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TSMGO - II. Akt: Nomen est omen

Misumi Kimihiro

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cf: TSMGO - I. Akt: Vorhang auf!

Es war einfach immer wieder beeindruckend.
Eine riesige Stadt, mitten in einem noch riesigeren Krater. Allein mit der Frage, wie diese gigantische Delle in die Welt gestanzt worden war, konnte man sich jahrelang beschäftigen. Hatte die Wissenschaft schon eine Antwort gefunden? Ein Felsbrocken aus dem Himmel, ein unheilig-großes Monster, oder einfach nur eine verflucht merkwürdige Laune der Natur?
Doch das war noch nicht alles, denn immerhin lag in dieser kreisrunden Senke eine der bekanntesten Städte nicht nur des Feuerreiches, sondern der Welt: Die Kraterstadt. Der wenig einfallsreiche Name wurde durch etliche Häuser, eine taghelle, kunterbunte Beleuchtung und einen steten Geräuschpegel jenseits von Gut und Böse Lügen gestraft. Die Kraterstadt war viele Wochen im Jahr ein einziges, langes Fest, mit nur kurzen Pausen, um die angesammelten Schnapsleichen und die unbelebten Reste der letzten Feier loszuwerden, damit man bei der nächsten wieder genauso auf den Putz hauen konnte.
Es war fast müßig zu erwähnen, dass Kimihiro bisher nicht sehr oft hier war. Eine Stadt, die eigentlich mehr eine einzige, große Disko war? Alkohol und leicht bekleidete Damen an jeder Ecke, grelle, blinkende und flackernde Lichter, und die gnadenlose Zerstörung jeglicher Natur durch feierwütige Berserker waren drei verflucht gute Gründe für den zartbesaiteten Künstler, die Motive seiner Bilder ganz, ganz weit weg zu suchen. Dennoch war er, vermutlich wie einige andere des Teams bzw. seines Alters, bereits ein- oder zweimal hierher gekommen, um ein bestimmtes Fest zu verfolgen oder Urlaub zu machen. Einfach jeder, der in Konohagakure oder Shirogakure lebte, und den er kannte, war im Laufe seines Lebens einfach nicht voll und ganz an der Partyhauptstadt des Landes vorbeigekommen. Ein Armutszeugnis für die Gesellschaft, ja, aber leider eine Tatsache.
Die Navigation innerhalb der Stadt war für den Künstler somit letztlich kein Problem – bedachte man zudem, dass er sich die Karte des Orts recht gut eingeprägt hatte. Nachdem das Team einige Augenblicke am Rande des hohen Kraters verbracht hatte, um den Blick über die Mittags etwas verschlafen wirkende Stadt zu genießen, ging es recht schnell weiter zu einem der breiten Pfade, die in geschwungenen Serpentinen den Krater nach unten führte. Begrüßt wurden die Shinobi am Ende des Pfades von einigen Vertretern der bereits erwähnten Schnapsleichen-Fraktion, die der Künstler nach einem knappen, leicht angewiderten Blick nicht weiter beachtete – ein paar Schritte zur Seite waren aber nötig, um von deren Odeur nicht aus den Socken gehauen zu werden. So oder so war eine knappe Erklärung des folgenden Plans nötig, ergo wandte sich Kimihiro kurz seinen Kameraden zu.
„Da wir noch genug Zeit haben, bevor hier wie jede Nacht die Hölle los bricht, werden wir, nachdem wir unser Gepäck in dem gebuchten Gasthaus untergebracht haben, direkt dem Daisu Shiata auf gut Glück einen Besuch abstatten. Ein Termin mit Kitsune-san ließ sich nämlich nicht arrangieren, da er laut eigener Aussage ‚zu sehr mit non-trivialen, non-non-theatralen Technizitäten zu tun’ haben soll. Oh, und was ich vergessen habe zu erwähnen: Mit Ankunft hier vor Ort sollte sich jeder einen neuen Namen überlegen. Ein Henge wäre meiner Meinung nach übertrieben, und außerdem verräterisch, wenn eine zufällige Verletzung das ganze aufheben würde. Ein anderer Name dagegen ist… naja, das Minimum.“
Jap, die Freude über den neuen Klienten war ungebrochen, hörte man so auf Kimihiros ironiebelastete Stimme. Leider blieb dem Team jedoch nichts anderes übrig, als vorerst die Eskapaden des vermeintlichen Bald-Mordopfers zu ertragen. Außerdem gab es ja noch etwas Zeit, um sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass dieser Mann nun eine Zeit lang die Befehle geben würde, oder der zumindest glaubte, er könnte den Ninjas Befehle geben. Der Weg zum Gasthaus erstreckte sich nämlich über etwa ein Drittel des Durchmessers des Kraters und führte sie erst über die Hauptstraße, dann durch einige schummrige Gassen, die man nachts besser meiden sollte, direkt vor ein… ja, was eigentlich?
Die Dorfleitung hatte sich etwas dabei gedacht. Irgendwie. Das Haus lag nahe des Zentrums und damit auch nahe des Theaters, was eindeutig sagte: „Ihr seid nicht hier, um zu schlafen, sondern um zu arbeiten!“ So weit, so gut. Dass ein verstecktes Dorf, nicht einmal eines der beiden größten der Welt, jedem seiner Teams das beste der örtlichen Hotels buchte, war auch klar. Vor allem wenn man in eine wahre Tourismusmetropole reiste, in der man wirklich teure Herbergen fand, die keine Kosten und Mühen scheuten, um eine ideale Verknüpfung von täglicher Ruhe und nächtlicher Partystimmung zu finden. Aber… musste es ausgerechnet die einzige, windschiefe Hütte weit und breit sein, deren Farbe man wortwörtlich beim Abblättern zusehen konnte? Gut, das Haus war groß, hatte sicherlich vier Stockwerke, fünf Stockwerke und mochte mit seinen ehemals kunterbunten Ziegeln bestimmt einmal ein Blickfang gewesen sein. Leider war diese Zeit so lange schon vorüber, das man selbst das klapprige Schild, welches das Haus als das richtige markierte, kaum lesen konnte.
Der Wimp… Winsel… nein, doch, Winkel. Der Winkel. Passender Name, ja wirklich.
Kimihiro unterdrückte ein Seufzen – diese Zusammenreißerei würde auf Dauer anstrengend werden – und geleitete sein Team ins Innere des Gasthauses. Dort wurden sie von der Einrichtung beinahe hinterrücks erschlagen: Saubere, samtweiche Teppiche, die kreuz und quer auf dem Boden verteilt waren, Kitsch aus allen Herren Ländern, wohin das Auge sah, darunter Uhren, deren Metallränder absichtlich oder versehentlich in die Länge gezogen um verschmolzen worden waren, sodass der Eindruck von zerfließenden Gerätschaften entstand, und viel zu viele Treppen, von denen einige sogar parallel zum Boden verliefen. Waren sie aus Versehen in eines dieser in lächerlicher Großspurigkeit benannten „modernen“ Gemälde gestolpert, oder…
„Willkommen im Winkel, weine, äh, meine Damen und Herren!“
Achtlos sprang eine verwischte Gestalt blitzartig über den Tresen der Rezeption einige Meter weiter, nur um als schmächtige, hochgewachsene Gestalt kaum einen Millimeter vor Kimihiro stehen zu bleiben. Der Duft abgestandenen Rasierwassers stach ihm so heftig in die Nase, das er sie schon fast bluten fühlte, und das unnatürlich breite Lächeln des Mannes, das im wahrsten Sinne des Wortes von einem Ohr zum anderen reichte, ließ das Sonnenlicht von draußen grell in Kimihiros Augen spiegeln.
„Banto Tashikamaru ist der Name, und ich bin der Besitzer dieses etabilissimosesten Gasthauses der gesamten Kraterstadt!“, säuselte der Besitzer, nur um sich mit einem zwinkern zu Arachino und dem Teamleiter selbst zu ergänzen: „Ihr könnt mich ruhig Tashi-chan nennen, ohohohoho!“
Im Gegenzug lächelte Kimihiro, unfähig, etwas anderes zu machen, wobei das Wort „Niemals“ mehrere Millionen Male in seinem Kopf widerhallte. Doch was hatte er denn erwartet? Windschiefes, buntes Gebäude namens „Winkel“, über die Maßen kitschiges Interieur…
Mit einer galanten Drehung kreiselte der Hausbesitzer dann auch schon wieder zu seinem Tresen, setzte sich mit übereinander geschlagenen Beinen darauf – dem Schicksal sei es gedankt, dass er einen Anzug mit richtigen Hosen trug, obwohl dessen schmieriges Schimmern, welches gut zu den gegellten Haaren und dem gekräuselten Schnurrbart passte, auf Dauer recht irritierend war – und klatschte flink in die Hände. In der nächsten Sekunde fühlte Kimihiro beinahe die Erde beben, als ein Berg von einer Frau sich mühsam unter einem Türrahmen hindurchquetschte. Der Künstler sah ehrfürchtig von den ausgetretenen Turnschuhen hinauf, über das zeltartige Dienerinnenkostüm mitten in das Mondgesicht schlechthin – runde Form, kleine Augen, Knollnase und ein Mund, der für sich genommen ebenfalls einen Mond bildete, genauer eine nach unten geöffnete Sichel. Ja, die Freude der Dame ob ihrer neuen Herren umspülte sicherlich das gesamte Team.
Während der Großteil wohl noch diese… „Dame“ bestaunte, schaltete sich der Hausbesitzer erneut ein: „Beachtet sie gar nicht! Das ist nur Madame Tekken, aber alle nennen sie Hina. Sie freut sich immer, wenn neue Gäste kommen und sich hier einquartieren. Dafür seid ihr jungen Dinger doch sicherlich hier, oder, für ein Zimmer? Oder?“
*Hmm, so fühlt es sich also an, zum Kauf eines Hotelzimmers erpresst zu werden. Spitze.*
Glücklicherweise musste sich die Gruppe nicht erst von den Fäusten des „Kükens“ überreden lassen, denn die Zimmer waren gebucht. Zwei, um genau zu sein, mit jeweils zwei Betten für insgesamt vier…
*…verflucht, stimmt ja.*
Da stand Kimihiro nun, mit vier Kameraden statt dreien, einem menschlichen Abrisskommando, und einem wenig bodenständigen Geschäfts“mann“. Schon wieder so eine dankbare Situation. Ob sich eine der jungen Damen auf ein Sofa verbannen ließ? Ob Banto das genehmigte? Wie viel die Zimmer hier wohl tatsächlich kosteten?
Es half nichts. Verhandlungen mussten her, und zwar Verhandlungen der Art, bei der man sich nicht gern über die Schulter schauen ließ. Zumindest konnte der sowieso schon nervöse Künstler gut darauf verzichten.
Entsprechend trat er ein paar Schritte zu dem Hotelbesitzer, der dieser Annäherung nicht abgeneigt schien, und wechselte einige geflüsterte Worte mit ihm. Es ging ein paar Mal hin und her, bis Banto letztlich in die Hände klatschte.
„Oui Oui, olalala, perfekt, Utayomi-san, wie ich mich freue! Hina, bring unsere Gäste hoch auf ihre Zimmer – die jungen Damen kommen nach 310, der Herr auf 305. Unseren Kunden hier…“, ein folgenschwerer Blick zurück zu Kimihiro, „…werde ich derweile beschäftigen.“ Kimihiro, sichtlich voller… Vorfreude, ergänzte dabei: „Ladet einfach euer Zeug ab, entspannt euch kurz, und dann treffen wir uns wieder hier unten. Eine halbe Stunde dürfte reichen.“ Ein verschämter Blick zu Banto.
*Hoffentlich.*

So war also die erste Hürde geschafft. Hoffentlich. Junko, Kumiko und Itoe konnten nun hinauf in ihr Zimmer und die recht prachtvolle Suite bestaunen, die ihr Teamleiter ihnen ergaunert hatte. Neben Prunk und Pomp in Form von überraschend roten Wänden und eisig glitzernden Akzenten fanden sich hier nämlich drei Betten, oder besser: Ein normales, und ein Ehebett. Viel Spaß bei der Aufteilung, meine Damen.
Arachino indes wurde in ein eher schlichtes Zimmer verfrachtet – wobei, nein, schlicht war nicht das richtige Wort. Die gesamten Räumlichkeiten, vom Badezimmer bis zur Küche, erstrahlten in den Nichtfarben Weiß und Schwarz. Merkwürdige Spiralen bedeckten die Wände, verzweigten sich wie Wurzeln, und zogen sich über Wände, Decken, Böden und die Einrichtung, einschließlich der zwei von einem Nachttisch getrennten Betten.
Was Kimihiro anging? Nun, der wartete im Moment in einem der Hinterzimmer des Erdgeschosses darauf, dass seine Kollegen sich einrichteten, eventuell die spärliche Akte kurz überflogen und dann in die Lobby zurückkehrten. Er selbst saß inzwischen auf einem unbequemen Stuhl und sah dabei zu, wie Banto sich durch seinen Kleiderschrank kämpfte und nach etwas Bequemeren suchte. Dabei spürte der Künstler seinen Zeichenblock so schwer wie nie in seinem Schoße lasten…
 
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Ja, endlich war es Zeit für die Missionsbeschreibung, die eigentlich immer vor Beginn einer Mission stattfand. Kumiko-chans Horrorvisionen hatten sich nicht bewahrheitet, alle Klarheiten waren beseitigt, so gut es eben ging. In der Tat war es überraschend, wie wenige Fragen in diesem Waldstück vielen, aber andererseits musste man kein Genius bewiesen haben, um sich in der Lage zu wähnen, zu Begreifen imstande zu sein. Zu begreifen, dass die Informationen, die sie bis jetzt hatten, einfach nicht ausreichend waren, um konkrete Schlüsse zu ziehen, dass eine zu theoretische Herangehensweise nur dazu führte, dass die Anzahl der Lösungsansätze, die die Gruppe sich vorstellen konnte, bereits im Vorfeld zu sehr eingeschränkt würde.
Die kleine, Blonde hatte noch kein Genius bewiesen und würde es vermutlich auch in der nächsten Zeit nicht, denn sie war immer noch mit der weltumspannenden Aufgabe beschäftigt, eine angemessene Anrede für ihren Taichō auszuklamüsern – selbstverständlich erfolglos. Irgendwo zwischen 'Misumi-Taichō-Sama' und 'Kimihiro-Du-San' verlor sich die Sinnhaftigkeit ihrer Bemühungen. Es gab nicht viele offene Fragen, die jetzt schon beantwortet werden könnten, entsprechend kurz hielt sich auch deren Pause.

