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Straßen Yugakures

Sakaida Mai

Chuunin
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Ein anerkennendes Nicken von Nanami. Ein anerkennendes Nicken von Nanami! Eine wahre Fontäne des Stolzes türmte sich in Mai, in diesem Moment fühlte sie sich wie Einstein persönlich. Wie hilfreich ihre Ideen nun waren oder nicht, blendete sie einfach gekonnt aus. Nicht auszublenden war allerdings die eisige Kälte, welche die Gruppe umgab. Am frühen morgen blinzelte der Blauschopf müde zur Höhlendecke hoch und musste feststellen, dass es längst zu kalt war, um noch weiter zu schlafen. Dennoch kam Mai nicht drum herum, dass ihre Äuglein immer wieder zufielen, so sehr sie sich auch bemühte, endlich munter zu werden. Erst als das Feuer wieder anfing zu knistern und sich ein Hauch von Wärme ausbreitete, setzte sie sich müde, aber nicht minder neugierig auf. Sich das viel zu lange Haar aus dem Gesicht streichend, beobachtete sie Kayros dabei, wie er sich um das Frühstück kümmerte. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, sie mochte den Suna-Nin einfach.

Wer lebt hier bloß freiwillig? Das hält doch kein normaler Mensch aus. Die sind alle völlig verrückt..“, brummelte Mai so sehr in ihren nichtvorhandenen Bart, dass es niemand verstehen konnte. Die blauen Haare, welche zu einem flachen Zopf geflochten wurden, steckten unter dem dicken Mantel und der Mütze. Der Schal verdeckte das Gesicht bis zu den Augen, nur so konnte man den peitschenden Wind aushalten. Immer wieder wehte dieser eisige Sturm den Schnee auf, wenn die Shinobi Pech hatten, schneite es zusätzlich. Der Weg nach Yugakure war wohl der beschwerlichste und härteste Weg, welchen Mai in ihrem Leben gehen musste. Eine solche Kälte hatte sie noch nie erlebt. Für die ganze Gruppe war diese Tour ein Härtetest, schließlich war niemand diese Temperaturen und die Witterung gewohnt. Dementsprechend langsam ging die Reise voran, sodass es bis zum späten Abend dauerte, bis sie die vielen Lichter des Dorfes von weitem erkennen konnten.

Umso näher die Ninjas dem Dorf kamen, desto.. mehr zog Mai ihren Schal vom Gesicht. In einer Stadt war es ja bekanntlich immer ein wenig wärmer, als auf dem Land. Daher vielleicht. Obwohl es schon relativ spät am Abend war, waren die Straßen des Dorfes noch immer gut gefüllt. Um nicht zu sagen: Hier herrschte noch reger Trubel. Nein, auch das war untertrieben: Eine ausgelassene Stimmung, der eines Festes gleichend, herrschte hier. Mai gefiel das, und so ließ sie die Eindrücke auf sich wirken und öffnete den Reißverschluss ihres Mantels, der Schal hing nur noch locker um ihren Nacken. Während die vier Shinobi eine breite Straße entlang gingen, hörten sie so manchen Verkäufer seine Waren der Menge präsentieren. Überall waren Stände aufgebaut, anscheinend ist die Gruppe in einer Einkaufsstraße gelandet. Stehend sahen sie sich um, um ein Stück an Orientierung zu gewinnen. Wie sollten sie weiterverfahren?

Darüber machte sich Mai im Moment nicht allzu viele Gedanken, all die schönen Marktstände zogen sie förmlich magisch an. Ihr Blick haftete an einem besonders eindrucksvollen Stand, um ihn herum standen einige Männer, um die Waren zu begutachten. Als Mai merkte, dass es sich dabei um ziemlich aufreizende Dessous handelte, presste sie die Lippen aufeinander. Die Frauenquote ließ an diesem Stand wirklich zu wünschen übrig, obwohl Frauen wohl eher die Zielgruppe bestimmten. Eine hübsche Blondine mittleren Alters präsentierte den Männern kokett ihre Stücke. Mai konnte nicht alles verstehen, was sie sagte. Während sie ihren geflochtenen Zopf öffnete, um ihn zu dem üblichen Pferdeschwanz zu binden, sah der Blauschopf an sich selbst herab. So, wie die Dinge bisher standen, konnte Mai so ein tolles Dessous wohl noch nicht tragen. Ihr Blick huschte zu Itoe. Was das betraf, hatte die Hyuuga mehr Glück. Leider schien diese Mai’s Blick zu bemerken, sodass diese inständig hoffte, dass Itoe nicht bemerkt hatte, um was es hier ging.
Dass es der Kunoichi plötzlich so warm wurde, lag aber nicht an der Situation. Seufzend entledigte sie sich ihrer Jacke, die Mütze war schon vor langem im Rucksack verschwunden. Es war so unglaublich warm hier! Der Kontrast zur eisigen Kälte bei der Reise schien bestimmt auch dazu beizutragen. Obwohl, winterlich waren die Leute hier auch nicht unbedingt bekleidet. Im Gegenteil! „Wahnsinn, oder? Es ist schon fast unangenehm warm hier.“, meinte Mai in die Runde, da sich auch die anderen bereits auszogen.
 
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Kiyama Mura

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Was für ein Morgen. Nanamis Lippen entwich ein kleines Seufzen, als sie all ihre Kraft zusammennahm und sich unter Mühen aus ihren Decken erhob. Wie schon so oft versagte ihr der eigene Körper den Dienst, sobald er sich denn einmal zur Ruhe gelegt hatte. Vorsichtig ließ sie ihre Gelenke kreisen und brachte wieder Bewegung in die Glieder. Selten zuvor war ihr das eigene Alter so vor Augen geführt worden, wie in diesem kalten, privaten Feldzug zur Rettung ihres Schützlings vor sich selbst. Während sie sich so dehnte, wanderten ihre Augen misstrauisch von einem Begleiter zum nächsten. Sie wollte keine Schwäche zeigen und noch weniger wollte sie, dass einer dieser Anfänger gar Mitleid mit ihr empfand. So machte sie ihre kleinen Übungen ganz verstohlen unter dem Schutze ihrer Decke und war sich doch bewusst, dass ein prüfender Blick des Sunanins sofort ihren miserablen Zustand offenbaren würde. Zu ihrem Glück war ihr Team ein wenig abgelenkt, hatte doch Kayros großherzig eine kleine Wärmflasche für die ein ganzes Stück empfindlichere Schlange vorbereitet. Diese kleine Geste und ihre Ablenkung ermöglichte es ihr, noch einmal ihre Beine unter einem leisen Knacken zu strecken. Dann stand auch sie auf, bereit allen Herausforderungen des Tages zu begegnen.

So viel zum Thema „Ich bin auf alles vorbereitet“. Nanami biss die Zähne zusammen. Der Tag war weitaus anstrengender gewesen, als sie befürchtet hatte. Sicherlich war das Land des Schnees nicht gerade die wirtlichste Region dieses Kontinents, aber die Gegend präsentierte sich selbst für diese Jahreszeit von ihrer schlechtesten Seite. Unpassierbare Bergpfade, tiefer Schnee und der strenge Wind zerrten an Kleidung und Nerven des Teams gleichermaßen. Wäre das Team nicht so erfahren gewesen und hätte nicht aus gut trainierten Shinobi bestanden, sie hätten ihr Ziel wohl kaum im Laufe eines Tages erreicht. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, wie die Reise mit einer aus Genin bestehenden Truppe ausgesehen hätte oder gar mit Zivilisten. Immerhin hatten sie am späten Nachmittag endlich die Ausläufer des Landes der heißen Quellen erreicht und hatten ein bisschen mehr Geschwindigkeit aufnehmen können. Denn die wohl temperierten Seen und Quellen ließen dem Winter in diesem Land keine Chance und so hatten sie lediglich im Grenzgebiet ein bisschen mit Wassermassen und schlammigen Untergründen zu kämpfen. Kurzum nichts, womit ausgebildete Ninja nicht fertig werden konnten. Nach drei weiteren Stunden hatten sie dann auch schließlich das Ziel ihrer beschwerlichen Reise erreicht: Yugakure.
Trotzdem waren die Strapazen nicht spurlos an das Team vorübergegangen, denn Erschöpfung zeichnete sich nun auf dem Gesicht jedes einzelnen Shinobis ab. Sie waren durchgefroren, hungrig und den ganzen Tag marschiert. Obwohl ihnen das hell beleuchtete Yugakure endlich ein wenig Ruhe und Entspannung von den Strapazen des Tages versprach und die Greisin diesen Versuchungen kaum widerstehen konnte, verharrte Nanami für einen kurzen Moment einige hundert Meter vom Rand der Stadt entfernt. Die verlockenden Lichter weiterhin betrachtend und nach einem Nicken in Richtung der Hyuuga begann sie, ein paar Worte an das Team zu richten:
Wie ihr wisst, bewegen wir uns auf Yugakure zu. Ich muss euch wohl kaum sagen, dass wir uns damit in einer politischen Grauzone bewegen. Yugakure und auch das Land der heißen Quellen verfügen über kaum nennenswerte militärische Kräfte, über eigene Shinobi schon einmal gar nicht. Aus diesem Grund hat sich das Land absoluter Neutralität verschrieben und wir werden wohl auch zur Genüge auf Shinobi anderer Verbände treffen. Außerdem… Nun ja… Die heißen Quellen sind gerade im Winter sehr beliebt. Wer über das nötige Kleingeld verfügt, begibt sich hierhin und verbringt einige gemütliche Wintertage. Ich muss zugeben, dass ich nicht so recht weiß, wie wir vorgehen sollen. Die Spur eines einzelnen Kumonins auszumachen, wird also extrem schwer. Kurz wanderte ihr Blick in Richtung des Teams. Vielleicht hatte ja doch der ein oder andere eine goldene Idee. Dann nahm sie den Faden aber wieder auf. Ich schlage vor, dass ich uns eine Unterkunft besorge. Ich kenne hier einen Wirt im Stadtzentrum. Er…Er schuldet mir noch einen kleinen Gefallen. Wenn ihr euch in der Zwischenzeit noch ein wenig umschauen wollt? Insgeheim hoffte Nanami das ganz dringend, denn ihr Körper verlangte geradezu nach einem heißen Bad und ein wenig Erholung. Nur im Stillen gestand sie sich ein, dass ihr Körper seine Belastungsgrenze längst überschritten hatte. Kommt dann einfach zum „Tänzelnden Pony“. Noch einmal wurden hier und da letzte Details geklärt, Einwände eingestreut und Überlegungen erläutert, ehe man sich dann endlich in die Stadt begab.

