Rein theoretisch war es damit entschlossen, dass Sharokku anbot die Stimmzettel nochmals zu zählen, während Minashi die Kandidaten besuchen sollte. Der Detektiv hatte die undankbarste Aufgabe ergattert, aber durch seine Ausbildung müsste er eigentlich in der Lage sein Hinweise zu entdecken, die Tsubasa oder Minashi selbst aus Unachtsamkeit einfach zerstört hätten. Tsubasa hatte sich auch schon abgeseilt, scheinbar wollte er im Dorf herum fragen, keine schlechte Idee und so hatte jeder etwas zu tun. Der Poukaze folgte der Sekretärin aus dem Raum und ließ sich von ihr einen kleinen Zettel geben, auf dem die Adressen der drei Kandidaten standen, obwohl Minashi nicht glaubte Maitaka-dono daheim anzutreffen, wenn diese als vermisst gemeldet wurde. Natürlich standen auf dem Zettel Straßennamen und Hausnummern, von denen Minashi keinerlei Ahnung hatte, wie auch, er war das erste Mal im Reich des Flusses und Tanigakure, doch er war Shinobi, er würde schon einen Weg finden. Gut, der Weg, den er nach nur drei Minuten gefunden hatte, erwies sich auch als der logischste und einfachste, im Erdgeschoss hing seitlich an der Treppe ein Stadtplan, durchaus praktisch, denn wie der Genin erfuhr, wurde dieses Gebäude auch als Touristen Information benutzt. Nun, die Lage so nahe am Hafen bot sich dafür auch an. Er hatte sich bei der Sekretärin auch noch um ein Klemmbrett und einen Kugelschreiber gekümmert, denn er würde sich nicht alles merken können und so einen Stift konnte man immer mal gebrauchen, wie man schon an ihrer hinreise sehen konnte. Die junge Dame hatte auch gemeint, dass er den Stift behalten durfte, denn sie würde einmal die Wochen einen Karton mit fünfzig Stiften bekommen und wüsste gar nicht, wohin damit. Schlecht geplantes Budget. Nachdem er sich schnell die Straßen und Kreuzungen notiert hatte, die er nehmen würde und auch aufgeschrieben hatte wo es einfacher wäre über ein Gebäude zu gehen, verließ er das Verwaltungsgebäude.
Wieder begrüßte ihn die Sonne, die wohl mit ihrer ganzen Kraft scheinen wollte. Ein kurzer Blick auf seine Notizen genügten und Minashi ging los, er hatte Zeit, Tsubasa hatte eine Aufgabe, wo ein oder zwei Interviews nicht reichten und Sharokku zählte Wahlzettel für ein ganzes Reich, der Poukaze hatte es wirklich gut erwischt. Fröhlich pfeifend schritt er durch die Straßen und blickte sich ein wenig in der Hauptstadt des Flussreiches um, sie war nicht so groß wie Soragakure, doch auch dieses Dorf war groß und weiträumig. Es konnte Getsurin Konkurrenz machen, nur war es hier ein wenig sauberer. Die erste Adresse war auch gleich die, die am weitesten von der Dorfverwaltung entfernt lag, dann hatte Minashi einen kürzeren Rückweg, zwar ging diese Rechnung logischer Weise auch in die andere Richtung, aber er beließ es bei seinem Plan und marschierte bis zum anderen Ende der Stadt, um endlich Daisake-dono, den Kandidaten, der für Soragakure war, zu treffen.
