Regen. Regen war etwas schönes; Er wusch das Land rein, nährte Pflanzen und Tiere, war dafür verantwortlich, dass Flora und Fauna eben das waren, was sie hier waren - Regen war mit dem Meer und dem Grundwasser wohl das essentielle Element, welches Leben ermöglichte. Ergo war es eigentlich seltsam, das Menschen es nicht mochten, sich unterstellten und den Regen sogar ab und zu verfluchten, wenn er ihnen doch Nahrung gab, wenn es die Umwelt am Leben erhielt und ein ganzes System in Gang brachte. Bestes Beispiel: Die Wüste. Regen dort war ein Segen, etwas seltenes, nicht oft gesehenes, und wenn es regnete, reagierte die Natur mit unendlicher Dankbarkeit und blühte in einer Schönheit auf, die auch hier im Feuerreich, welches die meiste Zeit des Jahres Grün war, unerreicht war. Die Farben, die die sonst so karge Wüste hervorbringen konnte, waren kräftiger; Das Grün saftiger - aber die Lebenszeit umso kürzer. Irgendwie ähnelte dieser Vorgang diesem Moment. Es war ein schöner Moment, von Regen begünstigt, ein seltener Moment. Aber er würde vermutlich schnell wieder vorbei sein. Schade, aber irgendwann würde es eben noch einmal regnen. Hei schmunzelte leicht, beobachtete das Mädchen, war gespannt auf die Reaktion, die sie zeigen würde. Es war... anders, als er erwartet hatte, und irgendwie fühlte er sich ein wenig schuldig. Dieser Schuss ins Blaue - nun, halbwegs, aber sicher war er sich nun nicht gewesen - hatte voll ins Schwarze getroffen, und offensichtlich fühlte sich das Mädchen damit nicht wohl. Schlechtes Gewissen? Nein, das kannte Hei nicht. Er war mit sich selbst im Reinen - er sagte nichts, was er bereute. Normalerweise nicht. Aber das hier war irgendwie etwas anderes, weil die feingliedrige Ririchiyo für einen Moment so verletztlich aussah, dass es schien, als müsste Hei sie nur berühren, um sie zerspringen zu lassen. Genau da lag allerdings das Problem. Das wollte er nicht; Das hatte er nicht gewollt, hatte nicht vermutet, dass die Reaktion so ausfallen würde. Gut, die Möglichkeit hatte er natürlich in Betracht gezogen, aber... nun, es war eher nicht die Erste auf seiner Prioritätenliste gewesen. Deshalb schwieg er einen Moment, dachte über die Dinge nach, die die Aburame gesagt hatte; Was sie evaluiert hatte, was sie preisgegeben hatte, wie sie ihre Meinung formuliert hatte und ihm wieder Recht gegeben hatte. War es erstaunlich, dass sie sich so gut verstanden? Nein, eigentlich nicht - es gab auf der Welt zu viele verschiedenen Meinungen, als dass sich zwei Individuen so decken konnten wie er und Ririchiyo - aber sie sahen ja auch nicht alles gleich. Nur vieles; Trotz allem lebten sie in zwei verschiedenen Welten. Vermutlich hatte er sogar das sorgenfreiere Leben gelebt. Ärmer, weniger geachtet, aber weniger Druck und weniger beschäftigt mit sich selbst als eher damit, was war, nicht, was werden würde. Die Regentropfen ließen langsam an Intensität nach, während die beiden jungen Menschen nebeneinander saßen und schwiegen - und trotz des doch etwas drückenden letzten Themas war es nicht unangenehm. Schließlich räusperte sich der junge Mann, drehte den Kopf wieder zu Ririchiyo, und ein breites Lächeln stand auf seinem Gesicht. Sie war ja nicht die Einzige, die lächeln konnte; Hei hatte nicht nur gelernt, stets ein leichtes Lächeln auf den Lippen zu tragen - er hatte auch sein echtes Lächeln nicht vergessen, und das lächelte er jetzt, räusperte sich dann leise.