Sie hatten noch nicht die kleine, schlecht gepflegte Stadtmauer durchschritten, da konnte man schon die friedfertige Einstellung des Dorfes erkennen. Mit einem kritischen Blick bemerkte die Greisin die lasche Einstellung der Stadtwachen, die die Gruppe trotz der späten Stunde ohne großen Aufhebens passieren ließen. Lediglich Itoe sorgte für eine kleine Reaktion, als einer der vierköpfigen Wachmannschaft seinen gelangweilt dreinblickenden Nachbarn mit dem Ellbogen anstieß und mit einem anerkennenden Nicken und einem süffisanten Lächeln auf ihr ausladendes Hinterteil deutete. Mochte es auch in allen Ländern die unterschiedlichsten Traditionen und Gebaren geben, Männer blieben doch immer Männer. Mit diesem Gedankengang durchquerte auch Nanami das Tor nach Yugakure.

Während die Alte durch die Straßen lief, musste selbst sie schlucken. Anders als Mai, die ihrer Begeisterung freien Lauf ließ, gestand sie sich nicht ein bisschen Spaß zu. Zu erschöpft war sie, zu ernst die Lage. Sie konnte einfach nicht abschalten. Dennoch wanderte ihr Blick nur so von rechts nach links und wieder zurück, während sie die Stände und Menschen begutachtete. In der Tat herrschte in dieser Stadt trotz des harten Winters geradezu Volksfeststimmung. Überall sah man Stände entlang des Hauptverkehrsweges aufgereiht. Händler priesen ihre Waren an, Kinder lachten und Menschen flanierten mit strahlenden Gesichtern die Wege ab. Hätte sie nicht selbst immer wieder an sich herabgeblickt und ihre verdreckte und steife Kleidung gesehen, Nanami hätte nicht geglaubt, dass sie sich bis vor wenigen Stunden durch den tiefsten Winter hatte kämpfen müssen. Nur hier und da sah man eine Frau mit einem Schirm in der Hand, der darauf schließen ließ, dass man auch hier mit Regen als einzigen Boten des Winters rechnen musste. Doch schon bald fokussierte ihr Blick etwas ganz anderes, sah Nanami doch in der Menge, die gerade die Arbeit eines Glasbläsers verfolgte, einen Kirinin. Automatisch verkrampfte sich ihr ganzer Körper, ehe sie sich ihre eigenen Worte wieder in Erinnerung rief. In diesem Moment riss ein Knall ihre Aufmerksamkeit an sich. Blitzschnell war ihr Körper in eine leichte Verteidigungsstellung gesunken, als sie mit einem Seufzen erkannte, dass ein Künstler ein kleines Feuerwerk unter dem Applaus seiner Zuschauer hatte hochgehen lassen. Wütend über die Tatsache, dass sie sich so leicht hatte erschrecken lassen, nörgelte die Alte vor sich hin und schüttelte ausgiebig den Kopf. Wenn so ein Typ die ganze Nacht vor dem tänzelnden Pony verbringen würde, sie wüsste nicht, ob der Kerl das ungeschoren überleben würde…
Während die Alte verdrossen weiterstapfte, bemerkte sie gar nicht, wie sich eine Frau unauffällig von einer Gruppe löste. Zwei Männer, die sie dabei passierte, starrten die hübsche Frau interessiert an. Bescheiden und scheu blickte die Fremde zu Boden und griff ihren Schirm ein bisschen fester. Wie wohl die beiden Männer reagiert hätten, hätten sie gewusst, dass der Schirm in Wahrheit eine mit Senbon bestückte Waffe darstellte? Wir werden es wohl nie erfahren, denn die in einem roten Kleid gekleidete Frau hatte gerade Besseres zu tun. Schließlich hatte der Herr doch ihr und ihrem Kollegen klare Anweisungen hinterlassen.
 

Hyuuga Itoe

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Itoe streckte sich ein wenig. Das Klima war endlich wieder deutlich angenehmer als die letzten Stunden und die Hyuuga taute wieder auf. Auch Sakari war deutlich lebendiger, weshalb Kayros' Beutel mit einem Dankeschön wieder an ihn zurückgegangen war. Nun streiften die Shinobi durch die Straßen Yugakures, vorbei an diversen Marktständen und anderen Attraktionen. Das Dorf war gut besucht und an nahezu jeder Straßenecke konnte man eine neue Touristenfalle entdecken. Der Stand, mit all der schönen Unterwäsche, war nur einer davon. Itoe zwinkerte und flüsterte Mai kurz zu („Die Rote.“). Die Hyuuga bezweifelte leider, dass sie Zeit haben würden, die Genüsse Yugakures vollends auszukosten. Zu ernst war die Lage, zu hoch der Einsatz.
Trotzdem waren die vielen verschiedenen Gemüter interessant zu betrachten. Hier und dort konnte Itoe die geschmeidigen Bewegungen eines geübten Shinobi erspicken, an anderer Stelle hingegen rauften sich einige Jugendliche, während zwei hübsche Mädchen daneben standen und, so wie es aussah, mit den Fingern Punktzahlen hoch hielten. Itoe musste schmunzeln. Diese alltäglichen Nettigkeiten waren schon eine ganze Weile aus ihrem Kopf heraus gewandert. Ihre Aufträge waren gefährlicher geworden und die Chuunin hatte den Spaß des Lebens nun schon lange vernachlässigt. Sie nahm sich vor, mal wieder Vierzehn zu sein, sobald Mura gefunden und sicher behütet zuhause angekommen war. Mai würde diese Idee sicherlich begrüßen, wirkte sie doch meist eh so, als wäre sie nie wirklich gealtert.
Apropos Alter: Itoe hatte die Anstrengungen Nanami angesehen, allerdings den Mund gehalten. Sollte sie sich nur in Ruhe um die Unterkunft des Abends kümmern, während der Rest des Teams sich zumindest einen groben Überblick verschaffte. Die Informationen, die sie benötigten, würden sie allerdings kaum auf der Straße finden, indem sie Passanten ansprachen. In einer solchen Stadt, in der der Handel blühte und tausende Menschen täglich ein und auswanderten, gab es mit Sicherheit jemanden, der sich sein Geld damit verdient, den Überblick zu behalten und Informationen zu horten. Ob Itoe so jemanden finden könnte?
Später, vielleicht. Genauer gesagt: Morgen, vielleicht. An diesem Tage würden sie nicht mehr allzu viel schaffen und nach der anstrengenden Reise wollte die Hyuuga dem gesamten Team die Ruhe gönnen. Ob sich Mai und Kayros noch etwas auf dem Markt umschauen wollten? Nach Informationen zu graben hatte zu diesem Zeitpunkt nun wirklich keinen großen Sinn – wo sollten sie denn anfangen?
„Wir treffen uns in einer Stunde bei tänzelnden Pony, in Ordnung? Dann können wir nach dem Abendessen in Ruhe besprechen, wie es weiter geht. Verlauft euch nicht und baut keinen Unfug!“, merkte Itoe noch schmunzelnd an und drehte sich um. Sollten Mai und Kayros noch ein wenig ihren Spaß haben, Itoe konnte sich gerade keine wirkliche Pause gönnen und hatte anderes im Kopf.
Eine Stunde würde vollkommen ausreichen.
Während Sakari der Chuunin also ins Ohr flüsterte, wie schön diese Stadt doch war, und wo all die Menschen her kamen, zog diese ihre Kapuze tiefer ins Gesicht und verschwand in der Menge.
 

Hiragana Kayros

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Der Hiragana blickte ein wenig umher, als Itoe sich verabschiedete und auf Informationssuche ging. Es gab keinerlei Einwände, und schon war sie verschwunden, wie zuvor auf schon Nanami. Kayros, dem der Stand mit leichter Unterbekleidung nicht einmal aufgefallen war, schaute kurz zu Mai herüber. Er grinste verschmitzt. „Wenn wir niemanden hören, der die Wörter Eto, Mura oder Kumogakure verwendet, werden wir wohl so schnell nichts finden, nicht wahr? Vielleicht sollten wir einfach unser Glück versuchen, statt schon auffällig nach Mura zu fragen, wo wir doch nicht wissen, ob uns viele die ANBU aus deiner Heimat belauschen könnte.“ Er wies die Straße hinunter, entlang der strömenden Massen an Menschen – diesen Weg war zuvor auch Nanami gegangen. „Wollen wir ein wenig bummeln?“


So gingen die beiden Freunde vorbei an diversen Ständen, schauten sich verschiedenste Accessoires an: Hüte, Masken, Haarbroschen, und, und und. Oftmals blieben die beiden nur kurz stehen, schauten kurz ein paar Dinge an, lauschten den umstehenden Gesprächen und gingen dann weiter, ohne etwas zu kaufen. Doch an einem Stand blieb der Junge stehen. Eine junge Verkäuferin stand darin und wachte mit höflichem Lächeln über ihre Ware. „Kann ich Ihnen helfen, junger Herr? Vielleicht etwas für Ihre Freundin?“, fragte sie sogleich mit warmer Stimme. „Danke, ich hab schon etwas gefunden“, antwortete Kayros lächelnd und hielt ihr einen Handspiegel mit dunkelblauem Rahmen entgegen. „Sehr gerne!“ Kayros bezahlte den verlangten Preis und blickte ein wenig verlegen zu Mai herüber. „Du bist doch Waage, oder nicht? Dann ist dein Geburtsplanet doch die Venus.“ Mit diesen Worten drehte er den Spiegel herum und deutete auf das eingravierte goldene Symbol des Planeten – interessanterweise ebenfalls ein Symbol für den Spiegel. Als Mai den Spiegel an sich nahm, drehte sich der Junge weg und schaute die Straße hinunter. „Schau“, sagte er schon fast geschäftsmännisch, „das tänzelnde Pony.“ Er schaute zur Blauhaarigen herüber und lächelte sein übliches Lächeln. „Dann wollen wir mal zu Nanami, oder willst du vorher noch woanders hin?“
 

Sakaida Mai

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Ehe man sich versehen konnte, entfernten sich Nanami und Itoe von der Gruppe, sodass Kayros und Mai ein wenig bedröppelt zurückblieben und sich selbst überlassen waren. Ein wenig ratlos sah sie zu ihrem Freund auf. Was blieb ihnen schon anderes übrig, als sich „umzuhören“, um „Informationen“ zu beschaffen? Ganz genau! Ein wenig bummeln! Mai wusste natürlich, dass das nicht sehr professionell war und vielleicht hatte sie auch ein schlechtes Gewissen deswegen, aber dennoch stimmte sie sofort erfreut zu: „Super Idee!“ Was sprach schon dagegen? Vielleicht konnten sie danach wieder klarer Denken.

