Mit einem Schulternzucken pflichtete Kana ihrer Kollegin bei. "Nein, ich auch nicht. Am besten sagt man Heulsusen einfach das, was sie hören wollen, dann lassen die das nervige Getue schnell sein. Allerdings war ihr Vater viel schlimmer, auch wenn er keinen Ton von sich gegeben hat. Als Elternteil hätte er mal was machen sollen, so ein großer und starker Mann, also echt, das ist mega peinlich. Aber ich bin erst 13 Jahre alt, was weiß ich denn schon vom Leben." Das Mädchen schnalzte mit der Zunge und kam somit zum Ende der kurzen Tirade, spätestens jetzt konnte Natsu erkennen, dass auch sie nicht nur Freundlichkeit kannte. Natürlich würde Kana so was nie im Beisein von solchen Leuten sagen, aber wenn ein derart unsinniges und unlogisches Verhalten an den Tag gelegt wurde, musste sie einfach mal die Luft ablassen. Ein wenig überrascht war sie nach den weiteren Worten der nachdenklichen Genin, auch sie schien noch andere Seiten an sich zu haben, das klang ja echt erwachsen. Und ein bisschen... gleichgültig? "Hm. Stimmt, schon. Aber würde ich meine Schwester nie wieder sehen, wäre ich auch traurig. Die gibt es schließlich nur einmal. Ob man das jetzt mit Tieren vergleichen kann, weiß ich ehrlich gesagt nicht. War jedenfalls nur ein Beispiel." Ein interessantes Thema, das man vielleicht irgendwann anders ausgiebig diskutieren könnte. Als Schweigen eintrat bemerkte Kana, dass die Müdigkeit bereits Fühler nach ihr ausstreckte, sie musste nicht unbedingt körperlich aktiv sein damit das passierte, ihre Nerven waren die Opfer. Heute war es das erste Mal, dass sie mit so vielen äußeren Reizen auf einmal zu tun hatte und gleichzeitig innerlich unter Druck stand. Auch daran musste sie in Zukunft arbeiten, das hieß mehr unter Menschen gehen und belebte Orte besuchen, damit sie sich daran gewöhnte. Es war nicht bloß ihre Prüfung, sondern ein umfassend lehrreicher Tag, den sie immer in Erinnerung behalten würde. Die Isayama war schon erleichtert, als die alte Natsu wieder Überhand nahm und das mehr oder weniger ernste Thema endlich fallen ließ, auch, wenn es interessant war, das würde sie momentan nur mehr anstrengen. "Nee, ich versuche mich nur in die Lage der Kätzchen zu versetzen, ich würde auch kein mieses zu Hause haben wollen, weißt du." Gespannt wartend hielt Kana inne, als sich das Wesen der Genin wieder zu verändern schien, diese junge Frau hatte wohl echt was drauf. Das bestätigte mal wieder ihre Theorie, dass Wirbelwinde - so nannte Kana liebevoll die Menschen wie Kagami und Natsu - nicht bloß heiße Luft ausstießen. Bei dem plötzlichen 'Oh' horchte die Braunhaarige erwartungsvoll auf und folgte dann mit ihren Augen das ausgewählte Ziel. Oh Mann, selbst die kleinen Papierkatzen waren unglaublich niedlich, wehe, jemand trampelte sie nieder.