"Achtung, ich glaube, ich muss jetzt ein wenig länger reden.", meinte er und zwinkerte leicht. "Du hast mir viel zum Nachdenken gegeben, Chiyo. Erst einmal: Es ist ganz einfach, im Grunde jedenfalls. Ja, wir werden ausgebildet, um zu töten. Möglichst effizient, möglichst schnell; Möglichst so, dass möglichst wenig 'Schweinkram' entsteht, aber wenn ich ehrlich bin, gefällt mir der Gedanke genauso wenig wir dir. Wenn du niemanden unter Insekten begraben möchtest - tu es nicht. Ich werde niemanden von mir aus mit Sand begraben; Ich finde den Gedanken, einem Menschen so etwas anzutun, simpel absurd." Nachdenklich kratzte er sich am Kinn. "Die Frage ist eher, ob man im Falle der Selbstverteidigung nicht gezwungen werden kann, dem Feind alles entgegenzuwerfen, was man hat. Nicht jeder ist ein Mensch wie du: Pur, unverbraucht. Unschuldig. Glaub' mir, ich bewundere das - ich kann das nicht einmal mehr von mir behaupten. Leider. Außerdem bist du nicht einmal wirklich naiv - jedenfalls nicht auf den zweiten Blick." Hei kicherte. "Du machst dir sehr viel mehr Gedanken, als man vielleicht auf den ersten Blick denken würde, und genau das macht es so wertvoll, dass du dir ein wenig Naivität und Gutmütigkeit erhalten konntest. Es gibt genug junge Shinobi, die sich schon in deinem Alter damit anfreunden, töten zu müssen. Sei eher stolz darauf, wie du bist - nicht das Gegenteil. Aber das ist nur die Meinung eines Typen aus Suna, der von der großen weiten Welt nicht viel weiß.", meinte er, leckte sich ein wenig über die Lippen. Ein Schluck Wasser wäre jetzt wirklich gut. "Bleib wie du bist, solange es geht. Ich mag die Ririchiyo, die hier neben mir sitzt. Ich würde sie vermutlich vermissen, wenn sie einfach so verschwindet." Nachdenklich kramte er einen Moment in seiner Tasche, um einen Moment später den Schlauch mit Wasser darin herauszuholen. Das ganze Reden machte durstig - obwohl es regnete. Warum konnten Menschen nicht über die Haut genug Wasser aufnehmen? Das wäre doch äußerst praktisch. Genau so verhielt es sich mit dem Atmen... Insekten und Tiere allgemein waren da irgendwie besser ausgestattet. Allerdings gab es ja mittlerweile für alles irgendein Jutsu, wenn sich der junge Mann noch richtig an ein paar der Bücher aus der Akademie erinnerte. "Du hast Recht, Menschen sind nie zufrieden. Allerdings ist es eher so, dass ihnen vorgelebt wird, wie sie sein sollten, und dann richten sie sich danach. Was jemand ist, ist vermutlich nicht einmal mehr so wichtig. Du kannst damit zufrieden sein, ein Aburame zu sein, ich bin ein Tatsumaki, auch, wenn der Name gegen deinen klein wirkt. Ich denke, dass Leute sich zu sehr nach Dingen richten, die ihnen vorgegeben werden. Sei schlank! Sei stark und groß! Klug, belesen und achte darauf, das deine Haare gut aussehen! Männer müssen kurze Haare haben; Frauen lange. Jungen können nicht kochen und Mädchen spielen mit Puppen. Ist es nicht so?" Hei lachte leise. "Stereotypen, irgendwie. Nein, ich weiß nicht, um ehrlich zu sein, wie ich darauf antworten soll. Ich kann nur sagen, dass ich eigentlich mit mir selbst im Reinen bin - mit mir selbst bin ich eigentlich zufrieden. Natürlich, es gibt vieles, was ich besser hätte machen können und können werde; Allerdings gibt es nichts, was ich jetzt, in diesem Moment, tun kann. Ich vertraue darauf, dass ich in dem richtigen Moment die richtige Entscheidung treffen kann, und nur das zählt. Was für einen Wert hat es, sich darüber Gedanken zu machen, was in drei Jahren sein könnte; Oder wie ich jetzt aussehen könnte, wenn ich mein Leben dem Taijutsu gewidmet hätte?" Er spannte seinen Oberarm an und lachte. "Das würde sicherlich beeindruckender aussehen." Ein kurzes Schweigen entstand. "Ja, um ehrlich zu sein, insgeheim hoffe ich, dass ich einmal... die Wüste in eine Richtung bewegen kann, so, oder so. Es ist nicht einfacher in den Entscheidungen; Aber ein Leben, welches man selbst lebt und nicht andere für einen lenken, ist sehr viel lebenswerter." Wagemutige These? Eigentlich nicht. Im Grunde dachte sicherlich jeder so, oder? Hei war sich ziemlich sicher, obwohl es sicher Menschen gab, die sich damit zufrieden gaben, Befehlen zu gehorchen. Es war einfacher. So viel einfacher... verlockend. Aber langweilig. Hei holte Luft, ordnete kurz die verbliebenden Gedanken.
