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[Mission] Von Jôsei nach Konoha

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Es war dem Leben der jungen Frau äußerst zuträglich, dass Rakugaki nichts von dem mitbekam, was Mushi-hime mit Akeno anstellte, denn einerseits wusch der Regen sämtliches Blut innerhalb von Sekunden aus dem strahlenden Gesicht seines besten Freundes und andererseits gab es da ja noch diese Person, in deren Haare er gerade sein Gesicht presste. Sicher hätte in Anbetracht der Tatsache, dass sie recht hübsch war und er ein junger Mann in den besten Jahren seiner Pubertät vieles darauf hindeuten können, dass ihn diese Position irgendwie erregte, doch tatsächlich gab es nicht viele Momente, in denen mehr tote Hose hätte sein können. Es schiffte, diese Frau hatte ein tollwütiges Fellknäuel auf den Mitgenin gehetzt und zu allem Überfluss auch noch dafür gesorgt, dass sie nicht nur ein zusätzliches Mitglied auf ihrer Expedition begrüßen durften, nein, sie mussten sich auch noch irgendeine Art ausdenken, mit der sie Yuuta fußlahm transportieren konnten. Das hieß: ER musste sich das erknobeln, Akeno hätte bei der Frage ziemlich wüste Vorstellungen, da fragte er lieber erst gar nichts und nahm die Dinge selbst in die Hand. Abgesehen von Mushi-hime, das Vieh durfte sein bester Freund gerne ins Haus tragen, während er sich um seine bezaubernde Gefangene kümmerte. Es war nicht gerade leicht sie davon zu überzeugen, wieder durch das Fenster zu steigen, doch schließlich landete sie ob der gefesselten Hände nicht unbedingt sanft wieder im Haus, schaute zu Rakugaki hoch, der sich nach seinem Zugmanöver nicht mehr für sie interessierte und krabbelte in eine Ecke. Der Dunkelhaarige nahm nun doch das Kätzchen entgegen und warf es irgendwohin, entfernte sich in den Gang, aus dem sie schon vor dem Schrei gekommen waren und kehrte mit seinem noch unbenutzten Handtuch zurück zu Akeno. "Genau deshalb", begann er und setzte das Stoffstück auf den blonden Kopf seines Freundes, damit der sich auch ja abtrocknete, "Trockne ich mich nicht ab." Interessant. Er hatte eigentlich eher gedacht, dass Akeno ausreißen würde, aber am Ende war es doch klug gewesen, sein Handtuch übrig zu lassen. "Such uns einen Schlafplatz - wir bleiben hier bis der Regen aufgehört hat. Ich kümmere mich darum, dass unsere Begleitung nicht fliehen kann..." Sein Blick sah viel bedrohlicher aus, als es seine Absichten waren, aber dafür, dass er nun in nassen Klamotten schlafen durfte, konnte man schon einmal ein bisschen Angst verbreiten, oder nicht?
 
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»Das glaube ich dir aber nicht...«, stellte der Blonde mit einem kritischen Gesichtsausdruck fest und ignorierte das Handtuch auf seinem Kopf, denn ehrlich gesagt war er so von oben bis unten vermatscht, dass es nichts bringen würde, wenn er sich nun abtrocknete - er musste wohl erst einmal versuchen, die gröbste Schicht Dreck abzupulen. Na ja, Gaki rannte eh 24/7 dreckig oder zumindest leicht müffelnd herum, dem würde es nichts ausmachen, aber ein wenig reinlicher war Akeno da durchaus. »Weil du unmöglich voraussehen konntest, dass ich durch ein Fenster springe... sowas mache selbst ich nicht oft, auch wenn man daran sicherlich ziemlich Spaß haben könnte...« Oha, hatte man ihn da auf einen blöden Gedanken gebracht? Konnte schon sein, was? Immerhin wohnten die beiden nun nicht gerade Parterre, sodass ein solcher Versuch aus einem ihrer Fenster sicherlich tödlich enden könnte. Allerdings konnte man dem jungen Irren sicherlich viel vorwerfen, aber suizidale Tendenzen gehörten eindeutig nicht dazu. »Hier Rapunzel, das ist viel sinnvoller!«, grinste er über das ganze Gesicht, ehe er das Tuch ohne zu fragen über den Kopf des Größeren warf und ein wenig darüber rubbelte, in der Hoffnung, dass es die Feuchtigkeit aus den Haaren des Anderen aufnehmen würde. »Meine Haare trocknen nämlich vieeeeeeel... schneller!«, verkündete er mit ausgebreiteten Armen und drehte sich auf der Stelle um, um mit hüpfenden Schritten eine kleine Tour durch das große Haus zu unternehme. Er hatte nun eher nicht so viel Angst davor, dass irgendwo eine Monsterspinne hausen könnte und ihn als Snack zu sich nehmen würde, er war viel mehr neugierig darauf, was sich dort alles finden würde und außerdem sollte er ja nach einer Schlafstatt suchen... was er leider schon wieder verdrängt hatte, als er den ersten Fuß auf die Treppe nach oben setzte und mit komplett schlammigen Socken erdene Fußspuren hinterlassend hoch rannte. Erst oben bemerkte er, dass er die Strümpfe ausziehen sollte, sodass er von nun an barfuß über die Holzdielen hüpfte und in jedes Zimmer spannte, das ihm in die Quere kam. Aber da war nichts Spannendes zu finden, bloß leere Räume, wie langweilig. Je weiter er sich entfernte, desto trauriger und frustrierter wurde er über diese Tatsache, da er sich schon so schön spannende Szenarien ausgemalt hatte, sodass er schließlich zurück kam und knatschig wie sonst was war. Das war eben das Problem mit ihm, er war einfach nicht normal, was emotionale Konstanz anging... »Meh...«, schmollte er, »Hier gibts ein Schlafzimmer, eine Art Wohnzimmer da oben und einen Kornspeicher. Allerdings weiß ich nicht, warum nicht nur da, sondern auch teilweise oben im Haus Stroh liegt... Aber das ist so langweilig! Ich dachte, hier wäre irgendwas großes im Gang und nun. ist. das. alles. einfach. leer!« Man konnte die Enttäuschung aus seiner Stimme heraushören, die Hände waren in den Hosentaschen vergraben und er drehte sich sofort wieder um, um sich hinzulegen. Er hatte jetzt keine Lust auf gar nichts mehr, da war Schlafen die beste Idee. Sonst könnte es nämlich sein, dass er noch anfing, zu flennen...
 
