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Odori no Kani

Misumi Kimihiro

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Das Odori no Kani, auch als die „tänzelnde Krabbe“ oder einfach nur „das Kani“ bzw. die Krabbe bekannt, ist ein gemütliches Restaurant am Rande des Einkaufsviertels von Konohagakure. Das gesamte Erdgeschoss des zweistöckigen Gebäudes, welches im Stil einer Pagode mit blauem Dach eindrucksvoll anzusehen ist, lockt besonders aufgrund seiner mannigfaltigen Auswahl an Meeresfrüchten Gäste aus dem ganzen Umland an, ohne dabei allzu sehr mit bekannten Gastronomie-Größen des Dorfes wie dem Ramenstand von Ichiraku oder dem Yakiniku-Q in Konkurrenz zu stehen. Zudem bezaubert der Laden durch eine bunte Nachtbeleuchtung, eine lange Bestelltheke, in der die frischesten Seetiere hinter Glas auf Eis zu bestaunen sind, sowie mit Fischen und anderen Wasserkreaturen kunstvoll verzierten Trennwänden, die den Hauptspeiseraum zerteilt und um einige etwas abgeschiedenere Eckchen erweitert. Zudem findet man weiter hinten im Restaurant einige abgeschlossene Räume für private Feiern, die in traditionellem Stil gehalten und über einen Gang längsseits des Hauptsaals mit dem Restaurant verbunden sind. Besitzer und Chefkoch ist Misumi Tadashi, der gemeinsam mit seiner Frau Kimiko im ersten Stock des Gebäudes wohnt.


Obwohl es irgendwo wenig überraschend war, dass Itoe die Nacht tatsächlich gern in Konoha verbrachte, atmete der Künstler bei den Worten des Mädchens merklich auf – sowohl wegen des Grundes, weshalb sie überhaupt hier waren, als auch wegen dem, den er sich wenige Momente zuvor mehr aus der Not heraus ausgedacht hatte. Es wäre nämlich tatsächlich mehr als unangenehm gewesen, mit vollem Bauch zu fliegen, und auch wenn die Vorstellung irgendwie nicht ganz zu dem Bild passen wollte, dass Kimihiro sich bis hierhin von seiner Mitbewohnerin gemacht hatte… wer wusste denn schon, ob dem Mädchen hoch oben in der Luft nicht plötzlich schlecht wurde? Ein kleines Luftloch hier, eine Böe dort, und der letzte Fisch, den man sich doch noch rein gequetscht hatte, suchte sich einfach wieder einen Weg nach draußen. Leider wusste Kimihiro das nur allzu gut…
Rasch schob der Künstler die unliebsame Erinnerung an den längsten Flug seines Lebens von sich und widmete sich der Frage seiner Mitbewohnerin, wohin er sie entführen würde. Den Blick nach vorne gerichtet, wo der Wald allmählich lichter wurde und letztlich in eine der größeren Straßen Konohas überging, setzte Kimihiro ein verschwörerisches Lächeln auf und sagte:
„Das wirst du schon noch sehen. Freu dich einfach drauf, aber denk dran: Nur weil du eingeladen bist, heißt das nicht, dass du die ganze Speisekarte durchprobieren musst.“
Wenig später kam das Duo an die Ausläufer des Einkaufsviertels.

Wie jeden Abend war der Marktbezirk des Blätterdorfes durch und durch mit Leben erfüllt. Während das Tageslicht von orange immer mehr zu rot wechselte und die Schatten der Gebäude finsterer und finsterer wurden, zündeten die Händler allerlei Lampen und Laternen und bereiteten so den hellen Glanz vor, in dem Konohagakure nachts erstrahlte. Als die Sonne dann endlich hinter dem Hokageberg verschwunden war, hatten Itoe und Kimihiro das Viertel fast gänzlich durchquert, womit sie fast am Ziel waren. Das Gebäude war bereits zu sehen, doch nur, wenn Itoe ihren Partner regelrecht anstarrte, würde sie die Blicke sehen, die Kimihiro den blauen Schindeln viele Meter vor ihnen zuwarf, und damit ihr eigentliches Ziel unter all den leuchtenden Häusern sehen.
Tatsächlich schien Kimihiro das nächtliche Konoha heute noch heller und lebendiger als sonst: Unerwartet viele Menschen waren unterwegs, unterhielten sich, scherzten und gestikulierten. *Wahrscheinlich hab‘ ich Konoha im Vergleich zu Shiro als verschlafener eingeschätzt, als es tatsächlich ist. Hmm… es ist einfach zulange her.* Der Gedanke ließ ihn kurz über sich selbst schmunzeln: Hatte er sich tatsächlich wie sein eigener Großvater angehört? Ja, wahrscheinlich, aber wen kümmerte das schon? Er war daheim, und wenig machte so zufrieden wie das Gefühl, wirklich zuhause angekommen zu sein. Dem Jungen sah man diese Unbeschwertheit auch deutlich an: Während der hochgewachsene Kimihiro sonst den Blick eher zu Boden gerichtet hielt und sich so klein wie möglich zu machen versuchte, ging er nun erhobenen Hauptes und mit neugierigem Blick seines Weges. Dabei vergaß er vollkommen, dass der bebrillte Wuschelkopf derart deutlich aus der Masse hervorstach, dass selbst die schwachen Augen eines alten Greises ihn deutlich erkennen konnten…
Als Itoe und Kimihiro schließlich nur noch wenige Schritte vom Laden seines Vaters entfernt waren, blieb der Künstler stehen und wies mit ausgestreckter Hand auf eine Reihe blauer Flaggen, von denen eine mit dem Abbild einer Krabbe verziert war. Die anderen zierte in geschwungenen Schriftzeichen der Name der Einrichtung: „Odori no Kani“. Der Anblick der ersten Flagge erweckte sofort die wohlige Erinnerung an einen schwülen Nachmittag in Kimihiro, an dem er, etwa halb so groß wie heute, mit großen Augen zu dem Tierbild aufgeschaut und sich aus heiterem Himmel gefragt hatte, ob Krabben tatsächlich richtig Tanzen können. Diese kindliche Idee mündete letztlich in ein noch unsauberes Bild einer Krabbe im Kimono, die alle Beine in abstrusen Winkeln von sich streckte, ohne dabei das Gleichgewicht zu verlieren. Ob diese Zeichnung noch irgendwo in seinem alten Zimmer herumlag?
„Da wären wir also“, intonierte Kimihiro mit stolzer Stimme, „darf ich vorstellen: Der Familienbetrieb der Misumi, die tänzelnde Krabbe. Nirgends in ganz Konoha, ach, nicht mal in ganz Shiro wirst du bessere Meeresfrüchte finden als hier.“ Voller Vorfreude auf all die Leckereien, die hinter der offenen Türe auf ihn warteten, schickte sich Kimihiro an, direkt in das Restaurant zu spüren, als von ihm unbemerkt ein Mann an seine Seite trat.
„Aah, ich kann es kaum erwarten, endlich wieder eine von diesen…“
Weiter kam der Junge nicht, denn ein schmaler Schaft aus Holz drohte plötzlich, den Riesen zu Fall zu bringen. Kimihiro, ganz in Gedanken an dampfende Fische versunken, nahm den langen Gehstock fast zu spät wahr, der plötzlich zwischen seinen Beinen aufgetaucht war, und verlor unweigerlich den Boden unter den Füßen. Der Künstler schwankte, stolperte, fiel, ruderte mit den Armen in der Luft… und schaffte es gerade noch so, an der Wand des Restaurants Halt zu finden, an der er nun statt am dreckigen Boden wie eine absonderliche Spinne klebte, die Beine eingeknickt, die Wange schmerzhaft gegen den warmen Stein gepresst.
Noch ehe sich Kimihiro von diesem „Unfall“ erholt hatte, stellte ihn eine unerwartete Gestalt in ihren Schatten und brummte in bierernstem Tonfall: „Um des Feuers Willen, wer hat dir beigebracht, in Begleitung einer Dame einfach so als erster voranzustiefeln? Die Frau hat den Vortritt!“ Immer noch an der Wand abgestützt blinzelte Kimihiro ungläubig gegen das Licht an, das den Schatten des nicht ganz so Fremden auf ihn fallen ließ, bis sich schließlich dessen bekanntes Gesicht deutlich genug abzeichnete, als er sich der Hyuuga zu wandte.
Mit einer übertriebenen Verbeugung und einem galant vorgetragenen „Konbanwa, Fräulein“ begrüßte der alte Misumi Yoshio das Mädchen, bevor er einen Arm zum Einhaken anwinkelte. „Ich hoffe, mein Enkel hat sich nicht die ganze Zeit über wie ein Vollidiot verhalten. Bitte lasst mich euch an seiner statt in das Restaurant meines werten Schwiegersohnes geleiten. Wenn ich bitten darf?“
 