Bald schon ließen sie das idyllische Waldstück hinter sich, um sich in gemütlichem Tempo weiter in Richtung Kraterstadt zu schieben. Kumiko schaffte es sogar langsam, ihre quälende Identitäts-Anrede-Frage beiseitezuschieben und dem Theater – und vor allem auch der Kraterstadt – entgegenzufiebern. Der Weg gestaltete sich seitens der Gruppe größtenteils Wortlos, von seiten der Zwölfjährigen sogar völlig wortkarg. Selbst der Taichō und Itoe-san schienen sich wieder etwas besser zu verstehen, als vor der Pause.
Dennoch dauerte es noch etwas, bis das gewaltige Loch im Boden in Sichtweite kam, in dem irgendeiner eine Stadt gebaut hat. Schon von Weitem war unschwer zu leugnen, dass diese Stadt von Feiern und Festen lebte – mehr oder weniger, denn sporadisch langen auch hier und dort einige Leute herum, die das Schlachtfeld der gestrigen Feier wohl als Kollateralschaden frühzeitig verlassen mussten. Aus der Nähe sah die Sache kein Stück besser aus, die Spuren des gestrigen Festes lagen noch als Lebendmaterial hier und dort auf den Straßen herum – ab und an sogar schnarchend.
Erst halb in der Stadt, und schon folgte eine weitere Einweisung, sie würden in einem Gasthaus untergebracht werden, das vermutlich in der Nähe ihres Einsatzortes Lag. Dort könnten sie sich kurz ihres Gepäcks entledigen und würden zeitnah dem Auftraggeber einen spontanen Besuch abstatten. Denn das Zielobjekt war anscheinend mit Non-Dingenskirchenses beschäftigt, was für Kumiko-chan äußerst wichtig klang. Der Slalom zu ihrer Unterkunft lies nicht lange auf sich warten: Alles in allem sah diese Stadt wirklich nach einer Feier- und Kulturmetropole aus. Die Fassaden der Häuser überboten sich gegenseitig in ihrer Pracht und Auffälligkeit … Sogar das … äh, 'Hotel' in dem sie untergebracht wurden war auffällig … auf seine eigene Art und Weise. Es fiel auf jeden Fall sofort auf; in dieser ganzen Stadt gab es wahrscheinlich genau ein einziges Haus, das nach einer Renovierung … einer Sanierung schrie … und dort waren sie untergebracht – wie schön! Die Abteilung für Sparmaßnahmen Shirogakures funktionierte also einwandfrei … positiv formuliert.
Sie waren angehalten worden, sich einen neuen Namen auszudenken, solange sie sich in Kraterstadt aufhielten. 'Kanazawa Monō sollte ausreichen.' fiel ihr eher nebenher ein, als sie die Türschwelle zu ihrer Kaschemme überquerte.

Sie hatte sich sogar bemüht, ihre Niedlichkeit ein wenig offener zu zeigen, obwohl sie diesen Teil an sich absolut nicht ausstehen konnte; was tat man nicht alles für seine Tarnung. Sie bemühte sich, einen naiven, süßen Gesichtsausdruck zur Schau zu stellen, neigte ihren Kopf ein wenig, wenn sie mit jemandem sprach und … lächelte sogar freundlich … Wunder geschehen halt auch bei ihr … auch wenn sie nur so tut. Nach allem Hin und Her kam sie nicht um ihr eigenes Argument herum, nach dem es am wenigsten auffiel, wenn sie sich mädchenhaft gab – kindlich und süß eben. Entsprechend ihrer … äh … Tarnung wurden ihre Augen riesengroß, als sie feststellte, dass der Innenraum nicht im Mindesten der schlechten Qualität entsprach, die ihr das Gebäude von außen versprochen hatte: „Whoa! Gug mal, hier ist ja alles voll schief!“, sie zupfte irgendwen am Ärmel, ohne hinzusehen. 'Schief' traf dieses seltsame Ambiente zwar nicht ganz, aber es würde ausreichen, um die Eindrücke des frisch gebackenen Dummchens zu beschreiben. Weiter kam sie aber nicht – zu ihrem Glück, denn schon machte ihnen eine seltsame Gestalt ihre Aufwartung mit einer freudigen Begrüßung. Müßig, diese Person – vermutlich der Besitzer dieses 'Hotels', beschreiben zu wollen … lediglich die Tatsache, dass ihm nur ein Propellerchen an einer viel zu kleinen Mütze auf dem Kopf gefehlt hätte, seine Lächerlichkeit vollends abzurunden. Von Kumikos Gedankengängen merkte man allerdings nichts, denn zur Schau stellte sie stattdessen einen offen stehenden Mund; sie wollte es nicht mit Schnuckeligkeit übertreiben, sonst zerflossen ihr noch ihre Teamkollegen – und sie könnte sich tatsächlich noch dem Selbstmord nahe wähnen.

Das Lächeln, das Banto-San den beiden Jungs der Gruppe zuwarf sagte schon einiges über seine Vorlieben aus, obwohl da nach den Eindrücken, die die Eingangshalle ihrer Unterkunft hinterließ, nicht mehr viel zu verstecken war. Besonders die Uhren an der Wand schienen besonders extravaganter Natur zu s- 'Oh mein Gott!' auf ein Zeichen des schnurrbärtigen, glitzergewandeten Gastgebers hin zwängte sie sich durch die Seitentür. Olga, äh, Tekken-San mit einer Höhe von zwölf Metern und einem – am Boden bei jedem ihrer Schritte nachgefühlten – Kampfgewicht von mindestens acht Tonnen, Händen, die an die Dimensionen von Paddeln heranreichten, eine ungleich beeindruckendere Gestalt als Banto-San. Ihr … ähm … Lächeln hinterließ bei Kumiko innerlich nur ein uninteressiertes Schulterzucken. Dem Tarn-Dummerchen war das Auftreten dieses Dienstklotzes allerdings höchst gruselig aufgestoßen, so setzte sie eine verunsicherte Miene auf und versteckte sich halb hinter Itoe-Senpai, um auch jaaaaa nicht in direkte Sichtlinie zu Olga-Streetfighter-San zu geraten.
Es schien sich alles wie von selbst zu klären, aber der Taichō schien noch etwas klarmachen zu wollen. Offenbar eine Sache von delikater Natur, denn er ging in Flüsterton über. Das Gesagte aber trieb ihrem Gastgeber einen seltsamen Glanz in die Augen. 'So ist das also! Das erklärt alles.' Die Erkenntnis breitete sich in ihr aus wie Kaminwärme an einem Winterabend. Fräulein Zangief-San sollte sie nach oben bringen, sie würde sich ein Zimmer mit den beiden Chuunin teilen 'Die Gelegenheit, vielleicht noch etwas zu lernen!' Sie würde sich die Professionalität der Beiden zu eigen machen, reden wie sie, gehen wie sie – aussehen wie sie zwar nicht – und selbstverständlich auch atmen wie sie, sich zurechtmachen wie sie, gucken wie sie, riechen wie sie und weiß der Geier, was Kumiko sich noch von ihren Senpai abzuschauen plante – Aber eine Sache war da, der die Blondine eine tragendere Bedeutung bezüglich des Erfolgs dieser Mission einräumte.

Raum 310, ein Raum, der nach den Maßstäben dieses Etablissements als Normal durchgehen würde. Drei Bette, drei kleine Kommoden, Schränke und ein paar Abstellmöglichkeiten waren aber alles, was Kumiko an diesem Zimmer interessierte – gut, der Tisch mit den drei Stühlen war vielleicht auch irgendwie wichtig. Sie wartete ab, welches Bett jede der beiden Dienstälteren wählte und besetzte dann das übrig gebliebene. Ihre Abendlektüre „500 Fitness Übungen für Zuhause“ wurde perfekt parallel zu den Kanten ihrer Kommode ausgerichtet, auf selbiger platziert, zusammen mit dem obligatorischen Stift und Zettel, die man immer mal gebrauchen konnte – selbstverständlich auch perfekt gerade zur Kante hin abgelegt. Diese drei Gegenstände wurden nach Längenmaß aufsteigend angeordnet, damit eine glatte Diagonale entstand, die sie mit ihren Utensilien legte. Ihre Wechselkleider landeten in einem einzigen Fach des Kleiderschranks, der zu ihrem Bett zu gehören schien, sie hatte drei komplette Garnituren mitgebracht.
Alles, was nach Ninja aussah, wurde kurzerhand in einem Siegel untergebracht, das sie am Körper tragen würde, denn ihnen war nicht umsonst nahegelegt worden, sich eine neue Identität zuzulegen; Ninjaausrüstung wäre ein Stolperstein, der alles auffliegen lassen würde. Ihre Kunai, Senbon und was sie sonst noch an Waffen mit sich führte, wurde allerdings erst mal auf dem Bett ausgebreitet – selbstverständlich schön ordentlich. Sie würde all diese Dinge in ihrer Kleidung und ihrem Haar unterbringen, denn darauf verzichten wollte sie nicht.
Ein geflochtener Zopf eignete sich dafür eher, darin würden zumindest ihre Senbon nicht auffallen, wenn sie es richtig anstellte. Deshalb öffnete sie ihren seitlichen Pferdeschwanz, kämmte kurz durch und begann die Flechterei: „Eigentlich geht’s mich ja nichts an“, begann sie in mädchenhaftem Tonfall, die Wände könnten schließlich Ohren haben: „Aber warum macht er so ein Geheimnis daraus? Ich mein', es ist doch nichts Schlimmes dabei, Jungs zu mögen, oder? Ich meine, auch wenn er selber einer ist, nicht wahr?“ Ihr Blick schwenkte kurz zu Itoe-san herüber, der sie unausgesprochen Eifersucht unterstellte, das musste einfach der Grund sein, warum sie auf ihm herumhackte.

Sie versuchte Itoe-San die Meinung aus der Nase zu ziehen, möglichst ohne dass diese es mitbekam. Aber weil Kumiko sowieso etwa so feinfühlig vorging, wie ein Vulkan kurz vorm Ausbruch, dürfte diese den Versuch im ersten Augenblick durchschaut haben. Als wäre sie in dieser Situation völlig unbeteiligt, geradezu nicht-anwesend, beendete sie ihre Flecht-Einlage, indem sie den entstanden Zopf mithilfe des zweckentfremdeten Haargummis fixierte und sofort einige Senbon zur Hand nahm, um sie darin zu verstecken.
 
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Hyuuga Itoe

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Architektonisch gesehen war die Kraterstadt einfach etwas besonderes. Serpentinen, treppenähnliche Aufstiege auf denen Häuser stehen und der unanzweifelbare Kern der Stadt – Party und „Kuchen“ ohne Ende.
Itoe sah sich um und fühlte sich etwas fremd. Keine Feiern, keine Partys. Arbeiten. Ach, was machte man nicht alles für den Job. Man MACHTE ihn sogar!
Das Hotel der Shinobi machte einen ziemlich miesen Eindruck. Vielleicht waren die Besitzer ja nett und so alles, aber dieser ganz gewisse Charme, der diesem Gebäude anhaftete, stieß Itoe etwas übel auf. Sie brauchte nichts Schiefes und wenn das Schiefe dann auch noch pink, rosa und gestickt war machte es die Sache auch nicht besser. In diese Kategorie gehörten dann auch die Betreiber des Etablissements. Einfach ignorieren. Trotzdem konnte sich Itoe kaum eine kleine Bemerkung verkneifen, als Kimihiro sich stoisch dazu bereit erklärte, hier unten die Stellung zu wahren.
„Falls er dich bittet, die Seife aufzuheben: Tu es bloß nicht!“ Und mit diesen Worten verschwand sie auch mit dem Rest der Gruppe in die oberen Stockwerke.
Ihre Zimmer hatten Betten. Da sie sich nicht allzu oft hier aufhalten würden, reichte das wohl auch schon. Itoe entpackte also einige ihrer Schriftrollen, warf einen Rucksack blind auf eine Hälfte des Doppelbettes (darüber zu philosophieren wer wo und mit wem schlafen wollte war irgendwie nicht so Itoes Ding).
Das Mädchen hatte sich selbst wie schon oftmals davor auf den Namen „Tensai Tori“ getauft. Eine nette Figur aus einer nicht ganz so netten und ununendlichen Geschichte. Itoe gefiel der Name. Simpel.
Jetzt noch einen Schluck Wasser trinken und dann konnten wir ja auch schon wieder nach unten, oder? Nee, nicht so schnell. Erst einmal kam noch dieser kleine Kommentar Kumikos, der vor allem eines hervorrief: Wasser. Es wurde direkt aus Itoes Mund geprustet und im Zimmer verteilt. Einfach so, ohne Vorwarnung. Aber mal ernsthaft, bei so einem Knüller konnte man doch auch nicht verlangen, dass Itoe ihre Körperfunktionen noch ganz kontrollieren konnte, nicht?
Sie hustete kurz und war wirklich erstaunt, so einfach aus dem Konzept gebracht werden zu können. Ein Lächeln konnte sie sich aber nicht verkneifen. Kimihiro wurde für schwul gehalten. War. Das. Nicht. Klasse?!
„Vielleicht schämt er sich ja dafür? Du solltest ihn nachher einfach mal fragen.“, antwortete sie der jungen Genin und würde sich wirklich tierisch darüber freuen, sollte Kumiko das tatsächlich tun.
Nichtsdestoweniger war es nun Zeit wieder das Zimmer zu verlassen. Utensilien waren verstaut, also ging es zur Treppe und an den Abstieg. Ob Kimihiro wohl noch der Alte war?

[out: Sry, aber es gibt so viele Kuchen und so wenig Zeit >.<]
 
A

Aburame Arachino

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Ganz ehrlich gesagt: Wenn Arachino jetzt gegen die Wand gekotzt hätte, wäre das für diesen Laden sogar eine Verschönerung gewesen. Ernsthaft, war Shirogakure so billig zu haben, da die Aufträge nur genug Kohle für die schäbigsten Hotels abwarfen?
Oder betrachtete man so was wie diesen Laden hier in der Kraterstadt etwa als vornehm? Na ja, dafür war die Unterhaltung einsame spitze. Erst die anmache des Besitzers, welche selbst für den jungen Aburame, welcher ja sogar vom selben Ufer war, anekelte, betrachtete man von welcher Art Mann diese ausging, aber da sich scheinbar die ganze Aufmerksamkeit des Besitzers nur auf Kimihiro zu konzentrieren schien, war das ganze doch irgendwie lustig anzusehen. Er strengte sich an nicht von einem Ohr zum anderen zu grinsen, sicher wäre das Itoe oder Junko aufgefallen, und er wollte den beiden keine weitere Angriffsfläche geben. Immerhin wollte er auf dieser Mission zeigen, dass er mittlerweile ein guter Shinobi war. Während Kimihiro zum Schafott geführt wurde, lies sich Arachino sein Zimmer zeigen, in dem er wohl mit Kimihiro zusammen die Mission über Untergebracht war. Das Zimmer war schlicht, schwarz weiß gehalten. Bei genauserer Untesuchung konnte Chin erleichtert feststellen, das es sich bei den komischen Spiralen nur um einen zweifelhaft gelungenen Dekorationsversuch handelte, nicht um auswüchse der Wand oder Schimmel. Demzufolge war zu sagen: Man hätte es schlimmer treffen können. Ihm sprang kein Kitsch entgegen, was den Brechreiz, den der Käfermeister zuvor hatte, wieder abklingen lies.


