Erneut zog Souta leicht die Augenbraue hoch, begann dann jedoch herzhaft zu lachen.
"Später heißt eben nicht gar nicht.", neckte er die Katzen leicht, während diese sich lautstark dagegen sträubten, mit ins Schwimmbad genommen zu werden. Während er gerade dazu ansetzen wollte, sie aufzumuntern und davon zu überzeugen, dass Wasser ihnen doch eigentlich nichts anhaben konnte, machte Kumiko den Vorschlag, einfach alleine die letzte Katze zu holen, sodass sich Souta mitsamt Korb schonmal auf den Weg zur Villa machen sollte.
"Alles klar!", stimmte er dem zu, ohne es sich auf dem Weg jedoch nehmen zu lassen, den kleinen Vierbeinern einen Vortrag, oder als was er es empfand, eine Rede zu halten. Zuerst ging er verständnisvoll darauf ein, dass es vollkommen natürlich sei, vor irgendetwas Angst zu haben. Das war wichtig - man musste anderen das Gefühl geben, dass man sie verstand und sich in sie hineinversetzen konnte, während man ihnen gleichzeitig die Sorge nehmen musste, dass ihre Furcht etwas Unnormales oder Komisches wäre. Fort fuhr der Shinobi damit, dass er erklärte, dass Wasser an sich vollkommen gefahrlos war, immerhin brauchten sie es ja sogar, um zu überleben. Gleichzeitig zeigte er ihnen, vollkommen von sich und seiner Aussage überzeugt, auf, dass sie als Katzen nicht nur starke Wesen waren, sondern auch mutig zu sein hatten und ihre Angst überwinden mussten. Zum Ende hin schweifte er dann in einen Comic ab, in dem der Protagonist, ein Superheld in der Ausbildung, ebenfalls erst dadurch wuchs, dass er sich seiner Furcht stellte. Wenn diese Annekdote mal kein Geniestreich war!
Zufrieden von sich und davon ausgehend, dass er die Tiere damit davon überzeugt hatte, in Zukunft das Schwimmbad zu besuchen, kam er schließlich bei der Villa an. Voller Freude legte er den Korb auf dem Boden ab, klopfte er an der Tür an und musste dieses Mal nur wenige Sekunden warten, ehe der schweißgebadete Butler, den man schon von Weitem hatte rennen hören, diese entgegen jeglicher gesellschaftlicher Normen hechelnd öffnete. Ungeduldig schob er den Jungen sogar zur Seite, nur um zählen zu können, ob tatsächlich jede Katze da war. Dem kleinen Schmitt, der es sich auf der Schulter des alten Mannes gemütlich gemacht hatte, konnte man die Freude regelrecht ansehen, ehe sie plötzlich verging, als der Butler leicht zu zittern begann.
"Wo?", fragte er angespannt und unruhig,
"Ihr... ihr habt sie nicht?" Mit einer Hand fuhr er sich durch das Haar, griff dabei so fest zu, dass er es sich beinahe heraus riss. Dann nahm er die andere hinzu, rieb sich mit den Handballen die Augen, ehe er seine Finger durchs Gesicht gleiten ließ. Seine Lippen bildeten ein Grinsen, gezwungen und verzweifelt, während er leicht den Kopf schüttelte.
"Ihr habt sie nicht", stellte er mit ruhiger Stimme fest, deren Unterton man jedoch vernehmen konnte, dass er am liebsten schreien würde.
"Das letzte Kätzchen?", fragte Souta, doch der Butler antwortete darauf nicht, sprach nur mit sich selbst.
"Was sag ich jetzt der kleinen Miu?", fragte er rhetorisch, ehe er sich selbst seine Antwort gab,
"Die letzte Katze ist verschwunden, du wirst sie nie wiedersehen!" "Ähm, also.." "Stopp! Passt auf, ich danke euch für eure Hilfe, aber die Aufgabe war es, alle Katzen zu besorgen. Ihr habt versagt.." Angesichts dieses Vorwurfes war Souta leicht verwirrt, ehe er zu verstehen begann, worauf der alte Mann hinauswollte.
"Hehe, keine Sorge!" "Wie, keine Sorge?! Sie wird am Boden zerstört sein..", sagte er, dabei den Eindruck machend, als träfe das viel eher auf ihn zu.
"Siehst du hier irgendwo Kumiko?" Dann horchte der Butler kurz auf, sah sich um und schien wie plötzlich aus seinem Tunnelblick befreit, ehe er den Genin hoffnungsvoll anblickte.