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Hyuuga Itoe

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[FONT=Verdana, sans-serif]Itoe versuchte sich angestrengt daran zu erinnern, wo sie dieses Gebäude schon einmal gesehen hatte. Auf einem Bild, einem Prospekt oder war sie schon einmal hier, in der tänzelnden Krabbe gewesen? Damals, als sie noch jünger und kleiner gewesen war, hatte sie mit ihrer Familie oft unterschiedliche Restaurants besucht, KleinItoe hatte damals eine Phase gehabt, in der sie das beste Lokal der Welt finden wollte. Inzwischen hat sie diesen Wunsch wieder aufgegeben, aber über gutes Essen freut sich schließlich jeder.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Kimihiros Worte erklärten ziemlich schnell ihre Anwesenheit hier. Es ging nicht nur um das (zweifellos) gute Essen, das war wohl so ziemlich zweitrangig. *Die Krabbe gehört seiner Familie? Der muss hier nichts zahlen... Cleverer Mistkerl.*, dachte Itoe vor sich hin, als sie ihrem Mitbewohner zuhörte und sich nach und nach ein leichtes Lächeln auf ihrem Gesicht zeigte. Verwerflich war nichts daran, sie selbst würde ein kostenloses Essen stets dem bezahlten vorziehen, wenn sie von gleicher Qualität waren. Vorausgesetzt, man mochte seine Familie und hatte keine Angst vor einigen Sprüchen, schließlich tauchte er hier mit einer Hyuuga auf. Itoe konnte natürlich nicht sagen wie Kimihiros Verwandschaft in dieser Hinsicht drauf war, doch genoss Itoes Clan besonders in Konoha noch immer einen sehr noblen Ruf, zumal ein Großteil der Bevölkerung der festen Meinung ist, dass jedes Weißauge arrogant und hochnäsig ist. Insgeheim hoffte Itoe, hier nicht auf diese Sorte Mensch zu treffen, die eine Schattenseite ihrer Heimat.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Sie wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen, als ein präzise platzierter Gehstock Kimihiro unsanft gegen die nächste Wand beförderte. Eine wirklich elegante Aktion, das musste man dem Jungen lassen. Itoes Blick ruhte bei dieser Aktion jedoch eher auf dem älteren Herrn, dem Grund für diese kleine Tanzeinlage seitens Kimihiro. Dann entfuhr ihr wider besseren Wissens ein kleines Lachen und als ihr klar wurde um wen es sich hier handelte war das alles nur noch komischer. War es wirklich eine so gute Idee gewesen, ins Lokal der Eltern zu gehen, Kimihiro? Nun, Itoe hatte ihre Sorgen bereits verdrängt und war der Meinung, dass es hier durchaus lustig werden konnte. Großväter waren schließlich immer für einen Lacher gut, nicht?[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Hochgezogene Brauen, ein aufmerksames Gesicht, Itoe folgte den Worten des Mannes gespannt und hakte sich dann auch lachend bei ihm ein. „Sehr gerne.“, trällerte sie dem Herrn Großvater freudig entgegen und betrat an seiner Seite das Lokal. Natürlich nicht ohne Kimihiro einen entschuldigenden aber gleichzeitig auch leicht belustigten Blick zuzuwerfen. Er würde das mit Sicherheit verstehen. [/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Das Innere des Restaurants war mindestens genauso ansprechend wie das Äußere. Sofort fielen Itoe diverse Trennwände auf, die mit Fischen, Seeigeln, Korallen und natürlich Krabben und Krebsen verziert waren. Sie sorgten dafür, dass man trotz der vielen Tische seine Privatsphäre hatte, wenn man denn welche wollte. Der Geruch von Fisch lag in der Luft, jedoch frisch und schmackhaft. Kein fauliger Gestank wie auf dem wöchentlichen Markt unter sommerlicher Hitze. Hier war das Essen auf Eis gelegt, aufgebahrt hinter Glas und bereit für die Inspektion. Itoe musste gestehen, dass sie das Innere dieses Restaurants ansprach. Es war geschmackvoll eingerichtet, alles passte zusammen – abgesehen vom ulkigen Großvater vielleicht, der auf seine altmodische Gentlemanart jedoch einiges an Charme gewann. [/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Nicht die ganze Zeit.“, fügte Itoe nachträglich noch hinzu und bezog sich damit natürlich auf die Idiotie Kimihiros, doch das nur im Spaß – hoffentlich kam das auch so an, schließlich wollte Itoe den armen Jungen nicht in noch größere Peinlichkeiten stürzen als das der Gehstock seines Großvaters bereits getan hatte. Bei dem Gedanken zuckten Itoes Mundwinkel erneut nach oben. Als der ältere Herr Itoe zu einem der Tische führte, blickte das Mädchen kurz über ihre Schulter um Kimihiro fragend anzusehen. Es war wohl eine Mischung aus Ist der immer so? und Er ist wenigstens höflich. Aber ein wenig Spaß war immer noch dabei.[/FONT]
 