Jetzt hieß es erst einmal, sich auf die Mission vorbereiten. Man war Undercover hier, das hieß zuerst einmal das Stirnband loswerden. Er faltete es behutsam zusammen und verstaute es in seiner Tasche. Man sollte nicht als Ninja erkannt werden, das hieß, alles ablegen, was einen verraten könnte. Dazu gehörte auch sein Outfit. Es war zwar nicht sehr Wahrscheinlich, das jemand die Aburame kennen würde, dennoch war es wohl möglich. Und man musste es den Leuten ja nicht zwingend leicht machen, indem man vermummt erschien. Zum Glück hatte sich Arachino schon so etwas gedacht und ein paar Sachen eingepackt. Also fing er an sich umzuziehen. Der dicke Pulli wurde abgelegt, genauso seine alte Jeans und das schliche Shirt. Ersetzt wurden die Sachen durch eine neue blaue Jeanshose, einem schwarzen T-Shirt und einem schwarzes Hemd, welches über dem Shirt zugeknöpft wurde. Jetzt sah er absolut nicht mehr wie ein Aburame aus. Zuletzt begab er sich noch ins Bad und mit ein wenig Wasser sorgte er dafür, dass seine Haare anlagen, welche durch das Kapuzentragen doch recht zerzaust waren. Jetzt war er so weit, alles was er noch brauchte war ein Deckname. Doch dafür war noch Zeit, jetzt war es erst einmal Zeit, sich mit den anderen zu treffen. Er griff wie gewohnt nach seiner Sonnenbrille. „Moment...“ er wollte ja nicht... aber die Brille würde er trotzdem mitnehmen. Er setzte sie jedoch nicht auf, sondern klemmte sie einfach in seinen Kragen.


So gekleidet begab er sich zurück in die Lobby und wartete auf den Rest der Truppe.





(Arachino ohne Kapuze)
 

Michiyo Kumiko

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Glücklicherweise hatte sie ihren Zopf beendet, bevor Itoe-sans Antwort kam. Sie hätte sonst beinahe ihre Senbon fallen lassen – und die Teile zu suchen war nicht unbedingt eine schöne Angelegenheit. Die Dunkelhaarige geizte nicht mit einer effektvollen Reaktion auf Kumikos Frage hin. Der Blondine schlug mit eine paar Sekunden Verzögerung ein feiner Sprühregen entgegen, den sie aber gekonnt ignorierte. 'Also ist es wahr', aber die Reaktionen der älteren Teamkollegin waren nicht wirklich die feine englische Art gewesen, bei aller Eifersucht – Misumi-Taichō bräuchte jetzt ganz viel Verständnis, keine Sticheleien. Itoes lächeln, das Kumiko-chan als verzweifelt krampfhaft einstufte, konnte an der Situation auch nichts mehr retten.
Die Zwölfjährige lies sich jedoch immer noch nichts anmerken, obwohl sie bezweifelte, dass ihre Absichten noch in irgendeiner Hinsicht verborgen waren und griff zu einigen Kunai, die sie unauffällig in ein paar Falten ihrer Kleidung verbarg. 'Aber ist es wirklich klug, ihn zu fragen, wenn er sich dafür wirklich schämt? Andererseits gibt es an seiner Situation ja wenig Zweifel'

Aus Kumikos Sicht war der Fall auf jeden Fall klar, Itoe-san war höchst eifersüchtig, dass Misumi-Taichō ihre Gefühle nicht erwiderte – weil er einfach auf Jungs stand, deshalb hatte sie bestimmt auch Probleme, ihren unbändigen Zorn im Zaum zu halten, was sich in ständigen Sticheleien äußerte. Es lag also jetzt an der emotional völlig unfähigen, absolut disempathischen Kumiko-chan, ihren den fiktiven Konflikt zu überbrücken, um die Gruppe nicht zerfallen zu lassen: Welch eine Aufgabe! Ein jeder im Raum hätte das Feuer der Motivation, das jetzt in ihren Augen brannte bemerkt, wenn … ja, wenn nicht in diesem Moment die Zimmertür zu gefallen wäre … sie war alleine im Raum … „Ach verdammt.“ Jetzt wäre sie es, die die Gruppe aufhielt, wenn sie sich nicht beeilte. Kumiko schaffte es nicht, alle Kunai in ihrer Kleidung unterzubringen, den Rest verstaute sie in einem Siegel, das sie sich – von ihrem Ärmel verborgen – am Oberarm befestigte.
'Liegt sonst noch irgendwas herum? Nein? Gut', Überprüfung der Umgebung abgeschlossen. Jetzt müsste die Kleine noch kurz sicherstellen, dass sie auch bei hektischeren und an Akrobatik grenzenden Bewegungen weder klimperte, noch irgendwelche Waffen verlor. Gesagt, getan: Mit ein paar schnellen Schlägen und Tritten, einem Salto und ein paar Drehungen würde sie den Sitz ihrer Ausrüstung hinreichend gut kontrollieren können. Sie klimperte nicht, verlor keine Waffen und nach kurzer visueller Kontrolle war Kumiko auch sicher, dass keine Waffen unter ihrer Kleidung hervor lugten.

Es gab nichts mehr vorzubereiten, Ihr Zeugs hatte sie ausgebreitet. Alles, was irgendwie nach Ninja aussah, befand sich in einem Siegel, das sie unauffällig bei sich trug, ihre Ausrüstung hatte sie an unzähligen Stellen am Körper ausgebreitet. Aber eine Sache fehlte noch: Kanazawa Monō war ein normales Kind, also würde sie gewiss nicht leise und gemessen durch die Gänge schreiten. 'Ich hasse meine Tarnung … ' bemerkte Kumiko seufzend, als sie sich zu einem breiten Grinsen zwang und schwungvoll die Tür aufriss. Der Hotelflur hatte sich in den paar Minuten, die sie gebraucht hatte, nicht im Mindesten verändert, trotzdem spähte sie 'verspielt' nach beiden Seiten, bevor sie losrannte und die Tür hinter sich ein wenig lauter schloss, als es sich gehörte – Ziel: Eingangshalle.
Dort angekommen, rannte sie vorbei an dem Unbekannten mit der Sonnenbrille im Kragen, vorbei an Itoe-san, die dort vermutlich auch gerade angekommen war und … äh … wartete, schon mal den verständnisvollen Blick für Misumi-Taichō gedanklich übend.
 

Misumi Kimihiro

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„F-f-fertig.“
Verschämt blickte der Künstler zur Seite und hielt sein Portrait derart angewidert von sich, dass man glauben mochte, er hätte es gerade erst aus der Kanalisation gerettet. Doch wieso? Kimihiro war eigentlich nicht der Typ, der über andere Leute urteilte und ihren Lebenswandel anklagte. Zumindest nicht normalerweise. In diesem Moment jedoch konnte, nein, wollte er dem Hotelmanager einfach nicht in die mit Make-up überbetonten Augen sehen. Was er von ihm verlangt hatte war einfach zu grauenerregend. Kimihiro fühlte sich schmutzig, wollte die Erinnerung einfach nur von sich abwaschen und gegebenenfalls ein wenig unter der Dusche weinen. Seine Jungfräulichkeit war ihm immerhin gestohlen worden! Ein ganzes Leben hatte er es geschafft, sich treu zu bleiben und sich zu bewahren, doch jetzt… jetzt…!

Jetzt hatte er tatsächlich moderne Kunst angefertigt.

Diese Peinlichkeit war einfach nicht auszuhalten. Doch Banto hatte darauf bestanden. Der extrovertierte Geschäftsmann wollte unbedingt ein Bild von sich im Stile der Volltrottel, die sich heutzutage optimistisch „moderne Künstler“ nannten: Eckige, übertriebene Formen, knallige, unnatürliche Farben wurden von diesen Individuen regelrecht vergewaltigt exakt so auf die Leinwand gebannt, dass sie eine wahre Monstrosität der Natur abbildeten. Jedes Bild dieser Art versetzte der natürlichen Ästhetik einen gepfefferten Schlag in die Nieren, und Kimihiro hasste sich dafür, nun selbst einen solchen Angriff ausgeführt zu haben. Nicht das erste Mal dachte er darüber nach, heute Nacht ins Zimmer des Managers einzubrechen und seine Schande für immer zu vernichten, Gesetz hin, Mission her. Am Ende zählte nur, dass man sich selbst im Spiegel anschauen konnte, und jede einzelne, schamerfüllte Sekunde, die das Gemälde existierte, würde der Künstler lieber jede auch nur ansatzweise spiegelnde Fläche zerstören, anstatt sein dreckiges Gesicht ansehen zu müssen.
Als Banto letztlich das Bild an sich nahm und in mittlerweile gewohnt aufdringlicher Art die lange Haare seiner Perücke zurückwarf, sein Kleid zurecht strich und kicherte, taumelte Kimihiro lediglich so schnell wie möglich aus dem Hinterzimmer, verstaute seinen Zeichenblock (den er nach dieser Schande wohl würde verbrennen müssen) in seinem Armband und machte sich bereit, seine Kollegen zu begrüßen. Viel Zeit blieb ihm dafür allerdings nicht, da alle schon reisefertig im Foyer warteten. Keine Verschnaufpause also für den geschändeten Künstler.
*Nein. Nein, so geht das nicht. Ich kann nicht…*
Entkräftet fuhr sich Kimihiro mit der rechten Hand über das Gesicht und versuchte, so gut es eben ging, einen tapferen, ernsten Gesichtsausdruck aufzusetzen, bevor er einen ersten, echten Blick auf sein Team warf. Tatsächlich waren alle da: Kumiko, die irgendwie… jünger aussah als zuvor, Arachino, der mehr so wirkte, als wolle er in einer der vielen Discos des Dorfes einkehren, Junko, die frostig wie eh und je im Rücken der Gruppe stand, und Itoe, die eigentlich noch dringend etwas mit ihren Augen hätte machen müssen. Völlig weiße Gucklöcher waren schließlich nicht wirklich unauffällig, und so, wie jeder vernünftige Bürger des Feuerreiches wusste, wie der Daimyo und der Kage aussahen, kannte er auch die augenscheinliche Besonderheit des berühmtesten Shinobi-Clans des Landes.
Doch das konnte noch warten. Oder so. Erstmal musste der Teamleiter selbst sich von seiner Last befreien, da ansonsten seine Gedanken kaum auf die Mission fokussiert werden könnten. Also nickte er seinen Kameraden einmal zu und hob an:
„Alle da, sehr schön. Ich geh noch mal kurz selbst rauf, mich, ähm, frisch machen, und dann geht’s los.“
Gesagt, getan, Ohne Weiteres verzog sich Kimihiro unaufhaltbar nach oben in das Zimmer, um zumindest einen Bruchteil der aufgeladenen Schande loszuwerden. Und sein Gepäck natürlich auch.

Leider gab es einen kleinen Haken an der Sache, der sich, kaum war der Künstler nach oben verschwunden, durch ein lautes Krachen an der Tür bemerkbar machte. Lautstark flog nämlich das Eingangsportal auf und enthüllte etwas, das in diesem Hotel eigentlich zu erwarten war: Noch eine skurrile Gestalt. Rasant betrat die ganz in einen viel zu großen, weißen Anzug gehüllte, schlaksige Gestalt von einem Mann den Eingangsbereich des Hotels. Zurückgegelte, blonde Harre schimmerten im Licht; lange, blitzeblank polierte Fingernägel durchschnitten in wütenden Gesten die Luft; stählerne Absätze klackerten laut auf dem weißen Fußboden – doch das bemerkenswerteste Accessoire war wohl der lebendige Hermelin, der ihm um den Hals hing und genüsslich gähnte, während sein Herrchen sich seinem Zorn hingab.
„BANTO! WO BIST DU?!“, polterte der Mann, bevor er sich an die Rezeption begab und wild auf der dortigen Klingel herumhämmerte. „BANTO! BANTO!!!“
Binnen Sekunden erschien der Hotelmanager auf der Bildfläche, nun wieder in einen schwarzen Anzug gekleidet. Von seiner ehemaligen Selbstsicherheit, oder auch Aufdringlichkeit genannt, war alleridngs nichts mehr zu sehen. Stattdessen trug er ein unsicheres Lächeln im Gesicht, hielt die Hände entschuldigend vor der Brust gefaltet und verbeugte sich allein zur Vorsorge schon insgesamt drei Mal.
„K-kinpatsu-sama, so früh habe ich euch gar nicht-…“
„DEIN SAMA KANNST DU DIR IN DEN HINTERN STECKEN! WO ZUR HÖLLE IST MEIN ZWEITER ANZUG?!“
Noch drei Mal verbeugte sich Banto, während der blonden Bohnenstangen nach und nach immer mehr pochende Adern auf der Stirn wuchsen.
„E-es tut mir Leid, Kinpatsu-sam-, äh, -san, aber ich hatte euch gesagt, dass wir eigentlich keine Botengänge für unsere Kunden unternehmen. Ich bin untröstlich, aber…“
Mit einer peitschenartigen Bewegungen beförderte der Blonde seine rechte Hand nach oben und gebot dem Hotelmanager so Schweigen. Einige Augenblicke purer Stille folgten, dann begann der Blonde leise zu flüstern.
„Untröstlich, soso… das freut mich ja sehr, aber…“ Krachend sausten seine Fäuste auf den Tisch. „DAS BRINGT MIR MEINEN ANZUG AUCH NICHT INS THEATER!!!“
Es war ein Wunder, dass Banto immer noch den Mut fand, zu widersprechen, doch tatsächlich öffnete er den Mund und sprach: „E-es tut mir Leid, mein Herr, aber wenn ihr, wenn ihr b-bitte wenige schreien könntet. Die anderen Gäste…“
„ANDERE GÄSTE?! WEIßT DU WAS, ICH SCHEI-…“
Zu mehr kam der Mann nicht, da seine Augen während dem Ausbruch einer Handbewegung Bantos folgten und, wie könnte es anders sein, die drei Kunoichi fanden – und zwar nur diese drei. Arachino war zwar auch da, doch die verzerrte Wahrnehmung des blonden Herren blendete den Jungen leichtfertig aus, während sie um die Damen herum fallende Rosenblüten und blitzende Sternchen erzeugte.
Nicht einmal Itoe konnte so schnell schauen, wie der blonde Mann auf Knien auf die drei jungen Frauen zugerutscht kam, um jeder von ihnen eine weiße Orchidee in die Hand zu drücken, die auf fast wundersame Weise zwischen seinen Fingern erschienen war.
„Oi oi oi, was haben wir denn hier für kleine Schätzelein. Banto! Warum hast du mir nicht von diesen Schätzelein erzählt, hmm? Entschuldigt, meine Damen, dieser verfluchte Kerl… es ist ja so schwer, als erfolgreicher Schauspieler gutes Personal zu finden! Habe ich das übrigens schon erwähnt? Ich bin Schauspieler. Der größte dieses Kraters, um genau zu sein. Sicherlich haben eure seidigen Ohren bereits schon einmal zuvor den Klang meines Namens vernommen. Nicht wahr, Be-U-Ti-Fuls?“
Tja meine Damen, wer outet sich als Theater- oder Filmfan und erkennt Kinpatsu Fuson höchstselbst, Star solcher Blockbuster wie „Ein Kunai für dein Herz“ oder „In Konoha sehen wir uns wieder“? Unötig zu erwähnen, dass ein solches Outing der entsprechendne Dame noch sehr, sehr lange anhaften würde...
 
