Kinderlein von nah und fern, hübsche Mädchen, junge Herrn, kamen in den Raum stolziert, hochbenast und stets boniert. Dies zumindest glaubte man, sah man sich die Gäste an, die da kamen zu dem Ball, auf dem laut Musik erschall.
Hinter all dem Trug und Schein gab’s jedoch ein Plötchen klein, da ganz fiese Typen dort, raubten so als wär’s ein Sport. Sonst wär dies uns zwar egal, gab’s doch Diebe überall, doch beklauten sie nen Kage, drum muss Blut her, keine Frage!
Hier kam nun die Krux am Fest, welche nervte wie die Pest - war es doch kein einfach Feier, sondern ne besondre Leier. Masken nämlich, hübsch wie bunt, manche zart, die andern Schund, trug ein jeder unsrer Gäste, so als wäre es das Beste. Und in dieser lust’gen Schar, steckten die mit Gier im Haar, und es lag an unsrem Helden, Unheil schnell und leis zu gelten.
Apropos, wer ist der Mann, mag der denken, der schaut an die Gestalt, groß und in schwarz, mit der Maske wie aus Quarz: Eleganter Vogelmund, breiter Hut, nicht ganz kreisrund, und ne Robe bis zum Boden, dass man ohne Neid muss loben, wie sich die Gestalt bewegt, und nicht plump zu Grunde geht.
Dieses Wesen ist es jetzt, das ganz frei mit andern schwätzt, hier ein Nicken, da ein Gruß, dass man sich nur wundern muss, welcher kühne Kerl in echt hinter jener Maske steckt. Nur das eine weiß man klar, dass er nicht ohn’ Aufgab’ war, und dass Ruh nicht zu ihm kam, bis nicht stolz und ohne Scham er errang die Rollen schmal, welche heut in diesem Saal feilgeboten wurden, denn dies war doch sein einzig Sinn: Zu Bestrafen alle Fiesen, die da glaubten zu vermiesen aller Glück ging ohne Strafe, ganz als wär’n sie Meister Hase. Lasst die gewarnt sein, klar und laut, dass dem, der munter Böses baut, „Ich weiß von nichts“ heut nicht viel hilft, egal wie oft er dies auch gilft. Wenn schwarze Hand mit viel Genuss Gerechtigkeit dort wo es muss, zu ihrem angestammten Platz durch das verhilft was mancher Spatz Zerstörung, kurz, das Böse nennt – ist dies doch klar das Element, der Leute, die man „Ninja“ heißt – dann, ja, das Licht des Guten gleißt, weit heller als die Lichter dort, die in dem Ballsaal flackern fort, ohn’ jemals auch nur ansatzweisen die wahren Schatten zu zerreißen.
Es bleibt die Frag’, wer ist der Hecht, der kühn, gewitzt des Dunkels Knecht verborgen hinter Vogelmask’ verfolgt bis er die Schergen fasst. Sein Nam’ geheim, sein Dorf dasselb’, welch Farb’ er trägt – schwarz, weiß, rot, gelb – in seinem Herz, das weiß kein Gast, nur er, der hier ganz ohne Hast flaniert durch Menschenmengen laut und ganz auf Ohrenstärke baut, Gespräch belauscht und Chance abwart, die wahre Kraft bis dann gespart. Das Blut zwar schnell durch Adern fließt, nach außen doch der Ruhige ist, da dies ganz wie zuvor gesagt die Pflicht, die jeden Krieger plagt, erfordert bis zum großen Knall der sprengt den schönen Maskenball.
So wartet still der Schattenmann am langen Tisch, wo’r essen kann, darauf dass endlich sich was tut, und Ruhe einkehrt in sein Blut. Bis dahin schnurpst und spachtelt er, was aufgetischt der feine Herr, der sich der Gäste Geber schimpft, das Wort dabei doch Lüge glimpft, denn immerhin war dies Fest ganz ein einzig großer Mummenschanz. Wer dies jedoch bereits schon wusste, dies war, wie selbst der Held say’n musste, kein klein Geheimnis, was die Sache nicht gerade leichter machte. Zumindest war das Essen gut, und machte dies allein nicht Mut, dass jenes schrägen Abends Ende hervorbrächte zum Guten Wende? Ein Bild der Hoffnung, schön zum schau’n, war dies zwar, doch ihm auch trau’n, das mocht der Held in schwarz nicht echt, doch nur die Zukunft wusst es recht.
So blieb ihm letztlich wenig Wahl, als in des Essens warmen Strahl der Hoffnung seinen Wunsch zu legen, dass es zum Schluss den Schatz würd’ geben, um bis dahin ganz ungeniert, so dass es manchen wohl brüskiert, ein Häppchen nach dem anderen rasch zu verschlingen bis es denn endlich des Festes Anfang war und der Gastgeber sich der Schar der Lämmer hinter Masken ganz in hohler Pracht und falschem Glanz auf Silber zeigte wie die Happen, die unser Schwarzer ohne Lappen immer schneller runterschlang, dass’s ihm schon fast zum Hals raushang.
Bevor sein Körper jedoch platzte, dass dessen Rest ein Diener kratzte von den hellen Marmorwänden, die vorzüglich konnten blenden wer nicht stets war auf der Acht vor der Gauner dunkler Macht, schritt der Schwarze durch die Gruppe mit der Strebsamkeit der Schnuppe, die weiß leuchtend in der Nacht den Himmel zur Rennstrecken macht. Gewieft schob er sich rasch vorbei an Frauen, Männern, einerlei, und setzte fort das seichte Sprechen, um seine kühle Ruh zu brechen und damit leicht und sehr begabt (dies sei ganz ohne Scham gesagt) die Aufmerksamkeit mancher Leut’ auf sich zu ziehen – welch’ eine Freud! Er unterhielt mit sein’ Geschichten, denn Vieles wusst er zu berichten, doch ging ihm währenddessen nicht auch nur die winzigste Geschicht zu seiner Wahrheit über Lippen, die lediglich an Wasser nippten.
So floss die Zeit gar schnell dahin, auch wenn er ausblieb, der Gewinn durch all die etlichen Geplänkel, die langsam gingen auf den Senkel. Vielleicht begann die Party bald, dass wieder echte Vorsicht galt, wenn Wölfe unter Schafen liefen ohne dabei bös zu miefen. In diesen Augenblicken dann, wenn Blut beheizt durch Adern rann, die Spannung sich fast greifbar legte in die Luft und stumm bewegte, wenn jeder nicht dem andern traute, und sich böse Stimmung braute wie ein Sturm der unsichtbar hundert Mal so grausam war wie die echten hellen Blitze, die ohne List und ohne Witze völlig offen Glück zerstörten, aber nicht wie die empörten, welche mit gesüßtem Wort im ganzen Lande hier und dort, des Guten reines Licht befleckten und sich in dunkler Nacht versteckten, bis dass ihrer Lügen Kraft es doch letztlich leider schafft die Harmonie gar braver Leute zu vernichten und mit Beute jeder Art, sei’s Brot, Geld, Blut, nur die Samen Hass und Wut dort lassend in die Schatten schwanden, bis dann wieder neue Banden sich dem Recht entgegenstellten und erneut die Guten fällten.
Diese bunte Nacht jedoch, die vor Frieden strotzte noch, unter deren Glanzfassade sich jedoch wie eine Made Schurke hinter Schurke reihte, bis zu aller Augen Weite, wartete und plante er, unser Held, der furchtlos sehr darauf hoffte, dass nun bald, lautes Grußwort hier erschallt und der dunkle Tanz begann, den er zweifellos gewann ...