Hasekura Chinatsu
Genin
Es war dunkel, kühl.. und allgemein viel zu früh am Morgen. Nicht einmal die Sonne war bisher aufgegangen! Und dennoch schlenderte die kleine Hasekura durch Shirogakure, sah sich immer wieder neugierig um. Wie anders es hier doch aussah, wenn alle Menschen schliefen. Chinatsu konnte sich nicht erinnern, das schon einmal erlebt zu haben. Nachdem die 12-Jährige der Akademie einen Besuch abgestattet hatte, war sie weitergegangen, bis sie vor den Wäldern des Dorfes zum Stillstand kam. Die gelben Äuglein sahen sich die Bäume an, die durch den herrschenden Winter relativ kahl waren. Dann sah sie in die Tiefen des Waldes, der dunkel und unheilvoll wirkte. Um diese Uhrzeit einfach nicht einladend - interessierte das die Weißhaarige? Nee, natürlich nicht. Sie kramte in den weiten Taschen ihres Parkas, holte ein Blatt Papier hervor, hockte sich auf den Boden und begann zu falten. Im Ergebnis entstand ein Origami-Vogel, der stolz von der Hasekura begutachtet wurde. Einen Chakraimpuls später erhob sich das Kunstwerk von alleine in den Himmel und flatterte mit den kleinen Flügeln. Die Kunoichi lachte - so schnell konnte man sich einen Freund für seine Abenteuer schaffen. „Was meinst du? Guck dir mal an, wie gruselig der Wald aussieht. Da gibt es doch bestimmt Geister!“ Das Mädchen kicherte und wanderte dann schnurstracks in den dunklen Wald hinein - ihr Origami-Vogel folgte natürlich brav der Meisterin.
Aber wie kam es, dass die 12-Jährige um solch eine Uhrzeit unterwegs war? Kein normaler Mensch bewegte sich schließlich freiwillig so früh aus dem kuscheligen Bett, wenn ihm noch mehrere Stunden zur Erholung vergönnt wären. Nun, stimmte vielleicht für den Großteil der Bevölkerung und auch bei der Hasekura lag man mit dieser Annahme an sich nicht falsch. Das Problem war gewesen, dass Chinatsu nicht mehr hatte schlafen können. Und da die Weißhaarige sinnloses rumliegen als Zeitverschwendung empfand, hatte sie Etwas unternehmen wollen. Aktivitäten in der Küche waren flachgefallen, das hätte nachher ihren älteren Bruder aufgeweckt. Somit hatte sich das Mädchen dick angezogen und war trotz Dunkelheit und Kälte nach draußen gegangen, um Shirogakure zu erkunden. War das nicht vollkommen verständlich? Passieren würde schon Nichts, es handelte sich bei der 12-Jährigen schließlich um eine ausgebildete Kunoichi!
Mittlerweile bewegte sich die Kleine inmitten des Waldes, hatte jedoch noch keinen der gesuchten Geister finden können. Ehrlich gesagt hatte Chinatsu keine Ahnung mehr, wo genau sie sich befand oder wie sie aus dem Wald wieder hätte herausfinden können. Ihr Orientierungssinn war ohnehin nie sonderlich gut gewesen. Ein Glück, dass die Hasekura sich darüber bisher noch keine Gedanken machte - schließlich befand sie sich noch mitten in ihrem kleinen Abenteuer. Sie trat auf einen Ast, es knackte und plötzlich raschelte es in einem Gebüsch. „Geister!“, rief die Hasekura begeistert aus, doch im nächsten Augenblick sprang ein Reh aus dem Geäst und setzte schleunigst zur Flucht an. Chinatsu blinzelte, dann formte sich ein breites Grinsen in ihrem Gesicht. Kein Geist, aber ein Reh war mindestens genauso toll. Und vielleicht lief er zu einer ganzen Horde weiterer Rehe? Aufgeregt schnappte sich die Hasekura ihren Origami-Vogel und lief dem Tier hinterher. Interessant, dass sie nicht die einzige Person war, die sich zu dieser frühen Stunde in den Wäldern herumtrieb.