Eine Weide. Na wunderbar. Wenn da keine Freude aufkam, wusste Hebi auch nicht weiter. Der war in der Zwischenzeit mal wieder damit beschäftigt, den Kopf zu schütteln, da er das alles hier nicht wirklich verstand. Es entzog sich eben einfach seinem Verständnis, wieso sie die Zeit nicht einhalten konnten, schließlich realisierten sie, wann der Morgen eintrat, womit wenigstens Saizo wüsste, wann sie wo sein sollten. Genauso denkt der Sakkaku, dass das Weißhaar ihm schon gesagt hätte, wenn ein Lager im Wald geplant wäre, also: „Warum genau müssen wir jetzt eigentlich hier pennen? War zuvor nicht die Rede von einem Hotel?“ So oder so, viele Möglichkeiten, Hebi darauf etwas zu antworten, das ihn nicht grantig werden ließ, hatte der Tsuchiniko nicht. Sowohl, dass er nicht wusste, wo genau sie sich gerade befanden und das einfach nicht zugab, als auch dass er sich in seinen Planungen verschätzte, würden den Dunkelhaarigen wohl äußerst übel aufstoßen. Aber so, wie Hebi ihn kannte, würde er nur wieder drum herum reden oder ihn ignorieren, statt vor ihm zu einem Fehler zu stehen. Verübeln konnte man es ihm jedoch nicht. Hebi war ein Ekelpaket aller erster Güte, welches auch noch Jahre später auf irgendwelchen Missgeschicken herumhackte, einfach, weil es ihm Spaß macht, andere zu nerven. Dabei interessierte es auch nicht, ob ihm solche nicht schon selbst passiert sind. Vor zwei Jahren hatte er nämlich selbst eine Mission leiten dürfen, bei der sie im Wald umher geirrt sind und sich notgedrungen einen Unterschlupf in einer Höhle im Wald suchen mussten. Dazu hatten sie auch noch das Vergnügen mit einem Gewitter machen dürfen, wegen welchem sie klatschnass im nächtlichen Lager eintrafen. Doch im Gegensatz zu ihm, machten seine Teammitglieder keine Anstalten, ihm dafür eins Bein zu pissen. Nun, der eine hatte viel zu viel Schiss vor ihm, als dass er es sich tatsächlich gewagt hätte und Ingvi... Dem schien eh alles egal zu sein, solange sie nichts angriff oder sie anderweitig verletzt wurden. Leider Gottes hätte Saizo jedoch kein solches Glück wie der 16jährige damals. Hebi sah zwar davon ab, ihn windelweich zu prügeln, aber das lag einzig und allein daran, dass er im Moment auch viel zu müde dafür war. Je weniger er sich also nach dem Finden der Weide noch bewegen müsste, umso zufriedener wäre er.
Nachdem Saizo dann sein Feuerchen gemacht hatte, setzte sich der Sakkaku wortlos auf den Boden und lauschte den weiteren Worten seines Gegenübers. Ja, wieso wurden sie eigentlich noch nicht angegriffen? Hebi sah das ganz anders, wenn auch eher im Spaß gemeint - ja, er konnte auch witzig sein!: „Du willst mir sagen, dass du die Avancen und den nächtlichen Besuch des Fährmannes nicht als Angriff wertest?“ Der Sakkaku brachte sich etwas besser in Position und öffnete seine große Tasche, um eine Wolldecke aus ihr hervorzuziehen und sie über seinen Beinen auszubreiten. Wenn sie sich schon Lagerfeuergeschichten erzählten, dann richtig! Schade, dass keiner der Beiden Marshmallows dabei hatte, um sie jetzt noch klischeehaft an einem Stock befestigt über das Feuer zu halten. Dennoch konnte er sich mehr oder weniger Abhilfe für seinen Hunger schaffen, hatte er schließlich die brillante Idee, den Proviant vom Schiff mitzunehmen und in seine Tasche zu packen. Dabei handelte es sich wieder nur um die Fertigsandwiches. Bei denen glaubte er nämlich am wenigsten, dass sie ihn umbrachten, da sie noch original verpackt und ungeöffnet in ihren Behältnissen verweilten. Auch das Haltbarkeitsdatum war noch immer nicht abgelaufen, weswegen man einfach mal einen Biss wagen konnte. Während er also aß, schaute er seinem Teamleiter entgegen, welcher in fragte, wieso er von seinen Eltern weggezogen sei. „Stimmt schon – ich stamme aus dem Reichenviertel und bin auch dort aufgewachsen. Allerdings hab' ich nicht gerade die netteste Familie und konnte auch nie meine Ruhe haben, ohne irgendwie von denen geschlagen oder aufgespießt zu werden. Natürlich hab' ich gelernt, damit zu leben – ist ja nicht erst seit 'ner Woche oder so gewesen – aber die Leute dort sind auch so unglaublich langweilig und alle gleich, dass ich hauptsächlich wegen denen keinen Sinn mehr darin sah, dort zu verweilen. Außerdem ist eine Wohnung auf der Plattform der Reichen mehr als nur teuer. Kann man sich mit unserem Rang als Genin beim besten Willen nicht leisten.“ Doch wieso dann gerade in eine Wohngemeinschaft ziehen, wenn man sich auch allein ein kleines Apartment hätte mieten können. Ganz einfach: „Des Geldes wegen wohn' ich jetzt eben mit in der WG.“ Wenn man etwas so Großes wie die Weltherrschaft vor hatte, musste man auch über entsprechende Mittel verfügen, um sie an sich zu reißen. Bloße Macht reichte da meistens nicht aus. „Zumal mir so eine kleine Einraumwohnung mit vielleicht 2m² Platz etwas zuwider ist.“ Mehr Gründe gab es dafür eigentlich nicht. Geld und Platz, reichen ja auch oder? „Ist übrigens schön, dass du immer brav aufräumst und ich keinen Handschlag dafür machen muss.“ Sticheleien mussten einfach sein. Andernfalls dachte Saizo vielleicht noch, Hebi wäre krank oder sowas. Normal war es schließlich nicht, wenn er sowas sein ließ. „Ach, übrigens... Wo sind unsere ganzen Löffel hin? Ich hatte vor'm Einzug erst gefühlt Tausende gekauft...“