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Ländereien im Reich des Flusses

Sakaida Mai

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Ländereien im Reich des Flusses



Das Reich des Flusses ist ein unabhängiges Land, welches von Ländern beider Fraktionen umgeben ist.
Die Vegetation dieses Reichs ist gekennzeichnet von vielen Bergen, Wäldern und natürlich zahlreichen Flüssen. Diese fließenden Gewässer durchziehen das Land und sorgen nicht zuletzt für atemberaubende Bilder der Natur.
 

Akinawa Izuya

Chuunin
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cf: Auf wichtiger Mission - Westtor

Es war der blauhaarigen Sakaida anzusehen, dass sie angespannt war. Ob es dabei die reine, berufliche Professionalität oder irgendetwas anderes war, vermochte der Akinawa nicht zu sagen. Egal war es ihm zwar nicht, aber eine Wertung legte er dort nicht hinein. Um sie ein wenig auf andere Gedanken zu bringen, hatte er ihr den Daumen gezeigt und sich absolut bereit für diese Mission gemeldet. Etwas, was der Sakaida ein Lächeln abverlangte und sie somit von der Bank aufstand. Für Izuya war das natürlich das Zeichen, sich ebenfalls wieder zu erheben, weil das Bild sonst ein ziemlich schräges wäre. Sie bekundete ihre Bewunderung über sein hartes Training und kurz schaute der Blauschopf überrascht, musste dann aber lächeln, besaß er doch schließlich nichts anderes außer Taijutsu und seinen Körper. Aber sie hatte recht. Sein Körper war sehr muskulös und schön definiert, weshalb er deswegen auch keine eng anliegende Kleidung trug, um etwas zu kaschieren. Auf einer Aufklärungsmission so auszusehen, als könnte man jeden im Lager von A nach B prügeln, war sicherlich nicht förderlich für die Geheimhaltung ihrer Identitäten. „Es ist mir immer eine Freude, wenn es jemandem auffällt“, entgegnete Izuya, der es mit seiner Karriere als Shinobi im Regelfall ja auch sehr schwer hatte. Das Mai ihn für seine mangelnden Fähigkeiten in Sachen Nin- und Genjutsu nicht verurteilte, hätte er sich aber denken können, zumal sie davon ja auch eher bedingt wusste. Bei dem Gerücht musste der Taijutsuka allerdings kichern. „Ach ist das so?“, fragte er daher rhetorisch und zuckte dann mit den Schultern. „Ich bezweifle, dass ich der Stärkste in Shirogakure bin, aber interessant, dass über so etwas geredet wird“, fügte er an und lachte kurz auf. „Wo hast du das denn überhaupt her?“, hakte er dann nach. Gehört hatte er davon definitiv nichts. Er war einst der Stärkste aller Genin, aber ob er auch der stärkste Chuunin war? Schwierig.

„Gehen wir!“, bestätigte der blauhaarige Chuunin seiner Teamleiterin und das Duo setzte sich in Bewegung. Je früher sie am Operationsort ankamen, umso früher konnten sie ihre eigentliche Arbeit erledigen. Und so ließen die zwei Shinobi die Mauern von Shirogakure hinter sich und tauchten ein in die wundervolle Silhouette des Feuerreiches. Mai nutzte den Augenblick selbstverständlich, um den Taijutsuka mit der Reiseroute vertraut zu machen. Zunächst ins Reich der Flüsse und von dort aus dann ins Reich des Windes, damit sie kein Reich des Soragakure-Verbundes betraten. Sie gingen also einen kleinen Umweg, vermieden so aber jedwede Komplikationen, die ein Zusammentreffen mit Sora-Nin verursachen konnten. Ein einfacher aber nicht weniger kluger Plan. „Im Reich der Flüsse und im Reich des Windes war ich noch nie. Ich werde auf dieser Reise also viel neues kennen lernen“, erklärte Izuya und lächelte zufrieden. Während sie weiter gen Reich des Flusses wanderten, blieb Mai plötzlich stehen und verkündete enthusiastisch die Lösung, die sie ergattert hatte. Sie hatte nun erkannt, dass Izuya kürzlich zum Chuunin befördert wurde und gratulierte ihm natürlich. Der Blauschopf lächelte und verneigte leicht sein Haupt. „Vielen Dank für die Blumen!“, bedankte er sich bei Mai, hob sein Haupt und grinste zufrieden. „Offenbar gibt es Verwendung für meine Stärke, sonst hätten sie mich mit Sicherheit nicht befördert“, fügte er an und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, wobei dabei insbesondere die trainierten Oberarme wieder einmal auffielen. „Ich muss zugeben. Es ist erst meine zweite Mission des B-Ranges, daher wohnt eine gewisse Anspannung in mir inne, aber kein Grund zur Sorge. Ich werde mein Bestes geben und dich nicht enttäuschen, Captain“, nickte er ihr zu und deutete einen Zwei-Finger-Salut an, um seine Aussage zu unterstützen.

Und so marschierten die zwei Shinobi weiter und Stille kehrte ein. Man konnte deutlich spüren, dass sie beide auch mental mit dieser Mission zu tun hatten. Izuya war fasziniert, dass Mai trotz ihrer jahrelangen Erfahrungen als Chuunin noch immer Missionen erfüllen musste, die einem ins Mark gingen. Es beruhigte den Taijutsuka etwas, denn das zeigte ihm, dass es eben nicht nur ihm so ging. Hoffentlich versaute er die Mission nicht, denn irgendwelche super Spionage-Tricks beherrschte er nicht. Izuya konnte aber gut quatschen und sich aus so ziemlich allem herausreden. Vielleicht half ja wenigstens das. Das Briefing hatte der Blauschopf selbstverständlich erhalten, doch die Vorfälle die Mai ansprach, sagten dem Chuunin gar nichts. Er hatte von diesen Räubern noch nie etwas gehört, war er schließlich auch nur ein Akademieschüler gewesen zu der Zeit. Er schüttelte daher mit dem Kopf. „Nein. Für mich ist das völliges Neuland“, gab er offen zu und seufzte. Mai war da offenbar etwas mehr im Bilde. Hatte sie sich vorher umfassend schlau gemacht oder woher wusste sie das? War ja auch egal, sie machte ihre Arbeit als Captain bis jetzt jedenfalls sehr gut. „Und wir zwei müssen sie jetzt finden, weil sie jüngst wieder auf der Bildfläche aufgetaucht sind, korrekt?“, hakte er also nach und schwelgte kurz in seinen Gedanken. Ins Reich der Steine mussten sie also. Wieder ein Reich, welches er nicht kannte aber genau dafür hatte er sich passend gekleidet. Mit nur einer Mission gleich 3 neue Reiche auf dem Zettel, wundervoll. „Haben wir irgendeinen Anhaltspunkt? Eine erste Spur? Oder tappen wir im Dunkeln?“, fragte Izuya sogleich nach, denn Mai besaß sicherlich mehr Einblick.

In der Zwischenzeit hatten sie auch schon das Feuerreich hinter sich gelassen und die Grenzen des Flussreiches überschritten. Die Vegetation veränderte sich nur minimal, die klimatischen Bedingungen wechselten aber, je tiefer sie ins Reich vordrangen. Dichtere Wäldereien, aufsteigender Nebel aufgrund der vielen Wasserquellen und eben die Flüsse. Zu guter Letzt wurde das Gelände auch recht urban, weil unzählige Berge hinzu kamen. Ein schönes Land.

@Sakaida Mai
 

Sakaida Mai

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Wo hast du das denn überhaupt her?“ Die Rede war von dem Gerücht, welches Mai über Izuya aufgeschnappt hatte. Die Blauhaarige reckte und streckte sich ausgiebig und atmete dabei tief durch. Der Fußmarsch machte sie allmählich richtig munter. „Ach, ich bin neulich in der Dorfverwaltung gewesen und da haben ein paar Kunoichi über dich gesprochen“, erklärte sie ihm lächelnd, wobei ihr Ausdruck dann etwas verschmitzt wurde, „Du scheinst Eindruck zu hinterlassen!“ Aber sie verstand es auch. Izuya war ein Typ, in welchen sich die jungen Damen bestimmt schnell verliebten. Er sah gut aus, war freundlich und eben sehr stark. Mai schämte sich nicht für ihre Gedanken, es lag schließlich auf der Hand. Sie selbst mochte Izuya auch sehr und empfand ihn natürlich auch als attraktiv. Aber sie wollte sich keine weiteren Gedanken darüber machen. Die jüngste Erfahrung war ihr wohl eine Lehre gewesen und daher sollte sie lieber den Ball flach halten und sich auf andere Dinge im Leben konzentrieren. Zum Beispiel auf diese Räuberbande, mit welcher sie noch eine Rechnung zu begleichen hatte.

Mai lachte auf, als der junge Shinobi vor ihr kurz salutierte. „Das weiß ich doch! Ich bin auch jedes Mal angespannt, aber das ist wohl auch gut so. Sonst wäre man übermütig, denkst du nicht auch?“ Tatsächlich wäre die Mission, was die eigentliche Aufgabe betraf, kein Neuland für Mai. Schon so oft musste sie ihre Identität verbergen, sich in Institutionen einschleichen und vor allem ihre Fähigkeiten möglichst lange geheim halten. Man könnte beinahe sagen, sie hätte sich daran gewöhnt. Sei es in Kraterstadt, in Mayaku, Wajima oder wie kürzlich in Yugakure - sie hatte ihre Identität immer verschleiern müssen. Ob auch Izuya schon Erfahrungen damit gemacht hatte?

Korrekt!“, stimmte Mai ihm zu, als er seine Vermutung über ihre Aufgabe geäußert hatte. Plötzlich fiel ihr wieder ein, wie Izuya bei dem Geldfälscher-Job meinte, dass sie klüger sei als er. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Hoffentlich würde ihm dieser Auftrag helfen, sich selbst mehr zuzutrauen. Mit purer Muskelkraft würde er nicht weit kommen, er könnte sich also unter Beweis stellen. „Der einzige Anhaltspunkt, den wir haben, ist das Reich der Steine. Aber es gibt einen Informanten für uns! Wir reisen nicht nur ins Grenzgebiet des Windreichs, weil wir es passieren müssen. Dort wartet ein Verbündeter Shinobi auf uns, welcher uns bestimmt mehr sagen kann“, erklärte sie ihm den vorläufigen Plan.

Es war angenehm, durch dieses wunderschöne, ruhige Reich zu reisen. Die neblige Umgebung hatte etwas magisches, der Duft war frisch und waldig und die Tiere ließen verlauten, dass sie mit der Durchreise der Ninja nicht ganz einverstanden waren. Doch beruhigten sie sich schnell wieder, wenn die Fremden vorbeigezogen waren. Es waren bereits einige Stunden durchs Land gezogen, als die beiden entschieden, eine kurze Pause einzulegen. Ein Baumstamm bot eine gute Sitzgelegenheit und Mai freute sich darauf, die Beine ein wenig entspannen zu können. „Es ist so schön hier! Ich bin begeistert!“, teilte sie sich Izuya hocherfreut mit und sah sich noch immer gespannt um, ließ die Landschaft aber dann auf sich wirken, während sie ihre Bento-Box öffnete und aß. Es kehrte Stille zwischen den beiden Shinobi ein, während Mai mit sich haderte, Izuya von ihren persönlichen Belangen in dieser Mission überhaupt zu erzählen. Auf der anderen Seite könnte er sie vor einem Fehler bewahren, wenn er wusste, was dieser Auftrag für sie bedeutete. Sie warf ihm einen nachdenklichen Blick zu und nahm sich noch einen Moment Zeit, ehe sie ihre Entscheidung getroffen hatte. „Hör mal, Izuya.. es gibt da etwas, was ich dir sagen möchte. Vielleicht muss ich dich sogar um einen Gefallen bitten“, begann sie zögerlich und legte ihr Essen dafür beiseite. Dann wandte sie sich mit ihrem Körper ihm zu, damit sie ihm direkt in die Augen sehen konnte.

Ich kenne diese Räuberbande von damals, auch wenn ich zu der Zeit nur eine Akademieschülerin war. Natürlich bin ich ihnen nie begegnet, aber ich weiß von all ihren Taten“, sprach sie ihn vorsichtig und mit deutlicher Verunsicherung an. Für einen Moment senkte sie den Blick wieder. „Es ist so, dass-“ Sie sah ihn wieder an „-und du musst dazu nichts sagen, hör es dir einfach an“ Nervös verknotete sie ihre Finger ineinander. „Ich hatte einen älteren Bruder. Als er mich zu dieser Zeit in Shirogakure besuchen wollte, wurde er Opfer eines Überfalls dieser Räuberbande.“ Mai wandte sich wieder von Izuya ab, als sie es ausgesprochen hatte und sah einen Moment lang in den Nebel, damit sie in aller Ruhe um Fassung ringen konnte. Als sie sich sicher war, die Tränen vollständig weggeblinzelt zu haben, sodass Izuya sie nicht sehen könnte, wandte sie sich ihm wieder zu. „Wie gesagt, du musst dich dazu nicht äußern. Dieser Auftrag ist für mich von großer Bedeutung, aber ich darf meine eigenen Belange nicht in den Vordergrund stellen. Solltest du also feststellen, dass ich nicht mehr vernünftig oder sachlich handle, dann erinnere mich bitte daran, ja?“ Verunsichert blickte sie in seine hellblauen Augen. Hoffentlich hatte sie ihn damit nicht überrollt.

@Akinawa Izuya
 

Akinawa Izuya

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Der Taijutsuka war ziemlich überrascht. Nicht nur wegen der Gerüchte, dass er der Stärkste in Shirogakure war, sondern allen voran von den Kunoichi in der Dorfverwaltung, die über ihn gesprochen hatten. Natürlich schmeichelte ihm diese Tatsache, aber es war nicht seine Absicht, die Herzen diverser Frauen durch seine Muskeln zu erobern. „Ich scheine Eindruck zu hinterlassen“, murmelte er und lachte dann kurz, ehe er lächelnd zu Mai sah. „Die sind doch verrückt“, entgegnete ihr und schüttelte amüsiert den Kopf. Es war schnuckelig, aber einfach nicht das Ding des Akinawa. Es war letztlich die Meinung der Blauhaarigen, die ihn wirklich interessierte, denn seit sie regelmäßig Jobs miteinander bestritten haben, zählte sie zu seinen engeren Kontakten. Aber nun war nicht die Zeit, über solcherlei Dinge zu sprechen, denn eine wichtige Mission stand vor den beiden Chuunin, die nervlich mehr als genug aufreibend war. Bezüglich ihrer Äußerung zum Übermut, konnte Izuya lediglich nicken. Sonderlich viele Erfahrungen hatte er da nicht, aber die wenigen die er hatte, bestätigten diese Annahme.

Das Duo marschierte also friedlich vor sich her und legte dabei einiges an Distanz zurück, während das Gespräch nun gänzlich die Mission zur Thematik hatte. Es war wichtig über alles zu sprechen, was bekannt war, denn nur so konnte man die Effektivität des Einsatzes wertsteigern. Mai bestätigte seine Überlegungen zur Mission, was dem Blauschopf einen Seufzer entlockte. Viele Informationen hatten sie wirklich nicht, aber die nachfolgende Bemerkung brachte etwas Licht ins Dunkel. Ein verbündeter Shinobi wartete im Grenzgebiet des Windreiches auf die zwei, um sie mit weiteren Informationen zu versorgen. „Hoffentlich kann er uns nützliche Informationen geben. Andernfalls müssten wir improvisieren“, entgegnete der Taijutsuka dazu und atmete tief durch. „Ziemlich viele Unsicherheitsfaktoren, wenn ich ehrlich bin“, fügte der Blauschopf an und musterte Mai einen kurzen Augenblick.

Während der Reise durch das Land des Flusses, kamen die beiden Reisenden nicht umhin zu bemerken, wie wunderschön die Silhouette dieses Landes doch war. Es wirkte alles so friedlich, so grün und frisch. Auch jemand wie Izuya, der mit Natur eher weniger anfangen konnte, empfand die Durchreise als schöne Angelegenheit. Sie legten eine Pause ein und konnten einen Baumstamm als Sitzgelegenheit nutzen, auf dem sich wunderbar essen ließ. Der Taijutsuka holte etwas von seinem Proviant hervor und packte einen nährstoffreichen, selbstgemachten Energieriegel aus, der dem Prinzip der Shinobi Nahrungspillen sehr nah kam, jedoch besser für Kampfsportler geeignet war. „Du hast recht. Hier kann man sich richtig gut erholen. Tolle Landschaft“, pflichtete er der Chuunin bei und biss dann vom Riegel ab, der auch sofort anfing, seine Wirkung zu entfalten. Vorteil an diesem Riegel waren die vielen komplexen Ballaststoffe, die stark sättigten. Es kehrte Stille ein und Izuya lehnte sich etwas zurück, während er die Augen schloss und gemütlich weiter aß. Die Ruhe vor dem Sturm, so konnte man diesen Augenblick gut beschreiben.

Langsam öffneten sich seine eisblauen Augen, die sofort Augenkontakt zu Mai herstellten, als jene ihn ansprach. Ihre Tonlage, ihr Blick und ihre Körpersprache drückten eines ganz klar aus: Unbehagen. „Was es auch ist, verlass dich auf mich“, versicherte er ihr, als sie ihm sagte, dass sie ihm etwas anvertrauen und gegebenenfalls sogar um etwas bitten musste. Mai offenbarte ihm, dass sie die Räuberbande bereits kannte und wirkte dabei sehr verunsichert, ja vielleicht sogar ängstlich. Die Augen von Izuya öffneten sich verwundert, als die Sakaida von ihrem älteren Bruder sprach, der Opfer dieser Räuberbande und seither nie mehr wiedergesehen wurde. Plötzlich ergab alles einen Sinn, denn so nachdenklich und angespannt hatte er den Blauschopf noch nie erlebt. Sie wandte sich ab und rang um ihre Fassung, während der Akinawa tief Luft holte, um die Informationen sacken zu lassen. Mais persönliche Verbindung zu dieser Mission erschwerte die, ohnehin schon schwere, Situation sehr deutlich, doch Izuya war sich sicher, dass sie das gemeinsam bewerkstelligen konnten. Er hielt Mai für eine äußerst professionelle und starke Kunoichi, unmöglich, dass sie hier versagen würde. Der Augenkontakt zwischen den beiden Chuunin war für einen Augenblick wieder sehr intensiv, also nutzte Izuya den Augenblick um zu nicken. Er hatte verstanden, worum es ging und was er tun musste, sollte Mai anfangen ihre persönlichen Gefühle zu sehr zu involvieren. Der blauhaarige Chuunin stand auf und überragte die Sakaida damit, als er sich plötzlich eine Faust in die Handfläche der anderen Hand schlug. Sein Blick war voller Überzeugung. „Wir werden dafür Sorge tragen, dass diese Bande untergeht“, versicherte er der Kunoichi und drehte ihr dann den Rücken zu, während seine Körperhaltung noch immer pure Stärke und Überzeugung äußerte. „Und sollte dein Bruder noch am Leben sein, dann werde ich ihn finden“, versicherte er seiner Kollegin.

