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Die Soragakure-Grundschule

Kosanu Toriko

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Ein weiterer wunderschöner Morgen in den Wolken Soragakures brach an – es war dunkel. Nein, ernsthaft, es war wirklich düster, kurz vor acht Uhr morgens lagen noch immer dichte Schichten kondensierten Wassers um die Hauptstadt der generell etwas verrückteren der beiden Allianzen. In diesem dichten Nebel – für die Bewohner der Stadt musste es so wirken, auch wenn es für die Menschen auf der Erde mit Sicherheit Wolken waren – marschierte eine junge Kunoichi durch die Straßen. Der machte das kaum etwas aus, von Zuhause war sie das Wasser nämlich noch deutlich fühlbarer gewohnt und der Mangel an Licht schlug ihr auch nicht mehr aufs Gemüt als der Rest dieser Unternehmung. Toriko hatte sich ja schon als viel gesehen, aber der Bildungssektor war ihr eigentlich nie in den Sinn gekommen. Das sollte sich heute ändern, denn ihre neue Aufgabe führte sie in die Grundschule Soragakures. Dort war sie zwar keine direkte Lehrperson, aber dort gab es irgendeinen Berufstag wo sich alle möglichen Leute vorstellten und etwas über ihre Arbeit erzählten. Sie war als Vertreterin der Shinobi zusammen mit einem Kollegen geschickt worden um den Kindern wohl ein möglichst positives Bild zu vermitteln.
Natürlich brauchte das Dorf Rekruten und irgendwie war ihr bei dem Gedanken nicht ganz wohl, dass sie mehr oder weniger die zukünftigen Soranins dazu motivieren sollte genau diesen Pfad einzuschlagen. Doch immerhin war es so, dass Toriko den Ninja-Stand als eine globale Notwendigkeit betrachtete weswegen sie sogar dem verhassten Soragakure zugestand sich einen entsprechenden Schutz aufzubauen. Selbstständigkeit gebührte ja nicht nur ihrer geliebten Heimat, sondern auch andere Städte und Länder mussten selbstbewusst auftreten können um das komplizierte Machtgefüge nicht aus den Fugen geraten zu lassen. Es gab wohl kaum etwas Gefährlicheres als eine schlechte Balance zwischen Großmächten. So konnte sogar die Amenin sich einigermaßen auf ihre heutige Aufgabe einlassen: Wenn du Frieden willst rüste dich für den Krieg. Das galt für alle, nicht nur für ihr Dorf.
Mittlerweile war sie vor dem Schulgebäude angekommen, wo sie ihren Partner für den Tag treffen würde. Obwohl sie keine wirkliche Ahnung hatte kamen ihr doch Gedanken und Befürchtungen. Sie hatte sich in den letzten Monaten kaum aus dem Haus wagen können ohne ihm zu begegnen; wenn man an Schicksal glaubte musste es heute eigentlich wieder zuschlagen.
 

Kinzoku Kenta

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Nebel! Klar, vom Boden aus betrachtet würde man das eher als Wolkenfeld betrachten, aber mal ehrlich, wen interessierte es schon was die Regenwürmer von den Baumkronen hielten? Kenta runzelte die Stirn angesichts dieser Metapher. Ganz sauber war sie noch nicht, aber es war ihm nun auch nicht so wichtig, sie zu verbessern. In Sora war es eben immer wieder mal vernebelt, und wenn man hier oben aufwuchs lernte man recht zügig, sich zurechtzufinden. Die Straßenlaternen brannten an solchen Tagen bis weit in den Mittag hinein, damit auch die Generation Gleitsichtbrille sich einigermaßen zurechtfand, und für einen jungen Kerl wie Kenta war es noch weniger ein Problem. Abgesehen davon dass er keine Ahnung hatte wo die Grundschule war. Und woher hätte ausgerechnet Kenta das auch wissen sollen? Immerhin hatte er nie eine besucht, die Familie hatte ja mehr als genug Zeit gehabt ihn zuhause zu unterrichten bis er alt genug für die Akademie war. Auf einer gewissen Ebene war ihm klar, dass die meisten Kinder eine öffentliche Grundschule besuchten - so wie er wusste dass die meisten Leute irgendeine Art von Bauer wurden wenn sie erwachsen waren - aber es hatte ihn nie in irgendeiner Weise berührt.

Bis heute. Irgendjemand hatte seinen Namen gelesen und entschieden dass ein Kinzoku doch bestimmt eine gute Wahl war um kleinen Kindern etwas erhebendes über den Ninjaberuf zu erzählen. Kenta grinste. Jedenfalls stellte er sich gerne vor, dass das der Gedanke gewesen war, auch wenn vielleicht einfach sonst keiner die Zeit gehabt hatte. Eins stand jedenfalls fest - derjenige hatte vermutlich nicht erwartet, dass Kenta ein paar Minuten zu spät kam, weil er nicht wusste, wo die verdammte Schule war. Aber dank eines Stadtplans war dieses Problem schließlich auch gelöst, und er erhaschte die ersten, etwas verwaschenen Blicke auf seinen Unterrichtspartner für heute. Und - "Hah! Ich glaube langsam jemand steckt uns absichtlich zusammen!" Rief der rothaarige Junge statt einer Begrüßung, als er sich wirklich sicher war, in der Gestalt Toriko erkannt zu haben, und lachte, während er ganz zu ihr aufschloss. "Entschuldige die Verspätung. Ich war noch nie hier." Gestand er freimütig, und warf einen Blick auf das Schulgebäude. Es sah ja ganz anständig aus, aber da niemand auf dem Schulhof war und drinnen noch die Lampen brannten waren sie wohl noch nicht an der Reihe? "Hab ich das richtig verstanden dass wir erst in der Pause übernehmen, oder sollen wir schon mal reingehen?"
 

Kosanu Toriko

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Langsam aber sicher begann Toriko daran zu glauben, dass es wirklich einige Dinge gab denen man nicht entkommen konnte und die tatsächlich sowas wie Schicksal waren. Dazu gehörten Dinge wie Tod, Kampf und seit neuestem auch nervige rothaarige Shinobi aus Soragakure, auch wenn sich seit ihrer letzten Job-Begegnung doch ein wenig an dieser Ansicht geändert hatte. Entkommen konnte sie Kenta scheinbar trotzdem nicht und noch dazu war er deutlich präsenter als Tod und Kampf gemeinsam. Na, was sollte man tun, er war eben da – und im Endeffekt mochte sie ihn ja auch, mehr zumindest als die anderen Idioten hier. Er war quasi ihr persönlicher Idiot.
„Irgendjemand in der Dorfverwaltung hat scheinbar einen besonders tollen Sinn für Humor“, erwiderte sie die unförmige Begrüßung auf ebensolche Art. „Wie viele Grundschulen hat Soragakure eigentlich?“, hakte die Schwarzhaarige nach. Die Stadt war ja schon groß, aber so viele Schulen brauchten sie eigentlich nicht mal hier; so war das nur noch ein Zeichen für Überfluss, mangelnde Effizienz und allem in allem war es einfach richtig furchtbar. Zumindest war es das, was sie glauben wollte. „Reingehen können wir auf jeden Fall und uns zumindest kurz bei irgendwelchen Lehrern vorstellen. Die wüssten sicher gerne wer da zu ihnen kommt.“ Nicht dass Toriko besonders viel an einem guten Verhältnis zu den hiesigen Lehrkräften gelegen war, aber die Umgangsformen und die Höflichkeit musste schon gewahrt bleiben. Immerhin waren sie ihrer ganz persönlichen Meinung ja die Hauptattraktion des Tages, da sollte man sich schon richtig in Szene setzen.
Während die Kollegen das Schulgebäude endlich betraten spannte das Mädchen ihren Schirm ab – natürlich hatte sie den wie immer dabei. Nachdem sie kurz durch die Gänge geblickt hatte wandte sie sich wieder an Kenta. „Irgendwo muss es hier eine Aula oder einen Saal für sowas geben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die sowas in einem einzelnen Klassenzimmer machen.“ Wirklich Ahnung von sowas hatte sie aber auch nicht. Hatte es sowas in ihrer Schule eigentlich gegeben? Für sie war ohnehin schon lange festgestanden wie es weitergehen sollte, deswegen hatte sie sowas ohnehin nicht gekümmert.
 

