Hatten wir nicht gesagt, es soll irgendwas Intelligentes passieren? Warum hatte der Tetsuya nur die Hoffnung gehabt, dass dieser Raum, welcher auf den ersten Blick ja ach so idyllisch wirkte, eben auch genau so ist? Das hätte doch so unglaublich lustig und schön werden können … aber eben nicht. Da stand der Tetsuya also und wartete darauf, dass sich in dem kitschig pink gefärbten Raum irgendetwas tat und das erste was sich tat, war schon nicht unbedingt Daisukes Fall. Das aller erste was er hörte, war der Spinner mit den langen schwarzen Haaren, welcher sich grad über die Kekse her machte. Der Winzling… Damit meinte er doch nicht etwa Daisuke oder? Grade Kibo musste da die Klappe so weit aufreißen. Nicht dass er klein war, aber für Daisuke war der Hinketsu eine mickrige und schleimig eklige Persönlichkeit, deswegen mehr Winzling als er selbst. Im Vergleich zu ihm hielt sich der Tetsuya für einen Riesen, wobei er sich bis heute fragte wie dieser faule, an allem desinteressierte und vor allem dreiste Kerl überhaupt jemals Chuunin geworden ist. So… Wie sollte der Tetsuya auf dieses miese Gerede reagieren? Er erinnerte sich immer wieder an einen anderen jungen Mann, welcher ihn mal als Zwerg betitelt hatte und danach nicht mehr besonders deutlich sprechen konnte… Allerdings war dies eine ganz andere Situation, dieser Kerl war der Feind, frech, taktlos und scheinbar vollkommen gehirnamputiert… Nicht dass nicht fast alles davon in den Augen des Tetsuya auch auf Kibo zutraf, aber ein Feind war dieser leider nie. Als sein Prüfer hatte der Hinketsu, leider Gottes, eine wesentlich höhere Position als Daisuke selbst… auch wenn er grade nur dumm Kekse in sich rein stopfte und eine unmöglich große Klappe hatte. Dennoch spannten sich die Muskeln im Körper des Jungen an und sein Blick war eindeutig argwöhnisch. Ja wie gern hätte er ihm nun das Maul gestopft… Sein Blick fiel im nächsten Moment auf den Rotschopf, welchen der Kerl mit den Worten eben angesprochen hatte. Richtig, der Iwamoto erinnerte ihn immer wieder daran warum er hier war. Er musste hierdurch um Chuunin zu werden, egal wie lächerlich, eklig, unangenehm und anstrengend es war. Nicht nur sich selbst, sondern seinen Freunden, seiner Familie und seinen Feinden musste er damit beweisen, dass er reifer geworden war… Plötzlich begann der Tetsuya zu grinsen. In seinem Kopf ging es zwar noch immer hin und her, aber er hatte sich unter Kontrolle: „Töte ihn! Ne… Erschlag ihn! Ne… Nur so ein Bisschen? Ne! Hm… Beleidige ihn! Nein. Dann lass dir wenigstens was anderes Tolles einfallen!“ … Etwas Tolles? Was war angemessen für diese Situation? Womit konnte der Tetsuya trumpfen, wo Kibo keine Chance hatte? Wie wäre es mit… „Wen nennst du denn hier winzig Kibo-chan? Mir sagen die Damen immer, es käme nicht auf die Größe an, sondern darauf was man mit der Größe anstellen kann… Er kann dir ja mal bei Gelegenheit etwas über die holde Weiblichkeit beibringen…“ Fast hätte er noch etwas mehr gesagt, doch er wollte Kibo ja nicht direkt angreifen. Eigentlich war er sich ziemlich sicher, dass ein Freak wie der Hinketsu keine Ahnung von Damen hatte, aber naja…
Beim Thema hole Weiblichkeit schweifte der Blick wieder hinüber zu dem Arsch der über seine Schulter ragte. Ob sie bald mal aufwachte? Doch weg von ihr ging sein Blick wieder hinüber zu dem Misumi, welcher doch eigentlich irgendwas Intelligentes machen sollte! Nun ja… Es war schon etwas fraglich, ob das was er da von sich gab den Genin wirklich half. Strikt irgendwas einzufordern, war, so glaubte der Tetsuya zumindest, nicht unbedingt die feine englische Art. Beim Thema feiner englischer Art, fiel ihm grade so ein, dass er die drei Prüfer noch nicht einmal begrüßt hatte. Er wartete bis der Misumi ausgesprochen hatte und wollte sich dann zu Wort melden, aber leider kam ihm das Teufelsweib dazwischen. Da sie die beiden Herren und das Dornröschen so freundlich willkommen hieß, ließ auch der Tetsuya es sich nicht nehmen, erst einmal der Runde einen guten Tag zu wünschen. Im Gegensatz zu den anderen beiden Genin, bei denen wusste er es einfach nicht, wusste er alle Namen der drei anwesenden Prüfer und hatte von allen dreien ein festes Bild im Kopf. „Konichi wa Junko-san, Yuto-kun und natürlich auch Kibo-chan.