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...Rapunzel?
Rakugaki war so irritiert, dass er sich nicht einmal für das Rubbeln seines Kopfes rächen konnte und blickte dem Davonhüpfenden ungläubig hinterher. Wie kam er auf - so lang waren seine Haare doch gar nicht! Na gut, sie waren durchaus über dem Durschnitt und man konnte einen Zopf flechten, wenn man wollte, aber das war noch lange keine Freikarte für eine spontane Namensrunde durch die Prinzessinnen irgendwelcher Märchen ...! Warum regte er sich eigentlich darüber auf?
Egal. Das war unwichtig. Er war einfach nur müde und würde sich nun darum kümmern, dass die Frau nicht einfach abhaute. Yuuta würde er dann am nächsten Morgen gemeinsam mit Akeno aus seiner misslichen Lage befreien, für's Erste musste er so bleiben. Wortkarg wie immer näherte er sich der mutmaßlichen Tierdiebin, schleifte sie recht unsanft in die Nähe eines Heizkörpers und löste dann ihre Fesseln, um sie stattdessen an das klobige Stück Sanitäranlage zu binden. Mit stoischer Ruhe ertrug er ihr unablässiges Gezeter und ihre Unschuldbekundungen. Was interessierte es ihn? Sie war vielleicht im Recht, vielleicht nicht. So oder so taten sie das Richtige, im besten Glauben war immerhin fast alles erlaubt. Ächzend erhob sich Rakugaki und rieb sich die Augen, welche beinahe schon zufallen wollten. Er brauchte wirklich eine Pause. Zwar hatte er schon bedeutend schlimmere Tage erlebt, doch diese gingen ihm bisher immer nur an den Körper - das hier war eine ganz andere Ebene der Erschöpfung. Er konnte nicht einmal mehr anstrengende Gedanken verfolgen! Umso besser also, dass Akenos Schritte sich langsam näherten - oder auch eher nicht. Anscheinend hatte der kleine Entertainer eine ebenso leere Batterie wie er selbst, ein Launetief. Der Sprayer sah ihm das mittlerweile schon an. Und hörte es, so wie er herumjammerte. "Schade. Jetzt ist aber sowieso Schlafenszeit, Baby." Und um zu verhindern, dass Akeno eine Nummer abzog, die auf dem Niveau eines Kleinkindes war und behaupten sollte, dass er noch gaaaar nicht müde war, schnappte er sich den Ärmel des Kleineren und schleifte ihn hinterher, in die Richtung, in die er vorhin entschwunden war. Nach kurzem Ausprobieren war das Schlafzimmer gefunden, der Blonde reingestoßen und die Tür geschlossen. Ausgezeichnet. "Nacht." Vor Akeno, der seinen Narben vermutlich Namen geben konnte, hatte er weniger Hemmungen sich zu entkleiden, und so huschte ein großer dunkelhaariger Junge schließlich mit Boxershorts bekleidet unter die Decke eines großen Doppelbetts. Das müsste doch genug Platz haben, dass sie darin liegen konnten OHNE sich irgendwie anzufassen. Aber Rakugaki ahnte schon, dass das eine unangenehme Nacht für Akeno werden würde, denn was theoretisch galt, galt eben nicht für seinen besten Freund.
 
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Sich mit dem Yamanaka in ein Bett zu legen und zu erwarten, es sei irgendwie möglich, einander nicht zu berühren, war schlichtweg naiv und ein bisschen sehr an der Realität vorbeigeschossen. Dabei war es ja nicht so, dass Akeno irgendwie schwul wäre oder so - er wusste vermutlich nicht einmal wirklich, was das Wort bedeutete - er hatte nur dummerweise ein gewisses Bedürfnis, mit dem Größeren Körperkontakt aufzubauen, den dieser so sehr hasste und kuschelte sich ansonsten meistens in einen Haufen selbst genähter und ziemlich hässlicher Flickenpuppen... nur, dass diese nicht da waren. Somit blieb nur die eine Möglichkeit, den Anderen als Kuscheltier zu missbrauchen und so das Fehlen dieser zu Kompensieren. Das Dumme war bloß, dass der Künstler bekannterweise jeglichen Körperkontakt mehr hasste als das meiste andere, was man ihm antun könnte und Akeno zudem auch noch knatschig war, ein Zustand, indem er nicht immer so weltfremd auf Schläge oder Verhalten reagierte, das sich irgendwie auch nur im Geringsten gegen ihn richtete, sondern eher so, wie das jeder andere auch tun würde. Insofern konnte man sich fast sicher sein, dass man entweder eine unruhige Nacht zu erwarten hatte oder Gaki schlichtweg tolerieren musste, dass sich das kleine, blonde Wesen einfach sofort an ihn schmiegte und die blauen Augen schloss. Er hatte tatsächlich immer noch ein weißes T-Shirt an, das wohl als nächstes seinen Bastelaktionen zum Opfer fallen würde, außerdem war das so sicherlich besser. Worin Gaki allerdings komplett Recht hatte, war die Tatsache, dass er inzwischen wusste, wie vernarbt der Körper des jungen Mannes war, was schon seit längerem noch ein Rätsel mehr auf den Batzen schmierte, der sich in seinem Kopf ansammelte und ihn irgendwann dazu bringen würde, auf irgendeinem mehr oder weniger netten Wege herauszufinden, was da eigentlich passiert war. Irgendwann - so stellte er sich das nun noch in seiner sicherlich grenzenlosen Naivität vor - würde er ganz einfach in den Erinnerungen des Anderen herumkramen, wenn der nichts über sich erzählen wollte. Und dass er das nicht wollte, hatte inzwischen sogar jemand unverbesserliches wie Akeno begriffen. »Nacht, Rapunzel.«, nuschelte er mit schon deutlich verschlafener Stimme und rieb den Kopf leicht in das Kissen hinein. Sollte man erwähnen, dass er natürlich unglaublich sinnvolle Platzausnutzung betrieb und in etwa in der Mitte des Bettes lag?
 
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Akeno war manchmal wirklich so unschuldig, dass man sich fragen musste, ob der kleine Junge nie von seinen Eltern aufgeklärt worden war. Zwei männliche Wesen schliefen für gewöhnlich nicht im selben Bett - und wenn, dann sahen sie davon ab, sich an den oberteillosen Kollegen zu kuscheln. Rakugaki wusste sehr genau, was das Wort 'schwul' implizierte und lehnte dies mit allem ihm zur Verfügung stehenden Mitteln ab. Körperkontakt war schon schrecklich, aber teilweise aushaltbar, alles, was jedoch irgendwie in die gleichgeschlechtliche Liebe ging, erntete von ihm nur tiefste Verachtung. Er war beinahe homophob - aber nur, wenn es ihn selbst betraf. Andere durften ja tun und lassen, was auch immer sie wollten, solange sie ihn einfach in Ruhe ließen. Der Sprayer wollte doch nur schlafen, doch natürlich funktionierte das so nicht, nachdem sich sein bester Freund dazu entschlossen hatte, wiedereinmal einen auf Klette zu machen. Wie dumm war er eigentlich gewesen zu denken, dass ein riesengroßes Bett irgendetwas daran ändern würde, wie es normalerweise war? Akeno versuchte sich ja regelmäßig irgendwie auf ihn zu legen oder Ähnliches, während er schlief, das war fast normal. Doch nur, weil es so oft auftrat, war es nicht weniger nervtötend. Alle Nerven in seinem Körper waren verkrampft, er hatte seinen ohnehin schon eher konkaven Bauch eingezogen, um ihn ja nicht zu berühren, doch es nützte nichts. Allein die Schnaufer gegen seine Brust reichten schon, ihn um den Verstand zu bringen. Oh Mann. Am besten, er ließ den Kleinen einschlafen und machte sich dann aus dem Staub. Wenn es sein musste, schlief er vor der Tür oder so. Doch damit Akeno einschlief, durfte er ihn nicht schlagen, musste ihm seinen Willen lassen. Das war leichter gesagt als getan, so wie er dalag, nur wenige Zentimeter von seinem Körper entfernt. Es war bisher noch nie vorgekommen, dass einer von ihnen gezwungen war so dicht am Anderen einzuschlafen - und er hoffte, dass das hier das erste und einzige Mal war. Darüber hinaus war ihm recht kalt, was er natürlich niemals zugeben würde, und Akeno schien gerade ein bisschen etwas von einer Maxiwärmflasche zu besitzen, jedenfalls nach dem zu urteilen, was sein Arm ... Wie hatte Akeno sich seinen Arm ... GRAH! "Okay." Tief wie ein Brummbär und mindestens genauso entnervt, schob er seinen Körper ein Stück weiter in die Mitte des Bettes, da er sonst vermutlich rausgefallen wäre und zog den erstarrten Arm unter höchster Kraftanstrengung so an, dass er irgendwie einigermaßen bequem unter dem Kopf seines besten Freundes liegen musste - also wieso er sich seine Achsel antat wussten auch nur die Ninjagötter - und wartete. Wartete, bis Akeno einschlief und er sich irgendwie davonschleichen konnte. Vielleicht machte er besser die Augen zu. Für die Tarnung. Alles nur für die Tarnung ...
 