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Hyuuga Itoe

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Kumiko, Kumiko. Da hatte Itoe vor lauter schwulen Kimihiros doch glatt vergessen, sich in ein kleines Henge zu hüllen. Anders formuliert hatte also die junge Genin dafür gesorgt, dass Itoe ihren Job nicht richtig machen konnte. Genau. Alles Kumikos Schuld. Kimihiros Blick (der Junge wirkte irgendwie etwas neben der Spur, was wohl im Hinterzimmer passiert war? Hatte Kumiko am Ende vielleicht sogar Recht gehabt? Nicht doch...) jedoch erinnerte die Hyuuga an die versäumte Gelegenheit – welche sofort nachgeholt wurde. Einfaches Henge. Sehr einfach. Normale, blaue Augen mit Pupille in der Mitte und niemand würde sie noch mit einer Hyuuga assoziieren. Zusätzlich setzte sie sich noch eine schwarz umrahmte Brille auf die Nase. Menschen mit Brillen wirkten a) klüger und b) harmloser (sofern die Brillen nicht verspiegelt waren und die Augen gaaaaaanz gruselig versteckten). Beides Eigenschaften, die bei so einer undercover-Arbeit nicht zu verachten waren.
Die vier übrig gebliebenen Shinobi mussten nun also noch brav auf ihren Teamleiter warten – fein. Itoe legte eine Hand in die andere, lächelte brav und legte ihr Gewicht von einem Bein aufs andere und das immer und immer wieder. Sie wippte doch tatsächlich ganz leicht zu einem Takt, den wohl nur sie hörte.
Ihre kleine (aber wirklich sehr beeindruckende) Tanzeinlage wurde unterbrochen. Was auch sonst? Wann passierte auf einer Mission auch mal das, was man erwartete? Wobei, man erwartete ja schon das Unerwartete. Komische, verquere Welt. Wer kam denn da noch mit, bitteschön?
Groß gewachsen. Sehr großer Anzug. Weißer, sehr großer Anzug. Weißes Tierchen um den Hals. Itoe hob eine Braue. Blonde, zurückgegelte Haare, überaus feine Gesichtszüge und eine Haut, die weicher aussah als die der drei anwesenden Frauen gemeinsam.
Ihre zweite Augenbraue wanderte empor, als sie das Thema dieses Disputs heraushörte. Einen Anzug. Man konnte wegen eines Anzugs solch ein Theater machen? Natürlich – wenn man im Theater arbeitete ging das. Auf was hatten sie sich hier nur eingelassen? Hunderte über Tausende skurrile und durchgedrehte Gestalten. Jeder hielt sich für den Größten, war der Meinung er hätte den Größten und besitze die mit den Größten. Eins war aber sicher: Banto hatte die Größte angestellt.
Itoe hielt sich gepflegt raus. Sie waren ja nicht hier um ihrem Hotelmanager bei irgendwelchen Geschäften behilflich zu sein, außerdem war es sehr, sehr unwahrscheinlich, dass auch nur einer der beiden zu Gewalt greifen würde. Hallo? Fingernägel und so?
Der eine war dafür zu eitel und der andere... naja, zu schwul eben.
Blondi hingegen war nicht schwul. Wirklich nicht. Der war so hetero, dass es ihm aus sämtlichen Poren zu tropfen schien. Als er auf Knien angerutscht kam, Sternchen in seinen Augen glitzerten und er Blumen aus dem Nichts herbei zauberte wollte Itoe eigentlich nur noch zurückweichen – aber konnte sie das? Dieser Mann arbeitete im Theater und wenn er solch einen Terz um irgend einen Anzug machte, gab es zumindest die Möglichkeit, dass dieser Mann hier sogar im Stück des einzig wahren Fuchses mitspielte.
Er war... der Größte. Natürlich. Was auch sonst? Eigentlich hätte man jetzt mit gutem schauspielerischem Können diese Alluren erwidern sollen. Augen klimpern, ein wenig flirten und schon hatte man eine Freikarte ins Theater. Problem: Itoe war nicht die beste Schauspielerin. Sie konnte sich ein bisschen verstellen und ein bisschen lügen. Den längsten Geduldsfaden besaß sie nicht und echte Kenner würden sie wohl auch relativ schnell durchschauen. Und trotzdem klatschte sie diesem Mann nicht einfach eine, sondern nahm die Blume entgegen und bedankte sich höflich. Der Typ war so verblendet, vor lauter Sternen in den Augen sah der doch eh nichts mehr.
„Ich g- aber natürlich... oder? Sind Sie nicht der große Schauspieler?“, fragte Itoe und schob ihre Brille wieder auf ihren ursprünglichen Platz zurück. Diese Gestelle nervten wirklich tierisch. Noch einmal kurz an der Blume schnuppern, fein.
Itoe hatte keine Ahnung, wer dieser Typ war. Sie hatte das ein oder andere Theaterstück gesehen, aber es war wohl eher Junkos Aufgabe, Fachwissen (wenngleich peinliches) zu offenbaren.
Wo blieb eigentlich Kimihiro? Und bei diesen ganzen Avancen an diesem Ort... war das hier wirklich nur ein Hotel?
 
A

Aburame Arachino

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„Oh man...“ Arachino schlug sich die Hand leicht ins Gesicht. Liefen denn in dieser Stadt nur Verrückte herum? Erst ein voll ausgewachsener Mann, der sich an einen 16 jährigen Jungen ranmachte, und jetzt dieser Typ, der den ganzen Laden zusammenschrie, weil er einen Anzug haben wollte... Der Typ schrie so laut, das sich Arachino wunderte, wie das Vieh, das um seinen Hals hing davon keinen Hörschaden davontragen sollte. Bei nochmaligen Ansehen konnte er sich vorstellen, warum ihm der Anzug so wichtig war: Der PASSTE ihm vielleicht. Das Ding das er momentan trug schlabberte an allen Ecken. Also entweder der Kerl probierte nie die Sachen an, die er kaufte, oder er war kürzlich beim Baden eingelaufen... Für eine kurze Zeit hatte der junge Aburame das verlangen, dem Schreihals das Maul zu stopfen, aber um seine Tarnung zu erhalten, verzichtete er. Stattdessen ging er näher auf den Rest der Truppe zu, wollte Vorschlagen, das man eventuell, zwecks Schonung der eigenen Trommelfelle draußen auf den Teamleiter warten sollte, doch dazu, diesen geanken auszusprechen kam er nicht.
Denn noch bevor er bei den Mädels war, hatte sich Mr. Urschrei schon auf Knien rutschend zu ihnen vorgearbeitet und fing an, die holden Damen mit mehr oder minder schmeichelhaftem Charm zu umspielen. Hätte sich Arachino einmischen sollen? Vielleicht. Wollte er um nichts in der Welt verpassen, wie Junko und Itoe von dem Kerl angebaggert wurden ohne etwas dagegen machen zu können? Aber um jeden Preis.
Er lachte leise, ging zwei Schritte zurück und lies sich mit einem Grinsen in eine der Sitzmöglichkeiten fallen, die sich in der Lobby befanden. Zu seiner großen Überraschung brach sie nicht sofort auseinander, also konnte er sich bequem zurücklehnen und die Show genießen. Itoe stotterte sich schon eine Antwort zurecht, das war doch einfach nur köstlich. Diesmal verwehrte sich Arachino nicht einem breiten grinsen, das wirklich von einer Backe zur anderen ging, das einzige was die Situation noch perfekt gemacht hätte, wäre eine Tüte Popcorn gewesen.
 

Michiyo Kumiko

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Es dauerte wirklich nicht sehr lange, als Misumi-San wieder auf den Plan trat. Der Blick, den die Blondine bereits eingeübt hatte, wurde jetzt ausgepackt: Sie sprühte nur so, vor lauter Verständnis – die Frage schien schon fast greifbar zu werden: 'Wissen es deine Eltern schon?'
Aber er schien es nicht zu bemerken, also würde K
umiko am Ball bleiben müssen. 'Vielleicht traut er sich auch einfach nicht' zu zeigen, dass er ihr Verständnis mitbekommen hat. Dennoch ging für ihn die Mission offensichtlich vor, denn er meldete sich noch kurz ab, um perfekt vorbereitet zu sein. Wunderbar, so würde sie es auch halten! Die Mission geht eben vor solchen Sachen, diese Sichtweise würde ihr Leben dominieren, denn das war einfach ihr Beruf, den sie sich selbst ausgesucht hatte.
Das Timing war einfach perfekt, der Taich
ō war gerade in seinem Zimmer verschwunden, als die Tür der Lobby wieder aufflog. Die Tür hörte man aber kaum, denn derjenige, der eintrat war noch deutlich lauter. Allein durch seine auffälligen und etwas zu großen Klamotten, sowie das tatsächlich noch lebende Vieh um seinen Hals beherrschte er diesen Raum schlagartig – seine Stimme aber lies diesen Eindruck bei Weitem noch erblassen. Er schien ziemlich wichtig zu sein, denn Banto-San wirkte ziemlich eingeschüchtert, als er herbeieilte – geradezu unterwürfig entschuldigte und verbeugte er sich rein prophylaktisch mehrmals. Nicht dass es den Kinpatsu-Typen beruhigte, denn der schien sich wegen eines passenden Anzugs wirklich an Rage zu befinden. 'Gibt es hier eigentlich auch normale Leute?' - offenbar nicht. Die kleine Ninjagruppe, verloren in einem Meer – nein, einem Ozean aus durchgedrehten Vollidioten, ganz toll.
Kumiko-chans Meinung von dem Neuankömmling wurde nicht unbedingt besser, als dieser zumindest drei Viertel der bereits erwähnten Gruppe bemerkte und bei jeder der Damen – und dem Kind nacheinander auf Knien angerutscht kam und jeder einen Stängel Grünzeug in die Hand drückte.

Itoe-Senpai hatte nicht nur ihre Äuglein ganz gut getarnt, ihr Verhalten war auch anders als vorher – auf die Zwölfjährige wirkte die frisch geblauaugte Senpai geradewegs zurückhaltend. Mit Glück würde das zumindest eine Weile so bleiben – eine Sorge weniger auf der ewig zu währen scheinenden Queste, die Gruppe vor einem nicht vorhandenen Konflikt zu erretten!
Das war's? Ein kurzes Frage-Antwort Spielchen, eine Brennnessel, die den Besitzer wechselte und sonst nichts? So isses!
Das nächste Opfer war die kleine Blondine, 'Ich bin zu klein für so was, also sag ja nichts Falsches!' Kumiko ist doch erst Zwölf, womit hatte sie das jetzt schon verdient? Gut, sie war für ihr Alter ein wenig überdurchschnittlich – ähm – ausgeprägt, aber trotzdem war sie noch ein Kind. Die Blondine bereitete ihre Klatschehändchen schon mal zum Ohrfeigen vor, aber Kumiko stellte am Ende fest, dass sie das nicht gebraucht hatte: “Ich glaube, du wirst mal ein wirklich hübsches Schätzelein, solche Sachen seh' ich sofort!“, begleitet von einer Distel, die er ihr ins Haar steckte und einem gut gemeinten Zwinkern war alles, was er ihr auf den Weg gab, bevor er sich mit einem Kopftätscheln von Kumiko-chan abwandte, um sich Mameha-Senpai zu widmen. Sie hatte sich ganz allgemein bisher auffällig zurückgehalten; wusste sie irgendwas, was sie nicht versehentlich ausplaudern wollte? Jetzt aber hatte sie einen Ego-geplusterten Theatertypi am Hals, den sie nicht so schnell loswurde.
Die Ambitionen desjenigen, den Kumiko-chan mittlerweile auch als den unvermummten Aburame erkannt hatte, waren dabei durchaus ehrenhaft, aber der Blonde mit der Schleimfrisur konnte offensichtlich schneller auf seinen Knien herumrutschen, als Arachino handeln konnte. Am Ende hatte er sie der Willkür dieses Exzentrikers ausgeliefert. 'Danke dafür', schickte sie ihm dafür lautlos mit einem kurzen Seitenblick in den Sessel, auf dem er es sich mittlerweile grinsend gemütlich gemacht hatte.
 
A

Aburame Arachino

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*seufzt...* Arachino schloss kurz die Augen. Der baggerkönig schien echt auf alle drei Frauen auf einmal loszugehen, was durchaus einen Unterhaltungswert hatte, aber zugleich war es auch nicht so amüsant, wie es sich der junge Aburame erhofft hatte. Ja klar, Itoe und Junko in dieser Situation zu sehen war schon lustig... aber irgendwie tat es Chin doch um Kumiko leid. 'Hmmm... das wäre doch im Grunde die Chance...' Er dachte nach. Er wollte doch mit Itoe und Junko irgendwie klarkommen, vielleicht war das hier ja einen Chance um Bonuspunkte zu sammeln. Immerhin konnten die Mädels ihrem „Verehrer“ nicht einfach in den Arsch treten, das würde ihre Tarnung auffliegen lassen, daher waren selbst die Chuunin relativ Hilflos... 'Ach, zum Teufel... was solls...' mit einem Ruck stand Arachino auf und ging zum Tatort herüber, wo grade drei Mädchen in sülzigen Anmachsprüchen zu ertrinken drohten. Er näherte sich Kinpatsu und tipte ihm mit dem Zeigefinger auf die Schulter. „WAS?“ entfuhr es dem plötzlich herumwirbelnden Schauspieler, als er sich vor Arachino aufbaute und ihn anstarrte. „Hey, Kollege...“ Arachino wählte seine Stimmlage trocken und ruhig, versuchte aber ein wenig den Machotypen mit rein zu bringen, aber nur in geringen Dosen. „KANNST DU NICHT SEHEN, DASS ICH BESCHÄFTIGT BIN?“ „Tja, das sehe ich... und grade deshalb muss ich dich leider Unterbrechen, Bro...“ Er bewegte sich zwischen Kinpatsu und die drei Mädchen. „... weißt du, die Ladys hier gehören zu mir. Daher...“ Der Schauspieler sah erst Chin an, dann die Mädchen, dann wieder Chin. „Ernsthaft?“ Arachino nickte. „Yep. Die drei gehören zu mir.“
 

Misumi Kimihiro

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„Schrubb, Schrubb, schrubb die Haut, sag’ dem Dreck ade…“
Während er unsicher vor sich hin säuselte, vergrub der Künstler sein Gesicht regelmäßig tief in einem großen, weißen Handtuch und rubbelte es trocken. Mittlerweile glaubte Kimihiro zwar schon, dass er sicherlich schon durch die Haut bis zu den Muskeln durchgedrungen sein musste, so kräftig rubbelte er, doch der seelische Schmutz, der viel, viel tiefer lag, wollte sich einfach nicht verflüchtigen.
So konnte er seinem Team allerdings nicht gegenübertreten. Oder doch? Oder nicht? Immerhin war er schon mehrere Stunden ganz allein oben in seinem und Arachinos Zimmer, während seine Kameraden unten auf ihn warteten, und jede einzelne Sekunde, der er hier vertrödelte, ging von der Erkundung des Theaters ihres Auftraggebers ab.
Andererseits… Itoe hatte sich schon einige Male über die Schlampigkeit ihres Teamleiters beschwert, oder nicht? Sollte er ihr nur wegen ein paar Minuten neue Angriffsflächen bieten? Ganz bestimmt nicht.
Nein, lieber blieb der Künstler noch etwas im Badezimmer schrubbte und schrubbte, was das Zeug hielt, ohne doch jemals wieder Aussicht auf wahre Reinheit genießen zu dürfen…


Derweil unten im Foyer…

So war nun einmal das Leben eines Hoteliers: Du konntest dir nicht aussuchen, wer bei dir übernachtete. Du musstest jeden aufnehmen, der genug Geld hatte – egal ob jung oder alt, adrett oder stillos, Junge oder Mädchen. Zwar hielt dich das nicht davon ab, von einer besseren Welt zu träumen, in der nur schnuckelige Buben ein die gute Stube einkehrten, doch alle Tagträumereien dieser Art konnten nicht ewig über die Wahrheit hinwegtäuschen.
Die schlimme, alte, blondiert-hetero-ego-Wahrheit.
Heute jedoch war Karma keine allzu grausame Zeitgenossin, immerhin hatte eines seiner zwei neuen Schätzchen den peinlichen Auftritt dieses Möchtegern-Casanova nicht miterleben müssen. Das andere schien sich derweil köstlich darüber zu amüsieren, wie ein Frauchen nach dem anderen mit aller Liebe überschüttet wurde, die ein Narziss für jemand anderen als sich nur aufbringen konnte. Es wurden Komplimente und Blümchen ausgegeben, Handküsse verteilt, Blicke geworfen, und letztlich Großwild bekämpft.
Oh ja, die letzte im Bunde schien es unserem Schürzenjäger nicht einfach machen zu wollen. Nachdem das schwarzhaarige Ding sich nur mit Stotterei verteidigt hatte, und die Blonde einfach nur peinliche Stille ihre Arbeit tun ließ, war die kleine Loreley so herzlich wie ein Eisberg im Winter. Würde nicht einmal die hell wie eine Sonne strahlende Haartolle des Schauspielers ihr herz erweichen?
Die Antwort war… war…!