Kinzoku Kenta

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"Hmm. Entweder das oder man war von unserer bisher tadellosen gemeinsamen Dienstbilanz überzeugt." bot Kenta als alternative Erklärung für ihre auffällig häufige gemeinsame Einteilung an. "Man könnte auch vermuten, die Führung wollte auf diesen kleinen Einsätzen die Entstehung längerfristiger Arbeitsbeziehungen fördern, damit sie für ernste Einsätze auf eingespielte Teams zurückgreifen kann." Soweit seine persönlichen Hypothesen - wenn er für diese Dinge zuständig wäre würde ers jedenfalls nicht anders machen. Und Shinobi aus verschiedenen Dörfern zusammenzustecken war gut für den Zusammenhalt der Allianz, zumindest wenn sie sich gegenseitig als halbwegs bereichernd empfanden. Hmm. War er bereichernd? Würde Toriko vermutlich rein aus Prinzip abstreiten wenn er fragte, aber Kenta war sich in einer Hinsicht sicher - er war bestimmt nicht langweilig.

"Huh?" Kenta blinzelte auf die letzte Frage, dann zuckte er mit den Schultern. "Klein ist die Stadt nicht, und wenn man die hier als Maßstab nimmt ... sechs oder sieben könntens schon sein. Ich hab aber keine Ahnung ob die anderen größer oder kleiner sind. Vor der Akademie hab ich zuhause gelernt." Stellte er sicherheitshalber klar - nicht dass Toriko dachte, er sei einfach an einer anderen Schule gewesen. Pf, als ob! "Okay, klar." Kenta hatte nicht wirklich einen Plan, was er kleinen Kindern über seinen Beruf erzählen wollte, aber so schwer würde es schon nicht sein - im Zweifelsfall würde er einfach ehrlich sein und zuschauen, wie kleine Rauchschwaden von Toriko aufstiegen. Er grinste angesichts dieser Vorstellung, während sie die momentan leeren Gänge der mittelgroßen Schule passierten, und hielt nur kurz an, um auf dem nächsten Lageplan nachzusehen. "Hmm ... würde sagen, das hier ist eine Aula." Entschied er, tippte demonstrativ auf ein großes Rund mit mehreren eingezeichneten Sitzreihen, das sie wohl erreichen mussten. Unterwegs stolperten sie allerdings fast über eine ältere Frau, die Kenta spontan für Torikos Großmutter gehalten hätte - eisengraue Haare in einem gestrengen Dutt, harter Gesichtsausdruck, und als sie den rothaarigen Genin ortete, sah sie sofort halb alarmiert und halb sanktionsbereit aus. "Heda. Wer seid ihr beiden? Zu den Schülern gehört ihr nicht." Stellte die Lehrerin (mal ehrlich, alles an ihr schrie nach diesem Beruf) fest und verschränkte die Arme.
 

Kosanu Toriko

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„Ich bleibe lieber beim Humor“, stellte Toriko nüchtern fest. Man wollte der Dorfverwaltung dann ja doch nicht mehr zutrauen als unbedingt nötig war und Kenta dabei auch noch Recht geben. Das ging ja nun wirklich nicht. Beides für sich wäre ja schon recht schlimm, aber dann auch diese beiden Undinge kombinieren war wirklich zu viel des Guten. Natürlich hatte die Kunoichi ihren rothaarigen Kameraden mittlerweile kennen und schätzen gelernt, aber das musste man ihm ja nicht aufs Brot schmieren oder ihm auch nur mehr Hinweise als nötig geben, so hochmütig wie der Kerl war. Dann lieber ein wenig zurückhaltenden Zynismus um das Arbeitsklima etwas zu fördern. Das schadete ja auch nie.

Leider musste sie aber bemerken, dass ihre Ortskenntnisse sich im Gegensatz zu ihrer Konversationsfähigkeit kein bisschen verbessert hatten. Sechs oder sieben Grundschulen – für so groß hatte sie die Stadt wirklich nicht gehalten. Sie war ja schon sehr ausgedehnt, aber gleich so sehr… na, man lernte nicht aus. Allerdings war das nicht das spannendste, was Toriko gerade gelernt hatte. Der Rotschopf hatte also Heimunterricht gehabt, soso. Wenn er auch noch Einzelkind war, dann erklärte das alles. Bei diesem Gedanken ließ sie durchaus ganz gerne unter den Tisch fallen, dass sie das technisch eigentlich auch war. „Heimunterricht hatte ich auch, aber eher nebenher als ausschließlich. Muss ja recht langweilig für dich gewesen sein.“ Wie sie darauf kam behielt sie aber lieber für sich, auch wenn man es durchaus als kleine Spitze verstehen durfte – sie konnte es einfach nicht lassen. Ob sie es auch wirklich versuchte stand auf einem anderen Blatt.

So marschierten sie weiter durch die Schule an den Punkt, den Kenta auf der Karte ausgemacht hatte. Das Mädchen hatte einfach in stummer Zustimmung genickt, da gab es von ihrer Seite aus nicht viel zu sagen – er hatte wohl schon wieder Recht. Noch ehe sie die Aula dann aber erreicht hatten stolperten sie über eine Person, die offensichtlich dem Lehrpersonal angehörte. Im Gegensatz zu dem Jungen war deren Auftreten für Toriko aber wohl positiver belegt – klar, irgendwie waren sie sich ja auch ein wenig ähnlich. Mit einer Verbeugung trat sie dann also vor. Sie wusste zwar, dass er durchaus höflich sein konnte, wenn er nur wollte, aber irgendwie hatte sie nicht das Gefühl, dass er mit Lehrerinnen besonders gut klarkommen würde. Das war dann doch eher ihr Metier… ein wenig eher zumindest. „Mein Name ist Kosanu Toriko und das hier ist mein Kollege Kinzoku Kenta. Wir sind die Shinobi, die von der Dorfverwaltung wegen des Karrieretags geschickt wurden.“ Förmlichkeit (und Trockenheit, wie der besagte Kollege wohl hinzugefügt hätte) war durchaus eine ihrer größeren Stärken. Dementsprechend hellte sich die Miene der Angesprochenen auch ein klein wenig auf, auch wenn es nur für den Bruchteil eines Augenblicks passierte. Dann war sie wieder ihr gefasstes selbst und beäugte die ‚Shinobi‘ kritisch. „Ihr seid wirklich noch sehr jung, ihr beiden. Habt ihr denn überhaupt genug Erfahrung um etwas erzählen zu können?“ Die Lehrerin seufzte resignierend. „Es wird schon reichen. Für die Kinder ist es ohnehin besser, wenn sie keine Kriegsgeschichten erzählt bekommen. Kommt mit!“ Na, aber vielen Dank auch. Zu Beginn hatte Toriko die Alte ja noch irgendwie gemocht, aber das war ihr doch etwas zu abschätzig gewesen… und wie Kenta wohl darauf reagieren würde? Darauf war sie nun wirklich gespannt und schaffte es deswegen auch außerordentlich gut sich selbst zurückzuhalten und der alten Dame zu folgen.
 