“ Sogar in der richtigen Rangordnung gegrüßt, naja Ladys first und so… Der Tetsuya wollte grade auf die Worte der weißhaarigen Kunoichi reagieren, da regte sich etwas auf seiner Schulter. Er verspürte ein leichtes Klopfen auf seiner Schulter und riss entsetzt die Augen auf. Mit so vielen Dingen hatte er gerechnet, aber nicht damit, dass die Prinzessin nun wach wurde! Der Schreck war ihm eine Sekunde ins Gesicht geschrieben, ehe er sich umdrehte und das Mädchen nach ihren leisen etwas schwächlichen Worten auf die Füße herab ließ. Nachdem er sie herab gelassen hatte, musste er automatisch einen kurzen Moment zu Kimihiro hinüber blicken. Ob der Prinz nun seinen Kuss bekam? Beinahe musste er lachen bei dem Gedanken… Noch immer verstand er die Intention des Misumi nicht so wirklich, in diesem Examen hätte nicht einmal der eigentlich so treue und loyale Tetsuya eine andere Person mit sich durch geschliffen. Na gut, er durfte auch nicht außer Auge lassen, dass er da schon mehr Erfahrungen gesammelt hatte als der Riese. Dann musterte er das Mädchen und als er in ihre weißen Augen schaute, fand er seinen Groll gegen sie wieder. Hinterlistig hatte sie ihn angegriffen, das würde er nicht so schnell vergessen… Genauso wie er nicht vergessen würde wie Kimihiro ihn genannt hatte… Doch jetzt war weder der richtige Zeitpunkt, noch der richtige Ort um über solche Dinge zu sprechen. Was hatte er zu ihrem Erwachen zu sagen? Eine übertrieben freundliche Begrüßung war im Zusammenhang damit, dass er sie persönlich ausgeknockt hatte, irgendwie doch sehr fehl am Platz oder? Einen Moment lang musterte er die Kunoichi sehr nachdenklich, bevor er dann sagte: „Wir befinden uns grade im letzten Raum des Examens, nur damit du dir deiner Lage bewusst bist.“ War er nun ein Spielverderber? Hm, naja, selbst wenn, mehr hatte er grade nicht zu sagen. Er musste sich doch noch etwas verlegen daran erinnern, wie genau er das Mädchen ausgeknockt hatte… Ob sie das noch wusste?! Hoffentlich nicht… Wer weiß wie der Prinz reagieren würde, wenn er wüsste, dass der Hofnarr die Prinzessin flachgelegt hatte … Ja irgendwie kam er sich hier wie der Hofnarr vor, zumindest wenn man dagegen die Beziehung der beiden Konohashinobi hielt…
In dem Moment fiel ihm wieder ein was die andere Konoha Kunoichi, welche nach Keksen verlangte, als letztes gesagt hatte. Sie sagte, die beiden Shinobi sollten beweisen, dass sie genug gelitten hatten… Daisuke stemmte die Hände in die Hüfte und schaute Junko an. Er hatte keine Schmerzen, er hatte keinerlei schlechtes Gewissen und der Tetsuya hatte immer auf sein Gefühl und sein Innerstes vertraut. Wann hatte er gelitten? Zwar gab es einige Momente, welche nicht schön verlaufen waren, doch hatte er wirklich Leid davon getragen? Es gab wirklich niemanden auf diesem Examen, der ihm genug bedeutet hatte um dem nachzutrauern. Alles war gelaufen wie er es gewollt hatte, er war hier durch gekommen und war außer mit nassen Klamotten doch recht gut davon gekommen. Oft war er genervt, gereizt, wütend, kurz vorm Platzen gewesen, doch nie war er explodiert. Ja er hatte nicht einmal seine verheerendste Technik anwenden müssen und … hatte er Chakra verbraucht? Langsam rückte er sich die Worte in seinem Kopf zurecht. Sollte er wirklich das sagen was er empfand? Schaufelte er sich damit das eigene Grab? Aber wenn er nun von seiner Ehrlichkeit abkam, belog er sich selbst und damit war er kein Stück besser als alle anderen die beschissen hatten… „Mir geht’s gut.