Der Weg kam Minashi immer länger vor möglicherweise lag es daran, dass die Grundstücke immer breiter wurden und es deshalb länger dauerte von einer Grundstücksgrenze zur nächsten zu gelangen. Dieses Viertel konnte eindeutig als das Reichenviertel des Dorfes beschrieben werden, große, protzige Baute, die zu beiden Seiten der breiten und sauberen Straße thronten. Ihre Gärten erstreckten sich über weite Flächen mit Pools, Tennisplätzen und vielem mehr, das nur Luxus und nicht überlebensnotwendig war. In fast jedem Garten wuselten einige gestalten herum, die Hecke stutzten oder den rasen mähten, Minashi war auf den ersten Blick klar, dass keiner von ihnen der Besitzer irgendeines dieser Häuser war. Wenigstens ließen sich die Hausnummern nicht übersehen, denn jedes Grundstück besaß ein riesiges Portal, über dem eine goldene oder verzierte Zahlenfolge prangte, die darauf hinwies, dass genau dieses Haus jenes mit der richtigen Nummer sei. Laut seinem Zettel hatte er sein Ziel fast erreicht, denn eigentlich müsste es das nächste Haus sein. Gerade als der Poukaze aufblickte, kam das Haus des Kandidaten ins Blickfeld des Genin und ihm stockte der Atem. Es war mindestens dreimal so groß, wie die anderen Häuser hier im Reichenviertel, war Daisake-dono so reich, dass er sogar die anderen reichen Menschen der Stadt einfach so übertrumpfen konnte? Ihre Häuser wirkten gegen seines wie durchschnittliche Einfamilienhäuser und diese würden dagegen wirkten, wie ein Wohnwagen in einer Wohnwagensiedlung. Doch jetzt musste sich Minashi zusammenreißen, er war ausgebildeter Shinobi und in einer Mission hier, da war kein Platz fürs Staunen. Langsam trat er an das gusseiserne Tor, welches mit Gold ummantelt wurde. Keine Klingel oder eine sonstige Vorrichtung war zu sehen. Nicht einmal ein Wächter stand in der Nähe. Doch hinten im Garten konnte Minashi noch die Silhouetten der Gärtner, die hier durch jeden Garten wuselten, ausmachen, also musste es eine Weg hinein geben. Als er seinen Blick über die Mauer und die Hecken schweifen ließ, fiel ihm die kleine Holztür auch sofort auf. Leider befand sich diese aber auf der anderen Seite des Gartens, viel zu weit und es würde ihn nur Zeit kosten. Deswegen besann er sich auf sein Ninjadasein und schwang sich geschickt über das Tor hinüber. Er hatte immerhin eine Aufgabe und Verzögerungen waren keine Option. Der Kies knirschte unter den nackten Füßen Minashis, als er auf dem breiten Weg landete, der zum Gebäude führte, die kleinen abgerundeten Steine fühlten sich warm und belebend an den Füßen an, fast wie eine heiße Steinmassage. Langsam näherte sich der Shinobi dem Gebäude und passierte dabei einige Büsche. Aus ihnen drang ein verdächtiges Rascheln, als plötzlich drei Schatten heraussprangen. Im Reflex sprang Minashi nach hinten und hob ein Kunai in Verteidigungsstellung, was scheinbar keine schlechte Idee gewesen war, denn vor ihm standen drei vermummte Männer, die ebenfalls mit Kunai hantierten. Drei gegen Einen, es sah nicht sehr vorteilhaft für den Poukaze aus, schon sprang der erste auf den Genin zu. Dem Messer in der Hand des anderen nur knapp ausweichend, machte sich Minashi bereit zurück zu schlagen und die Waffe an sich zu nehmen, doch kam er nicht so weit, denn er spürte, wie sich jemand von hinten heranschlich. Leider war es zu spät, sein Arm wurde auf den Rücken gedreht. Danach führten ihn die Männer schweigend zum Haus ab.