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Natürlich war Akeno nie von seinen Eltern aufgeklärt worden, denn auch wenn er sie wenigstens kannte, so war seine engere Familie nicht gerade aus dem Bilderbuch geschnitten. Sicherlich stand hinter ihm ein ganzer Clan, aber das durfte man nicht mit großer Fürsorge seiner Eltern verwechseln. Sein Vater hatte ihn und seine Mutter immerhin schon früh verlassen und diese ertränkte ihre Depressionen im Alkohol, sodass sich keine Zeit fand, den Heranwachsenden irgendwann mal mit so etwas vertraut zu machen, blieb also als Möglichkeit nur noch die Psychiatrie und da hatte man besseres zu tun gehabt, als ihm die Grundzüge einer sexuellen Aufklärung nahezubringen. Natürlich wusste er, wie in etwa Menschen entstehen mussten, denn er war ja nicht komplett unbelesen, aber dass es einen großen Unterschied zwischen wissen und verstehen gab, musste man hier ja nicht extra erwähnen. Außerdem war es vollkommen unmöglich, mit Gaki in einer Wohnung zu wohnen und nicht zu wissen oder zu erahnen, wie das andere Geschlecht unter der Kleidung aussehen mochte... aber das hatte für ihn etwa den Stellenwert, als würde er ein Rhinozeros im Zoo beobachten und feststellen, dass es sicherlich schwer an seiner Haut zu schleppen hatte. Insgesamt wusste er deswegen natürlich nicht, was schwul bedeuten sollte, bis auf, dass man es heutzutage zu fast allem sagte, was einem nicht gefiel, aber das musste kein Anhaltspunkt sein. Er war, was alberne Gerüchte wie Liebe anbelangte, irgendwo zwischen Märchen und der Feststellung stecken geblieben, dass es so etwas nicht gab, in keinem Falle aber wäre ihm eingefallen, dass man dazu auch kein Mädchen brauchen könnte... so viel also zu unschuldig.
Er hatte sich also nur an den Arm seines Mitbewohners gekuschelt, weil er kein Kuscheltier dabei hatte, mit dem er besser einschlafen konnte, außerdem rückte er immer automatisch zu der einzigen Wärmequelle hinüber. Da er schon fast in die Arme des Morpheus entschwunden war, als Gaki seinen Arm doch noch als Kopfkissen zur Verfügung stellte, störte ihn auch jegliche olifaktische Belastung nicht weiter, selbst wenn er zu einem anderen Zeitpunkt vielleicht gemeckert hätte. So murmelte er nur noch etwas, das man beim besten Willen nicht mehr verstehen konnte und entspannte sich noch weiter, bis seine Brust sich langsam und bedächtig hob und ein feines Säuseln vermutlich indizierte, dass er eingenickt war. Sah er nicht goldig aus, wenn er schlief? Nicht nur, dass in seinem Clan das süße Blondchen sozusagen mit vererbt wurde, er wies zudem immer noch ein Kindchenschema auf, das sicherlich vielen Menschen das Herz würde schmelzen lassen. Gaki sicherlich nicht, aber das hatte ja auch niemand erwartet.
 
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Akeno war ja so goldig.
Nicht einmal ein kitschiges Plüschhäschenkostüm hätte ihn noch niedlicher machen können, so wie er ganz allein in dem riesengroßen Bett lag, ausgebreitet wie ein aufgeschlagenes Buch. Als Rakugaki sich mit einer vorsichtigen Drehung aus dem Gefahrenradius beförderte, der etwa die Armreichweite des kleinen Jungen darstellte, warf er einen kurzen Blick auf das unglaublich unschuldige Gesicht und hielt inne, um es eine Weile zu betrachten. Der durch die gigantischen Fenster scheinende Mond warf ein silbernes Licht auf den Blonden, ließ ihn geradezu unwirklich erscheinen. Niemand konnte so rein sein, das war einfach nicht möglich. Die Welt war grausam, alles Schöne war nur eine weitere Masche. Das Glück war ein alter Mann, der kleinen Kindern wundervolle Süßigkeiten anbot, aber das wahre Leben war nun einmal die tränengetränkte Luftmatratze, die es mit seinen hellen Strahlen tarnte. Für jede gute Erinnerung gab es eine schlechte, so lief das nunmal. Er selbst würde niemals Ruhe in einem Bett finden, sich niemals wohlfühlen, wenn eine andere Person neben ihm lag und ihn knuddelte. Es würde immer und ewig einen schrecklichen Nachgeschmack haben, so als hätte er in einen verwurmten Apfel gebissen. Rakugaki war übel, wenn er nur daran dachte, zu was für einer Handlung er sich gerade hinreißen hatte lassen, er wollte sich übergeben, direkt auf den schlafenden Engel, um ihm zu zeigen, dass es soetwas wie unbehelligten Schlaf nicht gab. Man musste immer Angst haben. Wann würde Akeno das lernen?
Einen leisen Seufzer ausstoßend, durchquerte der Sprayer den Raum und lehnte sich gegen eines der Fenster, fühlte die kühle Scheibe an seinem nackten Oberkörper. Immer wieder warf er einen Blick auf seinen besten Freund, ließ seine Augen zu der von seinem Standpunkt aus gut sichtbaren Tür huschen. Er hatte niemanden gehabt, der über seinen Schlaf gewacht hatte, aber seit er den Yamanaka kannte, hatte dieser keine Nacht alleine verbracht. Selbst, wenn Rakugaki auf Streifzüge ging, kam er immer wieder zurück oder entfernte sich nicht allzu weit. Manche mochten es einen kranken Beschützerinstinkt nennen, der Akeno einschränkte, ihn an ihn band wie ein Sklave. Aber in Wirklichkeit war der Kleine einfach nur das Spiegelbild des schwarzen Klumpens, der in seiner Brust saß und ihn dazu zwang, weiterzuleben. Sein Herz, sozusagen, bestrahlt von silbernem Licht. Und wer war schon so blöd, sein Herz offen und verletzlich liegen zu lassen, hm?
 