Misumi Kimihiro

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Da freute man sich auf ein geruhsames Abendessen, mit dem sich ein aufregender Tag am besten ausklingen ließ, doch statt dem salzigen Meeresaroma frischen Fischs bekam man den sandig-klebrigen Geschmack einer Hauswand in den Mund. Eigentlich der Grund schlechthin für jemanden wie Kimihiro, in eine ziemlich beleidigte Stimmung zu verfallen, doch wer den Misumi ansah, als dieser in dem Stolperfallenbesitzer seinen eigenen Großvater erkannte, konnte keinerlei Anzeichen von Beleidigtsein oder kidnlichem Trotz erkennen. Stattdessen erblickte man das Gesicht eines Jungen, der nur allzu gut an die Streiche seines Senseis gewöhnt war, und dem als Reaktion lediglich ein schwerer, beinah welterschütternder, aber irgendwie auch wohliger Seufzer entfuhr.
*Man ist erst zuhause, wenn man von einem bekannten Gesicht in die Pfanne gehauen wird.*
Als Kimihiro sich endgültig aufgerappelt hatte und sich die Hose und die Weste glatt strich – die kleine Tanzeinlage hatte ihn ein noch unordentlicheres Aussehen beschert als er es sowieso an den Tag zu legen pflegte – erfreute sich Großvater Misumi bereits am Arm der Begleiterin seines schusseligen Schülers. Mit einem breiten Grinsen bedachte er das Mädchen, als er auf ihre Einwilligung ein freudiges „Dann mal hereinspaziert“ erwiderte, bevor er dem jungen Ding zum ersten Mal richtig ins Gesicht sah und sie, ganz Shinobi (außer Dienst, aber das sagte man ihm lieber nicht ins Gesicht), schnell doch aufmerksam musterte. Sie hatte ein hübsches, lebhaftes Gesicht, das von den Haaren stimmig umrahmt wurde, doch die Augen des Mädchens…
Nur ein sehr aufmerksamer Beobachter hätte die Überraschung gesehen, die in Yoshios Blick kurz aufgeflammt war, bevor er sich wie der vollendete Kavalier den Fahnen zuwandte, die über dem Eingang hinunter hingen, um sie dem ungleichen Paar aus dem Weg zu schieben. Es war für den alternden Krieger schon verwunderlich genug, dass ausgerechnet sein fauler, ungepflegter Enkel, der sich bisher nicht viel aus Mädchen gemacht hatte und der holden Weiblichkeit von Angesicht zu Angesicht auch stets eher schüchtern und unbeholfen gegenübergetreten war, jetzt auf einmal in seinem alten Zuhause in Begleitung aufschlug – und einer so hübschen noch dazu. Doch dass es sich bei der jungen Frau um eine weißäugige Hyuuga handelte ließ selbst den hartgesottenen Veteranen kurz stocken.
Die Familie Hyuuga war in Konoha eine der wohl angesehensten überhaupt, blickte man auf all ihre Verdienste um das Dorf. Sie kämpften in unzähligen Kriegen und Schlachten, verfügten über die vielleicht stärkste noch immer vererbte Augentechnik der Welt, und hielten sich an Traditionen und Regeln, auf die die heutige Jugend leider viel zu oft spuckte. Trotzdem begegneten ihnen viele Bewohner des Dorfes, aber auch allzu große Teile des restlichen Feuerreiches mit Ablehnung und Missgunst, waren die Hyuuga doch nicht gerade für Demut oder Rücksichtnahme bekannt. Misumi Yoshio seinerseits glaubte, es ein wenig besser zu wissen: Die meisten Hyuuga waren sich schlichtweg darüber im Klaren, dass sie eine große Kraft besaßen, und sahen keinen Sinn darin, sich kleiner zu machen als sie waren. Zudem waren sie stolz auf ihr Erbe, und wer wollte ihnen das verdenken? Yoshio selbst zumindest war Familienmensch genug, um diese Eigenheit zu respektieren, und zudem war noch keine seiner Missionen gescheitert, sobald ein Hyuuga dem Team angehörte. Man konnte schließlich sagen was man wollte, aber diese weißäugigen Gespenster waren nun einmal einfach verflucht effektiv.
Eine Zeit lang stand Yoshio einfach nur neben seiner neuen Begleiterin, nachdem sie das Restaurant betreten hatten, um dem Mädchen ausgiebig Zeit zum Umsehen zu lassen. Kurz fing er den Blick seines Schwiegersohns auf, der ihn ungläubig aus der Küche heraus anstarrte, bevor er sich einem dampfenden Kochtopf zuzudrehen hatte. Yoshio kicherte, und führte das Mädchen dann zu einem der Tische.
Inzwischen hatte sich Kimihiro von dem kleinen Schock seines Sturzes wieder vollständig erholt, und ging ganz in der Heimeligkeit seines Elternhauses auf. Nichts schien sich in all der Zeit, die seit seinem letzten Besuch verstrichen war, geändert zu haben, und Kimihiro war dankbar dafür. Er wusste nicht, was er empfinden würde, wenn diese lebendigste aller Erinnerungen an seine Kindheit mit der Zeit gehen und sich wandeln würde, wollte aber gleichzeitig auch gar nicht erst anfangen, Vermutungen darüber anzustellen. Während er sich in dem glücklicherweise recht vollen Lokal umsah (so groß wie der Andrang war würde es ihm sein Vater sicherlich erst recht nicht übelnehmen, dass er heute auf eigene Kosten nicht nur einen, sondern zwei Mägen füllen sollte) fing er den Blick seiner Mitbewohnerin auf, den diese ihm über die Schulter zuwarf, und quittierte ihn mit einem gedankenlosen Augenrollen. Ob Yoshio immer so war? Oh ja, der manchmal ziemlich gebrechliche Senior war eine notorischer Schwerenöter, der mit Komplimenten nur so um sich warf, auch gegenüber völlig fremden Damen. Dasselbe galt für den hölzernen Hinterhalt: Yoshio ließ kaum eine Gelegenheit aus, seinen Enkel zu necken, und auch wenn Kimihiro oft so tat, als würden ihn die Streiche bis aufs Blut reizen, genoss er doch irgendwie die Zeit mit seinem vielleicht etwas zu lebhaften Großvater. Und was die zweite Hälfte von Itoes Blick betraf… wollte sie ihm ernsthaft vorwerfen, dass er zu einem Mädchen, dass bei ihrem ersten Treffen schamlos mit ihm gespielt, und ihn heute noch dazu beinahe verprügelt hatte, nicht so höflich war wie zu einer feinen Edeldame mit hochgesteckter Frisur und Ballkleid?
Während Yoshio dem Mädchen höflich den Stuhl des Zweiertisches zurechtrückte, der am hinteren Ende des Restaurants an der Wand recht abgeschieden, aber doch in bequemer Nähe zur Küche lag, begab sich Kimihiro rasch auf die andere Seite und ließ sich recht unelegant auf seinen eigenen Stuhl plumpsen- und zwar vor Itoe. Soviel zu „Er ist wenigstens höflich“. Wenn die Hyuuga dachte, dass dem verlotterten Künstler das im Moment etwas ausmachte… dann irrte sie sich. Eigentlich überraschte diese Einstellung selbst Kimihiro, war er doch sonst peinlich genau darauf bedacht, zu seinen Mitmenschen freundlich und höflich zu sein. Auf der anderen Seite wusste er aber auch allzu gut, dass er sich merklich veränderte, sobald er unter dem blauen Dach seiner Familie saß. Hier nahm er unbewusst direkt wieder die Rolle des kleinen, etwas verwöhnten Jungen ein, der seine Eltern vorlaut herumkommandierte und ausgelassen scherzte und lachte.
Als Yoshio nach getaner Arbeit mit der Andeutung einer Verbeugung einen Schritt zurück tat, wobei er sich vornehm von Itoe verabschiedete, um, wie er es nannte, „dem Chef de Cuisine auf die Finger zu schauen“ (Übersetzung: Um Kimihiros Vater brühwarm zu erzählen, dass sein Sohn mit einem Mädchen zum Essen hier war), hob Kimihiro lässig die Hand und winkte ihn so unerwartet von dannen. Yoshio bemerkte die Geste mit hochgezogener Augenbraue, lachte dann, und trat seinen Weg in die Küche an. Der junge Misumi seinerseits nahm die beiden Speisekarten, die auf dem Tisch bereit lagen, und reichte eine davon Itoe. Die Augen bereits in das Menü vertieft sagte er ohne Blickkontakt wenig galant:
„Ich hoffe, das gute Essen wiegt meine unzureichende Gesellschaft auf. Wie gesagt geht heute alles auf die Familie Misumi, also schlag zu.“
 

