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Maskenball - Auf einem efeubewachsenen Balkon im Mondlicht

Katarite

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Post #11 nimmt Kontakt mit Post #6 auf.


Wie ein Luftballon ganz bunt ward die Menge prall und rund, da immer mehr Gestalten klein fanden sich im Raume ein. Ungeduldig schaute man all die fremden Masken an, so es dämmerte dem Helden, dass Möglichkeit wurd’ rascher selten, um zu finden Kameraden, die sich zu erkennen gaben durch versteckte Körperregung, winzig kleine Handbewegung, oder durch geflüstert Wort, hier oder an anderm Ort.

Somit machte Mann sich frisch auf den Weg zu rundem Tisch, schnappte sich zwei Gläschen Wein, schenkte sich und niemand ein, um zu suchen einen Gast, der würd’ teilen diese Last mit dem Kerl in feiner Maske, der sich fest am Herzen fasste und flanierte in die Menge, mitten durch das wild’ Gedränge. Kein Tröpfchen Wein verlor er dort, weshalb er locker-leicht schritt fort durch das tanzende Geschwader ohne Angst und ohne Hader, bis er schließlich angekommen am Balkon, wo wie benommen einige Gestalten schon auf der Flucht vor lautem Ton sich nach draußen in die Schatten stiller Nacht verzogen hatten.

Hier, fernab vom lauten Reden würde sich die Chance ergeben ein Persönchen ganz allein anzusprechen um dabei herauszufinden ob das Kind Freund war oder ganz geschwind als ein Feind erkannt muss werden was zu Tag trat durch Gebärden oder die Absenz dergleichen, was weder würde Herz erweichen noch den Geist des schwarzen Recken, der bedacht war zu verstecken wer er war und was er wollte.

Diese Aufgab lösen sollte süßes Wort mit saurem Wein, der mit edler Geste fein gereicht ward einer hübschen Frau, deren Kühle war genau wie die einer anderen, die er zur Genüge kennt. Ob sie sie jedoch auch war würde unserm Helden klar, wenn auf folgende Verbeugung und der dumpfen Worte Zeugung mit der richtigen Parade und natürlich viel Scharade sie agierte ohne zaudern, dass es würd’ dem Schwarzen schaudern noch viel mehr als ganz allein durch der Dame eisig Schein.

So als schall sie durch ein Rohr trug tiefe Stimme somit vor, was der Held zu sagen wagte, und was er auch letztlich sagte, während er dem Weib in Blau aufgeplustert wie ein Pfau, wobei sich Glas auf Glas ganz keck stapelte als wär’s sein Zweck, scharlachroten Wein vorhielt, und währenddessen ganz gezielt sich verneigte bis zum Grund, wobei er mit verhülltem Mund fast den staubgen Stein berührte, der hinaus ins Freie führte.

„Entschuldigt, meine holde Maid, aber euer feines Kleid erweckte rasch mein Augenmerk, doch nicht etwa durch sein Gewerk. Es war vielmehr die Trägerin, die zeigte, dass ich nicht mehr bin als ein ganz einfältiger Mann, der ganz und gar nicht anders kann, als sich nach Schönheit zu verzehren und deren Herrin zu verehren. Drum bitt ich euch, oh holde Maid, schenkt mir ein Stückchen eurer Zeit.“

 

Iwamoto Yuto

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Antwort Post #6


Und tatsächlich schien sich nach einer Weile, die sich hier draußen an der kühlen Luft fast wie eine Ewigkeit anfühlte, jemand zur Dame mit der eisigen Anmut zu gesellen. Im ersten Augeblick vermutete Kyande ja eigentlich, dass es sich um einen der vielen Kellner handeln würde, die ständig hin und her wuselten und wohl ebenso beschäftigt waren wie Ameisen. Doch nicht nur die Gestik, sondern auch seine Sätzen wiesen darauf hin, dass er ganz bestimmt kein simpler Kellner war. "Vielen Dank für das Glas Wein, meine Kehle fühlte sich schon fast an wie eine Wüste." Doch bevor sie das Glas nahm, machte sie einen galanten Knicks, um die Verbeugung zu erwidern. Als sie es dann schließlich in der Hand hielt, ließ sie zunächst den wundervollen Kontrast auf sich wirken. Das warme, lebendige rot, direkt neben dem frostigen Antlitz ihrerseits, umspielt von einem sanften Mondlicht, welches man nur von einem der Balkone aus genießen konnte. Natürlich stellte sie sich damit beinahe perfekt zur Schau für den netten Herren, doch leider waren da auch noch ihre körperlichen Makel, die er in diesem schwachen Licht vielleicht sogar erkennen konnte. Doch wahrscheinlich war ihm bewusst, dass man sich einer holden Dame nicht einfach so näherte und schon gar nicht, dass man darauf vertraute, dass sie alles zusich nahm, was man ihr in die Hand gab.
"Werter Herr, von klein auf hatten mir meine Eltern eingebleut, dass man nicht mit fremden sprechen sollte. Doch was wäre ich nur für ein Mensch, wenn ich meine Manieren vergessen würde. Mein Name lautet Kyande - Hyokai Kyande." Ob sie jedoch sehr erfreut darüber war, seine Gesellschaft genießen zu dürfen, würde sich noch zeigen. Ohne auch nur ein weiteres Wort zu sagen, wandte sie sich von ihm ab um ihre Arme auf das Geländer des Balkons zu legen. Während dieser Bewegungen führte sie sich das Glas zum Mund und setzte es wieder ab. Weder ihre Lippen, noch ihre Kehle hatten je etwas von diesem Schluck Wein gesehen, doch aus unerklärlichen Gründen, hatten die Gäste unterhalb des Balkons das Gefühl, dass sie ein leichtes tröpfeln verspüren würden. Zog da etwa Regen oder gar ein Sturm auf?
 