All die Waren, die bunten Buden: Alles sog Mai’s Aufmerksamkeit förmlich auf. Es dauerte nicht lange, da waren es jedoch nur noch die Stände, an welchen Essen verkauft wurde, welche interessant waren. Erst jetzt fiel dem Blauschopf auf, wie hungrig sie eigentlich war. Und was ihr alles angeboten wurde! Yakitori, Takoyaki, Würstchen im Schlafrock, Sushi.. Nicht lange, da konnte Mai ihren Magen schon knurren hören.
Sie musste sich dringend ein wenig davon ablenken, schließlich wollte sie sich den Appetit nicht für das Abendessen später verderben.
Kayros machte an einem Stand Halt, Mai blickte neugierig an ihm vorbei auf die ausgelegten Waren. Als die freundliche Verkäuferin Kayros anredete, ob er nicht etwas für seine Freundin kaufen wollte, setzte Mai sofort zum Sprechen an, um das Missverständnis klären zu können. Doch der Suna-Nin kam ihr – zu Mai’s großer Überraschung – zuvor und entschied sich tatsächlich für ein Geschenk. Verwirrt sah sie dabei zu, wie Kayros der Dame das Geld gab und ihr schließlich den kleinen Handspiegel reichte. Mai wechselte schnelle Blicke zwischen dem Präsent und Kayros, ehe sie an ihm hängen blieb und ihn förmlich anstrahlte, während er erklärte, was er sich dabei gedacht hatte. Viel zu schnell wandte er sich von Mai ab, doch sie umarmte ihn noch freudig von hinten und bedankte sich vielmals – wirklich vielmals.

Bei bester Laune und stolz wie Oskar, marschierte Mai mit ihrem Handspiegel in der Hand neben Kayros her und grinste ihn im Sekundentakt an. Gerade als Mai ein Zirkusplakat entdeckte, auf welchem ein Eisbär mit Hut abgebildet war (darauf stand: „Sehen sie den einzigartigen Eisbären Bobo“), deutete ihr Begleiter leider auf das „Tänzelnde Pony“, weshalb sie leider nicht mehr dazu kam, das Plakat genauer unter die Lupe zu nehmen. Im Gästehaus angekommen trafen Kayros und Mai sofort auf Nanami. Noch ehe der Blauschopf ihr stolz den geschenkten Handspiegel zeigen konnte, bat diese um ein Vier-Augen-Gespräch mit Kayros – und sollte es auch bekommen. Abgewürgt nahm Mai also den Zimmerschlüssel entgegen und stand nun gänzlich alleine da.
Wenigstens kann ich mir das Zimmer mit Itoe teilen. Aber die ist bestimmt noch nicht da.“, dachte sie geknickt und warf einen misstrauischen Blick in die Taverne. Bis auf den Geruch von Whiskey war es ganz okay. Wahrscheinlich.
Dennoch hatte Mai keine Lust, sich alleine zu lauter Fremden zu setzen, weswegen sie sich dazu entschied, ihre Sachen aufs Zimmer zu bringen und ein Bad zu nehmen, bis die anderen kamen.

Weil Mai als Erste im Zimmer war, durfte sie sich auch das Bett aussuchen. Schnell warf sie sich auf das Bett am Fenster, damit erste Knitterspuren des Lakens von Itoe zur Kenntnis genommen werden konnten. Um Sicher zu gehen, breitete Mai auch gleich ihren gesamten Rucksackinhalt auf dem Bett aus. Nun würde Itoe bestimmt wissen, dass Mai sich dieses Bett ausgesucht hatte. Abgesehen davon war es so auch einfacher, alles für das Bad zu finden. Während sie geschäftig herumkramte, warf sie abwesend einen Blick aus dem Fenster, um sich danach wieder ihren Sachen zuzuwenden. „…!
Ungläubig stürzte Mai, wie von der Tarantel gestochen, zur Scheibe. Wie verrückt! Hatte sie sich vertan? Wahrscheinlich. Oder? Nein, noch immer stand diese vertraute Gestalt unten auf der Straße, den Blick gen Zimmer. Der junge Mann war in einen dunkelroten Mantel gehüllt, hatte blondes Haar und kam Mai sofort mehr als bekannt vor. „Mura?“, murmelte sie ungläubig, als sich die Blicke der beiden Ninja trafen. Er sah anders aus. Älter, größer, einfach.. anders. Es war wohl doch mehr Zeit ins Land gezogen, als Mai sich eingestehen wollte. Ihr wurde flau im Magen, wenn sie an die Zeit dachte, welche sie in Kumogakure erst kürzlich verschwendete.

Stopp!“, rief sie gegen die geschlossene Scheibe, als Mura sich unerwartet zum Gehen umwandte. Geistesgegenwärtig riss Mai das Fenster auf und schwang sich flink auf die Straße. Ein Glück, dass sich das Zimmer nur im ersten Stock befand. „Mura! Hey! Muraaa!!“, rief sie ihm laut nach, doch er reagierte nicht wirklich auf sie und verschwand in der Menge. Verwirrt über sein Verhalten flitzte Mai ihm nach, schlängelte sich ebenfalls durch die Menschen und wurde nicht müde, nach ihm zu rufen. Immer wieder drehte er sich zu ihr um. Wollte er prüfen, ob er sie abgehängt hatte? Plötzlich schlug er einen Haken und verschwand in einer Seitengasse, Mai ihm hinterher.
Was soll das?!“, fragte sie ihn eingeschnappt in die Dunkelheit hinein. „..wir haben eben hunger..“, bekam sie unerwartet eine Antwort. Verwirrt blickte der Blauschopf zu zwei älteren, heruntergekommenen Männer, welche eine Mülltonne durchwühlten. Doch von Mura war keine Spur mehr. Hatte sie sich das eingebildet? Ihn verwechselt? Das konnte nicht sein, Mai war sich sicher, dass es Mura gewesen war! Warum rannte er davon?

Mit gesenktem Blick wandte sie sich um und trat den Rückweg ins Gästehaus an. Es begann sowieso gerade zu regnen..
 

Kiyama Mura

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Ein wenig verdattert blickten die beiden Männer die hübsche Chuunin aus Kumogakure schon an, als sie so rüde bei ihrem Abendessen gestört worden waren. Hayato hatte direkt schon Anstalten gemacht, aus der Mülltonne zu steigen, während sein Begleiter Yusuke schon mit panischem Blick nach einer Fluchtmöglichkeit suchte. Die Restaurantleitung von „Kiryus Einöde“, dem Laden, dessen Mülleimer sie gerade durchwühlten, mochte es gar nicht, wenn sie hier herumlungerten. Leider war es aber auch so, dass „Kiryus Einöde“ von je her seine schmackhaften Essensreste in luftdichte Beutel verschloss und so in Hayatos und Yusukes Kreisen als Geheimtipp galt. Es war wie beim Pokern. Nur wer wagt, gewinnt...Ob sie deswegen auch auf der Straße gelandet waren?
Selbst, als die blauhaarige Sakaida schon längst unverrichteter Dinge abgezogen war, hatte sich der Puls der beiden Männer nicht ganz beruhigt. Kopfschüttelnd und nörgelnd machten sie sich wieder auf die Suche. Vielleicht lag es daran, dass sie ihr Glück nicht zu sehr ausreizen wollten und nicht doch noch dem Restaurantinhaber auffallen wollten, sodass sie nun in noch größerer Eile geschäftig die Beutel durchstöberten. Dabei nahmen sie gar nicht die Frau wahr, die nur wenige Meter entfernt neben ihnen stand. Scheinbar stand sie schon eine ganze Weile da und beobachtete die beiden Männer nachdenklich. Kurz strich sich die hübsche Frau mit einer Hand über ihr rotes Kleid und trat dann unbemerkt auf die Hauptstraße. Lediglich ein Mann, der gerade ein Schild mit den Menü des Tages neben seiner Eingangstür abnahm, schaute irritiert auf. Eigentlich war er gerade im Stress, schließlich war sein Restaurant bis auf den letzten Platz ausgebucht. Aber die Tatsache, dass eine feine Dame aus so einer schmuddeligen Gasse ohne männliche Gesellschaft auftauchte, verwunderte ihn dann doch ein bisschen. Seine Neugier und Irritation ließen ihn der Frau hinterherblicken, die sich unauffällig unter die Menge mischte, während er sich rückwärts laufend auf die Gasse zubewegte. Doch die seltsame Frau war nach einem kurzen Blick zu seinen Mülltonnen wie vergessen.
Der alte Drache! Lauf, Hayato!

Obwohl die Feiertagslaune der meisten Menschen noch lange nicht verebbt war, sorgten doch die ersten Tropfen, die von einem sich anbahnenden Regenschauer kündeten, dafür, dass sich das Geschehen zusehends in die Bars, Cafes und Wirtshäuser Yugakures verlagerte. Ein grimmiges Lächeln huschte über die Züge eines Mannes, der etwa 30 Meter entfernt eine Kunoichi aus Konohagakure beobachtete. In seiner schwarz-weißen Kleidung wirkte er geradezu unscheinbar, verglich man sie mit den bunten, bis an das Geschmacklose heranreichenden Kimonos und Kleider, die die Leute um ihn herum zur Schau stellten. Die Weiber gaben sich alle Mühe, bescheiden und doch auffallend, sittsam und doch aufreizend den Frauen in ihrer Umgebung die Schau zu stehlen. Viele der Männer...Zivilisten... versuchten sich wie Gockel aufzuplustern; der eine tat das, indem er die Größe seiner Brieftasche offen der Allgemeinheit kundtat, der andere, indem er mit seinen körperlichen Vorzügen prahlte. Natürlich taten sie das nicht offen, aber hier eine Bemerkung, da ein besonders großzügiges Trinkgeld, an anderer Stelle eine kleine freundschaftliche Rangelei überführten die Männer dann doch. Wie gerne würde er den Gockeln doch den Hals umdrehen. Er verachtete diese Weichlinge, die nie hatten Dreck fressen müssen, die nie bis zur Erschöpfung hatten kämpfen müssen, die sich nie hatten aus den Därmen ihrer Kamerade... Tokumitsu rief sich selbst zur Ordnung. Er war nicht hier, um in Erinnerungen zu schwelgen. Schließlich hatte er doch klare Anweisungen bekommen und es schien so, als verfolgte er dieses Mal eine wirklich heiße Spur. Drei Tage lang lagen sie jetzt schon auf der Lauer, aber es hatte sich gelohnt. Scheinbar hatte der Herr den richtigen Riecher gehabt...
Missmutig schaute er sich um: Wegen des sich anbahnenden Regens schlossen die ersten Stände und auch die Straßen leerten sich spürbar. Lange würde er die Verfolgung dieser Kunoichi aus Konoha nicht fortführen können, wollte er nicht das Risiko, entdeckt zu werden, immens und vor allem unnötig erhöhen. Gerade war die Hyuuga in einem Gespräch mit einem Händler vertieft, als ein Knacken im Ohr den Fremden verharren ließ.
~Tokumitsu~kun,~~~ bist du da~~~? Er hasste es, dass Akane aus jedem Satz ein Liedchen bastelte. Es hatte ihn schon vorher genervt, nach drei Tagen mit ihr aber war sein Geduldsfaden endgültig erschöpft.
Was?
Sie suchen ihn.
Ein böses Lächeln umspielte die Lippen des Mannes, ehe er sich abwandte und in der Menge untertauchte.