…verloren. Verloren auf alle Ewigkeit. Niemals würde man erfahren, was sich der sagenumwobene Kinpatsu Fuson von der frostigen Schönheit eingefangen hätte, wäre den beiden nur ein wenig Zeit vergönnt worden.
Doch nein, stattdessen machte der Testosteron-Balken einen Hüpfer nach oben, als das jüngste Männlein im Foyer sich zurück ins Getümmel stürzte. Banto Tashikamaru, der noch immer hinter dem Tresen seiner Rezeption kauerte und aus gebührender Entfernung dem Schauspiel zusah (wo war ein Opernglas, wenn man es mal brauchte?), konnte sich über diesen Deus ex Machina ganz und gar nicht beklagen.
Zwei Männer, Gesicht an Gesicht, die sich musterten, stumm um die Vorherrschaft buhlten.
Dann machte der Junge seine Ansage, drängte Kinpatsu in die Defensive. Drei Mädchen für einen? Interessant, interessant, da pokerte jemand hoch – richtig hoch, besah man sich des Größenunterschiedes der beiden.
Stille. Kinpatsu sah überrascht aus. War es das etwa schon? Banto zog eine Schnute. Ein lockeres „Die Schneckschen gehören zu mir“, und fertig? Wie überaus bourgeois! Hach, und da träumte man schon von einem romantischen Duell mit zwei silbernen Rittern und drei Burgfräulein, einem Zweikampf epischer Ausmaße, doch stattdessen…

„BAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHA!“

Banto zuckte zusammen. Was zur… Kinpatsu? Er, ausgerechnet er… lachte. Aus vollem Halse. Dröhnend. Welterschütternd, um nicht zu sagen. Ein Lachen, wie es Königreiche in den Krieg trieb – voller Unglauben, Überheblichkeit, Schadenfreude. „Hatte dieser Wicht geglaubt, damit durchzukommen?“ Eine einfache Aussage für ein Lachen, doch… Kinpatsu beließ es nicht dabei.
Stattdessen lachte und lachte er, schlug sich gegen die Schenkel krümmte sich, und ja, er warf sich sogar zu Boden und rollte umher.
Eins musste man ihm ja lassen: Der Kerl hatte einen Sinn für Theatralik jeder Art. Und seine Performance… Traumhaft. Wie er sein goldenes Haar durch die Luft warf, anmutig mit den Händen zu Boden schlug, und trotz all dieser Lacherei nicht einmal den Anschein erweckte, gleich außer Puste zu sein. Nein, seine Stimme erschall unterbrochen stark, widerwärtig stark. Sie erfüllte das gesamte Haus, umfing Mädchen wie Jungen gleichermaßen, und donnerte durch das Haus.

Nun denn. Die Herausforderung war ausgesprochen. Ließ sich der kleine Mann diesen Affront einfach so bieten, oder musste Kinpatsu ihn erst noch ein wenig ignorieren, indem er ungehindert weiter mit den Mädchen schäkerte?
Man sieht, man sieht.
 

Hyuuga Itoe

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Eine kleine Geschichte. Es gab da einmal einen Bullen. Dieser Bulle war verliebt in eine Kuh. Da gab es aber genau zwei Probleme: Erstens war die Kuh eine Schlachtkuh und zweitens liebäugelte sie lieber mit ihrer Schlachtkuh-Nachbarin als mit dem starken, großen und wunderbar tollen Bullen.
Der liebestolle Bulle versuchte alles um die Aufmerksamkeit seiner angebeteten Herzensdame zu bekommen, scheiterte aber mit Blumen, Milch, Angeberei und auch kleine Neckereien brachten ihn nicht weiter.
So zog sich das über Wochen und Monate, bis es an einem Tag soweit war: Die Kuh wurde geschlachtet. Und die Moral? Gibt’s nicht. Wollte nur was blödes schreiben. Kähähä. Muhaha.

Itoes Haar war inzwischen ein paar Zentimeter verrückt. Ihre Brille saß leicht schief, ihr Kimono besaß seine ersten außerplanmäßigen Falten. Sehr freundlich sah das Mädchen nicht aus. Kimihiro ließ sie warten und warten und warten und warten und glaubte doch nicht wirklich, dass Itoe nicht ein paar mal nachgeschaut hätte, was der Gute da oben so trieb, oder? So langsam müsste er Itoe eigentlich kennen.
Das Schauspiel im Foyer war längst vorbei. Den Mädchen ging es gut, alles andere war... gewöhnungsbedürftig. Während Banto hinter dem Tresen seine Maxitüte Popcorn vernichtet und dabei so laut wie möglich an einer Coladose geschlürft hatte, war hier unten einiges geschehen, nachdem Arachino einfach mal ein dreifaches „Dibs“ in den Raum geworfen hatte – wirklich nicht die feine englische Art, Bro.
Rückwirkend betrachtet konnte sich auch Itoe keinen Reim auf die Geschehnisse machen. Sie hatte keine, wirklich keine Ahnung warum unser Schauspieler mit der blonden Mähne inzwischen oben ohne durch die Eingangshalle jagte und Lockenwickler suchte, wusste nicht weshalb Arachino eine Clownsnase aufgezogen hatte und die Banane in Itoes rechter Hand machte irgendwie auch keinen Sinn. Dass Madame Tekken sich in eine Ecke verkrochen hatte und ihren Rockzipfel voll heulte, fiel letztendlich auch nicht weiter ins Gewicht. Aber wisst ihr, was das merkwürdigste an der ganzen Sache war? Junko lachte. Also... wirklich jetzt. Sie. Lachte. *Kimihirooooooooooooo!*
Nur eins war sicher: Itoe wirkte leicht verstört und keineswegs bereit, jemals auch nur ein Wort über diesen Vorfall hier zu sprechen.

Als unser lieber Teamleiter nun eeeendlich die Treppe hinunter watschelte und dieses bescheuerte Szenario mit eigenen Augen sehen konnte, warf Itoe ihm einen hilflosen und etwas aufgelösten Blick zu (was man nicht oft sah) und hoffte inständig, dass sie dieses Hotel des Grauens bald verlassen konnten...
 

Misumi Kimihiro

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„Ich will’s gar nicht wissen.“
Nein, das wollte der Künstler wirklch nicht. Denn was er sah, nein, welche Gräuel ihn anfielen wie eine Horde hungriger Raubtiere waren nicht nur dermaßen aus dem Zusammenhang gerissen, dass auch ein Rat der klügsten Köpfe der elt sich keinen Reim daraus hätten machen können, nein, letztlich interessierte es ja auch irgendwie niemanden, was hier passierte. Oder? Nein, offenbar nicht. Also, why bother? Der Künstler zumindest würde nicht damit anfangen – der hatte genug mit sich zu tun. Und seinem Team, das war ja auch noch da genau – irgendwie.
Mit unsichtbaren Scheuklappen sammelte der „Teamleiter“ demnach all seine Schäfchen zusammen, packte sie vor das Hotel und warf ihnen ein weiteres „Ich will’s gar nicht wissen“ vor die Füße, bevor die Reise zum Theater, dem eigentlichen Schauplatz, nunmehr angetreten wurde.

Wie erwartet dauerte es keine halbe Stunde, bevor der klobige Klotz aus poliertem Holz vor der Gruppe Shinobi auftauchte. Jap, so sah die Architektur von heute aus: Hauptsache anders. Wen kümmerte es schon, ob ein Gebäude eigentlich grottig aussah, oder wie aus dem Kopf eines Kleinkindes entsprungen, solange es sich von der Umgebung abhob?
Wir erinnern uns: Kimihiro war nur wenige Stunden zuvor von moderner Kunst geschändet worden. Ein solcher zweiter Affront gegen das Auge konnte da nur eines bedeuten: Absolute Verdrießlichkeit auf Seiten des Teamleiters.
Für die sich aber leider kein Fokus finden durfte. Die geschätzten Kollegen durfte man ja nicht verprellen, und den Auftraggeber schon gar nicht. Zumindest, wenn sich letzterer nicht wie der allergrößte Vollpfosten anstellte, seine Allüren auf die theoretisch hochprofessionellen Shinobi ablud und beispielsweise verlangte, statt einer Nebelmaschine zwei Suiton-Nins geschickt zu bekommen.
Vor dem Theater versammelte Kimihiro seine Untergebenen noch einmal kurz, bevor er mit einer Hand am Schädel (Migräne, vielen Dank auch) vor sich hin murmelte:
„Jeder hat seine Identität, ja? Gut. Denkt dran: Das hier ist eine Undercover-Mission. Wir sind Aushilfen. Fallt nicht auf, weder gut, noch schlecht. Freundet euch mit Kollegen an. Tut, was man euch sagt. Und bitte – bitte – nicht so etwas wie im Hotel. Was ich noch immer nicht wissen will.“

