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Residenz "Weißer Sand"

Kushou Joudan

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Schon seit zwei Generationen in den Händen der Händlerfamilie Kushou gehalten, wird die Residenz "Weißer Sand" hauptsächlich genutzt, wenn die Geschäfte eines der Familienmitglieder sie in das Reich des Flusses oder die umliegenden Länder führt. So hat die Residenz, bis auf ein knappes duzend Angestellter, die sie und die umliegenden Länderein in Schuss halten, weder feste Einwohner der Familie Kushou noch einen richtigen Besitzer. Bevor sie in den Besitz der Kushous überging, diente das Anwesen einem Regierungsbeauftragten des Flussreiches als Sommerresidenz.
Das Haus selbst ist recht einfach gehalten. Traditionelle Bauweise, viel Holz und Papier (für das Klima im Reich des Flusses mehr als angemessen). Es gibt genügend Räume um eine große Familie, ein halbes Heerlager aus Bediensteten und eine nicht zu verachtende Menge Gäste zu beherbergen. Mittlerweile stehen viele Räume leer, nur alte Dekoration deutet darauf hin, welchem Zweck sie einst gedient hatten.
Doch nicht das Haus ist es, das der Residenz ihren Charme verleiht, sondern die Ländereien darum. Auf knapp 200 Hektar Gartenfläche wurde um einen künstlich angelegten Ausläufer des großen Flusses eine Art Strandlandschaft um einen - ebenso künstlichen - See erschaffen. So kann man im kontrolliert seichten Wasser mitten im Landesinneren dennoch richtiges Meeres-Feeling erleben. Neben der namensgebenden Strandlagune befindet sich auch ein lauschiges Laubwäldchen auf dem Gelände, das im Sommer kühlenden Schatten spendet und zu manch lustvollem Spaziergang anregt.

Die nächste Stadt, Ashigaka, ist etwa zwei Fußstunden vom Anwesen entfernt, sodass Einkäufe und Erledigungen - vor allem mit einem Pferdegespann - erledigt werden können, ohne dabei aber die absolute Ruhe und Abgeschiedenheit zu stören, die man als Mann oder Frau von Welt sich natürlich von einer Residenz wie dieser erwartet.
 

Kushou Joudan

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"Nein." Kushou Yokuma musste nicht laut werden, die Stimme heben, einen anderen Ton anschlagen oder dergleichen. Das einfache Wort reichte aus seinem Mund aus, um seine Endgültigkeit und Unumstößlichkeit deutlich zu machen. Doch Joudan, der Yokuma gegenübersaß, hatte gelernt, ein Nein nicht so einfach hinzunehmen. "Sie ist Eure Mutter, Onkel." Ein Moment bedrückender Stille (bedrückend zumindest für Joudan) schlich sich zwischen den beiden Herren ein. "Das macht sie zu einer erwachsenen Frau. Benötigt sie Hilfe, so kann sie sich sicher sein, diese zu erhalten - wenn sie danach bittet." Joudan bewunderte Yokuma dafür, wie ruhig er bleiben konnte. Joudan hatte ihm im Gespräch so manches Wort entgegengebracht, dass eine gewisse Schärfe enthalten hatte. Dennoch blieb sein Onkel ruhig wie die See - Sekunden vor der Sturmflut.
Joudans Ausflug ins Reich des Flusses hatte so wahnsinnig viele Hintergründe gehabt. Vor allem ging es natürlich um Rin. Sie hatte in der Akademie gute Fortschritte gemacht, die Genin-Prüfung würde sicher bald bevorstehen. Dafür hatte Joudans Schwester sich ein wenig Urlaub verdient - und sie hatte dieses Anwesen als Kind geliebt. Während der Blondschopf eine ernste Unterhaltung mit seinem Onkel führte, war Rin draußen, verbrachte ihre Zeit gerade sicher im Wasser oder sonnte sich am Strand.
Yokuma hier abzupassen war der zweite Grund Joudans gewesen, ein paar Tage in das Reich des Flusses zu reisen. Noch immer litt seine Großmutter, Shintora, gesundheitlich sehr. Doch von den drei Geschwistern, die Joudans Vater hatte, kümmerte sich niemand um die alte Dame. Joudan besuchte sie so oft es sein Job erlaubte, doch von Shintoras beiden Söhnen und der einen Tochter hatte er dabei nie eine Spur gesehen. Nun war er hergekommen um an den Familiensinn Yokumas - des Erstgeborenen Shintoras - zu appellieren. Dass seine eigene Mutter vielleicht nicht mehr all zu viel Zeit hatte sollte Yokuma hoffentlich anspornen, nach seiner alten Dame zu sehen. Doch mit diesem Vorhaben hatte Joudan bisher weniger Erfolg gehabt.

"Ihr wisst genau, dass dies Ihre Ehre kränken würde, Onkel." Irgendetwas, was Joudan in diesm Satz gesagt hatte, brachte Yokumas Fass endlich zum Überlaufen. Sein Gesicht und sein Gesprächston zeigten noch immer keine Regung, doch die Worte, die er wählte, stachen wie ein Messer: "Was weiß der Sohn einer Lumpensammlerin denn über Ehre?" Joudan verzog keine Miene, war innerlich aber auf 280. Seine Mutter war sein wunder Punkt, das hatte Yokuma sicher gewusst. Er sog Luft ein, wollte gerade antworten, da hob Yokuma die Hand und brachte den Blondschopf so zum Schweigen. "Dieses Gespräch ist zu Ende, ich habe mich hier viel zu lange aufhalten lassen. Nach all dem, was meine Familie für dich und deine Schwester getan hat, ist es sehr undankbar, wie du mit mir redest. Dieses Thema wird nicht nochmal angesprochen werden, bis ich heute Nachmittag das Anwesen verlassen habe." Das hatte gesessen. Joudan senkte den Kopf. "Es ist auch meine Familie.", wollte er Yokuma nachbrüllen, doch das hätte nichts geändert. So gab er sich geschlagen und zog daraus seine Schlüsse. Er musste die Dinge in die eigene Hand nehmen. Es war Zeit, eine Unternehmung zu planen, die ihm nun schon seit über einem Jahrzehnt im Kopf herumschwirrte. Seine Hand fuhr in seine Manteltasche, wo ein Memento aus lackiertem Holz ihn bestätigte.

Einen dritten Grund hatte es noch gegeben, warum Joudan ins Reich des Flusses gekommen war. Er musste, um sein Unternehmen in die Tat umzusetzen, Vertrauen in sich selbst und seine Fähigkeiten haben. Bisher war jede Kampfhandlung Joudans in einer deutlichen Niederlage oder einer unterwältigenden Darbietung geendet. In Somamura konnte er Kenta nicht wirklich dabei helfen, die Marionetten abzuwehren. Auf dem Sportfest hatte er sich nicht gegen Ray und Kaya durchsetzen können. Und in Kurobu war Hei, ein einzelner Genin, genug gewesen, um Joudan und Nanami zusammen zu deklassieren.
Doch Joudan hatte gelernt und trainiert, seinen Geist und seinen Körper gestählt, Waffen und Jutsus erlernt. In den letzten Wochen und Monaten hatte er einen Zeitraum von großem Fortschritt hinter sich. Und wen gab es besser, um Joudans Fähigkeiten zu testen, wenn nicht Hei?
So kam es, dass der Blondschopf aus Amegakure einen Brief an den Wüstensohn und seine damalige Teampartnerin, Mari, gesendet hatte. Die Nähe des Flussreiches zum Reich des Feuers, in dem die beiden wohl wohnten und arbeiteten, gab Joudan dafür einen guten Ort für das Rematch, zu dem er Hei herausgefordert hatte.
Joudan wusste nicht, ob die beiden seine Briefe erhalten hatten, kannte er ja noch nicht einmal ihre Nachnamen. So kam es, dass Joudan in der Woche, in der er sich in der Residenz "Weißer Sand" befand, nicht nur mit Rin vergnügte, sondern auch in regelmäßigen Abständen sehnsüchtig zum Weg sah, der vom Anwesen in Richtung der nächsten Stadt führte. Und die Frage "War denn wirklich niemand für mich da.", musste in den Ohren der Bediensteten schon Ohrwurm-Status bekommen haben.


"`-._.-'"`-._.-'"`-._.-'"`-._.-'

Das lauwarme Wasser reichte Joudan, an der Stelle an der er stand, etwa bis zum Bauchnabel. "So hoch ich kann!", bekräftigte er seine Schwester, die ihm weiter in Richtung Ufer stand. Sie nickte ihm zu und sprintete los. Ihre Beine hatten Mühen, die Wassermassen zu vertreiben, so wurde Joudans kleine Schwester mit jedem Schritt ein wenig langsamer, doch hatte immer noch ein wenig Momentum, als sie bei ihm ankam. Mit einem großen Schritt hob sie ihren Fuß in die Hände Joudans, der diese verschränkt etwas unter der Wasseroberfläche hielt. Mit einem gewaltigen Zug riss Joudan seine Hände nach oben und katapultierte Rin so gute zwei Meter in die Luft. "FLIEG!!", rief er ihr hinterher. Er konnte hören, wie sie in der Luft jauchzte, gluckste und lachte. Den Schwung nutzte sie aus, um einen Rückwärtssalto zu schlagen und dann halbwegs gerade mit den Beinen voran im Wasser zu landen. Dort verschwand sie komplett unter der Oberfläche. Einen kurzen Moment später tauchte sie wieder auf und grinste breit über beide Ohren. "War das wirklich so hoch wie du kannst?" Joudan nickte bestätigend. "Das waren doch mindestens 15 Meter. Das reicht." Lachend spritzte Rin ihrem Bruder mit den Armen ein wenig Wasser entgegen. "Übertreib doch nicht!" Joudan hob die Hände und verteidigte sich damit nicht nur gegen den nassen Angriff Rins sondern auch gegen ihre Worte. "Würde ich nie!" "JUNGER LOORD!!" Joudan hasste es, so genannt zu werden. Er blickte in Richtung des Ufers und sah dort einen Bediensteten aufgeregt winken. "Wettrennen zum Strand?", schlug Rin vor und war schon losgerannt. Doch Joudan hatte nicht vor, ihr dies leicht zu machen. So kam er, den Wellenlauf nutzend, schnell an seiner Schwester vorbei, die das ganze nur mit dem Ausruf "UNFAIR!" kommentierte.
Natürlich hatte Joudan das Rennen gewonnen. Ab und zu war es die Pflicht eines großen Bruders, seine kleine Schwester in ihre Schranken zu verweisen.
"Ihr habt Besuch, junger Lord. Ein junger Herr und eine junge Dame. Sie kennen Euren Namen." Zum einen machte Joudan innerlich einen Freudensprung, das konnten ja nur Hei und Mari sein. Zum anderen keimte irgendwie erst jetzt im Blondschopf der Gedankengang auf, wie dekadent denn das alles hier war. Sommerresidenz, Privatstrand, Bedienstete,... Die beiden Shiro-Nin mussten Joudan ja für was-Gott-wen halten. "Rin, zieh dir was über, wir haben Besuch!", rief Joudan seiner Schwester zu, doch die streckte ihm nur die Zunge raus und schmiss sich im Badeanzug auf eine Liege, um die Sommermittagssonne zu genießen.
So machte Joudan sich also, plötzlich richtig nervös, auf zum Eingangsbereich. Schon von der Ferne konnte er die beiden sehen. Es waren tatsächlich Main und Hei, die gerade mit einem alten Herren, sprachen, der sich Mühe machte, den beiden Gepäck abzunehmen. Na das konnte ja was werden.
"Mari-san, Hei-san!", rief Joudan aus und machte so auf sich aufmerksam. Sein Aufzug hätte für ein Wiedersehen nach einigen Jahren nicht unpassender sein können. Der Oberkörper war komplett entblößt, die Haare hingen nass ins Gesicht. Die einzigen Kleidungsstücke, die Joudan trug, waren blaue Badeshorts, die ihm nicht ganz bis zu den Knien reichten, und hölzerne Schlappen, die seine Füße auf dem Weg vom Strand hier her geschont hatten. "Ähm.... Verzeiht meine Aufmachung, ich kommer gerade vom...Strand...", versuchte er, peinlich berührt, zu erklären. "Habt ihr gut hergefunden?", erkundigte der Blondschopf sich, während er merkte, wie ihm das Blut in den Kopf und die Wangen schoss. "Tretet doch ein. Mein Schloss ist Euer Schloss." Da gab es doch so eine Redensart, oder?

@Hyuuga Mari, @Tatsumaki Hei
 

Hyuuga Mari

Chuunin
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„Werte Mari,
mein Name ist Kushou Joudan, vor etwas weniger als zwei Jahren standen wir einander in Kurobu im Finale des Shinobi-Wettstreites gegenüber. […]“

Kurobu. Ein Wettkampf, der so viel im Leben der Hyuuga verändert hatte. Damals hatte sie sich zurückgezogen, ihre Ninjakarriere pausiert. Und dann, plötzlich, war da diese Einladung nach Kurobu gewesen. Der Hikarikage hatte die damals 18-Jährige in das Teereich geschickt, zu einem Wettbewerb gegen Sora, der mehr Show als tatsächlicher Kampf gewesen war. Noch zu gut erinnerte sich die mittlerweile 20 Jahre alt Frau daran, wie verrückt sich die Situation angefühlt hatte. Eben noch hatte sie im im alten Hyuuga-Viertel in Konoha eine Einweisung in die alte Techniken ihrer Familie und ihres Dorfes erhalten, eine Woche später stand sie vor tausenden Zuschauern und musste beweisen, dass sie das Kämpfen über ein ganzes Jahr Pause nicht gänzlich verlernt hatte. Sie und Hei hatten am Ende gewonnen, doch der Auftrag hinterließ spuren. Nicht nur, dass Mari plötzlich den Rang einer Chuunin aufgedrückt bekommen hatte – ebenfalls eine Sache, der sie bis zum damaligen Zeitpunkt ausgewichen war. Zu tief hatten die schlechten Erfahrungen aus dem Chuunin-Examen gesessen. Nein, die Hyuuga wurde seitdem auch noch immer wieder in der Öffentlichkeit erkannt, was zuletzt sogar in einem offenen Konflikt mit dem Raikagen geendet hatte. Dem Raikagen! Mari seufzte, als sie sich daran erinnerte, wie hilflos Kana dem ganzen hatte beiwohnen müssen. Eine Erfahrung, die sie der neuen Genin gerne erspart hätte. Beiläufig griff die Braunhaarige in ihre Tasche und erfühlte das kristallene Shuriken, das die Isayama ihr damals überraschenderweise geschenkt hatte. Erst hatte Mari im Anschluss an den Auftrag vergessen, das Andenken aus der Tasche zu räumen. Mittlerweile behielt sie das Kristallshuriken allerdings ganz bewusst in der Tasche, als eine Art Glücksbringer. Es reihte sich ordentlich ein und würde vielleicht irgendwann zum Einsatz kommen. Oder auch nicht, das würde die Zukunft zeigen.

„[…] In diesen zwei Jahren ist viel in meinem Leben geschehen, ich wuchs als Mensch und auch als Ninja. Unser Aufeinandertreffen in der Arena ist mir dennoch ein denkwürdiges Ereignis geblieben. Von einem Mitglied der “verfeindeten” Fraktion mit derart Höflichkeit und Ehre behandelt zu werden, hat sich mir tief eingeprägt. […]“

Und dann war da dieser Brief gewesen. Und wieder zeigte sich, dass Kurobu so viel mehr als eine von vielen Missionen gewesen war. Kushou Joudan – Mari erinnerte sich an den Namen. Zumindest an den Vornamen, war der Nachname doch ein Geheimnis gewesen. Eigentlich ein Wunder, dass das Schreiben angekommen war. Auf gut Glück war das Schreiben von Joudan an die Verwaltung Jôseis gesendet worden, nur beschriftet mit Maris Vornamen. Auch hier verdankte die Braunhaarige es ihrer unfreiwilligen, kleinen Berühmtheit, dass die Verwaltung Jôseis wusste, an wen der Brief gerichtet gewesen war. Dieser Joudan hatte Glück – wäre der Brief an die Dorfverwaltung Shirogakures gesendet worden, wäre er wohl direkt abgefangen worden. Auch wenn Sora und Shiro gelegentlich zusammen Aufträge erledigten, so war ein offener Kontakt zwischen Ninja der rivalisierenden Fraktionen noch immer unerwünscht. Vielleicht aus Sorge, dass Geheimnisse ausgeplaudert werden könnten. Oder aus Angst vor Überläufern. Oder auch einfach aus schlechter Erfahrung.
„[…] Aus privaten Gründen werde ich in baldiger Zukunft einige Tage lang im Reich des Flusses verbringen. Da dies recht nahe am Feuer- und Windreich ist, würde ich mich über ein Treffen auf neutralem Grund freuen. Hiermit möchte ich Euch zum Landsitz “Weißer Sand” in der Nähe der Stadt Ashikaga einladen (eine genaue Wegbeschreibung findet sich auf der nächsten Seite). Dort mag ich Euch meine Gastfreundschaft anbieten und hoffentlich, der alten Zeiten wegen, einen netten Tag mit Euch verbringen. […]“

Auch Hei hatte einen solchen Brief erhalten. Mit dem kleinen Unterschied, dass Joudan sich vom Zusammentreffen mit dem Tatsumaki nicht nur einen netten Tag erhoffte, sondern tatsächlich eine Revanche für das Finale in Kurobu wollte. Damals hatte sich Mari auf Wunsch ihres Freundes vom Kampf zurückgezogen, sodass man nicht wirklich viel von ihren Fähigkeiten hatte sehen können. Und auch jetzt sollte die Hyuuga zusehen – ungewohnt, aber in Ordnung. Viel schwieriger war die Entscheidung gewesen, ob sie die Einladung von Kushou Joudan wirklich annehmen sollten. Ein netter Brief hin oder her – er gehörte der Sora-Fraktion an. Und Mari erinnerte sich zu gut an die Begegnungen, die sie bisher mit Sora-Nin gehabt hatte. Vor allem Ingvi kam ihr dabei in den Sinn. Ein schwarzhaariger Schwertkämpfer, der sie als wertvolle Beute aufgrund ihres Kekkei Genkais angesehen hatte. Und auch wenn sie sich auf dem Fest in Tokoharu als Madame Fuchs und Monsieur Rabe hatten unterhalten können und Mari einen kleinen Einblick hinter die kühle Fassade des Schwertkämpfers hatte werfen können, so hatte Ingvi bei der Verabschiedung doch deutlich gemacht, dass ihr nächstes Aufeinandertreffen nicht so friedlich verlaufen würde. Vielleicht mochte die Einstellung veraltet sein – doch aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen hatte die 20-Jährige neben allem Respekt und Höflichkeit eine gewisse Skepsis und Vorsicht, wenn sie mit Sora-Nin zu tun hatte.

Trotzdem hatte sie sich zusammen mit Hei auf den Weg gemacht, um der Einladung zu folgen. Während ihr Kopf es ihr verboten hatte, hatte ihr Bauchgefühl gesagt, dass Kushou Joudan keine bösen Absichten hegte. Und dann war da noch die einfache Neugier gewesen. Das Vertrauen reichte allerdings nicht weit genug, dass sie sich so zeigte, wie sie in Wirklichkeit aussah: Genauso wie in Kurobu hatte sie ihre weißen Seelenspiegel mit einem Henge verdeckt, sodass diese in hellgrüner Farbe erstrahlten. Joudan sollte genau die Mari zu Gesicht bekommen, die er im Teereich kennengelernt hatte. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Abgesehen von ihren Haaren, die im Vergleich zu vor zwei Jahren deutlich kürzer getragen wurden. Hei und sie hatten sich eine Unterkunft in Ashikaga gesucht, bevor sie sich am frühen Vormittag auf den Weg zur Residenz „Weißer Sand“ gemacht hatten.