Müde saß Nanami an der Theke. Vor ihr stand eine Flasche mit Schnaps, die ihr der Wirt großzügig spendiert hatte. Es war schon nicht schlecht, hier und da einen Gefallen einfordern zu können. Früher hatte sie sich nie um solche Gefälligkeiten geschert, aber mit zunehmenden Alter lernte man die kleinen Dinge im Leben immer mehr zu würdigen. Eigentlich hatte sie vorgehabt, mit dem Öffnen der Flasche zu warten, bis der Rest des Teams dazugestoßen war. Dann aber hatten Kälte und Rückenschmerzen doch noch gesiegt. Sie war zu alt für diesen Job. Es ließ sich nicht leugnen. Obwohl sie es schon lange geahnt, nein... obwohl sie es schon lange gewusst hatte, deprimierte die Alte diese Feststellung. So viele Jahre und Jahrzehnte hatte sie sich ihre Leistungsfähigkeit bewahrt, aber nun war eine Grenze erreicht und überschritten. Nachdenklich und in alten Zeiten schwelgend schenkte sie sich einen weiteren Schluck ein, als auch ein Teil ihrer Gruppe eintraf.
Das seid ihr ja. Ich habe das Wunder vollbracht und uns drei Zimmer in der ersten Etage sichern können. Ein Lächeln war wieder auf dem Gesicht der Alten zu sehen und nichts erinnerte mehr an die gebeugte Gestalt, die noch vor wenigen Augenblicken an der Bar gesessen hatte.
Das Zimmer von dir und Hyuuga Itoe liegt hier vorne die Treppe hoch. Mein Zimmer liegt direkt nebenan. Eigentlich hatte Nanami schon die ganze Zeit überlegt, wie sie die blauhaarige Chuunin unauffällig loswerden konnte. Es war ja nicht so, dass die Sakaida ihr unsympathisch war, aber sie wollte einen Moment allein mit Kayros reden. Da überlegt man und überlegt und dann ist die Praxis so einfach. Denn Mai lief direkt und unverdrossen los und beachtete die Alte gar nicht weiter. Schließlich würden sie beim Abendessen noch genug Gelegenheit zum Reden haben.
Kaum war das Mädchen außer Sichtweite, verhärtete sich Nanamis Miene und sie schaute den Hiragana unverwandt an.
Kayroskun, ich habe seit der Nacht in der Höhle furchtbare Schmerzen im Rücken. Ich kann kaum noch laufen. Ich... ich brauche deine Hilfe.
 
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Hyuuga Itoe

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*Ich muss hier raus*, schoss es Itoe durch den Kopf, nachdem sie sich ein weiteres Mal umgesehen hatte. Sie befand sich mitten im kommerziellen Zentrum der Stadt; dem Herz der Touristenfallen. Hier an Informationen zu gelangen, war beinahe unmöglich, weshalb sich die Chuunin langsam, aber entschlossen ihren Weg durch die Menge bahnte. Sie entschied sich für einen der etwas abgelegeneren Händler, die kaum Kunden vorzuweisen hatten.
Als Itoe vor den kleinen Holztischen stand, wusste sie auch, weshalb das so war. Dieses etwas merkwürdig drein schauende Individuum verkaufte gebrauchte Porzellanpuppen – Itoe fragte sich, wie er sich die Standmiete leisten konnte. Ein wirklich gutes Geschäft hatte er nämlich nicht am Laufen.
„Darf ich ihnen kurz eine Frage stellen?“
Das ältere Hunzelmännchen mit dem Rauschebart blinzelte ein paar Mal überrascht, als wäre er es nicht gewohnt, mit anderen Menschen tatsächlich zu kommunizieren, fing sich allerdings nach einigen Sekunden wieder.
„Sicher, sicher. Wollen sie fragen, welches Kind am passendsten für sie ist?“
„Welches Ki... nein. Nein!“ Itoe schüttelte vielleicht etwas zu energisch den Kopf, weil sie für einen winzigen Moment das Gefühl gehabt hatte, dass sich der eine Puppenkopf bewegen würde. Nein, keine Puppe für Itoe. Ob sie Kayros eine mitbringen sollte?
„Diese hier sieht ihnen sehr ähnlich. Sie ist schön.“, fuhr der Mann fort, als hätte er Itoe gar nicht gehört. Er hielt der Chuunin eine abgrundtief hässliche Puppe mit nur einem Arm unter die Nase. Sie roch etwas nach Moder. Die Puppe, nicht die Nase.
„Nein, aber Danke. Ich wollte eigentlich nur wissen, ob es in der Stadt ein Kneipenviertel gibt.“
„Nein, sicher?“
„Ja, sicher. Meine Frage?“
„Alkohol schädigt den Geist, junge Frau. Irgendwann sehen sie so aus!“, sagte der Verkäufer und deutete auf einen leeren Platz auf seinem Tisch. Die Hyuuga runzelte nur die Stirn.
„Puff – weg! Liegen irgendwo im Graben und wissen nicht, wo sie sind.“

„Könnten sie mir bitte trotzdem den Weg weisen?“
„Da lang.“, murmelte der ältere Herr und deutete quer über den Platz. Als Itoe seinem ausgestreckten Arm mit ihrem Blick folgte, traf ihr Blick auf ein Gesicht, dass sie zuvor schon einmal kurz gesehen hatte.
Ein groß gewachsener Mann mit schwarzer Zottelfrisur und einer Narbe, die ihm quer über die Nase fuhr. Seiner Kleidung und dem Katana an seiner Hüfte nach zu schließen, handelte es sich hier nicht um irgend einen Tourist. Mit zusammengekniffenen Augenbrauen hielt Itoe dem Blick des Mannes stand, doch einen Wimpernschlag später hatte er sich längst wieder in der Menge aufgelöst.
Wurde Itoe beobachtet, oder hatte nur jemand Gefallen an ihrem ausladenden Gesäß gefunden?
„Ah, Danke. Dort ist viel los, nehme ich an?“
„Mhm.“ Der Verkäufer war immer noch etwas grummelig.
„Gibt es noch ein zweites Kneipenviertel, in dem man nicht auf diese Menschenmassen trifft?“, fragte Itoe.
„Mhm.“ Ein weiterer ausgestreckter Arm. Die Chuunin bedankte sich eilig und trat den Rückzug an.
Der Mann hatte angefangen, eine seiner Puppen die Haare zu kämmen und redete mit ihr über irgendwelche Bewerbungsfristen – das Zeichen für Itoe, schleunigst das Weite zu suchen.

Es hatte zu regnen begonnen. Itoe zog ihre Kapuze tiefer ins Gesicht und eilte mit schnellen Schritten die Seitenstraße entlang. Je weiter sie in den Außenring der großen Stadt vorgedrungen war, desto weniger Menschen war sie begegnet. Das schlechter werdende Wetter hatte sicherlich seinen Teil dazu beigetragen, aber Itoe war sich trotzdem sicher, dass sie hier hinten wohl nur noch auf Einheimische treffen würde.
Der Mann mit der Narbe war ihr auch nicht mehr über den Weg gelaufen – Itoe hatte sich des öfteren umgeschaut oder einige Minuten hinter Häuserecken gewartet, doch verfolgt wurde sie im Moment definitiv nicht. Ob sie sich zuvor geirrt hatte? Möglich.
Mit einem lauten Quietschen drückte sie die Tür zur dritten Kneipe auf, die sie besuchte. Es sollte die letzte sein, danach würde sie sich beeilen müssen um noch rechtzeitig im tänzelnden Pony anzukommen. Ein dunkles Holzschild hing über der Tür und klapperte im Wind. Darauf stand schlicht und einfach Bree. Anscheinend war das Prinzip des beschriebenen Tiers nicht überall willkommen.
Itoes größtes Problem bei der Informationssuche war es bisher, dass jeder der Meinung war, dass er ganz besonders geheime Dinge wusste. In einer Stadt, in der Shinobi so oft ein und ausgingen, entwickelte sich eben sehr schnell eine brodelnde Gerüchteküche und wenn Itoe nicht glauben wollte, dass unter den heißen Quellen monatlich ein geheimes Shogi-Turnier statt fand, in dem sich die verschiedenen Kage dieser Welt die Stirn boten, hatte sie eben ein Problem.
Der Name Kiyama sagte niemandem etwas, geschweige denn Mura oder Buntaro.
Irgendwann, während die Regentropfen auf Itoes Haupt geprasselt waren, hatte sich Itoe aber in den Kopf gesetzt, dass in dem Gedicht von Muras Vater mehr Informationen versteckt sein mussten, als diese Stadt hier. Eine Stadt war riesig und selbst jetzt, da ihr Team Yugakure gefunden hatte, wussten sie nicht weiter. Was also war der nächste Hinweis?
Itoe hatte sich dazu entschlossen, sich ganz allein auf mögliche Orte zu konzentrieren und deswegen all diese Zeilen herausgesucht. Sie hatte das Gedicht oft genug gelesen um es im Schlaf rückwärts aufzusagen.
Folgende Zeilen hatte sie sich gedanklich notiert gehabt:

Zu Höhlen tief aus alter Zeit...
Schläft in Gewölben unter Tag.
Sie fingen ein im edlen Stein...
Durchs Tor geflohn, sah Riesen schon...