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Kenta grinste leutselig auf die Bemerkung, dass er sich als Kind gelangweilt haben musste. Hah! Hatte Toriko eine Ahnung ... "Oooch, es war auszuhalten. Ich schaffe es meist ganz gut, mich selbst zu beschäftigen." Gab er zurück - er bemerkte ehrlich gesagt nicht mal, dass Toriko es als Spitze gemeint haben könnte, die Nebenwirkung eines von Natur aus überaus robusten Ego. Hehe. Vermutlich hatte man Toriko neben der eigentlichen Schule noch extra Heimunterricht, um sie auf die lebenswichtige Aufgabe die Familienehre zu bewahren vorzubereiten. War doch immer das gleiche mit so alteingesessenen Ninjafamilien. Gut, streng genommen hatte Toriko ihm nie erzählt dass sie aus einer kam. Aber sie klang so.

Kenta ließ bereitwillig Toriko sprechen - und grinste sie bloß an, als sie nach dem kurzen Austausch zu ihm rüberschaute. Neeein, diese Vorlage war einfach zu köstlich, um sie liegen zu lassen. "Keine Sorge, wir berichten ihnen nur über ein paar Katzenrettungseinsätze und vielleicht die ein oder andere Hausarbeit." Erwiderte er der Lehrerin in sehr seriösem Tonfall. "Wusstet ihr, dass wir erst vor ein paar Tagen einer liebenswerten alten Witwe bei der Gartenarbeit geholfen haben? Es war der reinste Nervenkitzel, hah! Vor allem wegen der Maulwürfe!" Ein trockenes Schnauben war die Antwort, was Kenta nicht im Mindesten störte. Es waren ohnehin nur noch ein paar Schritte bis zur Aula, in der die Schule versammelt war.

"... und das macht also ein Feuerwehrmann den ganzen Tag, liebe Kinder. Nun, ich glaube als nächstes kommen ..." Kenta lachte leise, als er den Mann auf dem kleinen Podium sah, der seinen Vortrag offenbar gerade beendet hatte und warf Toriko einen vielsagenden Blick zu, der etwas im Sinne von "den stecken wir doch locker in die Tasche, oder?" vermittelte. Dank der grundsätzlich spannenden Tätigkeit eines Feuerwehrmanns waren die Kinder bisher noch aufmerksam und relativ leise - und würden erstmal recht erstaunt gucken, als die beiden Shinobi am Berufetag auf die Bühne traten, obwohl sie offensichtlich nicht erwachsen waren. Kenta war natürlich so höflich der Dame kurz Zeit für den Anfang zu lassen, falls sie schon etwas offizielles und trockenes parat haben sollte.
 

Kosanu Toriko

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Man würde Kenta wohl oder übel eines lassen würden: Er war erstaunlich talentiert darin Situationen und Menschen akkurat einzuschätzen. Erstens: Natürlich ging es bei Torikos strikter Erziehung um die Familienehre, nebst einer gehörigen Portion Patriotismus. Zweitens: Als die Kunoichi und ihr Partner betraten war das Erstaunen tatsächlich relativ groß, zu ihrer Freude aber weniger negativ besetzt als bei der Lehrerin zuvor. Drittens: Ob Toriko den Vortritt zu lassen eine gute Idee war konnte man hinterfragen, allerdings lag er in der Annahme richtig, dass sie natürlich einige Ideen hatte, was sie hier oben von sich geben konnte und auch keine Scheu hatte dies auch wirklich zu tun. Das größte und mitreißendste Redetalent war sie vielleicht nicht, aber für ein paar Schulkinder würde es schon reichen. Inhalt der ganzen Angelegenheit? Siehe ‚Erstens‘! Da wusste sie immerhin wovon sie sprach.

So platzierte Toriko sich also hinter dem Rednerpult. Nach einem Feuerwehrmann aufzutreten war sicher nicht die leichteste Position, man konnte fast von Glück sprechen, dass sie beide einen der wenigen Berufe ausübten der mehr Spannung versprach. Dass Kenta sich zurückhielt konnte sie eigentlich kaum glauben, weswegen sie es nun auch nicht so recht vorhatte. Nach einem leisen Räuspern legte sie auch schon los: „Hallo, liebe Kinder!“ Wie bescheuert sie bei diesem Satz wohl klang? „Ich bin Kosanu Toriko und das ist mein Kollege Kinzoku Kenta“ , sie verwies mit einer Geste auf ebenjenen, „und wir beide sind Shinobi und heute hier, um euch ein wenig darüber zu erzählen, was wir so machen. Weiß denn jemand, was ein Shinobi oder ein Ninja ist?“ Besonders kreativ war das zwar nicht, aber bei dem, was sie erzählen würde, konnte sie die Aufmerksamkeit durchaus brauchen. Die eine oder andere Hand hob sich und die Schwarzhaarige zeigte mehr oder weniger willkürlich auf einen schmächtigen, selbst für sein Alter nicht besonders hochgewachsenen Brillenträger. „Ninja sind starke Kämpfer… ihr passt doch auf das Dorf auf und beschützt die Leute!“ Genau das, was Toriko hatte hören wollen – jetzt war der Knirps Schuld, wenn sie zu weit ausschweiften. „Genau richtig! Es ist unsere Aufgabe auf unsere Dörfer und die Menschen aufzupassen. Dafür müssen wir viel trainieren, damit wir stark genug sind jeden zu besiegen, der dem Dorf etwas anhaben will. Aber das ist nicht alles, ein Ninja muss auch schlau und ehrenhaft sein.“ Zumindest in Torikos Verständnis war das so. „Wir erledigen viele Aufgaben im Dorf, damit ihr auch alle sicher seid, und wir reisen viel um auch anderswo zu helfen. Als Shinobi erlebt man eine Menge Dinge und welche genau, das wird euch Kenta-kun erzählen.“

Es war ein eher kurzer Aufenthalt im Rampenlicht, aber irgendetwas sagte ihr, dass Kenta der bessere Geschichtenerzähler war. Er sollte dem, was sie gerade gesagt hatte, etwas mehr Leben einhauchen und deswegen räumte sie das Pult um Platz für eine etwas spannendere Rede zu machen.
 

Kinzoku Kenta

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Ob es eine gute Idee gewesen war Toriko zuerst sprechen zu lassen? Ehrlich gesagt - Kenta hatte die Frage ob das eine gute Idee war überhaupt nicht betrachtet. Es war eine interessante Idee und das genügte ihm. Zehn mentale Ryou darauf dass sie die Zuhörer mit "liebe Kinder" ansprach - Kehe! Ein Jammer dass er meistens gegen sich selbst wetten musste weil sonst keiner da war, der ihm zugehört hätte. Aber Toriko hatte ihn wohl nicht mitgenommen um dann alles alleine zu machen - so oder so ähnlich musste ihr Gedankengang sein, oder vielleicht merkte sie auch dass sie nicht die ideale Person hierfür war. Klar, sie hatte eine der notwendigen moralischen Grundvoraussetzungen um motovierenden und kompletten Bullshit zu erzählen - nämlich eine völlig unsinnige Loyalität zu ihrem Beruf - aber hier war ein bisschen handwerkliche Fähigkeit und Gespür fürs Publikum gefragt. Weshalb Kenta nach einer artigen kleinen Verneigung vor Toriko lächelnd ihren Platz auf dem Podium einnahm.