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Und Akeno bekam davon natürlich nichts mit, weil er einfach nur schlief und das nicht mit offenen Augen konnte. Stattdessen träumte er eine Reihe kurzer und irgendwie so verrückter Träume, dass man sie gar nicht erst zu beschreiben versuchen sollte, teilweise am ehesten vergleichbar mit farbig oszillierendem Nebel, der sich zu Formen und Figuren verband, um dann im nächsten Augenblick die Geschichte zu wechseln und die Tiere, die eben noch friedlich gegrast hatten, in einen ausbrechenden Vulkan verwandelte. Natürlich alles durch die Augen eines Junkies auf LSD gesehen, dabei hatte der Yamanaka noch nie Drogen genommen. Sicherlich musste er eigentlich Psychopharmaka schlucken, aber das war ja erstens etwas anderes und zweitens tat er es eh nicht. In seiner Tasche war eine kleine Dose mit Pillen, aber die rührte er eh nicht an, selbst wenn er nicht mehr zurecht kam, dazu konnte er sich im Allgemeinen nicht überwinden. Obwohl, er hatte es genau einmal geschafft, das war bei seiner Geninprüfung gewesen und da auch nur, weil er kein weiteres Jahr dort hatte verbringen wollen. Man gab sich nicht erst große Mühe, um dann an einer Prüfung aufgrund von grenzwertig kindlichem Verhalten zu scheitern, das tat selbst Akeno nicht. Akeno auf richtigen Drogen wäre aber mal ein interessantes Experiment, das allerdings in ziemlichem Chaos enden könnte, aber damit musste man doch generell immer rechnen, wenn man mit ihm zu tun hatte.
Albträume kamen so gut wie nie bei Akeno vor, was nicht daran lag, dass sei Leben bisher Wolke sieben gewesen war, sondern eher, dass die unschönen Dinge eher subtil waren und sich nicht auf den Punkt bringen ließen. Die einzigen Personen, von denen er beispielsweise negativ träumen konnte, waren seine Eltern und die hatten sich ja vor allem durch Abwesenheit in sein Leben gefräst. Man konnte nicht von jemandem träumen, der nicht da war... oder? Tatsächlich aber schließ der Yamanaka diese Nacht nicht besonders ruhig. Er bewegte sich generell immer im Schlaf, aber diese Nacht waren seine Bewegungen eher abgehackt, sein Gesicht wurde immer verzogener, nicht mehr so friedlich oder gar lächelnd, wie das oft der Fall war. Auch wenn es sicherlich von großem Interesse war, was genau er träumte, er wusste es schon nicht mehr, als er aufwachte, nur ein schlechtes Gefühl blieb in seiner Magengegend zurück, das ihn bei kurzem Nachdenken an das erinnerte, was er verspürte, wenn er irgendetwas falsch gemacht hatte, so eine Art schlechtes Gewissen. Er hatte keine Ahnung, ob er überhaupt etwas gesehen hatte, aber je angestrengter er sich daran zu erinnern versuchte, desto nebeliger wurde alles, klare Bilder rannen durch seine Finger wie Wasser. Hatte es überhaupt Bilder gegeben? Hatte er vielleicht einfach nur schlecht gelegen und daher dieses körperliche Unbehagen auf eine kognitive Ebene erhoben? Hm... er hatte keine Ahnung, aber dieser Traum hatte leider dafür gesorgt, dass der so unglaublich launenhafte Akeno eher miesepetrig in den Tag startete. Vor allem machte ihn auch die Tatsache, dass Gaki auf den ersten Blick verschwunden war, nicht gerade fröhlicher. Er entdeckte ihn schließlich anhand des Schnarchens identifizierbar am Fenster und rollte sich aus dem Bett, um auf allen Vieren zu ihm zu krabbeln und mit schlanken Fingern vorsichtig in seine Seite zu piksen. Vielleicht war er ja besser drauf, wenn er aufwachte und erst einmal durchgekitzelt wurde! War das denn keine unglaublich gute Idee?!
 
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Zwar konnte man bei Akeno durchaus von einer gewissen Grundintelligenz ausgehen, doch war diese eher weniger dazu geeignet, gute Ideen zu produzieren. Wäre das anders, dann würde sich Rakugaki nicht ständig in Situationen wiederfinden, in denen er den Buhmann spielen musste und sein kleiner Freund hätte eindeutig weniger oft mit blauen Flecken und Ähnlichem zu kämpfen, so wie auch vermutlich demnächst, denn der Tritt, der das auf dem Knien sitzende Blondchen über den Holzboden nach hinten schlittern lassen sollte, sah nicht sonderlich zärtlich aus. Grunzend wie immer, wenn sich über Nacht der Rotz in seiner Nase angesammelt hatte - heute ganz außerordentlich stark, denn er hatte sie zudem noch an einer Fensterscheibe plattgedrückt - rappelte sich der Dunkelhaarige also auf und begab sich elegant wie ein Bär im Winterschlaf auf die Hinterpfoten. Verdutzt betrachtete er Akeno für einen Moment, begann dann jedoch, sich anzuziehen, immernoch alles in der verschlafenen Zeitlupe, die ihm morgens so zu Eigen war. "Wir müssen uns eine Möglichkeit überlegen, wie wir Dame-Yuuta transportieren können." Tragen würde er den dicken Mann jedenfalls nicht, aber das war vermutlich auch dem momentan recht unbeachteten Blonden klar. "Ich werde mich mal umsehen, ob irgendwo ein Karren ist. Kümmere du dich um unsere Gefangenen und mach sie aufbruchsfertig." Eine klare Ansage. Sensibel wie er war, hatte er nichts davon mitbekommen, dass Akeno vielleicht nicht ganz so wunderbar ausgeschlafen und fröhlich wie immer war, aber das tat nun nichts zur Sache. Sicher würde auch der Blondschopf wieder lächeln, wenn sie erst einmal an ihrem Zielort angekommen waren. Konnte sich nur noch um Jahre handeln.
 
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Gut waren seine Ideen durchaus manchmal, aber oft waren sie nicht besonders zweckdienlich. Eigentlich war es doch nett, wenn er ihm nicht morgens früh einen nassen Waschlappen ins Gesicht drückte, sondern versuchte, ihn wach zu kitzeln, oder? Natürlich war das immer ein wenig riskant, aber das vergaß der Yamanaka mit Vorliebe einfach jedes Mal aufs Neue, sodass er auch immer wieder überrascht war, wenn er eine gewaltvolle Antwort bekam. Normalerweise steckte er das allerdings ziemlich zuverlässig weg, nicht etwa, weil seine körperliche Verfassung es ihm erlaubte, sondern vor allem, weil er einfach oft so gut drauf war, dass sein Geist gar keine Lust hatte, sich wegen einer solchen Lappalie aufzuregen. Immerhin beschäftigte sich der Sprayer dann mit ihm, das war schöner, als wenn er ignoriert wurde, auch wenn er davon blaue Flecke bekam. Die störten ihn nur wenig, denn solange er geistig einigermaßen auf der Höhe war, konnte er ziemlich alles tolerieren. Dummerweise war Akeno heute nicht gut drauf. Man war es zwar von ihm gewöhnt, dass er bis über beide Ohren strahlte, aber im Grunde genommen war er eine wandelnde Zeitbombe, dessen Countdown in vollkommener Unregelmäßigkeit herunter zählte. Manchmal war er wochenlang prima drauf, manchmal dauerte eine solche Hochphase auch nur ein paar Tage an. Ein so launischer Mensch wie er war ziemlich unmöglich einzuschätzen, so hätte er auf den Tritt, der seine Schulter traf und ihn erst einmal ein paar Meter zurück warf, mit einem Lachen reagieren können, er hätte darüber meckern können, sich gleich noch einmal auf den Dunkelhaarigen stürzen können... aber er tat nichts davon. Er blieb einfach genau da auf dem Rücken liegen, wo er gelandet war und fing an zu heulen. Einfach so, nicht einmal, weil es so besonders weh tat, sondern einfach weil ihm gerade zum Heulen zu Mute war. Das Problem, welches den Yamanaka verfolgte, war, dass er seine eigenen Emotionen weder verstand, noch kontrollieren konnte und wenn der Damm in seinem Geist, der etwa die Höhe und Effektivität einer Bordsteinkante besaß, einmal brach und große Krokodilstränen aus seinen blauen Augen drangen, gab es auch nichts, was sie wieder zurück drängen konnten. Er selbst ließ es nicht zu, dass er den Tränenstrom, der unter lautem Schluchzen aus ihm hervorbrach, eindämmen konnte, es kam ihm nicht einmal in den Sinn, stattdessen kugelte er sich plötzlich zusammen und klammerte die kleinen Hände um die Schläfen und kniff die Augen zusammen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man ihn durchs halbe Haus hören konnte, war relativ groß, denn er gab sich wahrlich keinerlei Mühe, seinen Weinkrampf auf eine gewisse Lautstärke zu beschränken. Als nächstes würde er wohl mit den Beinen strampeln oder sonst etwas infantiles tun, das wusste er selbst nicht. Er war sich ja nicht einmal bewusst, was er hier tat und wäre nie auf die Idee gekommen, dass es nicht angebracht war...
 