Der gemeinsame Nenner war schnell gefunden, sobald Itoe diesen Schritt geschafft hatte: Höhlen oder Gewölbe unter der Erde. Vielleicht mit, vielleicht ohne Tor, aber was spielte das schon für eine Rolle?
Mit diesen Worten im Kopf trat die Hyuuga nun auch an den hiesigen Gastwort heran. Sie versuchte nicht einmal mehr, Informationen direkt über Mura heraus zu finden. Er war zwar nur ein Genin, aber wenn er nicht gefunden werden wollte, dann würden ihn die Einheimischen auch nicht sehen. Er war – in diesem Falle leider – nicht unfähig.
„Was darf's sein? Kein Alkohol, falls dir das durch den Kopf geht. Shinobi hin oder her, du bist nicht volljährig.“
Itoe schmunzelte daraufhin nur. Der Kerl war zumindest nicht dämlich, aber gleichzeitig wollte die junge Frau hier auch ganz bestimmt nichts trinken. Die Kneipe war schmutzig und die Schnapsflaschen sahen auch nicht allzu lecker aus. Etwas nicht-alkoholisches? Der Wasserhahn war verkalkt und wenn man las, was auf den merkwürdigen Dosen stand, die in einem kleinen Regal an der Wand untergebracht waren, wurde einem ganz anders. Was, um alles in der Welt, war beispielsweise Magermilchpulver? Eine Sache, die man vielleicht besser nicht heraus fand.
„Nur einige Informationen, wenn's Recht ist.“
„Wir sind nicht die Wohlfahrt, Schätzchen.“
Itoe zog zwei Geldscheine aus der Tasche und legte sie wissend lächelnd auf den Tresen.
„Dann nehme ich einen doppelten Whiskey.“, sagte sie und der Wirt stellte ihr mit staubtrockener Miene ein leeres Glas vor die Nase.
„Gibt es hier in der Gegend irgendwelche Höhlen? Außerhalb der Stadt vielleicht?“
Der Gastwirt fuhr sich über seinen ungepflegten Bart, während er überlegte.
„Nicht wirklich. Auch außerhalb der Stadt findest du überall heiße Quellen. Ich denke, da würden die meisten Höhlen einfach einstürzen oder so. Unter Tage gibt es hier nichts mehr.“, erklärte der Wirt und wischte sich eine braune Flüssigkeit von den Händen, die ein wenig wie Schmieröl aussah.
Itoe seufzte etwas enttäuscht, bedankte sich aber dennoch. Sie hatte sich kaum vom Tresen gelöst, als eine dürre Hand ihren Arm umfasste. Itoes Kopf zuckte zur Seite. Winzige, schwarze Augen starrten ihr aus wenigen Zentimetern Entfernung entgegen. Sie gehörten einem krankhaft dünnen Mann. Seine Haut war grau und faltig, seine Knochen waren deutlich zu erkennen, die Wangen eingefallen und er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Sein Atem roch nach Alkohol und Tod.
„Du suchst die Stollen.“, ertönte die leise, raue Stimme.
„Wie bitte?“, fragte Itoe nach.
Eine große, grobe Hand griff sich den Kragen des dürren Mannes und zerrte ihn von der Hyuuga fort. Kopfschüttelnd warf der Gastwirt die merkwürdige Gestalt wieder zurück auf einen der Stühle.
„'tschuldige. Hien ist nicht mehr ganz richtig im Kopf.“
„Von was für Stollen redet er?“
Der Gastwirt schnaubte.
„Jeden Tag erzählt er uns dieses Ammenmärchen. Er meint die alten Bergwerksstollen, die sind aber schon seit Jahrzehnten geschlossen.“
„Also gibt es doch eine Art Höhle hier in der Gegend?“, fragte Itoe säuerlich. Wenn der Kerl von irgendwelchen Stollen wusste, wieso hatte er ihr das nicht gesagt?
„Sie sind fast eine ganze Tagesreise von Yugakure entfernt. Dort geht eh nie jemand mehr hin.“
„Die Stollen sind verflucht.“, tönte die rauchige Stimme von ihrem Stuhl. Itoe lief es eiskalt den Rücken herunter. Sie wusste nicht, weshalb, doch dieser Hien hatte es geschafft, ein ungutes Gefühl in der Chuunin auszulösen.
„Verflucht?“
„Hien, hör au-“
„Ich möchte die Geschichte hören.“
Hien sprang auf und krallte sich wieder an Itoes Arm fest – sie ließ es geschehen.
„Die verfluchten Stollen.“, begann der kleine Mann zu erzählen. Seine Augen traten dabei immer weiter aus ihren Höhlen heraus. „Vor über zwanzig Jahren wurde das Bergwerk gebaut. Haben Erz aus der Erde geholt, Reichtümer gesammelt. Doch sie wurden gierig und haben immer tiefer und tiefer gegraben. Sie haben die Oni aus ihrem Schlaf geweckt.“
„Oni?!“ Itoe hatte keinen Zweifel daran, dass Hien amtlich einen an der Klatsche hatte und seine Geschichte vollkommen erfunden war, doch... nun, ich muss es eigentlich nicht aussprechen, oder?
„Die Oni hatten geschlafen. Tausend Jahre, bis die Gier der Menschen sie geweckt hat. Sie haben sich gerächt, haben die Bergarbeiter in die Tiefen verschleppt und jeglichen Reichtum der Erde beschlagnahmt. Die Erzadern der Stollen waren binnen Wochen vollkommen erloschen und ein Arbeiter nach dem anderen verschwand. Nicht einmal die Dörfer dort sind sicher vor ihnen – seit die Oni erweckt wurden, suchen sie die Gegend heim. Sie haben viel zu tief gegraben...“
Ein grimmiges Lächeln hatte sich auf Itoes Lippen geschlagen.
„Du kannst mir nicht rein zufällig sagen, wo genau ich diese Stollen finde, oder?“
Als die Hyuuga das Bree verließ, hatte sie alles, was sie wollte: Eine weitere Spur. Es wären schon sehr merkwürdige Zufälle, wenn die einzige, große Höhle hier in der Gegend nichts mit dem Gedicht zu tun hatte. Oni, anyone?
Nur Itoes Reflexe retteten sie vor dem plötzlichen Angriff. Das Geschoss zischte wenige Zentimeter neben ihrem Ohr vorbei und krachte hinter ihr gegen die Tür.
„Seid ihr nicht ein wenig zu jung für Sachbeschädigung?“, fragte Itoe die beiden Halbstarken vor ihr, die gerade dabei waren, das Gasthaus mit Eiern einzudecken.
„Geht nach Hause.“, zischte die junge Frau und machte sich auf den Weg zurück zum tänzelnden Pony.

Nicht nur Itoe hatte heute Abend interessante Entdeckungen gemacht! Als Mai von ihrer merkwürdigen Begegnung mit Mura erzählte, wäre Itoe fast der Unterkiefer auf ihren Teller gefallen. Konnte das sein? Viele verschiedene Gedanken schossen der Hyuuga durch den Kopf.
Sie hatte ihrem Team von ihren eigenen Erkenntnissen berichtet. Auch der Mann mit der Narbe war zur Sprache gekommen – nur um auf Nummer Sicher zu gehen. Doch trotz all der Informationen verlief das Abendessen erstaunlich unspektakulär. Man hätte erwartet, dass Mais Worte wie eine Bombe einschlugen, doch anscheinend waren alle zu geschafft. Morgen war ein neuer Tag und es war vielleicht wirklich ganz gut, wenn alle mal wieder eine ruhige geruhsame Nacht bekamen. Itoe verputzte die letzten Bohnen im Speckmantel auf ihrem Teller und erhob sich. Was für ein merkwürdiger Tag...

In ihrem Zimmer angekommen, ließ sich Itoe rückwärts auf ihr Bett fallen, den Blick an die Decke gerichtet.
„Wir scheinen hier richtig zu sein.“, murmelte sie so halb vor sich hin.
„Bist du dir sicher, dass es Mura war?“, fragte Itoe und zog eine Schnute. Dass sie Mai nicht beim Wort nahm, lag nicht daran, dass sie dieser nicht vertraute, ganz im Gegenteil, Mai wäre wohl die letzte, die einfach so eine Lüge auspacken würde. Doch in der Welt der Shinobi konnte man eben nicht immer seinen Augen trauen. Itoe vielleicht, aber Mai nicht.
„Wenn Mura weiß, dass wir hier sind, aber keinen Kontakt sucht... das wirft genau so viele Fragen auf, wie wenn jemand seine Gestalt angenommen hätte.“ Itoe erhob sich und entledigte sich der schwarzen Lederkluft, damit sie die Nacht in etwas bequemeren verbringen konnte.
„Mura hat nur durch ein Missgeschick herausgefunden, dass sein Bruder noch lebt. Ein Forscher aus Sora hatte ihn mit Buntaro angesprochen. Wäre es möglich, dass du Muras Bruder gesehen hast? Die beiden müssen sich unglaublich ähnlich sehen. So oder so... wir scheinen auf der richtigen Fährte zu sein, Mai. Ich habe etwas Angst, dass wir zu sehr im Dunklen tappen.“, gestand die Chuunin und verschwand ins Bad. Während sie die Dusche aufdrehte, schlängelte sich Sakari auf das Bett der Blauhaarigen.
„Hast du einen Partner?“

Eine Viertelstunde später lag Itoe frisch geduscht und sauber im Bett, hatte sich Stoffhose und Oberteil übergezogen und fragte sich, ob sie überhaupt Ruhe finden würde. Ihren Rucksack und ihre Waffen hatte sie im Schrank neben der Tür gelagert. Das symbolische Kunai unter dem Kopfkissen war irgendwie nicht nötig.
„So viele Fragen... wie soll ich da schlafen können?“, murmelte sie vor sich hin.
„Soll ich helfen?“, fragte Sakari und öffnete bereits ihr Maul.
„Nein!“
„Aber...“
„Was habe ich dir über das Beißen von Menschen gesagt?“
„Verboten?“
„Und warum ist es verboten?“
Sakari grübelte einige Sekunden angestrengt.
„Unhöflich.“
„Außerdem?“
„Hast du nicht das geheime Wort gesagt, Nee-san.“, gestand die grüne Schlange und vergrub ihren Kopf in der Decke.
„Brave Schlange. Da Sakari noch so jung ist, ist ihr Gift noch sehr schwach. Später wird sie einen Menschen vermutlich mit einem Biss ins Koma schicken können, derzeit hilft es dir lediglich beim Einschlafen.“ Außerdem lernte das Tier bereits, die Dosis zu kontrollieren, die es mit einem Biss abgab.
Itoe hatte das alles übrigens Mai erklärt, die mit Sicherheit noch nicht die Augen zu gemacht hatte.
„Vielleicht werden wir morgen schlauer... gute Nacht, Mai.“

