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Verschneites Dorf
Mai spürte, wie sich ihr Puls allmählich wieder regulierte. Es machte den Eindruck, als wären die beiden Rotschöpfe ganz in Ordnung, sogar ziemlich freundlich. Ach! Wie dumm von ihr, dass sie auch nur eine Sekunde lang gezweifelt hatte! Eigentlich war das doch gar nicht ihre Art. Was war bloß in sie gefahren? Die Menschen waren nett und aus. Also.. dass sie wirklich geglaubt hatte, sie würde mit einem Team aus Fieslingen zusammenarbeiten müssen! Absurd. Völlig absurd! Somit waren sich alle vier auch schnell einig, dass sie sich zunächst bei Auftraggeber Hakuma melden sollten. Stille herrschte zwischen ihnen, als sie durch das einsame Dorf marschierten. Mai konnte jedoch nicht anders, als alle drei Jungs immer wieder erfreut anzulächeln. Was für eine Erleichterung!
Dennoch stutzte der quirlige Blauschopf kurz, als Kenta so hektisch bestellte. Sie hatten den Raum doch kaum betreten! Eigenartig, vielleicht eine Gepflogenheit in Soragakure? Sie sollte das nicht verurteilen. Ein aufmunternder Blick zum Wirt der Gaststätte und schon war alles wieder gut. Und so hatte Mai gebannt ihre Hände an ihren Teebecher gelegt, um diese zu wärmen, während sie Hakumas Geschichte anhörte. Ihre Augen wurden zunehmend trauriger, je länger sie ihm zuhörte. Es war einfach tragisch, vom Tod der Ehefrau bis hin zur Flucht der Menschen. Ein Schicksal, welches niemand verdient hatte. Mai hing einer Weile ihren Gedanken nach, überlegte, was man mit diesen Informationen anstellen könnte. Erst, als die Stimmung ein wenig zu spannen begann, wurde sie wieder aufmerksam für das Gespräch. Hakuma reagierte durchaus gereizt, als Ray ihn auf seine Frau ansprach. Es wäre nicht gut, so auseinander zu gehen. Sie bräuchten den alten Mann und seine Gunst ebenfalls. „
Ich verstehe Ihr Leid sehr gut, ich habe auch Menschen verloren, die mir wichtig waren. Sie dürfen unsere Fragen nicht falsch verstehen, wir versuchen durch die Informationen, Ihnen und den anderen Bewohnern zu helfen.“, erklärte Mai ihm ruhig und lächelte ihn tröstend an. Hakuma sah die Kunoichi an und nickte dann schwach. „
Ich weiß. Es.. es ist nicht sehr leicht.“ Da hatte er recht. „
Shinobi! Ihr könnt die Zimmer jetzt beziehen!“, unterbrach der Wirt das Gespräch plump. Mai grinste in die Runde. „
Scheint unser Stichwort zu sein! Ich schlage vor, wir werfen den Ballast ab-“, sie deutete auf die großen Rucksäcke, „
..und sehen uns Isekai direkt an!“ Gesagt, getan!
Es waren lediglich fünfzehn oder zwanzig Minuten Fußmarsch. Nicht mehr lange und die Sonne würde untergehen. Angst? Niemals. „
Vielleicht ein wenig.“ Aber bloß nichts anmerken lassen! „
Mordserien, die wie Unfälle aussehen.. keine Schätze, keine Rache.. nichts. Lediglich Geister.“, murmelte Mai leise vor sich hin, um all das Gehörte Revue passieren zu lassen. Sie erwartete keine Antwort ihrer Teamkollegen, schließlich war sie mit ihren eigenen Überlegungen beschäftigt. Die verlassenen Häuser Isekais, welche man am Horizont erkannte, ließen sie in die Realität zurückkommen. „
Das muss es sein. Vielleicht finden wir hier hilfreichere Antworten auf all die Fragen.“, teilte sie ihre Bedenken der Gruppe mit und sah gebannt geradeaus. Auf Hakuma allein konnten sie nicht zählen. Isekai war ein wahrlich düsterer Ort. Es war totenstill hier und das Nachbardorf war im Vergleich nahezu das blühende Leben. „
Sagte er nicht, dass hier noch Menschen leben?“, flüsterte Mai in die Gruppe, sie war sichtlich angespannt. Etwas stimmte hier nicht. Hakuma hatte recht. Ein beklemmendes Gefühl überkam den Blauschopf. „
Wir sind nicht allein. Bleibt zusammen.“, flüsterte sie noch leiser und trat einen Schritt zurück, um näher bei der Gruppe zu stehen. Sie deutete, ihnen leise zu sein. Die Stille war nicht auszuhalten! Es war schier-
Ein Schrei ließ die Kumo-Nin erschaudern. Er wurde lauter, jemand rannte aus einer Scheune. Ein junger, hagerer Kerl schien um sein Leben zu rennen – doch er war zu langsam und alles andere ging zu schnell. Ein Pfeil, blitzschnell und präzise aus der Scheune geschossen, traf ihn im Kopf und ließ ihn wie einen Sack zu Boden gehen. Keiner der Shinobi wagte es, auch nur einen Mucks von sich zu geben. Nicht zu fassen, was sich da gerade vor ihren Augen abgespielt hatte. Sollte das etwa die erste Darbietung des Fluchs gewesen sein?
„
Hahaha, Jiro! Den hast du voll erwischt!“, ein dreckiges Lachen trat aus der Scheune.
„
Ich habe ihm einen Vorsprung gelassen, er hat die Chance nicht genutzt!“, lachte eine andere Stimme.
„
Lasst uns nachsehen, was er bei sich hatte. Bisher hat sich der Ausflug in dieses verlassene Dorf nicht gelohnt.“
Sollten sie sich verstecken? Nein, sie brauchten Antworten! „
Macht euch bereit, es geht früher los, als erwartet.“ Eine Gruppe von fünf Männern trat aus der Scheune und ging geradewegs auf die Leiche des Opfers zu. Sie waren relativ jung, wohlgenährt aber eindeutig keine Shinobi. Vielmehr wirkten sie wie eine Bande von Räubern. Und natürlich bemerkten sie im Weiß des Schnees schnell das Rot, Blau und Bernstein der Ninja.
„
Na sieh einer an!“, höhnte einer der Männer und alle wandten sich der jüngeren Gruppe zu. Natürlich fackelten sie nicht lange und marschierten geradewegs auf sie zu. Sie waren nicht friedlich gestimmt. „
Ihr wärt heute besser zuhause geblieben, Kinder..“ Waffen wurden gezückt..