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B5- Kap Iitaka

Kiyama Mura

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Mura dachte nach, als er auf das Meer hinausblickte. Irgendwer hatte ihm gesagt, dass die Nervosität, an einem Examen teilzunehmen, beim zweiten Mal wie verflogen sein und einer gewissen Abgeklärtheit weichen würde... Muras Mundwinkel zuckte. So ein Schwachsinn. Er war total nervös. Seine Knie waren weich wie Pudding, sein pochendes Herz drohte seinen Brustkorb zu zerschmettern und sein Hirn hatte seit Betreten der Insel jede Arbeit eingestellt. Mura fuhr sich mit seiner Hand durch das blonde Haar und fluchte innerlich vor sich hin. Er war so aufgeregt gewesen, dass er sich nicht einmal an seinen Weg hierhin erinnern konnte. Er war an diesen Ort geführt worden und hatte gesagt bekommen, dass er ungefähr eine halbe Stunde warten sollte, ehe er sich wieder in das Innere der Insel bewegen durfte. Und so stand er gefühlte Ewigkeiten hier schon an der Klippe und wusste nichts mit sich anzufangen. Auch der Blick auf die See, die gegen die Felsen peitschte und weiß schäumend die Klippen umspülte, hatte längst seinen Reiz verloren.
Puuhhh…. Der Kiyama stieß gelangweilt Luft aus. Wer zum Henker war auf die glorreiche Idee gekommen, den Anwärtern so viel Zeit zu geben, um sich das Hirn mit allen möglichen Eventualitäten zu zermartern? Mura seufzte auf. Gerade er hatte mehr als genug Gründe, sich Gedanken zu machen. Zu sagen, dass er vollkommen unbeschwert in dieses Examen gegangen war, wäre eine glatte Lüge gewesen. Wo sollte man anfangen? Bei seiner gescheiterten ersten Prüfung, bei den tragischen Unglücken, die die Personen seines näheren Umfeldes heimgesucht hatten, oder bei der Tatsache, dass er auf seinen letzten Missionen regelmäßig von irgendwem tierisch den Hintern versohlt bekommen hatte? Muras Leben hatte wirklich sein absolutes Tief erreicht. So hatte er auch die Mitteilung seines Dorfes, dass er für das nächste Chuuninexamen eine Einladung erhalten habe, mit einem mulmigen Gefühl aufgenommen. Erst hatte er sogar überlegt, dieses Gesuch einfach postwendend abzulehnen, mochte es auch bedeuten, so den Unwillen der Dorfleitung zu erregen.
Doch dann hatte er herausgefunden, dass die Anmeldung zu dem Examen eine der letzten Tätigkeiten seiner Lehrmeisterin Nanami gewesen war, die erst kürzlich verstorben war. Bei dem Gedanken an die alte Kunoichi verdüsterte sich die Miene des Jungen. Obwohl sich beide zu ihren Lebzeiten nie wirklich verstanden, im Gegenteil sogar meist gestritten hatten, war doch im Laufe der Zeit so etwas wie Akzeptanz und später auch Zuneigung entstanden. Die nervigen Trainingseinheiten, ihre unerbittliche Art und das stetige Nörgeln waren ihm immer vertrauter geworden. Auch Nanami änderte ihre Einstellung gegenüber ihrem Schützling, sodass die beiden Einzelgänger in ihrer Freizeit immer mehr Zeit miteinander verbrachten. In der Folge hatte ihr Tod ihn härter getroffen, als er es am Anfang für möglich gehalten hatte. Und so hatte auch der Glaube, ein wenig den letzten Willen Nanamis zu verwirklichen, ihn dazu bewogen, diese Reise anzutreten.