Katarite

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Post #5 befindet sich einige Meter entfernt


Um ganz ehrlich zu sein wusste ich nicht so recht was ich tun sollte. Der Tanz war hervorragend und spaßig gewesen – ich würde ihn sogar gerne wiederholen. Das kleine Suchspiel hatte mir ebenso gefallen. Doch nun, da ich den jungen Mann etwas herausgefordert hatte schien er es gar nicht recht versuchen zu wollen. Da stand er auf der Tanzfläche, zipfelte sich am Hut herum und sah... zufrieden aus? Vorfreudig?
Ich stand still und beobachtete. Ein Wunder, dass er nicht durch die Gäste schritt und dabei „Marco!“ rief. Ich nutzte die Zeit und drehte mich einige Male im Kreise. Die Tanzfläche ließ ich auch gedanklich immer weiter hinter mir und für den Augenblick wurde meine Aufmerksamkeit von einem dieser vielen seltsamen Paaren erweckt, die eng aneinander geschmiegt versuchten Distanz zwischen sich zu bringen. Hach, war es nicht schön?
Eine Entscheidung, was ich mit meinem ehemaligen und vielleicht auch zukünftigen Tanzpartner anstellen sollte hatte ich längst getroffen. Als ich mich hier umsah kam sogar eine junge Frau zu Toshirou geschritten, hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und drückte ihm einen kleinen Zettel in die Hand. Gefaltet, doch aus ihm heraus lugte eine winzige Blume. Die Blume, die sich zuvor an meinem Handgelenk befunden hatte. Sehr deutlich, oder nicht? Sogar unaufmerksame Männer hätten diesen Wink verstanden.
Doch widmen wir uns lieber dem Inhalt der Botschaft, denn das war es doch was die Leute interessierte. Keine unwichtigen Kleinigkeiten sondern Fakten, Handlung und Greifbares!

„Der Abend ist noch jung und wir haben alle Zeit der Welt für dieses Spielchen, aber lass mich bitte nicht zu lange warten – verdursten möchte ich später auch nicht! Lauter Parfum überall, es benebelt die Nase; mal schön, mal verdorben. Es spielt auch keine Rolle ob Du tanzen möchtest oder nicht, Vergangenheit und Zukunft sind verschiedene Dinge.“

Das war die mysteriöse kleine Nachricht die der junge Toshirou in der Hand hielt und sollte er tatsächlich daran riechen, so würde er doch wirklich den Duft von Rosen ausmachen können. Was das für ihn bedeutete? Nun, das musste er für sich selbst entscheiden. Ich hatte mich längst von der Tanzfläche verabschiedet und streckte meine Nase in die kalte Nachtluft – befreiend.
Die Hände sachte auf dem Geländer abgelegt spielte ich mit dem Gedanken einige der Efeublätter abzurupfen und dabei „Er kommt, er kommt nicht, er kommt...“ zu murmeln, unterließ es aber. Ich wollte doch keinen allzu merkwürdigen Eindruck machen, nicht wahr?
Ich war nicht alleine mit dem Wunsch nach Frischluft, hier und dort tummelten sich Gäste, lachten und rannten, tranken und aßen. Zu meiner Linken, gar nicht so weit entfernt konnte ich einen Mann und ein hübsches Fräulein erkennen. Ob sie ihren Wein nicht mochte? Ach, wer war ich, das beurteilen zu können.
Den Kopf zur Seite gedreht und geneigt, vollkommen geschützt vor allen Blicken, fing meine Maske doch alles ab, beobachtete ich die zwei und summte dabei die Melodie eines einfachen Kinderliedes vor mich hin. Auffällig und ungeniert und lustigerweise war es mir dabei sehr egal ob es sie störte.
Da vergaß ich ja fast die Möglichkeit auf Besuch – ob mein kleiner Tänzer den Weg hierher finden würde?
 

Katarite

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Antwort Post #11


Ein lieblich Fräulein war es zwar, doch wie die Dame sich gebar zerbröckelte der erste Schein, dass sie ihm schon bekannt könnt’ sein. Vielleicht gab sie sich doch auch nur auf diesem kühlen Efeuflur ei’m ihrer alten Spielchen hin, als gäb’s dafür einen Gewinn.
Nun denn, wenn Fräulein spielen mocht, dann war die Sache schon gekocht.
So blieb der schwarze Maskenmann ganz nah an ihrer Seite dran, obgleich er sich nicht ungalant ein Stück entfernt ans G’länder band. Sein Blick blieb auf der Dame ruhn als hätte er nicht mehr zu tun, als ihre Schönheit ewiglich ganz unverholen, ganz für sich aus großen Augen zu bestaunen und jede ihrer feinen Launen nicht nur unwillig zu ertragen, sondern sich ausgiebig zu laben am Stolz, den jeder Mann empfand wenn er Herzdame dienen konnt.
Tatsächlich war der Held verführt zu folgen seinem Urgespür und sich zumindest eine Stunde ganz in dem holden Frauenmunde, der weichen Haut, den rosa Lippen, die langsam an dem Weinglas nippen, ganz ohne Vorsicht zu verlieren, wonach die Männer stets schon gieren.
Doch halt, vergaß er nicht gerade den Sinn und Zweck dieser Scharade? Es galt schließlich der Bösen Treiben ein rasches Ende zu bereiten, und nicht wie ein leicht blöder Hund zu starren auf der Dame Mund. Was ihn verließ, das war dagegen der wahre Fluch oder auch Segen, denn jedes Wörtchen noch so klein mochte ein guter Hinweis sein, auf welcher Seite unsre Frau denn nun überhaupt stand genau.
So straffte sich der Schattenmann und sah das Fräulein ernsthaft an, bevor leicht schief den Kopf er legt und Arme zur Verzeihung hebt.
„Entschuldigt nochmals, meine Dame, dass ich eine so gar infame Peinlichkeit mir bös erlaubte und eingebildet wirklich glaubte, ein kleiner Reim und roter Wein könnten beileibe alles sein, um rasch in eurer holden Sicht vielmehr zu sein als kleiner Wicht.“
Ein kleines Kichern folgte dann, womit er hoffentlich begann das Zutraun der Frau an den Zinnen ganz langsam für sich zu gewinnen. Doch fehlte noch ein Name fein, der stützte unsres Helden Schein, drum folgte seiner knappen Bitte ganz nach alter Adelssitte die zweite Beugung dieser Nacht, wobei er tunlichst drauf bedacht der Dame nicht zu nah zu kommen – sonst wär sie ihm wohl ganz entronnen.
„Shikkoku (Schwarz) Sôjin (Dichter) ist der Name, und Reime zeigt euch meine Fahne, da viele mir seit Kindestagen immer wieder deutlich sagen wie gut ich spielen kann mit Worten der ganz verschiedenlichsten Sorten. Vom andern Teile glaub ich nicht, dass euer geistvolles Gesicht ein Wort der Deutung wirklich braucht, so wie es nicht nur Schönheit haucht.“
Nach kurzer Pause sagt er noch, wobei der Schalk sein Lied erkroch:
„Da Namen nun ganz ausgetauscht und beide wir vom Wein berauscht, möcht ihr mir da nicht anvertrauen was euereins hier sucht zu schauen? Ein Fest beseelt von leerer Freude, plumpen Masken, wilder Meute, auf der so gar nichts zählt als Geld… und ihr als wahre Frau von Welt? Erklärt mir bitte was ein Stern von wahrem, echten Glanz so fern auf Erden zu entdecken glaubt, dass er sich solche Farce erlaubt.“
 