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Was zum ...?
Obwohl in seinem Inneren spontan ein Feuerwerk wütete und er dazu versucht war, eines seiner in allen möglichen Taschen steckenden Kunai zu nehmen und es sich direkt in's Herz zu stoßen, einfach, weil er eben konnte, sah man ihm nichts davon an. Stillschweigend ging Rakugaki zur Tür, legte eine Hand auf die Klinke und schloss eben diese, ganz lässig. Seine Atmung wurde ruhig, folgte Übungen, die ihm von einer Yamanaka antrainiert worden waren. Normalerweise benutzte er diese, um anderen Leuten das Leben zu retten, denn die Verlangsamung seiner Atemzüge beruhigte ihn ungemein, doch es gab Fälle, in denen er diese Technik gegen sich selbst anwendete. Absolut ruhig zwang er sich, die Augen zu seinem besten Freund zu wenden, blickte jedoch gleich wieder weg, da sich sein Gesicht innerhalb eines Sekundenbruchteils verzerrte. Was war denn nun nur mit dem Blonden los? Rakugaki hatte doch nicht anders gehandelt als sonst und ihm ganz sicher nicht wehgetan. Er hatte ihn schon an ungünstigere Stellen getreten, mit bedeutend mehr Kraft, wieso lag er also nun da wie ein misshandeltes Hündchen und weinte sich um Kopf und Kragen? Natürlich. Er kam sich sofort unendlich dumm vor, die Schuld bei sich gesucht zu haben. Es war ein Anfall, das war klar. Es kam vor, aber auch dafür war er da. Dass er mit solchen Situationen umgehen konnte, hatte ihn überhaupt erst dazu qualifiziert, mit dem Yamanaka zusammenzuziehen. Da er demnächst aufbrechen wollte, möglichst, ohne sich selbst umbringen zu müssen, denn diesen Drang spürte er ständig in sich aufsteigen, wenn Akeno weinte, was eigentlich nicht oft vorkam, er war ein taffer Junge, blieb keine Zeit zu verlieren. Schnellen Schrittes begab sich der Dunkelhaarige also zu der zusammengerollten Kugel mit Wasserüberfluss, entrollte eben diese mit sanfter Gewalt und stellte sich breitbeinig über den Blonden, die Hände auf die Knie gestemmt, so dass er dem Kleinen direkt in die Augen sehen konnte und dieser eingepfercht genug war, sich nicht umwenden zu können. Mit dumpfer, sonorer Stimme begann Rakugaki nun ein Lied zu summen, als wäre es das Normalste auf der Welt, ganz so, als wäre Akeno kein Teenager sondern einfach nur ein weinendes Kleinkind, das man beruhigen musste. Normalerweise hätte ein Elternteil den Jungen sicher noch gewiegt, aber das gestaltete sich bekanntermaßen schwierig bei jemanden wie ihn. Blieb abzuwarten, ob diese einfache Methode helfen würde, das Kindliche in dem Blonden hervorzukitzeln. Wenn nicht, musste er sich eben etwas Anderes überlegen. Wie beispielsweise, seinen Mund zuzukleben und ihn mitsamt Yuuta auf den mutmaßlichen Karren zu schnallen.
 
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Netter Versuch, aber leider war er von vorne herein zum Scheitern verurteilt gewesen, denn wenn Akeno erst einmal abdrehte, dann war es schwer, ihn wieder davon abzubringen. Er wäre doch erst gar nicht in der Psychiatrie gelandet, wenn es so einfach wäre, mit ihm umzugehen, oder? Wenn man ihm einfach nur ein Kinderlied vorsingen müsste, damit er wieder normal wurde, dann hätte man genau das getan und es hätte seine Sensei sicherlich nicht allzu lange bei ihm gehalten. Das Dumme war eben, dass es keine bestätigte Möglichkeit gab, den kleinen Jungen wieder auf den Boden zu bringen, wenn er seine Medikamente nicht genommen hatte. Manchmal funktionierte das eine, manchmal versagte man damit kläglich, aber durch ein Kinderlied war die Wahrscheinlichkeit auf Erfolg recht gering. Zudem musste man aufpassen, denn ein heulender Akeno konnte manchmal ungewollt gewalttätig werden, wenn er das nicht das Gefühl bekam, dass sich irgendetwas änderte. Wenn er so drauf war wie jetzt, dann hatte er sich selbst nicht im Griff und steigerte sich in seinen Ärger noch mehr herein, wenn er eben bemerkte, dass er mal wieder an sich selbst versagte. Gaki wiederum hatte in dem Bestreben, den Jungen möglichst wenig zu berühren, den größten Fehler gemacht, den er hätte machen können: Wäre das hier ein Kampf gewesen, so hätte er eine Öffnung in seiner Verteidigung hinterlassen, die dummerweise mit dem Fuß des Yamanaka recht einfach zu erreichen war. Immerhin stand er breitbeinig über einem Jungen, der kurz davor war, wie ein Kleinkind zu strampeln, wenn das nicht riskant war, was war es dann?
Gaki hatte also nur die ersten paar Takte gesummt, als sich der Oberkörper des Jungen plötzlich einmal schnell herumwarf und er den Kopf schüttelnd das linke Bein vorschnellen ließ, das den Größeren aufgrund der sehr unvorteilhaften Haltung mitten in die Weichteile traf. Akeno bemerkte davon relativ wenig, sondern heulte einfach weiter, die Augen fest geschlossen und so wenig aufnahmefähig, dass man wahrscheinlich auch ein Orchester hätte neben ihm spielen lassen können und er hätte es nicht bemerkt. Vielleicht sollte der Kleinere nun eher die kleinere Sorge sein, denn er wusste schon, wie Gaki auf zu etwas reagierte - davon abgesehen, dass es ziemlich weh tun musste, denn wenn er seine Bewegungen nicht kontrollierte, setzte er alle Kraft, die in ihm steckte, unwillkürlich ein.
 