„Was zum…“ Mari unterbrach sich inmitten des Satzes, als sie zusammen mit Hei vor der Residenz zum Stehen gekommen war. Sie blinzelte, öffnete den Mund einen Spalt breit, schloss ihn wieder und sah dann mit einem Seitenblick zum Tatsumaki. Was er wohl davon hielt? Nicht nur, dass die Residenz an sich riesig und wunderschön aussah – das Grundstück war weitläufig, wunderbar gepflegt und auf Anhieb war sich die Hyuuga nicht sicher, wo genau die Grenzen des Grundstückes lagen. Sie konnte in der Ferne Wasser glitzern sehen… ob das auch noch dazugehörte? „Junger… Lord?“, wiederholte die 20-Jährige leicht fassungslos, nachdem ein Mann, der sie empfangen hatte, los eilte und davon sprach, den jungen Lord informieren zu wollen. Mari war so perplex, dass sie nicht einmal groß darüber nachdachte, als sie ihre eigene Tasche einem älteren Herren auf Nachfrage in die Hand drückte. Mari stammte aus sehr guten Verhältnissen, war in einem großen Anwesen aufgewachsen und ließ sich gerne als Prinzessin betiteln. Aber das hier… war ein ganz anderes Kaliber. „So fühlt es sich also an, dem einfachen Volk anzugehören?“, murmelte sie vor sich hin, sah dann zu Hei und schmunzelte amüsiert. Natürlich war das als Scherz zu verstehen… zumindest zum größten Teil. Die junge Frau horchte auf, als sie ihren Namen hörte. Und dann, als sie sich umdrehte, öffnete sich ihr Mund erneut einen Spalt breit. Einen kurzen Moment erschien das Bild von Ingvi vor ihr, mit kühlem Blick, die Hand auf dem Schwertgriff, bereit, jeden Moment anzugreifen. Und dann verschwand dieses Bild und was übrig blieb war ein blonder Kerl, nass, nur mit knappen Badeshorts bekleidet. Als wären sie hier im Strandurlaub. „Das wird ja immer besser…“, murmelte die Hyuuga im Selbstgespräch, sodass nur Hei sie hören konnte. Ihr war wirklich nicht klar, wie sie adäquat mit der Situation umgehen sollte. Es fühlte sich so … verkehrt an. Ob sie einfach zu versteift war? Zu sehr… alte Schule? Mari sah beiläufig an sich selbst hinab und musste eingestehen, dass auch nicht nach ernstzunehmendem Ninja aussah. Ihr Abzeichen hatte die junge Frau natürlich nicht dabei und das schwarze, schulterfreie Oberteil in Kombination mit der beigen Hose sahen vielleicht förmlicher aus als Joudans Badeshorts, deuteten aber nicht darauf hin, dass man sich vor ihr eventuell in Acht nehmen musste. Normalerweise hätte Mari den Sora-Nin mit seinem Nachnamen angesprochen – doch da sie in Kurobu irgendwie dazu gezwungen worden waren, sich gleich beim Vornamen zu nennen, behielt Mari es auch in der jetzigen Situation bei. Ihre Mundwinkel hoben sich ein Stück weit an, als sie sich – förmlich – leicht vor Joudan verbeugte. „Hallo, Joudan-san.“ Als sie sich wieder aufgerichtet hatte, musterte sie den Blonden und neigte den Kopf ein Stück zur Seite. „Euer Schloss… ja, das trifft es ganz gut. Sagt, Ihr habt nicht zufälligerweise noch einen anderen Beruf als Shinobi?“ Oder die Bezahlung in Soragakure war um Längen besser als in Shiro. Trotz der gewissen Vorsicht, die Mari noch immer in sich spürte, wollte sie nicht unfreundlich oder zu distanziert wirken. Joudan hatte immerhin bisher nichts getan, um das zu verdienen. „Wir haben gut hergefunden.“ Neben der Beschreibung, die der Kushou ihnen im Brief beigelegt hatte, war es durch das Byakugan fast unmöglich, sich zu verlaufen. Aber dieses Detail behielt die derzeit grünäugige Dame für sich. „Die Wegbeschreibung war zum Glück sehr detailliert“, äußerte sie stattdessen und lächelte den nassen Blondschopf dann freundlich an. „Vielen Dank für die Einladung. Ich war durchaus überrascht, aber es freut mich, Euch nach all der Zeit wiederzusehen. Wenngleich ich zugeben muss, dass Euer jetziges Erscheinungsbild sich doch stark von damals unterscheidet.“ Die Mundwinkel hoben sich noch ein Stückchen weiter an. Sie sah zu Hei, der noch gar nicht zu Wort hatte kommen können. Dabei war das Zusammentreffen mit ihm momentan vermutlich weitaus interessanter.
 

Tatsumaki Hei

Chuunin
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Es war sehr ungewöhnlich für Hei, dass er bei so einer Unternehmung ein wenig mehr Misstrauen fühlte als Mari - und doch war genau das dieses Mal der Fall. Hei war generell ein Mensch ohne Vorurteile, oder zumindest ohne eine Menge der gängigen Vorurteile die man so kannte. Und doch hatte es in seiner Vergangenheit Ereignisse gegeben, die ihn fremden Ninja, vor allen Dingen der Sora-Fraktion, eher misstrauisch gegenüberstehen ließen. Und wenn es um Mari ging, war der Wüstensohn noch sehr viel mehr misstrauisch als sonst. Und außerdem... 'Landsitz Weißer Sand'? Wer lud denn einfach zu irgendeinem Landsitz ein? Das klang doch schon recht abgehoben, oder? Selbst Maris Familie hatte keinen Landsitz (soweit er wusste). Sicher hatten die Hyuuga Anwesen, aber der direkte Familienzweig von Shirou nicht. Wahrscheinlich. Vielleicht. Hei ordnete seine wirren Gedanken, die ihm die letzten Tage durch den Schädel gegangen waren und konzentrierte sich auf das Wesentliche. Joudan, dessen Nachname 'Kushou' war, hatte ihn und Mari in einem Brief eingeladen, sich mit ihm zu Treffen. Ein sehr förmlicher Stil hatte die Einladung geprägt. Er hatte ihn ganz offiziell zu einer 'Revanche' herausgefordert... generell ein hehres Ziel, möglicherweise. Ansonsten klang das ganze eher nach einer Urlaubsreise als nach irgendetwas anderem.​
Doch es blieb das leichte Misstrauen. Hei und Mari noch mehr als Joudan hatten großes Glück gehabt, dass die Schreiben nicht an die Ninja-Verwaltung gegangen waren. In die falschen Hände gelegt, hätten diese Schreiben vermutlich ihre Ninja-Karriere beenden können. Kontakt mit der Sora-Fraktion, ein Treffen auf neutralem Grund... Hei selbst hätte wohl leichte Zweifel als Mitarbeiter der Verwaltung, ob das mit rechten Dingen zuging. Immerhin waren sie beide Chuunin und somit in der Rangfolge des Dorfes immerhin so weit fortgeschritten, dass sie einige Dinge mitbekamen, die ein einfacher Genin nie zu hören bekam. So hatten sie intensiv diskutiert, ob sie die Einladung überhaupt annehmen sollten - und wenn ja, ob sie darauf antworten konnten. Letztlich hatten sie sich dafür entschieden, die Einladung anzunehmen. Es war mit einem seltsamen Gefühl einhergegangen, aber Hei sagte sich, dass ein Hinterhalt wohl eher unwahrscheinlich erschien. Joudan konnte nicht wissen, dass Mari eine Hyuuga war - und von Hei konnte man nun wirklich nichts wollen. Wahrscheinlich.​

Und nun standen sie da. Vor einem protzig dekadentem Anwesen, welches Hei in seiner Dimension kaum fassen konnte. Es erinnerte ihn daran wie er sich gefühl hatte als er das erste Mal in Maris Haus gewesen war: Klein und unbedeutend. Es war so drückend deutlich, wie reich die Menschen sein mussten, die dieses Gasthaus... oder Landsitz... oder wie auch immer führten, dass er sich unweigerlich fehl am Platze fühlte. Hei hatte noch nie wirklich Urlaub gemacht. Und wenn, dann schon gar nicht in so einem Etablissement. "Das meinst du jetzt nicht ernst, oder?", fragte Hei Mari und war halb spaßig empört... und halb wirklich empört! Er war hier der Junge aus der Armut, Mari hatte es nie an irgendwas gemangelt, und sie sprach von einfachem Volk? "Ich habe eher das Gefühl dass du dich mit dem 'jungen Lord' ganz ausgezeichnet über Kaviar und teuren Wein unterhalten könntest", brummelte er ein wenig verstimmt, auch weil ihm sonst nichts einfiel was reiche Leute so gemeinsam hatten. Immerhin war er solche Gesellschaft nicht gewohnt.​

Auch Hei drehte sich um, als sie die Stimme von Joudan vernommen. Irgendwie erinnerte er sich noch an den Tonfall des recht 'alten' Genin. Das Bild, was sich bot, war... anders als erwartet. Hei hatte vieles erwartet: Ordentliche Kleidung, vielleicht sogar maximal overdressed, vielleicht auch extrem klassisch, aber... eine Badehose? Der Tatsumaki blinzelte ein wenig verwirrt. Es war so anders, als er erwartet hatte, dass seine Vorstellung und die Realität für einen Moment so wenig zusammenpassten, dass er versucht war einfach umzudrehen und zu gehen. Er riss sich aber am Riemen und lockerte seine Haltung ein wenig. Mari übernahm die ersten Worte als Antwort und Hei hielt sich einen Moment zurück, erwiderte am Anfang nur noch kurz den Gruß. Mussten sie jetzt die ganze Zeit so förmlich sprechen? Das fand er anstrengend... nachdenklich verschränkte der Wüstensohn die Arme ineinander. Er trug ein ähnliches Outfit wie bei dem Wettstreit: Weite, schwarze Stoffhose die sich in Richtung Knöchel wieder enger ans Bein schmiegten, ein enges schwarzes Oberteil, langärmlig und eine sandfarbene Schärpe, welche um die Hüfte geschlungen war. Sie rundete das schlichte Outfit ab, aber ansonsten gab es nichts zu sehen. Allerdings war er kurz neidisch, dass Joudan keine normalen Schuhe trug. Er hätte auch gerne sein Schuhwerk losgeworden. "Hallo auch von mir", ließ Hei dann hören, und ein kleines Lächeln huschte ihm über das Gesicht. Er wusste nicht so recht was er sagen sollte, wenn er ehrlich war. Damals hatte sich keine Situation ergeben, wo er mit Joudan oder Nanami hätte interagieren können - und jetzt stand man da, einfach so, und sollte irgendwie Smalltalk betreiben? Ehrlich gesagt war Hei relativ überfordert, einfach weil sein Kopf noch nicht so ganz wieder in der Realität angekommen war. "Es ist schon eine ganze Weile her", ergänzte er deshalb - untypisch für ihn relativ ungelenk, irgendwie. Der Blick seiner hellen, blauen Augen huschte immer wieder ein wenig unruhig durch die Gegend. Da merkte er auch zum ersten Mal den Blick, den Mari ihm zuwarf. Es wirklich als wolle sie sagen 'Sag was interessantes, für dich ist das doch viel spannender als für mich!'. Keine Zustimmung! Er fühlte sich einfach unwohl! Und Joudan sah jetzt auch nicht aus als wolle er sofort in die Arena springen. "Danke für die Einladung", fuhr er dann also fort und kratzte sich am Hinterkopf. "Sie kam wirklich sehr unerwartet. Gut, dass sie nicht an die Verwaltung von Shirogakure gegangen ist, Joudan-san." Hei legte den Kopf ein wenig zur Seite. "Gehört Euch dieses Anwesen? 'Junger Lord' scheint mir darauf hinzuweisen?"
 

Kushou Joudan

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Die Situation war in etwa dreimal so peinlich-unangenehm wie Joudan sich das noch vor wenigen Augenblicken ausgemalt hatte. Aber immerhin waren Mari und Hei jetzt hier, das war ein Anfang, mit dem der Blondschopf arbeiten konnte. "Nein, nein.", verneinte er gleichermaßen die Frage danach, ob er der Besitzer des Anwesens war und ob er eine lukrative Nebeneinkunft hatte. "Ich wurde durch eine Laune des Schicksals in den Wohlstand geboren. Das Anwesen gehört meiner Familie. Nichts, was ich mir verdient hätte oder worauf ich stolz sein könnte. Nur dankbar.", erklärte er so bescheiden, wie es ihm in diesem Moment möglich war. Dabei sprach er durchaus die Wahrheit. Er gab sich Mühe, dass seine Herkunft ihm nicht zu Kopf stieg. Andererseits würde er sie auch nicht verleugnen. Doch das war ein Thema für ein ander Mal. "Ich freue mich auf jeden Fall sehr, dass Ihr meiner Einladung gefolgt seid, und möchte euch dafür herzlichst danken.", eröffnete er den beiden Shiro-Nin und ergriff die Initiative, in Richtung des Hauses zu laufen. Immerhin mussten die dreie ja nicht blöde auf der Türschwelle herumstehen. "Ich hol uns schnell was zu Naschen und Trinken, dann gehen wir zum Strand. Meine Schwester will Euch, Mari, unbedingt kennenlernen." Gesagt, getan, ließ Joudan die beiden kurz stehen. So hatten sie Zeit, sich ein klein wenig auszutauschen.

Ein paar Augenblicke später tauchte der Blondschopf wieder auf. Er hatte sich ein weißes, kurzärmliges Leinenhemd übergezogen, die oberen beiden Knöpfe waren allerdings salopp-lässig offen geblieben. In der rechten Hand balancierte der Genin ein Tablett mit einer großen, runden Wassermelone, vier Gabeln, einem Messer und zwei Gläsern darauf. Zwischen den Finger der linken Hand trug Joudan eine große Flasche mit Wasser und eine mit Apfelsaft. Breit lächelnd und ein klein weniger entblößt als noch zuvor machte der Genin seinen Weg auf Hei und Mari zu und lief dann an ihnen weiter vorbei (hoffentlich nahmen die beiden das als Zeichen auf, ihm zu folgen) in Richtung des Badesees, von wo Joudan ursprünglich gekommen war.
"Gibt es etwas, was Ihr besonders gerne oder gar nicht gerne esst? Ich möchte uns nachher etwas kochen." Über Essen zu reden würde hoffentlich die Stimmung ein klein wenig auflockern.
Der Weg führte die dreie durch den Ausläufer eines kleinen Waldstückes und als sie es verließen, öffnete sich der Blick und präsentierte den etwas in Tal gelegenen Badesee in seiner vollen Pracht. Ein weißer Sandstrand schmiegte sich an das den Dreien zugewandte Ufer des Binnengewässers und ließ erkennen woher die Residenz ihren Namen hatte. Ein einziger bunter Fleck war am Strand zu sehen: Ein großer, blauer Sonnenschirm, unter dem eine große Picknickdecke ausgelegt war. Beim Näherkommen wurde auch denjenigen, die nicht mit besonders scharfen Augen gesegnet waren, bewusst, dass ein junges Mädchen von etwa 15 Jahren auf einer Liege neben dem Tuch lag und den Schatten genoss. Rin hatte - zum Glück - ihre Hüften in ein Badetuch eingewickelt und das nasse, braune Haar klebte ihr an den Schultern. Sie laß gerade ein Buch, sah aber auf, als sie die drei Ankömmlinge wahrnahm, und winkte ihnen freudig zu.
"Das ist meine Schwester, Rin.", erklärte Joudan, nicht ohne einen gewissen Unterton von Stolz in seiner Stimme. "Sie macht in der Akademie gute Fortschritte und wird bald hoffentlich zur Genin ernannt.", fuhr der Blondschopf - noch außerhalb der Hörweite seiner Schwester - weiter aus.

Wie das alles hier wohl auf Hei und Mari wirkte, konnte Joudan sich nicht im geringsten ausmalen. Er hatte noch kein Verständnis dafür entwickelt, dass die Shinobi und Kunoichi der verfeindeten Fraktion zu fürchten waren. Als kleiner Stupser war er mit seinem Großvater auch oft bei rivalisierenden Händlern zu Besuch gewesen, um Geschäfte zu machen. Der Gedanke, Mari und Hei fürchten zu müssen, kam dem Blondschopf gar nicht erst in den Sinn.
So führte er sie, guter Dinge, optimistisch und voller Zuversicht, zu Decke, Schirm und Schwester. Ein kleines Holzkistchen diente als obligatorischer Tisch, auf dem Rin und Joudan ihre Getränke stehen hatten. Dazu stellte er das Tablet und die beiden Flaschen. Derweil drehte Rin sich von der Liege, stand auf um die beiden Shiro-Nin anzusehen und sie mit einem kleinen Knicks zu begrüßen.
"Huhu Mari-san und Hei-san. Freut mich, euch zu treffen. Wie ich Jou-nii kenne, hat er euch bereits die Ohren über mich abgekaut!", sprach sie frech und höflich zugleich (wofür Joudan sie still und heimlich beneidete). Offensichtlich blieben ihre Augen mehr an Mari als an Hei kleben. Joudan nutzte die Gunst der Stunde, um die Wassermelone zu schneiden und parat zu stellen, und sah dann zu Rin. Sie sah Mari an wie sie sonst nur Schokoladentorte ansah. Er wusste, dass ein Wasserfall voller Fragen früher oder später aus der kleinen Kushou heraussprudeln würde, doch momentan hielt sie sich noch zurück.
 

Hyuuga Mari

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Überforderung? Mit Smalltalk? Moment, da hatten sie aber irgendwie ihre Rollen vertauscht. War es sonst nicht der Tatsumaki, der viel besser mit Worten umgehen und manchmal sogar nur mit Worten Situationen zu seinen Gunsten verändern konnte? Mari bemerkte die Verunsicherung, mit der der Tatsumaki sprach und wusste natürlich auch, wo diese herkam. Immerhin hatten die beiden Chuunin vor ihrer Abreise sehr lange darüber gesprochen, welche Argumente dafür, aber auch dagegensprachen, sich mit Kushou Joudan zu treffen. Dass es der Hyuuga jedoch einfacher fiel, ein Gespräch mit dem blonden Sora-Nin zu beginnen, hatte sie nicht erwartet. Sie gab sich allerdings Mühe, sich ihre Überraschung vor Joudan nicht anmerken zu lassen – ihren noch immer guten Schauspielkünsten sei es zu verdanken, dass es auch zu funktionieren schien. Der Sora-Nin winkte verneinend ab, als er die Fragen bezüglich eines Nebenverdienstes oder seinem scheinbaren Besitz von diesem Anwesen beantwortete. Ah – er hatte also Glück gehabt, in Wohlstand geboren zu werden. Naja, ein wenig nachvollziehen konnte Mari das schon. Eine Hyuuga zu sein hatte immerhin auch nicht viel mehr als damit zu tun, bei der Geburt ein bisschen Glück gehabt zu haben. Oder eben Pech, je nachdem, aus welchem Blickwinkel man es betrachtete. Joudan ließ nichts anbrennen, sondern lief nach der kurzen Begrüßung los, um Knabbereien und Getränke für den Strand zu holen. Direkt, nachdem er im Anwesen verschwunden war, dachte Mari nochmal über die genaue Wortwahl nach. „Moment. Strand?“ Was sollte das denn bedeuten? Sie gingen doch jetzt nicht wirklich an einen echten Strand. Das wäre doch ein wenig übertrieben… oder nicht? „Und… seine Schwester?“ Die Fragezeichen wurden größer und die Situation noch ein bisschen merkwürdiger. Die derzeit grünen Seelenspiegel wandten sich an Hei, in der Hoffnung, er könnte diese Fragen beantworten. War natürlich Quatsch, wie der Braunhaarigen nach wenigen Sekunden auch selbst bewusstwurde, weshalb sie einen Hauch hilflos mit den Schultern zuckte. „Okay, das erste Aufeinandertreffen war schon einmal ganz anders als erwartet. Schauen wir mal, was noch kommt. Das wird schon.“ Sie hatten sich zusammen entschieden, herzukommen. Viel mehr blieb ihnen jetzt also auch nicht mehr übrig.

Nachdem Joudan wieder zurückgekommen war, ging er schnurstracks an den Chuunin vorbei – ein kurzer Blickwechsel mit Hei, dann folgte Mari mit weiten Schritten, um zu Joudan aufzuschließen. Bisher… wirkte das hier alles wirklich sehr friedlich. Vielleicht fast ein bisschen zu friedlich? Wieder erschien das Bild von Ingvi vor dem inneren Auge der Hyuuga, die versuchte, dieses Bild jedoch schnell wieder zu verdrängen. Joudan konnte sich glücklich schätzen, noch keine negativen Erfahrungen mit Personen der anderen Fraktion gemacht zu haben. Mari wäre froh gewesen, wenn das bei ihr auch der Fall gewesen wäre. „Wir sollen auch noch bekocht werden?“, fragte Mari leicht überrascht nach. Das jetzt auch noch? Das… hm. Die 20-Jährige dachte einen Moment länger darüber nach, entschied sich dann aber, mit offenen Karten spielen zu wollen. Vielleicht war das auch alles nur ein Schauspiel, aber wenn nicht… „Joudan-san, woher kommt diese Offenheit? Ich muss gestehen, Ihr seid der erste Sora-Nin, der mir anbietet, für mich zu kochen. Wenn Ihr versteht, wie ich das meine.“ Da sie Joudan gerade folgte, konnte sie nur seine Rückenansicht sehen und blieb daher unwissend darüber, ob und wie sein Gesichtsausdruck sich nach der Frage veränderte. „Aber zu der ursprünglichen Frage: Ich mag keinen Fisch.“ Das konnte sie ihm doch gefahrlos mitteilen, oder nicht? Die Mundwinkel hoben sich ein kleines Stück an, als sie weiter darüber nachdachte. „Und gerne mit Chili.“ Hei kannte Mari mittlerweile und wusste, dass es kaum ein Gericht gab, bei dem sie nicht nachwürzen musste, um einen gewissen Grad an Schärfe zu erreichen. Da sie mit dieser Vorliebe jedoch meistens allein war, begnügte sich die Hyuuga im Zweifel damit, auf dem eigenen Teller nachzuwürzen.