Katarite

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Post #11 bemerkt Post #5



Erst nach dem langen Reimgeschmiede, bemerkt der Held das recht rigide Tönen einer anderen, die unserm Duo gar nicht fern wie dieses dort im Mondlicht stand und heißersehnte Ruhe fand. Ein kurzer Blick zu fremder Frau, ein zweiter, diesmal ganz genau, bevor der Held sich neu galant der eigentlichen Maid zuwandt.
Gedanken blieben aber stehen und baten drum erneut zu sehen die zweite Frau in silbrig Schein, die summend dort und ganz allein auf dem Balkon ihr Liedchen sacht hinaustrug in die dunkle Nacht. Lag es vielleicht am bunten Feste, dass gar ein jeder dieser Gäste im Auge unsres schwarzen Helden, wirkt als müsst man Freund ihn schelten? Halt, nein, das war nur Wunsch bestimmt, der Wahrheit ihren Einfluss nimmt, und einfach jeder einzeln Maske ein freundliches Gesicht verpasste. Dabei war eines doch ganz klar: Dass nicht ein jeder Partner war, und dass auch böse Schattenschergen sich auf dem Maskenball verbergen.
Bedacht man so die schlimmsten Szenen, dass beide Frauen Böses hegten, wär’s fraglos und allein das Kluge, wenn man sofort mit raschem Zuge die Zweite negativ bedachte, womit man sich den Weg freimachte, im Zweifelsfall rasch zu verschwinden und andernorts den Freund zu finden. Doch was wenn eine doch gut war, oder die beiden Mädchen gar zur Seite unsres Helden zählten – sollt er dann stets als Trottel gelten?
Was soll’s, bestimmte der letztlich, was kümmert dieses Später mich? Zuerst gilt’s, Freunde aufzutreiben, die mich auf meinem Weg begleiten. Ein scharfes Wort von scharfer Zunge wird dieses nicht mehr gar so junge Fräulein schon nicht ganz vernichten; wenn doch so konnte er verzichten auf Beistand seitens dieser Frau, wusst er doch dadurch ganz genau, dass sie nicht zu dem Typ gehörte, der einem Kage Treue schwörte.
Ein kleiner Wink zum wahren Ziel wär dennoch ganz nach seinem Stil, weshalb der Schwarze Kehle klärte und seinen Kopf zur zweiten kehrte:
„Entschuldigt bitte, Herrin Summ, doch komme ich nicht drum herum euch hinzuweisen auf die Laute, die euer Mund zusammenbraute. Es freut mich zwar, dass ihr gefunden Zeitvertreib in diesen Stunden, doch heißt das nicht, dass jeder hier sich darob freut ganz so wie ihr. Nehmt diese hübsche Nachtigall, aus deren Mund Musik erschall; euer Gebrumme ließ sie ganz verstummen – welch ein Mummenschanz!
So zeigt doch ihre Schönheit klar, dass sie von edlem Blute war: Die Haare fein, die Augen gleich, das einem wird das Herz ganz weich. Dazu das blaue Kleid der Maid, ein Sinnbild der Gediegenheit. Dagegen meine Rob’, ein Sack - was für erlesener Geschmack!“
Die Hände in die Luft geschmissen, dass keiner könnt Empörung missen, bevor der schwarze Held verweht sich wieder seiner Maid zudreht.
„Entschuldigt diese Ungemach, doch geht es mir ins Marke nach, wenn jemand Stil nicht respektiert und dennoch blind nach Aufsehn giert.“
 