„Ohohohoho, na endlich, na endlich, da sind sie ja, endlich!“
So viel also zu „nicht auffallen“. Tja, der Vorsteher des Theaters war ja auch leider nicht bei Kimihiros kurzer Ansprache dabei gewesen. Konnte man ihm sein Hopsen und seine laute Stimme da übel nehmen?
Klar, ging ganz leicht. Man verzog das Gesicht, wedelte mit den Händen, und brachte hoffentlich die Botschaft rüber, dass die Lautstärke etwas gedrosselt werden sollte.
„Meine Retter, ENDLICH!!“
…soviel dazu.
Kitsune Masao war in etwa so extrovertiert, wie er auf seiner Fotografie ausgesehen hatte. Schief geschnittene Kleider in allen nur erdenklichen Farben legten sich in einer Art Zwiebellook um seinen Körper, ganz darauf ausgerichtet, ein möglichst auffallendes Bild zu ergeben. Was auch wirklich gelang, da der Vorsteher des „Daisu Shiata“ unter den vornehmlich dunkel gekleideten Arbeitern auffiel wie ein Pfau unter Tauben. Was für den großen Meister dieser ganzen Sache wohl nichts Schlechtes war – vorausgesetzt, er war nicht gerade im Begriff, eine Truppe Shinobi zu begrüßen, die Undercover arbeiten sollte.
Aber, apropos… woher wusste der Kerl überhaupt, wen er erwartete?
Ohne auf die Gesten des Teamleiters zu achten winkte Masao lediglich grinsend seine neuen Arbeiter zu sich. Die vermeintliche Zielperson stand am anderen Ende des großen Theatersaals, in dem sich die Gruppe mittlerweile befand: Einem riesigen, komplett viereckigen Raum, in dem sich an den Seiten, über und vor der Ninjatruppe Stuhlreihe an Stuhlreihe fügte. Es gab Logen, die nahe der hohen Bühne beinahe in der Luft schwebten, und die obligatorischen Sitze in der hinterletzten Reihe, auf denen man ohne Fernglas nichts vom eigentlichen Geschehen mitbekommen dürfte. Am Ende dieses Salls thronte nunmehr besagte Bühne, die sich über die gesamte Breite des Saals zog und im Moment keinerlei Bühnenbild trug; stattdessen tanzten, palaverten und lasen zahlreiche Menschen auf der Schauspielfläche und ließen den eigentlichen Publikumsraum vergleichsweise tot wirken.
Doch wie musste es aussehen, wenn all diese noch leeren Plätze belegt waren? Wenn Dutzende um Dutzende von Zuschauern auf die weite Bühne starrten, auf der sich vielleicht bald einer von ihnen, einer der angeforderten Shinobi, als Schauspieler verdingen müsste?
Kimihiro versuchte nicht daran zu denken, während er an der Seite seiner Kameraden einen der langen Korridore durchschritt, welche quer durch die Sitzreihen vor zur Bühne führten. Dort, direkt vor der etwa einen Meter hohen Erhebung, erwartete sie Masao mit einem breiten Grinsen, während er sich eifrig die Hände rieb. Dabei war klar zu bemerken, wie er immer wieder einer Gruppe aus etwa fünf Leuten nervöse Blicke zuwarf, die in der zweiten Reihe von vorne saßen und angestrengt auf die Bühne starrten. Die deutlich edlere, obgleich farblosere Garderobe hob sie deutlich von Masao ab, der überglücklich rief:
„Endlich ist die erwartete AUSHILFE da, ohoho, wie ich mich freue! Kommt, meine Freunde, lasst mich euch einweisen!“
Mit diesen Worten winkte der Regisseur in Richtung eines schmalen Aufgangs, der hinauf auf die Bühne und letztlich hinter die Kulissen führte. Als die Gruppe an dem hohen, aufgebauschten Vorhang vorbeigegangen war, fanden sich die Shinobi allein mit ihrem Auftraggeber in einem schummrigen Zwielicht wieder, ganz wie man es von den Eingeweiden eines Theaters erwartete: Ein paar alte Lampen, überall Seile und Garderobenständer, und einige Gänge, die wohl zum Lager und den Quartieren der wichtigsten Schauspieler führten.
Passend zu dieser Atmosphäre verdüsterte sich auch sogleich die Miene des Regisseurs: Das aufgesetzte Grinsen wich einer wütenden Fratze, welche von einem polternden Aufstampfen begleitet wurde. Noch bevor es Zeit gab, auch nur ansatzweise auf diese Umstellung zu reagieren, donnerte Kitsune Masao los:
„Was zur Hölle glaubt ihr eigentlich, wer ihr seid, hä? Taucht einfach so mitten in meinem Theater auf, gleichzeitig, damit auch jeder sieht, was los ist?!“
*Wer war es denn, der uns lautstark begrüßt hat?*
„Kitsune-san, es tut mir…“
„Ruhe! Jetzt rede ich! Dort draußen sitzen ein paar Menschen, die sehr große Geldbeutel und sehr empfindliche Ohren haben. Fällt auch nur im Scherz das Wort 'Anschlag', dann geht mein ganzes, glorreiches Comeback vor die Hunde! Und wisst ihr Kinder, was dann passiert, hmm? Euer verfluchtes Dorf wird mir den Schaden ersetzen klar?!“
„…ja?“
„Gut! Dann weiter im Text: Ihr alle tut was ich sage, wann ich es sage. Wenn ich sage „springt“, fragt ihr nicht einmal, wie hoch, sondern tut es einfach. Und wenn die Höhe nicht stimmt, zahlt euer Dorf dafür.
Oh, und übrigens: Glaub ja nicht, dass ich für die Grauhaarige dort extra zahle. Das Dorf hat mir nur Bilder von euch vieren geschickt, damit die Kontaktaufnahme besser funktioniert. Wen auch immer ihr hier also mitgeschleppt habt, es interessiert mich nicht. Sie arbeitet umsonst, oder sie fliegt raus.“
Ein Blick zu Junko. Ein Komemntar, irgendein eisiger Hinweis? Sonst war sie doch auch um so etwas verlegen? Doch… nichts. Also antwortete nochmals Kimihiro so zaghaft wie möglich:
„…natürlich, ja.“
„Na also. Zu euren Aufgaben…“
„Nun, sollten wir uns nicht vielleicht erst vorste-…“
„Fragt man ein verfluchtes Messer nach seinem Namen? Nein! Man legt es in die richtige Schublade und wartet auf den Moment, dass es etwas zu schneiden gibt. Bleib mir mit eurer Lebensgeschichte also gestohlen.
Du!“
Wer musste zuerst dran glauben? Kimihiro folgte dem erhobenen Zeigefinger des Regisseurs und sah auf…
Junko. „Gromütterchen. Du machst meine persönliche Sekretärin. Meine letzte hat sich vor zwei Tagen umgebracht, also folgst du mir gefälligst wie ein Schatten – gehorsam, und verflucht noch eins stumm.“
Die nächsten Fingeropfer: Kumiko und Itoe. „Ihr zwei meldet euch auf der Bühne bei Ranbu Maimaru. Richtet ihm aus, dass er euch als Tänzer- oder Sängerinnen irgendwo unterbringen soll, was auch immer.“
Blieben noch Arachino und der Teamleiter: „Euch zwei kann ich nicht nach draußen lassen. Sucht nach Shimoto Tsue – fetter Kerl mit Glatze. Er ist der Hausmeister Schrägstrich Bühnentechniker und wird euch schon zeigen, wo ihr was hinschleppen müsst.“
Mit einem Blick auf alle ergänzte Masao noch: „Ach ja, und besorgt euch gefälligst alle ein Drehbuch von hinten.“
„Ähm, was wird… überhaupt aufgeführt?“
Sonezaki Shinjū.“, schnauzte der Regisseur. „Und jetzt ran an die Arbeit – die erste Aufführung ist in drei Tagen!!“
Noch ein letztes Mal warf Masao die Arme in die Luft, bevor er erneut sein falsches Grinsen aufsetzte und in den eigentlichen Theatersaal zurückkehrte. Die fünf Shinobi blieben dabei allein zurück.
Wie vom Donner gerührt blieb Kimihiro einige Momente lang bewegungslos stehen und versuchte, seine Gedanken in Ordnung zu bringen. Obwohl die Mission eigentlich lief – jeder hatte eine Aufgabe, und Masao war (noch) am Leben – gab es keinerlei Grund, dem weiteren Missionsverlauf positiv entgegenzusehen. Nicht einem solchen Auftraggeber, der sich mehr sorgen um sein Geld, als um sein Leben machte.
Nichtsdestoweniger blieb Kimihiro wenig anders übrig, als zu sagen:
„Gut, ähm… dann mal… an die Arbeit.“
Damit wurden Itoe und Kumiko mehr oder weniger nach vorne geschickt, während Junko ganz von selbst nach vorn zurückkehrte, um Masao ab sofort auf Schritt und Tritt zu verfolgen. Arachino blieb derweil mit seinem Teamleiter hinter den Kulissen zurück. Mit Blick auf den Käferjungen sagte letzterer:
„Suchen wir unseren Vorarbeiter.“
 

Hyuuga Itoe

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Er wollte es nicht wissen? Was denn überhaupt?
Die Gruppe befand sich vor dem Theater und man konnte nun ohne größere Umschweife sagen, dass es endlich los ging. Keine Hotelbesichtigungen mehr, keine Bettenwahl, kein Frischmachen, keine Zeichnungen, kein stundenlanges Im-Spiegel-Angeschaue der Teamleiter.
Itoe war es ziemlich egal, wie alles hier aussah. Das war eine Stadt der Freude, des Feierns und des Alkohols. Und eben alles gleichzeitig. In einem Artikel hatte Itoe einmal gelesen, dass der Walk of Shame in dieser Stadt ganz hervorragend sein sollte und es sich durchaus lohnte, früh aus den Betten zu kriechen um in morgendlicher Frühe die ersten Gestalten aus den Haustüren schleichen zu sehen. Dann musste man mit dem Finger auf sie zeigen und sie laut auf die Klamotten hinweisen, die sie doch auch gestern schon getragen hatten. Naja, vielleicht bei ihrem nächsten Besuch.
Itoe nickte und lächelte. Die Hände hatte sie sachte ineinander gelegt und vor ihrem Bauch verschränkt. Die Frisur saß inzwischen wieder und sämtliches Obst war man losgeworden.
Als die Gruppe sich ihren Weg durch die ersten Bühnenbildner, Schauspieler und Bühnenbildner-Bilder bahnten, sah sich Itoe aufmerksam um. Es war spannend, hinter die Kulissen eines Theaters zu gehen. Kinder träumten davon, doch sobald man es dann endlich durfte, musste man Morde verhindern. Irgendwie unfair, nicht?
Insgeheim hoffte die Hyuuga, dass die Schauspieler des Stücks mehr Können aufweisen würden als ihr Boss, der gerade die AUSHILFEN sehr subtil begrüßte und direkt ins Hinterzimmer warf. Itoe war im Nachhinein sogar erstaunt, dass er die Shinobi nicht wortwörtlich geworfen hatte.
So war also das Showbusiness. Itoe verkniff sich ein genervtes Kopfschütteln mit dazugehörigem Blick. Sie konnte gleich üben, in ihrer Rolle zu bleiben. Sie würde diesem Typen noch öfter über den Weg laufen und ihn im Vorbeigehen das Genick zu brechen bekäme der Mission nicht sonderlich gut. Wo waren die Auftragsmörder-Missionen, wenn man sie mal brauchte, HÄ?!
Itoe biss sich auf die Lippe und schwieg. Es gab wohl nicht viele Wege mit so einem Auftraggeber umzugehen. Kimihiro wählte den freundlich-nickenden Weg, Itoe wäre eher für Aufplustern, Schreien und ähnliche Dinge gewesen. Diesem Zwerg einmal zeigen wo der Hammer hängt, damit er schön in Spur läuft und man die Mission richtig anpacken konnte. So wurden nämlich Leuten einfach blind Aufgaben zugewiesen – ganz toll. Sämtliche Gedanken für den Arsch.
In ihrem Kopf summte Itoe einzelne Takte klassischer Musik. Beruhigend. Wenigstens waren sie Messer und keine angelaufenen Teelöffel oder ähnliches. Die Hyuuga sagte zu sich selbst, dass sie einfach das Positive in dieser Sache sehen würde. Sie war ein Messer. Ein wunderschönes, handgeschmiedetes Damastmesser mit edlem Griff aus Mahagoni. So ließ es sich doch leben.
Nachdem sich Itoe ernsthaft Gedanken darüber gemacht hatte, wie so ein Leben als Messer wohl aussehen würde, hatten sie dann alle ihre Aufgaben und wurden in alle Richtungen verteilt. Mit Kumiko würde sie klar kommen. Das Mädchen würde machen, was man ihm sagte, wenn es denn sein musste. Keine nervigen Kommentare oder Machtspielchen, wie man sie von Arachino erwarten würde.
Also nickte Itoe dem jüngeren Mädchen zu und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Bühne. Natürlich nicht, bevor Itoe ihrem geschätzten Teamleiter noch einmal aufmunternd zulächelte. … was das aufmunternd?

Das Theater war bereits gut gefüllt. Itoe wusste, dass es mehr Menschen als Schauspieler gab, die so ein Stück ins Leben riefen. Aber so viele? Hier gab es wirklich für alles jemanden. Einige standen nur herum, andere standen herum und hielten eine Lampe und der Rest... stand herum und wedelte mit den Händen. Itoe tat so, als ob sie das alles schon hundert mal gesehen hatte und ging weiter ihren Weg zur Bühne.
Dort in der Mitte stand ein Mann, der gerade einigen Anderen Befehle zu geben schien. Befehle, Anweisungen, Bitten, suchen sie sich etwas aus. Wer weiß, vielleicht war Ranbu Maimaru ja ein ganz angenehmer Geselle? Schlechter konnten es die beiden Mädchen ja kaum erwischt haben.
„Entschuldigen Sie, Ranbu-san?“, fragte Itoe mit freundlicher und leicht vorsichtiger Stimme, bis sich ihr Gegenüber aus seinem Gespräch befreit und sich umgedreht hatte. „Hallo, mein Name ist Tensai Tori und das hier ist Kanazawa Mono. Wir sollten uns bei Ihnen melden, damit Sie uns einteilen können?“, fragte Itoe lächelnd und legte den Kopf leicht schief. Sie hatte nicht vor, sich eine ganz besondere Persönlichkeit zurecht zu legen. Wenn sie Pech hatte, würde sie schon für das Stück eine erfinden müssen – gleich zwei neue Persönlichkeiten an einem Tag? Nein, Danke. Sie war sie selbst. Nur eben netter. Einfach die Schokoladenseite für ein paar Tage raus kramen und das würde schon gehen, dachte Itoe.
 

Michiyo Kumiko

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Wie aufs Stichwort stand Arachino-kun auf und stellte sich mutigst dem Eindringling entgegen – naja … immerhin war sein Versuch gut gemeint. Er proklamierte die Drei als sein persönliches Harem, was im Angesicht eines … fidelen … Kerls wie dem zu groß Beanzugten eher wie ein Scherz wirken musste. Die Antwort folgte auf dem Fuße, er lachte aus vollen Lungen – dass diese Lache aber mindestens genau so künstlich wirkte, wie der Rest seines Auftretens, sagte ihm aber niemand – auch Kumiko hielt ihr Mundwerk ganz dicht geschlossen.
Die Zwölfjährige setzte keinen langwierigen Rachefeldzug gegen Kimihiro an, der erst dann pünktlich auf den Plan trat, als schon alles zu Ende war, denn DER braucht ja schließlich wegen seiner eigenen emotionalen Lage ganz, ganz viel Verständnis; entsprechend sahen die Blicke auch aus, die Kumiko ihm schenkte, wenn sie ihn mal ansah. Das würde sich noch den ganzen Tag lang hinziehen.
Ihr Taichō schien es zu ignorieren: 'Vielleicht ist es ihm ja einfach zu unangenehm, direkt zu reagieren …', war die Erklärung. Stattdessen sammelte er sie unter den verdutzten Blicken des Poltergeistes, der sich von seinen neuen Schätzeleins abgewandt, und sich dafür seinen Ansprüchen von Beautybewusstsein zugewandt hatte, draußen. Es gab noch ein mehrsekündiges Nachbriefing, das aus einem einzigen Satz Misumi-Sans bestand. Danach bekam die Gruppe wieder die Gelegenheit, die seltsamen architektonischen Anwandlungen der Stadt zu bewundern. 'Hier aufzufallen ist bestimmt die Königsdisziplin unter Architekten', war alles, was sie zu den Gebäuden hier dachte. Das Daisu Shiata setzte in der Hinsicht andere Maßstäbe: Es sah zwar genau so bescheuert aus, wie der Rest der Gebäude in dieser Stadt, aber es sah außen ziemlich hoch aus – und innen auch.

Auf jeden Fall nahm Ihr Gruppenführer sich noch die Zeit, ihnen einzubläuen, dass es sich um eine Undercover-Mission handelte, sie also auf keinen Fall auffallen sollten. Ach ja, und dass sie sich nicht noch mal anflirten lassen sollten, teilte er ihnen auch mit, ohne es wissen zu wollen. Identitäten hatten sich alle zugelegt, obwohl Kumiko-chan schon ganz gerne gewusst hätte, wie der Eine oder Andere sich nennen würde, wenn sie schon trotz allem gemeinsam in dem Theater aufliefen und allen um sie herum so Grund gaben, anzunehmen, sie würden sich untereinander kennen. Dieser Umstand wurde ihr geradewegs schmerzlich in Erinnerung gerufen, als ihr Klient seine Stimme erhob, kaum dass sie auch nur einen viertel Fuß hinein gesetzt hatte.
Wirklich, einen Augenblick war Kumiko felsenfest überzeugt, der lustig aussehende Kerl würde allen, die auf der Bühne standen lautstark verkünden, dass Ninjas angekommen waren – aber DAS traute er sich dann doch nicht. Stattdessen griff er lieber zu der mehr oder minder subtilen Bezeichnung „Aushilfe“, die der Blondine für den Moment genügen sollte. 'Wozu hab ich eigentlich das Stirnband versteckt. Spätestens jetzt sind wir doch eh das Zentrum aller Aufmerksamkeit!' Aber die erwartete Reaktion der übenden Schauspieler auf der Bühne bleib aus … ein paar sahen kurz von ihren Skripten auf, wendete sich aber schnell wieder ihrem Text zu. Aber der Großteil von ihnen nahm nicht einmal Notiz von ihnen, was ihr ob Masaos Reaktion auf ihre Annäherung eigentlich wie ein Wunder erschien.
Wenigstens Kimihiro-san schaffte es, seinen Weg unbeeindruckt fortzusetzen. Kumiko klimperte ob ihrer Tarnung ein paar Mal verwundert mit den Augen, bevor sie der Gruppe weiter folgte.