Und damit hatte die Pause dann auch schon ihr Ende gefunden. Izuya packte sein Zeug zusammen und wandte sich an die blauhaarige Chuunin. „Brechen wir auf“, meinte er daraufhin zu ihr und schenkte ihr ein Lächeln. Er meinte jedes seiner Worte ernst, auch das mit ihrem Bruder. Er hatte es ihr natürlich nicht versprochen, bestand schließlich die Chance, dass er es nicht halten konnte, aber wenn die Möglichkeit bestand, würde er alles opfern, um Mai wieder mit ihrem Bruder zu vereinen. Es war letztlich wie mit Takeo. Izuya besaß eigentlich keine eigenen, großen Träume oder Wünsche. Er verschrieb sich daher jederzeit den Träumen anderer.

tbc: Grenze zu Ishi no Kuni

@Sakaida Mai
 
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Hanabira Airika

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- OFF : Von Falken und Katanaschwertern -
Es hatte einige wertvolle Stunden gedauert, bis Airika und der Medic-Nin Hayato Yasua, ein Sechzehnjähriger Genin, der schon seit dreieinhalb Jahren seiner Shinobikarriere nachging, endlich das Dorf verlassen konnte, um ein wichtiges Heilkraut für ihren kleinen Bruder Yoshi zu besorgen. Mirantibus Flos. Der kleine Junge hatte sich eine Sepsis geholt und litt seither unter besorgniserregenden Temperaturen. Alles fing damit an, dass die junge Hanabira ihre Familie zum Wochenende besuchte und über aktuelle Geschehnisse und ihre Erlebnisse als Kunoichi berichtet hatte. Yoshi war stiller als sonst, blass und müde. Und als die Rothaarige am Sonntag dann wieder zu ihrer Wohnung aufbrechen und ihren Bruder verabschieden wollte, fand sie ihn kränklich im Bett wieder. Das Gesicht total rot, verschwitzt und wirres Zeug vor sich hinredend. Zuerst hielten Airika und ihre Mutter das für eine normale Grippe, die vermutlich in wenigen Tagen wieder abflaute. Doch weit gefehlt. Die Temperatur, die sich anfänglich auf 38 Grad beschränkte, näherte sich langsam der Vierzig-Grad-Marke und das bereitete sowohl Mutter als auch Tochter Sorgen.

„Herrje, Kind. Wo hast du dich bloß rumgetrieben?“, fragte ihre besorgte Mutter nun schon zum dritten Mal. Sie saß auf der Bettkante und strich ihrem kranken Sohn über die heiße Stirn. „War Yoshi nicht zu Besuch bei einem Kumpel von ihm? Hat er doch gestern erwähnt. Die waren doch am Stadtrand unterwegs. Vielleicht haben die irgendeinen Blödsinn gemacht, wurden von irgendeinem Tier gestochen. Keine Ahnung.“ Mit besorgtem Blick, nicht wissend, was sie mit sich anfangen und wie sie helfen sollte, lehnte Airika an Yoshis Zimmerwand und beobachtete die unschöne Szenerie. Auf dem Nachtschränkchen stand eine Schüssel mit kaltem Wasser. Die ältere Frau wrang den Lappen darin aus und legte ihn erneut auf die erhitzte Stirn. Seit sich der Braunschopf in diesen besorgniserregenden Zustand befand, hatte seine Mutter versucht, die Hitze mit der Methode zu kompensieren. Alle halbe Stunde maß sie sein Fieber und als es wieder ein kleines bisschen anstieg, fasste sie einen Entschluss. „Airi-schatz? Tu mir mal bitte einen Gefallen.“ Sofort sprang die junge Hanabira, die sich mittlerweile erschöpft auf einen Stuhl gesetzt hatte und immer noch nicht wusste, wohin mit sich, auf.

„Was denn?“ „Lauf du mal schnell zum Hospital und hol einen Medic-Nin. Der soll sich die ganze Sache mal angucken.“ Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Sofort nahm sie sich ihre Jacke, schlüpfte in Windeseile in ihre Schuhe und rannte, was das Zeug hielt. Es war ihr auch egal, was ihr Umfeld, an dem sie vorbeirannte, von ihr dachte. Sie wollte was unternehmen und hatte endlich etwas, das sie tun konnte! Es hat nicht einmal eine halbe Stunde gedauert, bis die junge Kunoichi mit einem Arzt und einem Assistenten durch die Tür gestürmt kam, um ihrer Mutter Bescheid zu geben, dass sie Hilfe geholt hatte (natürlich kamen die beiden Herren nicht hereingestürmt, sondern gingen ruhig und professionell an die Sache ran). Die Diagnose dauerte nicht lange. „Ihr Sohn hat eine Sepsis. Eine Blutvergiftung. Allerdings keine normale, sondern eine seltenere Form. Dafür bräuchten wir ein bestimmtes Heilkraut, das ihn heilen kann.“ Die ganze Familie, bis auf den schlafenden Junge, schaute den Medic-Nin erwartungsvoll an. „Wir haben es leider nicht auf Lager, daher müssen wir einen unserer Kollegen schicken, um es zu holen. Allerdings ist das nicht ganz billig. Natürlich können Sie, wenn es Ihnen zu teuer ist, das Honorar in Raten abzahlen.“ Der Arzt schien fast ein schlechtes Gewissen zu haben. Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Sofort stand Airika auf und schaute den Mann ernst an. „Ich mach das.“
„Aber Airi, wir können uns das doch leisten. Du bist doch noch gar nicht so lange Kunoichi! Das kommt nicht infrage.“ Ihre Mutter schaute sie mit einer Mischung aus Entsetzen und auch ein wenig Stolz an.
„Doch! Ich werde hier nicht tatenlos herumsitzen und warten, bis das Kraut geholt wurde! Mama, mir passiert schon nichts. Außerdem bin ich fast erwachsen und das ist die Chance, mich weiterzuentwickeln.“
„Aber Airika, das ist viel zu gefährlich“, warf ihre Mutter ein.
„Das ist mir klar. Wenn es danach geht, hätte ich mir die Akademie auch sparen können. Ninja zu sein ist nun mal gefährlich und davor sind auch Genins nicht gefeilt!“ Der Medic-Nin hatte der Unterhaltung aufmerksam zugehört und schaute die junge Kunoichi anerkennend an. „Bei der Motivation und diesen Willen glaube ich, dass Ihre Tochter es schaffen kann. Allerdings kann sie aufgrund ihrer Unerfahrenheit noch nicht allein gehen. Daher wird dich einer meiner Kollegen begleiten.“ Die Rothaarige spürte einen Stich. Warum traute man ihr nicht zu, allein zu gehen? Das war unfair! „Aber… ich kann das. Ich bin auch fähig.“ „Nix da. Airika, wenn du so gerne mitkommen möchtest, dann nur mit Begleitung.“ Ihre Mutter wurde richtig energisch und die Kunoichi wusste, dass sie keine Wahl hatte. Entweder in Begleitung oder gar nicht. Sie blickte ihre Mutter wütend an, nickte dann zögerlich und stimmte dann mürrisch zu. „Na schön.“ Sie fühlte sich in ihren Fähigkeiten nicht ernstgenommen. Sie hatte bereits einige Erfahrungen gesammelt und warum konnte sie dann nicht allein losgehen?! Bloß weil ihre Mutter Angst um sie hatte? Was für ein bescheuerter Grund! Sie hat ihr doch gesagt, dass der Beruf immer Gefahren mit sich brachte! Aber nein… Sie seufzte. Jetzt ging es aber nicht um sie, sondern um Yoshi. Der Arzt schrieb eine Empfehlung für sie auf, signierte diese und überreichte sie der Genin. Damit konnte sie zur Verwaltung gehen und sie um Erlaubnis bitten. „Ich werde mich so lange um deine Begleitung kümmern. Sobald ich ihn ausgewählt habe, treffen wir uns vor dem Kage-Gebäude.“ Der Rotschopf nickte und machte sich rasch auf dem Weg. Immerhin durfte sie keine Zeit verlieren.

Als sie bei der Verwaltung ihr Anliegen vortrug, waren sie zunächst eher skeptisch. Auch als sie ihnen versicherte, dass sie eine erfahrene Begleitung dabeihatte, die gerade ausgesucht wurde. Wieder kam das Argument der Unerfahrenheit auf den Tisch und die junge Genin musste sich wirklich anstrengen, bis sie die Leute überzeugen konnte. Eine verdammte Stunde hat das gedauert! Der Arzt hatte seinen Kollegen bestimmt schon ausgesucht und wartete jetzt auf sie! Aber schlussendlich haben sie ihr den offiziellen Auftrag endlich fertiggestellt und ihr eine Quittung gegeben, die sie dem Arzt überreichen sollte, damit er wusste, dass der Auftrag auch wirklich offiziell war.
Das Mädchen eilte aus der Verwaltung und traf den Arzt und einen weiteren Shinobi. Der kurzgeschorene Blondschopf hatte blaue Augen und schien ein bisschen kleinwüchsig. Je näher sie ihm kam, desto mehr konnte sie einschätzen, wie groß er war. Der Kleine ging ihr vielleicht bis zur Schulter, war aber ziemlich muskulös. Er hatte eine schwarze Lederjacke und eine blaue Jeans an, an der seine Shinobi-Utensilien befestigt waren. Airika fühlte sich ein bisschen erleichtert, dass er auf sie keinen unsympathischen Eindruck machte. Der Typ hob zur Begrüßung die Hand. „Das ist Hayato Yasua. Mein bester Schüler. Er wird dir auf jeden Fall zur Seite stehen und dich bei der Suche unterstützen.“ Nachdem die kleine Vorstellungsrunde zu Ende war, wollte sie noch kurz nach Hause laufen, um sich umzuziehen und sich zu verabschieden.

Die beiden machten miteinander aus, dass sie sich in einer halben Stunde am Nordtor trafen. Vermutlich hatte Yasua auch noch ein paar Vorkehrungen zu treffen. Als sie zu Hause angekommen war, schlang sie schnell ein belegtes Brot runter (ihre Mutter hatte in der Zeit ein paar weitere Brote geschmiert, die sie während ihrer Reise dann mitnehmen konnte), packte ihre Sachen und wechselte die Kleidung. Das junge Mädchen war dieses Mal mit anderer Kleidung als sonst ausgestattet. So hatte sie sich die mischgrünen Wanderstiefel von ihrer Mutter geborgt (sie hatten Gott sei Dank die gleiche Schuhgröße), eine reißfeste Jeans und eine Allwetterjacke ihres Vaters. Auch wenn es ihr im Herzen schmerzte, als sie den Schrank ihres verstorbenen Alten öffnete, wollte sie dennoch seine Sachen leihen. Es war auch für sie eine Art Therapie, um noch ein weiteres Stück über den Verlust hinwegzukommen. Airika hätte sich all die Kleidung selbst kaufen können, aber ihre Mutter wanderte schon lange nicht mehr und deswegen war es schade, dass sie die ganze Zeit nur im Schrank herumlagen. Durch die Körpergröße passte ihr das Outfit gut. Es war zwar etwas weit (sie hatte längst nicht so ein breites Kreuz, wie ihr Vater), aber das störte sie nicht. Der Stoff war von hoher Qualität und die Hose hatte sogar extra eine Halterung für ihr Katana. In ihren normalen Jobs und Missionen trug sie oft das gleiche Outfit – die enge, dunkelblaue Hose, die schwarzen Stiefel, durch die die Zehen zu sehen waren, ihre blaue Lieblingsjacke und das gelbe, mit rosa Halbmonden verzierte Lieblings-T-Shirt. Jetzt aber war sie in Camouflage-Montur und sah aus wie eine Soldatin aus Fantasie-Romanen. Sie kämpften mit seltsamen Waffen und führten Kriege auf ihre Art und Weise. In der Welt der Shinobi undenkbar. Tja, manche besaßen nun mal eine blühende Fantasie.

@Hayabusa Ray
 
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Hayabusa Ray

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Ray war nervös, als er an diesem Tag das Hauptgebäudes des Hayabusa-Clans betrat. Es lag nicht an dem Gebäude selbst, denn schon oft war er hier gewesen. Er kannte die Trainingsräume fürs Bogenschießen, wo er so manche Lektion von der Kranichprinzessin erhalten hatte. Auch die alten Bibliotheken und die Unterrichtsräume waren ihm bekannt. Dort wurden junge Hayabusa von alten Hayabusa in so manche Clanangelegenheiten eingeführt. Hauptsächlich ging es da um die Vergangenheit, Geschichte und alte Traditionen, oft sehr langweilig, es sei denn man besaß das Glück einen Lehrer zu haben, der es verstand selbst staubige Geschichte lebendig werden zu lassen. Alles in allem mochte er das Clangebäude und kannte sich gut darin aus. Natürlich waren viele seiner Geheimnisse noch vor ihm verborgen, aber die Hayabusa wären nicht die Hayabusa, wenn dem nicht so wäre.

Nein, die Nervosität des Jungens ging nicht von dem Gebäude aus, sondern hatte ihren Ursprung in der Person, die ihn heute gerufen hatte. Orochi Hayabusa, der Silberfalke, Oberhaupt des Clans. Mit seinen 55 Jahren war er für ein Oberhaupt sogar verhältnismäßig jung, auch wenn er Ray nicht so vorkam. Aber wie auch immer, wenn das Clanoberhaupt einen zu sich rief, dann war etwas sehr bedeutsames vorgefallen, zumindest in den Denkstrukturen des jungen Rothaarigen. Er hatte auch so eine grobe Ahnung, bzw. Befürchtung, dass es sich bei seinem Besuch um eine gewisse Schriftrolle mit einem gewissen Siegel handelte, die er in einem der Archive im Keller gefunden hatte. Seit er sich dazu entschieden hatte seinem Clan und insbesondere den Alten zu vertrauen, indem er Riro die Schriftrolle überließ, hatte er nichts mehr in dieser Angelegenheit gehört. Das konnte gut sein... oder auch schlecht. Ray war sich da nicht so ganz sicher. Sein Vertrauen in die Geheimniskrämerei seines eigenen Clans war gewissermaßen noch ein zartes Pflänzchen und konnte leicht zerstört werden. Nichtsdestotrotz begann er ein wenig mehr zu verstehen, dass die Geheimniskrämerei des Falkenclans mehr war als nur eine eigentümliche Marotte. Er kannte es ja von sich selbst. Die Wahrheit war ihm wichtig, nahezu heilig und doch verschwieg er selbst als Teamleiter oft seine wahren Fähigkeiten, spielte sie runter und hielt sich bedeckt. Er wusste selbst nicht genau warum. War dieser Wesenszug tatsächlich vererbbar? Konnte Heimlichtuerei durch Gene beeinflusst werden? Ray wusste es nicht, aber wenn er sich seine Clangeschwister so anschaute, schien etwas an dieser Theorie dran zu sein. Aber dieses Rätsel musste warten, denn in diesem Moment wurde er in das Büro von Orochi Hayabusa gerufen.

Normalerweise strahlte Ray nur so vor Selbstsicherheit, sein Blick war aufmerksam und für manche sogar einschüchternd, sodass es sogar für ihn selbst ungewohnt war, wie ein kleiner Schuljunge vor sein Oberhaupt zu treten. Er wusste nicht viel über Orochi. Ihm war lediglich bekannt, dass seine Worte schärfer waren als jeder Waffe, die er zu führen vermochte. "Ihr habt mich gerufen, Hayabusa-sama." kam es über die Lippen von Ray und die Nervosität würde dem Silberfalken sicherlich nicht entgehen. Noch wandte dieser dem jungen Chuunin seinen Rücken zu und blickte aus dem großen Fenster, welches die Wand hinter seinem großen Schreibtisch einnahm und den Blick freigab auf die Wälder hinter dem Hayabusa-Hauptgebäude. "Ganz richtig, Ray. Ich habe deine Akte studiert." Orochi drehte sich um und deutete mit einer Hand auf die Akte, die auf seinem Tisch lag. Die scharfen Augen des Rotschopfes entzifferten mühelos seinen kleingeschriebenen Namen, der die Akte kennzeichnete. Ansonsten war nichts auffälliges zu entdecken, denn die Akte war weder besonders dick, noch besonders dünn. "Du brauchst nicht nervös zu sein." Orochi lächelte freundlich und seine schwarzen Augen blickten beinahe sanft auf den Falkenjungen. "Du bereitest deinem Clan Ehre. Bisher gibt es, abgesehen von einigen Kommentaren zu deiner Unberechenbarkeit, keine Beschwerden. Du hast Missionen erfolgreich geleitet und auf den fraktionsübergreifenden ein gutes Maß an Diplomatie gezeigt." Die Überraschung, die sich jetzt in den Gesichtszügen von Ray abzeichnete, war weder gespielt noch aufgesetzt. Damit hatte er nicht gerechnet. Aber noch traute er dem Braten nicht und misstrauisch beäugte er Orochi, der daraufhin in schallendes Gelächter ausbrach. "Keine Sorge, da ist kein Haken. Wir als Clan sind ehrlich stolz auf dich." bekräftigte er seine Worte und schob dann eine zweite Akte über den Tisch. "Gerade weil du dich auch auf Missionen außerhalb von Soragakure und in den neutralen Reichen bewährt hast, habe ich einen offiziellen Auftrag vom Clan für dich. Da es sich um eine interne Angelegenheit handelt, kommt dieser Auftrag nicht von der Dorfverwaltung." Mit diesen Worten setzte sich das Oberhaupt in seinen Drehstuhl und verschränkte die Finger ineinander. Währenddessen nahm Rays Misstrauen so langsam ab. Offensichtlich würde er heute nichts über eine gewisse Schriftrolle erfahren. Das war gut... oder vielleicht auch schlecht. Wer wusste das schon so genau. Für den Moment aber entspannte sich Ray ein wenig. Aufträge und Missionen waren ihm als Shinobi ein Begriff, das war sicheres Terrain, damit konnte er umgehen. "Worum geht es denn?" ergriff er nun etwas selbstsicherer das Wort und erwiderte den Blick des Oberhauptes. In seinen Augenwinkeln war dabei ein kleines Funkeln zu entdecken. Eine Clanmission versprach spannend zu werden, es war eine ganz neue Herausforderung und einer guten Herausforderung konnte der Rotschopf kaum widerstehen. Orochi erwiderte seinen Blick mit einem gutmütigen Lächeln. "Wie du weißt, vererbt sich das Falkenbluterbe rezessiv." Ray nickte. "Und da wir Hayabusa nicht ursprünglich aus Soragakure kommen, werden immer wieder Kinder mit unserem Bluterbe in den unterschiedlichsten Reichen geboren. Manche von ihnen werden sogar für kleine Teufel geboren, denn wie du weißt sind unsere Augen alles andere als vertrauensfördernd." Jetzt stand dem jungen Chuunin ein Grinsen ins Gesicht, denn er erinnerte sich spontan an eine gewisse Begegnung mit einem Banditenhäuptling. Manchmal war genau dieses einschüchternde auch ein Riesenvorteil. "Deswegen haben wir in den großen Städten überall unsere Informanten, die Ohren und Augen offenhalten und manchmal schnappen sie ein Gerücht auf von einem Kind mit schwarzen, scheinbar seelenlosen Augen. Und genau so ein Bericht hat mich vor ein paar Tagen erreicht." Mit einer Handbewegung deutete er auf die Akte und wies Ray an selbst hineinzuschauen. Neugierig folgte er dieser Anweisung und studierte die Informationen, die diese enthielt. Es handelte sich um ein kleines Mädchen, gerade mal wenige Wochen alt und in einem kleinen Dorf in der Nähe von Tanigakure, im Reich des Flusses geboren. Darüber hinaus war eine Karte beigefügt und der Name seiner Kontaktperson. "Dein Auftrag ist simpel. Finde die Familie, prüfe ob das Mädchen wirklich das Falkenbluterbe in sich trägt und kläre die Eltern darüber auf. In der Akte findest du auch ein Angebot des Clans der Familie bei der Umsiedelung nach Soragakure zu helfen, falls es sich tatsächlich um ein Falkenblut handelt." erklärte Orochi weiter und blickte dem Chuunin fest in die Augen. "Irgendwelche Fragen?" "Nur eine. Warum ich?" erwiderte Ray, während er den Blick des Oberhauptes erwiderte, welches nun ein verschmitztes Lächeln im Gesicht trug. "Das wirst du zu gegebener Zeit erfahren." Ein schelmisches Zwinkern folgte, ehe Orochi noch hinzufügte. "Fürs Erste kannst du es als einen Beweis unseres Vertrauens in dich und deine Fähigkeiten sehen. Du weißt selbst, wie gefährlich es sein kann durch Shirogakure zu reisen. Immerhin sind wir mit diesem Reich nicht unbedingt befreundet." Ray nickte. Zwar hatte er bisher keine größeren Probleme mit den Shinobi aus Shirogakure gehabt und mit einigen wenigen sogar recht gut zusammenarbeiten können, aber nichtsdestotrotz war er sich des angespannten Verhältnisses zwischen den beiden Großreichen bewusst. "Du solltest baldmöglichst aufbrechen und ich erwarte deinen Bericht persönlich, sobald du wieder in Soragakure bist. Das wäre dann alles." Und damit macht Orochi deutlich, dass Ray entlassen war. Dieser verbeugte sich noch einmal und machte sich dann auf den Weg, um seine Sachen zu packen. In vielen Dingen war er sich unsicher. Warum bspw. ausgerechnet er diesen Auftrag erhalten hatte oder wieso Orochi die Schriftrolle und den alten Riro mit keinem Wort erwähnt hatte? Er seufzte und wieder einmal realisierte er, dass es nur eine Sicherheit im Umgang mit Hayabusa gab. Sie hielten immer etwas zurück. Tja, da war er wohl wieder, der Fluch der auf seinem eigenen Erbe lastete.