Hiragana Kayros

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Post #10 kommt hinzu


Seine Augen wanderten ziellos umher. Wo war sie nur? Unsicherheit stieg in ihm auf. Wenn er sie nun verloren hatte, was dann? Sie hatten sich doch gerade erst gefunden. Unschlüssig stand er in der Mitte des Ballsaales, umringt von sich drehenden Männern und Frauen. Er war allein. Unter Menschen. Also genug Zeit, sich zu sammeln. Warum war er hier? Der Kage hatte es ihm befohlen. Es war eine Mission. Was wollte er? Tanzen? Mitnichten, seine Aufgabe war wichtiger. Aber wo war sein Ziel? Er schaute gen Westen. Gen Osten, Norden und Süden. Kein Zeichen. Wie lange war er schon hier? Verflucht, der Tanz mit dieser Unbekannten hatte ihm das Zeitgefühl gekostet. Er ging in sich, schloss die Augen. Er kannte doch das Stück, sah ihre Noten vor sich. Wusste, welches Tempo angeschlagen worden war. Sieben Minuten, grob gerundet. Also machte der Tanz diese Ungeduld. Ein unruhiges Gefühl... Toshirou schluckte. Allen bisherigen Informationen zufolge konnte er selbst seinen Landmännern und -frauen nicht wirklich trauen, und was wusste er schon über die Leute, die er naiv zu seinen besseren Bekannten, gar „Freunden“, zählte?
In diesem Moment, es schien die Zeit stillzustehen, passierte etwas. Es war dem Jungen, als dringe ein sachter Luftstrom zu ihm heran, und mit ihm begegnete er ihr. Sie war maskiert, wie jede hier. Eine Schmetterlingsmaske in Silber gehalten, besetzt mit Amethysten. Ihr Kleid war lang und schwarz, ebenso war es ihr Bolero, und ihre blonde Hochsteckfrisur verhielt sich dazu in einem starken Kontrast. Sie war ein Schmetterling, ein Nachtfalter, vielleicht auch nur eine Motte. In jedem Fall war sie eine simple Nachricht, menschlich gewordene Tinte, die sich in diesem Spiel zu dem jungen Mann gesellte. Ein Kuss – und Schluss. Sie fasste seine Hand, näherte sich ihm, und mit einem Lächeln drückte sie ihm sacht ihre Lippen auf die Wange. Trotz Lippenstift blieb aber kein Abdruck haften, das bedeutete also „kussecht“. Sie schlug noch einmal kokett die Augen nieder, dann verschwand die unbekannte Fremde so eilig, wie sie aufgetaucht war. Und er stand da, inmitten der Tänzer, und hatte soeben eine Nachricht bekommen. Neugierig blickte er auf das gefaltete Papier, besah die Blume, und musste instinktiv seinen Schnabel reinstecken. Doch diese Blume roch nicht so, wie er es erwartet hatte, sondern nach Liebe. Genauer, nach der Blume der Liebe, die Rose. Das Papier war es, als er es genauer analysierte, was nach der Blume roch, sodass es den richtigen Blumenduft überdeckte. Er öffnete das Papier, seine Augen folgten der Schrift, blieben jedoch früh an den Worten hängen. Er brauchte eine Weile, um es ganz zu verstehen. Sie – wer immer sie sein mochte – war vorsichtig. Und durstig. Sie hatte die Nase voll vom Parfum der Menschen? Er erkannte den Hinweis. Toshirou musste schlucken. Auch er hatte Durst. Sollte er erst die Bowle aufsuchen oder direkt nach draußen gehen? Vielleicht mochte sie die Bowle nicht, welch grausiger Fauxpas das wäre! Dennoch, man(n) sollte nicht ohne Getränk auflaufen! Er trat von einem Bein auf das andere, unschlüssig, wie er möglichst effektiv bei ihr punkten könnte.
Er hatte Glück. Er ging ein paar Schritte auf ihn zu. Genau diesen jungen Mann hatte er sich herbeigewünscht. Lächelnd, auch wenn es niemand sah, sprach er ihm seinen Dank aus. Dann nahm er dem Kellner zwei Gläser Wasser ab und folgte auf die Veranda des Anwesens, wo sie tatsächlich war. Tori, seine innig verehrte Tanzpartnerin! Sie unterhielt sich gerade mit einem ihm fremden Mann, als er aus dem Gebäude trat. Gerade, als sich der Fremde wieder seiner Gesprächspartnerin zuwand, räusperte sich Toshirou, um so die Aufmerksamkeit von ihr zurückzugewinnen. „Welch bezaubernde Nacht zu dieser Jahreszeit, meine Teuerste, findet Ihr nicht?“, meinte er romantisch und reichte ihr ein Glas. „Wahrlich, es freut mich zu hören, dass ich Ihnen doch den Abend ein wenig angenehmer gestalten kann.“ Er taxierte die beiden Fremden, dann wieder Tori. Er hatte sich doch vorerst dazu entschlossen, abzuwarten, was sie über ihr Aufeinandertreffen sagen wollte.
 
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Katarite

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Antwort Post #5


Es war bezaubernd was für Gestalten sich auf diesem Ball tummelten. Natürlich waren alle maskiert und versuchten mysteriös zu wirken – doch die wenigsten gingen mit dieser Absicht auch die letzten Meter. Als sie die Worte des Mannes in Schwarz vernahm konnte sie diesem jedoch genau diese letzten Meter zuschreiben. Er kommunizierte in Gedichten? Das war sowohl süß, als auch kitschig, nervig und anspruchsvoll. Wie ein echter Dichter eben.
Es war schade, dass ihm mein Kinderlied nicht gefallen hatte. Ich war damit groß geworden, es hatte mich in den Schlaf gebracht und eine ganz persönliche Bedeutung für mich – und er spielte es herunter! Noch weiter ging er mit seinen Reimen sogar. Auf die Seite des stummen Mädchens schlug er sich, lobte sie und ihre Schönheit und ich mutierte zum störenden Überbleibsel?
Ob er fein fliegen kann?
Hm?
Er hat zu lange gebraucht, um sich an deiner überragenden Schönheit zu ergötzen. Schmeiß ihn vom Balkon.
Tolle Idee! Wer braucht schon noch ne Ablenkung? Niemand, niemand, tralalalalalaaalaaa.
Vermutlich will er uns nur veräppeln und versucht sich an Verführung. Wir sollten ihn vierteil … oooooh, Käsehäppchen.
Und das, wo wir gerade bei Käse sind …
Maaaaaiiiiins!
Mach nur. Verstopf deine Arterien mit Kalk und Fett.
Sendepause, alle beide.
Fürs Protokol: Ich warf ihn nicht vom Balkon. Vielleicht aber auch nur deswegen weil mein alter Freund Toshirou der Tänzer auftauchte und mir netterweise ein Glas... Wasser mitbrachte? Kein Wein, kein Sekt, auch kein Saft, nein, es war Wasser. Nun denn, so sei es.
Ich nahm das Glas dankend entgegen, schließlich war ich keine unhöfliche Person sondern herzensgut und stets zu kleinen Nettigkeiten aufgelegt. Nicht wahr?
„In der Tat, mein maskierter Freund.“, sagte ich und nickte bestätigend. Die Nacht war bezaubernd, darüber musste man auch nicht diskutieren. Leider war ich immer noch ich selbst und einfach so als hässlich bezeichnet und abgeschoben zu werden ging mir gegen den Strich. Also hob ich einen Finger sacht und bedacht und schritt näher zu dem ungleichen Paar; Dichter und Schweigsame. Doch da mich er Dichter nicht mochte blieb wenig Alternative, nicht?
„Ich dachte nur hier würde jemand belästigt werden?“, fragte ich spielend und spaßend – kein Zweifel daran, dass ich es nicht ernst meinte. „Auch ich werde von merkwürdigen Gestalten verfolgt. Man sehe ihn sich nur an!“, sagte ich und nickte in Richtung Toshirou. „Ich sage nur wir Frauen müssen zusammenhalten, besonders da wir die gleiche Farbe tragen.“ Blaues Kleid. Was sonst?
Da stand ich nun neben der jungen Frau am Geländer, redete vor mich hin und beugte mich näher heran:
„Und das ganz ohne Reime und Geschleime.“
 