"Hi Leute!" Begrüßte Kenta die Kinder, grinste, und lehnte sich mit beiden Armen aufs Podium - das stellte einerseits sicher dass er nicht so steif dastand wie eine Galeonsfigur (oder, oh Schreck, Toriko), zweitens schuf es zusammen mit seiner Begrüßung eine Grundvoraussetzung für einen gelungenen öffentlichen Auftritt: Verlogene Vertraulichkeit. Die moralische Grundvoraussetzung die er zum Erzählen von erbaulichem Blödsinn mitbrachte war nämlich die beste die man haben konnte - absolut kein Respekt vor der Wahrheit. "Wie Toriko schon gesagt hat, kommen unsere Missionen meistens vom Dorf oder von Leuten die über das Dorf um Hilfe bitten. Als Anfänger leistet man also manchmal auch ein bisschen Hilfe in Krankenhäusern oder wenn irgendwas kaputtgegangen ist. Wir beide haben erst vor kurzem so eine Aufgabe erledigt, aber ihr wollt bestimmt lieber was von der Mission hören für die wir auf eine entlegene Insel gefahren sind, oder?" Kenta grinste sein patentiertes 120-Watt-Grinsen, bekam ein paar verhuschte "Jaa! Bitte!" aus dem Publikum, als hätte er sie bestellt, und nickte. "Hehe. Na gut. Es fing damit an, dass der Häuptling der Insel Hinan-sho uns in Soragakure um Hilfe bat. Das kleine Dorf, das er anführte, wurde seit ein paar Wochen immer wieder angegriffen ... und zwar von wilden, gefährlichen Affen. So groß-" Kenta machte eine Geste mit der flachen Hand, die eine absolut erlogene Größe der affigen Angreifer illustrierte "- und so gefährlich, dass man gleich vier von uns hingeschickt hat. Toriko-san hatte das Kommando ..." Kenta sponn die Geschichte richtig aus: Aus einer langweiligen Schiffsreise von etwa einem Tag Dauer wurde eine über zehn Tage gehende, einmal von einem so starken Sturm unterbrochen dass die Ninja in die Takelage springen und aushelfen mussten, und ihre Ankunft im Dorf geriet zum ersten Gefecht mit den Affen, in das er auch Pakuras Bissverletzung im heroischen Kampf gegen drei gewaltbereite Riesenaffen verlegte. Der Rest des Abenteuers fand unter beständiger Sorge statt, dass die Kunoichi eventuell tollwütig werden und zurückgelassen werden musste, während sie sich mit den anderen drei durch das Versteck der Affen kämpfte, wobei nur Torikos umsichtige Strategie und persönliche Kampfkraft Verluste im Team verhindern konnten. Zuletzt bekämpfte das Team dann den verräterischen Schamanen Haiiro, der all seine magischen Kräfte aufbot, am Ende aber doch besiegt und verhaftet werden konnte.

Die ganze Zeit über herrschte gebannte Stille im Saal, bis Kenta laut in die Hände klatschte. "Und das war unsere Mission in Hinan-Sho! Es war ein paar mal verflucht knapp, aber wir habens geschafft, und Pakura ist auch wieder bei bester Gesundheit. Aber darum überlegt euch gut bevor ihr überlegt Ninja zu werden - es kann immer sein dass es nicht so gut ausgeht." Schloss er dann mit einer Warnung von der Sorte, wie man sie von ihnen vermutlich hören wollte, und verbeugte sich kurz. Nach ihm huschte ein Lehrer auf die Bühne, der die Kinder in die Pause entließ, wo sie mit Aufsicht führen sollten - aber kurz sollten sie noch Zeit haben, oder? Grinsend schloss Kenta zu Toriko auf. "Und, alles zur Zufriedenheit?" Fragte er. Wenn Toriko Abenteuerromane kannte würde sie ein paar "geborgte" Plotelemente wiederekannt haben, aber Kenta war ziemlich sicher dass es den Kindern frühestens in ein paar Jahren auffiele - so clever hatte er sich schon angestellt.
 

Kosanu Toriko

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Mit verschränkten Armen stand die Galionsfigur schräg hinter Kenta und lauschte den Erzählungen des Rotschopfs. Wäre sie nicht dabei gewesen und gleichzeitig noch etwas jünger, wahrscheinlich hätte sie es ihm sogar selbst geglaubt. Er machte das wirklich gut, spannend, wie Toriko vorausgeahnt hatte. Gut, mit der Wahrheit hätte er es etwas genauer nehmen können, aber so war die Geschichte natürlich etwas spannender und gab für ein junges und beeinflussbares Publikum sicher mehr her. Ihn dafür öffentlich zu tadeln wäre sowieso ein Unding gewesen, aber da seine Übertreibungen – Lügen wollte sie es dann noch nicht mal sich selbst gegenüber nennen – von Zeit zu Zeit doch etwas haarsträubend waren, kam sie auch nicht umher von Zeit zu Zeit verstohlen mit den Augen zu rollen oder zu schmunzeln. Ihn dabei zu kompromittieren war keine rechte Gefahr, auf sie achtete bei so einer Rede ja ohnehin niemand. Es war doch recht angenehm an einer derart anstrengenden Person wie dem Rotschopf ab und zu doch die eine oder andere positive Eigenschaft zu entdecken, das machte seine Gegenwart nicht nur angenehmer, sondern auch schlicht nützlicher. Toriko musste sich gar keine Ausrede mehr suchen, wieso sie ihn am Ende vielleicht doch ganz gern hatte: Er war ganz einfach praktisch, Punkt.

„Wirklich stark“, gab sie ihm zur Antwort, als er seinen Teil der Rede beendet hatte und sie auf dem Weg in die Pausenaufsicht waren. „Wenn deine Arme so kräftig wären wie deine Zunge hättest du die Riesenaffen auch ganz alleine besiegen können.“ Sie wollte ihn offensichtlich necken, man konnte diesmal ausnahmsweise wirklich keine negativen, versteckten Implikationen bemerken. Vielleicht, wenn man dem schwarzhaarigen Mädchen das zutraute, konnte man sogar behaupten, sie hätte sich tatsächlich einen Scherz erlaubt und ausnahmsweise den Stock aus dem Hintern gezogen, zumindest für ein paar Augenblicke.

Da das Wetter sich gebessert hatte – es war kaum zu glauben, bei der dicken Fischsuppe, durch die sie vor kurzer Zeit noch zu ihrem heutigen ‚Arbeitsplatz‘ gewatet waren – war die Pausenzeit draußen zu verbringen. Strahlender Sonnenschein, nur einige wenige Wölkchen am Himmel, welcher Grundschüler würde da schon freiwillig drin bleiben? So kamen auch die beiden Shinobi an die frische Luft, schadete ihnen wohl auch nicht. Toriko ließ ihren Blick über den Schulhof schweifen, eigentlich war es ja ganz nett: Klettergerüst, Rutsche, Schaukel, Wippe, was das Kinderherz begehrte. Nur was sie in ihrer Pausenaufsicht so wirklich tun sollten, das war ihr nicht so recht bewusst und das obwohl ihre eigene Schulzeit ja noch gar nicht so lange her war. „Und nun?“, fragte sie ihren Partner, der davon eigentlich nur noch weniger Ahnung haben konnte.
 