“, begann er recht locker und lächelte dabei sogar etwas. „Ich habe ernsthaft darüber nachgedacht und wenn du fragst ob wir gelitten haben, dann kann ich sicher sagen, gesehen zu haben, dass Kimihiro gelitten hat. Von mir selbst kann ich mich allerdings nicht erinnern jemals wirklich gelitten zu haben. Am Anfang hatte ich viel Glück mit zwei Verbündeten und konnte sogar sofort zwei andere Shinobi ausknocken, obwohl ich einen der beiden kannte, wofür mich einige vielleicht sogar als bösartig bezeichnen und meine Loyalität in Frage stellen würden… Selbst als ich betrogen wurde, war ich nicht verzweifelt, sondern einfach nur wütend und kann im Nachhinein sagen, dass das Weib ihre gerechte Strafe dafür bekommen hat. Den ganzen Weg über kam ich schnell und gut voran, hatte Glück mit Wettbewerben wie um die Wette fressen, wobei ich immer noch etwas traurig bin, dass mir der Sieg vergönnt war, da sich unsere Gegner einfach verpisst haben… Der Raum mit Junko-san war einer der wenigen Punkte, an denen ich sagen würde, dass ging nicht nach meiner Nase, aber auch da habe ich nicht eine Sekunde wirklich an meinen Siegeschancen gezweifelt. Auch der Raum in dem ich auf das Mädchen hier traf, war zwar nicht besonders toll, aber ich kam durch… Ebenso hat mich an dieser Stelle mein Siegeswille begleitet, ich habe nie daran gedacht aufzugeben. Selbst als ich hinterlistig angegriffen wurde, oder durch Wasser warten musste, vorbei an Leuten die wegen mir zur Strafe hängen mussten. Ich hatte nicht einmal ein schlechtes Gewissen deswegen, denn sie waren an ihrer Lage selbst Schuld. Der letzte Raum vor diesem hier, hat mich ziemlich eingeschüchtert muss ich gestehen und auch wenn ich da mehr Glück hatte einen raffinierten Partner dabei zu haben, bin ich da durch gekommen. Ich habe weder Schmerzen, noch ein schlechtes Gewissen, noch fühle ich mich wirklich ausgepowert. Nun… stehe ich in diesem Raum und bin sogar etwas gespannt darauf was die letzte „Prüfung“ ist, denn ich kann und will noch weiter machen, selbst wenn es in diesem Raum nur einen Prüfer gibt, dem ich über den Weg traue. Ich bin stolz auf mich, wollte mich beweisen und hier durch und dass ich in diesem Raum stehe ist für mich doch Beweis genug dafür, dass ich besser bin als beim letzten Mal. Auch wenn ich ebenso gut weiß, dass da nicht nur meine Intuition, sondern auch eine gehörige Portion Glück mitgespielt hat...“ Plötzlich stockte er und blickte in die Runde. Er war besser und er konnte auch noch besser werden. Aufgeben kam nicht in Frage, egal was ihn erwartete. Nun war er voller Mut und Kraft, so dumm das auch klingen mag und er würde sich nicht so einfach klein kriegen lassen. So oft hatte er sich gefragt, was er tun würde, wenn er am Boden liegen würde und nicht mehr könnte. Doch tatsächlich war bis jetzt der schwerste Treffer für ihn das Druckgeschoss von der weißäugigen Dame hier neben ihm, welches nicht einmal wirklich wehgetan hatte. Wenn das alles war, wie konnte er dann noch versagen? Sein Grinsen wurde breiter und er sagte stolz: „Selbst wenn ihr nun sagt, dass ich durchgefallen bin, komme ich nächstes Mal wieder und wische mit den anderen den Boden auf. Ich lass mich nicht klein kriegen!“ Nun war aber auch gut, er hatte genug geredet oder? So viel hatte er gar nicht geplant zu sprechen, aber es war einfach alles so gekommen… Leicht verbeugte sich der Tetsuya vor den drei Prüfern und sagte dann: „Verzeiht das lange Gelaber, aber ich hoffe das beantwortet die Frage einfach ganz eindeutig.“ Und nun? Kam da noch etwas? Daisuke jedenfalls war gespannt wie nie zuvor.