Wenige Stunden später befand sich Ray am Hafen, gekleidete wie immer in kurzer Hose und gelbgrüner Jacke. Die roten Haaren standen wild nach allen Seiten ab und sein Bogen war fest auf seinem Rücken befestigt. Er hatte noch schnell einiges an Proviant eingepackt, obwohl er sicherlich auch unterwegs für Nachschub sorgen musste. Ein Schiffsüberfahrt zu finden war nicht schwer gewesen und so stand er nun an der Reling der Küstenperle, einem Handelsschiff, welches ihn geradewegs aufs Festland bringen würde. Die Überfahrt war der angenehme Teil der Reise, denn danach würde er weite Strecken laufen müssen. Das würde ein gutes Ausdauertraining werden.

@Hanabira Airika
 

Hanabira Airika

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Als sie Yasua am Nordtor traf, wartete er bereits ungeduldig auf das Mädchen. Er ging auf und ab, blieb abrupt stehen, als er Airika sah. „Hi! Dann können wir jetzt los, oder? Hast du alles?“ Ob er auch so aufgeregt war, wie sie? Die Rothaarige fühlte sich jedenfalls so, als würde ihr Herz gleich in die Hose rutschen. Ein solches Vorhaben hatte sie noch nicht gewagt. Es war was ganz anderes, als in einer Mission mit mehreren anderen Shinobi oder Kunoichi unter der Leitung eines erfahrenen Ninjas zu agieren. Und das hier war weit gefährlicher als ein harmloser Job. Doch irgendwie kratzte es immer noch an ihren Stolz, dass es ihr keiner wirklich zutraute, allein dort hinzureisen. Sie war weder doof noch hatte sie gar keine Erfahrung!
„Ehm, ja. Hab‘ ich. Danke. Wir müssen uns auf jeden Fall beeilen.“
„Jupp. Lass uns keine Zeit verschwenden. Das Vorhaben ist für uns auch vorteilhaft, weil man ja nie wissen kann, wann man das Kraut noch mal benötigt. Ich hoffe, du kannst mit meinem Tempo mithalten.“ Tse, den letzten Spruch hätte der sich auch sparen können. Sie beließ es allerdings nur bei einem Nicken und machte über seine unnötigen letzten Worte keine weitere Bemerkung. Endlich passierten die beiden Genin das Nordtor und ließen das große Dorf hinter sich.
Jedoch musste die junge Genin rasch feststellen, dass Yasua in der Tat sehr schnell war. Sie kam nach einer Zeit echt ins Schwitzen.

„Na komm! Leg mal einen Gang zu!“, rief er. Seit drei Stunden waren sie schon unterwegs und so langsam brauchte das Mädchen eine Pause. Sie sind oft schnell gelaufen, über Geäst gehüpft und haben bereits eine recht weite Strecke zurückgelegt.
„Ich geb‘ mir ja schon Mühe!“, rief die Rothaarige außer Atem und versuchte schneller zu laufen. Diese leicht spöttische Art von Yasua fing langsam an, ihr auf die Nerven zu gehen, schluckte es jedoch zunächst runter. Der Blondschopf gesellte sich wieder neben ihr und grinste sie an. Der schien jedenfalls nicht außer Atem zu sein.
„Wie alt bist du eigentlich?“
„17.“ Das sprechen fiel ihr schwer, während sie versuchte, ihr Kondition aufrecht zu erhalten.
„Und seit wann bist du aus der Akademie raus?“ Warum löcherte der Kerl sie jetzt mit Fragen? Wie nervig. Das ging ihm doch eigentlich einen feuchten Dreck an.
„Seit Sommer letzten Jahres.“ Hoffentlich hielt er jetzt die Klappe. Das half ihr nämlich nicht besonders weiter. Er wollte doch schließlich, dass sie sein Tempo hielt! Das Mädchen spürte, wie die Laune Minute für Minute sank. Sie brauchte eine Pause, sie hatte Durst und ihre Füße taten weh. Und ihr Gesicht war voll verschwitzt. Der Schweiß ging ihr immer in die Augen. Ach verflixt!
„Oh du bist ja noch ein richtiger Anfänger. Dann wars ja die richtige Entscheidung von Ao-Sensei, mich dir zur Verfügung zu stellen. Ist echt gefährlich hier. Glaub mir, spreche aus Erfahrung.“ Machte er sich etwa über sie lustig? Airika blieb abrupt stehen und starrte ihren Kameraden wütend an. „Hör auf, dich über mich lustig zu machen! Ich komme auch ohne dich gut zurecht! Und hör gefällig auf mich die ganze Zeit so blöd anzugrinsen, ey!“ Das Gesicht glühte förmlich und sie ballte die Fäuste. Yasuo hatte mit diesem Ausbruch wohl nicht gerechnet und schaute sie etwas verblüfft an. „Mach ich doch gar nicht. Ich glaub,… wir sollten eine kleine Pause einlegen.“ Na endlich! Airika schnaubte.
Plötzlich spürte sie just in diesem Moment Reue in sich aufkommen. Eigentlich hatte er sie doch nur motivieren wollen. Vielleicht war er auch nur etwas ungeschickt? Dieser ganze Stress, die Sorgen um Yoshi, dieser verletzte Stolz… das wurde ihr jetzt echt ein bisschen zu viel. Schweigend suchten sich die Zwei einen geeigneten Platz im Wald und setzten sich auf zwei umgefallene Baumstämme, die schon ein paar Jahre dort lagen. Das morsche Holz gab ein wenig unter ihnen nach, knackte, brach aber nicht ein. Der Medic-Nin-Schüler wirkte ein wenig geknickt und aß aus seiner Ration.
„T-tut mir Leid“, brach die Rothaarige gequetscht hervor. „Das von vorhin… das war nicht cool. Von mir.“
„Kein Problem. Ich hätte auch miese Laune, wenn ich wüsste, dass meine Schwester vergiftet ist. Wenn du willst, passe ich mich deinem Tempo an. Dann kommen wir weiter, ohne viele Pausen einzulegen.“ Offenbar bereitete ihm ihre Entschuldigung Genugtuung, denn er grinste sie schon wieder an. „Wie alt bist du eigentlich?“, wollte die Hanabira stattdessen wissen. Ein lockeres Geplauder tat ihr jetzt gut.
„Bin vor ein paar Wochen 16 geworden“, antwortete er und stopfte sich den letzten Bissen seines Brotes in den Mund, trank noch ein Schluck Wasser hinterher und stand dann auf. 16 erst? Der war ja noch voll jung und Airika wurde bald 18… „Und, wann willst du die Chuunin-Prüfung machen?“
„Nächsten Monat. Sehe das hier jetzt auch als eine Art Vorbereitung. Muss ja fit sein dafür.“
Auch Airika hatte einige Züge aus ihrer Wasserflasche genommen und stand jetzt ebenfalls auf ihren Beinen. „Ich möchte eines Tages auch gerne Chuunin sein. Aber das dauert wohl noch ein bisschen.“ Ja, irgendwann war der Tag gekommen, an dem sie ihrem Vater ebenbürtig war und vielleicht sogar stärker wurde. Doch das dauerte noch. Lange.

Die beiden Ninja liefen nun etwas langsamer und nach zwei Tagen haben sie endlich das Reich des Flusses erreicht. Airka hatte sich trotz des gut gemeinten Angebots von Yasua bemüht, so schnell es ging zu laufen. Während der Stunden, die die beiden pausenlos liefen, kreisten ihre Gedanken um Yoshi. Wie es ihm wohl gerade ging? Er war jetzt nicht in unmittelbarer Lebensgefahr, aber sie wusste, wenn sie sich nicht beeilte, dass es bald so weit war. Seit drei Tagen lag der arme Junge bereits flach und sein Körper kämpfte um seine Vorherrschaft gegen diese Vergiftung. Airika hatte sich unterwegs einige Blasen an den Füßen zugezogen und musste widerwillig und zwangsläufig Rast machen, um ihre Füße zu verbinden zu lassen. Yasua war sehr geschickt und konnte den Verband richtig gut um ihre Füße wickeln. Die Hanabira schlief bei Nacht vielleicht nur vier oder fünf Stunden, weil sie von Albträumen und Unruhe geplagt. Yasua fand das natürlich nicht so prickelnd, dass sie nach so wenig Schlaf schon auf den Beinen stand. Aber auch ihm war die Notlage bewusst und ließ seinerseits keine Einwände zu.

Als sie endlich angekommen sind, atmete das Mädchen erleichtert auf. Berge umgaben die dichten Wälder und auf den Wipfeln bedeckte Schnee die Spitzen. Hier sollte diese Heilpflanze also wachsen? Die Mirantibus Flos fand man nur hier vor und das in recht üppigen Mengen. Nun war es an der Zeit, mit der Suche zu beginnen. Auch wenn ihr Körper nach einer längeren Pause bettelte, war die Angst um ihren kleinen Bruder zu groß. Bevor es mit der gezielten Suche losging, setzten sich die beiden Genin für ein paar Minuten hin und wechselten den Verband. Er war an einigen Stellen rotgefärbt und sie wusste, dass sie, wenn sie jetzt eine richtige Pause einlegte, gar nicht mehr aufstehen konnte. Ihre Füße brannten fürchterlich. Also stand sie nach der kurzen Behandlung wieder auf und marschierte weiter. Airika brauchte eine Woche frei, wenn sie wieder zu Hause war, um sich von den körperlichen Strapazen zu erholen.

Doch hätte Airika zu diesem Zeitpunkt gewusst, was in ihrer Reise noch auf sie zukam, wäre sie über ihre Begleitung extrem dankbar gewesen. Keine Sekunde hätte sie sich von ihm getrennt. Denn wer hätte denn schon wissen können, dass sie in den nächsten Stunden auf einen mächtigen Ninja traf, noch dazu einen Chuunin, der ihr haushoch überlegen war? Doch von all dem ahnten die beiden nichts und so standen sie nach ihrer kurzen Rast auf und machten sich dann endlich auf die Suche nach Mirantibus Flos. Auch wenn es die letzte Nacht ziemlich kalt gewesen war, war dieser Tag von einem klaren, mit kleinen Schäfchenwölkchen bestückten Himmel und Sonnenschein aus weißem Licht gesegnet. Überall hörte sie das Zwitschern der Vögelchen, das Zirpen der Grillen und sie realisierte, dass auch wenn Shirogakure sehr idyllisch war, diese Gegend definitiv etwas Anderes war. Sie hatte das Gefühl, dass die Natur hier viel unberührter erschien. Die Wege, die Yasua und Airika manchmal gingen, waren teilweise von der Natur zurückerobert worden. Die Kopfschmerzen, die sich in den letzten Stunden intensiviert haben, aber ließen nicht zu, dass sie den Anblick auch nur annähernd genießen konnte. Airika musste jetzt tapfer sein. Sie gähnte und schaute sich immer wieder am Wegesrand, um in der Hoffnung, dieses spezielle Kraut zu finden.

„Du brauchst gar nicht so hoffnungsvoll auf den Rand gucken, Airika. Die wachsen da nicht. Ao-Sensei sagte doch bereits, dass sie genau zwischen Berg und Wald zu finden sind.“
„Ich weiß, aber es könnte ja sein, dass sich hier was verirrt hat.“
„Das bezweifle ich stark.“ Blablabla. Besserwisser. Airika schwieg und die beiden kämpften sich durch den dichten Wald, der mit dornigem und hartnäckigem Gestrüpp nur so übersäht war. Es war nicht einfach, aber eine halbe Stunde später hatten sie tatsächlich den Rand erreicht.

„Ich sondiere mal eben die Lage und schaue, dass hier keiner in der Nähe ist. Dann können wir uns aufteilen und kommen vielleicht schneller an eine Mirantibus-Ader ran. Einverstanden? Du wartest hier, okay?“
„Klar…“ Als ob hier jemand war. Sie hatte in den ganzen zwei Tagen, die sie jetzt schon unterwegs waren, keine Menschenseele gesehen. Warum sollte das jetzt anders sein? Yasua war einfach viel zu vorsichtig. Der Junge marschierte also los und kam nach etwa zwanzig Minuten wieder zurück. Währenddessen hatte sich Airika auf die Wiese gesetzt und sich die Fotos der Pflanze angeschaut. Das Kraut hatte rosa Blüten und sie sahen sternenförmig aus. Kleine goldene Pünktchen verzierten die spitzzulaufenden Blütenblättchen. Sie prägte sich das Aussehen gut ein, damit sie das Kraut, falls sie das Foto aus welchem Grund auch immer verlor, sofort erkannte.

„Die Luft ist rein. Du gehst nach Osten und ich nach Westen am Fuße des Berges entlang, okay? In einer Stunde treffen wir uns wieder hier, ja? Wenn wir nichts finden, suchen wir an einer anderen Stelle weiter.“ Der Blonde verschränkte die Arme und schien in Aufbruchsstimmung zu sein.
„Gut, dann bis später.“
Und so wanderten die beiden Genin in die entgegengesetzte Richtung, in der Hoffnung, die Mirantibus Flos zu finden. Nichts ahnend, was dieser Tag für sie bereithielt…

@Hayabusa Ray
 
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Hayabusa Ray

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Ray hätte nie gedacht, dass er einmal so früh über ein simples Stück Papier hätte sein können. Aber das Schreiben, was er vom Clanoberhaupt der Hayabusa erhalten hatte, hatte sich auf seiner Reise durch die Länder schon mehr als einmal als sehr hilfreich erwiesen. Auf seinen bisherigen Missionen war es ihm nie so deutlich bewusst geworden, dass die beiden Großmächte von Shirogakure und Soragakure alles andere als Freunde waren. An nahezu jedem Grenzposten wurden er misstrauisch beäugt, ausführlich befragt und ohne das Schreiben wäre sein Einsatz schon seit langem vorbei gewesen. So aber öffnete das Stück Papier mit dem offiziellen Siegel ihm die Tore, auch wenn es so manchem Grenzbeamten sichtlich nicht in den Kram passte, diesen Shinobi passieren zu lassen. Aber für den Moment besaß Ray so etwas wie diplomatische Immunität, jedenfalls solange er sich ausweisen konnte. Nicht auszudenken, was mit ihm wohl passieren würde, wenn er dieses Papier verlor. Allerdings machte Ray sich darüber nicht allzu viele Gedanken.

Eine weitere hilfreiche Fähigkeit waren seine Sensorfähigkeiten. Immer wieder nutzte er das Jutsu um in entlegenen Regionen die Gegend zu scannen. Dieser fühlende Wind hatte ihm mehr als einmal erlaubt möglichen Feindkontakten auszuweichen. Zwar hatte er prinzipiell nichts zu befürchten und die allermeisten Räuberbanden stellten für ihn kein Problem dar, aber er musste es ja auch nicht auf eine Konfrontation hinauskommen lassen. Außerdem war es eine nette Herausforderung auf der sonst so langweiligen Reise, wie lange er unbemerkt bleiben konnte. Sicherlich hätte Bodo ihn zu so einer Sache herausgefordert, doch seltsamerweise war die Stimme seines Herausforderers schon seit einiger Zeit überraschend still. Genauer gesagt seitdem der diese Schriftrolle gefunden hatte. Fast schon vermisste er das vertraute "Wetten, dass," auch wenn es ihm recht häufig Schwierigkeiten bereitet hatte. Ob der Falkengeist je wieder zu ihm sprechen würde. Ray wusste es nicht, denn die Welt der Tiergeister war ihm noch immer ein Rätsel. Vielleicht sollte er mal mit Kaya darüber sprechen. Immerhin hatte sie einen Rabengeist als Gefährten. Möglicherweise wusste sie etwas darüber. Aber auch sie hatte er seit ihrer letzten gemeinsamen Mission nicht mehr gesehen.

Für den Moment aber lag Rays Aufmerksamkeit so oder so auf etwas anderem. Denn im Moment war Ray im Jagdmodus, denn bei seinem letzten Scan (Fuuton: Kaze o Kanjiru) hatte er zwei Personen wahrgenommen, die definitiv keine Zivilisten waren. Es waren definitiv Ninja, wovon der eine der beiden über eine beträchtliche Menge an Chakra verfügte und recht geübt im Ninjutsu war. Genjutsu und Taijutsu waren hingegen nur mäßig ausgeprägt. Interessanter für ihn war die zweite Person. Wenn er es richtig wahrnahm, war ihm diese Person im Taijutsu überlegen, wenngleich ihr Ninjutsu und Genjutsu eher unterdurchschnittlich war. Dafür konnte er bei ihr Katon als Chakranatur wahrnehmen. Dafür waren sowohl Chakramenge, als auch -kontrolle fast noch auf dem Level eines Akademisten. Aber gerade diese Diskrepanz zwischen hohem Taijutsuwert, der wohl dem von so manchem Chuunin überschritt und den Chakrafähigkeiten eines Akademisten hatte den Rotschopf neugierig gemacht. Um wen handelte es sich wohl bei dieser Person. Wie so oft, wenn Rays Neugier ein Ziel gefunden hatte, hatte er seinen eigentlichen Auftrag nahezu vergessen. Eine kleine Stimme im Hinterkopf ermahnte ihn zwar, dass er sich gefälligst auf seinen Auftrag zu konzentrieren habe, aber war sie den starken Begierden der Neugierde des Falkenjungen hoffnungslos unterlegen. Und so machte sich Ray auf, um herauszufinden, bei wem es sich um diese Person handelte. Schnell und geschickt bewegte er sich durch die Baumkronen des dichten Waldes. Sein akrobatischen Fähigkeiten, gepaart mit dem Kaze Joba ließ ihn elegant durch die Blätterkronen surfen, als ob er sein Lebtag nichts anderes getan hatte. Zugegeben anfangs hatte er ein wenig gebraucht, um sich an diese Umgebung zu gewöhnen, aber mittlerweile gelang es ihm mühelos.

Nachdem sich also die beiden Ninja getrennt hatte, hatte sich ein Schatten ein die rothaarige Kunochi aus Shirogakure geheftet. Dank seines scharfen Blickes, hatte er den roten Haarschopf schon von weitem und durch das dichte Blätterwerk hindurch ausgemacht, sodass er weit genug von ihr entfernt blieb. Dadurch war es eigentlich unmöglich für Airika das gelegentliche Blätterrascheln, welches die Bewegungen des Falkenjungen verursachte zu identifizieren. So wiegte sich Ray in Sicherheit und als die Kunoichi auf eine Lichtung hinaustrat, konnte er sie erstmals genauer betrachten. Sie steckte von oben bis unten in grün und braun gefleckter Kleidung und besaß ein schlichtes Katana, welches sie an ihrer Seite trug. Aufgrund seiner Analyse zweifelte der Hayabusa keinen Moment, dass sie überaus geschickt im Umgang mit diesem war. Die Frage war nur, wie geschickt war sie darin? Ray juckte es in den Fingern es herauszufinden. War das klug? Sicherlich nicht, denn im Grunde hatte er einen Auftrag und keine Zeit dafür. Außerdem, wenn es sich bei diesen beiden tatsächlich um Shinobi aus Shirogakure handelte, konnte sein Handeln ernsthafte Konsequenzen haben. Aber er hatte ja nicht vor sie anzugreifen, er wollte lediglich ein wenig mehr über sie herausfinden. Wer war dieses Mädchen, die in diesem Moment die Lichtung nach irgendetwas absuchte.

