Reika blickte auf, als das metallische Rascheln des Zaunes die Stille des Waldes durchbrach. Ihre Rechte verschwand hinter ihrem Rücken, ein Kunai halb aus der Tasche ziehend, blieb sie ruhig am Baum gelehnt, während die Schritte immer näher kamen. Ihre Finger strichen sanft über den Stoff des Griffes, bis sie an das kühle Metall der Klinge kamen. Die Waffe mit nur zwei Fingern ausbalancierend blieb sie locker stehen, den Kopf immer noch gesenkt, leicht verträumt die Muster, die ihre Fußspitze im Boden zurückgelassen hatte, betrachtend. Komm raus, komm raus, wo immer du bist... Die Kunoichi konnte ein leichtes Lächeln nicht unterdrücken, während sie den Wald um sich herum aus dem Augenwinkel betrachtete. Die Bewegung von Rechts löste den Augenreflex aus und ihr Blick fokussierte den jungen Shinobi der gerade auf die kleine Lichtung, die durch einen vor Jahren entwurzelten Baum entstanden war, trat. Ein Junge... Mit einer Bewegung verschwan die Waffe wieder in der Tasche, während ihr Arm aber noch für einen
„Fünf Minuten zu früh... High Noon...“ Reikas Kopf hob sich, als die Stimme des Neuankömmlings die Stille des Waldes durchbrach, ihre Augen musterten Kayros kurz ausdruckslos. Sie kannte ihn, hatte ihn irgendwann schon einmal gesehen, doch konnte sie sich nicht erinnern. Sie ließ einen leicht nachdenklichen Ausdruck auf ihren Zügen huschen, während sie das Nicken erwiderte.
„Reika, schön, dass du es geschafft hast.“ Sie lächelte Kayros kurz zu, als schon dumpfe Schritte ihre Worte versterben ließen. Ein weiterer Junge, diesmal einer, den sie noch nie vorher gesehen hatte, trat auf die Lichtung. Die Stille schien drückender zu werden, während Saishiro die beiden Anwesenden fast schon kalt musterte. Dann bin ich wohl mit ihm in einem Team... Reikas Blick wanderte kurz zu Kayros, als die arroganten Worte des Shinobi verklangen. Zwei klare, braune Augen folgten den Bewegungen von Saishiro, ihn versuchend einzuschätzen. Entweder überheblich, oder offensichtlich stärker als wir... wir sind im Nachteil... Sie nickte nur knapp, als sie entschied, dass wohl das Zweitere eher zutraf. Den Ausdruck in ihrem Gesicht betont neutral haltend stieß sie sich von dem Baumstamm ab und schlenderte zu Kayros.
„Fuuton Senbons. Genjutsu, Nebeldiener und Illusion...“ Ihre Lippen waren nur wenige Zentimeter von Kayros Ohr entfernt, sie flüsterte nur leise, ihre Rechte verdeckte vorsichtshalber ihr Mund vor dem Blick ihres Gegners, als sie die weibliche Stimme unterbrach. Kawaii!? Ihr Blick schoss zu der anderen Kunoichi, die gerade ihr Kleid mit einem höhnischen Grinsen glatt strich. Die nächsten Worte trieben eine leichte Röte auf Reikas Wangen, während sie für einen Augenblick die Beherrschung verlor. Nicht provozieren lassen... Sie hatte sich leicht weggedreht, als sie entschied, dass sie das Mädchen nicht mochte. Stärker war eine Sache, Überheblich war eine andere.
„Du kneifst nicht, oder?“ Reika musterte Kayros Gesicht noch immer, während sie seine Gedanken zu ergründen versuchte. Sie war bei einem Kampf auf ihn angewiesen, darauf, dass er zuschlagen würde, sobald sie ihr Jutsu eingesetzt hatte. Ihr Blick schweifte wieder zu den beiden Anderen, sich aber mehr auf das Mädchen konzentrierend. Sie war gut gebaut, fast schon muskulös, was wohl hieß, dass sie sie nicht heranlassen durfte. Zumindest würde es ihr nicht schwer fallen ernsthaft gegen die Beiden zu kämpfen. Der Gedanke entlockte ihr ein leichtes Grinsen, das entgegen der Schärfe des Gedankens doch nicht so höhnisch ausfiel, wie die von Shai. Ihre Hand war wieder hinter ihrem Rücken, das Kunai mit der kleinen Kugel darauf halb gezogen, sie konnte die Bewegung nicht verheimlichen, doch zumindest das, was sich am Ende der Waffe befand. Die Rauchkugel in der Handfläche versteckend, leicht zwischen ihrer Haut und dem Griff eingeklemmt zog sie die Waffe nun vollständig und machte sich innerlich bereit für den Kampf.
„So bald es losgeht, renn weg, nach links hinten...“ Reika sprach leise flüsternd, den Kopf leicht gesenkt, während sie die verschiedensten Taktiken im Kopf durchging. So lange sie zusammen waren, hatten sie keine Chance, vielleicht nicht einmal, wenn sie sich getrennt haben. Ohne eine Warnung sauste das Kunai durch die Luft, sich einen Meter vor Shais Füßen in den Boden bohrend.
„Kassei!“ Reikas Rechte hob sich, das Siegel formend, die kleine baumelnde Kugel in einer Explosion aus grauem, leicht in der Nase beißenden Wolke auflösend. Ein zweiter Kunai sauste ungezielt in den künstlichen Nebel hinein, kleine Wirbel in diesem erzeugend. Schnell hatte sich die Wolke ausgebreitete, als die Hand der Kunoichi sich um Kayros Arm schloss, ihn nach Rechts in den Wald zerrend. Sie versuchte nicht einmal ihre Spuren zu verschleiern, als sie ihren Weg, mit Kayros in Schlepptau, auf den Baumästen suchte.
„Wir müssen sie trennen...“ Die Kunoichi war schlussendlich stehen geblieben, sie sprach leise und konzentriert, während sie die Explosionsmarke an der Unterseite des Astes, auf dem sie standen befestigte. Mit einem Sprung war sie auf dem nächsten Ast, dort ebenfalls eines dieser Marken anbringend, diesmal nicht so versteckt, wie den Ersten.
„Sie werden den Zweiten finden, sobald sie stehen bleiben sprenge ich die Marken. Wir greifen kurz an, danach rennen wir wieder. Einwände?“ ...und locken hoffentlich einen der Beiden so aus der Reserve... Die Kunoichi beendete die Erläuterung der Taktik, während sie sich auf den Erdboden fallen ließ. Fast hoffte sie, dass Kayros irgendeinen Fehler finden würde, etwas, dass ihnen die Möglichkeit geben zu Gewinnen.