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Ding-dong. Jackpot. Bull's Eye. Arrow to the knee. Wie auch immer man es ausdrücken wollte, Akeno hatte den Dunkelhaarigen, der doch eigentlich nur helfen hatte wollen mit einem Mal sämtliche Lebensfunktionen geraubt. Die Luft wich aus seinen Lungen, die Arme schossen nach oben, Hände umklammerten das getroffene Körperteil und über siebzig Kilo krachten rückwärts auf den Boden. Verdammter Mist, das hatte er nicht bedacht. Wie war er darauf gekommen ... Wie dumm von ihm! Von ihm? Der blonde Dreckskerl hatte ihm in die Eier getreten, das war seine Schuld! Da versuchte man einmal zu helfen ... Rakugaki wimmerte leise vor sich hin, während die Tränen in seine Augen stiegen, ähnlich gekauert wie Akeno lag er nun ebenfalls leicht weinend herum und brauchte einige Sekunden, ehe er sich wieder traute, die Beine zu spreizen. Es tat höllisch weh. Natürlich tat es das. Das war nicht nur ein Tritt in die Weichteile, das war ein Nussknacker gewesen. Die Supernova unter den Kastrationen. Und wie gewöhnlich reagierte der Sprayer nicht etwa mit Wehklagen auf seinen Schmerz, denn er hatte schon früh gelernt, dass das überhaupt nichts brachte, sondern mit heißer Wut. Nichts betäubte Qual besser als die anderer, und so machte er überhaupt keine Anstalten aufzustehen, sondern rollte sich einfach mit reichlich Schwung über den Boden, landete mit wehenden Haaren auf Akenos Bauch und packte den kleinen weinenden Jungen am Kragen. Er war bedeutend schwerer als der Kleinere und drückte mit all seinem Gewicht auf dessen Mitte, hob die Fäuste. Einige Male bearbeitete er damit das Gesicht des Yamanaka, knurrte dabei wie ein tollwütiger Hund, ehe er schließlich seine Handgelenke erfasste und diese gewaltsam auf den Boden drückte. Schwer atmend saß er auf dem Kleineren, musste sich gewaltig zusammenreißen, ihn nicht vollkommen fertig zu machen und war kurz davor vor Schmerz in Tränen auszubrechen, jetzt, wo seine Wut langsam wieder abzuflauen begann. "Bist du vollkommen übergeschnappt, du Riesenidiot?!", zischte er, leise, denn Rakugaki schrie nicht, wenn er wütend war, er flüsterte. Und er war gerade ziemlich sauer. Da konnte er ruhig sein Knie noch etwas in den Bauch des Kleineren drücken, nicht, dass der wieder anfing durch die Gegend zu strampeln. Wenn er die sanfte Tour nicht fraß, würde er ihn eben so lange festhalten, bis er nicht mehr konnte. Klang nach einem guten Plan.
 
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Wo er gerade nur einfach aus reinem Reflex und vollkommen ohne Grund geheult hatte, rannen nun echte Schmerzenstränen aus den weit aufgerissenen, babyblauen Augen, tröpfelten langsam über seine geröteten Wangen und durchnässten die blonden, herab hängenden Haare. Er hätte zu gerne nach seiner Nase getastet, weil er ein wenig das Gefühl hatte, als sei diese zerschmettert, aber seine Handgelenke ließen sich auch nicht so recht vom Boden lösen, sondern schienen per Schraubstock fest genagelt zu sein. Trotzdem machte er einen eher schwächlichen Versuch, daran zu rütteln, was ihm nur die Sicherheit bescherte, dass es besser lassen sollte, wenn er sich nicht die Hand brechen wollte. Da der Größere seine Hände erst zum Schluss in Beschlag genommen hatte, hatte er Anfangs als er bemerkt hatte, was hier abging - und das hatte nicht lange gedauert, schließlich bemerkte es sogar ein vollkommen geistig Behinderter, wenn man ihm 70 Kilogramm in den Magen warf- versucht, sein Gesicht gegen die Schläge zu schützen, was aber aufgrund von mangelnder Multitaskingfähigkeit ziemlich scheiterte. Immerhin war seine Sicht noch immer von einem Tränenschleier verdeckt gewesen, er hatte versucht, sich unter dem Gewicht hervorzuwinden und war gleichzeitig ein wenig überrascht gewesen, denn er hatte im Grunde genommen nicht einmal mitbekommen, dass er seinen Mitbewohner unschön getroffen hatte. Sein Kopf war zu erfüllt gewesen von seinem eigenen Heulen, zu ärgerlich darauf, dass er es nicht unter Kontrolle bekommen wollte, als dass er bemerkt hätte, dass sein Fuß dumm getroffen hatte. Irgendwie war es sogar relativ kontraproduktiv geworden, denn so war sein Finger umgeknickt und tat ebenso weh, wie seine Nase, auch wenn wahrscheinlich weder noch gebrochen war. »Aua...«, wimmerte er leise, als er vorsichtig die Unterlippe zwischen die Zähne sog und Blut schmeckte und noch eine Träne kullerte über seine Wange, auf der sich besonders im Bereich des Jochbeins ein Bluterguß ankündigte. Immerhin war er aus dem Heulkrampf heraus, aber dafür hatten sie nun eben einen Yamanaka, der mit zerschundenem Gesicht unter seinem Teampartner lag und sich so hundeelend fühlte, dass er sich am Liebsten verkrochen hätte. Offenbar hatte er etwas falsch gemacht, zumindest nach der Mimik Gakis zu schließen, der diesmal wirklich sauer auf ihn schien, aber es war vor allem die Tatsache, dass er mal wieder nicht nachvollziehen konnte, warum er so gehandelt hatte, die ihn ärgerte. Er hatte keinen blassen Schimmer, was ihn geritten hatte, dass er mit solcher Intensität auf einen einfachen Tritt reagiert hatte, er wusste nur, dass er sich nun wieder einigermaßen gefangen haben sollte, aber anstatt es ihm zu vereinfachen, sich nun wieder wie ein normaler Vierzehnjähriger zu benehmen, machte es ihn absolut wahnsinnig, dass er sich schon wieder so einen blöden Fehltritt geleistet hatte. Außerdem tat dieser Grobian ihm weh, seine Lippe blutete und er hatte nur noch Lust, sich irgendwo hinzulegen und zu schlafen, so sehr war seine Motivation zusammen geschrumpft. »Ich hab' keine Lust mehr...«, maulte er zwar mit ein wenig aufmüpfiger, aber dennoch deutlich kleinlauterer Stimme, weil er ein wenig Sorge hatte, dass er dafür gleich noch einmal Schläge beziehen würde, »Ich will nach Hause...«
 
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Dass Akeno nach allem, was Rakugaki ihm gerade angetan hatte ausgerechnet nach Hause wollte - dem Ort, bei dem es absolut sicher war, dass er seinen Peiniger treffen würde, verwunderte den Schwarzhaarigen nur wenig. Er hatte nicht damit gerechnet, dass der Blonde sauer auf ihn sein würde, das erledigte er schließlich selbst. Immerhin hatte er sich auf einen kleineren, schwächeren Jungen gestürzt und diesem trotz vollkommener Überlegenheit das Gesicht so zerschlagen, dass dieser nun blutete und danach bat, nach Hause zu gehen. Das war ein bisschen, als würde er nach seiner Mutter rufen, oder? Akeno hatte keine Mutter, die er bei sich haben wollen konnte, demnach kam ihre Wohnung dieser Funktion wohl am Nächsten. Ekelhaft, dass er seinen besten Freund dazu getrieben hatte. Wie immer verrauchte seine Wut schnell wieder, wenn es um den anderen Genin ging, machte Schuldgefühlen Platz. Eine ganze Weile war Rakugaki unfähig, sich zu bewegen, doch dann ließ er langsam, vorsichtig, die Handgelenke des unter ihm Liegenden los und macht einen Hüpfer von seinem Körper weg. Seine Atmung ging wieder vollkommen ruhig, als er sich das Handtuch vom Vortag griff, welches er im Raum liegen gelassen hatte, mit dem Zeigefinger eine kleine Schlaufe bildete und damit vorsichtig gegen die blutende Lippe des Kleineren drückte. "Wir können nicht heimgehen, wir haben eine Mission", murmelte der große Junge mit seiner typischen monotonen Stimme, ohne jedes Wort der Entschuldigung, und legte dann eine Hand auf Akenos Bauch, drückte mit den Fingerspitzen dorthin, wo sein Knie ihn gerammt hatte. Für einen Moment kehrte der Ekel über die Berührung zurück, doch die aufwallende Sorge um seinen besten Freund war - zumindest für den Augenblick - wichtiger. Und brachte seine Hand zum Zittern. Nach ein paar Mal wütendem Fäusteballen war das aber wieder in Ordnung."Tut das weh wie ein blauer Fleck oder als wäre drinnen 'was kaputt?" Die grauen Augen hoben sich kurz, scannten das Gesicht des Blonden, wanderten dann wieder auf den Boden und falteten höchst beschäftigt eine neue Schlaufe in das blutige Handtuch. Wenn Akeno nun eine Racheaktion plante, würde er sich sicher nicht wehren. Er hatte es noch mehr als sonst schon verdient, richtig verprügelt zu werden. Der Selbsthass nagte an seinen Eingeweiden und hinterließ einen metallischen Geschmack auf seiner Zunge.
"Du sitzt auf dem Karren, du musst gar nich' mehr gehen, aber wenn wir umkehren werden wir nich' bezahlt, Akeno."
 