Aber Ray hatte schon einen Plan gefasst, der all seine Bedenken in den Hintergrund drängte. Mit schnellen Fingern formte er die Zeiche für eines der allereinfachsten Jutsu (Bunshin no Jutsu). Einen erfahrenen Shinobi würde er mit diesem Doppelgänger sicher nicht in die Irre führen,aber gerade das war ja der Test für die Rothaarige. Wie auch immer. Jedenfalls befanden sich Ray und Doppelgänger Ray nicht mehr in den Baumkronen, sondern auf dem Boden, verdeckt von einigen Büschen und einige Meter auseinander. Der echte Ray hatte dabei hinter einigen dicken Baumstämmen Stellung bezogen und ihn in dem Halbschatten zu entdecken dürfte sehr schwer sein. Nichtsdetotrotz besaß er einen guten Blick auf die Lichtung und Airika, die immer noch dabei war sich auf der Lichtung umzuschauen. Ob sie in Kürze wohl Doppelgänger-Ray bemerken würde. Geschickt hatte er ihn mit seinen Bewegungen so gesteuert, dass er direkt hinter einigen sonnenbeschienenen Büschen hockte. Das rote Haar leuchtete nahezu und war wohl das auffälligste an der Erscheinung. Ob Airika wohl den Bunshin, der peinlich darauf bedacht war keine Äste zu berühren, durchschauen würde? Und was wäre wohl ihre Reaktion, wenn sie Ray sehen würde. Würde sie die Chuuninweste, die er unter der gelbgrünen Jacke trug erkennen. Oder das Dorfzeichen, welches um den rechten gebunden war? Jetzt hieß es aber erstmal warten, doch war das für einen so geübten Jäger wie Ray kein Problem. Ein raubtierhaftes Lächeln hatte sich in seinem Gesicht festgesetzt, die schwarzen Augen funkelten gefährlich und die Aura eines Jägers auf der Pirsch umgab ihn.
Bunshin no Jutsu (Einfache Doppelgänger)

Element: Keines
Typ: Ninjutsu
Rang: E
Chakrakosten: E pro Doppelgänger
Reichweite: Direkt am Anwender

Voraussetzungen: Keine

Beschreibung: Der Anwender dieser Technik erschafft eine oder mehrere Kopien von sich selbst, welche sofort verschwinden, sobald sie mit etwas in Berührung kommen. Anwender des Byakugan oder anderer Aufspürungstechniken können dieses Jutsu leicht durchschauen, doch auch erfahrene Shinobi ohne dieses Hilfsmittel sind durchaus in der Lage, die Täuschung zu erkennen. Die Doppelgänger imitieren den Anwender komplett in seinen Bewegungen, müssen sich dabei aber nicht absolut parallel verhalten. Außerdem sind sie körperlos, das heißt, dass sie keinen Schaden zufügen und nicht direkt helfen können.

Fuuton: Kaze o Kanjiru (Fühlender Wind)

Element: Fuuton
Typ: Ninjutsu, Sensorik
Rang: C
Chakrakosten: C pro Minute
Reichweite: 300 m (steigend)

Voraussetzungen: Chakrakontrolle Stufe 4, Chakramenge Stufe 4, Spezialwissen Sensorik

Beschreibung: Der Anwender konzentriert nach dem Formen der Fingerzeichen Fuutonchakra in seinen Händen und streckt diese von sich. Daraufhin geht ein sanfter Wind, welcher mit Fuutonchakra getränkt ist, von ihm aus, der sich innerhalb von mehreren Sekunden bis hin zu wenigen Minuten ausbreitet und dem Anwender erlaubt in einem gewissen Radius, welcher von der Chakramenge abhängt, Chakraquellen erspüren. Die Technik kann dabei nur Chakra erspüren, dessen Träger sich im Freien befinden.

Chakrakontrolle Stufe 5, Chakramenge 6, Fuuton B-Rang: Der Radius beträgt jetzt 1000 Meter. Die Technik kann nun aufrecht erhalten werden, indem man die Hände in den Wind hält, dabei kann man sich weiterhin fortbewegen, aber keine weiteren Jutsu nutzen.

Kaze Joba(Windsurfen)

Element: Fuuton
Typ: Ninjutsu
Rang: B-Rang
Chakrakosten: C pro 5 Minuten, D-Rang für explosive Steuerungsmanöver
Reichweite: selbst

Voraussetzung: Hayabusa Clan, Fuuton: Dasshu no Jutsu, Fuuton: Kaze Hashíru no Jutsu, Chakrakontrolle Stufe 6, Chakramenge Stufe 5, Geschick Stufe 6

Beschreibung: Dieses Jutsu ist in gewisser Weise eine weiterentwickelte Form des Fuuton: Dasshu no Jutsu und kombiniert dieses mit dem Windlaufen zu einer absolut neuartigen, lautlosen und schnellen Fortbewegungsmethode. Während kontinuierlicher Chakraausstoß an den Füßen ein kleines Luftpolster zwischen dem Anwender und dem Boden entstehen lässt, sorgt stetiger Chakraausstoß aus dem Rücken für den notwendigen Antrieb. Die Schwierigkeit des Jutsu besteht in der Steuerung. Sanfte Richtungswechsel können durch einen ungleichmäßigen Chakraausstoß aus den Rückennarben verwirklicht werden, wohingegen bei abrupten Richtungswechsel Fuutonchakra aus den Händen ausgestoßen wird.
Für einen Außenstehenden sieht es so aus, als ob der Anwender auf unsichtbaren Skiern steht und sich wie von selbst nach vorne bewegt. Die Arme sind dabei leicht zur Seite ausgebreitet, um durch plötzliche Chakraimpulse steuern zu können.

Chakrakontrolle Stufe 8, Geschick Stufe 7, Fuuton: Takatobi, Subero hikou
Auf dieser Stufe ist der Shinobi so geübt, dass er die zusätzliche Beweglichkeit, die dieses Jutsu ihm erlaubt ohne Probleme mit explosionsartigen Chakraausstößen aus seinen Füßen kombinieren kann. Wie beim Fuuton:Takatobi erlaubt das dem Anwender sich meterhoch in die Luft zu katapultieren und im Flug ein schnelles Jutsu oder einen Pfeil abzuschießen. Um zu landen wird stetig Chakra aus den beiden Rückennarben ausgestoßen, die die Fallgeschwindigkeit so weit vermindern, dass eine sanfte Landung möglich wird.
 

Hanabira Airika

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Die Zeit verstrich und bis auf ein paar Lavendelblüten und Waldmeisterblumen hat sie das wichtige Kraut noch nicht gesehen, geschweige denn gefunden. Sie seufzte. Bestimmt hatte Yasua schon welche gefunden. Vielleicht kannte er sich ja hier aus und wusste, dass es in Airikas Gegend keine von ihnen gab? Und dann, wenn sie sich wieder trafen, kam er bestimmt mit einem großen Büschel an und prahlte damit. Na gut, sie musste zugeben, dass ihr das allemal lieber war, als wenn keiner von ihnen etwas fand. Während das Mädchen langsam über das hochgewachsene Gras wanderte und ihren Blick aufmerksam durch die Landschaft streifte, merkte sie plötzlich, dass irgendetwas nicht stimmte. War es ein Geräusch, das sie nur unterbewusst wahrgenommen hatte? Oder war es nur eine Ahnung? Sie wusste es nicht, aber ihre Nackenhaare stellten sich auf und ihr Herz schlug merklich schneller. Sie spürte, wie das Blut in ihren Adern schneller floss und dass in ihr eine ungewohnte Unruhe aufstieg. Doch warum? Alles sah sehr friedlich aus. Das Wetter war schön, die Vögel zwitscherten noch fröhlich vor sich hin… Es hat sich nichts geändert. Und doch hatte die junge Genin das Gefühl, von etwas oder jemanden beobachtet zu werden. Sie zog ihre Augen zusammen, ihre linke Hand umfasste die Schwertscheide, mit der anderen umgriff sie den Griff.

„H-hallo?“ So ging das nicht. Wie erbärmlich sie sich anhören musste. Die Stimme krächzte, als hatte sie einen Frosch im Hals. Das Mädchen räusperte sich. „Wer ist da?“ Ging doch! Klar und schneidend hallte ihre Stimme von den Felswänden. Vielleicht sollte sie sich umdrehen?! Doch sie traute sich nicht. Zu große Angst hatte sie davor, was oder wer sich vielleicht hinter ihr befand. Aber… vielleicht war es auch nur Yasua, der ihr einen dummen Streich spielen wollte, um ihr eine Lektion zu erteilen? Aber warum? Wegen ihrer Aufmerksamkeit? Gut, sie hat sie tatsächlich ein wenig vernachlässigt, weil sie in den letzten zwei Tagen wirklich keiner Menschenseele begegnet ist. Und da ist sie davon ausgegangen, dass es auch so blieb! Aber jetzt war sie sich dessen gar nicht mehr so sicher…

„Y-Yasua… D-das ist nicht witzig!“ Stille. Der Wind pfiff durch die Blätter der Baumkronen rauschten und erfüllte die Luft mit diesen an- und abschwellenden, gleichmäßigen Geräusch. Das lockige rote Haar wirbelte auf. Verdammt, da stimmte was nicht! Das Mädchen fasste sich am Herz und drehte sich um und erstarrte. Hinter dichtem Gebüsch konnte sie eine Gestalt sehen. Rotes Haar, wild und feurig wie die Lava eines Vulkans. Die Augen, schwarz und raubtierhaft. Stechend wie ein Dolchstoß. Das verhieß nichts Gutes. Ihr Herz schlug schneller und sie hörte es so deutlich, als hämmerte jemand direkt am Ohr an einer Holztür. Sie spürte, wie das Adrenalin in ihren Körper durch die Venen schoss. Airika musste jetzt sehr bleich ausgesehen haben, denn sie spürte, wie sich ihr Blut zentralisierte, ihre Hände und Füße kalt wurden. Die Muskeln spannten sich an. Das Mädchen war unter Stress und das wirkte sich alles andere als Gut auf ihre wieder anschwellenden Kopfschmerzen aus.
„W-wer bist du!? Komm raus! I-ich habe eine Waffe!“ Später hatte sich Airika für ihre Reaktion geschämt. Jetzt fingen auch schon ihre Knie an zu zittern. Verflucht! Sie wusste ja noch nicht einmal, wer das war! Und sie hatte schon solch eine Angst? Bisher hatte sie Gefahren immer mit Teamkameraden gemeistert und konnte auf die Hilfe der anderen zählen. Aber jetzt war sie allein. Getrennt von Yasua, der sich bestimmt außer Hörweite befand. Und sie konnte nicht einschätzen, wer zum Henker da im Gebüsch saß und sie so beobachtete. Sie war doch keine Beute! Doch sie fühlte sich so. Genauso.

Sie durfte sich jetzt unter keinen Umständen von ihm abwenden. Natürlich wäre das peinlich gewesen, wenn es sich um einen Zivilisten oder so was gehandelt hätte. Aber sie hatte das Gefühl, dass sie es mit jemanden zu tun hatte, der weitaus mehr draufhatte als ein einfacher unbeteiligter. Ihr Chakra war in Wallung und das konnte sie unmöglich spüren, wenn es ein ganz normaler Kerl gewesen wäre! Die Hanaira festigte ihre Hand um den Griff, war bereit, es zu ziehen, sobald er sich auch nur ein bisschen bewegte! Sollte sie ihn angreifen? Nein, das wäre Wahnsinn. Sollte sie abhauen? Mh, nein, das war auch keine Möglichkeit. Wenn er ein Shinobi war, dann fand er gewiss eine Möglichkeit, sie einzuholen. Lösungen mussten her, aber schnell. Doch die Angst lähmte sie zu sehr. Sie biss die Zähne zusammen, fasste all ihren Mut zusammen und ging auf den Kerl zu. Dann blieb sie abrupt stehen, als sie etwas aufblitzen sah. Sein rechter Arm. Das Zeichen. Es war stachelig und sah aus wie… eine Sonne!? Sie schnappte nach Luft. Scheiße!! Der gehörte der Sora-Fraktion an! Sie war nicht nur allein, Yasua außer Hörweite und fühlte sich vor Angst gelähmt. NEIN! Er war auch noch aus Soragakure… Sie merkte, wie ihre Arme zitterten. Was musste sie jetzt tun? Sie musste sich dringend eine Strategie überlegen. In Windeseile versuchte sie zu checken, was der Kerl noch bei sich trug, vielleicht hatte sie ja Anhaltspunkte? Irgendwelche Hinweise, damit sie ihn noch besser einschätzen konnte. Irgendwas! Schnell, Airika. Beeil dich. Ihre Augen hefteten sich auf sein Oberteil. Es war in Teilen gelb und grün. Und…

Die Weste.

Der Rotschopf dachte, sie würde in Ohnmacht fallen. Und das wäre sie fast, wenn sie den stechenden Schmerz in ihrem Fuß nicht gespürt hätte. Eine Blase ist wohl geplatzt. Sie verzog kurz das Gesicht, wagte es aber nicht, den Kerl auch nur für eine verfluchte Millisekunde aus den Augen zu behalten! Er… war ein Chuunin. Ein… verdammter… Chuunin. Airika atmete tief ein und zitternd aus und zog ihr Schwert. Das Mädchen hatte keine Wahl. Sie hatte noch nie einen Sora-Ninja getroffen. Sie wusste, dass Shirogakure und Soragakure befeindet waren und hatte viele Horrorgeschichten über die Gegenseite gehört. Horrorgeschichten, über die sie lieber nicht nachdachte. Gerade jetzt nicht! Die Spitze ihres Katanas zeigte auf ihrem Feind. Das Metall glänzte im Schein der Sonne und reflektierte das Licht.

„K-Komm nicht näher! Ich bin gut mit dem Schwert! Hau lieber ab. Mein Partner ist hier ganz in der Nähe und könnte jeden Moment auftauchen u-und er ist superstark... wie ein Kage!“ Wie erbärmlich sie sich vorkam. Und was sollte das mit dem Kage?! Wie dumm konnte sie nur sein? Außerdem: Erstens ist sie doch auf ihm zugegangen, zweitens trafen sich die beiden Genin erst in einer halben Stunde und drittens… Sie war ihrem Gegner hundertprozentig unterlegen. Als ob sie auch nur eine kleine Chance hatte gegen ihn. Auch wenn sie mit ihrem Katana sehr gut umgehen konnte, besser als viele andere Ninja, ließen ihre anderen Fähigkeiten doch sehr zu wünschen übrig. Doch das war nur ein kläglicher Versuch, sich aus der Affäre zu ziehen. Sie wollte einfach nur dieses scheiß Kraut finden und zurück nach Hause, um ihren kranken Bruder zu retten! Mehr nicht! Warum musste ihr jetzt eine verdammte Begegnung mit einem Chuunin aus der Gegenfraktion passieren!? Später war Airika mehr als unangenehm berührt von der Tatsache, dass sie einem einfachen Doppelgänger gegenüberstand. Doch das Mädchen war so sehr von den niederschmetternden Tatsachen gefangen, dass sie das zunächst erst gar nicht in Betracht gezogen hatte! Doch hätte, hätte, Fahrradkette, hieß es doch so schön. Sie konnte es nicht mehr ändern. Das Mädchen war zunächst ihren überwältigenden Gefühlen unterworfen und dem Drang, möglichst heile aus dieser Situation rauszukommen. Und sicher wieder zurück nach Hause zu gelangen…

@Hayabusa Ray
 
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Hayabusa Ray

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Ray studierte die Reaktionen und Bewegungen seiner Beute, wobei das große rothaarige Mädchen genau genommen überhaupt nicht seine Beute war. Immerhin hatte er keineswegs vor ihr irgendetwas zu tun, wie sie wirklich ernsthaft zu verletzten oder sie gar anzugreifen, zumindest würde er nicht den ersten Angriff wagen, das wäre einfach nur dumm und würde sicherlich unter Umständen einige diplomatische Konsequenzen nach sich ziehen, jedenfalls vermutete er das. So ganz sicher was der aktuelle Stand zwischen Soragakure und Shirogakure war, war er sich eben nicht. Wobei in einer Welt voller Intrigen, Waffenstillstanden, gemeinsamen Missionen und loser Zusammenarbeit das wohl keiner so genau wusste. Ehrlicherweise muss aber auch gesagt werden, dass Ray sich für das politische Geplänkel der Oberen noch nie wirklich interessiert hatte, die waren mindestens ebenso schlimm wie Adlige und ihre Bälle, lag wahrscheinlich daran, dass es sich bei Adligen und Politiker oft um ein und dieselbe Personengruppe handelte.

Doch das alles war nicht für Relevanz für ihn. Im Moment interessierte ihn die eingeschüchterte Kunoichi, die in diesem Moment seinen Doppelgänger erblickte. Die scharfen, schwarzen Augen des echten Hayabusa durchdrangen das dichte Gestrüpp vor ihm mühelos und registrierten jede ihrer körperlichen Reaktionen. Das Zittern ihrer Knie, die geweiteten Augen und das plötzliche Verschwinden jeglicher Gesichtsfarbe. Dieses Mädchen hatte Angst und zwar nicht gerade wenig. Sofern sie keine begnadete Schauspielerin war, sagte das dem jungen Chuunin alles, was er wissen musste. Sie war unerfahren, vielleicht sogar frisch von der Akademie und hatte wenig oder gar keinen Kontakt mit feindlichen Shinobi gehabt. Im Grunde saß hier ein hilfloses Küken vor einem gewieften Raubvogel, der keinerlei Anstalten machte in irgendeiner Weise zu reagieren. Das lag nicht daran, dass er das Mädchen vor ihm quälen wollte. In gewisser Hinsicht tat sie ihm leid. Sie wusste es zwar nicht, aber der Rotschopf war für sie keine Bedrohung. Langsam neigte Ray den Kopf zur Seite und überlegte, wie er jetzt weiter vorgehen sollte. Hektisch suchten ihre roten Augen über Rays Bunshin, wie die schwarzen Falkenaugen anhand der Bewegungen dieser erkannte. Selbst das schreckhafte Weiten der Augen, als sie die Weste identifizierte blieb ihm nicht verborgen. Natürlich wusste er nicht, dass es die Weste war, die Airika so in Schrecken versetzte, aber offensichtlich hatte das Mädel trotz der Angst genug Mumm in den Knochen um ihr Katana zu ziehen und es auf Bunshin-Ray zu richten, dessen einzige Bewegung bisher ebenfalls darin bestand den Kopf ein wenig schief zu legen.