Hyuuga Itoe

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[FONT=Verdana, sans-serif]Itoe setzte sich lächelnd auf den Stuhl und bedachte den älteren Herrn mit einem dankbaren Nicken. Ein Kavalier alter Schule, veraltet zwar, aber dennoch nicht fehl am Platze und das wusste Yoshio vermutlich auch. Seinen Enkel hatte er zumindest gut auflaufen lassen und vorgeführt, das ließ auf eine gewisse Routine schließen und Itoe musste sich erneut fragen, ob Kimihiro nun im Nachhinein noch immer so zufrieden mit seiner Wahl war. Die Krabbe war mit Sicherheit ein hervorragendes Restaurant (Itoe war sich inzwischen ziemlich sicher, dass sie hier nie drin war, denn Meeresfrüchte kamen ihr damals immer sofort wieder hoch. Glücklicherweise hatte sich das im Laufe der Jahre geändert.) aber war es das wert? Obwohl Itoe sich gerade auf ein weiches Kissen gehoben fühlte, hatte sie im Magen ein ungutes Gefühl, wenn sie Kimihiro so ansah. Nahm er es ihr übel, dass sie mit seinem Großvater etwas gescherzt hatte oder war er auf ihn sauer, weil er soetwas abgezogen hatte?[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Und tatsächlich, nachdem sich der Großvater verabschiedet hatte (Itoe zwickte es am rechten Auge, sie würde zu gerne wissen was der Typ wirklich vorhatte, denn sogar sie konnte sich schon denken, dass Yoshio irgendetwas plante) schien es fast so, als sei der gute Kimihiro ein wenig eingeschnappt. Itoe nahm die Karte entgegen, schlug sie aber noch nicht auf sondern ließ ihren Blick einige Sekunden auf dem Jungen ruhen. Es ist wahr, dass Kimihiro Itoe nicht gerade wie eine Dame behandelt hatte aber Itoe würde den Teufel tun, ihm das vorzuwerfen oder gar zu erwarten. Das war nämlich so eine Sache mit Kunoichi. Normalerweise galten Frauen als schwach und hilflos, ihnen wurde geholfen indem man ihnen die Tür aufhielt oder den Mantel abnahm. Aber ein Mädchen, dass sich definitiv selbst wehren konnte, wo war da bitte die Hilflosigkeit? Es war also verständlich, wenn Itoe nicht behandelt wurde wie eine Prinzessin. Doch trotz allem sah es jedes Mädchen gern, wenn man sie zuvorkommend behandelte, nicht? Kimihiro schien sich da selbst einen Strick daraus drehen zu wollen. Oder irrte sich Itoe da komplett? Ihr leise schnurrender Magen erinnerte sie wieder an die Karte in der Hand und den Grund, warum sie noch nicht aufgeschlagen war. Wieso studierte Kimihiro das Teil überhaupt? Kannte er es noch nicht auswendig?[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Kimihiro, glaubst du ich würde mit jemandem stundenlang auf einem kleinen Vogel sitzen und essen gehen, in dessen Gesellschaft ich mich nicht wohl fühle?“, sagte Itoe freundlich und hatte dabei den Kopf leicht schräg gelegt, ein Blick des Verständnisses. Kontraproduktiv? Pech. Kimihiro war zwar faul, unordentlich und legte nicht viel Wert auf sein Äußeres, war aber dennoch ein angenehmer Gesprächspartner. Itoe lächelte noch einmal kurz und widmete sich dann selbst dem Menü in ihrer Hand. [/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Sie fing hinten an und legte sich erst einmal auf eine große Johannisbeerschorle fest. Was die Gerichte anging... da fiel es Itoe mehr als nur ein bisschen schwer, sich zu entscheiden. Jede abgebildete Speise ließ Itoes Magen vor Freude aufheulen und ihr lief das Wasser im Munde zusammen. Da ihr auch nach einem dritten Mal des Durchblätterns kein Geistesblitz kam, fasste sie einen Entschluss und klappte das Menü zu.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Du weißt am Besten, was hier schmeckt.“ Alles, nahm Itoe stark an. „Ich würde am liebsten die ganze Karte leer futtern. Also, überrasch' mich.“, sagte das Mädchen lächelnd und erhob sich vom Tisch. „Entschuldige mich kurz, ja?“ [/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Itoe blickte einmal kurz im Lokal umher, entdeckte die Schilder und verschwand einige Sekunden später in der Damentoilette. Dort entnahm sie ihrem Gürtel eine kleine Schriftrolle, die sie fast immer bei sich trug, wenn sie das Haus verließ. In ihr befanden sich Kleider zum Wechseln, sollten die anderen verschmutzt, zerrissen oder verschwitzt sein. Letztes war nun der Fall und nachdem Itoe mit den ihr gegebenen Möglichkeiten sich selbst etwas erfrischt und gereinigt, ihre Haare mit zwei zuvor entwendeten Essstäbchen hochgesteckt und die alten Klamotten wieder in eine Schriftrolle gebannt hatte, schlüpfte sie in den neuen Kimono und fühlte sich wieder wohl in ihrer Haut. Kein Schweiß mehr, keine klebrigen Haare auf der Stirn, herrlich. Mit sich selbst und der Welt zufrieden verließ Itoe die Toilette wieder um sich zu Kimihiro zu gesellen. Dieser dürfte nun ziemlich verdutzt schauen, denn Itoe trug nun nicht mehr Weiß sondern Schwarz. Die anderen Gäste würden sich vermutlich keinen Reim darauf machen können und nach einige Zeit denken „Ach was, die trug doch schon immer schwarz.“[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Zufrieden lächelnd nahm Itoe wieder Platz. „So ist besser.“ Ja, selbst sich prügelnde gar nicht mädchenhafte Kunoichi waren etwas eitel. Verklagt sie doch. Die Menükarten waren bereits wieder vom Tisch entfernt, Kimihiro hatte ja auch genug Zeit gehabt um zu Bestellen. Für einen winzigen Moment bereute Itoe, die Entscheidung aus der Hand gegeben zu haben, doch alles in allem war es wohl besser so. Kimihiro war hier der Kenner, nicht?[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Wie man nun wohl die Wartezeit hinter sich brachte? Vermutlich würde der Herr Großvater nicht lange auf sich warten lassen und Itoe hatte das Gefühl, sie würde auch bald den Rest der Familie kennen lernen. Sollte das nicht der Fall sein, wäre das schon merkwürdig, schließlich hatten sie ihren Sohn einige Zeit schon nicht mehr gesehen, wie Itoe vermutete. Den Kontakt würden sie wohl nur meiden, wenn sie davon ausgingen, dass ihr Sohn endlich Gefallen am weiblichen Geschlecht gefunden hatte – absurder Gedanke, oder? Zumindest in den Augen so mancher Eltern.[/FONT]
 