Es war noch mitten in der Nacht, als die Rufe laut wurden. Unsere erschöpften Shinobi schliefen allerdings wie ein Stein. Itoe hatte ihr Gesicht tief ins Kissen gedrückt und wollte von der Welt im Allgemeinen und lauten Dingen im besonderen nichts wissen. Und doch war da dieses komische Gefühl... Itoe sollte besser aufstehen. Sollte wach werden. Irgend ein Nerv in ihrem Körper schlug Alarm. Oder träumte sie das nur?
Plötzlich zuckte ein scharfer Schmerz in Itoes Hals und die Frau saß senkrecht im Bett. Ihre Finger strichen über die zwei kleinen Einstichwunden und einige Blutstropfen sammelten sich auf Itoes Fingerkuppen. Sakari hatte sie gebissen. Doch bevor die Hyuuga den Mund aufmachen konnte...
„Du bist nicht wach geworden. Ich rieche Rauch. Ich sollte dir doch immer Bescheid geben, Nee-san...“, zischte die Schlange.
Itoe runzelte die Stirn. Sie roch es ebenfalls. Außerdem hörte sie nun die leisen Schreie. Es brannte? Itoe hörte jedoch noch etwas anderes und das war ein viel markanteres Geräusch. Es war das leise Knistern, das jeder Shinobi schon hunderte Male gehört hatte. Gedanken wurden aus Itoes Kopf verdrängt und Reflexe, Routine und Überlebenswillen übernahmen die Kontrolle über den Körper der Hyuuga. Sie schoss aus dem Bett, krallte sich Mai an der Hüfte und preschte zur Tür. Zeit, sie aufzumachen, gab es nicht, weshalb Itoe einfach mit der Schulter durch das Holz hinaus auf den Flur krachte, die schlaftrunkene Mai halb unter dem Arm, halb hinter sich her schleifend. Sie warf ihre Freundin vor sich gegen die gegenüberliegende Wand des Flurs und warf sich gegen sie. Keine Sekunde später wurde das Zimmer der beiden Mädchen von einer kleinen, aber tödlichen Explosion zerrissen. Holzsplitter, verkohlte Kleidungsfetzen und Scherben schossen durch Zimmer und wurden von den grellen Flammen hinaus auf den Flur getragen.
Itoe presste aus den Tenketsu auf ihrem Rücken massenweise Chakra heraus und formte ein großes, blaues Schild. Gerade noch rechtzeitig. Mai, die das explodierende Zimmer und die umherfliegenden Trümmer perfekt im Blick hatte, konnte nun beobachten, wie Scherben und Schutt von der blau schimmernden Wand abgewehrt wurden.
„Geht es dir gut?“
Vor der Explosion selbst hätte Itoe die beiden nicht schützen können, wurde der Chuunin in diesem Moment klar. Für einen winzigen Moment spürte Itoe riesige Dankbarkeit für die kleine, grüne Schlange, die sich panisch um Itoes Hals gewickelt hatte. Dann kamen ihr jedoch wichtigere Dinge in den Kopf: Kayros. Nanami.
Mit weit aufgerissenen Augen blickte Itoe den Gang herunter, gerade noch rechtzeitig um zu sehen, wie die beiden Zimmer von der gleichen Explosion zerfetzt wurden.
 
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Hiragana Kayros

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Kayros hob eine Augenbraue, sah besorgt aus. Nanami-sensei war krank und trotz allem auf diese Mission gegangen? Ihr lag viel mehr an dem Jungen, als sie zugeben wollte. Setzte sie doch aus Pflichtgefühl – oder waren es Schuldgefühle? - ihre Gesundheit aufs Spiel – ganz zu schweigen davon, dass sie die ganze Mission dadurch nicht objektiv genug sah, um Fehler zu vermeiden? „Zeigt mir mein Zimmer, Nanami-sensei“, sagte Kayros mit mitfühlender Stimme schaute dabei ernst aus. „Ich werde tun, was in meiner Macht steht“, fügte er flüsternd hinzu. Das Zimmer des jungen Chuunin befand sich wie auch die der anderen im ersten Stock. Kaum waren sie im Raum angekommen – das Zimmer war klein, aber hübsch und sehr hell – legte Kayros seine Werkzeuge auf den Tisch und bot der betagten Jounin einen Sitzplatz an. „Macht bitte Euren Oberkörper frei.“ Fachmännisch formte der blonde Hiragana Fingerzeichen für die Untersuchungstechnik. Nanami tat wie ihr geheißen, schien sie doch Vertrauen in die Fähigkeiten von Kayros zu haben. Schweigend suchte er nach den Ursachen der Leiden der alten Frau. Es dauerte einige Augenblicke, ehe er sich von seiner Patienten abwandte und zu seinen Utensilien griff. „Als Arzt und Shinobi muss ich sagen, dass Ihre Entscheidung, an diesem Unterfangen teilzunehmen, sehr verantwortungslos und mitunter gefährlich ist.“ Er drehte sich um und blickte Nanami traurig in die Augen. Augen, die so viele Fehler von Kameraden gesehen hatten. Fatale Fehler. „Als Mensch kann ich Sie verstehen, Nanami-sensei.“ Er zeigte ihr eine Spritze und mehrere Nadeln. „Ich werde Ihnen zunächst ein Schmerzmittel für heute Nacht verabreichen, welches gezielt das Empfindungsvermögen der Körperregion ausschaltet, und anschließend mit Akupunktur den Blutkreislauf beanspruchen. Gehen Sie gleich aber erst einmal direkt in eine der Badeanlagen, und nehmen sie die heißeste Quelle, die sie vertragen können.“ Dass Hitze Verkrampfungen löste, musste der Iryonin nicht mehr erklären. Als er die Nadeln ansetzte, zuckte der Oberkörper der Frau jedes Mal aufgrund der ungewohnten Empfindungen. Weniger wegen möglicher Schmerzen, als vielmehr durch die Tatsache, dass man bei den ersten Nadeln schon eine Wirkung wahrnehmen konnte, wo die Schmerzmittel der Ampulle noch nicht ihre Wirkung entfaltet hatten. Kurz ließ er die Nadeln im Körper, formte Fingerzeichen und übertrug das heilende Chakra in den Rückenbereich. „Alles klar, morgen sollten Sie wieder fit sein.“ Kayros lächelte sein typisch warmes Lächeln und reichte Nanami das Oberteil, nachdem er die Nadeln entfernt hatte. „Vielen Dank, Kayrossan“, sagte die Jounin erleichtert, aber trotzdem irgendwie mental angespannt. „Wenn ich dich bitten darf: Kein Wort zu niemanden hierüber, ja?“ „Auf Wunsch machen wir Iryonin auch vom ärztlichen Schweigegelübde Gebrauch“, erwiderte der Wüstensohn und nickte ihr freundlich zu. Dann verließ sie den Raum und Kayros nahm seine Mütze ab und ließ den Tag Revue passieren.
Als er beim Essen die Erlebnisse der anderen beiden Chuunin erfuhr, war Kayros erstaunlich schweigsam zu dem Thema. Konnte er sich ein Urteil über die Hintergründe von Mais Erlebnis erlauben? Schließlich hätte er nie gedacht, dass Mura einfach seine Heimat für vage Vermutungen opfern würde, oder sich von Rachegefühlen womöglich manipulieren ließ. Und was den angeblich verfluchten Stollen anging, den Itoe von einem – wie sagte sie es ungefähr? - amtlich verwirrten alten Mann erfahren hatte, so war es zumindest eine Möglichkeit, Muras Spur wiederzufinden. Aber er war doch im Dorf, vielleicht sollten sie hier suchen? Er wusste nicht, was richtig war. Und er musste es nicht entscheiden, sondern einfach auf sein Gefühl hören. Und sein Gefühl sagte (Hunger war bereits getilgt): Schlafenszeit. Er erhob sich von seinem Platz, blickte lächelnd in die Runde und verabschiedete sich. Sollten die Frauen ruhig noch etwas reden, soziale Konversation dürfte dem Teamgefüge sicher gut tun. In seinem Zimmer angekommen schloss er gleich die Tür hinter sich ab, legte seine Sachen ab und zog den Vorhang beiseite. Mura, wo bist du?, fragte er lautlos in die grenzenlose Weite seines Blickfeldes hinaus. Traurig suchte er nach etwas, was seine Aufmerksamkeit erhaschen mochte, doch stattdessen bemerkte er seine Reflexion in der geschlossenen Scheibe. Es half nichts, dieser Tag würde keine Überraschungen für ihn haben. Zeit, ins Bett zu gehen. Wie sehr er sich irrte.

Als Kayros wach wurde, hatte er zuerst das Gefühl, in einem Traum zu sein. Mattes Laternenlicht fiel vom geöffneten Fenster in den Raum hinein. Da stimmte etwas nicht. Seine Wahrnehmungssinne und seine trainierte Auffassungsgabe kamen soeben aus dem Schlafmodus in den Alarmmodus und ließen den jungen Mann glauben, dass er eine andere Präsenz spürte. Jedoch konnte er niemanden sehen. Wind spielte mit dem Vorhang. Wind, der wichtigste Vorteil der Hiragana. Seine Augen glänzten im hereinfallenden Licht, als sich die Form der Pupille änderte. Mit dem Einsetzen seines Doujutsus nahm er auch endlich eine Gestalt war. Ein junges Mädchen von der Statur, knapp zwei Meter von ihm entfernt am Tisch, mit einem Stück Stoff in der Hand. Vermutlich trafen sich gerade ihre Blicke, als das Mädchen erst einen Augenblick verharrte und dann aus dem Fenster sprang, ihre Heimlichkeit in den Wind schlagend. Instinktiv sprang Kayros der Eindringlingin hinterher... was definitiv nicht die wohlüberlegteste Entscheidung war. Denn nun stand draußen auf der Straße ein durchtrainierter junger Mann – in Unterwäsche. Und nein, das war keine neue Werbekampagne. Die Augen des Hiraganas folgten der Frau, die scheinbar seine Mütze geklaut hatte – soviel hatte der kurze Seitenblick auf den Tisch ihm dann doch noch verraten. Er wollte ihr hinterher, als hinter plötzlich eine gigantische Explosion seine volle Aufmerksamkeit erforderte. Wobei, es war keine große, sondern mehrere gleichzeitig detonierte Sprengkörper. Aus den Zimmern der Mädchen und Nanami-Senseis. Für einen Moment hielt der Schock den Shinobi in seiner kalten Hand, dann automatisierte sich seine Handlung. Zunächst veränderte er sein äußeres Erscheinungsbild nach seinem Kleidungsstil von heute über Tag, dann sprang er durch die flammende Mauer aus seinem Zimmer, hinein ins Gebäude. Itoe, Nanami und Mai brauchten womöglich Hilfe. Das Feuer knisterte laut, verursachte an der eigentlich nackten Haut des Jungen leichte Schmauchspuren, und der Rauch biss in den Augen. Woher kam die Explosion? Sein farbloser Blick fiel auf die Stelle, wo sein Bett vorher gestanden hatte. Das Fußende war vollkommen zersplittert, während das Kopfende nur brannte. Vermutlich war also die Falle an dem Ort platziert worden. Kayros eilte zu dem Tisch, wo alle seine Sachen munter loderten. Er unterdrückte einen Fluch und griff die durchaus heißen und angesengten Werkzeugtaschen,deren Inhalt hoffentlich nicht allzu beschädigt war, ehe er durch die aufgesprengte Tür in den Flur sprang und nach den anderen Ausschau hielt. Wohlgemerkt kam mit seinem Kekkei Genkai, beiden Ningutaschen in den Händen und gleichzeitig scheinbar völlig unversehrt aus dem Flammenchaos heraus, als er zu seiner Beruhigung feststellte, dass Itoe und Mai trotz der Falle wohl noch ziemlich lebendig waren. Doch was war mit Nanami?
 