Die Luft im Gebäude war kühl, scheinbar gab es hier eine gute Klimaanlage, die auf Dauerbetrieb gestellt war, denn der Genin fröstelte, als man ihn in einen Raum schob. Die menge an Marmor, der verarbeitet worden war überraschte Minashi, besonders wenn er zusätzlich noch die goldenen Reliefs an den Säulen und Wänden sah, die zweifellos mit echtem Gold hergestellt worden waren und nicht nur vergoldet. Solche Verschwendung. Gerade blickte sich Minashi noch um, als eine füllige Gestalt in einem Anzug, der aus den teuersten Materialien gefertigt war, die sich Minashi vorstellen konnte, den Raum betrat. Grinsend betrat er den Salon und sah erst seine Wächter an und dann Minashi. Als der Blick des Mannes auf Minashi fiel veränderte sich sein Gesichtsausdruck, er wurde krebsrot und begann zu zittern. „Ihr Idioten, lasst den Jungen los. Könnt ihr nicht einmal Einbrecher von Gästen unterscheiden? Geht mir aus den Augen!“ Minashi hatte kaum Zeit gehabt um zu blinzeln, doch schon war sein Arm frei, die Männer verschwunden und die Aufmerksamkeit des dicken Mannes lag ganz bei ihm. „Ich hoffe meine Schutztruppe war nicht so grob zu dir, sie haben gemeldet, dass ein Einbrecher auf dem Grundstück sei, aber sie haben sicherlich den falschen erwischt.“ Und plötzlich konnte da wer nett sein, das kam Minashi mehr als nur falsch vor. „Nun ja, eigentlich haben sie den richtigen gefunden, denn rein technisch habe ich mich ohne Erlaubnis über das Tor geschwungen.“ „Ach, das macht doch nichts, es freut mich zu sehen, dass Soragakure so schnell Shinobi hierher gesendet hat. Möchtest du etwas trinken, bevor wir anfangen über die Probleme hier zu sprechen?“ Eigentlich hatte Minashi auf diese Frage hin den Kopf geschüttelt, er hatte einfach keine Zeit sich fest zu quatschen, doch scheinbar hatte der Hausherr andere Gedanken, denn er rief ein Dienstmädchen und bestellte zwei Getränke. Sei es drum, dann musste er eben ein Glas Wasser trinken, das würde ihn ja nicht soviel Zeit kosten. „Während wir auf die Getränke arten können wir ja anfangen, Daisake-dono. Wir wurden ja hergerufen, um die Probleme zu lösen, die sich durch die Wahl entstanden sind.“ Keitaro lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und führte die Finger an die Lippen.„Ja es ist schon schlimm, wie die Anhänger der Verlierer behaupten bei der Wahl wäre es nicht mit rechten Dingen zugegangen. Das Volk weiß, was richtig ist und das ist eben genau das, wofür ich stehe. Wie soll das Reich des Flusses denn überleben, wenn es kein Geld investiert, um später ein Teil der Sorafraktion zu werden. Da stimmst du mir doch sicherlich zu.“ Genau jetzt kam das Dienstmädchen hinein, daher konnte Minashi einer Antwort ausweichen. Dankend nahm er das Glas Wasser entgegen und lächelte das Mädchen an, sie schien etwa siebzehn zu sein. Nachdem sie ihrem Chef ebenfalls ein Glas hingestellt hatte, wollte sie den Raum verlassen, doch blieb sie an der Teppichkante hängen und geriet ins Stolpern, keine große Sache, Minashi bemerkte es ja kaum, dennoch wurde Keitaro laut. „Dummes Stück, kannst du nicht aufpassen? Geh mir aus den Augen, du hast die Perfektion meines Heims beschmutzt, geh in dein Zimmer und bleibe da, bis ich dich wieder rufe.“ Und schon wieder wuchs die Sympathie, die Minashi dem scheinbar gewählten Mann entgegenbrachte … nicht. Dennoch bemühte er sich ruhig zu bleiben, er war nicht hier, um sich ein Urteil darüber zu bilden, wie er mit seinen Bediensteten umsprang. „Aber die Aufständischen sind zahlenmäßig fast ebenbürtig mit der militärischen Macht des Landes, daher können es ja nicht nur Menschen sein, die Sie nicht gewählt haben.“ „Natürlich nicht, die verführen meine Anhänger zu falschen taten und zerstören die letzte Chance des Reiches, meine Vision.“ 'Wir haben hier überhaupt kein großes Ego.' Er hatte eigentlich genug gehört, nun brauchte er nur eine Antwort zu der Frage des Wahlbetrugs, zwar hatte er schon gehört, dass Daisake-dono keinen betrug vermutete, doch musste Minashi ihn direkt darauf ansprechen. „Was sagen Sie eigentlich zu den Gerüchten“ Er wählte das Wort mit Absicht. „über einen Wahlbetrug?“ Er hatte das Wort kaum ausgesprochen, als Daisake schon nach den Wächtern rief und Minashi wieder die vier Männer sah.
Das Nächste, was der Genin sah, war die Straße vor dem Gebäude,als er darauf landete, natürlich mit dem Gesicht zuerst. Er war gerade auf sehr klischeehafte weise aus dem Haus heraus komplementiert worden. Langsam richtete er sich wieder auf, klopfte den Staub von seiner Hose und blickte auf seinen Zettel, er hatte sich schon einiges während des Gespräches notiert, doch nun fügte er den Rest dazu. Danach richtete er seinen Blick auf die nächste Adresse. Sie gehörte dem Kandidaten Tokimura Yoshii, also war sein Haus das nächste Ziel.