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Das kleine Häufchen Elend mit den großen blauen Augen schniefte einmal und blickte nur stumm zu Rakugaki hoch, ehe es die Hand ausstreckte und dessen Zeigefinger umschloss. Er drückte nicht etwa besonders fest zu oder tat sonst etwas gemeines, es schien mehr, als kompensiere er damit eine weitere Übersprungshandlung, wie zum Beispiel das Näschen im Shirt des Anderen zu vergraben und dort von neuem loszuheulen. Ansonsten reagierte er einfach überhaupt nicht auf die Worte des Sprayers, sondern ließ sich von ihm ohne Murren die Lippe abtupfen und blinzelte nur auf die Frage, ob es sich was schlimmeres getan hatte, ehe er leicht den Kopf schüttelte. Nein, er hielt deutlich mehr aus, als man ihm zutrauen würde, außerdem maß er seinem körperlichen Zustand gerade weniger Bedeutung bei, als der Tatsache, dass er geistig in eine Art Starre verfallen war, die ihn vom Niveau eines Kleinkindes auf das eines Vierzehnjährigen mit Ansätzen von Autismus zurückstufte. Ja, vielleicht hatte er tatsächlich manchmal gerne eine Mutter, die sich statt ihrem Alkohol ihrem verbliebenen Kind annahm und ihn lieb hatte, aber das würde er sicherlich niemals so sagen. Akeno mochte seine ganze Familie nicht besonders, da er zwar jedes Clanmitglied über das Clanritual kannte, aber sich die Angehörigen, mit denen er näher zu tun hatte, ihm gegenüber nicht gerade mit Ruhm bekleckert hatten. Da war sein Vater, der verschwunden war, als er fünf war und seine Mutter, die er nicht ausstehen konnte. Und Miyuki, die er allerdings schon allein deswegen nicht komplett mochte, weil er sie an einem Ort kennen gelernt hatte, den er nicht besonders vermisste. Die einzige Person, die so etwas wie die Rolle einer Familie für ihn einnahm, war der Junge, dessen Fingerspitzen in seinen Bauch drückten, obwohl er offenbar nicht einmal damit richtig zurecht kam. Man konnte es insofern vielleicht sogar einen Fortschritt nennen, dass er nur den Finger des Genin umklammert hielt und nicht noch mehr, oder? »Es ist so kalt hier...«, murmelte er und blickte sich mit einem Ausdruck um, als verwunderte es ihn, dass er sich in einem unbekannten Schlafzimmer befand und das Bett nicht an der Decke klebte. Ein wenig träumerisch, wenn auch eher angespannt und nervös, konnte er einem vorkommen, in jedem Falle aber ziemlich abwesend. Apathisch. »Ich mag keine Kälte...« Und damit schlang er die dünnen Arme um den Oberkörper und zog die Beine vor die Brust, ehe er langsam begann, vor und zurück zu wippen.
 
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Kälte ... Auch Rakugaki mochte sie nicht. Brennender Schmerz, siedene Wut und überkochendende Emotionen waren dem Sprayer soviel mehr vertraut, zu einer Art Heimat geworden. Obwohl man häufig sagte, dass Hass eiskalt war, hatte er bisher immer eine Glut damit geschürt, einen inneren Maschinenofen, der ihn am Leben erhielt. Und dennoch waren die schlimmsten Dinge in seinem Leben immer kalt gewesen. Die Kammer, in die sein Onkel ihn mit unregelmäßiger Regelmäßigkeit gesperrt hatte, dessen Hände, die oft nur Sekunden zuvor eine eisgekühlte Bierdose geext hatten. Er hatte gelernt, dass Kälte mit Gefahr gleichzusetzen war und sich deshalb instinktiv in das entgegengesetzte Milieu geflüchtet: Die Hitze. Ebenso zerstörerisch, doch lebendig, zuckend, fressend. Wie ein Parasit nagte sie an seinen Innereien, normalerweise, erinnerte ihn daran, dass er am Leben war. Doch als Akenos Hand seinen Finger umfasst hatte, war eine Kälte in seine Glieder gekrochen, ein unangenehmes Gefühl des Verlassenwerdens. Körperlich war sein bester Freund noch genau da, direkt neben ihm, aber geistig hatte er sich verabschiedet. Wie lang, das wusste Rakugaki nicht, doch er hoffte, dass der Zustand nicht lange anhalten würde, befürchtete er doch, dass der Blonde irgendwann nicht mehr zurückfinden würde. Vor seinem Geist konnte er ihn nicht beschützen, wenn er darin verloren ging, war er hilflos. "Ist okay", murmelte er also plötzlich, ehe er sich noch einmal über den Kleinen beugte und in seine Jeanstasche griff. Ohne viel Federlesen förderte er ein kleines Kästchen zu Tage, was nach Öffnung eine hübsche bunte Pille freigab. Mit sanfter Gewalt schob er sie dem Yamanaka zwischen die Lippen und hoffte, dass dieser einfach schlucken würde. Manchmal musste man dafür sorgen, weiterzukommen. Und wenn er es nicht freiwillig tat, verhalf man ihm eben zu seinem Glück. Kein Problem. Wirklich. Es war aber auch wirklich kalt hier. Seine Hände zitterten schon wieder. Am besten, er schloss das Fenster und ließ Akeno ein bisschen weiterwippen ... Doch natürlich bewegte sich Rakugaki keinen Milimeter, riss stattdessen seinen Finger aus der Umklammerung, klemmte die Hände unter die Achseln und beobachtete den Kleineren mit unverhohlen besorgter Miene.
 