Ihr stotternder Versuch zu bluffen entlockte sowohl Ray als auch Bunshin-Ray lediglich ein Grinsen, dass bei ganz genauem Hinsehen leicht spitze Eckzähne enthüllen würde, die die Gefährlichkeit ihres Gegners wohl nur noch mehr Ausdruck verliehen. Jetzt wusste Ray, wie er mit diesem Mädchen in dieser Situation weiter verfahren würde. Schnell und geschickt bewegte sich Ray durch Bäume und Büsche gedeckt nach links, sodass sich auch der Bunshin in Bewegung setzt, dabei einen Baumstamm berührte und verschwand. Für Airika sah es vielleicht sogar so aus, als ob er in den Stamm hinein verschwunden wäre, wäre da nicht die typische, kleine und sehr charakteristische Rauchwolke gewesen, die das Verpuffen eines Bunshins eben mit sich zog. Ob sie jetzt wohl Bescheid wusste? Aber Ray ließ ihr keine Zeit zum Nachdenken, denn in diesem Moment ertönte links von Airika die schneidende Stimme des Hayabusas. "Fehler Nr. 1: Du hast deine Deckung fallen lassen, warst unaufmerksam, abgelenkt." Wahrscheinlich schoß der Kopf der Kunoichi jetzt in die Richtung der Stimme, doch Ray war längst in Bewegung und hatte sich, weiterhin in Deckung bleibend, erneut bewegt, sodass er sich nun im Rücken der Kunoichi befand. Vielleicht hatte sie das Rascheln der Blätter wahrgenommen, aber die Geschwindigkeit in Kombination mit der Deckung, die Ray besaß, machten es Airika eigentlich unmöglich den Bewegungen zu folgen. "Fehler Nr. 2: Du hast deine Waffe auf mich gerichtet. Das ist eindeutig als kriegerischer Akt interpretierbar." schossen die nächsten Worte wie Pfeile auf das Mädchen ab und wieder einmal bewegte sich Ray mit blitzartiger Geschwindigkeit, sodass er sich ein weiteres Mal im toten Winkel der Rothaarigen befand. "Fehler Nr. 3:" ertönte die wohlbekannte Stimme aus dem Dickicht und wenn sich Airika diesmal schnell genug umdrehte, sah sie vielleicht noch die letzten Momente des gewaltigen Sprunges (Fuuton: Takatobi) den Ray machte, um durch die Baumkrone hindurchzustoßen und auf einem relativ dünnen, aber hervorstehenden Ast zu landen, sodass er nun gut sichtbar im Sonnenlicht stand. Ohne sichtbare Mühe balancierte er auf dem dünnen Zweig, der sich unter seinem Gewicht bog, aber nicht brach. Einige schmerzhafte Erfahrungen in der Vergangenheit hatten Rays Einschätzungsvermögen erheblich verbessert, welche Äste ihn trugen und welche nicht. "Du lügst mich an und ich mag es nicht angelogen zu werden." Interessanterweise hatte Ray nicht die Angst des Mädchens zur Sprache gebracht. Die war in seinen Augen aber auch kein Fehler. Jeder hatte Angst, es gab da einige Dinge, die ihn selbst regelrecht in Panik versetzen, sodass er kaum etwas dagegen machen konnte. Die Frage war immer, wie man mit seiner Angst umging und ob es einem möglich war trotz allem ruhig zu bleiben. Wobei hier die Theorie zwar leicht zu verstehen war, aber die Praxis außerordentlich schwer umzusetzen.
"Was machst du also jetzt?" schoß ein weiteres Mal die Stimme des Falkenshinobi von der Baumspitze auf das Mädchen herab. Ihr Gegner, wenn sie es denn so wollte, hatte sich gezeigt, mehrere Meter über dem Boden, er hatte schonungslos ihre Fehler genannt. Wie würde sie nun reagieren? Ray lächelte, was für jemanden wie Airika jetzt durchaus wie das gefährliche, überlegene Lächeln einer Katze, die ihre Beute in die Enge getrieben hatte, wirken konnte. Aber der junge Hayabusa war mehr daran interessiert, was der nächste Schachzug der Genin aus Shirogakure war, als tatsächlich zuzuschlagen.
 

Hanabira Airika

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Das Mädchen konnte nicht klar denken. Sie war mit dieser Situation hoffnungslos überfordert. Ray legte seinen Kopf schief und grinste, nachdem sie ihr Katana gezogen hatte. Jetzt waren es nicht nur die höllischen Seelenspiegel, die ihr Angst einjagten, er hatte auch noch spitze Zähne! Inmitten des Chaos dieser Gedanken schoss auch einer vorbei, wo sie sich fragte, ob sie in einem Horrorfilm gelandet ist. Oder träumte sie gerade? Das musste es sein! Das alles war ein riesen Missverständnis und sie hatte nur einen extrem langen und superrealistischen Albtraum! Vielleicht war ihr Bruder gar nicht krank und vielleicht war sie auch gar nicht hier. Doch die Schmerzen ihrer geplatzten Blase am Fuß war mehr als real, genauso wie die Angst, die ihr durch Mark und Bein ging. Die hatte fast das Gefühl, dass ihre Gänsehaut eine Gänsehaut bekam. Verdammte kacke… Airika konnte gar nicht rechtzeitig reagieren, als der Doppelgänger plötzlich in einen Baum rannte und sie ein plopp hörte. Moment mal, p l o p p ?! Sie hatte die ganze Zeit mit einem Bunshin geredet… Was für ein Armutszeugnis, dass sie den nicht erkannt hatte. Jeder Idiot hätte den Doppelgänger erkannt, aber Airika, nö, die war mal wieder zu blöd, um das zu schnallen; war ja klar.

„Fehler Nr. 1: Du hast deine Deckung fallen lassen, warst unaufmerksam, abgelenkt.“
Eine Männerstimme ertönte von links. Blick in die Richtung. Nichts. Doch, ein verschwommener Streifen, der an ihr vorbeizischte. War das etwa der Echte? Der Doppelgänger war ja verpufft! Was hatte er vor? Wo war er? Hektisch hüpften ihre Blicke durch die Landschaft, wirbelte herum, versuchte ihn zu sehen. Nichts. Er war zu schnell. Panik ergriff sie. Nein. Nicht panisch werden. Das ist der größte Fehler, den du jetzt machen kannst! Einatmen. Ausatmen. Tief und langsam. Ein. Aus. Es half ein wenig, ihr Herzschlag beruhigte sich ein wenig. Doch es änderte nichts an der Tatsache, dass sie ihn nicht sehen konnte!

„Fehler Nr. 2: Du hast deine Waffe auf mich gerichtet. Das ist eindeutig als kriegerischer Akt interpretierbar.“ Direkt hinter ihr! Schnell drehte sich der Rotschopf um. Wieder weg. Warum hat er ihr keinen Dolch in den Rücken gerammt? Er hätte das doch ganz leichttun können! Spielte er mit ihr? Und was sollte das bitte? Kriegerischer Akt? Was? Wieso?! Nein, das wollte sie auf keinen Fall! Aber was blieb ihr denn bitte führ eine Wahl? Sollte sie entspannt stehen bleiben und nichts tun? Scheiße, was, wenn sie wirklich einen so schlimmen Fehler gemacht hat, dass sich die schlechten Verhältnisse zwischen Shiro und Sora noch mehr verschlimmerten? Airika hatte das Gefühl, dass sie sich gleich übergeben musste. Andererseits… nein, so eine unbedeutende Kunoichi, die sie war… als ob sie so einen Einfluss hatte. Das war unmöglich. Beruhig dich, denk dran, tief ein- und ausatmen. Es wird alles gut, alles gut. Keine Sorge. Niemals würde sie auch nur ansatzweise die Intention haben, irgendwo ein Krieg anzufangen! Das stand außer Frage. Doch wer wusste, was der Feind vorhatte!? Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn. Das war wohl der berühmte Angstschweiß. Sie hatte ihn noch nie gehabt. Noch nie. Bis jetzt. Ihre Gedanken rasten auf Hochtouren und die Kopfschmerzen hatten mittlerweile ein Level erreicht, das hart an der Grenze des Erträglichen kratzte. Hätte sie jetzt bloß ein Schmerzmittel. Ibuprofen würde jetzt garantiert helfen. Aber das hatte sie leider nicht. Die Verpackung lag gut verschlossen im kleinen Medizinschrank in ihrer Wohnung! Die hatte es gut da… Die konnte den ganzen Tag dort liegen, nichts tun und musste nicht den Tod fürchten, sowie Airika. Wurde sie jetzt verrückt? Jetzt verglich sie sich schon mit einer verkackten Schmerzmittelverpackung!

„Fehler Nr. 3: Du lügst mich an und ich mag es nicht angelogen zu werden.“ Woher wusste er, dass sie bluffte? Nagut, war doch klar, dass sie es tat. Nur jemand mit einem IQ von Raumzimmertemperatur würde darauf reinfallen. Scheiße, warum hatte sie sich in diese Situation gebracht? War es überhaupt richtig, diesen beruflichen Weg einzuschlagen? Hätte sie nicht doch lieber Pianistin werden sollen? Ihr Blick schnellte hoch, als sie eine Gestalt erblickte, die hoch oben auf einem Ast stand. Die Sonne blendete sie, sodass sie die Silhouette des Feindes erkennen konnte. Sein rotes Haar sah im Licht des Sterns aus wie Feuer. Jetzt hatte er auch noch die höhere Stellung, verwirrte sie mit seiner Schnelligkeit und hätte sie mehrmals töten können. Mehrmals. Es gab zwei Möglichkeiten. Entweder spielte er mit ihr, oder … nein, das zog sie nicht in Betracht. Niemals war er ihr neutral oder sogar wohlgesonnen. Ray war ein Ninja aus Soragakure, noch dazu ein Chuunin und dann hatte er auch noch diese bösen Augen und Fangzähne. Auch wenn Airika wirklich, WIRKLICH Leute nicht nach ihrem Äußeren beurteilte, war ihr in dem Moment doch klar, dass es dieses Mal besser war, diese sehr noble Angewohnheit abzulegen und auf der Hut zu sein. Ihre Hand umschloss den Griff ihres Katanas so heftig, dass es schmerzte und ihre Knochen weiß hervortraten. Sie biss sich heftig auf die Zähne und versuchte, eine Lösung zu finden.

„Was machst du also jetzt?“ Wollte er sie mit dieser Frage provozieren? Waren sie etwa bei Wer-wird-Millionär?! Der Rotschopf fühlte sich verzweifelt. Fieberhaft versuchte sie einen klaren Gedanken zu fassen, doch bei dieser gefühlt aussichtslosen Situation und bei diesen scheiß Kopfschmerzen fand sie garantiert keinen Ausweg, aus dem sie lebend wieder herauskam! Wenn doch bloß Yasua hier wäre… Ob sie laut nach Hilfe rufen sollte? Nein, das hätte erbärmlich ausgesehen… aber wer interessierte sich schon in diesem Moment, ob man bei einer Sache erbärmlich aussah? Ganz richtig, Airika! Also unterließ sie es und versuchte bei der blendenden Sonne irgendwie Augenkontakt herzustellen. Oh nein, sie brauchte nicht nur eine Woche Urlaub. Sie braucht einen verdammten Monat, um das zu verkraften! Jedenfalls glaubte sie das für diesen Moment.

Sie versuchte sich an irgendwelche Weisheiten von Menma oder ihrem Vater zu erinnern. Irgendein rettender Gedanke, der sie in dieser Situation von großer Hilfe sein sollte. Aber durch diesen Strudel an Gedanken fand sie keinen Durchblick. Es fühlte sich an, als sollte sie in Heu nach einer Nadel in Form eines klaren Gedankens fischen. Denk nach, denk nach, denk nach! Und da pikste es plötzlich und sie hatte eine Idee. Das Mädchen wusste nicht, ob sie funktionierte und zweifelte auch ehrlich gesagt daran. Doch es war die einzige Möglichkeit, die ihr in den Sinn kam, um eine leise Chance gegen den übermächtigen Shinobi zu haben. Gut, dass sie von einem Wald umgeben waren. Da gab es sicherlich genügend Äste oder Steine, die herumlagen. Sie musste, soweit es ging, nach Westen, um Yasua zu erreichen. Denn ohne ihn hatte sie keine Chance. Doch der Kenjutsuanwenderin war auch bewusst, dass er wahrscheinlich viel weiter weg war, als dass sie ihn mit diesem Jutsu hätte erreichen können. Aber fünfzig Meter waren schon einmal ein Anfang, wenngleich die Chance, ihn abzuhängen, verschwindend gering war, wie sie gleich darauf feststellte.

„D-das wirst du schon sehen, was ich jetzt t-tun werde!“ Airika formte blitzschnell (für Ray durfte das eher eine langsame und unbeholfene Bewegung sein) die Fingerzeichen und zischte leise: „Kawarimi no Jutsu“ An ihrer Stelle machte ein morscher Ast Platz, der unsanft auf den Boden knallte, während etwa dreißig Meter weiter Richtung Westen Airika wieder auftauchte und sofort die Beine in die Hand nahm. Scheiß egal, ob sie sich laut bewegte, scheiß egal! Wenn sie den kleinsten Tropfen eines guten Ausgangs für sich ergreifen konnte, nutzte sie diesen! JETZT!! Doch das Prickeln im Rücken, verfolgt zu werden, war so intensiv, dass sie beinahe panisch aufgeschrien hätte. Verfolgungswahn war eine üble Sache. Eine ganz üble Sache. Und es war nicht mal ein Wahn, was das Ganze noch verschlimmerte. Es war die Realität, die Airika jetzt mit aller Härte zu spüren bekam. Die Realität eines Ninja.

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Hayabusa Ray

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Ray wusste ja, dass sein Auftreten auf manche Leute eine fast schon erschreckende Wirkung hatte und in der Begegnung mit diesem Mädchen, hatte er rein gar nichts unternommen, um seine gefährliche Jagdaura zu unterdrücken. Seinen erhöhten Platz auf dem Baumwipfel hatte er allerdings nicht absichtlich so gewählt, dass die Sonne in seinem Rücken war und durch ihr Blenden die Rothaarige natürlich noch mehr verunsicherte. Insgesamt war er daher überrascht, wie sehr diese Kunoichi von ihrer Angst erfüllt war. Zwar hatte er keine Ahnung von ihrem Innenleben, von ihrem Bemühen sich zu beruhigen, ihren rasenden Gedanken, den Kopfschmerzen und Beinahe-Panikanfälle, aber selbst ein Blinder konnte sehen, dass die Nerven dieser Rothaarigen gerade zum Zerreißen gespannt waren. Nachdenklich legte er seinen Kopf auf die ihm so typische Art und Weise schief und beobachtete sie lediglich. Wie sehr konnte er das Spiel weitertreiben? Wie sehr ihren Verstand strapazieren? Ihm fiel es schwer sich in das Mädchen hineinzuversetzen, schwer zu erkennen, dass für sie die gesamte Szene bitterer Ernst war, ja dass sie gerade so etwas wie Todesängste ausstand. Hätte er die nötige Empathie dazu gebracht, dann hätte er vielleicht seine Lektion abgebrochen.

Andererseits war er noch immer neugierig. Wenn man es recht betrachtete, dann schlug sich die Kunoichi gar nicht mal so schlecht. Ja sie hatte Angst, aber sie ließ sich nicht davon übermannen, sie beruhigte sich, sie versuchte klar zu denken und einen Ausweg aus einer misslichen Lage zu finden. Ihr einziger und vielleicht größter Denkfehler war, dass sie überhaupt nicht bedroht wurde. Jegliche Angst, jegliche Drohung war nur in ihrem Kopf, selbst von einem panischen Geist erschaffen, der Bilder und Zusammenhänge sah, wo es keine Zusammenhänge gab. Der allerdings auch ebenso unfähig war aus diesem Bild herauszubrechen.
„D-das wirst du schon sehen, was ich jetzt t-tun werde!“ unterbrach eine stotternde und etwas zu hoch klingende Mädchenstimme seine Gedanken. Der Falkenjunge grinste als Antwort lediglich, was in Airikas Weltbild wahrscheinlich als eine weitere Bedrohung wahrgenommen werden würde, aber in diesem Augenblick formte sich ein neues Bild, eine Idee für die wirklich wichtige Lektion, die er diesem Mädchen vielleicht erteilen konnte. Wie lange würde sie brauchen, um aus ihrem selbst gewählten Gedankengefängnis auszubrechen? Was müsste passieren, damit sie anfing an ihrer Realität zu zweifeln? Und wie konnte er ihr helfen ohne offensichtlich zu sagen, dass er keinerlei Bedrohung für sie war. Erstmal aber versuchte Airika zu fliehen und tatsächlich gelang es ihr, aber auch nur, weil Ray keinerlei Anstalten machte sie daran zu hindern. Schon nach ihrem ersten Fingerzeichen hätte er vor ihr stehen können. Nach einem weiteren Wimpernschlag hätte er ihre Hände gepackt gehabt und so jegliche Flucht unterbunden, aber er ließ sie fliehen und er verfolgte sie auch nicht. Für ihn war es ganz leicht sie wiederzufinden. Sie konnte sich vor dem fühlenden Wind nicht verstecken. Sie hätte schon einen ganzen Kilometer zurück legen müssen und das durch das dichte Unterholz des Waldes. Also ließ der Rotschopf sie einfach laufen. In dem Zustand in dem sie war, würde sie so oder so jedes Knacken und jedes Rascheln als Zeichen einer Verfolgung interpretieren.

Mittlerweile waren schon einige Sekunden vergangen und jetzt erst formte Ray seine Fingerzeichen. Ein leichter Windhauch kam auf, während Ray die Augen schloss und die Welt mit gänzlich anderen Augen wahrnahm. Was menschliche Lebewesen anging erschien auch tatsächlich lediglich die vertraute Chakrasignatur von Airika auf seinem Radar, die sich immer noch Richtung Westen bewegte. Über letzteres wunderte sich der Rotschopf ein wenig, denn er hätte eigentlich erwartet, dass sie sich in die Richtung des anderen Genin bewegen würde. Aber sofern er sich richtig orientierte, peilte sie eine ganz andere Richtung an. Doch der Falkenjunge zuckte lediglich mit den Schultern. Vielleicht hatte er sich auch getäuscht was die Richtung anging oder es gab einen geheimen Treffpunkt zwischen den beiden. So langsam jedenfalls kam ein Stocken in die Bewegung der Hanabira und schlussendlich blieb sie stehen. War das ein Zeichen von Erschöpfung? Oder schaute sie sich gerade panisch nach allen Seiten um?

Der Hayabusa hatte keine Ahnung, aber es war Zeit ihr nachzugehen. Ein bisschen erinnerte ihn das ganze an eine ganz spezielle Art und Weise zu jagen. Da Menschen über die Fähigkeit zu schwitzen verfügten und quasi stundenlang in einem kontinuierlichem Dauerlauf laufen konnten, waren sie in der Lage gewisse Beutetier so lange immer wieder aufzuscheuchen, bis diese vor Erschöpfung zusammenbrachen. Diese Beutetiere waren zwar schneller als ihre Jäger, aber da sie nicht über die regenerativen Fähigkeiten der menschlichen Jäger verfügten waren sie ihnen hoffnungslos ausgeliefert. In gewisser Hinsicht befanden sich Airika und Ray in einer ähnlichen Situation. Blieb nur die Frage, ob sie auch auf dieselbe Art und Weise enden würde. Wobei es eigentlich nicht der Plan von dem Rotschopf war die Rothaarige zu einem Erschöpfungszusammenbruch zu treiben. Nein, er hatte größere Pläne, er wollte ihre gedankliche Realität einbrechen lassen.

Und daher nahm er nun die Verfolgung auf, denn noch immer verweilte Airika am selben Punkt, ob sie sich auch schon etwas beruhigt hatte, ob ihre Panik abgeklungen war? Ray war neugierig, in welchem Zustand er sie vorfinden würde. Zwar waren lediglich wenige Minuten vergangen, aber die hatten sich für die Kunoichi aus Shirogakure wahrscheinlich wie eine Ewigkeit angefühlt. Erneut formte Ray einige Fingerzeichen, nur um hoch in die Luft zu springen (Fuuton: Takatobi) und dann düsenjetmäßig nach vorne zu schießen (Fuuton: Dasshu no Jutsu). Freude strömte über sein Gesicht, denn noch immer genoss er seine erst kürzliche erworbene Mobilität in der Luft wie ein kleines Kind. Noch war es kein Fliegen und noch weiter war es davon entfernt Stürme zu beherrschen, aber mit jedem Tag kam er seinem großen Traum näher. Für jetzt reichte es aber, um die Distanz zwischen ihm Airika zu überbrücken ohne wirklich den Boden zu berühren. Mit seinem scharfen Augen und der Lufthoheit, die er besaß war es auch kein Problem den auffälligen Rotschopf seiner unfreiwilligen Schülerin auszumachen. Und es gab noch einen Vorteil an seiner erhöhten Position, denn sie erlaubte es ihm sich vollkommen lautlos zu nähern. In dem Moment wo er den Luftraum über der kleinen Lichtung betrat, formten seine Hände wie von selbst einige weitere Fingerzeichen, die zur Folge hatten, dass der Falkenjunge in einen sanften Gleitflug (Suberu hikou) überging. Wie von unsichtbaren Windschwingen getragen, näherte er sich direkt aus dem toten Winkel und landete nur wenige Meter hinter ihr. Offensichtlich war Airika auf irgendetwas vor ihr ziemlich fixiert, denn sie machte keine Anstalten sich umzudrehen. Hatte sie dort etwas gehört? Letztendlich wusste es Ray nicht, aber es war ihm auch egal. Er hatte eine Frage an das Mädchen vor ihm, die er in diesem Moment laut aussprach: "Was machst du jetzt?" Es war dieselbe Frage wie vor einigen Minuten, emotionslos gestellt und sobald sich Airika umdrehen würde, würde sie einen schelmisch lächelnden Ray sehen. Ob dieses Lächeln wohl aus der Nähe etwas weniger bedrohlich für sie wirkte?
 

