CF: Raum 7
Einen Moment lang überlegte Saki noch wie sie wohl am besten in die Gruppe reinschneien sollte, wie beim letzten Mal wollte sie das nicht unbedingt nochmal versuchen, immerhin war es aus der Not heraus, jetzt hatte sie Zeit sich vorzubereiten. Aber wie es schien erwartete man sie bereits, denn das Bunshin-Mädchen kam auf sie zu, als beide voreinander standen begann sie sofort zu reden und zu erklären was sie denn von der Hyuuga wollte. Noch etwas außer Puste hörte sie dem Mädchen aufmerksam zu und sog jedes einzelne Wort in sich auf um weiteren Fehlern möglichst effektiv vorbeugen zu können. Ihre Anweisungen waren im Grunde simpel, für Saki allerdings fast wie ein wahrgewordener Alptraum. Die Hyuuga sollte genau das Gegenteil ihrer selbst werden? Jetzt sofort und möglichst überzeugend? Sie musste unweigerlich schwer schlucken, wusste aber, dass die Zeit dränge und begann daher Akikaze Yui genauestens zu mustern.
Als erstes deaktivierte Saki ihr Byakugan. Es war einfach ein zu großes Risiko, erstens sah sie damit Dinge die sie als Yui nicht sehen konnte und somit auch nicht in das Kampfgeschehen einbringen konnte und durfte. Besser sie wusste es erst gar nicht, bevor ihr gewisse Dinge auf der Zunge brannten und sie sich noch versprach. Zweitens war sie sich nicht sicher in wieweit ihr Henge in der Lage war die Aktivität des Byakugans zu verschleiern. Natürlich würde sie es ab und an aktivieren, wenn sie einmal unbeobachtet war, aber wann und wie und ob stand noch in den Sternen. Es dauerte nicht lange und die perfekte Kopie des Vorbildes stand dem Bunshin gegenüber.
„Akikaze Yui, Seppen-chan, mädchenhaftest Energiebündel, alles klar.“, wiederholte sie und nickte dem Mädchen freundlich zu.
„Viel Glück.“, meinte sie noch, als sie sich umdrehte und der besagten Wand entgegen lief. Irgendwie unsinnig, dass sie ihr „viel Glück“ wünschte oder? Immerhin war sie ein Bunshin, stammend aus Kimihiros Pinsel.
Während sie in Richtung ihres Zieles lief, griff Saki sich kurzzeitig an den Kopf und schloss die Augen für einen Moment. Der Anfang des Examens war eine Katastrophe, in ihren Augen. Bisher hatte sich noch nichts ergeben, dass sie direkt beeinflusste, allerdings hatte sie riesige Verwirrung gestiftet, man mochte meinen geplant. Erst jetzt wurde ihr bewusst wie nervös sie war, schrecklich nervös, so nervös, dass ihr Hirn am Arbeiten gehindert wurde und dann eben so etwas bei rauskam. Langsam ließ sie ihre Hand sinken und öffnete die Augen wieder. Aber es war noch lange nicht alles verloren, dies war der Anfang, die erste halbe Stunde von acht und alles war noch offen, sie musste sich nur beruhigen, ihre neue Chance als Akikaze Yui zu ergreifen und einfach noch einmal „neu“ starten. Saki musste wesentlich mehr Professionalität an den Tag legen und gewissenhafter ihre Arbeiten erledigen. Tja, nur leider tat sich vor ihr erneut eine riesige Kluft auf die es galt zu überwinden. Stichwort war hier eindeutig die Persönlichkeit ihrer neuen Rolle, die sich von den Zehen bis in die Haarspitzen vollkommen von ihr unterschied. Vergleichen wir einmal, Saki war ein Mensch der alles versuchte sich fünfmal durch den Kopf gehen zu lassen, wohingegen das andere Mädchen nach der Beschreibung ein vollkommener Bauchmensch war. Die Hyuuga war kein Freund von Smalltalk, irgendwelchen knuffigen Spitznamen wie Seppen-chan und schon gar nicht war sie überdreht. Auch würde sie sich selbst als nicht naiv bezeichnen. Auf Yui hingegen traf jeder einzelne dieser Punkte zu.