Kinzoku Kenta

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Kenta lachte. "Aber dann wäre doch gar keine Rolle mehr für dich übrig geblieben!" Versetzte er mit einem frechen Zwinkern - eine anständige Gruppendynamik mit verschiedenen Figuren war eben wichtig, damit sich auch die eher dummen Kinder in so einer Geschichte wiederfanden. "Aber danke für das Lob. Es freut mich tatsächlich." Nahm er ein wenig die Schärfe aus seiner Konter - er hatte gerade gute Laune, und irgendwie mochte er Toriko ja tatsächlich: Sie war vielleicht nicht liebenswürdig im engeren Sinne, aber spannend. Und manchmal schien sie tatsächlich Sympathie für ihn zu haben, ohne dass sie so ein irritierender Samariter war wie Pakura sein konnte.

Kenta hatte noch nie Pausenaufsicht geführt und ehrlich gedacht auch noch nie einen normalen Schulhof im Regelbetrieb gesehen - er kannte Pausen nur von der Akademie, wo es doch ein bisschen anders lief als hier. Zunächst mal: Niemand von den Schülern schien Waffen oder Ninjutsu dabei zu haben, sodass er sich fragte, wozu sie überhaupt hier sein mussten - das schlimmste was hier passieren konnte war dass sich jemand schrammige Knie holte. Oder irgendwo unglücklich runterfiel und sich den Schädel einschlug, gut. Aber wo könnte das nicht passieren? Kein Wunder, dass er auf Torikos Frage offen mit den Schultern zuckte. "Ich nehme an wir stehen hier und schauen dass alles seine Ordnung hat ... und so." Erklärte er, steckte leger die Hände in die Taschen, und ließ seinen Blick mal über die Ausstattung schweifen. Es gab eine Schaukel und eine Wippe, die schienen gut zu funktionieren, und abseits davon waren die Kinder vor allem mit Quasseln beschäftigt. Was man in Pausen eben so machte, wenn man nicht Kenta war. Aber er konnte sich ja nicht einfach hinsetzen und was lesen - erstens hatte er gar nichts eingepackt, zweitens würde Toriko sich dann unterbeschäftigt fühlen und sich vermutlich irgendwas ausdenken was sie tun müssten. Besser, er ging dieses Problem frontal an.

"Also, korrigier mich wenn ich falsch liege, aber es sieht doch alles ganz gut aus ... da spielen Kinder an der Wippe ... da spielen Kinder an den Schaukeln ... da vorne diskutieren Kinder über irgendeinen Blödsinn den ich ihnen eben erzählt hab ... da hinten wird jemand in die Mülltonne gesteckt ..." Kenta zuckte demonstrativ mit den Schultern und lächelte Toriko gewinnend an. "Ich hab keine Ahnung was wir hier tun müssten. Hab ich schon gesagt dass ich fast durch bin mit Ieyasus zweiten Band?"
 

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„Ehre wem Ehre gebührt“, antwortete Toriko recht gleichgültig. Am Ende des Tages war es ja auch wirklich nichts anderes, als dass er seine Sache eben wirklich gut gemacht hatte. Klar, die Wahrheit war das nicht direkt gewesen, aber die interessierte ja sowieso keinen, zumindest hier nicht. Langweilen hätte sie die Schüler wirklich auch selbst können, also war es nur gut und richtig, wenn sie ihm auch mitteilte, wenn er etwas gut gemacht hatte, war sie mit Kritik ja auch nicht sparsam. Obwohl die Kunoichi sich bewusst war, dass er seine Leistungen durchaus selbst einschätzen konnte, so fühlte sie sich eben trotzdem dazu verpflichtet ihm ihre positive Meinung mitzuteilen. Allzu oft kam das ja eben auch nicht vor.

Es war hingegen wenig erstaunlich, dass Kenta Witze über den armen Tropf machen konnte, der gerade Gefahr lief seinen Kopf in einen Mülleimer getaucht zu bekommen, aber seiner Kollegin stieß das dann doch sauer auf. Entweder das, oder dass sie es für unverantwortlich hielt solches Verhalten im Kindesalter zu tolerieren, am Ende kam dabei ja nur nochmal sowas wie der Rothaarige raus und ganz ehrlich, einer davon reichte ihr und wahrscheinlich auch dem Rest der Welt bei weitem. Deswegen quittierte sie seinen Scherz zu allererst mit einem unzufriedenen Schnaufen, dann war er auf das Kommende zumindest schon mal vorbereitet. Insofern war sein Plan fehlgeschlagen; Toriko auf etwas hinzuweisen, das in ihrer Umgebung passierte, veranlasste sie ja erst Recht dazu etwas zu tun. Mitgehangen, mitgefangen. „Ich würde dich ja gerne mal sehen, wenn du in den Müll gestopft wirst.“ Nicht, dass sich das nicht einrichten ließe, aber es wirkte doch etwas übertrieben. Außerdem sollte sie nicht mit schlechtem Beispiel vorangehen, schon gar nicht vor den Kindern. „Komm, beenden wir den Unsinn.“ Und schon stapfte sie davon.

So wirklich wusste sie aber leider nicht, wie man mit Grundschülern nun wirklich umging – eigentlich hatte sie das wohl noch nicht mal gewusst, als sie selbst noch Grundschülerin gewesen war. Dafür war sie schon immer irgendwie zu ernst gewesen und gut zureden war sowieso nie ihre Stärke gewesen. Was also nun? Die Entscheidung war dann eigentlich auch recht schnell gefallen. Wer keine Worte wusste, der musste sich eben anders Respekt verschaffen. Ihr Charisma kam sowieso nie aus dem was sie sagte, sondern aus ihrer Körpersprache, dessen war das Mädchen sich zwar leidlich bewusst, aber hier konnte dieser Umstand durchaus helfen. Nach ihrem kurzen Fußweg über den Hof, vorbei an spielenden Kindern, schaukeln und einem Ball, der knapp über ihren Kopf hinweggeflogen war, blieb sie gerade mal anderthalb Meter entfernt von den Übeltätern stehen. Mittlerweile hatten die drei größeren Jungen, die sich an einem etwas kleineren Brillenträger vergriffen, es auch tatsächlich beinahe geschafft diesen in den Mülleimer zu bugsieren. Da hieß es Aufmerksamkeit auf sich ziehen: Geräuschvoll rammte sie die Spitze ihres Schirms auf den Boden und setzte den bösesten, grimmigsten Blick auf, den sie nur aus sich herauskitzeln konnte – ihre Paradedisziplin. Und Kenta? Um den hatte sie sich nicht mehr Recht gekümmert und darauf gebaut, dass er ihr ohnehin folgen würde. Sie hatte sich etwas in den Kopf gesetzt; so hatte es dann auch zu geschehen.
 