Hanabira Airika

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Airika rannte und rannte, so schnell sie ihre Beine tragen konnten. Die Strapazen der Hinreise allerdings machten ihr Einiges zu schaffen. Die Füße schmerzten fürchterlich, sie spürte, wie die Kruste einer vergänglich geplatzten Blase wieder aufriss und frisches Blut wieder auftrat, sodass der Verband wieder nässte. Es tat einfach so weh… Wie sollte es bloß sein, wenn sie tatsächlich in einem echten Kampf verwickelt wurde und sich tatsächlich verletzte? Das Mädchen konnte sich gar nicht ausmalen, welches Level an Schmerzen sie dann ertragen musste. Doch sie musste weiter. Scheiß auf den Schmerz, scheiß auf ihre schwindende Ausdauer. Sie hatte Lebensangst. Der Rotschopf spürte, wie ihre Augen immer feuchter wurden und sich ein Kloß in ihrer Kehle bildete… NEIN! Sie durfte jetzt nicht anfangen zu weinen. Auf gar keinen Fall.

Plötzlich hatte sie ein gigantisches Hindernis vor sich. Sie war… in einer Sackgasse gelandet und von Yasua war keine Spur zu sehen… War sie… war sie etwa? Nein, das konnte nicht sein. Sie drehte sich kurz zur Seite und entdeckte erneut eine Felswand. Der einzige Ausweg war vielleicht dreißig Meter zurück und dann nach links. Oder konnte sie vielleicht hochklettern? Sie schaute unruhig hoch auf die glatte Felswand. Nur die Risse darin konnte sie vielleicht als Halterung nutzen. Ob Ray ihr bis hierher gefolgt war? Oder hat sie ihn abgehängt? Ein leiser Hoffnungsschimmer keimte in ihr auf. Vielleicht war es tatsächlich eine gute Idee, dieses Tauschjutsu anzuwenden? Aber wenn sie daran dachte, wie schnell er sich um sie bewegt hatte… Aber sehen konnte sie ihn jetzt auch nicht. Jetzt durfte sie keine weitere Sekunde verlieren. Sie musste diese Bergwand hochklettern. Kostete es, was es wollte. Stechende Schmerzen ihrer Füße und der überstrapazierte Gelenke machten ihr es allerdings alles andere als leicht. Sie verzog das Gesicht und biss sich auf die Zähne. Sie hatte auf jeden Fall eine Lektion gelernt. Sie würde sie nie, NIE WIEDER von ihrem Kameraden trennen. Sie würde immer in Sichtweite eines anderen sein. Und zwar so lange, bis sie selbst zum Chuunin geworden ist. Spätestens dann würde sie es vielleicht schaffen, allein zu sein. Doch jetzt hatte sie gelernt, dass es in diesem Beruf vorerst nicht möglich war. Und wenn man sie eines Besseren belehren sollte, musste dieser eine extrem gute Überzeugungsgabe besitzen.

Während Airika auf die Wand zulief, stockte sie mitten in der Aktion, als sie plötzlich eine Stimme hörte. „Was machst du jetzt?“ Sie wirbelte herum und sah ihrem Gegner in für sie viel zu geringen Entfernung zu ihr in die schwarzen Augen. Er lächelte sie an und fast hätte das Mädchen den Eindruck gewinnen können, dass es kein bösartiges Lächeln war. Fast. Doch Airika war viel zu überwältigt von der plötzlichen Panik, als dass sie auch nur ansatzweise erkennen konnte, dass Ray nichts Böses von ihr wollte. Unter normalen Umständen und in einem normalen Zustand hätte das Mädchen das Lächeln vermutlich erkannt und Ray nicht als Gegner wahrgenommen. Jedoch war sie in neutralem Gebiet, wo sich Shiro- und Sora-Nins finden ließen. Also ein extrem gefährlicher Ort für frische Genins, wie sie. Die Frage des gegnerischen Rotschopfs war mehr als berechtigt. Was sollte sie jetzt tun? Hinter ihr war eine schwer zu erklimmbare Wand, rechts von ihr auch und links ebenso. Der einzige halbwegs schnelle Ausweg war hinter Ray. Doch dieser versperrte ihr nun der Weg. Sie war gefangen wie eine in die Ecke gedrängte Maus, die nur auf die tödlichen Bisse der Katze wartete. Oder in diesem Fall des fleischfressenden, mörderischen Falken. Airika wusste nicht, wohin mit ihren Gefühlen. Sie waren so intensiv und fraßen sie innerlich aus. Die Verzweiflung, die aufstieg, die Aussichtslosigkeit, dem Gegner ausgeliefert zu sein, die Ausweglosigkeit… Und das Tauschjutsu brachte jetzt auch nichts mehr. Bunshin-Jutsu würde er garantiert sofort erkennen und die Fuuton-Jutsus, die Airika kürzlich gelernt hatte, waren auch eine Lachnummer. Damit konnte sie vielleicht ein nettes Feuerken mache, aber keinen mächtigen Chuunin ernsthaft Schaden zufügen. Tja… da war sie jetzt in dieser Situation. Jetzt stürzte die wahre Welt auf sie herab, zerschmetterte den Versuch, ruhig zu bleiben in Tausende Scherben. Es war vorbei. Jetzt musste sie nur noch darauf warten, bis Ray aus ihr Hackfleisch machte. Tränen flossen in Strömen. Sie fing an zu schluchzen, bückte sich und hielt sich die Arme über den Kopf, in der verschwindend geringen Hoffnung, dass diese ihre wichtigen Organe vielleicht beschützen konnten, damit sie, falls sie von Yasua gefunden wurde, behandelt werden konnte. Mit Glück würde sie überleben, den Job an den Nagel hängen und irgendwas anderes machen. Vielleicht… vielleicht Lehrerin? Oder vielleicht Gärtnerin? Oder sie fragte den Pferdewirt vom Pferdehof, wo sie ab und zu die süßen Haflinger streichelte, ob sie bei ihm arbeiten konnte? Wer wusste das schon, vielleicht konnte sie das Reiten lernen? Das wollte sie sowieso schon immer gerne tun, aber nie die Zeit gehabt… Oder vielleicht starb sie jetzt einfach. Dann war alles vorbei. Ob sie in den Himmel kam? Hoffentlich war sie im Leben ein gutes Mädchen gewesen. Dann würde sie vielleicht in die höheren Ebenen kommen.

Airika zitterte am ganzen Leib. Sie konnte schon das Leben an sich vorbeiziehen sehen. „Bitte töte mich nicht. Ich will nicht sterben. Bitte nicht.“, wimmerte sie in höchsten Tönen. Sie kniff die Augen zusammen, wartete ab. Die Sekunden vergingen wie Minuten. Was für ein schändliches Bild sie wohl gemacht haben musste. Und warum bettelte sie um ihr Leben? Das war doch alles umsonst, und wenn ihr Feind so teuflisch war, wie er aussah, würde er mit Sicherheit noch mit ihr spielen. Vielleicht ihr Hoffnung geben? Vielleicht ließ er sie sogar gehen, nur um sie dann hinterrücks zu ermorden? Oder Folter? Scheiße, das durfte nicht passieren.
Vielleicht sollte sie sich selbst ein Ende bereiten, bevor er ihr Schlimmeres antun konnte? Allein der Gedanke jagte dem jungen Mädchen einen Schauer über den Rücken. Doch was blieb ihr denn für eine Wahl? Ein schneller Tod war allemal besser als ein langsamer, qualvoller. Doch würde sie sich das überhaupt trauen? Hatte sie den Mut dazu? War sie dazu überhaupt in der Lage? Die Verzweiflung wuchs mit jeder Sekunde. Und… wo sollte sie hin stechen, damit sie sofort starb? In die Schläfe? Nein, da bestand die Gefahr, zu erblinden. Ins Herz? Vielleicht, doch sie würde garantiert nicht sofort sterben. Vielleicht konnte sie versuchen, sich in den Kopf zu stechen, doch sie musste auch erst einmal die Kraft haben, die Schädeldecke zu durchbrechen? Kunais hatte sie genug… Airika aber regte sich keinen Millimeter. Nein, sie hing einfach zu sehr an ihrem Leben. Auch wenn sie in der Akademie beschissen behandelt wurde, hatte sie dennoch ein paar coole Leute kennengelernt. Asami schoss ihr durch den Kopf. Sie haben sich länger nicht mehr gesehen, doch sie war ihre erste richtige Freundin. Eigentlich hatte sie vor, sie bald mal wieder zu treffen. Doch das konnte sie sich jetzt abschminken. Ob sie traurig sein würde, wenn der Rotschopf starb? Ob sie jemand vermissen würde? Wenn man von ihrer eigenen Familie absah. Machte es überhaupt einen Unterschied, ob sie lebte?
All diese Gedanken schossen Airika in den wenigen Sekunden, die sie sich jetzt auf den Boden gehockt hatte, durch den Kopf. Darauf wartend, was nun passierte…

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Hayabusa Ray

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Nur wenige Meter trennten die beiden Rothaarigen von sich, doch hätte die emotionale und psychische Entfernung zwischen ihnen nicht größer sein können. Ray war entspannt, fast schon ein wenig belustigt von der Szene, während sich die junge Frau vor ihm am Rande eines Nervenzusammenbruches bewegte. Kaum hatte diese sich umgedreht und ihn mit großen panischen Augen angestarrt, war der Falkenjunge in die Hocke gegangen. Damit reichte er seiner Kontrahentin gerade mal bis zur Hüfte, doch nahm das offensichtlich nichts von seiner Bedrohlichkeit, selbst als er seinen Kopf nachdenklich zur Seite neigte und die Kunoichi aus Shirogakure ausführlich musterte, wirkte er auf sie wohl immer noch wie die mörderische Katze, die mit ihrer hilflosen Beute spielte.
Ray war in einer gewissen Hinsicht fasziniert von den starken emotionalen Reaktionen diese Kunoichi. Ein anderer hätte sie vielleicht dafür verurteilt, ihr vorgeworfen nicht hart genug zu sein oder ihr sogar sämtliche Eignung als Shinobi abgesprochen und vielleicht tat sie selbst das genau in diesem Moment. Dem Jungen hingegen waren solche Gedanken fremd. Er wusste selbst nicht, wie er im Angesichts eines übermächtigen Feindes reagieren würde. Bisher war das noch nicht wirklich vorgekommen. Gut, es gab da eine Begegnung im Reich des Frostes mit einem sehr gefährlichen Ninja, doch da war er nicht allein gewesen, denn dort hatte er mit einem gewissen anderen Rotschopf zusammengearbeitet, ebenso wie mit zwei Shinobi aus Soragakure.

Airika hingegen war fix und fertig. Wahre Sturzbäche an Tränen flossen aus ihren roten Augen und in diesem Moment wirkte sie mehr wie ein kleines, verwirrtes Mädchen anstatt der jungen Kunoichi, die sie eigentlich war. Sie konnte einem schon fast Leid tun und hätte sie in diesem Moment den Blick gehoben und das Gesicht des Hayabusa betrachtete, so hätte sie vielleicht so etwas wie den Hauch von Mitleid in seinen Augen gesehen. Wobei Mitleid wahrscheinlich das falsche Wort war, Ray fiel es schwer die Emotionen von anderen nachzuempfinden, wirklich das zu fühlen, was den anderen bewegte, war ihm fremd. Aber er konnte beobachten und da seinen scharfen Augen auch kleinste Gesichtsreaktionen nicht fremd waren, konnte er einigermaßen gut von der Gestik und Mimik auf den Gefühlszustand schließen. Wobei letzteres bei Airika nun wirklich nicht nötig war. Tränen, ein unkontrollierbares Zittern am ganzen Körper, es fehlte nur noch, dass sie in Embryonalstellung ging.

Und auch ihre Stimmer war mehr ein Wimmern als alles andere, als sie ihr "Bitte töte mich nicht." herausbrachte. Die rechte Augenbraue des Rotschopfes schoß in die Höhe, um die Überraschung zu signalisieren, die ihn überfiel. Damit hatte er nicht unbedingt gerechnet, eine Kunoichi die um Gnade winselte. In diesem Moment hätte er wahrscheinlich alles von Airika verlangen können, wenn er ihr versprochen hätte ihr Leben zu verschonen. Und manch ein Ninja hätte vielleicht sogar genau das getan, er hätte den emotionalen Zusammenbruch schamlos ausgenutzt. Unter Umständen hätte Ray diesen Ninja nicht einmal verurteilt, immerhin war es der Job wichtige Kriegsinformationen aus dem feindlichen Lager zu besorgen. Aber er bezweifelte, dass diese wimmernde, junge Frau, die in diesem Moment über Selbstmord nachdachte, irgendwelche wichtigen Informationen besaß. Außerdem wollte er ihr noch immer eine Lektion erteilen, aber er bezweifelte, dass sie von selbst aus ihrem Gefängnis ausbrechen konnte. Panik, Selbstmordgedanken und Todesängste waren starke Fesseln, viel stärker als Eisenketten, die zwar den Körper, aber nicht den Geist halten konnten. Wobei bei dem Rotschopf diese beiden Sachen Hand in Hand gingen, würde man ihn physisch fesseln, hätte das massive Auswirkungen auf seinen Geisteszustand. Es wäre unter Umständen schlimmer als die Folter, die ihm dann angetan werden würde.

Ray war noch immer in der Hocke und noch immer betrug die Entfernung zwischen den beiden Shinobi zwei bis drei Meter. Noch immer betrachtete er neugierig sein Studienobjekt, versuchte in ihren Kopf hineinzublicken, ihre Gedanken zu entschlüsseln. Wieso diese massive Panik? War sie nicht fast schon zu übertrieben? War es etwa ihr erster Außeneinsatz? Was für ein Bild hatte sie nur von Sora-Nins, dass sie so absolut nicht in der Lage war die Realität wahrzunehmen? Wurden alle Shinobi in Shirogakure mit solch einer Haltung aufgezogen? Letzteres bezweifelte der Philosoph in ihm, dafür waren Menschen zu unterschiedlich. Schlussendlich entwich dem Jungen ein nahezu unhörbarer Seufzer. Vielleicht brauchte das Mädchen einen Tipp, um die Realität wieder sehen zu können. "Du hast einen gewaltig großen Fehler gemacht." fing Ray wieder an zu reden und er merkte, wie die junge Frau vor ihm zusammenzuckte. "Und dieser Fehler ist weitaus fataler als die anderen drei, die ich vorher genannt habe. Er ist fataler, weil er dich absolut blind gemacht und weil er deine Handlungsoptionen auf massiv reduziert hat." Rays Stimme klang weder aggressiv noch belehrend. Vielleicht schwang so etwas wie ein Hauch von Mitgefühl darin mit, aber ganz sicher auch ein wenig Enttäuschung, wie bei einem Sensei, der seinen Schüler an eine Lektion erinnern musste, von der er gehofft hatte, dass dieser sie schon verinnerlicht hatte. Immer noch bewegte sich die Kunoichi vor ihm nicht wirklich, stumm wartete sie auf ihr Todesurteil, so schien es dem Falkenjunge. Deswegen eröffnete er ihr auch noch nicht, was ihr größter Fehler war, sondern ließ noch einige Momente der Stille verstreichen, ehe er fragte: "Willst du wissen, was der Fehler ist, den du jetzt gerade immer noch begehst?"
 

Hanabira Airika

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Die tränenverschleierte Sicht ließ Airika nur schemenhaft erkennen, dass sich Ray genähert hatte und sich hinhockte, seinen Kopf schieflegte und sie beäugte. Er tat nichts, machte keine abrupten Bewegungen und schien auch sonst nicht die Absicht zu haben, sie anzugreifen. Langsam hob sie den Arm, um sich die Tränen vom Gesicht zu wischen. Gut, dass sie sich keine Schminke aufgetragen hatte. Dann säe sie jetzt garantiert furchtbar aus. Trotzdem war die empfindliche Haut direkt unter ihren Augen ein wenig gerötet. Die Klare Sicht bot dem Mädchen jetzt mehr Informationen. Ängstlich schaute sie den jungen Mann mit den roten Haaren an. Er war mittlerweile ein ganzes Stück nähergekommen und musterte sie in einer ungefähren Entfernung von etwa drei oder zweieinhalb Metern. Warum tat er nichts? Er war doch so schnell, dass sie ihn fast nicht sah. Würde ein feindlicher Shinobi so was tun? Oder wartete er nur darauf, bis sie sich in Sicherheit wiegte, nur um dann zuzuschlagen? Sozusagen, dass er den letzten Funken Hoffnung auf Überleben und die sichere Heimkehr im Keim erstickte? Sie konnte es nicht sagen und in dem Moment verfluchte sich die Hanabira einmal mehr, dass sie Menschen nicht gut einschätzen konnte. Es kam nicht selten vor, dass sie diese falsch deutete. Ob das dieses Mal auch der Fall war? Hatte sie überreagiert? Sie schluckte heftig. Dann fing er an, zu sprechen. Sie hatte viele fatale Fehler begangen, behauptete er. Welche? Sie konnte es erahnen. Jetzt, wo sie sich ganz schleichend beruhigte, gebannt auf die nächste Aktion wartete, klärten sich die Gedanken. Vom ruhig sein war sie noch meilenweit entfernt – immerhin hatte sie eben ihr Leben vorbeiziehen sehen. Doch der kalte Griff des Todes, den sie glaubte, um ihr Herz zu spüren, hatte es ein wenig gelöst. Es klopfte dennoch schnell und ängstlich gegen die Brust, der Körper zitterte immer noch. Doch die Atmung beruhigte sich langsam und die schwindelerregenden Massen an Gedanken gewannen mehr und mehr wieder ihre Form. Vielleicht… Hatte er recht? Nein, nicht nur vielleicht, er hatte recht. Warum sollte ein Feind so mit ihr sprechen? Wieso wies er sie auf ihre Fehler hin? Ein Feind hätte sie gefoltert und danach getötet? Der Rotschopf kam gar nicht mehr klar mit sich selbst.

„Willst du wissen, was der Fehler ist, den du jetzt gerade immer noch begehst?“, fragte der männliche Rotschopf. Sie zuckte zusammen und schaute ihm vorsichtig in die schwarzen Augen. Obgleich sie immer noch sehr raubtierhaft schienen, wurde Airika plötzlich klar, dass sie zwar so aussahen, der Blick aber ganz andere Bände sprach. Er… Hatte von Natur aus diese Augen. Hätte sie mehr hingesehen, hätte sie vielleicht erkannt, dass er in ihr keine Maus sah, mit der er als Katze spielen konnte, bis das unschuldige, kleine Wesen durch den zerstörten Körper krepierte. Doch, … was hätte sie auch anders denken können? Es war gefährlich, sehr sogar. Das Mädchen befand sich auf fremdem Gebiet. Auch wenn es noch kein feindlicher, sondern neutraler Bereich war, lief jeder in Gefahr, Feinden zu begegnen. Der Schweiß rann ihr durch das Gesicht und tropfte auf die Kleeblätter unter ihren Füßen. Abertausende bedeckten den Boden, dazwischen einige Grashalme. Ihre getrübten Sinne gewannen an Schärfe, das Zwitschern der Vögel, das Rauschen der Blätter… Die konnte sie wieder wahrnehmen. Doch sie war noch weit davon entfernt, entspannt zu sein.

