Nun Leans Post:
Da lagen sie, die Stirnbänder. Eben jenes Stirnband war es, welches er heute zu ergattern versuchte.
Obgleich dies heute ein sehr wichtiger Tag für Lean war schien kaum aufgeregt oder in Panik zu sein. Er war sehr zuversichtlich bezüglich seiner Prüfung: 2 Künste, das sollte zu schaffen sein.
„Bunshin ... Kawarimi ... Bunshin ... Kawarimi ... “, immer so weiter, einer nach dem anderen wurde aufgefordert, die zwei Jutsu vorzuführen, die als Standart und Basis für jeden Shinobi dienlich sein sollte. Und es gab kaum einen, der die Prüfer nicht zufrieden stellte – mal war ein Bunshin nicht ganz ausgereift, mal war die Kawarimi nicht ganz perfekt, dennoch kam, bisher zumindest, jeder Schüler vor Lean durch. Also sollte es für ihn kaum ein Problem sein, dort vorzutreten und sich sein Stirnband zu holen. Nach dem Praktischen Teil wurde jeder Schüler in einen seperaten Nebenraum gerufen und wurden dort, einer nach dem anderen unter Geheimhaltung abgefragt.
Die Arme verschränkt und die Brust raus gestreckt saß Lean, etwas alleine gelassen, in der letzten Reihe und beobachtete seine Mitschüler, wie sie, einer nach dem anderen, vortraten.
Sein Vater hatte ihm immer verboten, dieses Erbe der Nakada leichtsinnig zu gebrauchen, doch im Moment wäre es nicht mal jemandem aufgefallen, wenn Lean die Bank angezündet hätte.
Dies war die Abschlussprüfung, danach dürfte er diese Klassenräume eine lange Zeit nicht mehr von innen sehen.
„Nakada Lean, bitte vortreten.“
Endlich war es soweit! Einige Köpfe drehten sich zu ihm um, als er Aufstand, und es herrschte eine erdrückende Stille. Zuvor hatte niemand geredet, während den Prüfungen waren alle Ernst und Still, dennoch hatte Lean das Gefühl, dass er dieses Schweigen nicht zu unrecht deutete.
Dem Nakada-Clan wurde oft Hochmut und Krafübermaß vorgeworfen, doch damit lebten die meisten Mitglieder des Hauses recht gut und im Laufe der Jahre vergisst sich so etwas schnell.
Langsam schritt er vor, trat vor das Pult und blickte seine Prüfer mit den dunekl braunen Augen an.
Einer seiner Prüfer trug eine Narbe, quer übers Gesicht, und ein interessantes Halsband, ansonsten die Standart-Jo-Nin-Kleidung, es war nichts besonderes an ihm zu erkennen, bis auf die große Narbe.
Der andere schien schon etwas exotischer, trug ebenfalls ein Halsband, ein blaues, dazu passende, blaue Trainingskleidung und konnte sich scheinbar auch bei Prüfungen nicht von seiner schwarzen Sonnenbrille trennen. Irgendwie komisch, fand Lean.
„Nakada Lean vom Haus und Clan Nakada, Sohn des Chu Nakada?“
„Ja, der bin ich“.
„Gut“, der Prüfer mit der Narbe machte ein Häkchen auf seinen Unterlagen, welche an seinem Platz waren. Scheinbar die Schüler-Daten.
„Nun denn, Lean“, begann der mit der Sonnenbrille. „Führe uns doch bitte die zwei Künste ‚Bunshin no Jutsu’ und ‚Kawarimi no Jutsu’ vor. Bunshin no Jutsu zuerst.“
Lean nickte. „Natürlich“.
Keiner dieser Jutsu erforderte viele Siegel oder viel Chackra und gehörten zum Standart-Repertoire eines jeden Shinobi.
Schnell waren die wenigen Fingerzeichen geformt, Lean fühlte, wie sein Chackra ihn durchströmte, atmete kurz ein und rief „Bunshin no Jutsu“. Ein leises Geräusch erklang und zu beiden Seiten hatten sich zwei Gestalten gesellt, die Lean glichen wie ein Ei dem anderen. Diese waren nicht wirklich Real und dennoch vorhanden, eine sehr nützliche Kunst, wie Lean fand.
