Auch, wenn das Ganze eine ernstzunehmende Sache war, machte Kana's Herzchen einen freudigen Hüpfer, zum Glück konnte man ihre Emotionen im Gesicht kaum wahrnehmen, denn sonst würde sich diese Freude widerspiegeln und das wäre im Augenblick thematisch wirklich unpassend. Kana gefiel es sehr, wie geschickt die Sakaida ihr junges Team an die Mission heranführte, die beiden als vollwertige Genin behandelte und sie nicht einfach gleichgültig ins kalte Wasser schmiss, um im Alleingang - das könnte sie ganz bestimmt - den Auftrag in die Hand zu nehmen. Wie eine richtige Sensei gab sie gerade so viel Preis, damit Kana selbst nachdenken konnte und ergänzte oder korrigierte gegebenenfalls. Fast nichts war schlimmer, als Vorgekautes nachzugehen. Die Mission wäre wahrscheinlich um einiges schneller beendet, aber das wäre ja super langweilig und dabei gelernt hätte die Wissbegierige so viel wie beim Anstarren eines leeren Blattpapiers.
Kana war innerlich zu aufgeregt, um sich zu setzen. Unschlüssig was sie nun tun sollte, machte sie kleine Schritte durch die Lichtung, natürlich ganz in der Nähe sowie in Hör und Sehweite und nahm alle Eindrücke in sich auf. Der Wald war so gar nicht mit dem Park im Byakko-Bezirk zu vergleichen, in dem die Bäume und Pflanzen wohlgeordnet in Reih und Glied standen. Hier wuchs jede Pflanze nach Lust und Laune, kämpfte um jeden freien Platz. Selbst die Wurzeln konnte man vereinzelnd auf der Oberfläche wuchern sehen, die teilweise so dick waren und aus der Erde ragten, dass man zwischen ihnen kleine Höhlen ausmachen konnte. Selbst das Licht, das durch Blätter, Büschen und zwischen den Baumstämmen brach, schien ein ganz anderes als im Dorf zu sein. Kana fand den Anblick wunderschön und konnte kaum an sich halten, weil die Natur hier so neu für sie war. Sie wusste zwar aus Bilderbüchern wie ungefähr ein naturbelassener Wald aussah, aber in Wirklichkeit war das nochmal viel beeindruckender. Über das viele lose Holz, das am Boden lag, würde ihr Vater sich ganz bestimmt freuen, aber der wollte ja keinen Schritt über die Schwelle des Tores setzen. So ein Pech für ihn! Als der Magen knurrte, erinnerte sich Kana unwillkürlich an ihre Prüfung und gesellte sich sogleich neben Mai auf den Baumstamm, kramte zwei gefüllte Reisbällchen hervor und begann zu essen. Als die Chuunin die Missionspläne weiter auslegte, stockte Kana. 'Verdeckt' war irgendwie klar, aber SO verdeckt? Schauspielern, ohje. Hoffentlich bekam sie eine Rolle als Stehlampe oder Statur, irgendwas, das nicht Offenheit forderte. Jaja, Haushaltshilfen waren Menschen, aber wünschen durfte man schließlich doch immer. Allerdings würde sie natürlich tun was nötig war, auch wenn sie keine Deko spielen durfte. Kana gab ein Nicken als Antwort. Die Reisbällchen waren verputzt und eine persönliche Frage folgte.
So direkt wurde die Dreizehnjährige nach ihren Fähigkeiten in der Vergangenheit noch nicht gefragt, innerhalb der Akademie und die Menschen, die damit zu tun hatten, wussten einfach Bescheid. Kana musste ernsthaft überlegen, wie sie die Frage beantworten sollte, ohne lächerlich zu klingen. Sie liebte ihre außergewöhnliche Fähigkeit, aber sie möchte diese nicht sinnlos klingen lassen, da sich noch nicht viel damit machen ließ. Abarai dagegen konnte schon coole Sachen. Unbewusst nestelte Kana am Plastik ihrer Reisbällchen-Box und richtete den Blick gen Waldboden.
"So ähnlich wie Abarai-san analysiere ich die Situation und wäge meine Chancen ab, halte mich jedoch stets auf Distanz, wenn möglich. Meine Stärke lege ich in das Shouton... Ich erschaffe Kristall, kein normales Element." Das war doch eine recht neutrale Aussage, oder? Nichts Besonderes, aber auch nichts Schlechtes. Die leere Box fand endlich ihren Weg zurück in den Rucksack und Kana sah einmal kurz, aber gefasst, in die Runde und wartete Reaktion ab. Dabei erfasste sie einen knallroten Fleck, der nicht in das Bild der grünen Lichtung passte und sah nochmal genauer hin. Der junge Mann hielt ihr eine Chilischote entgegen und fragte nach ihrem Befinden, ob er ihr etwa anmerken konnte, dass sie noch nicht zufrieden mit ihrer Fähigkeit war? Sie blinzelte ein paar Mal und ein Schauer schlechtes Gewissen rutschte über ihren gesamten Körper, als ihr klar wurde, dass er die Schote nur ihretwegen dabei haben konnte. Da hatte das Mädchen ihn schon wieder falsch eingeschätzt, sie sollte schleunigst damit aufhören. Sie war ihm wohl doch nicht in schlechter Erinnerung geblieben und hatte sie absichtlich ignoriert. Ein Räuspern.
"Danke." brachte sie mit ungewohnt leiser Stimme hervor und interessierte sich plötzlich sehr für einen Ameisenhaufen auf der ganz anderen Seite von Mai, die auch schon auf den Beinen stand und aufbruchbereit war. Wie von einer Wespe gestochen, schnellte Kana hoch und trat neben die Team-Leiterin.
@Sakaida Mai @Abarai Kodoku
->
Grenzposten zu Shirogakure