Iwamoto Yuto

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Post #6 ist am Zug


Laut ihrer netten Gesellschaft schien es Frischfleisch am Geländer zu geben, doch so einfach war sie dann doch nicht zu haben. Zumal sie eigentlich auch gar nicht darauf aus war, sich nach diesem Abend eine weitere kleine Trophäe über den Kamin hängen zu können. Doch konnte man es ihm verübeln? Das Frischfleisch war eben wirklich hübsch verpackt und schien sogar eine interessante Persönlichkeit zu haben. Wer davon eben einen Happen wollte, musste damit rechnen, dass er selbst zu einem Fertigprodukt wurde. Den reimenden Verehrer nun einfach auf seine Seite zu ziehen, sollte sich als nicht allzu schwer entpuppen, doch man sollte den Tag nie vor dem Abend loben. Oh, es ja bereits Nacht - was für ein Ärger.
"Nur keine Sorge, werter Herr. Schieben wir es einfach auf den Wein, aber bedenken sie, er mag mit seinem lieblichen Aroma die Realität verhüllen, doch löst er auf den Zungen, derer die ihn trinken, den Schleier der Maskeraden des Alltages und enthüllt die Wahrheit - ebenso nackt und rein wie man uns schuf." Weder sah sie nach diesen Worten auf, noch zu ihm. Sie nahm einfach das Glas und leerte es mit einem weiteren vorgetäuschten Zuge, der auf die Gäste unterhalb hinabregnete. Natürlich hätte er dies nicht sehen können, doch das Kichern hinter ihr, bereitete ihr Unbehagen, weshalb sie sich schließlich wieder umdreht, das leere Glas präsentierte und nun kühles Metall an ihrem Rücken, durch den feinen Stoff ihres Kleides spüren konnte. So wie er mit etwas Abstand vor ihr stand, erschien er ihr ja eigentlich als ganz nett, doch ob sie Reime den gesamten Abend ertragen können würde? Vielleicht würde er sich ja aber wenigstens als persönlicher Kellner für sie nützlich machen können.
"Ein Dichter mit passendem Namen für seine Maske...",erwiderte sie schließlich und hauchte ein "...nett." hinterher. "Was ich hier zu finden suche ist nichts definiertes. Vielleicht einen guten Tropfen, die kühle Brise der Nacht, einen Teil des sternenbedeckten Himmels oder vielleicht auch ein kleines Abenteuer." Neckisch war sie und verspielt wie ein kleines Raubkätzchen. Doch natürlich konnte man Worte immer ganz nach eigenem Belieben und Gefallen interpretieren, ob ihre Stimmlage jedoch Zweifel zuließ, in welche Richtung ihre Worte gingen? Ihr körperliches Verhalten jedoch war eindeutig, denn sie ging einige Schritte auf ihn zu und schloss somit die Lücke zwischen ihnen. Sie kam ihm immer näher und behielt dabei bedacht sein Gesicht im Auge... bis sie ihm schließlich ihr leeres Glas in die Hand drückte, da ein Summen ihre Zweisamkeit störte. Sojin kümmerte sich jedoch glücklicherweise zugleich um dieses kleine Problem, denn wer wollte denn schon eine... oh, eine Nebenbuhlerin. Hübsch war sie und trug ebenfalls ein blaues Kleid. Anscheinend hatte sie ebenfalls einen jungen Herren an ihrer Seite aber wohl eher zwangsweise, was man aus ihren unerfreuten Worten erschließen konnte.
"Keine Sorge, eine Frau weiß sich zu helfen und mit einem beherzten Griff und einem anschließenden Ruck, während er versuchen würde einen Kuss zu erhaschen, würde er direkt hier über das Geländer fliegen. Glücklicherweise ist er aber nicht aufdringlich, sondern recht charmant." Wieder wurde dem Dichter kein Blick gegönnt, sondern der weiteren, holden Weiblichkeit. "Ich seh schon, wir sind ein Herz und eine Seele..." Dann jedoch schenkte sie beiden Herren etwas Aufmerksamkeit, denn schließlich galt es ja noch ein leeres Glas erneut zu füllen. Doch mit was? Wasser, Wein, Champagner, etwas härteres oder vielleicht doch nur ein Gläschen voll mit guter alter Limonade. "Seid doch bitte so gut und überrascht uns beide doch bitte mit etwas erfrischendem für die Kehle, ja?"
Einer Schönheit im blauen Kleid konnte man doch keinen Gefallen abschlagen, oder etwa doch?
 