Ihr Klient lud sie nach nicht vorhandener Begrüßung gleich in den Backstage Bereich ein, wo sich ein ziemlich beeindruckender Sinneswandel ankündigte, entlud und schon wieder endete, bevor Kumiko-chan auch nur einen einzigen Atemzug zu Ende bringen konnte.
Aber zuvor zwängten sich die Angeheuerten … ähm … Aushilfen durch ein Labyrinth aus herumhängenden Seilen und rumstehen Requisiten, die im Halbschatten schon ziemlich gruselig aussahen.
Auf jeden Fall vollzog sich in Masao-sans Gesicht ein drastischer Wandel, kaum dass er sich halbwegs in Sicherheit wähnte. Im Gegensatz zu seiner lautstarken Begrüßung schien ihm der Auftritt der Gruppe zu auffällig gewesen zu sein. Er war praktisch innerhalb weniger Sekunden zu jemand völlig anderem geworden: unhöflich, herablassend, herrisch – kurzum, die Art von Auftraggeber, die man niemandem wünschte. Der Taichō bemühte sich redlich, die Situation mithilfe von Diplomatie zu entspannen, aber Masao-chan blieb ungehalten, ohne sich auch nur m Mindesten beeindrucken zu lassen. Noch nicht einmal die Namen der Leute, von deren Können sein Leben abhing, interessierten ihn. Stattdessen verdonnerte er Mameha-Senpai zum Sekretärinnendienst, weil sich die Letzte angeblich umgebracht haben soll.
Auch auf die Gefahr hin, eine Erwartung zu erfüllen, oder auf eine sehr … SEHR vorhersehbare Art zu reagieren, konnte sie einfach nicht anders: 'Das.war.mir.so.klar!' Kumiko würde auf die Hellhaarige Senpai achten müssen, damit in ihr nicht der gleiche Wunsch entstand. Sie selbst würde sich zusammen mit der damaligen Leiterin ihrer ersten Mission auf die Suche nach einem „Ranbu Maimaru“ machen, der irgendwo auf der Bühne herumkrebste.
Die beiden Jungs der Gruppe wurden dem Hausmeister/Gebäudehandwerker/Mädchen für alles zugeteilt, bevor ihr Klient sich mit neuerlichem künstlichen Grinsen verdünnisierte. Die Stille, die einige Sekunden in der Gruppe herrschte, zeigte deutlich, dass allen so langsam dämmerte, warum ihn irgendjemand tot sehen wollte … Möglicherweise war das auch nur der Ausläufer der Verwunderung ob des Stimmungsumschwungs.

Den Anfang machte Itoe-Senpai, die Kumiko zunickte und sich auf in Richtung Bühne machte – ein ziemlich eindeutiges Zeichen, dass es jetzt also richtig losging. Kumiko folgte ihr aber nicht sofort. Stattdessen verschwand sie kurz „hinten“, um ein paar Skripte für die Gruppe zu besorgen, die zum Glück ziemlich auffällig positioniert waren. Schnell schnappte sie sich fünf Stück und drückte den beiden, die auch gerade im Begriff waren, sich ihrer Aufgabe zuzuwenden jeweils eines in die Hand. Itoe-Senpai eines in die Hand zu drücken, war keine Herausforderung. Junko würde warten müssen, bis sie zufällig mal in der Nähe war.
Kumiko-chan bemühte sich, betont mädchenhaft in der Gegend herumzugucken, sich ein wenig empfindlich zu geben, als die Beiden auf ihren künftigen Folterknecht zuhielten. Ihre Partnerin eröffnete die nächste Runde bei Ranbu-san – und ganz nebenher bekam diese von der Blonden ein Skript in die Hand gedrückt. Was würde ihre Aufgabe sein?
 

Misumi Kimihiro

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Schlechter konnten es die beiden Mädchen ja kaum erwischt haben.
Eventuell sollte Itoe ihre Meinung noch einmal überdenken, während sie dem Blick des dürren Mannes standhielt, der sie nun abschätzig über den Rand seiner Brille anstarrte. Dabei stand er, gekleidet in einen schwarzen Rollkragenpullover und eine schlichte, graue Stoffhose, leicht seitlich zu den beiden Mädchen, die mehr als kurze Störung denn zukünftige Mitarbeiter betrachtet wurden.
Eine ganze Weile bewegten sich einzig die Augen des Mannes, und während sich jeder Mnsch bereits durch diese extreme Begutachtung wie ausgezogen fühlen musste, ging die richtige Analyse erst los, als der Lulatsch kreise um Itoe und Kumiko zu ziehen begann. Ausgiebig untersuchte er die Figur der Mädchen, näherte sich, um ihnen tief in die Augen und seitlich auf den Hintern zu starren, fuhr mit ein paar Zentimetern Abstand den Schwung ihrer Hüften nach und imitierte die Stellung der Füße unserer beider Kandidatinnen mit seinen eigenen. Am Ende dieser Prozedur beäugte er sie direkt von vorn, bevor ein einziger Laut sich seiner Kehle entrang.
„Tse.“
Es folgte eine weitere Periode der Stille, in der sich der Mann theatralisch mit der Hand über das Gesicht fuhr, sich sanft die Schläfen rieb und über seinen nichtvorhandenen Bart strich, bevor er wieder die beiden Mädchen ansah.
„Einteilen. Tse. Wir haben schon mehr als genug Putzfrauen, und zu mehr taugt ihr leider nicht. Wie wäre es also, wenn ihr euch einfach wieder in eure Löcher verzieht, so wie es graue Mäuslein wie ihr nun einmal machen. Husch, Husch.“
Mit diesen Worten wand sich der Man wieder ein paar anderen Schauspielern zu und brüllte: „Nein, nein! Maimaru-sama hat es doch ausdrücklich genug gesagt! Eins, zwei, Step, eins zwei, Step! Gott, muss Maimaru-sama alles alleine machen?“
Soviel also dazu. Nach einem neurotischen, jähzornigen Auftraggeber gab es nun einen Tanzpapst mit Gottkomplex, der von sich scheinbar gern in der dritten Person sprach. Eindeutiger Fall von „vom Regen in die Traufe“.
Doch noch war nicht aller Tage Abend, denn genau in dem Moment, als der Lulatsch außer Hörweite war, schälte sich ein glatzköpfiger Senior mit typischem Weihnachtsmann-Rauschebart, jedoch ohne den entsprechenden Bauch aus dem Nichts neben den Mädchen und präsentierte ihnen – neben einer nachtschwarzen Sonnebrille – seine entblößte Brust, deren Anblick nicht geschlossenen Hemdknöpfen zu verdanken war. Mit mehr Honig in der Stimme, als es im Gespräch mit Minderjährigen ratsam war, sprach er unsere beiden Damen an:
„Ohoho, was haben wir denn da für zwei Schätzelein, mhmm. Ganz unverletzt, trotz eurem Fall aus dem Himmel, meine Engelchen? Was treibt euch auf diese weltlichsten aller Bretter?“


Inzwischen noch immer jenseits der Bühne…

„Rechts oder links?“
Unentschlossen schaute Kimihiro die beiden Gänge entlang, die absolut identisch aussahen. Es war nicht das erste Mal, dass Arachino und er sich an einer solchen Kreuzung wiederfanden, und wenn die beiden keine echten Männer gewesen wären, das Wort „verirrt“ wäre vermutlich schon längst gefallen. So jedoch lief sich das Duo die Hacken ab, ohne wirklich zu wissen, wo sie dieser ominösen Vorarbeiter nun finden könnten.
Doch zur Ehrenrettung der Knaben muss auch gesagt werden, dass ein Erfolg schon zu verbuchen war: Beide hielten sie nämlich schon eine Kopie des Drehbuches in Händen, welche zumindest Kimihiro bereits einmal flugs quergelesen hatte. Allein die Synopse zu Anfang des eher dünnen Pamphlets sagte aber schon genug: Typisches Drama, an dessen Ende alle Tod waren. Dem Künstler reichte dieser erste Eindruck für den Moment, denn immerhin würde es am Abend noch genug Zeit geben, die Geschichte en detail zu studieren. Eine Gutenachtlektüre hatte er zwar immer im Gepäck, doch unter diesen Umständen würde „Einführung in die Kunstgeschichte der östlichen Inselstaaten“ noch warten müssen.
Doch zurück zum eigentlichen Problem: Der Frage, welche Richtung sie einschlagen sollten.
„Soweit ich weiß, waren wir dort drüben schon einmal… oder kamen wir von dort…?“
Wer hätte gedacht, dass die Eingeweide eines Theaters einen besseren Orientierungssinn erforderten als eine fallengespickte Krypta?
Mit Blick auf Arachino sagte Kimihiro schließlich: „Warte kurz hier. Ich schau geschwind um die nächsten Ecken rechts, und wenn ich dort auch nichts sehe, wird es Zeit für eine Karte.“
Gesagt, getan. Im nächsten Moment fand sich Arachino bereits alleine im Gang wieder, während sein Teamleiter sich in die schummrigen Schatten der nächsten Korridore verzog. Doch Moment… es waren nicht nur die Schritte des Künstlers, die auf dem Holzboden klackerten, oder?
„Du. Nimm das und folg mir.“
Mit ein wenig Reaktionsgeschick würde sich der Käferjunge noch rechtzeitig umdrehen können, um die zwei schweren Holzbalken auffangen zu können, die ihm von hinten zugeworfen wurden. Falls nicht… nun, der beleibte Glatzkopf, der mittlerweile im Gang stand, sah wenigstens stark genug aus, um die zwei geworfenen Balken und seine zwei eigenen zusätzlich zu einem verletzten Jungen tragen zu können.
 
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Ok, die Sache in diesem Hotel geriet langsam aus den Fugen... Ernsthaft was zur Hölle war hier grade passiert? Arachino hatte so etwas wie einen Blackout, alles woran er sich noch erinnern konnte, die Schmierlocke hatte begonnen sich nach seinem Rettungsversuch für die holden Damen auf dem Boden zu rollen wie ein Hund und dabei so stark zu lachen, das Arachino mehr oder weniger fürchten musste, das er ersticken würde. Obwohl hier wohl die Frage war, ob man es verhindern sollte...
So weit kam es jedoch nicht, denn als der Teamleiter endlich die Truppe erlöste kam Arachino auch wieder zu sich. 'Ich will echt nicht Wissen was in der Bude hier in den tapeten steckt, aber eins ist sicher, gesund ist das nicht' dachte er sich im stillen während er dem Rest der Truppe aus dieser Irrenhaus heraus folgte. Wieder an der frischen Luft kriegte die ganze Truppe erst mal wieder einen klaren Kopf, was nach der Aktion grade wohl auch zwingend nötig war. Und nicht minder skurril ging es weiter, als ihr Zielgebäude sogar noch schräger war als ihr Hotel, wenn auch in einem anderen Sinne. Aber die kurze Zeit, die Arachino jetzt in dieser Stadt war, hatte ihm abgewöhnt sich über Architektur jeglicher Art zu wundern.
Was nicht hieß, das hier alles gut war, nein, der nächste Schock kam keine Minute später in Form des Auftraggebers auf die Truppe zu. Man könnte jetzt in lange, ausschweifende Erklärungen ausbrechen, aber kurz gesagt: der Typ war ein ARSCHLOCH! Ernsthaft, für was hielt der Kerl sich, so mit den Ninjas umzugehen? Wenn Arachino nicht grade darum bemüht wäre, sich gegenüber seines alten Teams als fähiger Ninja zu beweisen, hätte er dem Drohbriefschreiber gerne die Arbeit abgenommen und diesem Kerl das Licht höchstselbst ausgeknipst. Doch er beherrschte sich.
Mr. Bigboss machte sich direkt an die Teameinteilung, scheinbar war es Arachino diesmal vergönnt, die Gesellschaft des künstlerisch begabten Teamleiters genießen zu dürfen, während sich der Neuzugang Kumiko diesmal mit Itoe herumärgern durfte.
Als die Ninjas alleine im Raum waren, entspannte Arachino die Fäuste, die er die ganze Zeit so stark geballt hatte, dass sich deutliche Abdrücke seiner Fingernägel auf den Handflächen abgezeichnet hatten. „Also wenn sich noch wer fragt, WARUM jemand diesem Kerl ans Leder will, ich hätte da so eine große Vermutung...“
So, jetzt hieß es also mit Kimihiro zusammen den Hausmeist... ähem... den Bühnentechniker zu finden. Wobei zumindest eine Richtungsangabe nicht unbedingt schlecht gewesen wäre, die beiden irrten mehr oder weniger Orientierungslos durch die Gegend. Am liebsten hätte Chin seine Käfer losgeschickt, aber das verbot seine Tarnung, also blieb nur das Suchen. Und siehe da, kaum hatten die beiden sich getrennt, kam der „Gejagte“ auch schon zum“Jäger“. Anders gesagt, der Hausmeister tauchte hinter Arachino auf. Hätte der junge Aburame nur eine Sekunde länger gezögert, wäre er von den Balken erschlagen worden, doch er schaffte es grade noch, sie zu fangen... Na ja, fangenwar vielleicht zu viel gesagt, er schaffte es, nicht verletzt zu werden, während ihn die Dinger zu Boden warfen. Nachdem er sich wieder hochgerappelt hatte, überkam ihm erneut das Bedürfnis, hier eine Sauerstoffverbrauchende Quelle abzuschalten... Aber er belies es dann doch bei einem einfachen: „Das nächste mal wäre vorher Augenkontakt herstellen vielleicht ganz nett...“ bevor er hinter ihm her trottete. Ursprünglich wollte er Kimihiro rufen, aber er wusste nicht, welchen falschen Namen er sich gegeben hatte. Also blieb ihm nichts anderes übrig als nur in den gang zu rufen „GEFUNDEN!“
 

Michiyo Kumiko

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Dieses ganze Theater schien aus selbstgefälligen Vollidioten zu bestehen. Der heutige Tag würde ganz bestimmt keinen besonders hohen Rang in ihrem „der schönste Tag meines Lebens“-Ranking belegen, eher im Gegenteil, wenn es nicht für die Mission gewesen wäre, wäre sie schon längst wieder zur Tür hinausspaziert, aber das konnte sie sich im Moment einfach nicht leisten. Entsprechend ertrug sie die abschätzigen Blicke und Immitationsversuche Maimaru … chans … er verhielt sich in der Tat noch kindischer als Kumikos Tarnung, ein echter Hingucker, wenn es nur nicht so verdammt unangenehm wäre. Zumindest nahm er seinen Job ernst, obwohl das auch nicht gerade zu dem Wohlbefinden der Blondine beitrug. Er musterte die beiden von oben bis unten, ihre Statur, ihre Haltung, einfach alles – bestimmt wusste er auch über jede noch so kleine Problemzone Bescheid, wenn er fertig war. Das vermutete die Zwölfjährige auf jeden Fall, nach seinen fast schon ausziehenden, aber professionellen Blicken zu urteilen.
Es kam, wie es kommen musste, ihnen beiden wurde vollendete Talentlosigkeit bescheinigt, gut! Dann könnten sie sich jetzt ja wieder auf den Rückweg machen, berichten, dass sie doch nicht gebraucht wurden und – ah, verdammt, da war noch was mit einer Morddrohung und so. Die Auflösung ihrer Tarnung würde also noch warten müssen. Entsprechend ihrer Identität versuchte sie, Maimaru-san nach seinem vernichtenden Urteil ganz, ganz unfassbar traurig und geknickt anzusehen, aber er wandte sich schnell wieder anderen aufgaben zu. Ein Glück für sie, denn sie musste sich wirklich zurückhalten, nicht zu erschaudern, bei dem Gedanken, wie süß sie vielleicht gerade aussehen könnte.