Der Weg war ziemlich lang, was Mari nur erneut bewusst machte, wie groß das Grundstück sein musste, dass Joudans Familie gehörte. Das war sicherlich ein Vermögen wert! Erst durchquerten sie ein Stück Wald und kamen schließlich an einem Badesee mit weißem Sandstrand an. Klar, daher stammte also der Name. Das ergab Sinn. Das Wasser glitzerte verführerisch in der Sonne und schien die Besucherinnen und Besucher zu einem kleinen Gang ins Wasser überreden zu wollen. Es sah durchaus verlockend aus, musste die Hyuuga gedanklich gestehen. Aus der Ferne hatte die 20-Jährige bereits ein junges Mädchen am Sandstrand liegen sehen, doch je näher sie traten, desto mehr erinnerte dieses Mädchen sie an... Aiko? Nein, natürlich nicht. Aber für einen winzigen Augenblick hätte sie dieses braunhaarige Mädchen, das dort am Strand lag, mit ihrer eigenen Schwester verwechseln können. Was größtenteils wohl daran lag, dass Aiko in etwa im gleichen Alter war wie Rin und auch einen ähnlichen Körperbau besaß. Die Chuunin lauschte den stolzen Worten des älteren Bruders und wiegte den Kopf zur Seite. Rin ging also zur Akademie und würde bald Genin werden. Ein Weg, den Aiko nicht hatte einschlagen können – und stattdessen nun Händlerin werden wollte. Mari drängte sich der Gedanke auf, dass es durchaus passieren könnte, dass sie sowohl Joudan als auch seiner keinen Schwester – sobald sie Genin wäre – je nach Auftrag des Kagen auch feindlich gesinnt gegenüberstehen könnten. Wenn sie dieses junge Mädchen, eingewickelt in ihr Badetuch, sah, wollte die Kunoichi daran nicht denken. Sie sah kurz zur Seite weg, um die Gedanken zu vertreiben. Dann kamen sie am Strand zum Stehen und die jüngere Kushou erhob sich von ihrem Sitzplatz. „Hallo, Rin-san. Es freut mich ebenso“, antwortete Mari und setzte ein freundliches Lächeln auf, war aber über den Knicks, den Rin in Perfektion vollführte, kurz verwundert. Verbeugten sich die meisten Menschen nicht? Vielleicht war das bei Lords und Ladys auch anders. Sie bemerkte, dass der Blick der 15-Jährigen länger an ihr hängenblieb als an Hei, allerdings verunsicherte das Mari nicht. Gerade als Hyuuga war man es gewohnt, dass die Blicke von Leuten einem folgten, während man die Straße entlangging. Dass die 20-Jährige im Moment aber gar nicht als Hyuuga erkennbar war und der Blick daher nicht aufgrund ihrer hellen Augen erzeugt wurde, vergaß die Kunoichi in diesem Augenblick. Sie schmunzelte die Jüngere an. „Oh, ich glaube, Joudan-san hat versucht, sich zurückzuhalten“, sprach Mari weiter und warf dem Blonden einen kurzen Blick zu, bevor sie sich wieder mit dem leichten, einstudierten Lächeln an Rin wandte. Schon wieder musste sie an Aiko denken. „Ich muss zugeben, du erinnerst mich an meine Schwester, Rin-san“, gab sie dann einfach zu. Um es sich einfacher zu machen, stellte sich Mari einfach für einen Moment vor, mit Aiko zu sprechen. „Ich habe erfahren, du besuchst die Akademie? Steht denn die Abschlussprüfung bald an?“
 
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Tatsumaki Hei

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Joudan wirkte beinahe verdächtig fröhlich. Naja, und außerdem war da diese sehr, sehr höfliche Wortwahl des jungen Mannes. Hei fühlte sich wieder einmal ein wenig fehl am Platze. Tatsächlich war das eine Sache, an die er sich wirklich nie hatte gewöhnen können: umgeben zu sein von Luxus war für ihn einfach ungewohnt und daran hatte auch seine Zeit mit Mari nichts geändert. Während Hei noch abwartete, was Joudan nun für eine Idee gehabt hatte - flitzte eben jener weg, laut eigener Aussage um Essen und Trinken zu organisieren. Hei blinzelte leicht. Naja, er hatte... jetzt nicht erwartet, dass sie hier direkt überfallen und gemordet werden würde, aber das hier war wirklich nicht das, was Hei und Mari in ihren Gesprächen so überlegt hatten. "Ist es wohl", antwortete Hei auf die Worte seiner Freundin, deren derzeit grüne Seelenspiegel ihn zwar ein wenig irritierten - aber die Hyuuga sah auch mit dieser Augenfarbe gut aus. Fand er. "Also entweder ist er so unbedarft wie er wirkt - oder ein Meister des Schauspiels", brummte der Tatsumaki noch, zuckte dann ratlos die Schultern. Offenbar hatten sie keine Wahl und würden wohl erst einmal folgen müssen. Joudan zumindest kam wieder und rauschte förmlich an den beiden Chuunin aus Shirogakure vorbei. ​

Er teilte die leichte Verwunderung von Mari. Hei hatte zwar nicht genau die gleichen Erfahrungen gemacht, die Mari gemacht hatte - wohl aber sehr ähnliche. Und noch viel mehr als andersherum war er empfindlich bei - empfundenen - Gefahren, in denen Mari steckte. Er konnte den Gedanken so wenig ausstehen, dass ihr etwas geschah, dass er misstrauischer geworden war. Umso seltsamer war es, dass Joudan kochen wollte. Der Suna-nin war für einen Moment so verwirrt, dass er sich erst einmal wieder sammeln musste. Immerhin nahm Mari wieder die Initiative und sprach mit dem blonden 'jungen Lord'. Ihren Fragen konnte er nur zustimmen, wenngleich er persönlich nicht zwingend etwas gegen Fisch hatte. Hei aß generell ganz gerne. Scharfes Essen mochte er aber auch - vielleicht nicht ganz so sehr wie Mari, deren Mund offenbar immer brennen musste, damit es schmeckte. Er fragte sich, was zu dieser seltsamen Angewohnheit geführt hatte. "Ich... habe keine besonderen Abneigungen. Von mir aus muss es nicht furchtbar scharf sein, aber... macht Euch keine Umstände." Er war arm gewesen! Er hatte ja nichts gehabt! War froh gewesen wenn er was zu essen gehabt hatte! Die anwesenden Bonzen wussten ja gar nicht wie es war, wenn man sich noch einen Kohl leisten konnte, aber sonst nicht viel mehr!! Innerlich für einen Moment aufgewühlter als nötig, renkte sich seine Stimmung schnell wieder ein, während sie durch ein Waldstück liefen. Es war wohl albern, sich mit seiner Herkunft zu rechtfertigen bei so etwas. ​

Ein mildes Lächeln huschte über seine Lippen, als sich ihm der Badesee eröffnete. Hei hatte erst in den letzten Jahren überhaupt schwimmen gelernt und so waren große, offene Wasserkörper immer noch ein wenig abstoßend für ihn - er konnte allerdings auch wertschätzen, wie schön dieser Ort war. Und der Wüstensohn konnte nur schätzen, was ein Plätzchen an dieser Woche einen normalerweise kostete. "Was für ein erlesenes Plätzchen", meinte er halb beeindruckt, halb belustigt. So etwas hatte er tatsächlich noch nie gesehen - obwohl ihn seine Reisen schon in viele Ecken geführt hatten. Aber diese Art von Binnengewässer mit Strand, dieses... seltsame Gefühl von absoluter Ruhe und Abgeschiedenheit, von Urlaub. Er konnte wertschätzen, was er sah. Es war ein guter Ort. Hei fühlte sich einen Moment seltsam berührt. Es war lange her gewesen, dass ihm ein Ort so aufgefallen war - schon von der Atmosphäre her. Der Fleck Farbe auf dem Strand fiel ihm natürlich gleich ins Auge, und Joudan platzte beinahe aus allen Nähten, als er von seiner Schwester erzählte. Vor Stolz, natürlich. Bei der Aussage mit der Akademie aber wurde Hei ein wenig hellhörig. Interessant - also auch ein Jungninja? Dafür, dass sie so in Reichtum geboren waren, war das ein doch eher ungewöhnlicher Karriereweg, oder? Der Tatsumaki musterte den Blondschopf nachdenklich, folgte dann aber erst einmal. Vielleicht war er auch einfach überreizt - sein erster Besuch bei den Hyuuga damals war ja auch mehr oder weniger anstrengend gewesen. Diese Umgebung hier half dabei allerdings ganz gut. "Hallo. Unsere Namen sind offenbar bekannt. Hat dein Bruder uns denn so häufig angekündigt, wie er dich erwähnt hat?", merkte Hei amüsiert an. Immerhin ihre Nachnamen waren es nicht. Ansonsten wäre Maris Tarnung auch sehr schnell aufgeflogen. Diese musste sich jetzt allerdings beweisen, denn Rin würdigte Hei kaum eines Blickes und starrte seine Freundin etwas seltsam an. He, was sollte das denn? Der Blick war verdächtig! Hei spannte sich ganz leicht an, zwang sich dann aber erneut zur Entspannung. Es fühlte sich nicht an, als würde von dem Teenie-Mädchen eine Gefahr ausgehen. Ein Seitenblick zu Mari. Joudans Schwester erinnerte an Aiko? Hm... ja, vielleicht ein wenig. Eine ähnliche Quirligkeit. Na, von ihm aus. Er brauchte keine Aufmerksamkeit. Das war etwas, was Hei bisher nie wichtig gewesen war. Außer einem Mal, wo er es eingefordert hatte. Und dafür hatte er eine Standpauke bekommen. Ein amüsiertes Lächeln huschte über die Züge des Suna-nin, dessen helle, blaue Augen in Richtung des Sees blickten, für einen Moment nur schauten. Gerade hatte er losgehen wollen, da hielt er inne. Das hier war genauso Sand wie jeder andere auch. Die Umgebung war so unpassend, dass Hei selbst es beinahe nicht ganz wahrgenommen hatte. Mit zwei einfachen Bewegungen entfernte er seine Schuhe und seufzte zufrieden auf, als er die kleinen Körnchen zwischen seinen Zehen spürte.​

Ohne etwas zu sagen trat er auf das Wasser zu, atmete einmal tief ein, dann wieder aus. Nur kurz schloss er die Augen, um zu spüren, was ihn umgab. Es war nicht so, als würde sich der Untergrund bewegen oder so - aber es schien fast, als würde ein leichtes Zittern durch den Sand gehen, als er sich wieder umdrehte und zu den drei anderen Anwesenden sah. Natürlich wartete er gegebenenfalls auf einen guten Einstieg ins Gespräch, schmunzelte dann leicht. "Wenn ich mich recht entsinne, seid Ihr auch Genin, richtig?" Seine Worte waren an Joudan gerichtet. Er wusste nichtmal, ob er sich 'entsann', aber er hatte es einfach angenommen. "Habt Ihr euch spät für diesen Karriereweg entschieden? Geld wird ja wahrscheinlich nicht der Antrieb gewesen sein." Er strich sich ein paar schwarze Strähnen aus dem Gesicht, sah dann zu Mari. "Es ist schon so lange her, dass ich nicht einmal mehr weiß, was mir in meiner Abschlussprüfung überhaupt für Aufgaben gestellt wurden." Hei meinte sich zu entsinnen, dass es um Bluterben gegangen war... oder? Ah, es verschwamm tatsächlich. Es waren bald neun Jahre vergangen. Neun Jahre, war das zu fassen? Gar nicht mehr lange hin, dann würde er genauso lange Ninja sein, wie er es nicht gewesen war. "Ist die Akademie in Soragakure sehr fordernd?" Er persönlich hatte die Akademie in Shiro nie als hart empfunden, aber das lag wohl auch daran, dass ihm Wissensaufnahme schon immer mehr ein Hobby als eine Pflicht gewesen war. Nachdenklich warf der Suna-nin ein Blick in Richtung des Apfelsafts und des Wassers. "Schenkt Ihr aus, Joudan-san?"
 
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Kushou Joudan

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Kein Fisch, gerne mit Chilli für Mari und nicht all zu scharf für Hei. Hmm. Da würde Joudan sich schon etwas einfallen lassen, das die beiden Gäste und natürlich auch sein Schwesterherz zufrieden stellen würde. Auf dem Weg zum Strand stellte Mari dem Blondschopf aus Amegakure eine wichtige Frage, die der Händlersspross natürlich erwartet hatte. Von anderen hatte er gelernt, dass man sich nicht mit den Shinobi und Kunoichi Shirogakures abgab. Sie waren der Feind. Man konnte ihnen nicht trauen. Nur ein Befehl, dann würden sie sich gegen dich stellen. Sicher hatten Hei und Mari ähnliches über die Ninjas Soragakure gehört.
Doch Joudans Wahrheit war so weit von dem entfernt. Nijo und Yudi, Mari und Hei, Mai. Jeden Shiro-Nin, den Joudan bisher kennen gelernt hatte, war ihm mit Freundlichkeit, Ehre und einem Maß Respekt begegnet (Gut, Raku war ein Flegel, den zählte der Blondschopf nicht dazu). Da hatte Joudan mit Shinobi der eigenen Fraktion schon schlechtere Erfahrungen gemacht. Vielleicht... vielleicht waren ja Sora die Bösen? Wie dem auch sei, Joudan wandte sich zu Mari um und deutete mit seinem Daumen auf seine Stirn - oder besser gesagt: Auf den Stirnprotektor Soragakures, der da definitiv nicht anzufinden war.
"Derzeit bin ich im Urlaub, Mari-san, und entsprechend kein Sora-Nin. Nur ein Gastgeber, der sich freut, ein paar alte Bekannte zu treffen. Und als solcher wäre es für mich ein schändliches Vergehen, euch beiden, nach eurem Weg hier her, hungrig wieder gehen zu lassen." Joudan wusste, das Worte für manche Leute nur Worte, ohne Bedeutung waren. Er konnte erzählen, was er wollte, nichts würde garantieren, dass Mari und Hei ihm Glauben schenken würden. Doch Joudan hatte noch zwei Asse im Ärmel, wie er Hei und Mari vielleicht ein wenig auflockern konnte.

Das erste Ass war ein Volltreffer. Joudan wusste, dass Rin sich ein klein wenig einen Narren an Mari gefressen hatte, als sie die Übertragung Kurobus im Fernsehn angesehen hatte. Und dass Rin Mari auch noch an ihre eigene Schwester erinnerte, machte das nur umso besser. Als seine Schwester und die beiden Shiro-Nin einander vorstellten, wusste Joudan, dass er sich um Mari erst einmal nicht kümmern musste. Das würde seine Schwester ihm schon abnehmen.

Und wie sie das tat.
"Uh, du hast eine kleine Schwester? Das ist ja schön! Wie heißt sie? Ist sie älter als ich? Jünger? Ist sie hübsch?", fragte Rin neugierig auf Maris Aussage hin. "Ich bin 14.", fügte die junge Lady noch hinzu, als sie bemerkt hatte, dass diese Info für Mari wahrscheinlich notwendig war, um das Alter zwischen ihr und Aiko zu vergleichen. Begeistert ging Rin auch gleich auf Maris Frage nach dem Abschluss der Akademie ein. Dass sie sich mit der Heldin von Kurobu unterhalten durfte und diese auch noch Interesse an ihr zeigte, das war ein schöner Moment für Rin. Eifrig nickte sie. "Wahrscheinlich gegen Ende des Sommers. Wir sind hier hergekommen, dass ich ein wenig in Ruhe lernen kann." Verstohlen blickte die Braunhaarige nach ihrem Bruder, der sich gerade Hei zugewendet hatte, dann warf sie Mari einen Vielsagenden Blick zu, räkelte sich ein wenig auf der Sonnenliege und nahm ihr Glas mit Apfelsaft. "Lernen..." Rin schenkte Mari ein keckes Lächeln, dann nahm ihr Gesicht wieder etwas neugierigere Züge an. "Wie lange ist es her, seit du mit der Akademie fertig bist? Du warst in Kurobu sooo stark! Jou-nii hatte ziemlich Angst darvor, sich dir zu stellen.", verriet Rin Mari und musste bei der Erinnerung an ihren Bruder, wie er kreidebleich mit ihr zusammen die Videoaufnahmen des Shinobi-Wettstreits angesehen hatte. Auch wenn Rin es (noch) nicht explizit gesagt hatte, schwang doch jede Menge Bewunderung in ihren Worten mit. In Mari hatte sie eine Art Vorbild gefunden.

Joudan war Hei ein paar Schritte gefolgt, ließ die beiden Mädchen unter sich und suchte stattdessen das Gespräch mit Hei.
"Ihr solltet Euch hier bei all dem Sand hoffentlich pudelwohl und sicher fühlen, Hei-san." Mit dieser einfachen, direkten Feststellung spielte Joudan seine zweite Karte. Im Finale des Wettstreits hatte er Heis Kontrolle über den Sand gesehen und respektieren gelernt. Ihn hier an den Sandstrand einzuladen war ein symbolischer Akt des Kushous: Er begab sich absichtlich in eine taktisch nachteilhafte Position um so Hei ein wenig Sicherheit zu schenken. "Ich lernte zuvor das Handwerk meines Großvaters, Handel.", erklärte der Händlersspross seinen Werdegang. "Doch beschloss ich vor einer handvoll Jahren, stattdessen das Handwerk meines Vaters aufzunehmen. Er war ein fähiger Ninja.", erklärte Joudan stolz lächelnd. Nur die Vergangenheitsform in seinem letzten Satz deutete darauf hin, was passiert war. "Entsprechend bin ich noch Genin, seit etwa zweieinhalb Jahren nun. Kurobu war meine erste richtige Mission."
Das einzige, was Joudan hier im Tal fehlte, war der Seewind. Er hatte das Meer zu lieben gelernt und der Geruch von Salzwasser war das, was er damit am meisten Verband. Und auch wenn der Architekt der Residenz sich höchste Mühe gegeben hatte, einen paradiesischen Meeresstrand nachzuahmen, war das letzten Endes alles, was daraus geworden war: Eine makelhafte Imitation. Ob es den Architekten wohl gestört hatte? Ob es irgendjemanden außer Joudan störte?

"Die Akademie war, für mich, in anderer Weise herausfordernd. Der gelehrte Stoff blieb mir gut im Kopf, doch doppelt so alt zu sein als die anderen Akademisten fühlte sich sehr... befremdlich an. Man verwechselte mich ab und an mit einem Sensei. Aber diese Zeit liegt hinter mit - und bald auch hinter Rin. Habt Ihr auch Geschwister?"

Hei deutete in Richtung der Getränke und Joudan blickte hinterher. Ein dicker Schnitz der Wassermelone hatte schon seinen Weg in Rins Hände gefunden. "Sicher. Nur den Saft, das Wasser oder ein Gemisch? Mari?" Joudan schenkte den beiden ein, machte sich selbst ein Wasser und trat dann wieder zu Hei. "Falls Ihr meiner Herausforderung, einer Revanche betreffend, nachkommen wollt, so hätte ich den Strand als Kampfplatz vorgeschlagen. Wenn wir den Wald ruinieren, darf ich hier nie wieder Urlaub machen. Am Strand können wir uns austoben wie uns beliebt und Ihr könnt mir danach mit Euren Fähigkeiten helfen, die Spuren zu beseitigen.", schlug Joudan seinen Plan vor. Er hatte in Kurobu bereits gesehen, wie es dem Wüstensohn ohne weiteres gelungen war, regulären Boden in Sand umzuwandeln. Das Gefecht an den Strand zu verlegen würde Hei also ein Jutsu sparen, allerdings keinen sonderlich großen Vorteil geben. Dafür hatte Joudan das Wasser, mit dem er arbeiten konnte. Interessiert blickte er Hei an und erwartete dessen Reaktion auf die Thematik des Kampfes.

@Hyuuga Mari, @Tatsumaki Hei
 

Hyuuga Mari

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Er war im Urlaub und daher derzeit kein Sora-Nin? Auch wenn Mari vorerst nicht widersprach und stumm nickte, war sie sich nicht sicher, ob ihr die Erklärung von Joudan ausreichte. Ingvi war damals auch nicht als Sora-Nin auf dem Fest in Tokoharu gewesen, an seiner Abneigung ihr gegenüber – als Shiro-Nin, aber auch als Hyuuga – hatte das aber trotzdem Nichts geändert. Nur der Maske war es zu verdanken gewesen, dass sie ein einigermaßen normales Gespräch mit dem schwarzhaarigen Schwertkämpfer der feindlichen Fraktion hatte führen können. Vielleicht war Joudan ein unglaublich guter Schauspieler, vielleicht auch einfach sehr naiv. Oder aber der Kushou war eine Person, die bewusst oder unbewusst daran arbeitete, eine Brücke zwischen den Fraktionen zu schlagen. Die 20-Jährige konnte noch nicht einschätzen, wovon sie am ehesten ausging.