Mura straffte seine Schultern und ließ seine Glieder kreisen. Es war so weit. Die Wartezeit hatte ein Ende. Ein letztes Mal ließ Mura seinen Blick über die See schweifen. Der Kiyama wusste nicht, was die nächsten Stunden bringen würden. Er wusste nicht, ob er als Chuunin triumphierend die Insel verlassen oder doch einen weiteren Schlag in seinem Leben hinnehmen würde. Er wusste nur, dass er alles dafür tun würde, um seine verstorbene Lehrmeisterin mit Stolz zu erfüllen. Mit einem Ruck wandte er sich ab und richtete seinen Blick auf die Insel hinter sich. Irgendwo dort befand sich ein Button, der einen neuen Besitzer suchte.
 

Kiyama Mura

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Zügig ließ Mura die dunklen Klippen des von ihm selbst getauften Kap Iitaka hinter sich, wollte er schließlich so schnell wie möglich in das Landesinnere kommen. Wie lange er dafür brauchen würde, konnte er aufgrund der gebirgigen Umgebung nur vermuten. Doch obwohl ihm die hoch aufragenden Felsen die Sicht versperrten, konnte er bereits einige Besonderheiten der Insel ausmachen. Denn die Gesteinsformationen, denen er sich jetzt schon gegenübersah, waren nur die Ausläufer einer riesigen Gebirgskette, die sich immer weiter nach Nordosten erstreckte. Ob sich dahinter noch etwas befand, ließ sich nicht feststellen. Es war allerdings erkennbar, dass sich dort auch der höchste Punkt der Insel befinden musste, lagen doch zwei… nein, drei der Felsnadeln so hoch, dass sie in vollkommenes Weiß gehüllt waren. Mura überlegte kurz, befand dann aber, dass er auch nicht den Versuch unternehmen sollte, diese Gebirgskette zu erklimmen und ihr zu folgen. Er würde auf diese Weise nur unnötig Kraft und Zeit verschwenden und bewertete die Chance, dort oben auf andere Genin zu treffen, mehr als gering. Außerdem waren auch weiter im Osten Felsformationen zu erkennen, die weder so weitläufig noch so spitz zu liefen. Erst dachte Mura noch, dass sie zusammen mit der Gebirgskette vor ihm ein geschlossenes Massiv bildeten. Nachdem er aber eine leichte Höhe erklommen hatte, konnte er aber erkennen, dass zwischen den Bergkegeln eine breite Lücke klaffte. Zwar widersprach das nicht sogleich der These eines geschlossenen Massives, Mura vermutete aber eher, dass sich dort das Tal befinden musste, dass er auf seinem Hinweg zu seinem Startpunkt hatte passieren müssen. Trotz seiner Nervosität und des dadurch ausgelösten Blackouts konnte er sich daran erinnern, dass er eine ganze Zeit lang durch ein Waldgebiet unterschiedlicher Vegetation gelaufen war. Es war nur logisch, dass er dort auch auf einige andere Genin treffen konnte und mit ein bisschen Glück auch auf die Person, die seine Nummer besaß. Dennoch wollte sich Mura zuerst einen Überblick verschaffen. So richtete er seinen Blick weiter nach Norden und suchte sich einen kleineren Berg, den erklimmen konnte und als seinen eigenen kleinen „Adlerhorst“ nutzen wollte, um die Insel besser zu erkunden.