Ein weiteres Häkchen wurde auf dem Klemmbrett verzeichnet. „Sehr gut. Die Bunshin sind zufriedenstellend.“
„Nun Kawarimi no Jutsu“. Scheinbar wechselten sich die beiden mit dem Sprechen ab.
Die beiden Bunshin verschwanden sofort und der junge Nakada schickte sich an, die nächste Kunst fortzuführen. Kawarimi no Jutsu benötigte immer ein Gegenstück zum Tausch. Schnell wurde er fündig: in der hintersten Ecke stand eine von Kunai und Shuriken entstellte, hölzerne Trainingspuppe, ohne Arme und Beine, nur Kopf und Rumpf an einem Ständer befestigt.
Die Siegel waren schnell geformt und das Chackra floss locker wie zuvor durch ihn hindurch. „Kawarimi no Jutsu!“
An Lean’s Stelle befand sich nun eben jene Puppe und der junge Nakada hatte ihren Platz eingenommen. Von dort tauschte er mit der selben Kunst erneut den Platz mit der Puppe und schien selbst zufrieden mit sich zu sein.
Seine beiden Prüfer schienen das ebenso zu sehen, ein letztes Häkchen, eine kleine Notiz und eine kurze Besprechung im Flüsterton, dann sah ihn das Narbengesicht freundlich an. „Nun, wir konnten keinerlei Mängel an deinen Jutsu feststellen. Die Bunshin hätten vielleicht mehr sein können, aber wird sind zuversichtlich, dass du diese auf Wunsch hättest erschaffen können.“
„Nun kommt der theoretische Teil. Wir bitten dich, uns in das Nebenzimmer zu folgen.“
„Hai“
Beide Prüfer standen auf und gingen, wie schon so oft zuvor, in das Nebenzimmer, Lean folgte ihnen.
Die Prüfer stellten sich nebeneinander an das eine Ende des Raumes, LEan sollte am anderen Ende warten. Erst jetzte bemerkte er zwei Jo-Nin, einen zu seiner Linken, den anderen zu seiner Rechten. Beide hatten verschiedene Utensilien in der Hand: Seile und ein großes Tuch, vielleicht ein Umhang.
Der Mann mit der Brille sprach: „Wir werden zuerst dein theoretisches Wissen über die Künste Nawanuke no Jutsu und Kakuremino no Jutsu testen. Was hast du uns zu diesen beiden Künsten zu sagen?“
Lean holte tief Luft. Allmählig packte auch ihn die Aufregung, wenn auch nur sehr geringfügig. „Nawanuke no Jutsu ist eine Ninjutsu, die es dem Anwender erlaubt, sich aus einfach Fallen zu befreien, wenn er gefesselt ist, zum Beispiel. Je besser man diese Kunst beherrscht, um so komplexer können die Fallen sein, aus denen man sich befreien will.“
Narbengesicht machte sich ein weiteres Häckchen.
„Kakuremino no Jutsu“, fuhr Lean fort. “Wird auch ‘Mantel der Unsichtbarkeit’ genannt und ist eine Kunst, die es dem Anwender erlaubt, sich mit Hilfe eines flächendeckenden Gegenstandes, wie zum Beispiel mit einem Umhang, vorrübergehend bis zu einem gewissen Grad zu tarnen und optisch mit seiner Umgebung zu verschmelzen. Beherrscht man diese Technik perfekt ist man nahezu unsichtbar.“
Der Prüfer mit der Narbe lächelte zufrieden und notierte sich ein weiteres Häkchen. Was für ein Tagewerk, dachte sich Lean. Kommt das auf mich zu, wenn ich Jo-Nin werde?