Kaum waren sie am Sandstrand angekommen, entfernten sich Joudan und Hei. Mari hingegen blieb bei der kleinen Rin, die mit strahlenden Augen zu ihr aufblickte. Mit einem Seitenblick sah die junge Frau hinüber zu ihrem Teamkollegen und Freund, einen Moment nicht sicher, ob sie ihm folgen sollte. Dann sahen die grünen Seelenspiegel allerdings wieder zurück zu der Kushou-Tochter, die es mit Leichtigkeit schaffte, die volle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Nicht nur Alter und Körperbau passten mit Aiko überein, auch das Verhalten hätte von der jüngeren Schwester von Mari stammen können. Das war fast schon gruselig, immerhin bestand doch keine Verwandtschaft – soweit die Hyuuga das beurteilen konnte. Irgendwie fühlte Mari sich schon geehrt von der Verehrung, die Rin ihr schenkte. Sie lächelte also leicht, als sie zur Beantwortung der Fragen ansetzte. „Ja, habe ich. Sie heißt Aiko und wie es der Zufall so will, ist sie auch vierzehn Jahre alt.“ Und dadurch leider seit ein paar Jahren deutlich launischer, als mir lieb ist ergänzte sie gedanklich, sprach es allerdings nicht laut aus. „Hübsch... ja, doch, hübsch ist sie auch.“ Das war also ein wichtiger Aspekt für die kleine Lady? Manche behaupteten, dass Aiko, Mari und auch Yue – also die Damen der Hyuuga-Familie – sich alle sehr, sehr ähnlich sahen. Auch Hei hatte das schon einmal erwähnt, was Mari natürlich sofort energisch abgestritten hatte. Aber wenn dem so war, wäre es ein ziemliches Eigentor, auf die Frage nicht mit einem eindeutigen ‚Ja, sie ist hübsch’ zu antworten. Als die jüngere Kushou mit einem vielsagenden Blick hinüber zu Hei und Joudan blickte und mit wenig Überzeugung behauptete, sie wären nur zum Lernen in die Residenz gekommen, grinste Mari schief. Dieses Mädchen war nicht auf den Kopf gefallen, das war ganz sympathisch. Und es ließ die Hyuuga vermuten, dass ein ziemliches Vertrauen zwischen Joudan und seiner jüngeren Schwester herrschte – immerhin schien sie über alles Bescheid zu wissen. Wie auf Kommando kam der blonde Kushou in diesem Moment zurück zu ihnen, allerdings nicht, weil er Rin gehört hatte, sondern weil er die Getränke verteilte. Mari nahm gerne ein Glas Apfelsaft entgegen und nutzte den Moment der kurzen Ablenkung des Kushou, um erneuten Blickkontakt zu Hei aufzubauen. Sie wussten beide, worauf das Treffen heute hinauslaufen sollte und hatten auch darüber vorab gesprochen. Wie auch immer Hei sich entschied – sie durften nicht vergessen, was der Hikarikage ihnen damals nach der Mission in Kurobu gesagt hatte. Und egal, ob der Tatsumaki sich damals lauthals über den Hikarikagen beschwert hatte, er war noch immer die oberste Instanz der Shinobi und Kunoichi Shiro und sein Wort hatte Gewicht. Der Kage hatte von ihnen verlangt, vorsichtiger mit den eigenen Fähigkeiten umzugehen, wenn die feindliche Fraktion anwesend war. Hei war niemand, der sich von einer höheren Instanz gerne Vorschriften machen ließ. Daher war Mari umso gespannter, wie der Schwarzhaarige sich heute entscheiden würde.

Joudan entfernte sich wieder und so brach auch der Blickkontakt zwischen Mari und Hei. Bewaffnet mit dem kühlen Getränk gesellte die ältere Kunoichi sich wieder zu Rin und setzte sich nun ihrerseits auf eine der Liegen, die am Strand bereitstanden. Der Schatten des Sonnenschirms tat gut, wie die 20-Jährige erst jetzt feststellte. Die Sonne konnte erbarmungslos auf der Haut brennen, ganz gleich, ob gebräunt oder nicht... „Ach, hatte er das?“, fragte Mari nach, nun doch ein wenig neugieriger. Joudan hatte Angst davor, sich ihr zu stellen... kurz versuchte sich die junge Frau daran zu erinnern, welche Techniken sie während des Wettkampfs denn überhaupt eingesetzt hatte. Im Finale hatte sie sich gänzlich zurückgehalten... Ob Joudan klar war, dass er damals nur einen Bruchteil dessen gesehen hatte, was Mari tatsächlich konnte? Und ihre Hyuuga-Techniken waren noch gar nicht beinhaltet gewesen. Aber das, was sie gezeigt hatte, hatte ausgereicht, um sich einen gewissen Respekt zu verdienen. Das sagte zumindest der bewundernde Blick von Rin in diesem Moment. „Die Akademie habe ich vor über sechs Jahren abgeschlossen.“ Kurz erinnerte sie sich zurück, bevor sie Rin amüsiert zuzwinkerte. „Im Alter von vierzehn Jahren“, ergänzte sie, wissend, dass die jüngere Schwester von Joudan die Akademie vermutlich auch in diesem Alter abschließen würde. Sie strich sich durch die kurzen, braunen Haare. „Als ich in Kurobu angetreten bin, war ich also bereits seit mehr als vier Jahren Genin.“ Ja, mehr als vier Jahre Genin. Wie lange sie sich davor gedrückt hatte, ein Chuunin zu werden... Viele Dinge waren in all diesen Jahren geschehen. Ereignisse, an denen Mari gewachsen war, aber auch Geschehnisse, an denen sie beinahe zerbrochen wäre. Dinge, mit denen sie bei ihrer Ernennung zur Kunoichi niemals gerechnet hätte. Auch der heutige Tag am Strand mit Joudan und seiner Schwester, Ninja der feindlichen Fraktion, gehörten zu diesen unerwarteten Erlebnissen, die sich in die Erinnerung brennen würden. Doch dann fiel der Hyuuga die Frage ein, die Itoe ihr bei ihrer aller ersten Mission gestellt hatte. Und plötzlich fokussierten sich die derzeit grünen Seelenspiegel auf Rin. Ein interessiertes Funkeln war darin zu erkennen. „Sag mal, Rin-san. Was ist für dich der ausschlaggebende Grund, eine Karriere im Dienste deines Dorfes anzutreten?“
 
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Tatsumaki Hei

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So ganz sicher war Hei sich nicht, wann das Gespräch auseinandergebrochen war, aber es gefiel ihm nur halb dass Mari zur kleinen Schwester von Joudan abgeschoben worden war. Der Blick seiner hellen, blauen Augen richtete sich für einen Moment auf den Gastgeber, der sich aber entschied seiner Bitte nachzukommen und so gab es zumindest für einen Moment die Möglichkeit, einen Blick mit seiner Freundin auszutauschen. Noch immer behagte ihm die 'Herausforderung' zu einer Revanche nicht. Joudan war offenbar nicht ganz bewusst, was für ein Risiko Mari und er hier gingen - vielleicht war Sora das ja auch egal. Andererseits war Joudan laut eigener Aussage noch Genin und insofern vielleicht noch nicht so ganz in das Dorfgeschehen integriert, wie Hei und Mari es als Chuunin nun einmal waren. Sein kurzer Blickkontakt mit Mari bestätigte es nur noch einmal: Er wollte sich hier nicht 'gehen lassen'. Mal abgesehen davon, dass von diesem Landstrich dann nicht allzu viel übrig bleiben würde, war es trotz allem wenig sinnig, sich durch einen 'Spaßkampf' zu sehr zu offenbaren. Hei war für einen Moment die Idee gekommen, Mari für den Kampf vorzuschlagen - aber die Hyuuga hatte schon in Jôsei eingewandt, dass ohne Jyuuken wohl nicht viel gehen würde. Und das war nun einmal etwas, was überhaupt nicht gehen würde. Nicht, wenn es nicht sein musste. Hei schätzte die Wichtigkeit der Sicherheit von Mari als ungleich höher als seine eigene ein, und insofern hatte er ihr Recht gegeben. "Pudelwohl?" Hei sah kurz ein wenig amüsiert aus, dann winkte er schmunzelnd ab. "Nunja. Es ist keine Wüste, aber es ist wohl etwas", meinte er und grinste leicht. Joudan wusste nicht, dass er mit Sandstränden eher schlechte Dinge verband als Gute. Und dass er sich alleine schon sicher fühlte, weil er eine Hyuuga im Rücken hatte - naja, das konnte er Joudan halt auch nicht erklären. "Eure erste Mission? Wie ungewöhnlich", murmelte der Wüstensohn nachdenklich. Für ihn war es nur eine unter vielen gewesen, und zwar diejenige, nach der er Chuunin geworden war. Ihr Sieg von damals fühlte sich irgendwie leerer an. Mari hatte wohl Recht gehabt, und der Kage auch. "Zwei Schwestern - Zwillinge - in Suna", bestätigte der Schwarzhaarige, verschwendete ein paar Sekunden Gedanken an Nana und Ninja. "Sie sind keine Ninja. Im Gegenteil: Sie möchten gerne Händler werden", erklärte der Tatsumaki und empfand das als äußerst ironisch, stand er hier doch neben jemandem, der sich genau dagegen entschieden hatte.​

Blieb noch immer die Entscheidung, was er hier tun wollte. Es erleichterte ihn ein wenig, dass Mari sich mit der Schwester von Joudan unterhalten konnte. Dass der Blondschopf selbst aber direkt zur Sache kam... der Wüstensohn selbst war noch immer sehr skeptisch. Nachdenklich nippte er an seinem Wasser-Saft-Gemisch und schaute wieder auf das Wasser hinauf. "Es liegt mir fern, den Wald zu zerstören", stimmte Hei ein wenig abwesend zu, strich sich die schwarzen Haare aus dem Gesicht. Die einnehmende Art von Joudan war sicherlich eines seiner Markenzeichen. Beim Wettkampf selbst hatte er das natürlich nicht mitbekommen, ihr Kontakt hatte sich auf das Mindeste während des Kampfes beschränkt. Aber Hei konnte sehen, dass der Mann, der neben ihm stand ein Spross einer Handelsfamilie war. Sein Geben, sein Ausdruck auf dem Gesicht, die Art und Weise wie er seine Anliegen unterbreitete - es war schon alles sehr gut durchdacht und darauf ausgelegt, dass man nicht Nein sagen konnte. Möglicherweise war es auch einfach nur die Art und Weise wie Joudan erzogen worden war. Vielleicht konnte er nicht aus seiner Haut. Hei grinste schief. "Die Spuren beseitigen?" Im Kampf in der Arena hatte Joudan keine speziellen Fertigkeiten, vor allen Dingen keine großflächigen Angriffe, gezeigt. Ob sich das geändert hatte? Fakt war, dass die Spurenbeseitigung gegebenenfalls ganz schön aufwendig werden konnte.​

"Joudan-san, wenn ich fragen darf - mich beschäftigt diese Frage schon, seit ich den Brief erhalten habe. Wieso diese Revanche? Was erwartet Ihr euch davon?" Es war eine ernst gemeinte Frage. Hei hatte selbst schon Kämpfe verloren in der Vergangenheit, aber... er wäre normalerweise nicht so weit gegangen, Ninja aus der anderen Fraktion deshalb einen Brief zu schreiben. Seine Skepsis betraf gar nicht so sehr den Kampf an sich, sondern die Umstände. Hei hatte keinerlei Zweifel, dass er stark genug war, Joudan auch noch einmal zu besiegen. Die Frage war nur wie - und warum. "Ich bin ganz ehrlich, und lasse mich gerne davon überzeugen, aber..." Hei zögerte einen Moment, warf dann einen Blick in Richtung seiner Freundin. Es war wohl fair genug, Joudan zumindest einen Hinweis darauf zu geben, dass Hei noch mehr draufhatte als er gezeigt hatte - und auch, wer hier wirklich stark war. "... seht Ihr in den letzten zwei Jahren derart gewaltige Fortschritte in Euren Fähigkeiten? Euch sollte klar sein, dass Kurobu weder meine, noch Maris Fähigkeiten wirklich offenbart hat. Eigentlich habe ich damals bereits über meine Befugnisse hinaus gehandelt." Der Blick seiner stechend blauen Augen fixierte sich auf die seines Gegenübers. "Ich habe noch nie gegen sie gewonnen. Mal abgesehen davon sind meine Fähigkeiten kaum für so einen Kampf geeignet. Ohne zu viel zu verraten, aber ich ähnele mehr einer Belagerungswaffe als einem Messer in der Dunkelheit, wenn Ihr versteht." Kurz schwieg er, kratzte sich dann am Hinterkopf. "Allerdings kann ich natürlich auch nicht einfach hierhin kommen und einfach 'Nein' sagen." Und Hei war einfach nicht der Typ dafür, einfach immer nur das zu tun was man von ihm verlangte. Schon immer hatte er seinen eigenen Kopf gehabt, hatte eigene Entscheidungen getroffen, hatte seinen Weg gesucht - oder ihn halt selbst geschaffen. Autoritäten waren für ihn ein notwendiges Übel, kein Garant für Respekt. Es verdiente sich Respekt, wer sich entsprechend verhielt. "Was genau stellt Ihr Euch also vor?" Hei sprach laut genug, dass Mari - wenn sie wollte - alles hören konnte, aber nicht so laut dass es auffällig war. Die goldene Mitte, so hoffte der Wüstensohn zumindest.​
 

Kushou Joudan

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Was war das denn bitte für eine Frage? Was Rin dazu veranlasste, eine Karriere als Kunoichi einzuschlagen? Da musste das quirlige Mädchen nicht zweimal darüber nachdenken. "Ninjas sind cool und stark. Und sie können andere Leute beschützen.", sprach sie mit einer derartig naiven Überzeugung, wie sie nur Kinder von sich geben konnten. Rins Blick schweifte von Mari einen kurzen Moment ab und glitt zu ihrem Bruder, der sich mit Hei unterhielt. Er war definitiv eine Person, die Rin schützen wollte. Immer spielte er sich so reif und erwachsen auf, so als könne nichts ihm etwas anhaben. Aber Rin wusste, dass das nicht stimmte. Sie kannte ihren Bruder. Und sie wusste, dass sie auf ihn achten musste, wie er seit Jahren auf sie achtete.
Der Blick der Kushou-Tochter fand seinen Weg zurück zu ihrer Gesprächspartnerin Mari.
"Dann muss ich mich ja anstrengen, auch noch fertig zu werden, bevor ich Geburtstag habe!", spielte sie witzelnd auf das Alter Maris bei ihrem Akademieabschluss an. "Dann werde ich bestimmt auch so stark wie du."

Joudans Gespräch lief ein wenig südwärts. Er ging kurz auf die beiden Zwillingsschwestern Heis ein, denn diese lustige Tatsache, dass seine Schwestern die Händlerlaufbahn anstrebten, die Joudan ausgeschlagen hatte, bot sich dazu einfach zu sehr an. "Lasst mich wissen, wenn die beiden ins Geschäft einsteigen. Ich habe sicher den ein oder anderen Onkel, der sich über Handelsbeziehungen ins Windreich freuen würden. Handel zwischen den verschiedenen Fraktionen und Ländern ist um einiges unkomplizierter als Shinobi zu sein. Alle wollen das selbe, Geld. Das macht vieles einfach.", gab der Blondschopf zurück, bevor er zum eigentlichen Thema kam. Irgendwie schien es nicht ganz so einfach zu sein, sich mit Hei ordentlich gegenseitig auf die Hucke zu geben, wie er das innig erwünscht hatte. Die Bedenken, die der Shiro-Nin äußerte, waren natürlich nachvollziehbar. Hei schien seine Fähigkeiten nicht preisgeben zu wollen - oder zu dürfen - und wenn man bedachte, dass er und Mari sich vielleicht eines Tages als Gegenspieler, Kontrahenten oder Feinde Joudan gegenüberstanden, dann war das auch eine schlaue Strategie. Aber es war öde und würde Joudans Herausforderung unbeantwortet lassen - und das würde der Blondschopf nicht so einfach hinnehmen. Hei und Mari waren immerhin hier hergekommen, hatten Joudans Einladung gefolgt. Das hieß, dass sie sich hier entweder irgendwas erhofften oder neugierig waren. Und beides konnte Joudan irgendwie nutzen, wenn er den richtigen Hebel fand. "Ihr habt mit vielem recht, was Ihr sagt, Hei-san. Lasst uns zu den beiden Damen zurückgehen, Mari-san hat es verdient, meine Antwort ebenfalls zu hören.", schlug Joudan vor und machte sich dann auf den Weg, die paar Schritte zurück in Richtung der Liege und der Decke zu gehen. Als er herantrat blickte Rin kurz kichernd in seine Richtung. Wahrscheinlich hatte sie mit Mari über ihn gelästert, schloss der Blondschopf aus dieser Reaktion. Wie dem auch sei, nun war es an Joudans Reihe, eine kleine Rede zu schwingen und seine Argumente herüber zu bringen.
"Ihr habt natürlich jedes Recht und mein vollstes Verständnis, meine Herausforderung abzulehnen, Hei-san, und würdet in diesem Falle auch keineswegs mein Gram ernten. Drei Gründe habe ich jedoch, Euch herauszufordern. Der erste ist sehr egoistisch. In Kurobu hatte ich keine Chance gegen Euch, bei weitem nicht. Mittlerweile rechne ich mir zumindest eine kleine Chance gegen Euch zu - natürlich wohl bedacht, dass Ihr mehr im Repertoire habt, als Ihr in Kurobu gezeigt habt, und natürlich wohl bedacht, dass die Zeit für Euch die letzten beiden Jahre auch nicht stillgestanden ist. Herauszufinden, ob ich mich selbst überschätze oder nicht, ist mein erstes, eigensinniges Begehren." Nun, so weit hatten Hei und Mari sich das hoffentlich denken können. "Ihr beiden habt mich in Kurobu inspiriert. Ihr habt mir neue Grenzen aufgezeigt und neue Ziele gesetzt, ich habe seitdem oft und viel an euch gedacht. In einer Revange möchte ich euch beiden gerne zeigen, zu welchem Fortschritt ihr mich angespornt habt und mich damit bei euch bedanken. Hoffentlich kann ich euch beweisen, dass ihr einen guten Einfluss auf mich hattet." Gut, das hörte sich vielleicht ein wenig nach Geschwafel an, aber zu einem guten Stück war es wahr. Joudan hatte sich öfter gefragt, wie weit er nun an Hei oder Mari herankam. Vielleicht nahmen die beiden dies ja als Kompliment auf. "Zuletzt habe ich speziell Euch, Hei-san, um diese Revange gebeten, eben wegen eurer Fähigkeiten." Joudan ballte die Hand zur Faust, reckte sie und lief rücklings ein paar Schritte von der Gruppe weg, hielt dabei aber den Sichtkontakt. "Wisst ihr, meine Fähigkeiten eignen sich genau so wenig für freundschaftliche Übungskämpfe wie Eure. Ich hoffte,..." Im Zeitraum weniger Sekunden hatte sich eine ordentliche Menge Chakra in Joudans erhoben Faust gesammelt. Sie schien beinahe im blauen Schimmer der mysteriösen Energie zu scheinen. "... mich gegen Eure Defensive nicht all zu sehr..."
Mit einer schnellen Bewegung drehte Joudan sich um 180 Grad, sodass sein Gesicht nun in Richtung der künstlichen See gewandt war. Mit einer geradlinigen Bewegung ließ er die Faust auf den Boden hinabschnellen und ließ, als sie den warmen Sand traf, das Chakra in seiner Hand explodieren. Mittlerweile hatte er die
Gouwan mehr oder weniger gemeistert. Seine Technik ließ einen gewaltigen Schock, der an ein Erdbeben erinnerte, durch den Boden wandern. Sand stieb in einer Fontäne mehrere Meter weit in die Luft und rieselte, gleich Asche in einem Feuer, wieder sanft herab. Als sich der Staub, den Joudans Technik aufgewirbelt hatte, legte, ließ sie einen Krater mit etwa fünf Meter Durchmesser erblicken, in dessen Zentrum der Blondschopf stand. Wasser hatte seinen Weg hineingefunden, tröpfelte vom See aus nun in einem schmalen Rinnsal zum Zentrum des Kraters. Das Gesicht Joudans, das eben für einen Moment noch angespannt vom Verwenden der Technik war, weichte wieder auf. Er richtete sich auf und sprang aus dem Krater. "...zurückhalten zu müssen."

"Wie dramatisch, du Angeber!"
, kommentierte Rin als erstes, gab ironisch Beifall und entlockte Joudan damit ein freudiges Lachen. Er verneigte sich, gleich einem Bühnenschausteller, bevor er sich auf den Weg zurück zu den anderen dreien machte. Mit dem Unterarm fuhr der Blondschopf sich über die Stirn, wo sich ein paar Schweißperlen gesammelt hatten. "Was haltet ihr davon: Ich gehe uns nun etwas kochen..." Erneuter Beifall von Rin, dieses Mal weniger ironisch. "...und ihr könnt so lange beraten, wie ihr auf meine Herausforderung antworten werdet. Nach dem Essen können wir dann weiter sehen. Hört sich das nach einem guten Plan an?" Rin fand jeden Plan, der Essen beinhaltete gut.

@Hyuuga Mari @Tatsumaki Hei


Gouwan (Starker Arm)

Typ:
Taijutsu
Rang: B
Reichweite: Berührung
Chakrakosten: B

Voraussetzungen: Chakrakontrolle Stufe 6, Chakramenge Stufe 5, Kraft Stufe 4

Beschreibung: Nach dem Formen von nur zwei schnellen Fingerzeichen wird eine große Menge Chakra in der daraufhin geballten Faust konzentriert. Durch stoßartiges Freilassen desselben, können die Auswirkungen eines Schlages um ein Vielfaches gesteigert werden. Zu beachten ist dennoch, dass die Technik für den Anwender nur verletzungsfrei funktioniert, wenn das Timing stimmt, da sich an der körperlichen Verfassung eben doch nichts ändert.

Chakrakontrolle Stufe 6: Die Aufladezeit des Jutsus liegt noch bei gut zehn Sekunden ununterbrochener Konzentration, weswegen es kaum im Kampf einsetzbar ist; auch der Effekt hält sich mit einer knappen Verdopplung der ursprünglichen Kraft noch arg in Grenzen. Außerdem lässt sich das in der Faust gesammelte Chakra nur für 5 Sekunden halten, hat man es in dieser Zeit nicht genutzt, verpufft es einfach wirkungslos.
Chakrakontrolle Stufe 7: Während sich die Aufladezeit nun auf fünf Sekunden reduziert hat, steigt die Zeit, die man das aufgestaute Chakra aufrechterhalten kann, auf satte 10 Sekunden und man kann nebenher sogar ein wenig reden, wenn auch keine großen philosophischen Überlegungen anstellen. Und zu guter Letzt ist auch der Effekt des Jutsus gestiegen: Der Baum, der einen solchen Schlag erleidet, wird entwurzelt, bei Menschen werden multiple Knochenbrüche induziert.
Chakrakontrolle Stufe 8: Innerhalb dreier Sekunden kann man nebenbei - und vollkommen ohne Fingerzeichen - genug Chakra ansammeln und es für bis zu 15 Sekunden konzentriert halten. Ein Schlag reicht aus um den Boden aufbrechen zu lassen und ein direkter Treffer gegen einen Menschen ist mit hoher Wahrscheinlichkeit tödlich.
 