Katarite

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Post #11 reimt fleißig Verslein


Allein die eine war schon schwierig, doch ward er jetzt besonders gierig und sprach auch noch mit Dame zwei, im Glauben, da sei nichts dabei. Doch falsch gedacht, denn ziemlich schnell betrat die Nacht noch ein Gesell, der offenbar die zweite Maid als Tanzpartner gar brav begleit. Der Held kam da nicht drumherum zu schauen diesen Typen stumm und dessen Maske zu bemerken, die auch noch von ähnlich Werken wie die sein zu sehen war – ach, was für ein störend Paar!
Die Neugier war jedoch geweckt, und so wie Mann sich nicht perfekt zur Dame sein Herzens machte, war das Ohr des Helden sachte aufs Gespräch des Paars gerichtet und sein Gestus wohl gesichtet, nicht dass auch nur eine Regung, egal wie klein diese Bewegung, unbemerkt ins Dunkel schwand, wo sie keiner wiederfand. Ob diese Neugier letztlich nützte, nun ja, das wusste man in Kürze.
Noch immer war er ganz versessen, auch nicht einmal zu vergessen auf der Leute Blick zu achten, als die Damen Schwätzchen machten und recht locker drüber lachten, wie sich ihre Männer machten zu den Sklaven ihrer Launen, so als gäb’s nichts zu bestaunen außer ihren Kleidern fein – und, oh ja, so soll’s auch sein. Rasch danach wie zum Beweis, hält die Erste Glas hoch, heißt Herren mögen ohne Zaudern rasch ein frisches Gläslein zaubern, und verschwieg dabei ganz kalt, was genau’s zu finden galt.
Kurz blieb unser Schattenmann leicht verdutzt am G’länder dran, bevor er doch nahm Glase fremd, und die Rechte hob ans Hemd, um ja Misstraun zu vermeiden. Danach knickste er vor beiden, richtete sich wieder auf und machte sich an Botenlauf, allerdings erst kurz nachdem er einen Kellner hat gesehen, der ohne Hast und schnurgerade vorbeilief an der Fensterlade, die den steinernern Balkon abtrennte vom Hauptsalon. Mit Blick auf seine erste Frau sagte er dann ganz genau:
„Natürlich, meine Dame fein, werd ich euch herzlich dienbar sein. Gemeinsam mit dem jungen Geck ersuche ich des Weins Versteck, und ganz vielleicht trägt Hand Gelenk ein völlig anderes Getränk, wenn wir erneut hier vor euch stehen – doch nun, zunächst, auf Wiedersehen.“
Mit diesen Worten ging der Mann zum zweiten Herrn ganz barsch heran und hieß ihn knapp mit Geste klein zu folgen ihm zurück hinein.
Das Duo warf ihn aus der Bahn… so viel also zum schönen Plan die erste Maid fernab vom Feste, ohne all die andren Gäste, ganz ihn Ruhe zu befragen. Was würde sie ihm denn noch sagen, solange diese zweite Frau stellte sich derart zur Schau?

Abseits der Ohren beider Frauen, begann der Schwarze anzuschauen den Partner dieser lauten Fremden – doch durfte er nicht Zeit verschwenden. Im Laufen sagt er so ganz leicht, als sei das Thema mehr als seicht: „Es tut mir Leid, ich muss es wagen: Eure Freundin… darf man fragen, woher das Weib zu wissen glaubt, in was sie wirklich gut ausschaut? So wie sich dieses Kind benimmt, da kam mir nämlich recht geschwind der Schluss, dass sie nicht wirklich weiß, was Stil, Geschmack und Anstand heißt.“
Es folgte neuerliches Kichern, doch diesmal mehr, um sich zu sichern, bevor er durch die Türe ging und rasch einen der Kellner fing. Genauso schnell war leeres Glas mit schwarzer Hand und Augenmaß auf eins der anderen gestellt, das Diener in den Händen hält. Genauso schnell war ausgesucht, womit er es bei Maid versucht: Ein prickelndes Getränk, ganz bleich, so wie die Haut der Dame weich, dies sollte ihr bestimmt gefallen. Wenn nicht, dann würd er's selbst behalten.
Auf diese Art mit Nass beschwert war schnell nach Draus zurückgekehrt, wo unser schwarzer Held galant erneut zum Reimen Muse fand:
„So kalt und frisch wie Winternacht, und gleichzeitig so voller Macht – ich hoffe nur dass dies Getränk in seiner Art euch Frieden schenkt, obgleich’s es seine Kühle Kraft niemals an die der euren schafft.“
 