"Verzeih', aber... normalerweise spreche ich nicht soviel.", gab er zu und kratzte sich ein wenig verlegen am Kopf. "Du bist Schuld.", warf er ihr dann schmunzelnd vor, widmete sich dann erst einmal dem Käfer. Wichtig, befand er. "Eine Sie, aha. Peinliche Spitznamen? Käfer wäre aber ein wenig unpersönlich. Ich nenne sie Xiao. Ich glaube, das bedeutet 'Kleines Irgendwas', sozusagen." Namenswahl war noch nie seine Stärke geworden. "Aber ich nehme fast an, dass deine Käfer normalerweise keine Namen haben? Das wäre wohl keine Arbeit die leicht zu bewältigen wäre, was? Ich passe gut auf sie auf, allerdings kann ich das nur, wenn sie auch brav auf mir sitzen bleibt. Allerdings sollte sie sich verziehen, wenn ich bade. Ich glaube, Insekten mögen nicht unter Wasser getaucht werden... oder verhält sich das mit Chakratierchen anders?" Jetzt kam das wohl... schwierigste Thema, vermutlich. Hana. Hei wünschte sich nicht, dass er das Thema nicht angeschnitten hätte - es war gut so. Er hatte seine Bestätigung, im Grunde, und er würde dicht halten, wie aber konnte er ihr das glaubhaft klar machen? "Natürlich.", murmelte er und lächelte, sah aber nicht reumütig aus. "Allerdings wäre es wirklich zuviel verlangt, wenn du mir vorwirfst, so oberflächlich zu sein. Ich kenne dich kaum; Noch haben wir uns schon oft gesehen. Aber mir reicht so etwas; In der Wüste müssen wir ab und zu Leute nur an den Augen erkennen können. Und deine Augen könnte ich so einfach nicht vergessen. Vergiss die Haare, die Statur. Es liegt an den Augen.", meinte Hei und zwinkerte leicht, seine hellen blauen Seelenspiegel schienen leicht amüsiert zu blinken. "Mir haben schon einige Leute gesagt, dass auch meine Augen nicht alltäglich sind. So ähnlich verhält es sich mit meiner Wahrnehmung - jeder Mensch ist einzigartig." Er erhob sich, streckte sich leicht, genoss das Gefühl, seine Größe wieder einmal richtig spüren zu können. So eingefaltet war es eben doch nicht wirklich schön. Trotzdem ließ er sich wieder nieder, dieses Mal allerdings genau vor dem jungen Mädchen, sah in ihre Augen, wie er es vorher schon getan hatte. Was sah er da? War das... nicht nur Zurüchhaltung. Es ging ihr nicht einmal darum, das 'Geheimnis' an sich zu verraten? Nein, eher war es... Selbstzweifel? Angst? Nein... Hei verfluchte sich dafür, nicht in das Mädchen hineinsehen zu können, dann lachte er jedoch. Es war einfach. Schmunzelnd und ohne Vorwarnung zerwuschelte er ihr ein wenig die Mähne, beugte sich dann noch ein Stück vor. "Erstens: Dein Geheimnis ist bei mir sicher. Und... ich mag Ririchiyo sowieso lieber. Hana ist eine Figur. Mich interessieren keine Kunstfiguren." Es war nicht dabei geblieben, aber Hei hatte klarstellen wollen, dass er sie nicht deshalb anders beurteilen würde. Für ihn war sie Aburame Ririchiyo, eine fähige, angehende Kunoichi. Schmunzelnd hob er den kleinen Finger, wie sie es bei dem ersten Treffen getan hatte. "Ich spreche nicht über sie, versprochen. Wenn du mir nicht böse bist, dass ich es angesprochen habe. Einverstanden?"