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Hyuuga Mari

Chuunin
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Das war nicht ganz die Antwort, die Mari sich erhofft hatte. Andererseits hatte sie Rin vielleicht auch ein bisschen zu viel Tiefgründigkeit zugetraut, wenn man bedachte, dass das Mädchen gerade einmal vierzehn Jahre alt war und noch überhaupt nicht richtig in die Ninjawelt eingestiegen war. Ihre eigene Antwort an Itoe damals war anders gewesen, im direkten Vergleich war die Antwort der jungen Kuhsou eventuell sogar besser. Immerhin wollte sie andere Leute beschützen und ihre Stärke nicht nur für sich oder – wie damals Mari – für den Ruhm der eigenen Familie einsetzen. Sie folgte dem Blick Rins, die für einen Moment zu Joudan blickte und ein Mundwinkel hob sich automatisch leicht an. Die Vertrautheit zwischen den Kushou-Geschwistern war spürbar und auch wenn die beiden der anderen Fraktion angehörten, machte es sie so viel... menschlicher. Eben genau so, wie auch ein Geschwisterpaar in Shirogakure miteinander umgehen würde. Irgendwie freute es die Hyuuga, nach außen hin nickte sie allerdings nur zustimmend auf die Erklärung der 14-Jährigen. Sie neigte den Kopf etwas zur Seite und schmunzelte. Es ehrte sie, dass Rin sie als stark ansah und unverblümt zugab, in Mari ein Vorbild zu sehen – dem konnte Mari sich nicht gänzlich verwehren. „Ja, ich bin mir sicher, dass in die einiges Potenzial schlummert, um eine großartige Kunoichi zu werden.“ Die junge Frau nahm es noch nicht bewusst wahr, doch ihre Rolle hatte sich in den letzten Jahren zunehmend verändert. War einst stets sie es gewesen, die zu anderen Ninja aufgeblickt hatte, kam es mittlerweile immer wieder vor, dass Kunoichi und Shinobi sie als Vorbild und als einen Ansporn ansahen. Wie eine Mauer, die es zu überwinden galt. Vermutlich brauchte Mari noch etwas, um sich über diesen Rollenwechsel so richtig bewusst zu werden.

Das Gespräch mit Rin endete, als Hei und Joudan zu ihnen zurückkehrten. Mari hatte bereits vorher aufgesehen, als der Tatsumaki seine Stimme erhoben hatte, damit auch sie mithören konnte – nun allerdings hatten sich die beiden entschieden, wieder näherzutreten, damit auch Rin und die Kunoichi an dem Gespräch teilhaben konnten. Die Hyuuga erhob sich nicht aus ihrer sitzenden Position (der Schatten des Sonnenschirms war immer noch ein Segen) und sah daher zu beiden Männern auf, während sie ihre Unterarme auf den Knien abstützte. Kurz sah sie zu Rin, dann wieder zu Joudan, der die Hoffnung auf einen ordentlichen Kampf mit dem Suna-Nin so schnell nicht aufgeben wollte. Ja, Mari konnte das verstehen. Dem Kushou schien viel an der Auseinandersetzung zu liegen, vor allem aus persönlichen Beweggründen. Umso schwerer war es für Hei, entsprechend zu reagieren. Es war ein Konflikt: Joudan, der aufstrebende, nette Ninja, den man gerne unterstützen wollte. Aber eben auch Joudan, der Sora-Nin, der ihnen und auch ihrem Dorf unter Umständen irgendwann gefährlich werden könnte. Die junge Frau neigte den Kopf etwas, als Joudan davon sprach, von ihnen in Kurobu inspiriert worden zu sein. Wieder diese neue Rolle... Sie inspirierte andere Personen, sollte einen Einfluss auf deren Entwicklung haben. Mari dachte darüber nach, während Joudan zum dritten und letzten Argument kam, in dem er erläuterte, warum ausgerechnet Hei der Gegner für den Kampf sein sollte. Der Blonde konzentrierte sich und als der blaue Schimmer sich um seine geballte Faust legte, verengten sich die Seelenspiegel der Hyuuga ein Stück. Aha? Sie wusste nicht genau, was jetzt kam, spürte aber sofort, wie sich alle Muskeln in ihrem Körper bereitmachten, zu reagieren – allein diese Reaktion ihres Körpers zeigte Mari bereits, dass sie trotz allem guten Willen noch nicht genug Vertrauen in diese Situation gefasst hatte, um sich wirklich gehenzulassen. Und natürlich griff Joudan sie nicht an, sondern demonstrierte nur gekonnt, welche Kräfte in ihm schlummerten und dass er diese Kräfte gegen die Defensive von Hei einsetzen wollte. Mari atmete verstohlen aus, während der Sand noch zu Boden rieselte und der von Joudan verursachte Krater sich mit Wasser füllte.

Das waren sie also – die drei Gründe, warum Joudan hier und heute gegen den Tatsumaki antreten wollte. Und mit denen er hoffte, den Schwarzhaarigen von der Auseinandersetzung überzeugt zu haben. Mari hatte sich bisher bewusst zurückgehalten, immerhin ging es nur indirekt um sie selbst. Und doch kreisten auch ihre Gedanken und versuchten abzuwägen, welches Vorgehen am klügsten war. Obwohl... klug war der falsche Begriff. Denn Mari war überzeugt davon, dass es am klügsten gewesen wäre, gar nicht erst herzukommen. Und sie war auch überzeugt davon, dass es am klügsten war, sich gar nicht erst auf eine Auseinandersetzung mit einem Sora-Nin einzulassen, wenn es nicht sein musste. Aber ging es immer nur darum, was am klügsten war? Der Kushou ließ die Shiro-Nin nach kurzer Bestätigung alleine, damit diese – wie er sagte – darüber beraten konnten, wie sie auf die Herausforderung antworten wollten. Rin heftete sich an ihren Bruder, angeblich um ihm bei den Vorbereitungen fürs Essen zu helfen. Doch Mari traute dem jungen Mädchen genügend Feinsinn zu, um zu erkennen, dass die Besucher gerade einen Moment für sich alleine gewährt bekommen sollten. Rin war nicht auf den Kopf gefallen, das war Mari bereits nach den wenigen Sätzen, die sie ausgetauscht hatten, aufgefallen.

Noch kurz hatte die junge Frau den Kushou-Geschwistern nachgeblickt. Als diese jedoch aus ihrem direkten Sichtfeld verschwunden waren, wandte sich die junge Frau an ihren Freund. Vermutlich war er genauso ratlos wie sie... „Keine leichte Frage“, äußerte sie daher den Gedanken, den wohl beide Chuunin gerade hatten. Die Hyuuga zog die Schuhe in einer fließenden Bewegung aus, positionierte sie ordentlich neben der Liege und stand dann auf. Auch wenn die Sonne schien, war der Sand an diesem Strand nur soweit erwärmt, dass es sich angenehm anfühlte. Kein Vergleich zu damals in Suna, wo sie gespürt hatte, wie sich jedes einzelne Sandkorn tief in ihre Haut gebrannt hatte. Sie blickte kurz zu Hei, schritt dann auf den mit Wasser gefüllten Krater zu, den Joudan hinterlassen hatte. „Das war durchaus beeindruckend, eine solche Technik habe ich noch nie gesehen. Aber, mal unter uns: Muss ich mich beleidigt fühlen, dass er denkt, ich könnte mich gegen sowas nicht behaupten?“ Mari sah über die Schulter zurück zum Tatsumaki und ein schiefes Grinsen mogelte sich auf ihre Lippen. „Nein, das kann er natürlich nicht wissen“, entschärfte sie ihre Aussage ziemlich schnell wieder und winkte beiläufig ab. Gerade gab es wichtigere Themen zu besprechen. „Wenn ich das richtig herausgehört habe, möchte er sich mit dieser Herausforderung selbst etwas beweisen. Ich kann das gut nachvollziehen und habe überraschend viel Verständnis dafür.“ Mari wusste es aus eigener Erfahrung: Man konnte nur wachsen, wenn man sich ein Vorbild suchte, an das man herangelangen wollte. Umso wichtiger war es, herauszufinden, ob man durch sein hartes Training näher an dieses Vorbild herangekommen war... oder eben nicht. Hei war zu ihr getreten, sodass die Hyuuga sich nicht mehr umdrehen musste, um ihm in die hellblauen Seelenspiegel blicken zu können. „Ich kann dir die Entscheidung nicht abnehmen, das weißt du.“ Mari zuckte mit den Schultern, doch sie unterbrach den Blickkontakt nicht, während sie weitersprach. „Ich glaube aber, sie ist davon abhängig, was du primär sehen möchtest: Joudan, den Gastgeber, der sich von seinen eigenen Fortschritten überzeugen möchte. Oder Joudan, den Sora-Nin, der uns irgendwann feindlich gegenüberstehen könnte.“ Und auch wenn Mari überzeugt davon war, dass der blonde Kushou seine Worte schon ganz bewusst gewählt hatte, um sie in eine der beiden Richtungen zu drängen... spürte die Hyuuga, zu welcher Seite Joudans sie tendieren würde, wenn sie in sich hineinhorchte. Plötzlich griff die junge Frau nach der Hand ihres Freundes und drückte ein wenig zu. „Wenn wir mal ehrlich sind: Allein mit unserer Anwesenheit hier riskieren wir schon einen ordentlichen Ärger mit dem Kagen. Und deine Sandtechniken hast du beim Finale in Kurobu bereits gezeigt, sie sind kein Geheimnis mehr. Ich glaube, ich weiß, wie ich mich entscheiden würde... aber ganz egal, wie deine Entscheidung ausfällt, wir stehen das gemeinsam durch. So wie wir das schon immer getan haben.“ Sie lächelte.
 

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Joudan entlockte Hei wirklich ein Lachen. Alle wollen das selbe - Geld? Wohl wahr. Es machte diese Welt sehr kompliziert, aber andererseits auch sehr einfach. Man konnte immer davon ausgehen, dass jeder einen Profit haben wollte und man bekam nie etwas geschenkt - dafür waren Allianzen die man schmiedete auch sehr wertvoll, Freundschaften noch weitaus wertvoller. Diese Handel-Welt war nicht etwas, was Hei für sich wirklich entdecken hatte können. Nicht dass er speziell unbegabt gewesen war, aber wahrscheinlich war er einfach nicht... gierig genug. Es fehlte das Gen, ständig nur über den einfachen oder eigenen Profit nachdenken zu können - zumindest bei Hei. Seine Schwestern hatten das. Er selbst hatte sich eigentlich immer eher darum gekümmert, dass seine Familie genug zum Leben bekam - und er selbst auch. Zwischenmenschliche Beziehungen waren Hei - was ihm in diesem Moment erst richtig aufging - tatsächlich wichtiger gewesen. Ob es nun Mari gewesen war, Shika oder jeden anderen der flüchtigen oder unflüchtigen Bekanntschaften, die er gemacht hatte. Hei wartete aber noch ab, was Joudan auf seine Fragen antworten würde - oder wollte. Er schien nicht lange zögern zu wollen, und bat ihn, zurück zu Mari und seiner Schwester zu gehen. Der Wüstensohn nickte, und gesellte sich wieder mit zum Rest der Anwesenden. ​

Ein feines Lächeln bildete sich auf den Lippen von Hei. Fairerweise musste man sagen, dass er mit keinem Wort eine wirkliche Ablehnung ausgesprochen hatte - aber Joudan schien das ein wenig so aufgefasst zu haben und holte zum ganz großen Rundumschlag auf. Hei hörte ihm aufmerksam zu und der Händlerssohn sprach wirklich eine ganze Menge. Doch sagen... so furchtbar viel sagen tat er nicht. Obwohl, das stimmte nicht: Wahrscheinlich war es einfach nur so, dass Hei dahinter glasklar seinen Willen, sich zu beweisen, erkennen konnte. Joudan schien sich in seiner Welt noch nicht ganz sicher zu fühlen oder zu sein. Ein guter Einfluss - er? Hei war so egoistisch im Finale gewesen, dass er Joudan gerne vom Gegenteil überzeugt hätte, aber das war vermutlich vergebliche Liebesmüh. Als der Blondschopf aber zum letzten Punkt kam, horchte Hei ein wenig auf. Sah zu, was der Genin der Sora-Fraktion tat - und kniff leicht die Augen zusammen, als dieser behauptete, seine Fähigkeiten würden sich ebenso nicht für Übungskämpfe eignen. Um dann mit einem Faustschlag einen beachtlichen Teil der Landschaft auseinanderzureißen, Staub aufzuwirbeln - ein Hieb hatte das angerichtet. Der Boden vibrierte leicht, Hei rührte sich kaum einen Millimeter. Nur für einen kurzen Moment hatte sich seine Haltung angespannt, aber die Bewegung des Mannes war nur rückwärts gewesen - insofern hatte er nicht allzu viel Sorge gehabt. Nun, zumindest war jetzt klar, wieso Joudan ein Aufräumkommando brauchte. Hei strich sich durch den schwarzen Haarschopf. Es war eine beachtliche Technik, so viel stand fest. Der Tatsumaki vermutete, dass er sich bei dem Versuch so etwas einzusetzen die Hand brechen würde. Diese Technik hatte der Ältere definitiv nicht in Kurobu eingesetzt. Hei schmunzelte leicht bei dem Kommentar von Rin. Das konnte man durchaus so sagen. Ihm entfuhr ein leises Kichern - und nickte dann. "Danke für das Angebot - und die Durchführung, Joudan-san. Klingt gut!"

Nun stand er wieder alleine da - naja, zu zweit alleine, sozusagen. Hei sah mit seinen hellen Augen zu seiner Freundin. Ließ sie sprechen. Musste lachen, als sie leichte Pikiertheit äußerte. "Er kennt vielleicht einen Prozent deiner Fähigkeiten. Wundert mich also nicht, wenn er das denkt", stimmte er ihr zu und musste grinsen. Mari war eigentlich der sehr viel... kompetetivere Part als er. Sie wäre viel mehr dafür geeignet gewesen, diesen Kampf auszuführen. "Ich glaube, er hat mich missverstanden. Wenn er meint, dass seine Fähigkeit nicht für den Trainingskampf geeignet ist, dann ist es keine Ninja-Technik. Im Prinzip sind sie alle darauf ausgelegt, Gegner zu verletzen. Ich fürchte fast, er erwartet zu viel von mir", mutmaßte der Tatsumaki ein wenig nachdenklich. "Ich kann ihm keinen 'Kampf' bieten. Ich kann ihn einfangen und zerquetschen. Ihn kann ihm Feuer- und Sandbälle an den Schädel ballern. Oder diese ganze Gegend im Sand begraben. Es klingt alles nicht so Recht nach einem Kampf, oder?" Hei sah zu Mari, deren weiße Augen ihm wie so oft ein wenig Halt boten. "Ich glaube du hast Recht. Er möchte sich beweisen." Ein leises Seufzen entfloh dem Wüstensohn. "Ich kann's ja auch verstehen. Man möchte die Kräfte, die man hat, ja auch einmal einsetzen können ohne dabei gerade Gefahr zu laufen, getötet zu werden." Denn wann konnte man sie sonst gegen einen gleichstarken oder stärkeren Gegner verwenden? Hei konnte das sehr gut verstehen, nur war es nicht so dass er jemals jemanden gekannt hätte, an dem er seine Fähigkeiten wirklich hätte testen können. Es gab da leider nicht so viel Raum für Möglichkeiten. Jeder der schnell und stark genug war, schaltete ihn aus. Alle anderen wurden von ihm ausgeschaltet. So war es zumindest bisher gewesen. "Ob Joudan uns wirklich mal feindlich gegenüberstehen würde? Ich habe das Gefühl, dass er keine sonderlich großen Zugehörigkeitsgefühle zu Sora hegt. Da haben wir ja schon ganz andere Sora-Ninja kennengelernt. Er wirkt für sein Alter... ziemlich naiv, oder? Vielleicht ist er einfach in einer anderen Welt aufgewachsen als wir - eine nicht von Ninja dominierten Welt. Ich habe sogar fast das Gefühl, dass er, wenn vor eine Wahl gestellt die ihm nicht gefällt, eher sein Ninja-Dasein niederlegen würde. Er kann ja mehr Dinge als wir. Sogesehen... können wir nur Ninja-sein." Ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht. "Im Herzen ist er anscheinend noch mehr Händler als Ninja. Wirkt zumindest so." Kurz schwieg er, sah in den Krater, der sich mittlerweile mit Wasser gefüllt hatte. Dann wand er sich zu Mari, erwiderte ihr Lächeln. "Weiß nicht, was ich davon halten soll, Prinzessin. Ermutigst du mich etwa gerade?" Ein Blinzeln, dann berührte er kurz ihre Hand. "Du hast Recht. Ich denke, ein paar Katon-Techniken können auch nicht schaden. Hoffen wir mal, dass er mehr kann als nur diese eine Fähigkeit, die er eben gezeigt hat." Sanft zupfte er an ihrer Hand, hob sie an und hauchte einen Kuss auf die Finger der jungen Frau - und dann machten sie sich auf den Weg zurück zum Anwesen, um dort Joudans Angebot des Essens in Anspruch zu nehmen.​

"Ich kann allerdings nicht verleugnen, dass es hier schön ist." Hei schielte zu seiner Freundin. "Ich habe noch nie in meinem Leben Urlaub gemacht. Ist das immer so? Wenn ja, möchte ich bitte öfter Urlaub machen... mit dir." Ein leises Lachen. Außerdem hatte er dann vielleicht mehr Grund, Mari in Badekleidung zu sehen. Hm. "Ich denke, ich werde ihm sagen dass ich gegen ihn kämpfe. Allerdings werde ich mich zurückhalten - ich glaube, diese Gegend braucht wirklich keine Umgestaltung. Mir fällt dabei ein, dass auch immer noch dieser Kampf mit deinem Vater aussteht." Seine Miene wurde ein wenig weniger fröhlich, und ein Hauch Deprimiertheit mischte sich darunter. "... da bin ich auch noch nicht weiter gekommen." Kurz schwieg er, winkte dann ab - das Thema konnte auch warten. Außerdem kam die Residenz in Sicht. Als sie hereintraten, kam ihnen sofort ein älterer Mann entgegengeeilt. "Verehrte Herrschaften, der junge Lord hat mir bestellt, dass Ihr Euch bald zu speisen niederlassen werden. Bitte folgt mir in den privaten Teil unserer Residenz, zögert nicht!" Er ging - sehr schnell, aber er ging - vor, Mari und Hei hinterher. Na, mal schauen, was sich der junge Lord überlegt hatte. ​
 

Kushou Joudan

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"Und, wie ist sie?" Heißer Wasserdampf stand in der Küche, als Joudan sich austobte. Er war kein Meisterkoch, doch er kochte gerne - vor allem für andere. Seine kleine Kochzeile in Soragakure konnte mit der riesigen Küche, in der eine ganze Schar Köche und Küchengehilfen tätig sein konnten, um Speisen für große Gesellschaften zu bereiten, nicht ganz mithalten. Während der Blondschopf sich gerade fragte, welchen Messerblock er verwenden sollte (weil, wann hat man schonmal die Gelegenheit, sich zwischen Messerblöcken zu entscheiden), horchte er auf die Antwort seiner Schwester. Natürlich redete er von Mari. Rin, die ihr Gesicht durch die Essens-Durchreiche gesteckt hatte (Joudan konnte es nicht haben, wenn andere Leute in der Küche waren, während er kochte), legte den Kopf schief und lächelte glücklich. "Genau wie ich sie mir vorgestellt habe." Das freute Joudan. Er wusste, was seine Schwester für Mari empfand, was sie in der Konoha-Kunoichi sah. Nur wenigen Menschen war es vergönnt, ihre Vorbilder zu treffen und dass Rin dazu gehörte, das machte Joudan glücklich - und ein klein wenig stolz auf seine Leistung als großer Bruder, weil er das Treffen ja mehr oder weniger in die Wege geleitet hatte. Joudan selbst hatte sein Vorbild schon lange nicht mehr gesehen.
"Sie hat gefragt, warum ich Kunoichi werden will." Joudan blickte von seinem Werken auf. Das war eine gute Frage. "Was hast du geantwortet?", wollte er wissen. Rin grinste ihn frech an. "Jou-nii hat mich meiner Mama weggenommen und dazu gezwungen." Jou-nii entgleiste das Gesicht und er blickte seine Schwester entgeistert an. "Was?" Diese winkte scherzend ab. "Nein, nein." Der kalte Angstschweiß war Joudan auf die Stirn geschossen. Was Mari wohl mit ihm angestellt hätte, wenn Rin das wirklich gesagt und die Konoha-Nin das geglaubt hätte? Erinnerte Rin sie doch an die eigene Schwester. "Ich hab ihr gesagt, ich will als Kunoichi andere beschützen." Joudan schmunzelte, das klang so nach Rin. "Du passt ja schon jetzt auf mich auf.", gestand er seiner kleinen Schwester. Doch die Frage ließ ihn nicht locker. "Und was ist es wirklich? Warum wirst du Kunoichi und nicht Händlerin? Als das hier, das könntest du jeden Tag haben und nicht nur eine Woche jedes zweite Jahr." Joudan hatte Rin diese Frage schon hunderte Male gestellt. Und hunderte Male hatte er die selbe Antwort bekommen. "Weil ich will, dass wir zusammen bleiben können." Hunderte Male hatte es ihn berührt, und so auch dieses Mal. "...aber ein Pool wäre schon schön.", fügte Rin hinzu und Joudan lächelte matt. "Dafür muss ich noch ein wenig sparen." "Wir!" "Wir."

