sagtest du? Was ist schon Vertrauen? Was es genau ist kann ich dir nicht beantworten, aber wer könnte das schon genau? Jedenfalls, ich habe bis jetzt nur drei Personen blind vertraut, meinen Eltern und meiner Sensei. Sonst niemandem. Ich würde sagen, selbst beim Vertrauen gibt es Unterschiede, Einstufungen und was auch immer noch.
Er stoppte kurz um den Wasserhahn aufzudrehen und unter dem Wasserstrahl zwei Zwiebeln zu schneiden, denn er wollte nicht das die Zwiebeln nun einige ungewollte Tränen erzeugen würden, die nicht in das Gespräch, nicht mal der Situation selbst passte. Er fuhr fort. "Du sagtest du würdest uns nicht vertrauen, am wenigsten Yashi. Für meinen Teil vertraue ich euch allen gleich, gut... Daisuke vielleicht etwas mehr da ich ihn nun doch schon etwas länger kenne. Er versuchte für die folgenden Worte genügend Ernst mit seiner Stimme auszustrahlen. "Aber das du uns gar nicht vertraust bezweifle ich! Denn sonst könnte hier keiner mit dem anderen unter ein und dem selben Dach leben, findest du nicht auch? Wie oft habe ich euch das Essen zubereitet, was meinst du wie leicht es wäre spezielle Zutaten, Gifte oder was auch immer unterzumischen? Bereits den letzten Teil seines letzten Satzes konnte er nicht mehr mit genügender Ernsthaftigkeit aussprechen, denn mit jedes weitere Wort verwandelte sich langsam aber sicher in ein Lachen. Zwar war es ein schwaches Lachen, aber ein recht herzliches. Schwungvoll drehte er sich zu dem jungen mit Fuchsgesicht um, ein Schmunzeln zierte seine Wangen. "Tut mir leid, aber manch mal tut es gut einfach auszusprechen was man zurückhält, nimm bitte nicht ganz so ernst was ich da eben gesagt habe. Könntest du vielleicht kurz die anderen zwei, er verbesserte sich, denn mit Aku waren sie ja nun zu fünft im Haus und damit waren es drei die noch fehlten, ich meine drei holen da ich nicht weiß ob Aku bereits weiß wo die Küche ist, denn es gibt nun gleich Essen. Ich decke derweil den Tisch."
Mit einem vollen Magen würde die Welt nicht nur für ihn sondern auch für die anderen wieder anders aus, auch für ihn, da war er sich sicher.
Zumindest sollte es so sein... oder nicht?