"Das liegt daran, dass sie gerade die letzte Katze holt, während wir uns auf das Gespräch mit ihrer Mutter vorbereiten" Dem Butler fiel ein Stein vom Herzen, erleichtert torkelte er zurück, sich Halt an der Wand hinter sich suchend. Zu seinem Pech stellte sich diese jedoch als Tür heraus, die seinem Gewicht keinen Widerstand bot, sondern langsam nachgab und ihn zu Boden fallen ließ. Schmitt sprang so schnell er konnte von ihm runter, überstand das ganze unbeschadet, während dem Sturz des Butlers ein lautes Knacken folgte, das Souta nicht richtig zuordnen konnte.
Es dauerte einige Zeit, ehe er sich mit Hilfe des Jungen wieder aufrichten konnte und die Gruppe schließlich den langen Gang entlang lief. Die Kätzchen waren aus dem Korb gesprungen, schienen sich jedoch hinter den Beinen des Jungen zu verstecken, als wollten sie nicht alleine vorangehen. Ähnliches hatte Souta bereits vorher bei Schmitt bemerkt. Die offene Konfrontation mit ihrer Mutter schienen sie ziemlich zu scheuen, ihnen verdenken konnte er es jedoch nicht, immerhin wurden sie von ihr aus dem Haus geschmissen, mussten sich deshalb wahrscheinlich schrecklich fühlen. Bei Miu angekommen, wartete er erst den Moment der freudigen Wiedervereinigung ab, ehe er auch ihr erklären musste, dass die letzte Katze bald ankommen würde. Die Katzenmutter war noch immer leicht benommen und schlief, würde in nächster Zeit jedoch aufwachen, wie das Mädchen bestätigte. Nun übernahm der Blondschopf schließlich die Führung. Er versammelte die Katzen, Miu und ihren Butler und erzählte dann schließlich seinen Plan. Normalerweise war er dafür, alles spontan zu machen, doch hierbei handelte es sich um ein ziemlich emotionales Thema, bei dem man vorsichtig handeln und sorgsam mit Chiyo umgehen musste - und das respektierte er. Kurz nachdem er fertig gesprochen hatte, kamen schließlich Kumiko und das letzte der acht Kätzchen an, letzteres durchnässt, aber scheinbar ziemlich zufrieden, auch wenn es nun, wo es in die Villa kam, den gleichen leicht ängstlichen, verunsicherten Eindruck wie seine Geschwister machte. Der Genin fasste seinen eben ausgearbeiteten Plan kurz für die beiden Neuankömmlinge zusammen, ehe er sich nun alleine mit der Katzenmutter in ein eigenes Zimmer aufmachte.
Er legte sie neben sich auf einer kleinen Couch ab, setzte sich auf diese und wartete noch einige Zeit, ehe sie schließlich zu Bewusstsein kam. Erst murmelte sie etwas Unverständliches, ehe sie zu Souta aufblickte, erschrak und sofort in Richtung Tür rannte. Sie sprang auf die Klinke, drückte sie mit ihrem Gewicht herunter und wollte gerade nach außen entweichen, als sie plötzlich am Nacken gepackt wurde. Wie Kumiko selbst noch zum Plan hinzugefügt hatte, stand sie hinter der Tür und achtete darauf, dass die Katzenmutter nicht einfach wegrannte. Mit dem Tier in der Hand ging sie auf Souta zu und hielt es kurz fest, ehe der Junge einschritt:
"Lass sie bitte los, ja? Sie ist keine Gefangene und ich möchte mit ihr auf einer Augenhöhe reden" Dass er diese Wortwahl benutzte, war kein Zufall, dennoch meinte er es genauso, wie er es sagte.
"Nya~ Was willst du?", fragte das Tier genervt, als die Tür wieder geschlossen war. Souta lächelte leicht verständnisvoll, antwortete ihr dann: "Ich weiß, dass du und Miu eine sehr enge Beziehung zueinander habt und kann das sehr gut nachvollziehen."
"Unsinn!", maunzte Chiyo auf,
"Uns beide verbindet mehr als bloße Freundschaft, das kannst du überhaupt nicht nachvollziehen." "Ihr seid wie Schwestern zueinander, ihr kümmert euch umeinander, wenn es euch schlecht geht. Ihr gehört einfach zueinander. Glaubst du, ich habe die Geschiche um euch beide nicht gehört? Ich weiß genau, was zwischen euch vorgefallen ist. Und auch ich habe eine Familie, die mir sehr nahe steht" Die Katze fauchte:
"Was verstehst du schon? Du weißt überhaupt nicht, wie es ist, wenn einem die wichtigste Person im Leben genommen wurde!" Bei allem Verständnis, das er für sie aufbringen wollte, verärgerte ihn diese Aussage doch ungemein, musste er sich extrem zusammenreißen, trotz dieser unverschämten Aussage nicht auszurasten. Er schnaubte fast, während sich seine Augenbrauen zusammenzogen, er sich auf die Lippe biss und der Katze direkt und ungehemmt in die Augen blickte. Chiyo bemerkte die Anspannung, mit der der Junge gerade zu kämpfen hatte, senkte den Kopf und maunzte leise:
"Entschuldigung.."