Saki musste feststellen das hier ziemlich mit den Gefühlen der Prüflinge gespielt wurde, hätte sie Zeit gehabt sich näher mit ihrer Umgebung zu befassen, so wäre auch dies noch ein Punkt gewesen der sie maßgeblich beeinflussen sollte. Dank Adrenalin und den Gedanken bei Kimihiro und dem Fremden bestand aber keine Sorge bezüglich einer eventuellen Panikattacke. Im Gegenteil, sie war wieder vollends gefasst, plante schonwieder und ließ sich nicht einmal von der Tatsache entmutigen, dass sie Yui überhaupt nicht spielen konnte. Ganz zu schweigen von dem Fakt ihrer Blindheit, ohne Byakugan fühlte sie sich…nackt. So müsste sich Itoe bei dem kleinen gemeinsamen Übungskampf auch gefühlt haben, hilflos.
„Akikaze du bist ein Gefängnis für mich, ich bin weder Fuutonnutzer noch ein klischeehaftes Mädchen wie du…“
Nach einem kleinen Stück Weg, welcher ihr wie eine halbe Ewigkeit vorkam stand sie endlich vor der Wand, Hindernis Nummer eins für die frischgebackene Yui.
„Einfach durchgehen…“, hallte die Stimme des Mädchens in ihrem Kopf wieder und sie lief durch ohne die Miene zu verziehen oder gar zurück zu zucken, wie es die meisten wohl getan hätten. Dennoch hielt sie die Luft an, es war komisch von der Umwelt so betrogen zu werden. Mit dem Byakugan wäre das alles etwas ganz anderes…
Hinter der Wand traf sie sogleich auf Seppen-chan und Kimihiro. Saki trat an beide heran und begann das Gesicht etwas zu verziehen.
„Puh, dort hinten geht ziemlich die Post hab. Ich wäre dafür, dass wir weitergehen. Kimi-kun, Seppen-chan?“ Dam Dam Daaaaaam… somit war sie in das Team integriert, ohne das Schneeflöckchen auch nur den Hauch einer Ahnung hatte, es hier mit einer Hyuuga zu tun zu haben. So machte man sich gemeinsam auf den Weg zu Raum 7, aber leider Gottes nicht gemütlich, sondern rennend. Wenn das so weiter ginge, dann wäre sie bald am Ende ihrer Kräfte, 8 Stunden Dauerlauf?! Nicht mit ihr.
Saki hatte bereits nach den ersten 2 Minuten zusammen mit Daisuke, sich eine Meinung über ihn gebildet. Ihr erster Eindruck hätte durch das Wort „arrogant“ wohl nicht besser beschrieben werden können, scheinbar hatte Yui aber kein Problem mit ihm, warum nannte sie ihn sonst liebevoll Seppen-chan? Tja, dieser schien nicht ganz so zufrieden mit seinem Spitznamen und fuhr ihr erst einmal quer über den Mund. Langsam wanderte Sakis linke Augenbraue in die Höhe, was sie erst viel zu spät bemerkte. Ebenso langsam änderte sie ihre Mimik, ließ die Augenbraue wieder an ihren angestammten Platz wandern und zog im Gegenzug eine hübsche Schnute.
„Seppen-chan klingt aber viel niedlicher.“, stellte sie fest, begann aber kurz darauf gleich wieder zu grinsen.
„Gott…ich bekomme einen zu viel! Womit habe ich das nun wieder verdient?“
Saki betrat als letztes den Raum und ebenso traf sie fast der Schock, doch diesmal achtete sie darauf ihr Gesicht unter Kontrolle zu behalten und einfach, wie ihr geraten wurde, drauf los zu schnattern.
„Uaahhhh ist das cool! Ich muss sagen ich bin überwältigt. Die Prüfer haben sich aber ganz schön Mühe gegeben, dass ganze Zeug da an die Decke zu kleben. Außerdem riecht es hier wie bei meiner Oma zu Hause. Hach… Heimat.“ mit gespielter Faszination bewegte sie sich fast schon hüpfend und freudestrahlend durch den Raum. Ob das authentisch war? Saki befürchtete ja. Als Daisuke begann die Metalltür rumzuschleppen und die Tür zu versperren dachte sie Augenblicklich an Shiro und seine Begleiterin.
„Die finden schon einen Weg. Aber oh mein Gott hat der eine Kraft!“
Als nächstes widmete sich Daisuke dem Mobiliar, was er wohl damit vorhatte? Der klägliche Versuch des Schneeflöckchens war von vorn herein zum Scheitern verurteilt. Saki sowie Yui musste sich ein Schmunzeln verkneifen. Er hatte recht, je schneller sie den Eingang zubauten, desto sicherer waren sie am Ende, also streckte sich auch die Akikaze und pflückte der Reihe nach die Gegenstände von der Decke. Kimihiro befehligte den ihr bekannten Esel herbei und schon ging es Rund. Stuhl um Stuhl, Tisch um Tisch, leerte sich die Decke immer und immer mehr.