„Weiß nicht“, antwortete sie kleinlaut. Langsam wurde dem Mädchen bewusst, dass sie heute die erbärmlichste Figur der gesamten Shinobi-Welt abgegeben hatte. In diesen Moment hinterfragte sie, ob sie für diesen Job überhaupt geeignet war. Sie war sich sicher, dass ein anderer Genin mit gleichem Erfahrungsstand viel cooler gehandelt und Lösungen gefunden hätte. Er hätte Ray wahrscheinlich abgehängt, hätte durch krasse Manöver Jutsus angewendet und den Chuunin vielleicht irgendwie von sich wegdrängen können. Und sie? Sie hockte auf dem Boden, hatte geheult wie ein kleines Baby, wurde im Strudel der Emotionen hineingezogen und war faktisch kampfunfähig. Jeder normale Feind hätte sich das zunutze gemacht und sie niedergestreckt. Doch Ray tat es nicht. Sie spannte ihre Muskeln an und stellte sich in Zeitlupe wieder hin. Nur keine falschen und zu schnellen Bewegungen machen. Bloß nichts Verdächtiges tun. Sie erinnerte sich, dass sie eben ihr Schwert gezogen hatte. Innerlich lachte sie gequält: was für ein lächerliches Auftreten. Sie hätte keine Chance gehabt, keine winzige. Die Kenjutsuanwenderin wusste, wenn sie wieder daheim war, dass sie sich für eine Weile fürchterlich schämen würde und in einer zeitweiligen Depression verfallen würde. Jeder hätte sich besser geschlagen, jeder. Vielleicht sogar ein Akademieschüler. Airikas Selbstbewusstsein war nicht nur am Boden, nein, es krachte durch die Erde und bahnte sich seinen Weg immer weiter hinab. Es fühlte sich schrecklich an.

„W-willst du mich etwa nicht umbringen?“, fragte sie zögerlich. „Was… Machst du dann hier? Ich habe gedacht, dass du mich angreifen willst u- und deswegen“, sie stotterte und stotterte. Das Mädchen bohrte ihre Fingernägel in den Handrücken der anderen Hand. So fest, dass die obersten Hautschichten unter dem Druck aufrissen und ein wenig Blut austrat. Verdammte scheiße, reiß dich zusammen. Wenigstens einmal! Ist das zu viel verlangt?! Vor lauter Selbsthass hätte sich das Mädchen am liebsten selbst ins Gesicht geschlagen. „Deswegen habe ich das Schwert gezogen. Offensichtlich bist du ein Chuunin und ich offensichtlich ein Genin.“ Ihre Stimme zitterte zwar immer noch, klang jedoch längst nicht mehr so weinerlich. „Da bleibt einem keine Wahl, als auf den Tod zu warten und darauf zu hoffen, dass er schnell und schmerzlos ist.“ Sie ging ein schritt Zurück, um ein wenig Abstand zu gewinnen. Er tat zwar (noch) nichts, doch er war ihr deutlich zu nahe gerückt. „Falls du nicht die Absicht hast, mich zu quälen oder umzubringen, dann…“, sie brach ab. Wollte sie gerade etwa sagen, dass er es trotzdem tun konnte? Weil sie sich hat von ihren Emotionen einfangen lassen? Weil sie sich selbst gerade verabscheute und den kranken Gedanken im Kopf hatte, dass sie es nicht wert war, zu leben? Jetzt, wo die Gedanken langsam aber sicher eine vernünftigere Richtung annahmen, kamen ihr die seltsamen Sätze im Kopf so absurd vor, dass sie sich auch deswegen schämte. War sie nicht hier, um ihren Bruder zu retten? Wenn Airika starb, sie nicht mit dem Heilkraut nach Hause kam, sodass Yoshi auch von der Welt ging… Was war mit Mama? Dann lebte sie allein. Nicht nur als Witwe, sondern auch kinderlos… Zweifelsohne hatte der Rotschopf in der Vergangenheit vor und nach Vaters Tod mit ihrer Mutter einen großen Konflikt gehabt. Doch sie verstanden sich mittlerweile sehr gut und heutzutage stand sie voll und ganz hinter der Aussage, dass sie sie und ihren Bruder wann immer es nötig war, unterstützen würde! „… Dann sag mir was du von mir willst.“ Sie atmete tief ein und aus. Der Puls der Halsschlagader war heftig und dröhnte in ihren Ohren. Das Blut rauschte und sie spürte, wie es durch ihren ganzen Körper pulsierte. Vom Herzen bis zu ihren Fuß- und Fingerspitzen. Die Gefahr, die sie bis eben empfunden hatte, klang langsam aber sicher ab.

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Hayabusa Ray

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Die scharfen Augen des Falkenjungen huschten über die feindliche Kunoichi, die vor ihm hockte und natürlich entgingen ihnen auch die kleinen Details nicht. Die geröteten Augen vom vielen Weinen waren ein klares Zeichen, dass hier jemand wirklich verzweifelt war. Das lockige, rote Haar der Hanabira stand ihr wild nach allen Seiten ab und war gespickt mit einigen kleinen Ästen, Zweigen und Blätter. Versonnen fixierte er eines der Blätter und beobachtete für einen Moment die Blattläuse, die sich noch darauf befanden und hin und her krabbelten. Ob sie wohl genauso verwirrt und verängstigt waren wie die junge Frau vor ihm. Ray war sich nicht sicher. Konnten Insekten überhaupt genauso empfinden wie menschliche Wesen? Hatten sie ein Bewusstsein oder waren sie lediglich von Instinkt getriebene Wesen? Andererseits ... Waren die Menschen nicht manches Mal auch ein Spielball ihrer eigenen Gefühle und Instinkte? Zumindest die Antwort auf die letzte Frage war ein eindeutiges Ja und der Beweis dafür saß direkt vor dem Falkenjungen. Nicht, dass er ihr dafür irgendeinen Vorwurf gemacht hätte. Je nach Situation hatte er ja nicht mal sich selbst, seine Ängste, Gefühle und Instinkte unter Kontrolle, wie konnte er daher diesem Mädchen, was er nicht einmal wirklich kannte, einen Vorwurf dafür machen, dass sie diese Kontrolle nicht erlangte. Und war so eine Kontrolle überhaupt erstrebenswert? Wo war der Punkt an dem die Kontrolle in eine Unterdrückung der Gefühl unterging. Angst war doch nichts schlechtes. Angst war ein Anzeiger, Angst war wichtig, entscheidender als das Gefühl der Angst war die Frage, wie man damit umging.

"Weiß nicht." ertönte die kleinlaute Antwort des Mädchens, was dem Hayabusa ein kurzes, aber ehrliches Lächeln entlockte. Sie schien nun endlich ein wenig ruhiger zu sein. Stumm beobachtete er sie, wartete ab, ob sie von selbst die richtigen Schlüsse ziehen würde. Würde sie erkennen, dass ihre Reaktion absolut nicht verwerflich war? Dass ihr Plan mit dem Tausch-Jutsu gar keine dumme Idee gewesen war? Sie hatte gar nicht mal schlecht reagiert, dafür, dass sie meinte einem scheinbar übermächtigen Feind gegenüber zu stehen. Andere hätten schon viel eher um ihr Leben gebettelt. Ihr Leben für Informationen verkauft, die Seite gewechselt oder ähnliches getan. Aber dieses Mädchen nicht. All das war für Ray klar, auch wenn es Airika nicht im geringsten bewusst war, denn dieser hatte nicht absolut keine Ahnung, wie sehr er ihr Selbstbewusstsein zerstört hatte. Wäre es ihm bewusst gewesen, dann hätte er sich vielleicht an eine Geschichte von seinem Vater erinnert. In der Geschichte brannten die Eingeborenen der Savanne Jahr für Jahr die gesamte Graslandschaft nieder, was lediglich eine schwarze, verkohlte und nicht sehr schon anzusehende Ödnis zu hinterlassen schien. Aber sobald der nächste Regen kam, fing es an in genau dieser Ödnis zu grünen, schöner und prächtiger als zuvor. Manchmal mussten gewisse Dinge zerstört werden, damit neues entstehen konnte.
"W-willst du mich etwa nicht umbringen?" hörte er nun die fast schon schüchterne Stimme des Mädchens. Hoffnung schien darin mitzuschwingen und auch wenn sie wirklich leise gesprochen war, erinnerte sie den Chuunin ein wenig an seine eigene Mutter, wenn diese nach einer heftigen Streit mit seinem Vater kleinlaut eingestehen musste, dass sie vielleicht nicht ganz richtig gehandelt hatte. In diesen Moment umarmte Jun sie dann einfach und auch wenn Ray das nicht vorhatte, erhob er sich tatsächlich und überbrückte die letzten zwei Meter, während Airika stotternd und zitternd einige weitere Sätze hervorbrachte, die ihre Handlungen rechtfertigten. Der Falkenjunge hatte seine raubtierhafte Aura um einiges zurückgedreht, seine Augen wirkten fast schon freundlich, als er sich der zitternden Hanabira immer näher kam, die nun einen Schritt zurückwich. Nur noch ein Meter trennte die beiden Shinobi und obwohl Ray deutlich zu der Shiro-Nin aufblicken musste, so wirkte er keineswegs wie der Unterlegene. "... Dann sag mir, was du von mir willst." brachte sie hervor und auch wenn ihre Stimme ein wenig fester klang, war nicht zu überhören, dass es ihr wirklich sehr unangenehm war, wie nahe ihr Ray gekommen war. Und noch immer hatte dieser nichts gesagt, hatte sie einfach reden lassen und beobachtet, beobachtet, wie sich ihr Puls beschleunigte und ihre Brust sich hob und senkte, während sie versuchte sich mit tiefen Atemzügen zu beruhigen. Zwar konnte er weder hören noch sehen, wie das Blut durch den Körper der Rothaarigen rauschte, aber seine scharfen Augen konnten den schnellen Puls deutlich sehen, der ein weiteres Mal an Tempo zunahm, als Ray einen Schritt vorwärts trat und ein nicht wirklich zu lesendes Lächeln lächelte. Nur noch wenige Zentimeter hätten die beiden getrennt, wenn das Mädchen nicht einen weiteren Schritt zurück gestolpert wäre, wobei sich ihre Fuß in eine Wurzel verfing, sodass sie unsanft auf den Hintern plumpste, wenngleich die Landung wohl nicht sehr schmerzhaft war, denn der Boden war mit weichen Moos gepolstert. Nun musste sie zu dem Chuunin hinaufblicken, der sich aber in diesem Moment hinhockte und ihr intensiv und ohne Scham in die roten Augen schaute. Natürlich gewann er dieses Blickduell, doch als Airika ihren Blick zur Seite abwandte, ertönte erneut die Stimme des Rothaarigen. Doch diesmal klang sie ganz anders, ruhig mit einem sanften Unterton. "Was ich will..." und in diesem Moment streckte Ray seinen Arm aus, um das zitternde Kinn der Kunoichi sanft so zu drehen, dass sie ihn anschauen musste, sofern sie das zuließ. "... ist ganz sicher nicht dich zu töten oder zu quälen." meinte er und das Grinsen, was jetzt auf seinem Gesicht lag, war deutlich in den schwarzen Augen zu sehen, die Airika weiterhin anblickten. Ein schelmischer, fast schon spielerisch kindlicher Unterton hatte sich in seine Stimme gemischt. Noch immer berührte er mit seinen Fingerspitzen das Kinn, sanft, wie der Vater eben seinem Sohn aufmunternd half den Kopf zu heben, nachdem dieser der Mut verlassen hatte. Ob Airika diese Geste wohl ebenso ermutigend empfinden würde? Nun blitzte der Schalk in den Augenwinkeln des Falkenjungen auf, als diesem eine wunderbare Idee kam. "Ich will sehen, ob du mit deinem Schwert da umgehen kannst." wechselte er das Thema, während er mit dem Kinn auf das Katana der Genin deutete. "Im Gegenzug verrate ich dir deinen Fehler und wenn du es schaffst mich zu beeindrucken, dann...." Ray überlegte, wobei er den Kopf schief legte und nachdachte, weil er keine Ahnung hatte, was ein angemessener Preis wäre. "keine Ahnung, kannst du mich was fragen, hast einen Gefallen bei mir gut oder irgendwie so was." Der Shinobi grinste, während er sich aufrichtete und dann der Airika seine Hand ausstreckte. "Deal?"
 

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Es war unglaublich beschämend, als sie beim Zurückweichen über eine Wurzel gestolpert ist und auf dem Hintern geplumpst ist. Jetzt war Ray ihr nicht nur kräftetechnisch, sondern auch von der Körpergröße überlegen. Unangenehm berührt starrte sie zu ihm hoch und bewegte sich keinen Millimeter. Was hatte der Chuunin nur vor? Airika hatte das Gefühl, dass ihr Herz einen Weg aus ihrer Brust finden wollte, so heftig und schnell schlug es gegen ihr Gerippe. Ob das gut war? Wenn sie ein gewisses Alter erreichte, würde das bestimmt zu einem Herzinfarkt führen. Das Mädchen schluckte hart, als sich der männliche Rotschopf zu ihr herunter kniete und mithilfe seiner Hand sanft ihr Kinn hochhob, sodass sie gezwungen war, in seine schwarzen Augen zu blicken. Ihre Fingernägel bohrten sich in die Erde und der ganze Körper war angespannt. Doch seine Finger waren warm und sie hatte nicht das Gefühl, dass ein böser Mensch so eine Wärme ausstrahlte. Und kein schlechter Mensch würde sie so zaghaft berühren. Die Anspannung in ihr lockerte sich ein wenig. Diese Geste war für sie sehr ungewöhnlich, doch auf eine ganz seltsame Art und Weise fand das Mädchen es beruhigend. Jedoch durfte sie nicht den Fehler machen, jetzt zu denken, dass er nicht gefährlich für sie war. Vielleicht war das auch nur die Ruhe vor dem Sturm? Skeptisch beäugte sie den jungen Shinobi. Jetzt, wo Ray ihr so nahegekommen war, erschien er ihr nicht mehr ganz so unnahbar, gefährlich und raubtierhaft. Seine Worte waren beschwichtigend und freundlich. Ganz sicher wollte er sie nicht töten oder quälen, meinte ihr Gegenüber. Wenn er die Wahrheit sprach, war das doch ganz beruhigend. Als der Schwarzäugige sein Anliegen aussprach, konnte sie nicht verhindern, dass ihre Kinnlade aufklappte und sie ihn erstaunt anstarrte.

„Du willst wissen, wie ich mit meinem Katana umgehe?“, wiederholte sie. Das… Kam unerwartet. Sehr sogar. „O-okay, kann ich machen.“ Aber sie hatte gegen ihn doch gar keine Chance. Ray war schnell wie der Blitz und selbst wenn sie mit ihrem Katana umgehen konnte, wie ein Jounin, hätte sie trotzdem keine Möglichkeit. Er war zu schnell und jede noch so gute Technik hätte bei ihm keine Wirkung gezeigt. Airika war schlichtweg zu langsam und zu schwach, als dass sie gegen so jemanden eine Chance gehabt hätte. „Also… Wenn du wissen willst, wie ich mit dem Katana umgehe“, begann sie unsicher, „dann darfst du nicht so schnell sein. I-ich denke uns beiden ist klar, dass ich noch langsam wie eine Schnecke bin und so stark bin, wie 'ne Fliege.“ Das Mädchen versuchte Ray selbstischer in die Augen zu sehen, was aber kläglich scheiterte. Sie schaute etwas verlegen zur Seite. Von einem Chuunin zu erfahren, was sie falsch machte, war bestimmt sehr lehrreich. Dann konnte sie vielleicht daraus lernen und an ihren Fehlern arbeiten. Kritik war sehr richtig und wichtig. Nur so und auch mit viel Erfahrung konnte ein Ninja an wahrer Größe gelangen. Dennoch: Ray war ein Sora-Nin. Obwohl sie sein Angebot sehr verlockend fand, musste sie Vorsicht walten lassen. Bis Yasua kam, würde noch einige Zeit vergehen. Das Mädchen hatte zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht das Gefühl, dass seine Hilfe vonnöten war. Sollte er ruhig das Heilkraut suchen. Wenn es tatsächlich eine friedliche Richtung annahm, wie der Chuunin es gerade andeutete, dann würde sie später vielleicht doch gesund und munter nach Hause können. Hoffnung breitete sich in ihrem jungen Herzen aus. Und vielleicht sogar mit wertvollem Wissen…

Airika nahm zögerlich seine Hand und richtete sich auf. Es war seltsam, sie zu nehmen. Auch hier bestätigte sich ihr Gefühl, dass kein bösartiger Mensch solch warme Hände besaß... Als sie aufgerichtet hatte, zog sie ihre nervös weg. Die Hanabira stand etwas wackelig auf den Beinen, spannte sich an und versuchte sich zusammenzureißen. „Also dann… Deal. Ich zeig dir, was ich mit dem Katana draufhabe und versuche dich irgendwie zu beeindrucken und du sagst mir, was ich falsch gemacht habe und so weiter...“ Sie ging ein paar Schritte zurück, dieses Mal darauf achtend, nicht über irgendetwas zu stolpern, und zückte ihre Klinge. Um etwas Eindruck zu verschaffen, drehte sie die Klinge geschickt mit ihrem Handgelenk, wechselte zur anderen Hand und wiederholte das Prozedere, sodass das Manöver einer liegenden Acht ähnelte. In großzügige Kreisen ließ sie ihre Waffe drehen. Durch die Reflektion der Sonne erzeugte die Rothaarige ein Funkenspiel, das durch das schnellrotierende Metall entstand. Nicht, dass wirklich Funken entstanden, es waren die aufflackernden Lichtreflexionen, die diese Illusion entstehen ließ. Als sie stoppte, hielt sie den Griff fest in ihre rechte Hand und schaute ihrem Gegenüber herausfordernd in die Augen. „Greif mich an, aber bitte langsam. Oder werfe irgendetwas nach mir und ich zerschneid es in die Luft. Wie du willst.“ Es war peinlich, dass sie das sagen musste. Es war so unglaublich erniedrigend, dass sie ihrem Gegner sagen musste, langsam anzugreifen. Fast musste sie über diese groteske Aussage hysterisch loslachen. Wäre ihr Ray tatsächlich schlecht gesinnt, hätte der Ninja sie ausgelacht und einen Scheiß drauf gegeben, ob sie zu langsam oder schwach war. Mit seiner Schnelligkeit konnte er sie hier und jetzt töten. Sofort, ohne Gnade. Und sie kam mit so einer grotesken Bitte an… Wow, Airika. Wirklich, ganz großes Kino! Trotz des inneren Konfliktes versuchte das Mädchen standhaft zu sein. Sie würde ihm zeigen, wie sie einen Angriff mit ihrem Katana parierte oder etwas in der Luft zerteilte. Allerdings setzte dies voraus, dass er sie nicht in seiner kranken Geschwindigkeit angriff oder ihr den Gegenstand mit voller Kraft entgegenschmetterte, sondern locker warf. Beide wussten, dass sie gegen ihn keine Chance haben würde. Ob er ihre Bitte nachkam? Womit würde der Rotschopf angreifen? Oder hatte er etwas ganz Anderes vor?

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Hayabusa Ray

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Ray grinste breit und verschmitzt, als er sah, wie der Rothaarigen die Kinnlade herunterfiel und sie ihn unverhohlen anstarrte, nachdem er ihr seinen Vorschlag unterbreitet hatte. Damit hatte er sie ganz offensichtlich überrascht und auch wenn es der Falkenjunge nicht darauf angelegt hatte, so stellte sich doch ein gewisses Gefühl der Zufriedenheit ein. Früher war er nie um einen Streich verlegen gewesen und auch wenn es ihm nie wirklich darum gegangen war seine Opfer bloßzustellen, hatte es doch etwas seltsam zufriedenstellendes, wenn er sie am Ende überrascht realisierten, was ihnen eigentlich widerfahren war. Der Falkenjunge blieb nun mal unberechenbar und wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, war es kein schlechtes Gefühl, dadurch andere zu überraschen. Vielleicht war das sogar ein Teil seines Familienerbes, vielleicht war der wirkliche Grund, warum die Hayabusa so viele Geheimnisse untereinander, vor sich selbst und vor anderen hatten, damit sie das Überraschungsmoment auf ihrer Seite hatten und es hin und wieder in vollen Zügen auskosten konnten.