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Hätte Kenta geahnt dass Toriko ihm Witze über den heißesten Mülleimerkandidaten auf dem Schulhof unterstellte, er hätte sie ein bisschen pikiert berichtigt - er kannte den Jungen schließlich gar nicht, wieso sollte er Witze über ihn machen? Er hatte einfach nur beobachtet was vor sich ging, und es als normales Hintergrundereignis betrachtet. Gehörten ein bisschen Gewalt und Demütigung nicht überhaupt zu einer normalen Kindheit? Fand Kenta schon, vor allem weil er sich nie als normales Kind gesehen hatte, und Toriko würde das doch sicher bestätigen können, so wie er ihre Familie einschätzte ... er zuckte mit den Schultern, als sie ihn für seinen Gleichmut angriff. "Dann müsstest du dir wohl selbst die Hände schmutzig machen." Bemerkte er, und schwang sich leichtfüßig auf, um ihr zu folgen, wie sie aufbrach um Kinder anzuschnauzen. Das versprach zumindest ein bisschen interessant zu werden. Er hatte nicht wirklich Sorge deswegen - zumindest hier und jetzt würde Toriko nie und nimmer ihren Sinn für ein anständiges Auftreten riskieren. "Wir wissen allerdings nicht was der Hintergrund des Ganzen ist." Bemerkte er noch hilfreich, hielt sich aber dann zurück. Er war zu neugierig wie Toriko sich als Aushilfslehrerin anstellte.

Nun ... erstmal knallte sie ihren Schirm auf den Boden und starrte grimmig. Hmm. Gar nicht mal so blöd - man sollte schließlich immer die eigenen Stärken betonen, nicht? Andererseits sollte auch irgendjemand ein Wort sagen, jetzt wo Raufbolde und Opfer gleichermaßen ein bisschen staunend und reglos dastanden - der letzte immer noch an den Mülleimer gelehnt. Kenta ließ sich nach einer angemessenen Wirkungspause schließlich dazu herab was zu sagen. "Heeeey." Stieg er lang gezogen ins Gespräch ein, und schritt mit in die Taschen geschobenen Händen vor. "Jungs, was soll das werden wenn's fertig wird?" Fragte er heiter, und nickte der versammelten Bande zu. Vermutlich war es die Mischung aus Kentas auffällig breitem Grinsen und Torikos auffällig gewaltbereiter Regenschirmhaltung, die das Gespräch so gut einleitete - die mutmaßlichen Schuldigen stolperten gleich einen Schritt zurück. "Ehehe ... nur n kleiner Scherz ... gell, Shinji?" "Ähm ... also eigentlich ..."

Es war absehbar wo das hingehen würde. Toriko und er wären ziemlich genau bis heute hier, und wenn der Junge seine Peiniger inkriminierte, würde er dafür später eine Abreibung kriegen, gegen die ihn niemand mehr beschützen konnte. Kenta erinnerte sich daran, dass er diese Sorte von stumpfem Schulhofschläger eigentlich nicht leiden konnte, und warf Toriko einen vielsagenden Blick zu. "Vergiss die Frage. Und geh am besten woanders hin." Empfahl er dem Brillenträger lächelnd, und verschränkte die Hände ineinander, um sie dann nach außen zu drehen und langsam die Finger knacken zu lassen. "Die Sache ist, wir sind ja nur heute hier. Das heißt wir können nicht ständig achtgeben dass ihr euch benehmt. Heißt das dass wir uns was besonderes für euch ausdenken müssen, damit ihr den Jungen künftig in Ruhe lasst ...?" Kenta ging die Möglichkeiten durch - normalerweise hatte man für sowas mehr Zeit, aber normalerweise hatte er auch Toriko nicht dabei. Hey, ob sie Gift in der Tasche hatte? Ansonsten könnte er den Bratzen auch einen kleinen Schock verpassen - sah man später schließlich nicht mehr.
 

Kosanu Toriko

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Toriko musste aufpassen, dass sie ihren Kollegen nicht zu sehr lobte, aber an dieser Stelle war sie durchaus zufrieden damit, wie er die Situation gelesen hatte. Nicht nur das, er hatte sich auch sehr gut an sie persönlich angepasst und hatte den Guten gespielt, während ihr die Mimik des bösen Polizisten deutlich besser zu Gesicht stand. Vielleicht nicht besser als ihm, aber zumindest besser als das sie so hätte tun können, als wäre sie die Gute. Dass er den armen bebrillten Jungen dann einfach fortgeschickt hatte und ihn nicht dazu gezwungen hatte seine beiden Schulkameraden zu verraten war quasi die Kirsche auf dem Törtchen gewesen – wer weiß, ob sie selbst soweit gedacht hätte. Nicht, dass sie Kenta diesen möglichen Fehler je gestehen würde. Er bekam in letzter Zeit sowieso genügend Positives von ihr zu hören.

Nachdenklich legte die Kunoichi ihre linke Hand in den Nacken, während sie die beiden Jungen betrachtete. „Etwas Besonderes schon, allerdings“, versuchte sie ohne allzu viel Schärfe zu sagen, „ich glaube, ich habe auch schon die richtige Idee.“ Der Rotschopf war nicht der einzige, der eine Situation einschätzen konnte. Sie hatten hier keine Befugnis irgendwen zu bestrafen, also durfte nicht auffallen, dass sie das tun würden. Natürlich gab es da auch eine Alternative. Man musste die Sache so groß und offensichtlich machen, dass es einfach auffallen musste, aber gleichzeitig nicht so wirkte, als würde man den beiden damit etwas antun. Immerhin waren sie nur Grundschüler, da sollte es nicht allzu viel brauchen, um etwas Angst zu verursachen und ihnen zu vermitteln, dass es immer einen Schläger gab, der mehr austeilen konnte als man selbst. Und das vor aller Augen! Eigentlich war die Idee beinahe brillant. „Kenta, lass uns diese Pause doch etwas aufregender gestalten. Vorhin haben wir nur geredet und erzählt, aber es wäre doch viel spannender, wenn alle sehen könnten, was wir so draufhaben. Ich habe mir schon was ausgedacht, aber dafür brauche ich einen Assistenten. Kandidaten müssen wir auch nicht mehr suchen, oder? Ihr beide könntet ein wenig Aufregung vertragen und meldet euch sicher gerne als Freiwillige.“ Sie sprach ruhig, aber auch einem Kind sollte dieser leichte Unterton auffallen können, der nichts anderes bedeutete als die Ruhe vor dem Sturm. Sie würde ihnen vor aller Augen die Hölle heiß machen. Natürlich würde ihnen kein Leid geschehen, das wäre nicht nur übertrieben, sondern würde sie selbst in Teufelsküche bringen. Nein, vorerst genügten ihr auch die ratlosen Gesichter zweier Grundschüler. „Kannst du mir einen Apfel oder sowas besorgen? Ich trommle inzwischen alle zusammen.“ Bühne frei für Torikenta!
 

Kinzoku Kenta

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Toriko tat Kenta den Gefallen, den Ball aufzufangen, den er in die Luft geworfen hatte - nicht dass ihm gar nichts eingefallen wäre, aber es wäre vermutlich in einem recht elaborierten und ziemlich gemeinen Streich geendet, den er frühestens in drei Tagen ordentlich hätte umsetzen können. Es gab durchaus ein oder zwei Argumente für sofortige Vergeltung, um den pädagogischen Zusammenhang zwischen Vergehen und Bestrafung klar zu machen ... hm, was hatte sie wohl vor? Und war es besser als die beiden ein paar Stunden kopfüber über einer großen Biotonne aufzuhängen, mit einem Seil das irgendwann reißen würde? Geknebelt, damit sie es auch wirklich rochen? Er betrachtete die Ame-nin neugierig, während sie sich gar nicht mal so unsubtil auf ihre Idee zuarbeitete - und grinste zunehmend breiter und breiter, während die Schalter in seinem Kopf leise klickend in der aktivierten Position einrasteten. Respekt. Falls Torikos leicht drohender Unterton es nicht tat, die scharfe Kante in Kentas blitzenden Grinsen sollte unübersehbar sein - sie vermittelte ziemlich deutlich dass man sich daran ganz gewaltig schneiden würde, wenn man jetzt auf die blöde Idee käme zu kneifen. "Aber liebend gerne, Toriko-san. Ich glaub der große Baum im Zentrum wäre ein guter Schauplatz, findest du nicht auch?" Schlug er vor, nickte den zwei ahnungslosen, aber sichtlich verunsicherten Spaßvögeln zu, und huschte in Richtung Schulkiosk, um zu schauen was er auftreiben konnte.

