Hyuuga Mari
Chuunin
Job: Sombreros Kinder
'Und ab heute erwartet uns endlich der lang ersehnte Sommer!' Wirklich? Erneut hatte ein Wetterumschwung stattgefunden, kein Regen, kein Wind, kein Gewitter mehr. An diese Stelle trat eine Hitzewelle, welche die Temperaturen innerhalb weniger Tage hatte in die Höhe schießen lassen und die Schweißporen eines jeden Bewohners Jôseis auf Hochtouren laufen lies. Ja, wir sprachen hier nicht von den schönen 25°C, in denen man ein leckeres Eis aß, vielleicht mit den Freunden auch noch Sport betrieb, um das angenehme Wetter zu genießen. Darüber waren die Temperaturanzeigen schon lange hinweg, weshalb die Leute sich höchstens auf die Straßen begaben, um ihren täglichen Geschäften, die eben gemacht werden mussten, nachzugehen oder auf die Probe zu stellen, wie lange sie es in der puren Sonne aushalten konnten – Vollidioten, die sich solchen Tests aussetzten. Woran erinnerte uns das nur? Natürlich, das Wetter besaß eine starke Ähnlichkeit mit jenem, welchem sich Mari während ihrer ersten Mission hatte aussetzen müssen. Und das war nicht die einzige Sache, die ein Déjà-vu hätte auslösen können. „Du musst schneller reagieren.“ Die Hand Shirous schoss nach vorne, die Braunhaarige vollführte einen ausweichenden Schritt zur Seite, musste sich bücken, um gleich dem nächsten Angriff auszuweichen. Sie zielte mit einem Tritt auf die Beine ihres Vaters, doch verschwand noch, bevor sie diese erreicht hatte von der Stelle, tauchte hinter ihm auf und holte mit einer durch Chakra gestärkten Hand endlich selbst zum Angriff aus – nur dumm, dass der ältere Hyuuga seiner Tochter immer noch Meilen voraus war. Er nahm sie früh genug wahr, duckte sich, packte die ins Leere gegangene Hand und warf die 15-Jährige unsanft über die Schulter, wodurch sie schlussendlich auf dem Boden lag und direkt vor ihren Augen die Fingerspitzen Shirous sah – der sie, wenn er gewollt hätte, nun mit einem einzigen Jyuuken hätte besiegen können. Stattdessen lies er von Mari ab, sah hinauf zum Himmelszelt und entschied sich recht schnell, den Garten zu verlassen, um ohne sich noch einmal umzuwenden in Richtung Anwesen zu gehen. „Du hast noch einen Auftrag zu erledigen. Wir machen ein andermal weiter.“ Auch das. Hätte die Ge'nin ein wenig darüber nachgedacht, wäre ihr aufgefallen, was für eine Ähnlichkeit die bisherigen Geschehnisse des Tages mit jenem hatten, als sie – frisch von der Akademie – zu ihrer ersten Mission hatte aufbrechen wollen. Aber nein, wir befanden uns bereits ein Jahr weiter, viel war geschehen, seit Mari ihr Abzeichen das erste Mal angelegt hatte. Heute würde sie nicht auf Itoe und Kumiko treffen und zusammen mit diesen, die ersten Schritte in die Ninjalaufbahn antreten, ein kleiner Job stand an, mit keiner weiblichen, sondern einer männlichen Person, die sie bereits sehr gut kannte. Die Braunhaarige blieb auf dem Boden liegen, legte den Arm über die weißen Seelenspiegel und erlaubte sich, unter dieser Hitze das erste Mal tief ein- und auszuatmen, das Training bei diesem Wetter war wirklich alles andere als ein Kinderspiel. Ob Hei noch weiter über das Gespräch mit Aiko nachgedacht hatte? Nur gut, dass Shirou nichts von diesen Dingen erfahren hatte, würde Hei weiter bei diesem Thema nachfragen, müsste Mari ihn wohl oder übel erneut abblitzen lassen. Nun, der junge Mann war jedoch sicherlich selbst schlau genug, um verstanden zu haben, dass dies Angelegenheiten waren, die nichts mit ihm zu tun hatten, daher ging die Kunoichi davon aus, dass er die Informationen zwar aufgenommen hatte, aber nicht weiter nachhaken würde.