Jetzt freute sich der Falkenjunge aber vor allem darüber, dass die Rothaarige, die immer noch auf dem Boden saß auf seine Herausforderung einging. Das Grinsen auf seinem Gesicht wurde noch ein Stückchen breiter und ließ wieder einmal die spitzen Eckzähne zum Vorschein kommen. "So.. so, ich darf dann also nicht zu schnell sein." erwiderte er auf ihre unsichere Bitte mit einem spitzbübischen Ausdruck im Gesicht. Vielleicht war es genau dieser Ausdruck, der sämtliche Selbstsicherheit in ihrem Blick dahinschmelzen ließ. "Du weißt schon, dass du damit quasi einen Falken aufforderst sich nicht in den Sturzflug hinabzustürzen, und das ist eigentlich unmöglich, immerhin sind Falken wilde Raubvögel, völlig unberechenbar und sie haben viel zu viel Spaß an hohen Geschwindigkeiten." Rays völlig schwarze Augen funkelten dabei und wahrscheinlich war hörte auch Airika das unausgesprochene 'Genau wie ich', welches in dieser Aussage mitschwang. Die Jagdaura des Hayabusas war erneut erwacht und ließ seine Augen abenteuerlustig funkeln, während die Kunoichi zögernd seine Hand ergriff und sich aufrichtete.

Deutlich spürte Ray dabei die vernarbten Handinnenflächen seiner Kontrahentin, die eine ganz eigene Geschichte erzählten. Ein erfahrener Schwertmeister hätte sicherlich weit mehr aus ihnen herauslesen können, doch selbst ein so unerfahrener Schwertnutzer wie Ray erkannte, dass hier jemand unzählige Stunden im Dojo verbracht hatte. Scheinbar war das Katana für Airika das, was für Ray sein Bogen war. Kaum war der Deal besiegelt worden, sprang der Sora-Nin auch schon einige Schritte zurück und nahm seine Kampfhaltung ein. Er besaß zwar nicht über die lässige Eleganz einer Raubkatze oder die brummige Stärke eines Bären, dennoch strahlte seine Haltung eindeutig Gefahr aus. Der scharfe Blick schien sich nocheinmal zu intensivieren, während die schlanken Muskeln sich anspannten, wenngleich der Junge vollkommen still dastand. Es war, als ob ein geladener Bogen auf Airika zielte mit dem Rotschopf als Pfeil, der auf dessen Sehne lag. Ruhig beobachtete er die kleine Show, die das Mädchen nun für ihn abzog, verfolgte die Lichtreflexionen und erwiderte den herausfordernden Blick der roten Augen mit seiner eigenen Herausforderung. Schon nach dem ersten Kreisen wusste Ray, dass dieses Mädchen ihm im Schwertkampf haushoch überlegen war, was allerdings kein Wunder war, denn immerhin hatte er sich nie für diese Art der Kampfkunst interessiert. Kaya hätte wahrscheinlich weitaus besser beurteilen können, wie es um das Kenjutsu der Shiro-Nin bestellt war.
Ein Lächeln stahl sich dabei über das Gesicht des Falkenjungen, als er an das Rabenmädchen dachte. Er hatte sie schon eine ganze Weile nicht mehr persönlich gesprochen und vor allem hatten sie noch nicht über Bodo und Saku geredet. Dabei war das eigentlich vollkommen überfällig. Kurz nahm er sich vor nach seiner Rückkehr sie aufzusuchen, als Airika ihn mit ihrer immer noch unsicheren aber angenehmen Stimme zurückholte. "Wenn Du unbedingt darauf bestehst." erwiderte Ray und das gefährliche Lächeln, welches in diesem Moment über seine Lippen flog, signalisierte seiner Gegnerin, dass sie vielleicht doch lieber selbst angegriffen hätte. Denn natürlich hatte Ray nicht die geringste Lust sich zurückzuhalten und eigentlich hatte sein Plan auch so ausgesehen, dass Airika ihn attackieren sollte, aber wenn die junge Dame darauf bestand.

Die wenigen Meter zwischen den beiden Rothaarigen wurden nun in einem Wimpernschlag überbrückt, wahrscheinlich war die Kunoichi nicht einmal wirklich in der Lage der Bewegung mit den Augen zu folgen, sodass es für sie unter Umständen so aussah, als ob der Chuunin plötzlich verschwand und direkt vor ihr wieder auftauchte. Ganz genau registrierte dieser, wie sich die Augen der Genin vor Schreck weiteten und noch ehe sie wirklich mit ihrem Schwert angreifen konnte, hatte die linke Hand auch schon das rechte Handgelenk eisern umklammert. Ray war zwar, rein körperlich gesehen, nicht der Stärkste, trotzdem war seine Kraft ausreichend, um das Handgelenk zumindest für einige Momente zu fixieren. Nun trennten nur wenige Zentimeter die beiden Gesichter der Ninja und auch wenn Ray derjenige war, der hochschauen musste, war es doch sicherlich Airika, die diese Situation als unangenehmer empfand. Einige Augenblicke lang schien es so, als ob die schwarzen Falkenaugen versuchten geradewegs bis in die tiefsten Tiefen der roten Seelenspiegel der großen Genin hineinzublicken. In einem anderen Setting hätte diese Situation durchaus romantisch wirken können, doch falls sich in diesem Moment irgendwelche Funken zwischen den beiden hätten bilden wollen, wären sie schon im nächsten Moment zerstört worden. Denn die rechte, freie Hand des Jungen schoß in diesem Moment mit ausgestrecktem Zeigefinger nach oben, um sanft auf die kleine, zierliche Stupsnase die das Gesicht der Hanabira zierte zu drücken. Ein fast schon kindisches "Mööp" wurde einer sicherlich verdutzten Genin ins Gesicht gehaucht und wären da nicht die raubtierhafte Ausstrahlung gewesen, so hätte man Ray in diesem Moment für einen Vorschuljungen halten können. Kaum einen Augenblick später aber stand dieser wieder an genau demselben Platz wie zuvor in nahezu derselben Haltung, als ob sein gesamter Angriff nicht stattgefunden hatte. "Du bist dran. Jetzt will ich sehen, wie du angreifst." drehte er den Spieß um, gespannt, wie die Rothaarige dieser Aufforderung nachkommen würde.
 

Hanabira Airika

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Diese Metapher mit dem Falken fand Airika mehr als einleuchtend. Es waren schnelle Vögel und sie ähnelten ihrer Meinung nach ein wenig Adlern… Nicht, dass sie viele Adler oder Falken in ihrem Leben gesehen hatte. Aber rudimentäre Kenntnisse über das Aussehen bekannter Vögel hatte sie zumindest. Vielleicht war Ray sogar noch viel schneller, als ein Falke. Denn sie wüsste nicht, dass ein Falke sich so schnell bewegte, dass man seine Bewegungen nicht erkennen konnte. Vielleicht war der männliche Rotschopf ja eine Art metaphorischer Super-Falke? Falke XL? Oder eher Falke XXL? Oh Mann, was machte sie sich nur für Gedanken? Jedenfalls: Airika konnte nicht einmal blinzeln, als Ray ihr ganz nahe war und ihr mit der Fingerspitze auf die Nase stupste. Was!? Wie ging das? Wie zum Henker war es möglich, dass jemand so schnell sein konnte? Das Mädchen erinnerte sich an einer der Taijutsu Einheiten. Sensei Akiyoshi hatte damals den Unterricht übernommen. Wie fast alle Lehrer war auch er Chuunin – wie hätte es auch anders sein können. Die Schüler sollten sich damals in Paaren zusammenschließen und um Leben und Tod kämpfen. Airika war in dem Moment sehr verängstigt gewesen. Um Leben und Tod?! Doch Akiyoshi hat in der allgemeinen Runde gesagt, dass er schon aufpasste, dass sie sich nicht gegenseitig umbrachten. Ihm war es wichtig, dass die Schüler ernsthaft kämpften, denn nur so konnte man die Fähigkeiten trainieren. Da ihn einige Schüler skeptisch anschauten, Airika gehörte dazu, demonstrierte der Lehrer sein Können. Er drehte den Schülern den Rücken zu und sie sollten etwas nach ihm werfen. Oder auch nicht – welche Richtung, war egal. Einige Schüler schnappten sich ihre Kunais und warfen sie in alle Himmelsrichtungen. Und was sie dann zu sehen bekamen, versetzte alle ins Staunen. Blitzschnell hatte er die Kunais aus der Luft gepickt. Seine Schnelligkeit war der Wahnsinn! Sie konnten seinen Bewegungen gar nicht folgen, so rasch war er. Kein einziges Kunai berührte auch nur annähernd den Boden. Lässig hielt der junge Lehrer die Waffen in den Händen. Danach legten sich alle ins Zeug.

Aber zurück in die Gegenwart. Auch wenn die Hanabira schon einige Male sehen durfte, wie schnell so mancher Ninja war, konnte sie es jedes Mal aufs Neue immer noch nicht fassen. Würde sie eines Tages je so schnell sein? Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, so cool und schnell zu sein, wie andere Kunoichi oder Shinobi. Innerlich seufzte sie resigniert. Das würde ein langer und harter Weg werden. Verdutzt und erschrocken schaute sie auf den Typen herunter und wich zwei Schritte zurück. Natürlich war das vollkommen nutzlos. Hätte er die Absicht gehabt, sie umzubringen, hätte sie auch gleich einfach so stehen bleiben können. Kse, erbärmlich. „Also, wenn ich mir deine Schnelligkeit angucke“, begann sie zögerlich, „kann ich mir nicht vorstellen, dass dich irgendwas beeindrucken könnte.“ Es würde ihm höchstens ein mitleidiges, müdes Lächeln ins Gesicht zaubern. Mehr war da nicht drin. Warum sollte sich Airika denn überhaupt die Mühe machen? Aber gut, sie wollte den Chuunin nicht verärgern und war froh darüber, dass sich die Situation etwas entspannte. Sie sollte ihn also mit ihrem Kenjutsu beeindrucken? Sollte er haben.

Damit sie auch nur den leisesten Hauch einer Chance hatte, musste sie mit Ninjutsu arbeiten. Und mit Rauchbomben. Mit einem Sprung entfernte sich die Hanabira ein paar Meter vom Chuunin. So schnell, wie es ihr möglich war, zückte das Mädchen einige Bombensiegel, warf sie vor sich und zündete sie mit einem Fingerzeichen an. Sie musste den Krach nutzen, um ihren Doppelgänger zu erschaffen! Sonst hörte Ray noch das typische Geräusch, das ertönte, wenn sie eine zweite Airika erschuf. Der Staub wirbelte auf, die Sicht erstarb, ein lautes Donnern verjagte nahumliegende Vögel. Jetzt musste sie sich beeilen. „Bunshin no Jutsu“, flüsterte sie. Die falsche Airika tauchte vor ihr auf und die Richtige sprang hoch, darauf bedacht, den Bunshin nicht zu berühren, und versuchte mit aller Kraft, hinter Ray zu landen.

Doch alles ging nach hinten los. Einfach alles. Sie ist vor lauter Eile und Stress nicht richtig abgesprungen, berührte mit dem Fuß den Kopf des Doppelgängers, der daraufhin zerplatzte. Das Geräusch erschreckte sie, Airika landete mit ihrem Gesicht hart auf dem Boden und für eine Sekunde verlor sie das Bewusstsein, ehe sie mit starken Schmerzen wieder aufwachte. Sie ist ziemlich übel gefallen: Warmes Blut floss aus ihrer Nase, auf ihrer Stirn klaffte eine kleine Platzwunde, aus der ebenfalls ihr Lebenselixier strömte. Scheiße!! Verdammte, verfluchte, verschissene Scheiße. Jetzt hatte Airika sich zum größten Affen der Welt gemacht. Die Kenjutsuka ballte wütend die Fäuste. Warum nur? Wieso? Was hatte sie getan, dass sie das verdiente? Hatte das Mädchen im vorherigen Leben etwas Schlimmes getan, sodass sie diese Erniedrigung ertragen musste? So von wegen: Karma is a bitch!? Am liebsten wäre Airika einfach vom Erdboden verschluckt worden. Einfach weg. Aber nein, der Grund blieb so, wie er war, sie lag bäuchlings vor Ray und hatte eine verschissene, blutige Visage. Das wars dann wohl. Kannst den Beruf an den Nagel hängen, Airika. Du bist zu nichts zu gebrauchen.

@Hayabusa Ray
 
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Hayabusa Ray

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Im Gegensatz zu Airika selbst fand Ray seine Kontrahentin überhaupt nicht erbärmlich. Natürlich war ein heftiger Geschwindigkeitsunterschied zwischen ihnen, aber das konnte man mit Training ändern. Was ihm nicht gefiel war, dass Airika sich und ihre Fähigkeiten immer noch unter einen Scheffel stellte. Sie schien gar nicht die Motivation zu haben sich wirklich anzustrengen und für ihre zögerliche Antwort hätte sie beinahe einen finsteren Blick von Ray erhalten. Wieder einmal fragte er sich, wieso das Selbstbewusstsein von dieser Kunoichi so im Keller war. Ob sie wohl noch irgendwann dahinter kommen würde, dass Ray sie völlig anders sah, als sie sich selbst.

Aber erstmal war es an der Zeit ihren Angriff zu beobachten. Ihre Bewegungen waren für eine frisch ernannte Genin gar nicht mal so schlecht. Sie war weder ungeschickt noch übermäßig langsam. Doch eine Sache verstand Ray nicht. Er hätte erwartet, dass sie ihn mit dem Schwert angriff und in einen Nahkampf verwickelte. Immerhin schien das doch ihr Stil, ihr Ding zu sein. Wieso diese Spielchen? Oder irrte sich Ray und war das ihr Kampfstil? Ray legte den Kopf schief und bewegte sich erstmal nicht von der Stelle. Er vertraute auf sein Geschick und seine Schnelligkeit um jeglichen Überraschungsangriff zu kontern. Während das Bombensiegel also den Staub aufwirbelte, überdachte Ray seinen eigenen Kampfstil. Oft hatte er nicht darüber nachgedacht, aber wenn er so darüber nachdachte, war sein Kampfstil geprägt von einem Mix aus Nahkampf, Fernkampf, Ninjutsu und vor allem akrobatischen Manövern und er war unberechenbar. Aber war er wirklich so unberechenbar? Oder war er schon so unberechenbar, dass gerade diese Unberechenbarkeit ihn wieder berechenbar machte? Das war halt das Ding mit der Unberechenbarkeit, die Dosis musste passen, ansonsten war selbst das Unberechenbare wieder berechenbar und ab und an musste man etwas völlig außergewöhnliches tun. Wobei einen das auf der anderen Seite auch ziemlich in den HIntern beißen konnte. Schmerzhaft erinnerte er sich an den Kampf mit dem zornigen Shunsui, der ihn am Ende so einige schwere Verletzungen zugefügt hatte. War es ein Fehler gewesen ihn frontal anzugreifen? Er hatte seitdem den Blondschopf nicht wieder getroffen und ahnte nicht, dass ausgerechnet diese letzte Aktion ihm den Respekt des anderen Chuunin eingebracht hatte.

Aber zurück zu dem anderen Rotschopf. Airikas Plan war gar nicht mal so schlecht, denn tatsächlich sah Ray nicht, dass sie einen Bunshin von sich selbst erschuf. Diese Taktik hätte von ihm selbst sein können, denn zur Ablenkung waren die Doppelgänger ab und an wirklich ganz nützlich. Aber ihr weiterer Plan war nicht so ausgefeilt. Selbst wenn sie den Sprung über ihren eigenen Doppelgänger und Ray geschafft hätte, so wäre es doch ein leichtes für Ray gewesen sich einfach zur Seite zu bewegen. Und einen falschen Bunshin zu enttarnen war für seine scharfen Augen nun wirklich kein Problem. Aber er musste erst gar nicht ausweichen, denn das Mädchen schien ihren Sprung gar nicht richtig zu timen, löste ihren Doppelgänger mit einen 'Puff' auf und landete dann hart mit ihren schönen Gesicht auf dem Boden. Während des ganzen Angriffs hatte Ray sich nicht einen Millimeter von der Stelle bewegt und auch jetzt machte er keine Bewegung um dem Mädchen, dem warmes Blut aus einer kleinen Platzwunde floss zu helfen. Sie musste ziemlich hart auf einen Stein gefallen sein, denn von dem weichen Waldboden eine Platzwunde zu bekommen war ziemlich schwer.
"Steh wieder auf." Rays Stimme klang fest und unerbittlich, aber nicht aggressiv. Es lag auch kein Urteil darin. Jedem passierte solch ein Ungeschick mal. Die Trainingsplätze, die er aufsuchte waren voll von seinen Einschlägen auf dem Boden und die Schrammen an seinen Beinen bewiesen, dass auch der Chuunin immer wieder Kratzer abbekam. Das war doch keine Schande. Eine Schande war in Rays Augen nur das Airika noch immer eine Show abzog. Sie war einfach nicht sie selbst, sondern agierte und handelte so, wie Leute es von ihr erwarteten. Warum nur? Wieso machte sie sich selbst so einen Druck und versuchte irgendwem zu entsprechen? Ray schüttelte den Kopf und wartete, bis sich Airika wieder aufgerichtet hatte. Ihr Gesicht sah in der Tat gar nicht gut aus auch wenn die Verletzung nicht im Ansatz lebensgefährlich war.
"Was machst du da?" Rays Stimme klang gefährlich leise und er hatte seinen Blick gesenkt. Erst nach kurzer Wartezeit hob er seinen Kopf und fixierte die roten Augen des jungen Mädchen mit seinen schwarzen Seelenspiegeln in denen Feuer zu lodern schien. "Was machst du da?" wiederholte er, jetzt schon ein wenig lauter. Dann schüttelte er den Kopf und wand seinen Blick wieder ab. "Nein, wieso machst du das? Das ist die bessere Frage." murmelte er fast schon zu sich selbst. "Hast du so wenig Selbstvertrauen? Wieso dieser Trick? Ist das etwa dein Kampfstil?" Ray hatte den Eindruck, als ob das Mädchen vor ihm versuchte irgendetwas zu kopieren, um eine 'richtige' Kunoichi zu sein. "Ich habe keine Ahnung ob es stimmt," setzte Ray an und begann vor der Kunoichi auf und ab zu laufen. "Aber ich frage mich gerade, ob du überhaupt eine Ahnung hast wer du bist? Oder hast du überhaupt eine Ahnung, dass du jemand bist?" Ray fixierte Airika ehe er mit seinem Monolog weitermachte. "Wem eiferst du nach? Welches Ideal willst du erfüllen? Wieso versuchst du irgendetwas zu sein, was du nicht bist?" Ray hatte in diesem Moment keine Ahnung, dass seine Sätze von dem Mädchen möglicherweise so verstanden werden konnte, als ob er ihr jede Eignung einer Kunoichi absprach. "Du bist eine Shiro-Nin. Punkt aus Ende und du besitzt alle Fähigkeiten, die dafür notwendig sind." stellte Ray fest. "Aber warum nutzt du deine Fähigkeiten nicht? Gute Shinobi sind verschieden. Aber sie sind sie selbst, sie versuche nicht wer anders zu sein, sie glauben an sich und ihre Fähigkeiten. Warum als, warum bist du nicht du selbst? Warum kämpfst du nicht so wie du bist?" Bei den letzten Worten war die Stimme des Chuunin immer lauter geworden und bei den letzten Worten hatte er sich zu der Hanabira umgedreht und wartete nun auf ihre Antwort.
 
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