`-._.-'"`-._.-'"`-._.-'"`-._.-'

Sowohl Rin als auch Joudan hatten sich für das Essen etwas angezogen - die Badeshorts wirkten doch ein wenig unangebracht. Joudan ließ auch jetzt noch seinen ursprünglichen Kleidungsstil missen, doch eine weite, dunkle Leinenhose und ein weißes Leinenhemd, das er jedoch für normale Umstände viel zu offen trug (gleich die obersten drei Knöpfe), ließen wenigstens ein wenig an die übliche Klamotte des Ame-Nin erinnern. Seine Schwester trug ein himmelblaues Sommerkleid ohne Ärmel, das ihr bis zu den Knien reichte. Als Hei und Mari eintrafen, hatte Rin schon Platz genommen.
Das Mittagessen wurde auf der Veranda aufgetischt - es war viel zu warm und schön, um nicht draußen zu essen. Im Schatten des Anwesens ließ es sich gut ertragen, was die Temperatur anging, und von der Veranda hatte man einen guten Blick über den Blumengarten, den die Bediensteten des Anwesens pflegten. Sonnenblumen standen in Pracht, wurden von Veronica, Kamillen und Zittergras untermalt. Joudan hasste Sonnenblumen.
"Bitte, nehmt Platz." Natürlich ließ Joudan es sich als galanter Gastgeber nicht nehmen, der Dame Mari den Stuhl hervorzuziehen, dass sie sich besser setzen konnte. Manieren gehören geehrt, egal mit wem man zu Tische saß. "Ich hoffe, den Geschmack getroffen zu haben.", plauderte er heraus, während er auftischte.
Joudan hatte zwei Varianten des selben Gerichtes gekocht. Reis, der in einer Pfanne erst angedünstet und dann unter ständiger Zugabe von Weißwein gegart wurde. Als "Risotto" (so nennen die Leute aus dem Reich des heißen Wassers das Gericht) hatte der Reis dann beinahe schon eine Konsistenz, die Brei ähnelte, jedoch behielten die Körner einen gewissen Biss. Für Mari und Joudan gab es den Reisbrei mit Hähnchenfleisch, das er mit einer scharfen Soße aus Frühlingszwiebel, Sojasoße und ordentlich Chili bestrichen hatte. Der Reis würde die Schärfe des Hähnchens kontrastieren. Rin und Hei, der es nicht ganz so scharf mochte, bekamen ihr Risotto stattdessen mit hauchdünn geschnittenen Apfelblättchen und Speckwürfeln. Hier war es Joudan darum gegangen, einen Unterschied zwischen dem sämigen Reis und dem knackigem Apfel, der erst als eine der letzten Zutaten zugegeben wurde, herauszuheben. Joudan war kein Meisterkoch, doch er kochte gerne für andere. Und er gab sich Mühe.
Als jeder seinen Teller hatte, blickte Rin Joudan ein wenig erwartungsvoll an. Einen kurzen Moment konnte Joudan ganz fest spüren, das alle Augen auf ihm lagen. Sollte er nach der Entscheidung Heis fragen? Sich für das Erscheinen der Shiro-Nin bedanken? Eine kurze Rede halten? Dabei gab es doch nur eines, was Joudan breit grinsend zu sagen hatte:
"Reingehauen!" Dann setzte er sich an seinen Teller und griff nach dem Besteck. "Und ja nicht zurückhalten, es gibt Nachschub." Seit Joudan nach Soragakure gezogen war und das Kochen hatte lernen müssen, hatte er es sich angewöhnt, einmal für die Belegschaft des Anwesens zu kochen, wenn er hier vorbei kam. In der Küche köchelten noch zwei große Töpfe vor sich hin und auch Fleisch gab es noch genug, um allen Anwesenden ein ordentliches Essen zu ermöglichen. Der Blondschopf war dankbar, dass er all das hier hatte. Und dankbar sein bedeutete auch, das man ab und an etwas zurückgeben musste.
Egal, wie Heis Antwort auf Joudans Herausforderung ausfallen würde, der Blondschopf war jetzt schon froh über die gemeinsame Zeit, der er mit Mari und ihm hatte verbringen konnte. Ob es wohl noch bergauf gehen würde? Und - viel wichtiger - wie den beiden wohl Joudans Essen schmeckte?
 

Hyuuga Mari

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Ob sie ihn ermutigte? Ja… vielleicht. Es war mehr ein Gefühl, dem die Hyuuga folgte, denn bekanntlich war die Braunhaarige in den meisten Fällen mehr der Mensch, der seinem Bauchgefühl folgte, als auf den Verstand hörte. Das war nicht immer gut, wie Mari wusste, hatte sie aber in so manch einer Situation auch schon gerettet. Insgesamt war die junge Frau von ihrem Bauchgefühl bisher selten enttäuscht worden. Das Herz der Braunhaarigen machte einen kleinen Hopser, als Hei davon sprach, öfter Urlaub machen zu wollen – mit ihr. Das war schon süß, irgendwie. Dazu der warme Blick seiner hellblauen Seelenspiegel und der schwärmerische Unterton. Doch auch Mari wusste, dass sie sich hier zusammenreißen mussten. Auch wenn es sich ein wenig so anfühlte, ein richtiger Urlaub war das nicht. Sie wollte wachsam bleiben und nach Möglichkeit verhindern, dass ein Sora-Nin – selbst wenn es Joudan war – wusste, wie genau sie zu Hei stand. Es war wohl einer ihrer größten Ängste, dass ihre Beziehung zum Tatsumaki irgendwann, in welcher Situation auch immer, gegen sie verwendet werden könnte. Daher wollte Mari es auf keinen Fall bewusst riskieren, jemals in diese Bedrängnis zu kommen. Ihre intensiven Gefühle für Hei waren immerhin etwas, wovor ihr Vater sie einst, als sie Kunoichi geworden war, gewarnt hatte… Oh und wo wir schon beim Thema Vater waren: Stimmt, der Kampf zwischen Hei und ihm stand noch aus. Die junge Frau erinnerte sich daran, dass Shirou den Suna-Nin kaum eines Blickes gewürdigt und ihn dann, unerwartet nach seiner Ernennung zum Chuunin, zum Kampf gefordert hatte. Noch hatte es diesen Kampf nicht gegeben, aber Mari hoffte, dass es die Beziehung zwischen Hei und Shirou vielleicht... stabilisieren könnte? Also, im positiven Sinne? Naja. Der Schwarzhaarige hatte Recht, es war ein Thema, dem sie sich wann anders widmen sollten. Denn eine Strategie gegen ihren übermächtigen Vater sollte gut durchdacht sein.

Und dann fanden sie sich im Schatten des Anwesens wieder, während das Mittagessen auf der Veranda angerichtet wurde. „Oh.“ Als Joudan zu einem der Stühle schritt und diesen zu sich zog, um der Hyuuga einen Platz anzubieten, stockte die Taijutsuka einen Augenblick in ihrer Bewegung. Es war lange her, dass sie sich in so… förmlichem Umfeld wiederfand. Das änderte natürlich nichts daran, dass auch die Braunhaarige als Mädchen eine ziemlich gute Erziehung in jedweder Hinsicht erhalten hatte, um sich auch ihrem Stand entsprechend verhalten zu können. Und auch wenn sie persönlich es eher bevorzugte, selbst die Türen zu öffnen oder sich eben den Stuhl selbst zum Sitzen vorzuziehen, meldete sich doch sofort ein Alarm im Köpfchen der Hyuuga, das ihr sagte, was rein formell gerade angebracht war. Und dieser Erziehung konnte die junge Frau sich nicht gänzlich entziehen. Sie schritt auf Joudan zu, nickte ihm also mit einem förmlichen Lächeln dankbar zu und setzte sich dann auf den angebotenen Platz. Hei folgte und setzte sich neben sie. Aufmerksam begutachtete Mari das Risotto, das vor ihr auf dem Tisch stand und ein angenehmer, sogar ziemlich Appetit anregender Duft stieg in ihre Nase. Ob es so gut schmeckte, wie es roch? Die Erwartungen stiegen. Doch natürlich hielt sich die Braunhaarige noch zurück, denn zuerst war es an dem Gastgeber, das Mahl freizugeben. Gespannt lag der Blick der hellgrünen Seelenspiegel auf dem Blonden, doch anstatt eine große Ansprache zu halten (die bei den ganzen Förmlichkeiten, die es hier so gab, ja wohl nur angemessen gewesen wäre!) hielt sich der Kushou plötzlich sehr kurz und forderte die Gäste mit einem kurzen Reingehauen dazu auf, einen ersten Bissen zu nehmen. Moment. Da war er dann plötzlich richtig salopp? Mensch, da hatte Mari aber mehr erwartet. Immerhin lockerte es die Situation auf und die Hyuuga ließ sogar ein seichtes Lächeln auf ihren Lippen erscheinen. Dann wanderte ihr Blick zurück auf den Teller und so, als sollten die Worte von Joudan nochmal unterstützt werden, ertönte ein leises Magenknurren von der 20-Jährigen. „Na dann. Vielen Dank für die Einladung.“ Und dann wurde geschlemmt! Mari aß mit Manieren, aber auch mit einer gewissen Leidenschaft. Wer viel trainierte – gerade im Taijutsu – für den gehörte auch das Essen, um die Kraftreserven wieder zu füllen, zu den Hobbys. Mari stellte hier keine Ausnahme dar. Eine Weile war es ruhig am Tisch und alle beschäftigten sich nur mit dem Mahl – eine gefräßige Stille, sozusagen. Irgendwann war es Mari, die diese Stille durchbrach, nachdem sie einen Schluck kühles Wasser getrunken hatte. „Es schmeckt sehr gut, Joudan-san“, lobte sie den Koch und sah zu diesem auf die andere Seite des Tisches hinüber. Mari wusste, dass sie selbst so ein Gericht niemals zustande gebracht hätte. Dafür war sie zu unbegabt in der Küche. „Ein junger Lord, der auch noch selbst kochen kann. Ihr beeindruckt mich.“ Oder hatte Joudan vielleicht gar nicht selbst gekocht, sondern schmückte sich mit fremden Federn? Woher genau sollten sie eigentlich wissen, dass es Joudan gewesen war, der das Gericht gekocht hatte? Nein… Mari wollte einfach mal vom Besten ausgehen. Hm. Irgendwie war sich die Kunoichi nicht sicher, wie sie den belanglosen Smalltalk fortführen sollte. Die Antwort auf die Herausforderung des Kushou stand immerhin noch aus und auch Mari wusste, dass das wohl das interessanteste Thema für den Blonden war – eine Antwort, auf die er vermutlich hin fieberte. Und doch war es nicht Mari, die hier eine Antwort geben sollte, sondern der Tatsumaki. Der Blick Maris huschte also zu ihrem Freund, um ihm sozusagen den Staffelstab für das Gespräch weiterzugeben.
 

Tatsumaki Hei

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Das Essen sollte also auf einer Veranda stattfinden. Hei hatte nicht genau gewusst, was er erwartet hatte - aber wohl hatte er sicherlich damit gerechnet, dass es wieder viel zu viel werden würde. Zumindest mehr als benötigt, und die Veranda mit Blick auf einen fantastisch gepflegten Garten gehörte wohl auch dazu. Maris Zimmer in der Hyuuga-Residenz hatte er schon immer... ein wenig protzig gefunden, so mit Blick auf einen alten Kirschbaum, der für eine kurze Zeit im Jahr so fantastisch blühte dass man quasi einige Wochen nur damit zubringen konnte, ihn anzuschauen. Das hier war allerdings so viel professioneller und irgendwie... wie geleckt. Fairerweise sollte man wohl aber auch festhalten, das für Hei nahezu alles hier als 'übertrieben' bezeichnet hätte, und das würde sich wohl auch nicht so schnell ändern. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, in so etwas zu wohnen. Es war alles so groß. Imponierend, wahrscheinlich. Man könnte wohl schon behaupten dass dieser elegante und konservative Prunk (der zwar nicht aus Gold bestand, aber trotzdem) Hei ein wenig einschüchterte. Im weitesten Sinne des Wortes. Mari bekam den Stuhl hervorgezogen - Hei natürlich nicht. Pff. Er hielt nicht viel von derart 'Manieren'. Hei empfand sie irgendwie als diskriminierend und willkürlich. Nicht, dass selbst seine Freundin das wusste - höchstens könnte sie es sich vielleicht denken. Der Tatsumaki wusste schon um diese Knigge, mochte sich aber in der Regel ganz bewusst nicht daran halten. ​

Joudan tischte auf und wirkte dabei wirklich einfach nur wie ein Gastgeber. Mari wirkte ein wenig reserviert. Vielleicht schaltete sie in so einer Umgebung auch einfach ein wenig um, aber sie war ziemlich stimm für den Moment. Für einen Moment suchte er ihren Blick, wurde dann aber von dem Gericht abgelenkt, welches sich vor seinen Augen präsentierte. Das... war nicht das, was er erwartet hatte. Wirklich hatte er nicht erwartet, hier an seine Kindheit erinnert zu werden... der Tatsumaki runzelte ein wenig verblüfft die Stirn. Joudan konnte unmöglich wissen, dass er von einer der Herrscherfamilien von Toshi no Kokka abstammte (naja, mehr oder weniger...) und das seine Mutter sogar noch dort geboren worden war. Erst jetzt, in diesem Moment, wo er das Gericht mit dem klebrigen Reis sah, in dieser ungewohnten Umgebung, wurde ihm klar, dass das eine Tradition aus dem Reich des heißen Wassers gewesen sein musste. In Suna war das nicht eben ein klassisches Gericht, und seine Mutter war nun einmal eindeutig keine Suna-Einheimische. Gerade letztens hatte sie dieses Gericht gekocht - und so konnte Hei, neben allen anderen Dingen, sogar vergleichen wie sich Joudan als Koch schlug. Gegen seine Mutter. Der Gedanke trieb ihm ein Schmunzeln ins Gesicht und er konnte ein 'Hm' nicht unterdrücken. "Sieht so aus als hättet Ihr viele Talente. Danke für die Mühe", meinte der Suna-nin mit einem schwachen Grinsen. Er selbst war praktischer Koch: Es musste was geben, was schmeckte und was einen sättigte. Für alles weitere hatte es bisher eher weniger gereicht. Die neue Küche im Appartment von ihm und Mari würde das vielleicht in absehbarer Zeit ändern, aber bisher hatte sich Hei eher selten um Präsentation oder andere Spezialitäten gedanken gemacht. Hei erwartete keine Ansprache, im Gegensatz zu den Anwesenden (anscheinend), sondern fing brav an zu essen, nachdem es vom Gastgeber freigegeben worden war. ​

Dass sich hier jemand Gedanken gemacht hatte, war deutlich ersichtlich. Ein Seitenblick auf das Mahl seiner Freundin zeigte, dass es sich hier um zwei unterschiedliche Gerichter gleicher Grundlage handelte. Hei hatte eigentlich erwartet, einfach ein wenig weniger Chili zu bekommen - gleich eine ganze Variation spendiert bekommen zu haben war ihm fast ein wenig unangenehm. Aber es schmeckte. Es schmeckte sogar ziemlich gut - und bisher gab es auch keine Anzeichen von irgendeinem Gift oder etwas derartiges. Ehrlich gesagt wäre es auch hochgradig peinlich gewesen, jetzt noch einer solchen Fehleinschätzung zu erliegen, aber man wusste ja nie. "Dem stimme ich zu", warf Hei ein, als Mari Joudan lohnte, und verschluckte sich ein wenig, als Mari das mit dem jungen Lord schon wieder sagte. Für Hei war das ein so abwegiges Konzept und Wort, dass er es tatsächlich lustig fand und sein Amusement jetzt hervorragend in seinem echten Hustenanfall übertönen konnte. Naja, er räusperte sich nur mehrmals laut und hustete nur vorsichtig in die Armbeuge, bis er endlich nach dem Glas griff und einen Schluck getrunken hatte. Dieser schaffte es dann doch, das klebrige Etwas aus seiner Kehle zu entfernen und hinterließ Hei mit einem Tränchen im Auge, welches er sich unauffällig wegwischte. Es war ja auch unfair: Joudan gab sich wirklich Mühe, das konnte man sehen. Hei glaubte nicht daran, dass er ein böser Mensch war, auch wenn er Teil der Sora-Fraktion war. Nur... das war ja auch nie wirklich Thema gewesen. Sora-Ninja waren, und das war nun einmal ein Fakt, mehr Söldner als überzeugte Vertreter ihrer Länder. Zumindest sagte das die Gründungsgeschichte. Eine Menge Geld und Macht hatte sie zusammengetrieben. Und Angst vor der frischen Shiro-Fraktion. Insofern traf ein wenig auch das zu, was Joudan vorher über Händler gesagt hatte. Es geht nur um das Geld. Möglicherweise hatte Hei die Situation ein wenig falsch eingeschätzt. Für Joudan war es vielleicht mehr das Pflegen seiner persönlichen Kontakte, seines eigenen Netzes, was hier im Vordergrund stand - nicht etwa die Weitergabe von Informationen an Soragakure. Vielleicht... hatte Hei es hier mit jemandem zu tun, der weitaus andere Dinge im Fokus hatte als den alten Konflikt. "Entschuldigt", sagte er mit rauer Stimme und lächelte leicht in die Runde. Er fing Maris Blick auf und blinzelte ihr entschuldigend zu - er hatte sie nicht blamieren wollen. Nur gut, dass sie einfach nur... Kollegen waren, in dieser Situation. Sein Blick fiel auf den leeren Teller vor sich. Er hatte aufgegessen, ohne es so recht zu merken. "Kompliment. Die Textur und der Geschmack waren wirklich fantastisch. Man könnte meinen, Ihr hättet dieses Gericht schon dutzende Male zubereitet. Es erinnert mich irgendwie an meine Kindheit..." Der Suna-nin schob den Teller ein wenig nach vorne, um sich mit den Ellenbogen auf dem Tisch abzustützen und sein Kinn auf den Händen abzustützen. "Ich denke, Ihr möchtet wohl endlich eine Antwort haben, oder? Es ist ein wenig unfair, jemanden zappeln zu lassen, der einen so gut bewirtet." Seine blauen Augen fixierten sich auf sein Gegenüber. Der Blondschopf hatte schon selbst einige Hürden überwinden müssen, insofern war es wohl nur angemessen, ihm ein wenig entgegen zu kommen. "Ich kämpfe. Ich möchte die Waage aber trotzdem ein wenig in der Balance halten. Zwei Fragen also, Joudan-san - was ist der Rang der höchstrangige Technik, die Ihr beherrscht und gedenkt, einzusetzen? Gibt es einen bestimmten Zeitpunkt, der für Euch gut ist?" Kurz schwieg Hei, sah auf den Tisch, dann huschte ein doch etwas breiteres Grinsen über sein Gesicht. "Und eine dritte Frage, wenn ich so dreist sein darf: Was gibt es zum Nachtisch? Ich glaube kaum, dass Ihr nicht einen Gedanken daran verschwendet hättet, bei diesem Wetter auch eine Süßspeise für den Nachgang zu servieren?"
 
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Kushou Joudan

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Das Essen schien Rin zu schmecken, das war gut. Mari und Hei sahen auch nicht aus, als würden sie nur des Anstands wegen speisen, das war fast so gut. Zufrieden mit seinem Mittagessen machte Joudan sich über seine Portion her. Das Hühnchen und der Reis waren phantastisch, Joudan würde nur gerne öfter mit solchen erstklassigen Zutaten und Werkzeugen kochen. Die selben Gerichte wären nicht annähernd so gut geworden, hätte er sie mit Zutaten aus dem Supermarkt die Straße entlang in Soragakure gemacht. Das deprimierte den Blondschopf ein wenig, dennoch war er froh, etwas auf die Teller gezaubert zu haben, das allen schmeckte. Mari und Hei lobten sogar beide seine Kochkunst, Mari neckte ihn jedoch gleich danach mit dem "jungen Lord", woraufhin Hei sich an seinem Essen verschluckte. Auch Joudan konnte die Spitze (war es eine gewesen?) nicht einfach hinnehmen, sondern warf theatralisch das Besteck auf den Tisch und dann die Hände verzweifelt in die Höhe. "Jetzt zieht mich doch damit nicht auf.", beschwor er Mari, ließ mit seiner Mine jedoch keinen Zweifel offen, dass er es ihr nicht wirklich übel nahm. "Meine Onkel und deren Familien, die regelmäßiger als Rin und ich hier verkehren, lassen sich gerne wie Adel behandeln.", erklärte Joudan dann und versuchte, nicht all zu urteilend zu klingen. Rin hasste es, wenn Joudan schlecht über die Familie redete. Doch Bescheidenheit schrieben nicht viele Kushous sonderlich groß, das stand nun mal fest.
Hei und Mari hatten sich beide nach Joudans Fähigkeiten in der Küche erkundigt, doch auch wenn Joudan dazu lieber geschwiegen hätte (er hatte das mit der Bescheidenheit verstanden), ging stattdessen Rin, die ihren Teller wie Hei schon leer geputzt hatte, auf die Frage ein.
"Jou-nii kocht immer für mich.", erklärte sie und sah dabei Hei und Mari an. "Bevor wir von Ame nach Sora gezogen sind, hat er ein halbes Jahr jeden Tag kochen müssen und Großmutter hat darüber geurteilt." Und da es nunmal eine universelle Wahrheit war, dass Omis die besten Köchinnen waren, erklärte das vielleicht Joudans halbwegs geschickten Umgang in der Küche. Als das Gespräch doch auf dieses Thema kam, brach der Blondschopf sein Schweigen. " 'Du musst meinen kleinen Engel gut versorgen, sonst lasse ich euch nicht ausziehen.', hatte sie immer gesagt.", führte Joudan aus und entlockte mit seiner Imitation Rin ein Lächeln. "Hast du mit dem Kochlöffel auf die Finger bekommen, wenn was nicht geschmeckt hat?", fragte sie ihren Bruder, herzlich lachend. "Nur ein, zwei Mal.", gestand dieser und nahm, ein klein wenig peinlich berührt, das Besteck wieder zur Hand und aß weiter. Nicht, dass das Essen noch kalt wurde.