Irgendwann gegen frühen Vormittag hatte die Hyuuga endlich das Anwesen verlassen, kurze Klamotten wie üblich tragend, die Haare in ihrem einfachen Zopf gebunden. Und nein, sie war innerhalb des letzten Jahres klüger geworden, denn sie würde sich zumindest heute nicht mit einem vollgepackten Rucksack auf dem Rücken blamieren, während der Job doch innerhalb Jôseis stattfinden sollte. Das Waisenhaus 'Kunterbunt' wollte also renovieren und brauchte ein paar Shinobi, die sich in der Zwischenzeit um die kleinen Bälger kümmern würden. Hörte sich doch spaßig an. Mit Waisenhäusern hatte Mari doch bisher auch nur blendende Erfahrungen gemacht – nicht. Eigentlich beschäftigte sie bis heute noch, was sie damals mit dem erfolgreichen Abschluss ihres Auftrages in Bewegung gesetzt hatte, allgemein, wie sie sich einfach abgeschottet hatte und bei einigen Dingen nur.. untätig zugesehen hatte. Egal, das Mädchen schüttelte den Kopf. Sie würde den Auftrag heute hinter sich bringen, der Rest lag in der Vergangenheit und nahm keinen Einfluss mehr auf die Gegenwart – dachte sie zumindest. Sie verstaute die Hände in den Hosentaschen, während ihre Schritte sie durch Jôsei führten, das Gesicht von keinem Lächeln, aber auch sonst keiner Gefühlsregung geziert. Sie wusste, dass sie auf ihrem Weg zu dem Waisenhaus im Seiryuu-Bezirk an der Wohnung des Tatsumaki vorbeikam, daher hatte sie sich dazu entschieden, ihn abzuholen. Ja, tatsächlich, ein Mädchen wie Mari begab sich freiwillig in diese Wohngegend, vielleicht auch, da sie so sichergehen konnte, dass der Suna-Nin sich nicht wieder verlief. Zwar war er bei den letzten Treffen stets pünktlich – eigentlich sogar überpünktlich – gewesen, aber man konnte ja auf Nummer sichergehen. Zum Schluss stand sie vor dem Gebäude, in welchem auch die Wohnung des Wüstenjungen stecken musste, stemmte eine Hand in die Hüfte und musterte es. Sie war zu früh, ein ganzes Stück sogar, denn sie hatte sichergehen wollen, Hei auch nicht zu verpassen, jetzt allerdings fand sie sich vor dem nächsten Problem wieder: wo genau da drin wohnte ihr Kollege eigentlich? Namensschilder hingen leider nicht am Eingang, somit fiel die Option, dadurch eine Antwort zu finden, schon einmal flach. War das, was Mari stattdessen machen wollte, eigentlich strafbar? Ach, das würde sowieso niemand bemerken! Argwöhnisch sah sie zu allen Seiten der Straße, doch sie war gerade das einzige menschliche Lebewesen hier und diese beiden Katzen, die in einiger Entfernung neben den Mülltonnen schliefen, würden sie sicherlich nicht verpfeifen. Gut, dann mal los. Die unästhetischen Adern traten um die weißen Augen hervor, dann sah die Hyuuga auf das Gebäude, durch Wände hindurch, als seien sie Fenster. Zuerst landete sie in einer Wohnung mit einer alten Frau mit mindestens zehn Katzen – falsch. Danach war dort ein Mann, der ihr sehr bekannt vorkam. Klar, diese Wampe, die unter dem viel zu engen Shirt hervorschoss, konnte sie nicht vergessen. Auch nicht der Richtige. In der nächsten Wohnung bemerkte die Kunoichi nur einen Knoten aus mehreren Armen und Beinen, der sich auf dem großen Holzbett rekelte – nein, darunter befand sich Hei bestimmt auch nicht. Das musste und wollte sie gar nicht weiter untersuchen. Weiter flogen die Augen, sahen im nächsten Zimmer einen Mann im mittleren Alter, der noch immer trotz des Vormittages schlief, allerdings auf keinem Bett, sondern auf seinem Sofa, einen Haufen leere Bierdosen auf dem Tisch vor sich habend. Nein, auch kein Tatsumaki. Bisher bestätigten all diese Eindrücke jedoch nur zu gut, was Mari von diesem Viertel hielt. Sie zog schon in Erwägung, sich vielleicht doch mit dem Gebäude geirrt zu haben, doch da erspähte ihr Byakugan doch tatsächlich das Objekt der Begierde – übertragener Sinn, bitte. Der Suna-Nin war wach, ein Pluspunkt. Allerdings war er noch nicht wirklich fertig, er stolzierte sogar noch halb nackt durch die Wohnung und seine Haare hatten auch schon besser ausgesehen. Aha, heute also kein früher Vogel, was? Die Adern verschwanden und zielsicher betrat die Braunhaarige das Haus, ging einige Treppen hinauf, bis sie sich im zweiten Stock wiederfand. Danach steuerte sie die Tür an, hinter der sie Hei gesehen hatte, überlegte kurz, was sie sagen sollte, klopfte dann an. „Ohayo. Ich bin's.“ Er würde doch die Stimme Maris erkennen können, oder? Zuerst hatte sie sagen wollen 'Zieh dir ruhig noch etwas über', aber dann wäre der Trick mit dem Byakugan etwas zu schnell aufgeflogen und das wollten wir ja nicht.