Ein paar Minuten später kam Kenta zurück - er hatte eine kleine Papiertüte dabei, deren Ausbeulungen vermutlich Äpfeln entsprachen, und schlenderte auf Toriko zu, die sich inzwischen schon am zentralen Baum des Schulhofs eingefunden hatte. Neugierig schaute er sich an was sie bis jetzt schon auf die Beine gestellt hatte - und griff kurz in die Tüte um eine Traube rauszuholen, die er sich mit geübter Eleganz in den Mund flippte. "Ich hab ein bisschen Obst besorgt, wie du wolltest ... möchtest du uns die Aktion erklären, Toriko-san?" Fragte er einen Moment später, und hob beim zweiten Satz die Stimme, damit die versammelte Rasselbande es auch mitbekam. Ein bisschen hatte er dabei zwar den Eindruck einen Kindergeburtstag zu moderieren, aber ... nun, er wurde vermutlich besser bezahlt als die Leute die sowas machen mussten. Und dieses Spiel versprach auch mehr Action als bei solchen Veranstaltungen üblich gewesen wäre.
 

Kosanu Toriko

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Die Anrede machte es irgendwie runder, das musste Toriko schon zugeben. Also, sie musste nicht und wenn sie genauer darüber nachdenken würde, würde ihr auf die Nerven gehen, wie oft sie in Kentas Gegenwart etwas zugeben ‚musste‘, aber zumindest innerlich tat sie es tatsächlich. ‚Toriko-san‘ wirkte einfach viel ernstzunehmender und hatte viel mehr Autorität als einfach nur Toriko. Zum Glück dachte sie wirklich nicht darüber nach, sonst wäre ihre zunehmend gute Laune sofort am Ende und sie wollte ja keinen Ärger an den beiden Schülern auslassen, sondern ihnen eine Lektion erteilen.

Während der Rotschopf verschwand um ihr das benötigte Obst zu besorgen unterhielt sie sich mit ihren ‚Opfern‘. Small-Talk war zwar nicht ihre Stärke, schon gar nicht mit Kindern, aber am Ende hatte sie zumindest zwei Namen – der eine hieß Toshiro, der größere, der auch ein wenig von einer Buddha-Statue hatte, Amida – und ein wenig mehr unbedeutendes Zeug über sie erfahren. Interessierte sie zwar nicht, aber irgendwie musste sie die Zeit ja totschlagen, bis er wiederkam. „Danke dir, Kenta-san. Werde ich gleich machen, aber erstmal brauchen wir die Aufmerksamkeit der anderen, oder? Das wollen sicher alle sehen.“ Nachdem sie diese Worte ausgesprochen hatte hob sie die linke Hand an den Mund, schob Zeige- und Mittelfinger zwischen die Lippen und stieß einen so lauten Pfiff aus, dass ein Kind sogar fast vor Schreck von der Schaukel gefallen wäre. Dann erhob sie die Stimme wieder: „Wer würde gerne ein paar echte Shinobi-Tricks sehen?“ Blöde Frage! Natürlich wollte das jeder auf dem Schulhof sehen, vor allem, nachdem Kenta sie vorhin noch so über den Klee gelobt hatte. Also verlor sie nicht viel Zeit, solange sie die Aufmerksamkeit quasi gepachtet hatte. „Eine der grundlegendsten Fähigkeiten, die ein Ninja beherrschen muss, ist mit einem Kunai umgehen zu können. Wer weiß, was das ist?“ Ein paar vereinzelte Hände streckten sich in die Höhe, wahrscheinlich die Kinder anderer Shinobi, die auf dem Gebiet schon etwas Vorbildung hatten. Toriko wählte ein bebrilltes, blondlockiges Mädchen aus: „Das ist ein Messer, oder?“ Sie war nicht mal halb so scheu, wie sie bei diesem Thema in ihrem Alter sein sollte, was sie als Bestätigung ansah. „Genau richtig, ein Kunai ist ein Wurfmesser und nur eine von vielen Standardwaffen.“ Zu keinem Job ging die Kunoichi unbewaffnet, so auch nicht zu diesem hier; mit einer Hand zog sie eines der Messer aus der Beintasche. „Und so sieht das aus! Andere häufige Waffen sind das Shuriken und die Senbon“, während sie über die Waffen sprach holte sie auch davon Exemplare hervor, „jeder Ninja beherrscht diese Waffen meisterhaft. Aber es sind keine Spielzeuge, hört ihr?“ Sie pausierte kurz um diese Information einsickern zu lassen, es war wichtig, dass sich keines der Kinder irgendwann mit sowas verletze, nur weil sie das Zeug vorgezeigt hatte. „Toshiro und Amida haben sich bereit erklärt mir bei dieser Vorführung zu helfen. Applaus für die beiden!“ Kindergeklatsche ertönte, als Toriko auf ihre beiden Assistenten wies. Die Kinder hatte sie in der Tasche und die beiden Delinquenten standen wie übergossene Pudel da – alles nach Plan soweit.
 

Kinzoku Kenta

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Ach, Toriko ... Kenta würde noch nicht sagen dass er ihre schadenfrohe Seite bewunderte - dafür würde es schon ein wirklich inspiriertes Stück Sadismus brauchen - aber sie hatte ganz gewiss das Potential dazu, wenn sie einmal das Hindernis ihrer Prinzipien überwunden hatte. Allein dass sie so spontan überhaupt auf die Idee gekommen war es zu einer Demonstration für den ganzen Schulhof zu machen, Respekt. Das hob das Ganze auf eine soziale Dimension an die er in seinem ersten Anlauf nicht gedacht hatte, und die für zwei vorlaute Schulkinder sicher schmerzhafter war als das meiste was man ihnen persönlich hätte antun können. Hrm. Er würde ihr gleich seine Anerkennung aussprechen müssen.

Kenta fiel breit grinsend in den Applaus ein, als Toshiro und Amida vorgezeigt wurden - und legte dem ersten der Burschen kurz darauf sanft aber bestimmt einen Arm auf die Schulter, um ihn zu seinem vorgesehenen Platz am Baumstamm zu manövrieren. "Beim Umgang mit solchen Waffen ist größte Präzision und Zielsicherheit gefordert." Übernahm Kenta die Rede, nachdem Toriko nicht den Anschein machte als bestünde sie unbedingt darauf, das komplette Event zu moderieren. "Das benötigt viel Training, aber wenn man einmal dort angelangt ist, kann man stolz auf sich sein. Und zusammen mit den beiden Jungs hier wollen wir euch zum Abschluss noch einmal zeigen wie die Früchte harter Arbeit aussehen können." Hihi - Früchte. Kenta schubste den ersten Jungen nochmal unauffällig zurecht und flüsterte ihm bei der Gelegenheit zu: "Ich an deiner Stelle würd gerade stehen und mich nicht bewegen ... ansonsten könnte es gleich hässlich werden." - dann zog er einen wunderhübschen, rot leuchtenden Apfel aus seiner Obsttüte, hielt ihn einmal für alle gut sichtbar nach oben, und pflanzte ihn grinsend auf Toshiros Kopf. Für den Anfang blieb er mal bei der konservativen Variante. "Toriko-san wird für euch jetzt den Apfel treffen, ohne dass das Kunai Toshiro streift." Oder sein Auge aufspießt. Oder ihm ein drittes Nasenloch verpasst. Oder ... ach es gab so viele Möglichkeiten! Die nicht eintreten würden - er hätte es Toriko auch zugetraut drei jonglierte Äpfel noch in der Luft zu treffen ohne dem Jongleur auch nur ein Haar zu krümmen. Kehehe. Vielleicht sollte er für Amida ja eine Traube nehmen?
 