Schnaufend erreichte Mura einen Felsvorsprung, den er als Ausguck nutzen wollte. Kurz stemmte er die Fäuste in die Seiten, während sich seine Atmung langsam beruhigte. Mura war zwar durchaus trainiert, doch das hohe Tempo, das er eingeschlagen hatte, und das unwegsame Gelände forderten auch bei ihm einen gewissen Tribut. Dafür hatte er endlich einen guten Ausblick auf das Gelände:


~~~Kap Iitaka~~~

Das Kap Iitaka stellt den westlichsten Punkt der Insel dar. Während nur wenige hundert Meter von dort entfernt das Meer geradezu sanft auf eine Lagune trifft und zum Verweilen einlädt, schlagen hier die Wellen mit aller Härte auf die schwarzen Klippen. Selbst an ruhigen Tagen ist das Meer an diesem Ort extrem aufgewühlt, sodass die weiße Gischt gleich mehrere Meter hochspritzt. Sobald aber Stürme über die Insel hereinbrechen, wäre jeder Ort, selbst die eisigen Gipfel der Berge, angenehmer als das Kap. Denn dann trifft das Meer mit solcher Wucht auf das Kap, das jeder, der sich zu diesem Zeitpunkt zu nah am Rand der Felsen aufhält, droht, hinweggespült zu werden. Während so in der lange Geschichte Iiatakas lediglich ein Betrunker, ein Selbstmörder und ein kleines Kind zu Schaden gekommen waren, zeugen noch heute zwei Schiffsmaste, die verrottend aus dem Meer ragen, dafür, dass mehr als ein Kapitän den tückischen Felsnadeln nicht ausweichen konnte. Dabei darf man nicht allein Stürmen die Schuld dafür geben, denn genauso oft ist der gesamte Norden der Insel durch die kühlen Lüfte der Berge in Nebel gehüllt. Die ehemaligen Einwohner der Insel hatten aus diesem Grund ein kleines Plateau errichtet, auf dem sie mit eigens zu diesem Zweck aufgeschichtetem Holz Schiffen den Weg weisen wollten. Doch, nachdem Iitaka von seinen letzten Bewohnern verlassen worden war, hatte sich niemand mehr um die Instandhaltung gekümmert. So hat schon lange keinem Seemann mehr der verrottende Holzhaufen das Leben gerettet.
 
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Muras Nackenhaare stellten sich auf, als er die schräg aus dem Meer herausragenden Schiffsmasten bemerkte. An sich hätte er sie schlicht übersehen, hätten sich nicht die in Fetzen hängenden Segel deutlich von den schwarzen Felsen abgezeichnet. Der Gedanke, dass bei diesem Unglück jemand zu Schaden gekommen sein könnte, traf ihn besonders hart. Schließlich hatte er sich selbst vor nicht allzu langer Zeit in einer ziemlich ähnlichen Lage befunden, als das Schiff, das ihn zu einem Missionsstandort (übrigens eine dieser Missionen, auf denen er ziemlich übel verdroschen wurde) bringen sollte, bei einem Unwetter gekentert war. Zu seinem Glück hatte er schon damals über die Fähigkeit des Wasserlaufs verfügt, was ihn gegenüber den meisten anderen Passagieren des verunglückten Bootes in eine deutlich angenehmere Position gebracht hatte. So hatte er auf dem Wasser stehend den Seeleuten und Zivilisten geholfen, sobald ihnen die Kräfte auszugehen drohten. Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen. Genau genommen war er nicht allein der große Held des Tages gewesen. Zu seiner Unterstützung war noch der unerfahrene Kajiya Himitsu dabei gewesen, der über sich selbst herausgewachsen war und sich aufopferungsvoll um eine schwangere Frau mit ihrem Kleinkind gekümmert hatte. Was Himitsu wohl gerade machte? Seit dieser Mission war der Kontakt zwischen den beiden Genin abgebrochen, was der Kiyama doch ein wenig Schade fand. Schnell verdüsterte sich aber wieder seine Miene, denn trotz ihrer gemeinsamen Anstrengungen hatte die See mit unerbittlicher Härte zugeschlagen und die Gruppe der Überlebenden arg dezimiert. Nur ein kleines Grüppchen hatte am Ende von einem kleinen Fischerboot gerettet werden können und Mura hatte sich ewig die Frage gestellt, ob er nicht doch mehr Menschen hätte retten können. An diesem Tag hatte sich der junge Kiyama aber auch geschworen, das Meer mit all seiner zügellosen Kraft nie wieder zu unterschätzen. Vielleicht war das auch der Grund gewesen, warum er in all den Tagen auf der kleinen Karavelle, die ihn hier zu der Insel gebracht hatte, sein Gepäck in der Kabine immer griffbereit gelassen und bei jedem Wanken des Bootes ein flaues Gefühl in der Magengegend verspürt hatte.

