Mit einem leisen Knirschen zerbrach ein dürres Ästchen unter den teuren, niegelnagelneuen Wanderstiefeln des kleinen Jungen. Ein unterdrückter Fluch verließ seine Lippen im Flüsterton, große, hellblaue Augen wanderten von links nach rechts, von oben nach unten, dann machte er eine hektische, aber doch grazile Drehung und suchte hinter einem Felsen Deckung. Angespannt gruben sich dürre Finger in die raue Oberfläche, während eine Steinspitze unangenehm in das Futter seiner Weste piekste. Verdammt, er war nicht dazu gemacht, zu schleichen. Er war ein Najikama. Najikama legten Strecken in Kutschen oder Sänften zurück. Sie mussten nicht wie ein unzivilisiertes Raubtier durch einen dreckigen Wald streifen, auf der Suche nach einem Verbündeten im Kampf gegen zwei andere Shinobi! Ein Übungskampf, püh! Wieso hatte er sich nur breitschlagen lassen...Ach ja, sein naturgegebener Perfektionismus und seine unübertreffbare Höflichkeit, die es ihm nicht erlaubt hatte, "Nein" zu sagen. Manno. Durch diesen Kampf würde er der Ehre der Najikama nur Schaden zufügen, insbesondere, wenn er verlor. Seine Sippe prügelte sich nicht mit niederen Menschen, dafür hatte man Leibwächter...Andererseits war er der erste Ninja in seiner Familie. Demnach galt diese Regel wohl nicht für ihn, schließlich war es sozusagen sein Job, sich mit anderen zu raufen und sich schmutzig zu machen. Was es nicht unbedingt besser machte. Atsui war gerne ein Shinobi, daran durfte man nicht zweifeln, aber er bevorzugte Tätigkeitsfelder, die etwas mehr Geschick und Geisteskraft verlangten. Es war kein Talent, zu kämpfen, nein, das richtige Genie ging klug Auseinandersetzungen aus dem Weg und sparte dabei wertvolle Zeit für die Mission! Was übte man also mit Übungskämpfen? Ganz davon abgesehen, dass er sich erst einmal hatte erklären müssen, was das denn genau war, fand er es immernoch nicht prickelnd, selbst, wenn er dabei irgendwelche Lektionen lernen sollte. Aber er war zu stolz, einfach abzuhauen. Ein Teufelskreis war das.
Während er so in Hasstiraden auf sich selbst und die Kampfkünste schwelgte, betrachtete er angewidert seine schlammbesudelten Stiefel und hielt eine Hand unter dem Hintern, um seine Weste nicht unnötig mit Matsch zu besudeln. Durch diese Position seiner Hand (POsition, ein Schenkelklopfer....) konnte er im Zweifelsfall auch schnell nach seinen Gürteltaschen greifen, in denen sich seine Waffen befanden. Waffen, wie primitiv. Konnte er denn nicht einfach ein bisschen Feuer kotzen und den Wald abfackeln?...Wieso denn ausgerechnet ein Wald? Seine Nase brannte, obwohl er sich soviele Antiallergene eingeworfen hatte, dass er sich wunderte, nicht schon auf Drogenwolke Sieben davonzuschweben. Früher oder später würde ihn das sicher verraten. Und zu allem Überfluss tränten seine Augen immer mehr, was sein Blickfeld einschränkte und ihn dazu zwang, sich hauptsächlich auf andere Sinne zu verlassen. Mit einem Seufzen richtete er sich auf - der Felsen war dank seiner nicht gerade erheblichen Körpergröße auch wenn er stand noch größer als er - und peilte die Lage. Wo war denn sein Partner? Zum Glück wusste er, dass es eine Sie war, so konnte er sofort die Beine in die Hand nehmen, wenn sich ein Junge durch die Büsche schlug. Er war sicher nicht so dumm, sich einem direkten Kampf zu stellen, dafür war er nicht ausgerichtet. Gleichzeitig mit seinem Versuch, jedwedes Geräusch, das nicht zum Wald gehörte, herauszufiltern, fingerte er in seiner Tasche herum, bis er schließlich ein kleines Explosionssiegel gefunden hatte, das er ordentlich neben sich auf den Felsen platzierte. Im Verlauf des Kampfes würde er dafür sorgen, die Umgebung unauffällig damit zu pflastern, das konnte nur Vorteile verschaffen. Allerdings hatte er sie natürlich auch nicht in unendlicher Menge vorrätig...blieb nur zu hoffen, dass sein Partner einigermaßen stark war. Die Ohren immernoch gespitzt wie ein Luchs auf der Lauer vernahm er in nicht allzu weiter Ferne das Rauschen von Wasser. Ein Fluss? Oh, wie gerne hätte er jetzt einen Diener, der ihn badete...all dieser Dreck machte ihn ganz irre. Ob wohl seine Gegner am anderen Ende des Gewässers warteten, oder kamen sie vielleicht sogar schon auf sie zu?! Hm. Er brauchte seinen Partner, schnell! Atsui musste ihr ein unauffälliges Zeichen geben, etwas, was man unter dem Deckmantel der Natur nur mit viel List herausfiltern konnte. Damit würde er auch gleich testen, ob sie seiner würdig war, oh ja! Ein perfekter Plan...
"HATSCHI!"
...
Mist.