Kosanu Toriko

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Ach du heiliger Obstsalat, jetzt kam er wirklich mit Wortspielen an. Na, ihr sollte es recht sein, vielleicht blieb das eine oder andere ja bei den Kindern dadurch besser hängen, als Pädagogin konnte Toriko sich ja wirklich nicht bezeichnen. Umso witziger war dabei die Tatsache, dass sie sich jetzt in verhaltenskorrigierenden Maßnahmen übte. Naja, vielleicht ging es auch wirklich nur darum zwei schlecht erzogenen Kindern einen gehörigen Schrecken einzujagen, so leicht konnte man das eine vom anderen gerade nicht trennen.
Eigentlich wollte sie ja durchaus etwas angeben, aber vor Kindern wollte sie nicht den Eindruck erwecken mit Waffen zu spielen und so entschied sie sich erstmal bei einer konservativen und halb der Literatur entlehnten Variante zu bleiben. Allerdings wollte sie das ganze trotzdem etwas aufpeppen, mit einem Wurfmesser einen Apfel treffen konnte wahrscheinlich jeder Akademieschüler, dem die Abschlussprüfung nicht mehr allzu fern war. Bei ihr sollten es dann zumindest zwei Waffen sein und der Apfel nicht nur einfach durchbohrt, sondern vernünftig in der Mitte durchteilt werden. Da das durchaus ihre Spezialität war gehörte sowas zu ihren leichtesten Übungen, auf der anderen Seite war es für eine Gruppe Schüler und vor allem denjenigen, der den Apfel auf dem Kopf balancieren musste, durchaus beeindruckend genug. Als zückte das Mädchen zu dem Messer, das sie schon in der Hand hielt, ein zweites dazu und stellte sich gute zehn, vielleicht sogar fünfzehn Meter von Toshiro entfernt auf. Lampenfieber? Fehlanzeige, das Publikum blendete sie problemlos aus. Immerhin war das ja quasi eine Mission, da durfte man keine Nerven zeigen. Es ging nur darum sich auf den Wurf zu konzentrieren, der Junge durfte nur nicht verletzt werden und der Apfel musste so getroffen werden wie sie sich das vorstellte. Sie hob beide Messer hoch, die Enden umfasst und die Klingen in die Höhe gestreckt. Dann holte die Kunoichi beinahe formvollendet aus, die Arme beinahe wie Schwingen zu beiden Seiten ausgebreitet. Mit einer plötzlichen Bewegung der Arme zwischen zwei Atemzügen schickte sie die beiden Kunai auf ihre Reise, das linke um einen winzigen Augenblick früher als das rechte. Sie wollte vermeiden, dass die beiden Messer einander im Apfel trafen; das erste durchschnitt die rote Haut zuerst und tauchte in das helle Fleisch darunter, während das zweite die Schale gerade erst berührte. Als das eine Messer das Gehäuse gerade erst passiert hatte wurde es auch noch aus der zweiten Richtung penetriert und der Apfel barst schlussendlich in vier zwar nicht gleichgroße, aber durchaus sauber geschnittene Stücke, die neben den Füßen des kreidebleichen Schülers auf dem Boden landeten, während die Messer ein gutes Stück hinter ihm zu liegen kamen. Es konnte manchmal so einfach sein.
 

Kinzoku Kenta

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Kenta schaute zunehmend amüsiert , als er Toriko bei ihrer Wurfübung betrachtete - hätte er vielleicht erwarten sollen, dass sie noch einen draufsetzte? Es war nicht so einfach zu sagen bei ihr, fand er. In den meisten Belangen war sie auffallend ... nun, Toriko konnte er nicht wirklich bescheiden nennen seit er sie mal denken gehört hatte, aber doch zumindest vornehm zurückhaltend. Aber was ihre körperlichen Talente anging konnte man eigentlich schon eine gewisse Selbstverliebtheit sehen, oder? Sie brauchte nicht mal Worte, um damit anzugeben was sie alles konnte. Nicht dass Kenta das kritisieren würde, im Gegenteil, es gefiel ihm weit besser als diese unnötige Zurückhaltung, diese aufgesetzte Bravheit, die nicht wirklich sie war. Und es war großes Kino, als Toriko die beiden Wurfmesser präzise zeitversetzt losließ und damit den Apfel teilte! Jeder Zirkus hätte einpacken können, was auch in der betäubten Stille deutlich wurde, die sich nach dem Wurf breitmachte - nur unterbrochen vom Klirren zu Boden fallender Kunai und dem weniger metallischen Geräusch der vier fallenden Apfelstücke. Naja - drei. Eines davon hatte Kenta sich geschnappt. Er grinste Toriko an und zwinkerte, ehe er langsam hineinbiss. Saubere Leistung!

Der Kinzoku knabberte immer noch an seinem Apfelstück, während er Toshiro sachte vom Baum wegschob (der Junge wirkte gerade zu erschrocken um so schwierige Aufgaben wie zweibeiniges Laufen zu bewältigen) und sich Amida schnappte. Der wirkte ein bisschen hin- und hergerissen, ob er jetzt Schiss haben wollte oder nicht - immerhin war es für seinen Kumpanen gut gelaufen - aber er hatte nicht mit dem nächsten Streich gerechnet. "Ein unbewegliches Ziel ist natürlich ein bisschen realitätsfern." Hob Kenta an, und kramte in seiner Papiertüte, nachdem er das Stück Apfel bis auf die Kerne restlos verputzt hatte. "Das ist ein guter Einstieg, aber doch weit weg davon was ein Ninja im Einsatz leisten muss. Häufig geht es darum ein kleines, bewegliches Ziel zu erfassen und präzise zum richtigen Zeitpunkt zu treffen." Strahlend zog Kenta eine Handvoll Weintrauben aus der Tüte, hielt sie gut sichtbar hoch, und warf sie ein paar Zentimeter vor Amidas Nase der Reihe nach in die Luft. Sie würden schon halbwegs auf seinem Kopf landen, allein - wenn er sich keinen neuen Scheitel wünschte traf Toriko die Früchte besser noch im Flug. Tat sie natürlich, und es war durchaus witzig zu sehen wie der Junge leise zu wimmern anfing während ihm Traubensaft in die Haare spritzte. Aber langsam war die Zeit zum Spielen auch vorbei - Kenta stimmte noch eine Runde Applaus für ihre Meisterschützin an, die ziemlich lang wurde, aber gegen Ende vom Pausenläuten übertönt wurde.

"Gute Idee mit dem Kunai. Klassischer Text, gewagt neu inszeniert."
Lobte Kenta grinsend, und schaute den beiden frisch Bestraften hinterher, als sie sich ein Stück hinter der Meute ins Schulgebäude trollten. Dann hielt er Toriko fragend die Tüte hin. "Auch was? Die Äpfel sind wirklich gut."

[Job beendet!]
 
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