Misumi Kimihiro

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Eigentlich war der Blick in der Speisekarte mehr der Ermangelung einer Alternative geschuldet, was seine Augen und ihr Ziel anging. Seine Begleiterin wollte er für den Moment nicht anschauen, einfach weil… weil, uhm… eben drum. Doch da der Genin das Restaurant wie seine Westentasche kannte, sich beim Eintreten bereits einen großen Überglich gemacht und versichert hatte, dass alles noch beim Alten, und noch dazu wenig Lust hatte, so schnell nach seinem Großvater ein weiteres bekanntes Gesicht zu finden, blieben eben nur noch die geschwungenen Schriftzeichen der Karte übrig. Eine Weile las sich Kimihiro wieder und wieder die Tagesgerichte durch, wobei er selbst bei Itoes Kommentar bezüglich seiner Gesellschaft nicht aufsah, weshalb er auch nicht ihren verständnisvollen Blick bemerkte.
Wieso? Nun, kurz gesagt glaubte der Künstler, das Mädchen wollte ihn einfach nur ärgern. Für diese Vermutung gab es hauptsächlich zwei Gründe: Erstens wollte solch ein Kompliment, wäre es dein eins gewesen, irgendwie nicht zu dem standhaften Mädchen, das ihn fertiggemacht hatte, und der momentanen Situation passen, immerhin waren sie gerade verschwitzt und kraftlos allein miteinander und ihren knurrenden Mägen – sicherlich konnten sie beide sich einen gemütlicheren Abend vorstellen. Und zweitens, kleiner Vogel? Anmutig, beeindruckend, künstlerisch wertvoll… aber klein?
Auch, als Itoe letztendlich den Tisch verließ, mit der Bitte um eine Überraschung – als hätte es davon heute nicht schon genug gegeben, sah man sich den Kampf und die großväterliche Attacke an -, hob Kimihiro kaum den Blick, als er ein möglichst gleichgültiges „Wie du willst“ hervor presste. Dann allerdings, als sich der Junge sicher war, dass die Hyuuga ihn nicht von irgendeiner Ecke aus beobachtete, schnappte sich Kimihiro die beiden Speisekarten und huschte geschwind Richtung Küche, zahlreiche Tische wie im Schlaf umgehend. Letztlich gelangte er unbeschadet, ganz ohne einen der Gäste anzurempeln (was bei dem Andrang eine bemerkenswerte leistung war, wie sich sogar der Künstler eingestehen musste), durch eine lockere zweiflüglige Schwingtür in den feuchtwarmen Raum voller brutzelndem und dünstendem Getier, brodelnder Töpfe und wundersamer Werkzeuge. Mitten in diesem für Laien völlig undurchsichtigen Chaos stand ein Mann ganz und gar in Weiß gekleidet, der einzige Farbtupfer eine breite blaue Schürze, auf der als Aufdruck das Emblem des Restaurants prangte. Geschickt drehte sich der Mann zwischen seinen Gerichten hin und her, ohne auch nur eine der vielen, unfertigen Speisen anbrennen oder überkochen zu lassen. Bei einer dieser Drehungen fiel sein Blick auf Kimihiro, wobei er nur kurz an ihm hängen blieb, da einer der Töpfe lautstark zu rappeln anfing. Trotzdem hörte der Künstler deutlich den Stress aus der Stimme des Mannes heraus, als ihm dieser lautstark über den kulinarischen Lärm zurief:
„Kimi, also doch… kannst du mir hier kurz helfen?“
Mit einem kleinen Seufzer ging der Junge hinüber, übernahm die Pfanne, die sein Vater in der Hand hielt, samt hölzernem Löffel und begann, die Krabben Reis etwas lustlos umher zuwerfen. Dabei schenkte er dem Chefkoch des Restaurants einen vorwurfsvollen Blick: „Na, das nenne ich eine Begrüßung.“ Als Antwort bekam er jedoch nur einen Schwall Wasserdampf ins Gesicht, als sein Vater den Deckel des klappernden Topfes hob und ihm zum Abkühlen in Kimihiros Nähe stellte.
Misumi Tadashi ging wie immer voll und ganz in seiner Arbeit auf, für was ihn sein Sohn wirklich bewunderte. Er freute sich darüber, dass sein Vater seine echte und einzige Bestimmung gefunden hatte und ihr schon seit lange vor der Geburt seines ersten und bisher einzigen Kindes nachging… wäre der gute Mann in seiner Küche nur etwas ansprechbarer! Gut, sicherlich konnte man mit ihm eine einfache Unterhaltung führen, wenn etwas weniger los war, ansonsten bekam man bei einem Besuch in der Küche entweder einen ausschweifenden Vortrag über eines der Gerichte zu hören, das er vorbereitete, oder man wurde direkt mit irgendwelchen niederen Aushilfsarbeiten beladen. Insofern war es nur allzu verständlich, dass, obwohl das Restaurant der Familie gehörte, kein anderes Mitglied hier arbeitete.
*Auf kurz oder lang würde ihn eines Tages Mama oder ich bei einem seiner Vorträge erstechen, nur damit Ruhe ist. Genug Messer gibt es hier schließlich.*
Trotz allem war Kimihiro nicht nur hier, um über seinen Vater zu sinnieren, sondern weil ihm seine so hoch geschätzte Begleitung einen Auftrag gegeben hatte. Also rief Kimihiro über das Zischen und Prasseln seinem Vater, als dieser gerade neben ihm irgendwelches Gemüse hackte, zu: „Ich brauche Johannisbeerschorle und zwei Portionen… zwei Portionen…“ Ja, was eigentlich? Vor lauter „Lasst mich hier schnell wieder raus“ hatte sich Kimihiro tatsächlich nicht überlegt, womit er den ehrwürdigen Magen seiner Kameradin füllen wollte. Noch dazu fiel es ihm mekrlich schwer, sich spontan für etwas zu entscheiden, nicht nur, weil ihm der Geruch etlicher verschiedener Gerichte auf einmal in die Nase stieg, sondern auch, weil er praktscih nichts über die Vorlieben von Itoe wusste. Sicherlich hatten sie mittlerweile einige Male miteinander und Saki gegessen, aber das bedeutete nicht, dass ausgerechnet Kimihiro eine Analyse über die Geschmäcker seiner Mitbewohnerinnen angestellt hätte.
„Ist gleich soweit.“
Überrascht schaute Kimihiro hoch und blickte seinen Vater an, der sich an ihm mit einem blubbernden Topf vorbeischob, bevor er ihn einmal kurz ansah, nur um dann konzentriert in einem der Töpfe zu rühren. Etwas neben sich murmelte der Künstler ein verwirrtes „Hä?“, auf das er als Antwort allerdings lediglich ein knappes „Euer Essen“ erhielt. Beinah überwältigt von der Präzision dieser Antwort ließ sich Kimihiro von seinem Vater mehr oder weniger aus der Küche in den Speiseraum schieben, wo er auf dem Weg zurück zu seinem Tisch langsam wieder zu sich kam.
*Er… macht schon? Aber… wie?*
Sich ungelenk auf seinen Stuhl plumpsen lassend grübelte Kimihiro über diese Frage nach, als ihm sein Großvater wieder in den Sinn kam: Hatte er nicht gesagt, er wollte Kimihiros Vater einen Besuch abstatten? Gerade war er aber nicht in der Küche gewesen, also was hatte er dann vor? Irgendetwas auf alle Fälle, so gut kannte Kimihiro den alten Greis. Andererseits ließ sich sein Vater doch bestimmt nicht auf irgendwelche großväterlichen Mätzchen ein… oder?
Die restliche Zeit bis zur Rückkehr Itoes verbrachte Kimihiro damit, noch immer etwas entgeistert und höchst unauffällig immer wieder zur Küche zu schielen, doch es gab keinerlei Anzeichen für den Plan der beiden Männer, wenn es überhaupt einen gab. *Hoff einfach, dass es keinen gibt, und entspann dich.* Für sich genommen ein guter Gedanke, doch mit der Entspannung war es genau in dem Moment vorbei, als die Hyuuga zurückkehrte – gänzlich verwandelt. Ordentliche, hochgesteckte Haare, ein frischer, schwarzer Kimono… keine weltbewegenden Veränderungen, doch es reichte, um sich als angeschlagener Künstler vollends überfahren zu sehen. Erst der Kommentar über seine Gesellschaft, und jetzt… das? Wollte sie ihn vollends wie den letzten Bettler dastehen lassen? Der verlotterte Schüler, der sich bei den eigenen Eltern etwas zu Essen schnorrt? Wenn das ihr Plan war… oh ja, dann funktionierte er. Und wie. Wahrscheinlich sah er in seinen Gedanken nicht ganz sooo schrecklich aus, doch mit Itoe vor Augen konnte man das Bild, das Kimihiro von sich selbst im Kopf hatte, etwa so beschreiben: Fettige, speckige Haare, eine schiefe Brille, ein Glas angeknackst, fleckige und verdreckte Klamotten, selbstverständlich an manchen Stellen zerrissen, und die Körperhaltung eines Glöckners.
Eine viel zu lange Zeitspanne starrte Kimihiro Itoe ungläubig an, bevor sein Blick zur zweiten großen, richtig großen Überraschung des Abends glitt, welche just in diesem Augenblick auf einem kleinen Servierwagen an geholpert kam und schließlich von Kimihiros Vater auf den Tisch der beiden gewuchtet: Eine eindrucksvolle, fünfstöckige Etagere voller Essen, welches so liebevoll wie immer von seinem Vater angerichtet und verziert worden war. Krebse und Fische, gebraten und roh, Sushi, Sashimi, etliche Soßen, Gemüse fast jeder Farbe… und dazu zwei separate Schüsseln voller Reis, zwei Gläser und eine kunstvoll gefertigte Glaskaraffe mit Johannisbeerschorle, die so emsig gekühlt worden war, dass die Luft sich am Glas abschlug und in dicken Tropfen die Rundungen des Gefäßes nachzeichnete.
Ungläubig schaute Kimihiro dieses Meisterwerk an, dann fasste er seinen Vater ins Auge. Tadashi verzog sich jedoch nach einer kurzen, demütigen Verbeugung sofort wieder mit seinem Wägelchen. Damit war Kimihiro wieder ganz allein mit einem aufgehübschten Mädchen und einer Monsterportion Meeresfrüchte. Wobei… wirklich allein fühlte sich Kimihiro nicht, spürte er doch deutlich die Blicke aller anderen Gäste auf sich liegen, die sich über die ausgefallene Mahlzeit wunderten und das Essen, genauso wie das Pärchen am Tisch neugierig musterten. Kimihiro war zwar Zuhause, doch einen solchen Schwall an Aufmerksamkeit steckte der doch eher schüchterne nicht weg, es war schlichtweg zu fiel. Vollkommen nervös und mit einem stählernen Kloß im Hals griff er nach den Stäbchen, schaute auf seine Reisschüssel herunter, und suchte dann über die bunte Pyramide den Blick seines Gegenübers. Mit unsicherer Stimme versuchte er dann möglichst feierlich zu intonieren:
„Also, dann, ähm… guten Appetit auch. Itadakimasu.“
 