Die angehende Genin ließ ihre erfahrene Kollegin erst mal machen, und beobachtete die neue Situation aus einer gewissen Distanz. Sie konnte die Frau im Rollstuhl und den Mann dahinter zunächst kaum einschätzen. Während Kana zwischendurch zu den drei Kätzchen hinüberlief und sie erneut mit Nahrung und Streicheleinheiten versorgte, musterte sie die beiden verstohlen, irgendwie kamen sie ihr bedenklich vor, zumindest hatte sie ein seltsames Bauchgefühl. Als die beiden kurz davor waren die Fragen zu beantworten, trat die Isayama näher, um auch ja nichts zu verpassen. Sie verbeugte sich noch zur Begrüßung, schweigte jedoch und forderte das Paar mit einem leichten Lächeln, das ihre Augen nicht erreichte, zum Sprechen auf. "Drei Stärken.. und Schwächen, hmm..." Kanas Lid zuckte, sie hatte keinen Nerv mehr für Gestammel, lächelte jedoch steinhart weiter. "Erste Stärke... Ich sitze und oder liege den ganzen Tag... Also falls noch ein besonders kuschelbedürftiges Kätzchen da ist... Kann es so lange auf mir liegen wie es möchte. Zweite Stärke..." Die Frau krallte sich nervös in die Armlehne. Wie beiläufig verschränkte das Mädchen die Arme locker vor der Brust. "...Ich kann etwas an meinen Rollstuhl binden, ein Band mit Spielzeug daran... Trotz Einschränkung bewege ich mich viel... Das Kätzchen könnte dem Band den ganzen Tag hinterherjagen... Es wäre ihm nie langweilig." Hm. Ob Natsu wohl mittlerweile auch skeptisch war? Warum fassten sich beide dauernd ins Gesicht? "Die dritte Stärke wäre mein Mann hinter mir, der mich ablösen könnte, wenn ich dann doch keine Zeit hätte, für das hübsche-" Ein lautstarkes Räuspern des Mannes unterbrach seine Frau. "Um mich... Um das liebe Kätzchen zu kümmern..." Kana nickte verstehend und war bereit für die Schwächen, sah dabei jedoch zu dem stillen Mann auf, dem sie auch unbedingt auf den Zahn fühlen wollte. Die Frau rutschte deutlich unsicherer im Stuhl hin und her, das veranlasste die angehende Genin nochmal einen Blick auf sie zu werfen und konnte feststellen, dass die Eingeschränkte auf ihre Zehen trat um sich erneut zu positionieren. Das Mädchen tat ahnungslos und sah wieder zum aufrecht stehenden Mann, der scheinbar nicht halb so nervös war wie seine Frau, sachte legte er eine Hand auf ihre Schulter. "Wir haben keine Schwächen." Meinte er furztrocken. Stille. Hm? Bitte, was? Wirklich? Hatte sie richtig verstanden? War das sein Ernst? Jeder Mensch, jedes Tier, jedes Wesen hatte irgendwelche Schwächen! Okay, das war genug Schauspiel, Kana hatte keine Lust mehr auf den Unfug, die nächste Frage brauchten die gar nicht erst zu beantworten! "Meine Güte, das schlechte Theater reicht jetzt wirklich!" Sie trat schnell einen Schritt vor, legte eine Hand an das Gesicht der Frau und zog an der vermeintlichen Haut, die sich sogleich von dem echten Gesicht löste. Empört und erschrocken sprang sie aus dem Rollstuhl, dabei stieß sie mit dem Kopf gegen das Kinn ihres Mannes, dessen Maske daraufhin verrutschte und die braune Perücke den Weg auf den Boden fand. In Schockstarre wagten sie keinen Mucks. Das war doch tatsächlich das junge Pärchen von vorhin, das die Kätzchen nur haben wollte, um deren Fell abzuziehen! "IHR! Verschwindet sofort, sonst vergesse ich mich! Und kommt ja nicht wieder zurück!" Zur Verdeutlichung krempelte Kana einen Ärmel hoch und hob drohend die Faust. "Wird's bald! Haut ab! Und nehmt den verdammten Stuhl mit!" Mann und Frau stolperten über Stuhl und über jeweils den anderen Körper, als sie endlich die Beine in die Hand nahmen und sich durch die Menge hinter dem Zaun drängten, die sie nochmal ausgiebig ausbuhten. "Natsu! Schicke ihnen irgendwas Böses hinterher!" So ein dreistes Verhalten durfte auf keinen Fall straflos bleiben!