Recht schnell neigte sich das Mittagessen zum Ende und Hei packte endlich mit seiner Antwort auf Joudans Herausforderung aus. Er würde kämpfen, doch seine erste Frage deutete an, dass er sich zurückhalten würde. Joudan hatte etwas Derartiges schon kommen sehen. So, wie er jetzt war, war er sich nicht einmal sicher, ob er gegen einen Hei von vor zwei Jahren bestehen würde. Die Antwort nach seinen Techniken beantwortete Joudan offen und ehrlich.
"Ich danke Euch für das Vertrauen, das ihr mir damit entgegenbringt. Ich werde mich eines Tages dafür erkenntlich zeigen. Momentan beherrsche ich einige Künste des B-Ranges und bin nicht dumm oder arrogant genug um mir vorzunehmen, mich gegen Euch zurückzuhalten." Heis zweite Frage traf Joudan ein wenig unvorbereitet. Ein Zeitpunkt? Darüber musste der Blondschopf erst einmal nachdenken. Er hatte keine Techniken, die an eine bestimmte Uhrzeit gebunden waren. Das einzige, was er mit dem Zeitpunkt also bestimmen konnte, waren die Sichtverhältnisse. "Ich besitze keine besondere Möglichkeit, mich bei Nacht zu orientieren.", log er. "Wie es da um Euch steht, weiß ich nicht. Deshalb denke ich, "bei Tag" ist mein gewünschter Zeitpunk.", sein Blick wanderte von Hei zu Mari und dann zu Rin. "Dann haben eventuelle Zuschauer auch etwas davon. Und wir stören niemandens Schlaf."
Heis dritte Frage brachte eine seltsame Veränderung an den Tisch. Nicht nur war die gespannte Atmosphäre, die kurz aufgezogen war, als er und Joudan um ihren bevorstehenden Kampf gesprochen hatten, schlagartig wieder verschwunden. Die Frage nach Nachtisch hatte einen ganz neuen Dämonen geweckt. "Ja, Jou-nii, was gibt es zum Nachtisch?" Rins Seitenblick in Joudans Richtung war wie ein vom Langbogen geschossener Pfeil. Rin hatte ihn die ganze Zeit beim Kochen beobachtet, sie wusste, dass es keinen Nachtisch geben würde. Joudan war kein großer Fan von Süßspeisen und deshalb gönnte er die seiner Schwester nicht all zu oft. Aber heute waren Gäste da. Und sie fragten sogar danach. Da konnte der große Bruder keine Ausflüchte machen.
Joudan spürte erneut mindestens zwei Augenpaare erwartungsvoll auf sich liegen.
"Ähm...", began er und hörte im Geiste seinen Großvater schelten. Kein Satz fängt mit "Ähm" an. "Um das Essen nicht all zu sehr nach hinten zu verzögern habe tatsächlich nichts vorbereitet.", gestand er, versuchte aber zugleich die Situation zu retten. "Doch sicherlich wird sich ein wenig Obst und ein paar Früchte im Anwesen finden." Ein Blick zu den Gästen, dann zu Rin. Diese tippelte aufgeregt die Fingerspitzen aneinander und sah zu Joudan, als hätte er nur einen halben Satz gesagt und als würde sie nun auf die andere Hälfte warten. Seufzend zuckte der Ame-Nin mit den Schultern und fügte hinzu. "Und wir haben Eis." Rin klatschte freudig in die Hände, darauf hatte die kleine Strippenzieherin es wohl abgesehen. War das vielleicht die Retourkutsche für das kleine Wettrennen zum Strand vorhin? Na egal. Ein prüfender Blick verriet Joudan, dass alle viere mit Essen fertig waren und die Frage nach Nachtisch nicht unangemessen war. "Bleibt schnell sitzen, ich kümmere mich darum.", gab Joudan kund und machte sich dann schon alsbald fort in Richtung des Vorratskellers, in dem auch ein paar Kühl- und Gefrierschränke standen.

`-._.-'"`-._.-'"`-._.-'"`-._.-'

Kushou Rin blickte ihrem großen Bruder selbstzufrieden hinterher. In der täglichen Debatte, ob es was Süßes gab oder nicht, hatte sie dieses Mal definitiv gewonnen. Hei hatte ihr mit seiner Frage dabei auch sehr gut in die Karten gespielt, das musste die kleine Kushou anerkennen. Doch dargebotene Gelegenheiten zu nutzen war eine genauso wichtige Fähigkeit, wie sich aus dem Nichts erst Gelegenheiten zu verschaffen.
Zum ersten Mal war Rin nun alleine mit Hei und Mari. Mit der Kunoichi aus Shiro hatte die Akademistin schon ein paar Worte wechseln können, doch war Joudan da in Hörweite gewesen. Nun hatte er Rin mit Hei und Mari zurückgelassen. War das ein Plan von ihm? Hatte sie jetzt eine Rolle zu spielen? Wenn ja, was war das Ziel? Rin kam nicht darauf, vielleicht interpretierte sie ja auch zu viel in die Tatsache hinein, dass Jou-nii sie nicht mit sich mitgenommen hatte? Gerade wollte Rin den Gedanken aufgeben, dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Mari und Hei mussten mittlerweile verstehen, wie nah sie Joudan stand und andersrum. Dass ihr pläneschmiedender Bruder seine kleine, wehrlose Schwester mit den beiden großen, angsteinflößenden Shiro-Nin alleine ließ, diente sicherlich dazu, den beiden zu zeigen, dass er ihnen vertraute. Bei dieser Erkenntnis neigte Rin amüsiert den Kopf. Joudan war heute so aufgeregt und gar nicht er selbst gewesen, doch dieser Spielzug war etwas, das ihrem großen Bruder ähnlich sah. Das beruhigte Rin.
Diesen Schluss gezogen zu haben verärgerte Rin nicht. Sie empfand es nicht, als würde Joudan sie ausnutzen. Stattdessen war sie froh, ihrem Bruder in seinem Vorhaben ein wenig helfen zu können. Und jetzt, da sie ihn ein wenig verstanden hatte, war dieses Vorhaben für sie offensichtlich. Und Joudan arbeitete auf ein Ziel hin, das auch ihr gefiel, also würde sie ihr Bestes geben, ihre Rolle zu spielen.

"Mari-san, darf ich dir was über Jou-nii erzählen?", fragte sie die erwachsene Kunoichi und lehnte sich ein wenig verschwörerisch näher. "Du hast mich vorhin gefragt, warum ich in den Dienst meines Dorfes möchte. Das will ich nicht. Und Jou-nii auch nicht." Ihr Gesicht war immer noch von einem Lächeln eingenommen, doch Rins Augen zeugte von anderen Emotionen. "Unser Papa war ein Ninja und er ist von einer Mission nie heimgekommen. Jou-nii... will ihn finden. Deswegen ist er Shinobi geworden. Und ich will ihm helfen und ihn beschützen. Deswegen gehe ich zur Akademie. Amegakure und Soragakure sind Jou-nii und mir egal. Uns geht es um die Familie." Nun hatte ihr Lächeln definitiv etwas Trauriges an sich. Rin griff nach ihrem Glas und trank einen großen Schluck Apfelsaft, bevor sie sich umdrehte und in Richtung des Hauses blickte, aus dem Joudans Schritte sein Auftreten ankündigten. Flüsternd fügte Rin in Richtung Heis und Maris hinzu: "Sagt ihm nicht, dass ich euch das verraten hab. Er redet nicht gerne drüber."

`-._.-'"`-._.-'"`-._.-'"`-._.-'

Joudan hatte Erdbeeren, Schlagsahne und Vanille-Eiscreme gefunden. Das sollte hoffentlich als Nachtisch reichen. Während er aus dem Keller zurück in Richtung der Veranda schritt, ließ er sich den Status seines Plans durch den Kopf gehen. Bei Hei hatte er gute Fortschritte gemacht, Mari war noch ein wenig zurückhaltend. Sie war sein nächstes Ziel. Doch fiel es dem Blondschopf schwer, einen nächsten Schritt zu planen.
Normalerweise war es eine gute Idee, Fragen über den Gesprächspartner zu stellen. So erweckte man den Eindruck, Interesse an ihm zu haben. Das mochte jeder. Doch in dem Fall war es anders. Für Mari war Joudan ein Feind und einem Feind galt es, so wenig wie möglich preiszugeben. Also würden Fragen über Maris Familie (Joudan hatte festgestellt, das sie ordentliche Manieren hatte) oder ihre Ziele oder ihre Arbeit wahrscheinlich mehr wie Rumschnüffeln wirken. Wie also weiter? Rin mit den beiden zurückzulassen war ein schneller Schachzug gewesen, der Joudan seinem Ziel hoffentlich näher bringen würde.
Doch wie weiter? Wie konnte Joudan sich aus dieser Misere befreien? Was hätte sein Großvater ihm geraten? Welche List hätte er dem Blondschopf empfohlen? "Händler können auch ehrliche Leute sein." Irgendwie kam Joudan diese Weisheit in den Kopf. Warum nicht, damit könnte er es versuchen.


"Nachtisch ist da!", verkündete er, stellte ein neues Tablett mit vier Glasschalen, kleinen Löffeln und Gabeln, einem Topf Schlagsahne, einem großen Topf Eiscreme und einem kleinen Bambuskörbchen voller frisch gewaschener Erdbeeren auf den Tisch. Der Händlersspross vertraute der Stimmung am Tisch so weit, dass er nicht mehr länger den großen Gastgeber markieren musste, sondern das Schöpfen jedem einzelnen überlassen konnte. Rin machte zugleich den Anfang und lud sich einen großen Berg Eis in die Schale, zierte ihn mit einer Schneekrone an Schlagsahne. Joudan selbst hatte es auf die Erdbeeren abgesehen, ließ aber den Gästen den Vortritt.
"Hei, Mari, darf ich euch etwas fragen?", brachte er dann heraus, als die Nachspeisen-Völlerei bereits im Gange war. "Ich würde euch gerne ein wenig besser kennen lernen, deshalb frage ich. Ihr müsst auch nicht antworten. Aber nachdem wir am selben Tisch sitzen, das selbe Essen in den Bäuchen haben und uns die selbe Sonne bald wieder auf die Köpfe scheinen mag, wie wichtig ist es für euch, dass ich ein Ninja aus Soragakure bin?" Das war so ehrlich, wie Joudan nur konnte. Warum nicht einfach den Elefanten im Raum ansprechen? Vielleicht konnte er ja mit dieser Direktheit punkten. Und eine Antwort auf diese Frage würde Joudan auch verraten, wie er seinem Ziel näher kommen konnte oder ob er es aufgeben musste. Er hatte von Anfang damit gerechnet, das es nicht leicht sein würde, die beiden herumzukriegen, doch musste er es versuchen. Immerhin war an dem Ziel, in Hei und Mari zwei Freunde zu finden, nichts Schlimmes dran, oder?
 
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Hyuuga Mari

Chuunin
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Fraktion
Shiro
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Shiro | Konoha
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Mari stockte. Zuerst wechselte ihr leicht verwirrter Blick zu Hei, der sich prompt verschluckt hatte, zuerst in die Armbeuge hustete und dann zum lebensrettenden Wasser griff. Eh... Die Hyuuga hatte noch nicht ganz verstanden, da ließ Joudan plötzlich sein Besteck lautstark scheppernd auf seinen Teller fallen, warf theatralisch die Hände in die Luft und bat fast schon verzweifelt darum, ihn nicht mit seinem Titel aufzuziehen. Okay, also nur um das klarzustellen: Mari hatte das gar nicht witzig gemeint. Und hatte auch niemanden aufziehen wollen... die junge Frau hatte nur den Titel aufgreifen wollen, den die Bediensteten verwendet hatten. Oh und es hatte auch wirkliches Lob dahintergesteckt, denn Mari glaubte nicht, dass Joudan mit seinem Vermögen darauf angewiesen gewesen war, selbst zu kochen. Die Hyuuga waren das immerhin auch nicht – mit weitaus weniger Geld im Hintergrund. Die 20-Jährige schien jedoch zum allgemeinen Amüsement beigetragen zu haben und verkniff sich den Drang, sich am Hinterkopf zu kratzen, denn das wäre zu offensichtlich gewesen. Sie stand mit Sicherheit besser da, wenn sie so tat, als wäre es wirklich ein Witz gewesen, oder? Während Hei sich noch die Lachtränen aus dem Augenwinkel wischte, hob sich der rechte Mundwinkel der Kunoichi zu einem schiefen Grinsen an. Sie hob entschuldigend die Hände und spielte einfach mit: „Na gut. Ich werde versuchen, mich zusammenzureißen, Joudan-san“, bat sie ihm an und hoffte insgeheim, dass ihre Überrumpelung damit gut überspielt worden war. Da auch der Tatsumaki das Essen gelobt hatte, erzählten die Kushou-Geschwister, wie Joudan zu seinen Kochfähigkeiten gekommen war. Und die Erzählung berührte sogar ein wenig das Herz der Hyuuga, die sonst doch versuchte, ihre Abwehr möglichst oben zu halten. Diese herzliche Geschwisterliebe traf Mari aber auch einfach an einem wunden Punkt. Und dann auch noch die Ähnlichkeit zu Aiko – ganz fair war das nicht. Als hätte Joudan es gewusst!

Als Hei nach einem Nachtisch fragte, horchte Mari erneut auf. Scheinbar überfallen von der Frage, gab der Blonde zu, keinen Nachtisch vorbereitet zu haben. Aber natürlich gab es im Anwesen noch Früchte und... Eis? Oh. Wann hatte die Hyuuga das letzte Mal ein Eis gegessen? Eine dieser Kleinigkeiten, die sie als Kind ebenso wie alle anderen Kinder geliebt hatte, aber irgendwann im Alltagsstress vergessen hatte. Der Gedanke war durchaus reizend... und ehe Mari etwas sagen konnte, war der Kushou bereits verschwunden, um die Süßigkeit zu besorgen. Am Tisch übrig blieben Hei, Mari und Joudans kleine Schwester Rin. Hm. Die grünen Seelenspiegel sahen einen Moment zu der jüngeren Kushou, die ebenso wenig wusste, was sie nun sagen oder tun sollte. Ein wenig schneller als Rin kam Mari der Gedanke, dass Joudan es bewusst so eingefädelt hatte, um zu zeigen, dass er den Shiro-Nin vertraute. Immerhin konnte sie sich gut in ihn hineinversetzen, glaubte sie zumindest, wenn sie an sich selbst und Aiko dachte. Der Gedanke, Aiko mit ein paar Sora-Nin alleinzulassen, war vollkommen abwegig. Und das leider noch immer vorhandene Misstrauen in ihr gegenüber der anderen Fraktion machte es gar unmöglich für die 20-Jährige, sich auch nur vorzustellen, dass es anders sein könnte. Und doch wagte Joudan diesen Schritt, als sei er überzeugt, dass Mari und Hei seiner Schwester kein Haar krümmen konnten. Naja, er hatte nicht Unrecht. Und doch war es ein besonderer Vertrauensbeweis, der die Hyuuga zunehmend ins Grübeln brachte. „Ihr... wollt nicht?“, wiederholte die junge Frau, als Rin plötzlich wieder zu Sprechen begonnen hatte. Zuerst war sie sich nicht sicher, wohin die Aussage der Jüngeren führte. Sie wollten nicht in den Dienst ihres Dorfes treten? Aber sie waren dabei, genau das zu tun. Joudan musste sogar bereits einen Eid für sein Dorf abgelegt haben, immerhin war er Shinobi. Die Hyuuga wechselte einen kurzen Blick mit Hei, um zu erfahren, wie er von dieser neuen Information dachte. Es war nicht vollkommen verwunderlich, Joudan hatte sich bisher immerhin nicht so verhalten, als wäre ihm Sora, die Geschichte Soras, die Beweggründe seiner Fraktion oder auch der Konflikt mit Shiro besonders wichtig. Es war ein merkwürdiger, irgendwie fremder Gedanke. Jemand, der einen Eid auf sein Dorf schwor, den er aber eigentlich gar nicht zwangsläufig halten wollte. Als wäre es ein Mittel zum Zweck. Mari war in einer Welt großgeworden, in der ein Eid wichtig, fast schon heilig war. Es war eine altmodische Welt, keine Frage. Und vor allen Dingen nicht die Welt eines Händlers. Sie nickte Rin zu, noch bevor Joudan wieder zurückgekommen war. „Keine Sorge, das bleibt unser Geheimnis“, versprach sie der Kushou-Tochter und ehe sie sich versah, hatte sich doch ein Lächeln auf das Gesicht der Braunhaarigen geschlichen. „Danke... für das Vertrauen.“ Das schlechte Gewissen meldete sich, kaum dass ihr das letzte Wort über die Lippen gekommen war.

Dann war Joudan wieder da. Und der Nachtisch, den er mitgebracht hatte, sah wirklich gut aus. Erdbeeren, Schlagsahne und ein riesiger Berg Eis. Mari fühlte sich zurückversetzt in ihre frühe Kindheit, in der sie das Eis mit großen Augen bestaunt hätte. Es fühlte sich gut an. Richtig. Und die Hyuuga merkte, wie die innerlich hochgezogene Mauer zu bröckeln begann – was sich zum Beispiel darin zeigte, dass sie gerade nicht einen einzigen Gedanken daran verschwendete, dass das hier noch ein Schauspiel sein könnte. Ein Trick. Das war wirklich viel Wert, wenn man mit der Hyuuga zu tun hatte. Sie hatte den Blick noch gar nicht vom Eis abgewandt, sogar schon eine Schale gefüllt und griff gerade nach den Erdbeeren, als Joudan seine Frage stellte. Und abrupt kam Mari ins Stocken.


„... wie unglaublich ärgerlich...“, meinte er kühl, mit einem leichten, unterschwelligen Beben in der Stimme, das er stark zu unterdrücken versuchte. Seine Wut hatte hier und heute nichts zu suchen. „Da sehen wir uns wieder... und ich kann dich... nicht einfangen... nicht einmal töten...“

...

Sie war zuerst benommen, riss dann jedoch die Augen auf, als sie bemerkte, dass die Finger des Kerls immer näher kamen. „Wenn der Clan schon solch ein Vermögen für ein funktionierendes Byakugan ausgeben würde... wie sieht es dann erst mit einem anderen Land aus? Wenn wir es beispielsweise an Soragakure verkaufen.“ Der Blick Shujis wechselte nach und nach in das eines völlig Irren, das Grinsen unterstützte dies und tatsächlich landeten seine Finger um das rechte Auge der Braunhaarigen.