Hyuuga Itoe

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[FONT=Verdana, sans-serif]Itoe war kein Profi im Lesen von Gesichtern. Wenn jemandem das Wasser über das Gesicht lief war er entweder traurig oder stand im Regen, wenn er schrie war er wütend oder hatte Schmerzen. So ging es weiter und weiter. Die kleinsten Mikroausdrücke konnte Itoe nicht lesen und würde es wohl auch nie können. Dennoch besitzt jeder Mensch einen gewissen Grad an Empathie und Itoes schlug gerade wild um sich. Der Grund dafür war natürlich Kimihiro, der sich irgendwie nicht wohl zu fühlen schien. Itoe dachte nicht daran, dass er sich etwas aus Itoes Auftreten machte. Sie wollte sauber sein und sich auch so fühlen, das Mädchen sah es eher so: Wenn sich Kimihiro nicht um sein Aussehen kümmerte, wenn er nicht so eitel war wie Itoe selbst, dann war es ihm vermutlich egal. Und wer nimmt es einer anderen Person übel, gut auszusehen, wenn einem das eigene Aussehen egal war? Das waren nur die Gedankengänge, die unbewusst dafür sorgten, dass Itoe nicht einmal groß daran dachte, wie sie Kimihiro hinstellte. Verschwitzt wie er war sie selbst vor wenigen Minuten auch noch gewesen. [/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Itoes Gedanken und Gefühle diesbezüglich wurden von einem beeindruckenden Gebilde aus Tellern, Meeresfrüchten und anderen Speisen verdrängt. Tatsächlich kam das Mädchen nicht einmal auf die Idee, sich beim Chefkoch zu bedanken, so erstaunt starrte sie auf das Kunstwerk. Ihr Gesicht musste mindestens so verdutzt aussehen wie das der restlichen Gäste, die sich nach der Betrachtung dieses Berges von Essen mit eher gedämpfter Stimmung wieder ihrem eigenen kleinen Haufen widmeten. Es schien seine Vorteile zu haben, mit dem Besitzer des Restaurants verwandt zu sein, wenn man sich immer solches Essen umsonst zukommen lassen konnte. Itoe war begeistert, ehrlich, und infolge dessen vergaß sie auch, was immer sie zu Kimihiro sagen wollte. Sie hatte das Gefühl, ihm lief eine Laus über die Leber? Musste warten, bis sie sich wieder zeigte. Itoes Aufmerksamkeit war soeben von Kummer zu Hunger gewechselt und sie erwiderte freudig: „Itadakimasu!“, ehe sie ihre Stäbchen zerbrach und … zögerte.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Was bitte sollte sie hier zuerst verspeisen? Da befanden sich so viele Delikatessen auf den Tellern, mit welcher sollte man da denn beginnen? Sie waren sicherlich alle köstlich, aber wenn Itoe sich schon nicht bei der Karte entscheiden konnte, was sollte das hier dann werden? Kimihiro konnte ihr in diesem Fall nicht helfen, sofern er ihr nicht das Essen in den Mund stopfte und füttern lassen wollte sich Itoe eigentlich noch nicht.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Also stach sie mehr blind denn gezielt zu, zückte eine gedünstete Garnele, fein garniert, und tat sich anschließend sehr viel leichter ihre nächsten Bissen auszuwählen. Den Reis ließ sie die meiste Zeit vollkommen unberührt, nur ein einziges Mal schob sie sich ein bisschen davon in den Mund, nur um zu bestätigen: Meeresfrüchte > Reis. Definitiv.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Nachdem Itoe die ersten Minuten lang kaum Platz im Mund gehabt hatte um auch nur ans Sprechen zu denken und die vielen Teller nun auch schon um einiges leerer waren (das würden sie doch nie im Leben alles aufessen können!), konnte sich das Mädchen endlich für einige Sekunden zurücklehnen und entspannen. Der Hunger war besiegt, alles folgende war nur für den Geschmack. Es würde übrigens noch viel folgen.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Ich muss sagen, ich hab schon lange nicht mehr so gut gegessen.“, gestand Itoe und wurde sich darüber im Klaren, dass sie lange, lange Zeit in einem Irrglauben gelebt hatte. So gut waren ihre Kochkünste gar nicht, verglichen mit dem, was andere Menschen zaubern konnten. Sie würde sich unbedingt neue Kochbücher zulegen müssen. Jetzt erst kamen ihre Gedanken wieder auf ihren Mitbewohner und seine zuvor so gedrückte Laune. Ob das Essen geholfen hatte?[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Zwei große Schlücke Johannisbeerschorle, weiter geht’s. Mehr Essen fand den Weg in Itoes Mund und Magen. War da nicht etwas wegen Kimihiro? Ach, stimmt ja. Dieses Essen war wirklich eine Ablenkung. [/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Bist du irgendwie schlecht drauf?“, fragte Itoe den Jungen vorsichtig und legte ihre Essstäbchen vorübergehend beiseite. Ignorieren war einfacher, aber nicht wirklich diplomatisch und sollte Kimihiro wirklich ein Problem haben, vielleicht war sie selbst ja Schuld daran? Das würde Itoe zumindest wissen wollen, hm? Zwar schien er etwas weniger schmollend aber schaden konnte die Nachfrage ja nicht. A-Ha.[/FONT]
 