Sakaida Mai

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Umso länger wir darüber reden oder ich daran denke, desto weniger glaube ich, dass es Mura war. Ich weiß nicht, ob es sein Bruder war. Wenn, dann würde ich eigentlich darauf schwören, dass ich ihn gesehen habe. Vielleicht bin ich einfach nur müde.“, murmelte Mai geknickt und mit leiser Stimme, während sie mit angezogenen Beinen auf ihrem Bett saß. Sie selbst war bereits bettfertig in Boxershorts und T-Shirt, die langen Haare hingen ihr offen über die Schultern. Seufzend packte sie ihre Sachen zu Itoes - diese hatte sich eben ins Bad begeben - in den Schrank bei der Tür, ehe sie sich wieder auf ihr Bett pflanzte und die Arme um die angezogenen Beine schlang. Als sich das kleine Schlänglein zu ihr begab und ernsthaft fragte, ob Mai denn einen Partner hätte, konnte sie nur ein noch geknickteres: „Nein..“, von sich geben, ehe sie sich seitlich auf die Matratze fallen ließ. Wie traurig!

Zufrieden mit der Welt spazierte Mai über eine weite Wiese am Waldrand. Ein wirklich schöner Sonnentag war heute! Es gab nichts, worüber man sich Gedanken machen musste. Keine Termine, keine Erledigungen. Sie musste nur wenige Meter noch gehen, um Mura eingeholt zu haben. „Kommst du?“, fragte sie ihn, als sie vor ihm zu stand. Er sagte nichts, lächelte sie leicht an und schüttelte kaum merklich den Kopf. Verwirrt über seine Reaktion entgegnete sie: „Ich verstehe dich nicht.“ Doch von Mura kam nichts, er stand nur da und sah sie an. Der Duft, welcher in der Luft lag, wurde immer penetranter. Brannte es? Und dieses Geräusch, dieses Knistern. „Wir müssen hier weg!“, rief sie Mura zu, welcher plötzlich viel weiter weg von ihr stand, als eben noch. Doch er wandte sich nur ab und ging. Mai wollte ihm nachrufen, doch in diesem Moment riss sie jemand hart nach hinten.

Ein schriller Aufschrei entkam der erschrockenen Blauhaarigen. Immerhin: Endlich wach! Holz splitterte. Mai war noch völlig konfus, als sie plötzlich hart gegen die Wand geschleudert wurde. Nicht unbedingt behutsamer warf sich Itoe gegen Mai. Jäh in diesem Moment kam es zu der Explosion, vor welcher die Ältere sie bewahrt hatte und endlich begann sie zu verstehen, was hier eigentlich los war. Irgendjemand hier hatte wohl ein Problem mit der Gruppe aus Shinobi. Benommen antwortete Mai mit einem: „Ja.. Vielen Dank.“, ehe ihr urplötzlich etwas anderes in den Sinn kam. Sie versuchte sich, fast schon panisch, aus Itoes Schutz zu befreien, doch Mai wäre sowieso zu spät. In einer weiteren Explosion ging ihr verzweifelter Aufschrei nach Kayros unter, auch Nanamis Zimmer war betroffen. Einen Moment lang erschien es Mai völlig sinnlos, auch nur eine weitere Sekunde in Yugakure zu bleiben. Reglos starrte sie ins Feuer, der Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben.

Dennoch, sie mussten hier raus, wenn sie nicht genauso enden wollten. Allerdings mussten Mai und Itoe feststellen, dass zum einen das Treppenhaus in Flammen stand und zum anderen das Gebäude allgemein nicht mehr allzu standhaft zu sein schien. Die Zeit wurde also knapp. Noch ehe die beiden jungen Frauen sich einen ersten Weg suchen konnten, stieß Kayros plötzlich wohlbehalten zu ihnen. Mai’s aufkommende Erleichterung und Tränen der Freude hielten allerdings nicht lange, denn auch er wusste nicht, was mit Nanami ist. Die Zeit drängte noch immer und die Gruppe war sich schnell einig, dass der einzige Weg aus dem Fenster, beziehungsweise dem Riesenloch in der Wand führte. Schnell retteten Mai und Itoe die halbwegs intakten Sachen aus dem Schrank an der Tür, ehe die drei sich aus dem nächstbesten Zimmer retteten. Eine halbe Runde um das Gebäude im Freien und schon war der Weg in Nanamis Zimmer nur noch einen Katzensprung entfernt. Über die zerstörte Wand drang einer der Ninjas ein und brachte die alte Dame in Sicherheit.

Vorsichtig betteten sie Nanami auf den Boden, eine der Taschen stellte ein provisorisches Kopfkissen dar. Sie alle wussten natürlich, dass das weder komfortabel, noch einer alten Frau würdig war. Aber die Situation ließ eben nicht mehr zu, Hauptsache war schließlich, dass Nanami in Sicherheit war. Allerdings musste Mai schmerzlich feststellen, dass noch nicht alles in Ordnung war. Nanami war einfach so.. etwas stimmte nicht. Und auch Kayros brauchte nicht lange, um das medizinisch zu bestätigen, was Itoe und Mai schon längst wussten: Nanami hatte die Explosion nicht überlebt. Sie ist tot.
Bittere Tränen liefen Mai unaufhörlich über die Wangen, während sie verzweifelt versuchte, das Schluchzen zu unterdrücken. Um ihr Gesicht zu verstecken, lehnte sie geschafft ihre Stirn an Kayros‘ Schulter, welcher neben ihr stand.
 

Kiyama Mura

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Nanami genoss die Behandlung des Sunanins. Einzig die Tatsache, dass er ihr Verhalten rügte und sie unvorsichtig bezeichnete, warf einen Schatten auf ihre gute Laune. Abgesehen von den unerträglichen Rückenschmerzen, versteht sich. Noch immer ein bisschen verstimmt über diese Äußerung erhob sich Nanami von der Liege, leistete den weiteren Ratschlägen des Mediziners aber dennoch Folge. Immerhin schaffte sie es, ein Lächeln und ein dankbares Nicken zu produzieren, ehe sie den Raum verließ. Dann machte sie sich aber auch prompt auf den Weg zu den warmen Bädern. Kaum hatte sie den Raum verlassen und fühlte sich auf dem langen Flur allein, verharrte sie und starrte mit traurigem Blick aus dem Fenster. Eine Träne huschte über ihr Gesicht, während sie die Erkenntnis über ihre körperlichen Unzulänglichkeiten zu verdauen suchte.
Mura... es tut mir Leid.

Schon bei der abschließenden abendlichen Besprechung war Nanami nicht mehr ganz bei der Sache gewesen. Das heiße Bad hatte sie kaum genießen können, genauso wenig wie die angebotenen Speisen und Getänke. Zu viele Gedanken und Abwägungen schossen in ihrem Kopf hin und her. Was sollte sie nur tun? Selbst als sie den großen und trotzdem gut gefüllten Schankraum betrat, war sie sich nicht sicher. Während die beiden anderen Frauen des Teams ihre Erfahrungen und Erlebnisse präsentierten und erläuterten, starrte Nanami durchgängig zu Itoe hinüber. Würde sie das Team alleine, ohne ihre Aufsicht führen können? Denn waren wir ehrlich. Wenn ihnen morgen ein ähnlich aufreibender Tag bevorstehen würde, bezweifelte die Alte, noch einmal mithalten zu können. Und genau das tat es, wollte man den Informationen der Hyuuga Glauben schenken. Bis in die Gebirge also...nein, das würde sie nicht schaffen. Noch lange grübelte sie und entschied sich die Erholung einer Nacht abzuwarten, ehe sie ein endgültiges Urteil fällen wollte. Insgeheim war ihr aber längst bewusst, dass sie morgen beim Frühstück ein intensives Gespräch mit Itoe würde führen müssen, in dessen Verlauf sie ihren Rücktritt von der Rettungsmission erklären wollte. Im Moment war sie dazu aber noch nicht bereit, musste sie das doch selbst erst verkraften. So begab sich auch die Alte recht zügig ins Bett, fand aber nicht sogleich Schlaf. Immer wieder wälzte sich die Alte im Bett hin und her und starrte dann doch wieder mit offenen Augen die Decke an. Schließlich entschied sie sich, einige Schlaftabletten zu sich zu nehmen.

Drei kurz aufeinanderfolgende Explosionen erschütterten Yugakure. Jeder, der sich in der Nähe des tänzelnden Ponys befand, fragte sich, was da gerade in die Luft geflogen sein mochte. Genug spekulierende Zuschauer gab es ja, denn um das brennende Gebäude hatte sich eine stetig wachsende Menge Menschen versammelt, die voller Neugier das Geschehen betrachteten.
Das war der Schnapsvorrat...hicks… so eine Verschwendung…
Yosuke, wenn deine Mutter dich so sehen würde…Sind denn alle rausgekommen?
Viel zu gefährlich! Das ist ein richtiges Inferno.
Wo bleibt denn die Nachtwache? Jemand muss doch mal die Nachtwache holen… Der Sprecher selbst machte wie auch die anderen Zuschauer nicht im Entferntesten Anstalten, in irgendeiner Art und Weise einzugreifen oder sich gar zu rühren. War Yugakure auch ein Erholungsgebiet und in den Wintertagen eine Festmeile. Ein Brand stellte dann doch noch etwas Besonderes dar. Angst um die anliegenden Gebäude machte man sich wohl weniger. Immerhin regnete es noch immer, hatte die Wände und Dächer aller Gebäude getränkt und für einen natürlichen, aber auch äußert effektiven Brandschutz gesorgt. Wo wir beim Thema sind: Auch den Einwohnern war das bewusst und schnell änderte sich der Gesprächsgegenstand.
Wie kann das denn passieren?
Der Brand muss im Lokal ausgebrochen sein.
Bestimmt irgendein Betrunkener, den man im Schankraum vergessen hat. Yosuke? Nicht nur ein Säufer, sondern auch Brandstifter…
Ich wwwar das nicht…hicks…ich war gar nicht im Pony…glaub ich.
Ist klar...
Die Sprecherin, eine alte Matrone und Freundin von Yosukes verstorbener Mutter, hatte auch schon einen weiteren Zuschauer von der Schuld des Säufers überzeugt. Immer mehr Augenpaare wanderten vom Feuer zu der diskutierenden Dreiergruppe, als dann doch endlich die Nachtwache eintraf, um das Feuer in seine Schranken zu weisen.