Die Isayama stapfte ohne Weiteres zu den drei Kätzchen, in der Hoffnung wieder die nötige Ruhe zu finden, aber ein schallendes Lachen und besonders lautes Klatschen ertönte hinter dem Tor. "Großartig, großartig! Eine großartige Vorstellung! Bitte, ich habe bereits eine Katze, die sich zu Tode langweilt und ich glaube, dass ich zwei weitere brauche um ihre Spiellaune zu bändigen! Eure Kätzchen können nur die perfekte Wahl sein, bei solch einer Hingabe!" Kana wandte sich erstaunt zur Quelle der Stimme, die eine extravagante Dame in ihren besten Jahren offenbarte. Ihre Erscheinung machte deutlich, wie sehr sie ihre Katze und Katzen allgemein liebte, auf eine mehr oder weniger gesunden Art und Weise, überall trug sie Accessoires, die mit den Fellnasen zu tun hatten. Sie schrie förmlich nach Katzenmama. Hach, dieser Stress. So langsam wusste sie nicht mehr wo ihr der Kopf stand. Kana öffnete ohne Umschweife das Tor und ließ die begeisterte Frau in das Gehege eintreten, die brav auf weitere Anweisung wartete. Das war ein gutes Zeichen. "Nun, ich bin Isayama Kana, und dort drüben steht meine Schwe- ähm, Partnerin Hasekura Chinatsu." Eine tiefe Verbeugung folgte, eine Verlegenheit rückte nach. Kana biss auf ihre Unterlippe und kniff die Augen zusammen, hoffentlich hatte Natsu ihr Missgeschick nicht hören können. Mann, war sie durch den Wind. Tief ein und tief ausatmen und aufrechte Haltung einnehmen. "Wie Sie bereits wissen, besteht unsere Aufgabe darin diese wundervollen Kätzchen zu vermitteln. Gerne dürfen Sie sich den Kätzchen vorsichtig annähern und sich gegenseitig beschnuppern. Sagen Sie uns einfach Bescheid, wenn sie eine Entscheidung getroffen haben." Gerade als das Mädchen auf dem Absatz kehrt machte, um sich mit Natsu zu unterhalten, wurde sie gleich wieder aufgehalten. "Danke, aber ich habe mich schon lange entschieden!" Eine kurze Pause. "Ihr habt den Auftrag von der lieben Tomoko erhalten, nicht wahr? Eine so liebreizende junge Frau... Hach, mit ihr könnte ich mich Tag und Nacht über Katzen unterhalten. Ach, weißt du was, ich werde einfach alle drei zu mir nehmen. Natürlich nur, wenn es euch mit mir recht ist." Meinte sie absolut ehrlich, das konnte man ihr ansehen. Diese Dame schickte doch der Himmel, Kana wäre am liebsten vor Freude in die Luft gesprungen, hätte sich auf dem Boden hin und her gewälzt, oderoderoder. Als sie noch nichts erwiderte, plapperte die Dame munter weiter. "Oh, ich war vorhin schon einmal hier und wusste sofort, was ich möchte. Ich bin direkt nach Hause geflitzt, um bequemere Transportkörbchen zu besorgen, nichts für ungut. Und ich hatte die ganze Zeit Angst, dass ich zu spät sein werde, aber puh, zum Glück ist das nicht der Fall. Mein Sohn ist auch hier, er wird mir beim Tragen helfen." Ein leises, aber herzliches Lachen ertönte. Die Braunhaarige nickte und nickte und nickte und schmunzelte dann. "Ja, Onishi-san ist sehr nett. Sie würde sich ganz bestimmt darüber freuen, wenn eine Freundin den Nachwuchs übernimmt, da bin ich mir sicher." Und ihre Nerven erst. "Sie können ihren Sohn mit den Körbchen gerne hereinbitten." Kana zeigte Natsu triumphierend drei Finger, auch, wenn sie das Gespräch vermutlich mitverfolgte, sie freute sich einfach über dieses angenehme Ende. "Ach, und Sie bekommen sogar noch eine Papierkatze dazu, also nehmen Sie quasi vier Katzen mit!" Ein lauteres, aber weiterhin herzliches Lachen. Die Isayama streichelte die Kätzchen zum letzten Mal.
OOC: Falls die Serie wirklich existiert, ich habe keine Ahnung, sorry. x'D