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Das Krux an Medikamenten war, dass sie nicht gut schmecken sollten, weil man Drogenmissbrauch vorbeugen wollte. Antidepressiva waren da anders, da sie keine Suchtgefahr darstellten, aber Akenos Medikamente gehörten nicht in diese Kategorie. Sie waren von Miyuki eigens zusammen gebastelt worden und auf die seltsame Situation des Jungen zurecht geschustert, hatten aber eine Maximaldosis... und schmeckten ziemlich mistig. Das taten sie, weil Akeno zwar ungerne seine Medizin schluckte, aber in manchen Phasen sonst sicherlich alles auffuttern würde, was ihm über den Weg lief - und das wäre bei solchen Dingen geradezu gefährlich. Allerdings befand er sich in einer Phase, in der er dermaßen apathisch war, dass er wahrscheinlich so ziemlich alles schlucken würde, was man ihm vorsetzte, weswegen sich sein Kehlkopf schon wenige Sekunden nachdem der bittere Geschmack seinen Mund erfüllte, einmal hob und wieder senkte, sich das Gesicht aber nicht verzog. Es schmeckte zwar durchaus ekelig, aber es war ihm einfach so egal, dass er sich nicht die Mühe machte, das kund zu tun. Er war tatsächlich nicht mehr ganz in dem kalten Raum, der ihm auf einmal so fremd geworden war, waberte irgendwo anders herum, während ihm alles um ihn herum so gleichgültig war, dass man auch alles in Brand setzen könnte und er würde sich nicht rühren. Faszinierend an diesem Zustand war zudem immer wieder, dass er tatsächlich nichts denken konnte. Man sagte ja, dass man zumindest beim Schlafen immer träumte, aber auch sonst dachte man doch meistens etwas. In Akenos Kopf herrschte allerdings gerade ein wenig Flaute, was hochtrabend philosophische Ideen anging, die er selbst ja auch manchmal verfolgte. Meistens drehten sie sich sich dann aber tatsächlich um Fliegen oder etwas dermaßen Triviales.
Es dauerte nur erstaunlich kurz, bis die Wirkung der kleinen Kapsel eintrat, oft brauchte sie deutlich länger, bis sich auch nur ein geringer Effekt einstellte. So aber merkte der Yamanaka schon nach wenigen Minuten, wie sich eine Art Staubsauger in seinem Kopf anstellte, der ihn wieder zurück sog, wie die Leere um ihn herum sich zu lichten begann und er die Dinge langsam aber sicher wieder klarer zu sehen begann. Das Erste, was er bemerkte, war zudem die Tatsache, dass er auf dem Boden saß und unnütze Dinge tat - nämlich nichts - die ihre Mission behinderten. Ihre erste, wirkliche Mission zudem noch, was bedeutete, dass sie für ihn sehr wichtig war. Diese Einschätzung war neu, zumindest für den heutigen Tag. Er handelte nicht besonders klug, sondern eher absolut unhilfreich und eigentlich waren sie die größten Idioten der Welt, dass sie ihren verletzten Auftraggeber gestern einfach so hatten liegen lassen! »Oh verdammt... irgendwer sollte sich mal um Yuuta kümmern!«, meinte er mit plötzlich sehr alarmierter und gefühlt Jahre älteren Stimme, sprang geradezu auf und marschierte geradewegs zu seinen Sachen, in die er in Windeseile schlüpfte udn noch während er sie zurecht zuppelte, die Tür öffnete und hindurch schlüpfte. Irgendwie verlief bisher alles viel zu chaotisch, dagegen würde er wohl etwas tun müssen!
 
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Es war jedes Mal, als hätte jemand eine Glühbirne in die Fassung gedreht, wo zuvor nur Spinnweben und Staub geherrscht hatten. Auf erstaunliche Art und Weise leuchtete der Blondschopf seines kleinen Freundes vor neu gewonnener Intelligenz, während Rakugaki sich erhob und darauf wartete, dass sich die Stecker irgendwo hinten in dessen Kopf miteinander verbanden. Wie lange die Kapsel wirken mochte, konnte man nicht wissen - das war immer wieder sehr überraschend - aber die Krise schien überstanden zu sein. Zufrieden blickte er hinter dem Davonhüpfenden her, sammelte ihre Ausrüstung zusammen und begab sich ohne große Eile wieder in den Raum, in welchem sie Yuuta und die Frau, deren Namen er nicht wusste oder schon vergessen hatte, zurückgelassen hatten.
Was ihn erwartete, hatte er sich bereits dank seiner lebendigen Fantasie ausgemalt. Wimmerndes Geheul von Unter-Schrank, ein resignierter Blick von der Dame, die angekettet war. Und Mushi-hime, welche sich faul und unberührt wie eh und jeh zwischen den beiden räkelte und ihrem Herrchen ab und an böse Blicke zuzuwerfen schien. Der Sprayer überlegte nicht lange, wem er sich zuerst widmen sollte und näherte sich direkt dem greinenden Händler, der sofort etwas von Schlägen jammerte. Also wirklich ... "Versuch'n wir mal das Ding zu heben. Wenn's nich' klappt, holen wir uns nen Hebel." Mit diesen Worten griff der Dunkelhaarige unter die Kante des Schrankes, das entsetzte Gesicht Yuutas nicht beachtend. Wenn er nicht so idiotisch gewesen wäre, wären sie jetzt nicht in dieser peinlichen Situation. Aber immerhin war es nicht ihre Schuld, dass dessen Bein vermutlich gebrochen war, sondern das Werk der Frau, welche immernoch irgendwie ängstlich wirkte. Alles nur Fassade ...?
"Auf drei ... eins ... zwei ..."
Die Muskeln in seinen Oberarmen spannten sich an, er ging in die Knie. Hoffentlich würden sie es schaffen, das Möbelstück anzuheben und Yuuta daraus hervorzuzerren - wenn nicht, wurde das Ganze bedeutend unangenehmer ... Für den Alten.
 
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Im Grunde genommen war Akeno wie ein Hochsicherheitssafe, der bis oben hin mit Diamanten und anderen Kostbarkeiten voll gestopft war - leider hatte der Schlüssel des Ganzen die dumme Angewohnheit, dauernd verloren zu gehen. Er war ja beileibe kein dummer Junge, er hatte nur die meiste Zeit seines Lebens keinen Zugriff auf die gewisse Grundintelligenz, die er besaß. Es war meistens so, als habe man einen Schleier über seine Logikschaltkreise gelegt und sie kurzgeschlossen. Die Medizin, die er eigentlich täglich nehmen sollte, sorgte dafür, dass sich dieser Schleier lüftete, wenn auch nicht für besonders lange. Blöderweise war Akeno ein elender Sturkopf, der sich meistens schlichtweg weigerte, sich auf Psychopharmaka zu verlassen, weil er sich dadurch in seiner persönlichen Freiheit beraubt sah - oder so. Kindlicher Trotz stand öfter mal zwischen ihm und seinem Ziel, aber wenn er es erst einmal über sich gebracht hatte - oder man ihm das Medikament einfach eingeflößt hatte, war ja auch möglich - ging alles schon deutlich besser. So machte er auch gar keine Zicken, sondern fasst an der anderen Seite des Schrankes an und stemmte sich gegen das Gewicht, sodass die beiden Jungen das Ding vom Bein des armen Händlers wuchten konnten. Dieser begann gleich wieder zu jammern, dieses Mal wahrscheinlich, weil seine Durchblutung wieder in Gang gesetzt wurde. »Das wird schon wieder«, versuchte der Blonde den Wimmernden zu beruhigen, »Wir verbinden das gleich und legen es hoch, in Konoha bringen wir Sie erst einmal ins Krankenhaus, einverstanden?« Es war wahrscheinlich mehr als ungewohnt, auch mal sinnvolles aus seinem Mund zu hören, aber so war der Junge eben, keinesfalls stringent oder auch nur einfach zu verstehen. Es war beinahe unmöglich, seine Handlungen vorauszusagen, denn wenn man ehrlich war... er wusste ja nicht einmal selbst, was als nächstes kommen würde. Obwohl es ihm momentan geradezu spielend einfach fiel, den Faden zu behalten, was man allein daran bemerkte, dass er, nachdem der Schrank auf den Boden gestellt worden war, sofort zu Yuuta eilte und dessen Bein begutachtete. Er hatte zwar eigentlich keine Ahnung von Medizin, aber eben auch nur eigentlich. Selbst ein Blinder hätte erkannt, dass das Bein gebrochen war, denn normalerweise war so ein Unterschenkelknochen nicht gewinkelt, oder?
 
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