Einige Meter über den Menschen beobachteten auch zwei Shinobi ziemlich selbstgefällig das Ereignis. Akane und Tokumitsu hatten ganze Arbeit geleistet. Mittlerweile war das ganze Gebäude in helle Flammen getaucht und das Feuer hatte nun auch den Dachstuhl des Wirthauses erreicht. Jetzt, da es für etwaige Überlebende keinen Ausweg mehr gab, konnten sie endlich aufbrechen. Lange hatten sie gezögert, schließlich wäre der schöne Plan fast in die Hose gegangen. Wer konnte auch damit rechnen, dass dieser Sunanin so einen unruhigen Schlaf hatte?
Klare Befehle hatte ihnen der Boss in einer Nachricht zukommen lassen. Das Ausschau Halten nach einer Bedrohung für das Projekt war Stufe I gewesen, Schritt II das Auslöschen der Selbigen, sei es durch Tod oder Gefangennahme. Eine Gefangennahme war nicht in Frage gekommen, schließlich hatten sie es gleich mit vier Shinobi zu tun bekommen. Mochten sie auch nicht gerade die Unerfahrensten in ihrem Handwerk sein, waren sie doch nicht so verblendet, sich allein gegen vier Gegner unbekannter Kampfkraft zu stellen. Immerhin hatten sie nicht so lange in ihrem Geschäft überlebt, weil sie einen Hang zum Leichtsinn hatten. Und doch hätte ihnen der dritte Befehl des Bosses fast den Kopf gekostet.
Haltet vor allem nach Shinobi aus Shirogakure Ausschau. Eine Frau in schwarzer Kleidung und ein Mann mit dem Symbol Sunagakures auf der Mütze… Ein Lächeln hatte damals die Züge ihres Auftraggebers umspielt. Besorgt mir ein paar Andenken, nachdem ihr sie erledigt habt.
Gesagt, getan. Brandbomben platziert, ein Griff in den Schrank, da ein Griff an den Stuhl und schon ist die Sache erledigt. Oder auch nicht… Denn der Sunanin wäre fast entkommen, wenn er nicht in dem Bestreben, seine Kameraden zu retten, den Tod gefunden hätte.
Lass uns gehen, Akane-san. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es hier von Shinobi wimmelt. Ich habe keinen Bock auf Ärger.
~Tokumitsu~kun, auch glaube ich nicht, dass diese Dunkelheit andauern wird~~~.
Musst du wieder singen? Doofe Frage, war es doch nicht das erste Mal, dass er das Mädchen darum bat und nicht das erste Mal, dass er diese Bitte bereute. Denn schon stimmte die Kunoichi an seiner Seite wieder ihr Lieblingslied an: Tu, was Tokumitsu hasst…
Doch ehe seine Begleiterin den zweiten Vers anstimmen konnte, machte der vernarbte Mann auf dem Absatz kehrt und verschwand.
Hey, warte!!!

Durstig, so durstig, so furchtbar durstig.
Er musste wieder ohnmächtig geworden sein. Irgendwann hatte sein Geist abgeschaltet, aber sein Körper vergaß nicht so schnell. Er brüllte nach wie vor unter den erlittenen Wunden auf. Sein ganzer Oberkörper war von Stichen, Verbrennungen und Striemen übersät. Überall um ihn herum lagen Stofffetzen, die einst seine Oberbekleidung dargestellt hatten. Die langen Haare verbargen seinen nach vorne gebeugten Kopf. Sein Gesicht war schmutzig, zeigte aber noch letzte Spuren von Tränen. Wann sie das letzte Mal geflossen waren, konnte der Gefangene nicht sagen. Mit seiner Zunge strich er über die trockenen Lippe, nur um zu merken, wie wenig das half.
So durstig…
Nur wenige Meter von ihm entfernt tropfte wie zum Hohn Wasser von der Decke. Doch seine an die Wand geketteten Arme verbaten ihm jede Bewegung. Dieses Tropfen machte ihn wahnsinnig. Er strebte, er gierte geradezu nach diesem Wasser. Seine Handgelenke waren blutig und wund von den endlosen Versuchen sich zu befreien, doch die Scharniere seiner Ketten hatten kein Stück nachgegeben.
Wenn dieses Tropfen doch nicht wäre…
Keine Qual, keine Folter zermürbte ihn so sehr. So hing der junge Mann in dem kleinen, nur durch eine Kerze beleuchteten Raum, da seine Beine schon längst die Kraft verloren hatten, seinen Körper zu tragen. Minute um Minute verstrich, während sich der Gefangene immer mehr berappelte. Langsam aber stetig fasste er sich, als sich die einzige Tür des Raumes mit einem lauten Quietschen öffnete. Eine nur allzu vertraute Gestalt betrat die Folterstube und bedachte den Mann mit einem prüfenden Blick. Aus Trotz und noch einmal alle Kraft zusammennehmend raffte sich der junge Mann auf. Er wollte keine Schwäche zeigen.
Na endlich! Ich dachte schon, ich hätte es übertrieben.
Mit zwei, drei Schritten hatte der Neuankömmling sein Opfer erreicht. Beinahe zärtlich strich er über Brust und Rücken des Gefangenen, ehe seine Hand verharrte und eine Stelle näher betastete.
Das tat bestimmt gut, oder?
Ohne jede Vorwarnung schlug der Foltermeister zu und traf mit voller Wucht die besagte Stelle. Ein Stöhnen entfloh den Lippen des Gefesselten.
Warum…?
Pssst…Sofort legte der Foltermeister einen Finger auf die Lippen des jungen Mannes. Du willst doch nicht die Magie des Moments zerstören. Ich habe noch Großes mit dir vor.
Dabei wandte er sich einem Tisch zu, auf dem die unterschiedlichsten Werkzeuge und Gerätschaften Platz gefunden hatten.
 

Hyuuga Itoe

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Wenige Sekunden später tauchte Kayros auf dem Gang auf. Sogar Itoe fiel ein Stein vom Herzen.
Ein Blick in Richtung Treppenhaus zeigte, dass es nicht nur die drei Explosionen waren, die das ganze Haus mitgenommen hatten. Wer auch immer für dieses Chaos verantwortlich war, der wusste, was er tat. Ein riesiger Brand um die einzelnen Explosionen zu tarnen und das Abschneiden aller Fluchtwege. Es benötigte kein Genie um herauszufinden, dass hier jemand etwas gegen unsere drei Shinobi hatte. Doch dazu später mehr, vorerst suchten sie den Weg aus dem Fenster hinaus ins Freie. Die zerfetzten Überreste ihrer Kleidung hingen im Schrank – zerstört. Dass Itoes Schwerter fehlten, regte die Chuunin in diesem Moment aber komischerweise mehr auf. Das gab diesem Attentatsversuch eine äußerst persönliche Note.
Die frische Luft tat gut und Itoe sog ihre Lunge so voll sie nur konnte. Der Rauch hatte ihren Hals gereizt und sie musste einige Male husten.
Eine Person fehlte: Nanami. Ein Blick hoch zum brennenden Fenster löste leichte Übelkeit in Itoe aus. Die Hyuuga schluckte und setzte sich in Bewegung.

Itoe seufzte und schloss die Augen. Das war kein Tod für eine Shinobi, die vermutlich tausende Gefahren überstanden hatte. Durch eine einfache Explosion zu sterben, weil man zu alt und zu langsam war, kein Glück hatte... es war undankbar. Die Haut der Frau war an vielen Stellen geschwärzt und die Explosion hatte diverse Splitter in den Unterleib der Frau gerammt. Es war nicht schön – es war ekelerregend und Itoe hätte am liebsten gegen die nächste Wand geschlagen.
Mai war aufgelöst – verständlich. Doch wo Itoe eher wütend und frustriert reagierte (ihre bevorzugte Art und Weise um mit Problemen umzugehen), war die blauhaarige Chuunin traurig.
Dies war jedoch weder Zeit noch Ort um zu trauern – da war ein brennendes, explodiertes Gebäude und die drei Shinobi befanden sich in einem politischen Brennpunkt. Wenn man sie hier fand, dann würde das höllische Konsequenzen für sie alle haben.
„Wir müssen hier weg.“, stellte Itoe deshalb fest und setzte sehr viel darauf, die Fassung zu wahren. Das war ihr Job.
„Kayros, kümmere dich so schnell wie möglich um Nanamis Körper. Ich möchte ihn mit zurück nach Shirogakure nehmen – sie hat eine anständige Beerdigung verdient. Verschwindet von hier und verlasst sofort die Stadt – wir treffen uns außerhalb wieder. Versteckt euch, ich werde euch finden. Beeilt euch!“, erteilte Itoe ihre Anweisung und verschwand auf der Stelle. Itoe hielt Kayros weder für besonders fähig, noch intelligent (eine der vielen Dinge, die auf Gegenseitigkeit beruhten), doch er würde die Ernsthaftigkeit dieser Situation sicherlich verstehen. Itoe selbst hatte nicht viel Zeit.

Wer aufmerksam war, der hatte bemerkt, dass keiner der drei Shinobi irgend etwas mehr besaß. Die Kleidung war verbrannt, die meisten Schriftrollen verkohlt und die wenigen Kunai, die in den zerstörten Lederbeuteln übrig geblieben waren, halfen auch nicht besonders weiter. Abgesehen davon konnten sie nicht den Rest der Mission nackt in einem Henge herumlaufen, oder?
Aus diesem Grund führte Itoe ihr Weg direkt in das nächste Kleidungsgeschäft, wo sie für sich einen weißen Kimono plus Schuhe mitgehen ließ. Für Mai gab es genau das gleiche Outfit, für Kayros hingegen einen braunen Männerkimono. Zurück auf den Straßen Yugakures sah Itoe sofort, dass sie und ihr Team gerade noch rechtzeitig das Weite gesucht hatten. Die Nachtwache hatte begonnen, das brennende Haus zu löschen, während unzählige wichtige Personen aus sämtlichen Fraktionen herumwuselten und der politische Abgrund immer größer wurde.
„Wir müssen uns beeilen. Hast du heute Nacht irgend etwas anderes bemerkt?“
„Nein, Nee-san. Tut mir Leid.“

Itoe stand einige hundert Meter außerhalb Yugakures unter einem Baum und sah dabei zu, wie die Stadttore verriegelt wurden. Hatten es Mai und Kayros hinaus geschafft? Die Hyuuga aktivierte ihr Byakugan und machte sich auf den Weg. Es dauerte keine zwei Minuten, bis das Team wieder vereint war und Itoe ihren Kollegen die eben beschaffte Kleidung aushändigte. Kein Grund für Exhibitionismus, non?
„Ich habe nicht vor, diese Mission abzublasen.“, stellte Itoe sofort fest. „Wir hauen hier erst ab, wenn wir Mura gefunden haben. Außerdem gibt es da noch eine offene Rechnung zu begleiten.“, grummelte die Chuunin.
„Die Stollen sind in dieser Richtung im Gebirge. Sie sind das Einzige, was aus dem Gedicht noch hervor ging.“ Itoe ließ ihren Nacken knacken. Diese Reise war nicht besonders kurz und die Hyuuga hatte nicht vor, sich auszuruhen.
„Seid ihr bereit?“
 
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