Misumi Kimihiro

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Die ganze Situation war tatsächlich irgendwie… schräg. Viele, wenn nicht gar alle anderen Gäste starrten das ungleiche Paar an, während dieses sich gerade von der Überraschung zu erholen versuchte, die das beeindruckende Mahl mit sich brachte. Selbst Kimihiro musste bei dem Anblick dieses Berges aus Fisch und Gemüse staunen, obwohl er die Fertigkeiten seines Vaters durchaus kannte.
*Aber das hier… ist einfach übertrieben.*
Womit sich wiederum die Frage stellte: Warum? Warum zauberte sein Vater einfach so aus heiterem Himmel solch ein Essen aus dem Hut? Nur weil er ein Mädchen mitgebracht hatte? Weil er lange nicht zuhause war? Weil er nach dem Training aussah, als hätte er es nötig? Oder weil sein Großvater irgendwie seine Finger im Spiel hatte? So viele Möglichkeiten, aber gleichzeitig auch so viel… viel…
Hunger. Je länger Kimihiro auf das unangetastete Essen starrte, desto erfolgreicher verschlang das Grummeln seines Magens die in seinem Kopf umherwandernden Gedanken, bis sein ganzer Körper unter dem Knurren zu rumoren schien.
*Grund dafür also hin oder her. Es ist Essenszeit.*
Kurz nach Itoe begann Kimihiro so, seine Stäbchen auseinanderzubrechen und mit hastigem Blick die einzelnen Etagen zu mustern. So viele Speisen, wie sich auf der Etagere stapelten, war das allerdings gar nicht so einfach. Noch schwieriger war allerdings, sich für eins der Häppchen zu entscheiden und endlich zuzugreifen. Ganz in diese Auswahl vertieft vergaß Kimihiro rasch die allmälich weniger werdenden Blicke, die noch auf ihm und seiner Begleitung ruhten. Schließlich hob er die Hand und angelte beinahe andächtig nach einem kunstvoll verzierten Sushistück, das bei der kleinsten Berührung schon auseinanderzufallen drohte. Letztlich bekam Kimihiro den Bissen jedoch unfallfrei in den Mund, wo er in zahlreichen verschiedenen Aromen aufging. Es schien kaum möglich, dass der Geschmack dieses einen Happens noch farbenfroher sein konnte als sein Aussehen, doch Misumi Tadashi hatte sich wieder einmal selbst übertroffen.
Vollends begeistert von dem Festmahl steigerte sich Kimihiros Esstempo rapide, bis man dank der Mithilfe seiner Kollegin regelrecht dabei zuschauen konnte, wie der ehemalige Berg immer kleiner wurde. Kimihiro war vollends ins Essen vertieft: Beinahe anmutig warf er mit kleinen Happen und Reis nur so um sich, wobei jeder Bissen zielsicher in seinem Mund landete. Die Stäbchen sausten von einer Hand in die andere, schnappten hier ein Stück Fisch, zogen es dort einmal durch die Soße, und glitten dann nah einem kurzen Reisbad geteert und gefedert in den Mund des hungrigen Shinobi. Kimihiro ging ganz in seinem Essen auf, achtete nicht einmal mehr auf sein menschliches Gegenüber, bis Itoe sich überrasch zu Wort meldete. Den Mund vollgestopft schaute der Misumi zu dem Mädchen, das seine Stäbchen beiseitegelegt hatte und recht ernst dreinblickte.
*Schlecht drauf? Und dann dieser sorgenvolle Blick, seltsam.*
Weiter wunderte sich der Junge nicht um die genauen Gedanken des Mädchens, hatte Itoe ihm doch oft genug bewiesen, dass das zu nichts führte – noch verstand er sie nicht, wie eigentlich jedes Mädchen, also warum hinterfragen? Wichtig war nur, dass Itoe entgegen der Menge an Meeresfrüchten, die sie vertilgt hatte (das war dem futterneidischen Misumi ganz und gar nicht entgangen), nicht rundum glücklich war, und das womöglich wegen… ihm?
*Weil ich vorhin etwas nervös war? Oder macht sie sich sorgen, dass ich ihr die Niederlage übelnehme? Oder das Gequassel über ihre Behandlung? Hmm… wie auch immer, egal.*
Sichtbar beschwerlich würgte er den klobigen Reisklumpen in seine Mund herunter, wobei er anschließend theatralisch gegen seine Brust klopfte, hustete, und dann einmal tief durchatmete. Mit Blick auf Itoe sagte er dann: „Hmh, schon besser. Nein, keine Sorge, mir geht’s blendend. Wir sind in Konoha, mein Bauch ist voll, und dank deiner… ‚Behandlung‘ werde ich heute Abend sicher gut schlafen können. Wobei der zweite Punkt im Moment der schwerwiegendste ist, wortwörtlich. Kein Grund also, sich sorgen zu machen.“ Das Gesagte mit einem kurzen Lächeln unterstreichend, widmete sich Kimihiro mit dem Blick wieder der kaum mehr bestückten Etagere. Als seine Stäbchen sich in das nächste Häppchen bohrten fuhr er fort: „Was ist mit dir? Alles in Ordnung soweit?“ Auf eine Antwort wartend schob er sich den aufgespießten Happen in den Mund.
 

Hyuuga Itoe

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[FONT=Verdana, sans-serif]Geduldig beobachtete Itoe wie sich ihr Gegenüber beinahe mit etwas Reis umbrachte und in Tarzan-Manier seine Brust bearbeitete. Letztendlich war doch jedes männliche Wesen gleich, eh? Die Frage war jetzt aber: War Kimihiro wieder gut drauf, hatte er nie schlechte Laune gehabt oder log er? Denn eins war ja klar, kein Mädchen glaubte einfach das, was ihr irgend ein Kerl erzählte. Zumindest die nicht-schwangeren. Zugegeben, Kimihiro redete nicht von der großen Liebe und wollte Itoe auch keine Briefmarkensammlung zeigen. [/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Er hatte übrigens Recht. Heimat, voller Bauch, Erschöpfung. Das waren drei Punkte die in beinahe jeder Lage ein sehr schnelles Einschlafen garantierten. Addierte man noch ein qualitativ hochwertiges Bett war eigentlich alles abgehakt. Doch bevor es dazu kam schob sich Itoe eine kleine Garnele in den Mund und sah sich mit der Gegenfrage konfrontiert. Ja, war bei ihr eigentlich alles in Ordnung? Noch am Morgen dieses Tages war sie niedergeschlagen und vollkommen melancholisch gewesen. Ohne Grund wurde ein grundsätzlich frohes Gemüt wie Itoe nicht von solchen Dingen eingeholt und überfallen. Doch so sehr Itoe auch darüber nachdachte, so fand sie keine klare Ursache – hatte sie zuvor in den luftigen Höhen schon nicht. Jetzt, abends, im Odori no Kani jedoch war sie wieder satt und glücklich. Zumindest oberflächlich, hm? Irgendwie hatte Itoe das Gefühl, so einfach war die ganze Sache nicht erledigt. Aber vermutlich musste sie nur die schwarze Farbe wieder einpacken und damit würde auch der ganze Rest und die Sorgen verschwinden. [/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Sie blickte auf das übrig gebliebene Essen und eine weitere Garnele wurde zwischen den Zähnen zerquetscht. Als in Itoes Speiseröhre Garnelen auf... andere Garnelen, Sushi und diversen Fisch und Muscheln trafen wusste sie jedoch, dass es bis hier hin und nicht weiter ging. Das Essen war bis zu diesem Punkt extrem schmackhaft und nahezu perfekt gewesen. Das musste man nicht durch Stopfen ruinieren. [/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Itoe lehnte sich zurück, hatte ihre Stäbchen endgültig weggelegt und klopfte mit Zeige- und Mittelfinger einige Male auf den Tisch. „Ja, ich denke schon.“ Klopfen. Klopfen aufhören. „Richtest du dem Koch meinen Dank aus, falls ich ihm nicht mehr zufällig über den Weg laufe?“ Knappes Lächeln. Itoe hatte keine Ahnung, dass es sich bei diesem Künstler um Kimihiros Vater gehandelt hatte. Ihre Augen waren auch eher auf das Kunstwerk selbst gerichtet gewesen, nicht auf den Boten. Zumal man ja auch nicht hätte ahnen können, dass der vielbeschäftigte Chef des Ladens als Kellner fungierte, auch nicht wenn es sich hier um den Sohn des Besitzers handelte. [/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Jetzt musste erst einmal gewartet werden bis der werte Kimihiro sein Mahl beendet hatte. Ob danach ein großes Vorstellen bei der Familie anstand oder ob Itoe vor die Tür gesetzt wurde (schließlich schlief sie ja bei Verwandten) würde man dann wohl erst noch sehen. [/FONT]

 