Den Reflex von irgendwoher eine Waffe zu ziehen konnte sie so gerade eben unterdrücken, als plötzlich ein … Opa neben ihr stand. Seine Stimmlage sprach Bände über seine Absichten. 'Hört das eigentlich nie auf?' Kumiko-chan fühlte sich in ihrer Annahme, das gesamte Theater sei voller totaler Idioten ganz und gar bestätigt. 'Ja, glücklicherweise bin ich auf deinem Gesicht weich gelandet, Ojīsan', antwortete sie ihm in Gedanken. Irgendwas sagte ihr, dass sie im Vergleich mit der künstlich geblauaugten Senpai neben ihr, die Besseren Karten hatte, was Verhandlungsgeschick bei dem Alten anbelangte. Deshalb schenkte sie ihm noch einen herzzerreißend traurigen, enttäuschten Blick: „Ohayo, Ojīsan“, ja, sie nannte ihn Opa, so machten das höfliche Kinder eben „Wir wollten Kitsune-san helfen, aber keiner will uns bei sich mithelfen lassen!“ Kumiko verfluchte sich jetzt schon für jedes Wort, das über ihre Lippen kam, sie würde es Kimihiro gleichtun, sobald sie wieder im Hotel waren – sie musste den Schmutz der Niedlichkeit einfach von sich abwaschen – wie sie sich selbst schändete, unerträglich … „Bestimmt wird er böse auf uns sein.“ In dem Moment, in dem sie das sagte, stand gedanklich schon für die Jüngste der Gruppe fest, dass sie sich ausgiebigst würde waschen müssen.
Mit ein wenig Glück aber würde sich ihre Selbstaufopferung als nützlich erweisen. Im Ersteindruck erweckte er in ihr den Eindruck, als könnte er unter der Hand ein paar Strippen ziehen und aus dem Hintergrund wahre Wunder- also ein paar Dinge zu seinen Gunsten ändern. Es würde sich zeigen, denn er war jetzt im Zugzwang – irgendwas musste er tun – selbst, wenn es nur eine enttäuschende Absage war.
 

Misumi Kimihiro

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Gab es da vielleicht endlich einen Punkt, an dem Kumiko und ihr Teamleiter ihre bisher eher frostige Beziehung auswieten könnten? Beim abendlichen Gespräch über die seelische Prostitution, nur um ein zusätzliches Zimmer bezahlen und ein wenig Informationen bekommen zu können? Nun, man würde sehen. Gute Freundschaften gingen ja oft aus geteiltem Leid hervor.
Im Moment musste sich die Blondine jedoch allein ihrem Unheil stellen, da ihre einzige mögliche Hilfe, auch bekannt als Hyuuga Itoe, merkwürdig still war. Genoss sie, wie sich ihre Kollegin unter den anzüglichen Gebärden des Alten wand? Zuzutrauen war’s ihr.
Nichtsdestoweniger schaffte es die Kunoichi, Contenance zu bewahren und nicht direkt die Ohrefeigenkarte auszuspielen. Stattdessen setzte sie die Maske des idealen Opfers für einen wollüstigen Greis auf, und glücklicherweise verfehlte dieser Kniff seine Wirkung nicht. Wie sich nämlich an der sich vertiefenden Rötung im Gesicht des Seniors ablesen ließ, kam Kumiko einem redefreudigen Opfer näher und näher.
Nach einem unschönen Hustenanfall lächelte der Opa schließlich ein von Zahnlücken zerklüftetes Lächeln, bevor er in weiterhin schmieriger Stimme antwortete:
„Ihr wollt Kitune-san helfen, so so, Ach, was für brave Mädchen ihr doch seid, ja, ganz brave Mädchen, hehe…“
Nach einem weiteren, kürzeren Husten hieß es dann: „Nun, ich wüsste da vielleicht einen Weg, wie ihre Kitsune-san beglücken… äh, wie ihr ihm helfen könntet. Ihr müsst nämlich wissen, dass ich sein, ähm, Großvater bin, genau, und er alles machen muss, was ich sage. Wenn ihr also einem alten Mann dabei helft, mit ein wenig Massage seinen armen Rücken zu entlasten, könnte ich etwas für euch in diese Richtung machen…“
Mit diesen Worten drehte sich der Alte kurz von den Mädchen weg, fixierte den schlaksigen Bühnenvorstand, und bellte mit unerwarteter Härte in der Stimme:
BAKA! Bring mir und meinen Freundinnen einen Krug Sake, und zwar sofort!“
Und obwohl diese laute Stimme an jeden hätte gerichtet sein und im allgemeinen Palaver der Bühne hätte untergehen können, drehte sich der Angesprochene blitzartig um, verbeugte sich ganze drei Mal so tief, seine Stirn beinahe den Boden berührte, und verschwand dann hinter der Bühne.
Damit grinste der Alte wieder die beiden Mädchen an.
„Also, was haltet ihr von meinem Vorschlag? Gehen wir nach hinten?“

Ein blindes Huhn fand auch mal ein Korn – besonders, wenn es geschätzte zwei Tonnen wog und sein Gewicht in Holz auch noch mit sich herumtrug.
Kimihiro flitzte zurück in den Gang, wo er Arachino und dem glatzköpfigen Vorarbeiter mit seiner Ladung einen Blick zuwarf, der Bände sprach: „Das ist unsere Aufgabe? Spitzenklasse.“ Zumal im selben Augenblick die zweite Ladung Holz die Arme des Hausmeisters verließ, und Kimihiro wirklich an sich halten musste, um keine Schwäche in Form eines Zusammenbruchs zu zeigen. Nicht zum ersten Mal dankte er seiner Lehrerin ob ihres strikten Krafttrainings, das sich doch immer wieder bezahlt machte.
Noch bevor sich der Künstler jedoch genug fangen konnte, um eine Vorstellung zu stammeln, stapfte der Hausmeister erneut los und führte die beiden Shinobi gekonnt durch die Innereien des Theaters, auf dessen Bühne sie letztlich zum Vorschein kamen. Dabei war Arachino und dem Künstler übrigens ein kurzer Blick zu Itoe und Kumiko vergönnt, die sich der Gesellschaft eines zwielichtigen Greises erfreuten.
*Immerhin knüpfen sie erste Kontakte. Und wenn jemand neugierig und gleichzeitig auskunftsfreudig ist, dann sind es alte Menschen.*
Soviel zur Frage, ob der Teamleiter mit seinen Kameradinnen Mitleid hatte. Fakt war: Mit dicken Holzbalken auf dem Arm war es schwer, sich für zwei junge Frauen schlecht zu fühlen, die nur auf niedlich zu machen und etwas trällern brauchten, um ihren Job zu erledigen.
Letztlich wurden Chin und Kimihiro angewiesen, die schweren Holzbalken am linken Rand der Bühne abzuladen, was letzter nur allzu gern tat. Seine Arme seufzten ob der Erleichterung, doch leider war der Tag noch lange nicht zu Ende. Es galt, Informationen zu besorgen und sich mit den Kollegen bekannt zu machen. Und am Anfang dieser Aufgabe stand…
„Ähm, Shimoto-san? Mein Name ist Ut-…“
„Utayomi. Schon gehört. Seid beide zum Aufbau eingeteilt worden. Keine leichte Arbeit, aber gutes Geld. Bezahlung am Ende des Tages. Keine Boni. Faulheit heißt Rausschmiss. Verstanden?“
Kimihiro wollte bereits etwas erwidern, schloss stattdessen jedoch seinen Mund und nickte nur. Das Klischee des einfachen Bühnenarbeiters diskutierte nicht, und war auch nicht sonderlich höflich. In diese Rolle galt es sich einzufinden.
Nach einer kurzen Pause erwiderte der stämmige Mann das nicken und brummte, bevor er fortfuhr: „Gut. Folgendes: Wir brauchen noch einen Großen hier beim Bühnenaufbau – das wirst du übernehmen, Utayomi. Du, Kleiner, wirst hoch in die Decke gehen. N’ paar Lampen müssen noch justiert und erneuert werden. Saru wird dir zeigen, was es zu tun gibt.
SARU!
Als hätte das Männchen auf seinen Auftritt gewartet, schwang an dem ungleichen Trio plötzlich ein Seil vorbei, an dem es sich geschickt mit einer Hand herunterrutschen ließ. Mit seiner gebräunten Haut, der drahtigen Gestalt und den kurzen, schwarzen Haaren machte es seinem Namen – oder Spitznamen? – alle Ehre. Dazu trug es im Übrigen lediglich kurze, rote Shorts und ein quietschgelbes Top. Mit einem Grinsen säuselte es:
„Aye aye, Chefchen?“
„Der Kleine hier wird dir helfen.“
Das Grinsen des Männchens verbreiterte sich, als es Arachino von Kopf bis Fuß begutachtete, bevor ein wenig ernstgemeinter Salut folgte.
„Alles Ey-OK, Chef! Dann komm mal mit!“
Mehr Anweisungen gab es nicht – nur den erneuten Anblick, wie sich das Männchen erneut am Seil zu schaffen machen, diesmal jedoch in entgegen gesetzte Richtung. Arachino blieb da eigentlich nur eins übrig: Zu zeigen, dass er nicht nur Wände mit dem Baumlauf hochkam, sondern auch Seile ganz ohne Jutsus.
Auch dabei hatte Kimihiro nicht wirklich Mitleid, oder besser, er hatte keine Zeit, denn immerhin waren die her geschleppten Balken nicht zur Deko der Bühne gedacht…
 

Michiyo Kumiko

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Kumiko widerstand dem Verlangen eines ihrer Kunai zu zücken, um sich hineinzuwerfen. Rostige Brotmesser für den stylishen Abgang warten auch keine in der Nähe, also würde ihr nichts anderes übrig bleiben, als die Situation zu ertragen, so gut es eben ging. Die Blondine glaubte dem Alten zwar mitnichten, dass er in irgendeiner Hinsicht mit Kitsune-san verwandt wäre, wohl aber, dass er einen großen Einfluss in dieser Ansammlung von Künstlern und Verrückten ausübte, denn der Ton, in dem er den Bühnenjungen ansprach, sprach ganze Bände.
'Bingo!' sie waren ziemlich schnell an jemanden geraten, der hier über einigen Einfluss verfügen musste, denn die Antwort des Bühnenjungen war noch deutlicher, als der Tonfall des Alten. Das konnte zwar bedeuten, dass ihr erstes Opfer ein ziemlich gutes Gesamtbild über die Umstände hier hatte … aber leider auch, dass die Situation, die er kannte, voller Schleimereien des restlichen Personals und damit zwangsläufig völlig verzerrt waren. Einen Augenblick überlegte die Zwölfjährige, ob sie weiter dem Alten schöne Augen machen sollte, oder ob sie sich lieber an den Bühnenjungen heften sollte, der gewisslich ein genaueres Bild haben mochte. Sie plante nach kurzer Überlegung, beide zu befragen, aber der Alte sollte zuerst dran kommen, denn sich jetzt noch von ihm loszueisen könnte zu Problemen führen, sollte er sich als nachtragend erweisen.
Also setzte sie einfach wieder große Kulleraugen auf, wie sie eben Kinder hatten, die sich freuten, gleich eine Geschichte erzählt zu bekommen und rief freudig
„Hai!“ Kumiko-chans Tarnung war so unfassbar naiv, dass ihr sogar selber davon schlecht wurde, vielleicht sollte sie es nicht allzu sehr übertreiben.

Im Augenwinkel sah die Jüngste der Gruppe, wie Misumi-Taich
ō und der zurückhaltendere Kollege eine Ladung Holz durch die Gegend trugen. Insgeheim hoffte Kumiko, dass sie auch bald etwas Schweres durch die Gegend tragen konnte, denn sie vermisste das Gefühl der körperlichen Erschöpfung nach einem Tag voller Anstrengung schon jetzt ganz ungemein. Was diese beiden da Taten wäre eine Ideale Trainingseinheit für die Zwölfjährige, Geschwindigkeit war nämlich auch für einen Taijutsuka nicht alles. Sie sollten nicht die Einzigen sein, die während dieses Auftrags ihren Spaß hatten – dass sie daran vielleicht keinen Spaß haben könnten, kam ihr nicht einmal in den Sinn, daher begnügte sie sich mit einem kurzen, nach dieser Aufgabe schmachtenden Blick zu den Beiden und lies es dann dabei bewenden.
Ob die Ältere der Beiden ihnen folgte, bemerkte Kumiko gerade nicht, denn sie musste zumindest so tun, als hätte der eklige Alte ihre volle Aufmerksamkeit. Er schien sich hinter der Bühne bestens auszukennen, denn so langsam er auch ging, seine Schritte waren zielstrebig und er überlegte keine Sekunde, wohin er sich als Nächstes in diesem dunklen Innenleben zwischen Kostümen und Requisiten wenden musste. Sie aber musste als normales kleines Mädchen halt ein wenig eingeschüchtert sein, denn diese unzähligen Halbschatten und dunklen Winkel hinter der Bühne dürften auf Kinder einfach gruselig wirken. Aus diesem Grund setzte die Blonde auch einen unsicheren Gesichtsausdruck auf und versteckte sich im Gehen halb hinter dem glatzköpfigen Alten, dem auch das restliche Bühnenpersonal im Vorbeigehen auffällig schnell platz machte.

Trotz der verwirrenden Gänge und der verqueren Verquickungen der verquarsten Wege und Gassen, die das gesamte Innenleben des Backstagebereiches wie Adern durchzogen, erreichten sie ihr Ziel verhältnismäßig schnell, einen fast vollständig in sich abgeschlossenen Raum in all dem Chaos, der inmitten all dieses Bühnenzeugs trotzdem recht gemütlich aussah. Auf dem Weg dorthin hatten einige der wenigen gut gekleideten Leute, an denen sie vorbeikamen, dem Alten abschätzige Blicke hinterher geworfen, sobald sie sicher waren, dass er sie nicht mehr sah – sie hatten offensichtlich eher bedenken der moralischen Natur, was den Umgang mit jungen Mädchen anging. Auf jeden Fall zwängte sich der bekannte Bühnenjunge mit gesenktem Blick an ihnen vorbei, als sie den Bereich betraten, in dem Phase zwei ihrer Befragung stattfinden sollte. Der georderte Sake stand bereits mit drei Schälchen auf dem einzigen niedrigen Tisch im Raum bereit.
Sie half dem Alten, der es irgendwie versäumt zu haben schien, sich vorzustellen, sich am Kopfende des niedrigen Tisches zu setzen und schenkte ihm denn – so, wie es sich gehörte – ein Schälchen ein 'Warum komme ich mir jetzt gerade so billig vor?'„Die Leute hier haben ja richtig viel Respekt vor Ihnen, Sie haben bestimmt was ganz besonderes vollbracht, Ojīsan.“ Der Plan stand: Sie müsste ihn erst um den Finger wickeln … erst dann würde sie ihm Informationen über Kitsune-san und seine eventuellen Feinde und Gegenspieler entlocken können. Das auch so zu bewerkstelligen wäre gerade für Kumiko-chan zu schwierig … ihre diplomatischen Talente könnten sich höchstens mit denen eines Felsblocks messen. Plötzlich fiel der Grünäugigen ein, dass sie ja nicht alleine da war, und drehte sich um, um sich zu vergewissern, dass Itoe-Senpai noch da war … oder eben nicht. 'Im Eifer total vergessen …'
 
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