Mura kratzte sich das Kinn. Wie wohl erst die Chancen für diejenigen gewesen waren, die mit ihren Booten auf diese Klippen aufgeschlagen waren? Er wollte es wohl lieber nicht wissen. Selbst, wenn man dem Schiffswrack entkommen konnte, war doch die Wahrscheinlichkeit hoch, durch die heftigen Strömungen gegen die scharfen Felsen geschleudert zu werden. Mit einem Schauern wandte sich Mura ab. Was für ein grausames Schicksal!
Während er so sein Gesicht abkehrte, fiel sein Blick auf die Talsohle, die der ursprüngliche Grund dafür war, dass er diesen Aufstieg unternommen hatte. Mura verfluchte sich und seine kleinen Aussetzer innerlich. Es war wirklich eine furchtbare Angewohnheit von ihm, sich immer wieder in kleine Tagträume zu fliehen. Er wollte gar nicht wissen, wie viel Zeit er nun schon wieder verplempert hatte. Er sollte sich lieber einmal so langsam auf das Hier und Jetzt konzentrieren. So raffte sich Mura auf, rief sich selbst mit aller Vehemenz zur Ordnung und versuchte endlich eine etwas bessere Figur als Shinobi abzugeben. Verdammt… er wollte Chuunin werden. Solche Aussetzer durften ihm nicht passieren. Es würden später die Leben anderer davon abhängen, dass er geistig voll bei der Sache war.
Komm schon… Denk nach, wohin soll ich mich wenden?
Mura blickte sich noch einmal aufmerksam um. So wie er seine Lage einschätzte, hatte er nur zwei Optionen zur Auswahl. Durch das Kap und die natürliche Beschaffenheit der Insel konnte er lediglich einen Weg nach Osten einschlagen, wobei ihm entweder der Weg über die Berge oder entlang einer kleinen Lagune einschlagen konnte. Obwohl gerade Letzteres durchaus seinen Reiz hatte, barg dieser Weg durchaus einige Gefahren. Schließlich konnten auch seine Kontrahenten auf diese Idee kommen und es war nur zu schnell geschehen, dass man aufgrund des idyllischen Charakters eines Ortes potentielle Gefahren ausblendete. Außerdem hätte er durch die Fauna des Ortes nur einen eingeschränkten Blick über die Insel. Dabei war die Insel, glaubte man allein den Ausmaßen der Gebirgsketten, zu groß, um vollkommen ahnungslos durch die Gegend zu irren. Wenn er dagegen den Ausläufern des Hochgebirges folgen würde, könnte er durchgängig das gesamte Tal darunter überblicken. Seiner Meinung nach war es nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Shinobi aufeinandertreffen würden und dann würde es knallen, krachen und qualmen. Auf diese Weise hätte er dann eine ersten Anhaltspunkt und mit ein bisschen Glück ein paar ziemlich erschöpfte Gegner. Die Möglichkeit einer „Interessengemeinschaft“, um mit anderen Genin zusammen den Chuunintitel zu erlangen, hatte zwar durchaus seinen Reiz, aber er versuchte vorerst mit nichts zu planen, was ihm erst einmal nicht zur Verfügung stand. Zudem sprachen seine Erfahrungswerte nicht gerade für solche Interessengemeinschaften, hatte er doch im letzten Seminar gerade da auf das falsche Pferd gesetzt, was für ihn das Ende des Examens und ganz nebenbei einen bösen Kieferbruch bedeutete. Beinahe unbewusst betastete er sein Kinn. Er konnte gerne darauf verzichten, ein weiteres Mal nur aus dem Strohhalm Nahrung zu sich zu nehmen.
Dies alles bedenkend entschied sich Mura dafür, den Ball erst einmal flach zu halten, und wählte den Weg entlang der Berge.

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