Hiragana Kayros

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Antwort Post #10


Da standen sie nun beide. Tori wie auch Toshirou, bewaffnet mit einem Getränk. Er hatte ihre Blume, die dem Papier beigefügt war, um sein linkes Handgelenk gebunden, als eine Art Talisman. Die junge Frau schaute nur kurz zu ihm herüber, nahm dankend das Glas und trat dann auf die beiden anderen Anwesenden zu. Der Mann, der scheinbar nur in Reimen sprach, bekam von dem jungen Herren für die Aussage, dass seine wunderschöne Tori scheinbar völlig ohne Stil sei, verglichen mit der Fremden. Die Augen Toshirous verengten sich zu Schlitzen, aber dadurch, dass es außerhalb des Saales wesentlich dunkler war und er nach wie vor hinter seiner Vogelmaske war, bemerkte dies keiner der Anwesenden. Darum folgte er seiner Tanzpartnerin zu dem Pärchen. Sie begann ein Gespräch mit der ebenfalls in blau Gekleideten, indem sie wenig charmant auf ihn hinwies. Er lachte kurz auf, ließ sich nicht anmerken, dass es ihm ein wenig gegen den Strich ging, so behandelt zu werden. Anschließend antwortete die Fremde, die ihren Blick fest auf Tori hielt – zumindest sofern das der Mann an ihrer Seite beurteilen konnte, denn die Masken störten viele Mimiken zu lesen. Die sternenklare Nacht wurde langsam von ersten Wolken durchzogen, die den Mond leicht dunstig strahlen ließen. In ein paar Minuten vielleicht würde er wohl zwischendurch ganz verschwinden. Ob es heute noch regnen würde?
Die Fremde in blau wandte sich an den Dichter, hielt ihm lächelnd ihr Glas entgegen. Sie beantragte mehr zu Trinken, der Abend sollte sich wohl eindeutig lohnen. Der Mann, der stets reimte, blickte kurz herüber zum anderen männlichen Anwesenden und erklärte sich sofort bereit, den Wunsch zu erfüllen. Aus welchem Grund der junge Mann aber mitkommen sollte, blieb ihm schleierhaft, doch derart überrumpelt blieb ihm nichts übrig, als seiner Tanzpartnerin einige Worte ins Ohr zu flüstern. „Ich tu, worum man mich gebeten hat, aber sei dir versichert, nur in der Not frisst der Teufel Fliegen.“ Es klang ein wenig sinnlos, was er von sich gab, darum war es umso besser, dass es nur Tori hörte. Kaum gesagt trat er auch schon mit dem reimenden Mann in den Ballsaal zurück, um den Damen Getränke zu bringen. Als die Tür sich schloss, begann der Fremde Toshirou wieder mit seiner Methodik der Beschwörung durch Reime zu verwirren – andernfalls konnte er sich nicht vorstellen, wieso jemand versuchte, nur in Reimen zu sprechen. Sie lebten ja nicht in einer Ballade. Als er verstand, was der andere ihm sagen wollte, wurde der junge Mann leicht verärgert und legte eine Hand auf seinen Schwertknauf. Nun, zu Festen brachte man nur Zierschwerter mit, aber wollte dieser Sôjin wirklich herausfinden, ob sich der Blonde daran hielt?
„Schönheit ist viel mehr, als pure Äußerlichkeit“, meinte der Junge bloß und schaute zu dem Fremden herüber. „Charakter ist innerlich, und Ihr habt auch noch nicht die Wonne gehabt, mit ihr tanzen zu dürfen. DANN wüsstest Ihr, was an ihr wirklich schön und würdevoll war.“ Für einen Moment stellte sich der Junge dem anderen in den Weg. Er strich sich einmal über die Maske, als wollte er den Hut aus dem Gesicht nehmen, oder Strähnen aus dem Augenwinkel wischen, ehe er kurz an seiner Blume – ein Geschenk der holden Tori – ruckte. Dann hielt er dem Fremden seine Hand entgegen – die Gläser waren noch in der linken. „Es wird wohl Zeit, sich vorzustellen: Man nennt mich Toshirou. Dürfte ich den Euren Namen erfahren?“ Der Junge wartete die Reaktion ab, kurze Zeit später kehrte er – wie auch Sôjin – zu Kyande und Tori zurück. Ob sie sich bereits besser kennen gelernt hatten?
 
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Katarite

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Post #5


Ein Herz und eine Seele. Waren wir das? Ich wusste zu wenig über die zweite Dame in Blau mit ihrem schicken Hut. Es war möglich. War es auch realistisch? Ach, was rede ich denn da: Es war ein Maskenball, eine Ansammlung der Lüge und des Trugs. Wir waren ein Herz und eine Seele, kein Zweifel.
Kyande erntete ein glockenklares Lachen als Antwort. Nicht etwa schadenfroh oder belustigend – nein, ich fand es gerade ganz hervorragend. Fast so schön wie der Tanz zuvor mit dem Tänzer der tanzte und nun einfach nur... stand. Das Tanzen lag ihm mehr im Blut, glaubte ich. Dort hatte er Präsenz, war etwas besonderes und schönes, er war frei und agil. Auf einem Balkon verlor er seinen Charme. Ein Nebeneffekt, ein Trugbild, ich musste mich irren.
Unser Dichter war anders. Ihn schätzte ich als das genaue Gegenteil ein; gut mit Worten doch schlecht beim Tanze. Sein Potential entfaltete er auf dem Balkon, im Getümmel ging er unter. Wahrheit, Fiktion? Nah, interessierte nicht. Doch war es lustig anzusehen wie Kyande diesen komischen Gesellen um ihren zarten Finger gewickelt hatte. Ein verbales Schnippen und – Schnipp! - schon war der Dichter unterwegs mit seiner Mission die Kehle der Dame zu erfreuen. Ich selbst hatte mein Glas noch in der Hand – Wasser fein. Ob Kyande deshalb im Plural sprach? Konnte sie es nicht mit ansehen wie ich mich mit solch einfältigem Getränk abgeben musste? Oder...
„...da gehen sie fort. Traute Zweisamkeit, angestrebt?“, fragte ich das schöne Mädchen neben mir kichernd und umschritt sie, ganz sachte. Während ich so die Seite wechselte um mich auf ihre Linke zu gesellen, fuhr ich sorgsam aber bestimmt mit einigen Fingern über den Rücken Kyandes. Ein schönes Kleid war es, doch wer wäre ich, den Stoff nicht zu überprüfen?
„Ein wirklich schönes Stück. Farbig abgestimmt und gar sehr edel, in der Tat. Ein Augenschmaus. Kein Wunder, dass so früh am Abend das Gebuhle schon beginnt.“ Ich war wirklich hingerissen, so viel Liebe zum Detail! Ich legte meine Hand auf die Schulter Kyandes und beugte mich etwas näher. „Ich frage mich woher? Und doch viel wichtiger, solch reine, rosa...“ Ich richtete mich beinahe schon abrupt wieder auf als die männliche Gesellschaft wieder eintraf. Vielleicht gab es ja später Zeit dieses Gespräch fortzusetzen? Schließlich waren die beiden Damen ein Herz und eine Seele!
„Wie zuvorkommend.“, sagte ich und da nun Gläser, Trank und Trunk im Mittelpunkt standen zog ich meine Maske zur Seite. Nicht erschrecken, nur ein wenig. Lediglich genug um das Glas an meine Lippen zu heben und einen kräftigen Schluck des kühlen Nass' meine Kehle hinablaufen zu lassen. Was man dadurch erkennen konnte? Nicht mehr als bei anderen Gästen, lediglich ein Kinn und ein Mund wie fast jede Dame ihn besaß. Schwarzer Lippenstift zog einen breiten Strich über die Mitte meiner Ober- und Unterlippe. Mehr gab es nicht zu sehen meine Herren, Sie können also weitergehen. Die Maske fand ihren Weg zurück auf mein Gesicht und ich war wieder verborgen. So verdeckt schielte ich zu Toshirou. Ich hatte doch wirklich einen schönen Mund, nicht wahr? Falls es jemanden interessierte: Der mittig angebrachte Lippenstift, ja der war kussfest.
„Nun, da wir uns alle so gut kennen... Was haltet ihr von einem kleinen Tanz? Damit sich die dargebotenen Erfrischungen auch lohnen. Oder hat der Dichter zwei linke Füße und tänzelnd nicht besser als ein Elefant oder gar eine Krabbe? Er könnte sich etwas bei meinem Freund abschauen.“, kam es aus meinem Mund und ich kicherte über den jungen Mann. Er war auch nicht der freundlichste gewesen, da musste er diese Vergleiche verkraften können. Ich selbst war stets zu einem guten Tanz bereit. Toshirou mit Sicherheit auch, sonst wäre er mir nicht so weit gefolgt. Doch was war mit Kyande? Ich wandte mich ihr zu und legte den Kopf schräg.
„Ich würde dieses Kleid wirklich gerne in Bewegung sehen, mein Herz.“, sprach ich und lächelte wahr und echt. Schade, dass es keiner sah. Ich würde schon darauf achten, dass ihr niemand zu nahe kam. Außerdem... nein, das konnte ich leider nicht sagen. Ohne Zweifel, die Männer würden es hören.
 