Erinnerungen prasselten auf die Braunhaarige ein. Dinge, die so lange her waren, sie aber nie so richtig hatte vergessen konnte. Geschehnisse, die ihr Bild von Soragakure und den Menschen dort geprägt hatten. Man sah einem Hyuuga für gewöhnlich sofort seine Herkunft an. Ein Gegenüber wusste, dass ein Hyuuga fest verankert war mit Konoha, dem Feuerreich und eben auch mit Shirogakure. Gleichzeitig wusste man sofort, dass die Hyuuga zu den talentiertesten Kämpfern des Shiroverbundes zählten... weshalb Mari sich in der Vergangenheit oft als Zielscheibe für Sora gesehen hatte. Oder auch als mögliche Opfergabe an Sora, wie Hei sogar schon selbst miterlebt hatte. Mari riss sich zusammen, fischte mit kurzer Verzögerung doch noch nach der Erdbeere, die sie hatte erlangen wollen und stellte die Schale mit dem Nachtisch vor sich auf den Tisch. Sie zögerte, sah dann auf und direkt zu Joudan. Er wusste nicht, dass sie eine Hyuuga war. Und wenn er es wüsste, würde er anders agieren als bisher? Ihren Erfahrungen nach musste man sich gerade als Hyuuga vor Sora-Nin in Acht nehmen. Die junge Frau war großgeworden mit Geschichten, in denen Mitglieder ihres Clans gezielt attackiert worden waren und nicht selten hatte man davon gesprochen, dass es ein geheimer Angriff der feindlichen Fraktion gewesen wäre. Selbst, wenn das nie endgültig hatte bewiesen werden können. Aber dann erinnerte sich die Braunhaarige an die Gastfreundschaft des Blonden, an das, was er gesagt hatte. Und an das Geheimnis, das Rin ihnen anvertraut hatte. Und seine offensive Frage respektierte Mari und verstärkten das Gefühl, dass sie dem Kushou Unrecht damit tat, ihn einfach gleichzusetzen mit den schlimmen Dingen, die sie gehört, vielleicht auch zum Teil erlebt hatte, nur weil er zufälligerweise eine Person war, die in den Sora-Verbund hineingeboren worden war. „Entschuldigt, ich musste ein wenig über die Frage nachdenken“, gab die junge Frau dann offen zu, nachdem sie ihre Sprache wiedergefunden hatte. „Sora hat schon immer eine Bedrohung für mich dargestellt. Für mich und meine ganze Familie.“ Das Byakugan als Trophäe. Aber auch als mächtiges Bluterbe, das man sich selbst einverleiben konnte, wenn man nur einen Hyuuga des Haupthauses erwischte. Ihre Stimme klang sehr ernst. „Daher fällt es mir sehr schwer, dieses Detail zu ignorieren. Als ich heute hergekommen bin, habe ich auch nicht viel mehr als das in Euch gesehen: Ein Sora-Nin. In Badehose.“ Ein winziger Hauch eines amüsierten Lächelns auf ihren Lippen, das aber schnell wieder verschwand. Sie dachte einen Moment länger darüber nach, dann wandte sich ihr Blick unwillkürlich auf Rin. „Aber ich muss zugeben, dass es mir immer schwerer fällt, daran zu denken, dass Ihr ein Sora-Nin seid. Und eben habe ich mich sogar dabei erwischt, wie ich es für einen kurzen Augenblick vergessen habe.“ Ja, es war ein merkwürdiges Gefühl. Aber sie wollte Joudan und auch Rin nicht anlügen. Sie sah wieder zu Joudan. „Ich habe großen Respekt, mit welch einem Vertrauensvorschuss Ihr in dieses Treffen gegangen seid. Und ich sehe, dass Ihr es ernst damit meint, unser Vertrauen gewinnen zu wollen.“ Mari atmete einmal durch, bevor sie sich sagen hörte: „Ich möchte versuchen, Euch zu vertrauen. Und Euren Beruf als Sora-Nin nebensächlicher zu betrachten.“ Und so, als wollte sie ihre Worte unterstützen, formte sie unter dem Tisch ein Fingerzeichen, allmählich wich die grüne Farbe aus ihren Augen, bis nur noch helle Seelenspiegel in reinem weiß übrigblieben. Vielleicht erinnerte sich Joudan daran, wie Mari beim Wettkampf in Kurobu scheinbar durch Rauch hatte sehen können. Sollte ihm das Byakugan auch nur im Entferntesten ein Begriff sein, hätte er damit eine Erklärung gefunden.
 

Tatsumaki Hei

Chuunin
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Shiro
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Eigentlich empfand Hei die Atmosphäre gar nicht als besonders schlimm. Sie war nicht so locker als würde er mit besten Freunden am Tisch sitzen - wohl aber gut genug, dass man nicht davon ausgehen konnte hier saßen Sora- und Shiro-nin und plauderten gemütlich. Eigentlich. Möglicherweise war auch Hei mittlerweile ein wenig weichgeklopft von den vielen Nettigkeiten und Zuvorkömmlichkeiten, wenn man das denn so sagen könnte. Einer Sache war sich Hei sicher: Joudan tat alles, um mehr oder weniger harmlos zu wirken. Ob das gut war, wusste er nicht. Rin machte das ganze noch schlimmer - in Anführungszeichen - da sie eine junge, unschuldig wirkende Perpektive beitrug. Es wirkte irgendwie so... locker. Unproblematisch. Hei selbst hatte nicht so eine Beziehung zu seinen Schwestern, wie er mehr oder weniger deprimiert zugeben musste. Sie waren solche Freigeister, dass das überhaupt gar nicht möglich gewesen wäre. Mari hingegen wirkte so als würde sie die Zurschaustellung von geschwisterlicher Zuneigung umso mehr rühren. 'Rühren', wenn man das bei Mari wohl so sgen konnte. Hei lenkte seine Aufmerksamkeit auf Joudan, der sich artig für das Vertrauen bedankte - Hei reagierte nicht direkt auf diese Worte. Vertrauen war ein großes Wort. Ob er es für Joudan benutzen würde, wusste er nicht. Künste des B-Ranges... nun gut. Das war doch schon einmal eine Richtung, auf die Hei sich einstellen konnte. Er würde es also tunlichst unterlassen, stärkere Techniken einzusetzen - und selbst B-Rang-Techniken waren nicht ohne. Der Wüstensohn nickte, legte den Kopf schief bei der Antwort auf seine zweite Frage und grinste fein. "Gut", war die einfache Antwort. In der Nacht hätte er durchaus mehr Probleme haben können. Die letzte Antwort - oder besser, Frage - schien Bewegung am Tisch auszulösen. Einer fing an zu schwitzen - im übertragenen Sinne. Eine fing an zu sabbern. Hei lächelte amüsiert, wollte den Blondschopf aber nicht in Bedrängnis bringen und wartete einfach ab. "Vielen Dank, Joudan-san. Ein Eis klingt wunderbar!"

Joudan wirbelte davon und es blieb: Mari, Rin - und er selbst, Hei. Die junge Schwester des Mannes, die in Mari einen gewissen Fixpunkt gefunden haben schien, beugte sich ein wenig nach vorne und ließ eine kleine 'Bombe' platzen, wenn man denn so wollte. Heis Vermutung verstärkte sich. Er war gar nicht so sehr verwundert, weil das Verhalten ihres älteren Bruders doch trotz allem nicht ganz normal war. Der Dienst am Dorf war ihnen nicht wichtig, sondern die Familie? Heis Augen wurden ein wenig schmaler, während er sich diese neue Erkenntnis durch den Kopf gehen ließ. Das machte den Blondschopf mit den schier endlosen Ressourcen möglicherweise noch sehr viel uneinschätzbarer als er gedacht hatte. Joudan war also kein überzeugter Sora-nin, sondern tat es aus Zweck. Ebenso wie Rin. Hei empfand das... äußerst ambivalent. Einerseits spürte er, dass er diesen Schritt nicht sonderlich gutheißen wollte. Viele Menschen brachten Opfer auf, um Ninja zu sein oder zu werden, ihnen bedeutete dieser Weg eine Menge. Mari war da ein sehr eindeutiges Beispiel. Er selbst nicht ganz, aber eben doch: Ein gewisser Stolz auf seine Fähigkeiten und seinen Weg war da. Andererseits... konnte er auch verstehen, was die Geschwister zu ihrem Weg getrieben hatte, sollte die Geschichte stimmen. Er blieb still, aber dachte sich seinen Teil. Joudan zeigte sich in seinem Kopf langsam in einem anderen Licht. Er merkte den Blick seiner Freundin und schaffte es nur mit Mühe, ihn wirklich zu erwidern. Er fürchtete, seine Gedanken würden durch einen Blick alleine schon wie auf dem Präsentierteller liegen. Sollte es so sein, dass Joudan das hier tat weil er in einem gewissen Vertrauen einen zu erringenden Vorteil sah, dann konnte Hei ihm dieses eben nur schwer geben. Hei konnte sich vorstellen, dass Joudan ein sehr berechnender Mensch sein konnte, wenn er wollte. Hei selbst war ein zwar oft von Logik und der 'besten Lösung' geleiteter Mensch, aber eine derartige Berechnung im zwischenmenschlichen Bereich... kannte er von sich nicht. Es schüchterte ein wenig ein. Und es ließ seine Stimmung gleichermaßen sinken. ​

Dann: Nachtisch. Immerhin. Hei verscheuchte seine düsteren Gedanken für einen Moment. "Sahne, Eis und frische Erdbeeren. Was will man mehr?", fragte er mehr rhetorisch, zwinkerte Rin ein wenig schelmisch zu und gönnte sich dann selbst ein wenig Eis, ein paar der rot leuchtenden Beeren und ein wenig der fluffig wirkenden Sahne. Hei rechnete irgendwie damit, dass er auf die darauf folgende Frage reagieren musste - sie hatten bereits ein wenig ihres Nachtisches verdrückt. Bisher waren die Fragen des Mannes pointiert gewesen, und hatten einem Zwecke gedient. Er selbst musste erst einmal nachdenken: Was genau wollte Joudan mit dieser Frage erreichen? Was genau war der Hintergrund? Wie konnte man darauf reagieren - in dieser Situation, die seit Beginn eine Gratwanderung gewesen war? ​

Doch die Person, die überraschend eine Antwort gab, war niemand anderes als... Mari.​

Seine Freundin erhob das Wort und ehe Hei überhaupt fertig war mit denken, hörte er schon an ihrem Ton heraus, dass sich irgendwas geändert hatte. Nein, Moment mal. Was redete sie denn da? Für sie und ihre Familie? Hei und Mari waren sich einig gewesen: Die Tatsache, dass sie eine Hyuuga war, durfte nicht ans Licht kommen. Nicht umsonst trug sie das Henge mit den grünen Augen über den ihren. Es war ja schon seit langem ein Szenario, mit dem sie sich beschäftigten. Ihre Augen waren Objekt der Begierde. Sie war eine Zielscheibe, seit sie geboren worden war. Heis Mund stand leicht offen, während die Hyuuga weitersprach. Etwas in ihm wollte sie aufhalten. Seine blauen Augen sahen zu ihr, konnte sehen, dass sie einen Entschluss gefasst hatte. Der Tatsumaki wollte sie aufhalten, wollte ihr sagen, dass sie aufhören sollte. Es war doch genug, dass sie hier waren. Kein Grund sich so angreifbar zu machen. Warte - sagte er in Gedanken, aber es half nichts und kam auch nicht aus seinem Mund. Ihre Worte flogen an ihm vorbei wie in Zeitlupe, und seine Welt fing sich leicht an zu drehen. Die Reaktion war vielleicht absolut überzogen, aber es war für Hei in den letzten Jahren - sogar weit bevor er und Mari zusammengekommen waren - eines der grauenvollsten Szenarien gewesen, die er sich hatte vorstellen können. Seit Shuji. Seit dem Tag, an dem Mari von seinen Fähigkeiten erfahren hatte. Es hatte sich eine erste handfeste Meinungsverschiedenheit angeschlossen, die sich Hei sehr zu Herzen genommen hatte. ​

Und doch war es nicht das, was so tief in ihm steckte wie ein Pfeil, der ihm seit Jahren direkt ins Herz gebohrt schien. Vielleicht hatte sich durch seine Gedankenwälzerei alles nur noch verschlimmert, aber... der Gedanke, wie Mari zu Schaden kam, war so unerträglich für den Tatsumaki, dass ihm wirklich kurz schwindelig wurde. Immer wieder spielte er Szenen durch, was passieren würde, wenn genau diese Situation eintraf: Mari aufgedeckt, in Gefahr, ihre Augen als Ziel. Bilder von Grausamkeit und Unerträglichkeit schoben sich wie ein Schleier vor seine Augen, während das Henge gleichermaßen verschwand und die - für ihn - hübschen, weißen Augen zum Vorschein kamen. Diese Seelenspiegel, für Menschen die sie nicht kannten ohne Tiefe und Ausdruck. Und doch wusste Hei, dass man so viel mehr darin lesen konnte als man am Anfang denken würde. Hei hatte verstanden, was Mari gesagt hatte. Er wusste, was sie meinte. Sein Kopf stimmte sogar zu, Joudan hatte sich als fairer Gesprächspartner erwiesen, und hatte zumindest eine gewisse... Vertrautheit verdient. Vielleicht, zumindest. Aber das war eine Grenze die Heis Logik sprengte. Sie waren hier im Niemansland. Keiner wusste, dass sie hier waren. Genau das war ja das Problem, und gleichzeitig der Vorteil gewesen. Dieser hatte sich jetzt aber aufgebraucht. Hei fühlte sich als würde er mit dem Rücken zur Wand stehen. In seinen Augen konnte man Erstaunen erkennen, aber auch... eine gewisse Panik. Angst. Furcht vor dem was das bedeutete. Sein Herz klopfte, als wolle es zerbersten. Plötzlich war er nicht mehr in diesem Raum, sondern auf feindlichem Boden. Einerseits wollte er hierbleiben und das schützen, was er liebte - andererseits war da dieser unfassbare Drang weg. Einfach weg. Es war so vieles falsch an diesen Gefühlen dass er selbst sich fragte, was das sollte. Mari konnte auf sich selbst aufpassen. Er brauchte das nicht für sie zu tun. Sie wusste, was sie tat. Diese Entscheidung war ganz alleine die ihre, und trotzdem konnte er sich nicht erwehren. ​

Mit einem Mal stand der Suna-nin senkrecht, sein Stuhl schlitterte ein Stück zurück. Seine blauen Augen fixierten immer noch Mari, aber nur kurz - dann warf er einen Blick über den Tisch zu dem Sora-nin und der bald Sora-nin. Es kämpften so viele Dinge in ihm, dass es ihm schwer fiel überhaupt die Fassung zu wahren. Sein Atem ging flacher als gedacht, als er schließlich tief durchatmete. "Entschuldigt mich", sagte der junge Mann mit den schwarzen Haaren scharf und verließ dann fast fluchtartig die Szenerie. Den Weg zurück, den er gekommen war - und da es der einzige Weg war, den er jetzt gerade akut erinnerte, in Richtung See. So aufgewühlt war er lange nicht mehr gewesen.​
 

Kushou Joudan

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Nun wurde es spannend. Mari bat Joudan um ein paar Momente, um über seine gestellte Frage nachzudenken, die der Blonde Sora-Nin seinem Gast natürlich mit einem zustimmendem Nicken gewährte. Die kurze Zeit nutzte er, um sich einen Schöpflöffel voller Erdbeeren aufzutischen und verspeiste die erste zugleich vergnügt, während er sich Mühe gab, nicht zu überschlagen, wie viele Kalorien Rin wohl mit ihrem Eis-Sahne-Konstrukt gerade zu sich nahm.
Mari erklärte dann schließlich, nachdem sie Worte gefunden hatte, dass Soragakure eine Gefahr darstellte, für sie und ihre Familie. Joudan roch, dass sich nun etwas anbahnen würde, denn Mari schien noch längst nicht ausgeredet zu haben. Also wandte er sich der Konoha-Nin zu, schenkte ihr seine volle Aufmerksamkeit. So entging es ihm auch, dass Rin sich
noch einmal Sahne nachschöpfte.
Mit vollster Konzentration sog der Händlerssohn jedes Wort Maris sorgsam ein. Sie stammte also aus einer Familie, die wohl besonders interessant - oder gefährlich - für Soragakure war. Das konnte viele Gründe haben, vielleicht war Maris Familie reich oder einflussreich oder besaß ein Bluterbe (oder alles drei). Das war sicher auch einer der Gründe, warum weder die Brünette noch der Wüstensohn Joudan bisher ihre Nachnamen nicht verraten hatten. Joudan nickte, er hatte verstanden.
Bei Maris Kommentar zu Joudans Aufzug heute Mittag musste der Blondschopf lächeln. Sein Auftreten musste sicher befremdlich gewirkt hatten, und doch war er im Nachhinein nicht sehr unglücklich darüber, wie das erste Aufeinandertreffen heute vonstatten gegangen war. Sicher hatte seine "Unbekleidetheit" ein Stück weit dazu beigetragen, erste Spannungen zu überwinden. Lächelnd legte er den Kopf schief und zuckte geschlagen mit den Schultern, ließ Mari jedoch weiter reden.
Joudan hatte sich Mühe gegeben, Hei und Mari ein guter Gastgeber zu sein. Er hatte zu keiner Zeit dafür geplant, dass die beiden ihn hintergehen oder ihn oder Rin angreifen würden. Der Blondschopf traute sich selbst genügend Menschenkenntnis zu, um Hei und Mari etwas Derartiges angesehen zu haben, und auch wenn die beiden wohl hauptsächlich reserviert und unsicher gewesen waren, hatte Joudan zu keiner Zeit etwas von den beiden befürchtet. Dass Mari ihm nun verriet, dass sie ihm diesen Vertrauensvorschuss anrechnete, und dass sie versuchen wollte, Joudan mehr als den Mensch anzusehen, der er war, und nicht zu sehr auf seinen Beruf achten wollte, ließ Joudan beinahe vor Freude aufspringen. Es war genau das, was er erreichen wollte. Er wollte in Hei und Mari Freunde gewinnen, denn er mochte die beiden.
Maris Zugeständnis kam sogar mit einem Vertrauensbeweis ihrerseits, als die Brünette ein Fingerzeichen formte und sich danach ihre Augen verringerten. Rin und Joudan lehnten sich beide ein wenig näher. Das Grün entschwand und ließ ein kaltes, lebloses Grau zurück. Joudan benötigte einen Augenblick, um sich an den neuen Anblick zu gewöhnen, doch Rin zog mit einem.
"Woooaaah, cool!", zum Glück ein wenig Aufmerksamkeit auf sich.
Joudan hatte eine grobe Ahnung, was derart Augen bedeuteten, und konnte damit auch nachvollziehen, warum Mari sich derart vor Sora-Nin zurückhielt. Doujutsu waren eine gefährliche Waffe und in der Vergangenheit waren deren Träger oft Ziele von Angriffen geworden. Mari war wohl damit aufgewachsen, dass man ihr ständig klar gemacht hatte, dass sie eine Zielscheibe mit sich trug und diese nie ablegen konnte. Joudan schluckte herb, dass Mari ihm dies zeigte war wahrhaftig ein Vertrauensbeweis.
"Mari-san, habt Da..."

Kreischend schlitterten vier Holzstuhlbeine über die geflieste Veranda. Joudan wandte sich um und erblickte Hei. Der Sandnutzer war explosiv aufgestanden, beinahe aufgesprungen, und sah aus, als hätte man ihm gerade den Teppich unter den Beinen weggezogen. Mit einem knappen Satz verabschiedete er sich vom Tisch und eilte mit steifem Schritt zurück in Richtung des Badesees. Ein wenig betroffen presste Joudan die Lippen aneinander und legte die kleine Gabel beiseite, auf der er eine Erdbeere aufgespießt hatte. Maris Enthüllung schien Hei wohl nicht sonderlich gepasst haben. Schadensbegrenzung war nun angesagt. Joudan sah zu Mari zurück und ergriff das Wort. "Für die Demonstration Eures Vertrauens bin ich Euch zutiefst dankbar, Mari-san. Ich verspreche Euch natürlich, dass dieses Geheimnis bei uns vollkommen sicher ist, richtig Rin?" Rin nickte bekräftigend und schob sich einen weiteren Löffel mit Eis in den Mund. "Ich werde kurz nach Hei sehen. Rin, lass Mari auch noch etwas vom Eis übrig." Mit diesen Worten erhob Joudan sich - wenn auch weniger schwunghaft als Hei - ebenfalls vom Tisch, griff noch nach etwas und machte sich dann auf, dem Wüstensohn hinterher.
Mal wieder ließ Joudan die beiden Damen alleine zurück. Kaum war der große Bruder aus dem Sicht- und Hörfeld verschwunden, ergriff die junge Kushou-Lady das Wort. Rin hatte die Augen nicht von denen Maris wenden können und tat nun ihre Neugierde kund.
"Kannst du damit..." Rin blickte sich um, dass auch ja niemand anderes mithörte, lehnte sich ein wenig näher zu Mari und beendete ihre Frage dann beinahe flüsternd. "...durch Klamotten schauen?" Ihre Wangen glühten schamrot, doch die haselnussbraunen Augen Rins glitzerten verschwörerisch.

Joudan fand Hei am Sandstrand vor. Der Blondschopf gab sich keine Mühe, sein Ankommen zu verbergen, gar an Hei heranzuschleichen oder dergleichen. Stattdessen stellte er sich etwa eine Armlänge neben den Wüstensohn und reichte ihm die Glasschale mit Heis Nachtisch, die der Suna-Nin hatte stehen lassen. Auch den Löffel Heis hatte Joudan mitgebracht.
"Nicht, dass es schmilzt.", kommentierte Joudan, sah aber nicht zu Hei, sondern richtete seinen Blick geradehinaus auf den künstlichen See.
"Nur weil Mari-san eine Entscheidung getroffen hat, bedeutet das nicht, dass Ihr es ihr gleichtun müsst, Hei-san.", erklärte Joudan. Mari hatte sich mit ihrer Offenbarung potenziell in Gefahr gebracht und Hei schien etwas an Maris Sicherheit zu liegen, das war offensichtlich. "Habt ruhig ein genaues Auge auf mich, Hei-san. Ich weiß nur zu gut, wie es sich anfühlt, jemanden beschützen zu wollen." Joudans Ton war ruhig, doch viel ernster als sonst. Er hatte nichts, was er Hei und Mari als Ausgleich für diese Offenbarung geben oder erzählen konnte, keinen Handel, den er den beiden anbieten konnte. Er besaß kein Bluterbe oder keine geheimen Techniken, trug keine Zielscheibe mit sich herum. Sah man von der Tatsache ab, dass Hei und Mari ihn - wenn sie ernst machten - wohl in der Luft in Stücke zerpflücken konnten, hatte Joudan derzeit die besseren Karten in der Hand, und das war Hei aufgefallen. Das war aber nicht Joudans Absicht gewesen, also musste er Hei schnellstens einen Joker zustecken, dass dieser nicht die Lust am Spiel verlor. Doch Joudan hatte nur eine derartige Karte, und sie zu spielen scheute er sich. Er wollte sie da nicht hineinziehen. Also kniff der Blondschopf. "Wollen wir nicht zu den anderen beiden zurück? Die arme Mari wird sicher gerade von Rin geradezu mit Fragen bombardiert, vielleicht kannst du ihr ja aus dieser Lage helfen.", schlug der Ame-Nin stattdessen vor.
 
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