„So“, begann der andere. „Nun werden wir sehen, wie gut du diese beiden Techniken in der Praxis beherrschst. Gemma, Hyoko!“
„Hai!“
„Fesselt den Schüler.“
Beide Jo-Nin hatten dies schon viele male zuvor bei seinen Mitschülern tun dürfen und waren somit schnell fertig, ihm die Hände auf den Rücken zu binden und die Füße so zu fesseln, dass er bei jedem Versuch, sich zu bewegen, eine schmerzhafte Erfahrung machen würde.
Hinter seinem Rücken gelang es ihm trotz der Fesseln das einzige, nötige Siegel für diese Jutsu zu formen ((sein Glück, dass dieses Relativ einfach ist)).
„Nawakune no Jutsu!“
Das Chackra strömte aus seinem Körper und befiel langsam die Fesseln, Lean selbst spürte, wie diese sich langsam lockerten und begann, sich leicht hin und her zu winden. Nach kurzer Zeit waren die Fesseln gelöst und die Seile lagen am Boden, wo sie nicht lange verweilten, denn Hyoko nahm diese sofort wieder an sich. Ein weiteres Häkchen, die nächste Kunst.
„Gemma, gib dem Schüler den Umhang“
Gemma überreichte Lean einen großen Stofffetzen der eher einer leicht zerrissenen Decke als einem richtigen Umhang glich, doch er wollte nicht kleinlich sein.
Leicht warf er sich diesen um die Schulter, band ihn nicht fest sondern formte nur schnell die nötigen Siegel und ließ die Kunst auf den Umhang wirken. „Kakuremino no Jutsu!“
Das Chackra befiel langsam den Umhang und Lean warf sich diesen nun so um, dass er seinen kompletten vorderen Körper bedeckte, ging dabei ein paar schritte rückwärts, bis er an der Tür lehnte.
Der Mantel selbst verlor jegliche Farbe und scheinbar auch Konsistenz und gewann dafür an Transparenz, doch dabei zeigte er nicht Lean, der sich hinter diesem Verbarg, sondern nahm die Konturen von Holz und Papier an und glich plötzlich der Schiebetür hinter Lean so sehr, dass das ungeschulte Auge ihn gar nicht bemerkt hätte. Natürlich konnte jeder der Anwesenden Jo-Nin Jijuro sehen, sie kannten diese Kunst, seine Schwachstellen und erkannten an einigen Details, wo er sich aufhielt. Doch Sinn der praktischen Prüfung war nicht, die Prüfer auszutricksen sondern das Wissen der Schülers zu testen. Erneut ein Häkchen.
„Begleite uns bitte wieder in den Klassenraum, Nakada Lean.“
Kaum hatten die beiden Prüfer wieder im Klassenzimmer platz genommen und den Lärmpegel dort auf ein mal rapide gesenkt, schon gesellte sich Lean wieder zu ihnen, mit ernster Mine, und wartete auf das Ergebnis seiner Prüfung.
„Nun“, sagte der Prüfer mit der Sonnebrille. „Auch dich wollen wir darauf hinweisen, dass das Leben eines Shinobi hart und gefährlich sein kann und selten ein Vergnügen ist. Sei dir dessen immer bewusst, wenn du im Namen unseres Landes Missionen für uns und andere erfüllst.“
„Jawohl“, entgegnete Lean, vielleicht etwas lauter als nötig.
Narbengesicht lächelte. „Nun gut, Nakada Lean, du hast bestanden. Viel erfolg auf deinem Nin-Do“
Dann wurde ihm sein eigenes Konoha-Stirnband überreicht: Es war etwas schwerer, als er angenommen hatte, dennoch leicht zu tragen. Im Gegensatz zu den meisten anderen frisch gebackenen Ge-Nin band er es sich jedoch nicht sofort um sondern überlegte, wie es für ihn am besten zu tragen wäre, als er sich wieder nach hinten auf seinen Platz begab und der nächste Schüler aufgerufen wurde. Er entschied sich vorerst, es sich um den Hals zu binden, und fand, dass es dort gut saß.
Er verbeugte sich Tief vor seinen Prüfern. „Arigato“.
Nun war er ein Ge-Nin, und sein Vater würde zufrieden mit ihm sein.Er freute sich riesig und setzte sich wieder auf seinen Platz.