Eine kurze Pause folgte, in der beide erstmal nichts sagten. Die Abwehrhaltung der Katze war normal, weshalb der Junge sich schnell beruhigt hatte.
"Jedenfalls.. Ich würde mich ja gerne wieder mit ihnen versöhnen, aber nachdem ich meine Kinder rausgeworfen habe, wie könnte mir da Miu verzeihen? Wie könnten mir meine Kinder verzeihen? Nya.." "Ist meine Anwesenheit alleine nicht der Beweis dafür, dass Miu genau das tut?" "Nya.. sie will doch nur die Kleinen wieder, also.." "Nein!", schritt der Junge ein,
"das ist nicht richtig! Ich hab mit Miu und dem alten Mann gesprochen. Und beide haben uns abgesehen von der eigentlichen Aufgabe noch darum gebeten, das klärende Gespräch mit dir zu suchen. Dem kleinen Mädchen tut es sogar leid, dass sie dir so wenig Aufmerksamkeit geschenkt hat, sie sucht die Schuld bei sich" "Aber es war doch nur ein Gefühlsausbruch von mir.." Souta blickte ihr tief in die Augen und dann zur Tür.
"Sie wartet draußen. Sag ihr das" Erneut maunzte das Tier, stimmte jedoch zu.
"Und meine Kleinen? Wollen sie mich überhaupt noch?" "Selbstverständlich.", antwortete der Junge mit eindringender Stimme,
"Du bist ihre Mutter!" "Und wenn sie Angst vor mir haben, so aggressiv wie ich sie rausgeworfen habe?" Auf die Antwort wartend, erwiderte sie den Blick des Jungen. Souta schüttelte mit dem Kopf:
"Sie haben tatsächlich Angst, sich mit dir zu treffen" Dann senkte sie erneut den Kopf.
"Angst, dass sich ihre Vermutung bestätigt." Sie horchte auf.
"Angst, dass du sie nicht mehr liebst."
Kurze Zeit später holte Souta erst das kleine Mädchen rein. Beim Anblick der Katzenmutter weichten die Augen des kleinen Mädchens auf, während ihr eine Träne die Wange runterrann. Nachdem sie in das Zimmer getreten war, traute sie sich nicht, auch nur einen weiteren Schritt hineinzumachen, sie wurde von ihren Gefühlen übermannt und wusste nicht, wie zu reagieren war. Das übernahm Chiyo für sie, die langsam, mit vor Schuld trotzdendem Blick auf sie zuschritt, sich an ihr Bein schmiegte und dann schließlich von ihr hochgehoben wurde, um sich an ihr Gesicht zu kuscheln. So verharrten die beiden einige Zeit, ehe sie sich zum Sofa aufmachten, um dann miteinander zu sprechen. Beide entschuldigten sich beieinander, wieder und wieder, ohne auch nur ein einziges Mal dem anderen die Schuld zuzuweisen, sprachen sich eine Weile aus. Danach war es soweit, dass Souta auch die acht kleinen Kinder Chiyos in den Raum holen konnte. Sich noch weitaus zurückhaltender als das Mädchen verhaltend, versteckten sie sich wieder hinter den Beinen des Genin, ehe sie sich langsam trauten, weiter hineinzugehen. Die Angst, von der er gesprochen hatte, konnte die Katzendame ihren Kindern deutlich ansehen, versuchte deshalb, sie ihnen zu nehmen. Erst entschuldigte sie sich bei den Tierchen, nahm ihnen dann die Sorge, dass es vielleicht ihre Schuld geweisen sein könnte, ehe sie versuchte, ihnen klarzumachen, dass sie sie selbstverständlich über alles liebte. Der Genin stand währenddessen an der Seite und lächelte ergriffen, während sich alle versöhnten.
Als sie damit fertig waren, mischte sich der Junge noch ein letztes Mal ein.
"Also", begann er,
"ich habe noch eine Sache, über die ich mit euch reden muss" Er wandte sich speziell den beiden "Damen" zu :
"Ihr habt euch endlich wieder, aber so etwas sollte nicht wieder vorkommen, oder?" Beide nickten nahezu sofort.