Misumi Kimihiro

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*Noch etwas Reis… Soße… und…*
Vorsichtig führte sich der Künstler einen weiteren Happen in den Mund, wieder ohne auch nur ein einziges Reiskörnchen zu verlieren – was angesichts der seltsamen Stapel, die Kimihiro aus den übrigen Essensresten bastelte, wahrlich überraschend war. Ein Bissen nach dem anderen wurde vertilgt, und obwohl das ehemalige Festmahl mittlerweile nicht viel mehr war als ein fast leergefegtes Schlachtfeld, spürte der Künstler ganz deutlich die winzigen Eckchen in seinem Magen, in die normalerweise das Dessert gehörte. Da dieser heute aber scheinbar ausfiel wurde die Reserve eben für weiteres Sushi aufgegeben.
Itoes Antwort auf seine Frage bedachte der Künster mit einem knappen Nicken, sowie einem durch den vollen Mund fast hervor gewürgten „Aha“. Als kurz danach der neuerliche Bissen ganz verschlungen war, erweiterte er diese hochgradig aussagekräftige Aussage noch durch ein: „Mache ich gern.“ Dass er sich später bei seinem Vater bedanken würde fiel dabei unter den Tisch; Kimihiro dachte schlichtweg nicht daran, dass Itoe nicht wusste, wer ihr Koch an diesem Abend war. Was ihm dagegen auffiel war, dass die Hyuuga den Kampf offenbar gänzlich aufgegeben hatte und nun nur noch auf ihren Partner zu warten schien. Theoretisch würde sie da noch eine ganze Weile warten können, schließlich gab es noch etliche Reste und Krümel zu vertilgen, doch andererseits…
*Eine Dame lässt man nicht warten. Besonders, wenn das Wartenlassen miteinschließließt, dass sie ihrem Partner beim Krümel auflecken zusehen muss. Soviel Höflichkeit muss wohl oder übel sein.*
Ein letzter, etwas sehnsüchtiger Blick zu den schmutzigen Schüsselchen und Tellerchen, ein letztes Mal schlucken, und Kimihiro legte einige Augenblicke nach seiner Mitbewohnerin die Stäbchen beiseite. Mit einem Seufzer lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück, verschränkte die Finger vor dem vollen Bauch und setzte ein wohliges Lächeln auf.
„Aah… das war wirklich gut. Und viel. Fast zu viel, aber auch nur fast.“
Eine Weile schaute der Künstler doch wieder müßig zu den Essensresten vor sich, bevor er seinen Blick einmal recht gedankenlos durch das Lokal schweifen lies. Obwohl es schon längst dunkel und ziemlich kalt sein musste war das Restaurant noch immer gut besucht, und jeder, der in den warmen Laden hereinschneite schien überglücklich zu sein, sich seinem schweren Mantel oder der dicken Jacke zu entledigen.
*Glücklicherweise muss ich nicht mehr dort hinaus.*
So wohl ihm bei diesem Gedanken zumute wurde, so schlecht fühlte er sich, als ihm sein Gegenüber wieder einfiel: Sicher, er selbst war schon daheim, aber seine weibliche Begleitung würde nun noch einsam und allein durch die windigen Straßen des Blätterdorfes streifen müssen, rastlos und frierend auf der Suche nach einem Bett für die Nacht.
*Moment, rastlos und frierend? Sie wird bei ihrer Familie unterkommen, und ich fresse einen Besen, wenn sich im Anwesen der Hyuuga nicht die besten Betten des Dorfes finden lassen.*
Trotzdem spürte Kimihiro den Zweifel an sich nagen, dass er seine Kameradin jetzt mit vollem Bauch nicht einfach so allein in die Kälte schicken konnte. Doch was tun? Das offensichtliche wäre sicherlich, sie nach Hause zu begleiten, aber wirkte es andererseits nicht etwas merkwürdig, wenn er der gestandenen Kunoichi anbot, sie wie ein Schulmädchen an der Hand zu nehmen und nach Hause zu Mami und Papi zu führen?
*Das fällt also schonmal weg.*
Aber was blieb übrig? Irgendwo musste sie übernachten, und egal, wo das war, sie würde raus müssen, während er in seinem kuschligen Heim zurückblieb. Es sei denn, sie übernachtete bei ihm, aber wo? *Oben gibt’s ein Gästezimmer.* Außerdem war Itoe eine Hyuuga und sicherlich besseres gewohnt, als in der bescheidenen Wohnung eines unwichtigen Shinobi abzusteigen. *So unscheinbar wie die unserer WG?* Und dann erst die Vorstellung, dass ein Mädchen bei ihm übernachtete… seine Eltern würden ihn mit Fragen bombardieren. *Nochmal: WG?* Nein, Itoe zu fragen, ob sie hier übernachten wollte, wäre genauso schlecht wie die Sache mit der Begleitung.
„Willst du hier übernachten?“
…so viel also zu allen Vorüberlegungen. Die Worte purzelten beinahe von selbst aus Kimihiros Mund, und als sie ausgesprochen waren, blieb dem Künstler nur noch eines übrig: Schadensbegrenzung.
„Ich meine, wenn du nicht mehr nach Hause laufen willst. Ich weiß ja nicht, wo im Hyuugaviertel du genau hin musst. Ansonsten… können wir dann auch demnächst los.“
Zumindest der letzte Satz zeugte von etwas Geistesgegenwart. Wenn man nicht fragen wollte, stempelte man die Angelegenheit einfach als bereits geklärt ab. Kimihiros Meinung nach ein geschickter Zug in einer Situation, die er schlicht nicht gewohnt war, und auf die er – wie bisher - sicherlich auch in Zukunft gut verzichten können würde…
 

Hyuuga Itoe

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[FONT=Verdana, sans-serif]Viel. Essen. Waren da wirklich solch sehnsüchtige Blicke notwendig? Die letzten Reiskrümel, abgefallene Algen und Reste einiger Garnelen waren mit Sicherheit kein Bild für die Götter und dass Kimihiro noch hungrig war, das kaufte ihm Itoe einfach nicht ab. Er ließ wohl eher die kleine Dramaqueen raushängen, aber jeder durfte Mal seinen Augenblick haben, nicht? Sehr viel interessanter war die aus diplomatischer Sicht wirklich hervorragend gestellte Frage Kimihiros, ob die Hyuuga nicht hier übernachten wollte. Wäre dieser Ausrutscher von jemandem gekommen, der nicht zufällig eh schon mit Itoe unter einem Dach wohnte, wäre der jungen Dame womöglich sogar vor Schreck die Hand ausgerutscht. In diesem Fall blieb es bei einem leicht verdutzten Gesichtsausdruck der anhielt, bis Kimihiro eine mehr schlecht als rechte Erklärung abgab aber zumindest die Höflichkeit besaß, den Begleitschutz anzudeuten. Vermutlich wusste er genau, dass Itoe dieses Angebot nicht annehmen würde und war damit auf der sicheren Seite. Er zeigte Höflichkeit und konnte trotzdem im Warmen bleiben. In die Hose ging das Ganze nur in dem Moment, in dem Itoe etwas wie „Alles klar, gehen wir.“ sagen würde, während es draußen die ersten Donnerschläge ließ. Glück für Kimihiro war wohl, dass außer diesen Donnerschlägen nichts in dieser Richtung aus Itoes Mund kam.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Schon in Ordnung, es ist ja nicht so weit. Ich werde noch einigen alten Freunden Hallo sagen, es wäre schade, wenn ich die Gelegenheit verstreichen lasse. So schnell bin ich bestimmt nicht wieder hier; das gebietet die Höflichkeit, meinst du nicht?“, sagte Itoe und blickte aus dem Fenster. „Ich finde den Weg schon noch. Du verkriechst dich lieber vor einen warmen Kamin und genießt den Abend mit deiner Familie. Aber davor nimmst du noch eine Dusche, ja?“ Klein Kimihiro wurde ein wenig bemuttert, hm? Itoe für ihren Teil stand auf und streckte sich kurz. „Richte deiner Familie einen Gruß aus, ja? Ich hole dich morgen früh ab. Bis dann.“, trällerte Itoe ihrem Mitbewohner fröhlich entgegen und stürzte sich mit einem zufriedenen Lächeln hinaus in die regnerische Nacht.[/FONT]
 
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