"Chiyo, du musst versuchen, auch mal loszulassen und Miu ein wenig Freiraum zu gewähren. Gleichzeitig solltest du selbst auch ein wenig Zeit mit deinen Kindern verbringen." "Mya.." "Und für dich, Miu, gilt fast dasselbe. Du bist fast den ganzen Tag in deinem Haus und hast keinen Kontakt zu anderen Kindern. Für euch beide gilt also, dass ihr, was eure Kontakte angeht, mal ein wenig Abwechslung braucht. Und deshalb habe ich vorhin etwas vereinbart!" Beide hatten keine Ahnung, was der Junge meinte, öffneten die Augen weit und warteten gespannt.
"In Zukunft werden öfters mal ein paar Nachbarskinder vorbeikommen, um mit euch zu spielen! Wenn sie mit Miu spielen, kann Chiyo Zeit mit ihren Kindern verbringen, wenn sie mit den Kätzchen spielen wollen, könnt ihr beiden euch eure Aufmerksamkeit widmen und natürlich könnt ihr auch alle zusammen spielen. Ich möchte, dass ihr das einhaltet, damit ihr aus der Geschichte hier lernt, okay?" Selbstverständlich waren die beiden davon ziemlich überrascht. Während die Katzenmutter erst leichte Unverständnis darüber äußerte, warum ihr denn jetzt Miu wieder genommen werden sollet, verstand sie doch, dass sie dadurch lernen sollte, dass auch andere Menschen, sowie ihre Kinder ihre Zeit wert waren und sie Miu gleichzeitig nicht besaß. Letztere hingegen war auch erst nicht sonderlich davon angetan, war sie doch schließlich äußerst schüchtern und ging nicht gerne auf andere zu. Doch auch sie wusste, dass sie aus sich herauskommen und etwas mit Kindern in ihrem Alter unternehmen musste. Als Zeichen, um das zu besiegeln, schlugen die drei schließlich lächelnd ein, woraufhin sich sie sich nicht nur bei Souta, sondern auch bei Kumiko für die Hilfe bedankten.
Er verabschiedete sich von ihnen, versprach, auch ab und zu mal vorbeizukommen und sprach dann schließlich, nur noch in Anwesenheit Kumikos, mit dem Butler. Aus seiner Tasche holte dieser eine Börse, kramte dann schließlich darin herum und übergab ihr den Anteil, den sie für den Job verdient hatte. Währenddessen bedankte er sich lange und ausführlich bei ihr, entschuldigte sich dann sogar noch für die Unannehmlichkeiten, die der ganze Auftrag verursacht hatte, woraufhin er ihr einen kleinen Aufschlag in die Hände legte. Das gleiche versuchte er bei Souta, der schnell mit einem
"Ja ja, ich hab doch gesagt, ich mach das gerne.", abwinkte und auch das Geld nicht annehmen wollte.
"Ihr habt ja nicht mehr so viel, ihr könnt das sicherlich besser als ich gebrauchen." "Nein, nein, nein. Das ist viel zu nett. Für das, was ihr für uns getan habt, für die Unannehmlichkeiten und auch noch dafür, dass du dir vorhin meinen Gefühlsausbruch an tun musstest, junger Mann" "Nö, ich will das Geld nicht! Das ist mir nicht wichtig" "Das würde meine Ehre als Mann, als Vormund der kleinen Miu, als zutiefst dankbarer Butler, nein, meine Ehre als Mensch nicht zulassen! Ich möchte das irgendwie wieder gutmachen!" Souta verstand den Aspekt der Ehre, handelte er doch selbst nach diesem. Unter diesem Gesichtspunkt überlegte er kurze Zeit, ehe er sich auf einen Kompromiss einigen konnte, mit dem beide zufrieden und nicht in ihrer Ehre beschmutzt sein würden:
"Wenn du mir einen Gefallen tun willst, dann spende das Geld, mit dem du mich bezahlen willst, an das Waisenhaus im Armenbezirk. Diese Kinder haben niemanden, der sich um sie kümmert, außer die wenigen, hilfsbereiten Menschen, die auch von etwas leben müssen und dieses Geschenk verdienen. Damit würdest du mir tatsächlich einen Gefallen erweisen!" Der alte Butler stimmte zu, wissend, dass er sich doch noch erkenntlich zeigen konnte. Eigentlich wollte er die beiden kaum gehen lassen, verabschiedete sich wieder und wieder, nur damit sie nicht verschwanden, ehe Kumiko ziemlich deutlich machte, dass sie nun wirklich verschwinden würden, was den Mann dazu veranlasste, schlussendlich doch noch die Türe zu schließen.
"Job erfüllt: Ende gut, alles gut!", jubelte der Junge und hob die Hand hoch, damit seine Partnerin einschlug. Diese hingegen starrte erst die Hand an und dann ihn, ehe sie laut seufzte und sich höflich distanziert von ihm verabschiedete. Und damit machte sich auch Souta auf den Weg nach Hause.
Job Ende