Katarite

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Post #14 kommt mal wieder zu spät, die Diva

Das junge Mädchen mit den glänzenden Lippen, welches dem Herrn im blutroten Mantel doch die Botschaft des gehauchten Kusses überbracht hatte, hätte beinahe vergnügt gekichert, als sie sich hinter einem der langen, schweren Vorhänge versteckte, um das Pärchen zu beobachten. Offenbar kam es zum Gespräch, und zu ihrem großen Entsetzen musste sie feststellen, dass dieses wunderhübsche Pärchen nicht in der Lage war, lange allein zu bleiben – im Gegenteil. Auch hatte sie das Gefühl, die Chemie, die Magie zwischen diesen beiden verflog so langsam wie der Geschmack süßen Weines auf der Zunge, nachdem man das Glas geleert hatte.

Vielleicht, ganz vielleicht strebten die Damen und Herren da drüben auch ein Quartetttanz an, was sicherlich amüsant sein würde. Sie, die kleine Liebesbotin, würde weiter im Schatten verweilen und sich das Schauspiel mit großer Freude ansehen. Als sie einen Blick der Dame im blauen Kleid erhaschte, welche gerade über die Schulter der anderen schaute, winkte das Mädchen, welches sie selbst beauftragt hatte, grinsend, während sie sich eine Strähne aus dem Gesicht fischte, und sich den Handschuh zurechtziehend auf die große Uhr im Saal deutete, als wolle sie sagen „Cinderella hat bis zwölf Uhr Zeit. Nutze sie!“. Aber das konnte das Fräulein nicht sagen, zumindest nicht laut. Stattdessen verschwand sie vollends im Vorhang, welcher raschelte, sich bewegte und dann schließlich still blieb, nur damit sich sodann ein junger Herr mit blondem Haar, welches im Nacken zusammengebunden war, blauer Maske, blauem prachtvollen Federhut und entsprechender Aufmachung mit blauem Gehrock herauszuschälen. Er strich sich die Kleidung noch einmal glatt, winkte abermals freundlich der Dame im blauen Kleid zu und schien dann in der Menge zu verschwinden.

Wieder so ein mieser Crossdresser. Diese Leute waren überall.
 

Iwamoto Yuto

Chuunin
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Post #6 ergreift die Flucht

Nun waren es endlich wieder etwas weniger Leute auf dem Balkon, da die beiden Herren zum kellnern verdonnert wurden und sie anscheinend sogar darauf hörten. Traute Zweisamkeit mit einer fremden und maskierten Person war nun angesagt. Doch weder Kyande, noch die Dame in blau wusste etwas über ihre jeweilige Gesprächspartnerin, noch ob sie tatsächlich weiblich waren. Doch wen störte auf dieser Veranstaltung schon, was echt war und was nicht? Es war eine Nacht der Masken und Verkleidungen, niemand musste der sein, der er oder sie sonst war. Ein Karneval der Gefühle, Facetten und Persönlichkeiten.

"Zweisamkeit war das eine, das andere war etwas Luft zum atmen." Es folgte ein beschäftigtes Fummeln hier und da am Kleid, man fächelte sich etwas Luft mit der eigenen Handfläche zu und lauschte dabei den Worten der ebenfalls blau gekleideten Dame. Dass ihre Gesprächspartnerin dabei jedoch immer näher kam und offensichtlich ebenfalls nicht die Finger von Kyande lassen konnte, war überraschend und unangenehm für sie, doch sie gab den Berührungen nach und spielte weiterhin ihre Rolle als Dame von Welt. "Ein sehr talentierter Schneider hat dieses Werk extra für mich angefertigt. Die Maße sind perfekt auf meinen Körper zugeschnitten. Es ist herrlich, wenn man mal ein Stückchen Stoff besitzt, welches auch genau so sitzt, wie man es sich wünscht, findest du nicht..." Just in diesem Moment bemerkte sie, wie nahe ihre Gesprächspartnerin ihr gekommen war. So nahe sogar, dass sie ihren Atem auf ihrer Haut spüren konnte. "...auch?"

Die Gedanken in ihrem Kopf rannten wie wild durcheinander, ob man sie denn nun sachte zur Seite drücken, einfach einen Schritt weitergehen oder Sonstiges machen sollte. Eigentlich wollte sie an diesem Abend ja nur den einen finden. Eine Person, die ihr sofort vertraut vorkommen und sie nur allzu gerne den Abend verbringen würde. Doch die Entscheidung wurde ihr relativ schnell abgenommen, da die beiden Herren mit jeweils einem Glas in der Hand, bereits wieder auf dem Balkon eintrafen. Zwei Retter in der Not? Nein, wohl eher zwei weitere Faktoren, die sie an diesem Abend wohl eher umgehen wollte. Und was? Tanzen wollten sie nun auch noch? Zu viert sogar, auf dieser völlig überfüllten Tanzfläche. Nein, das musste wirklich nicht sein.

"Es tut mir wirklich furchtbar leid diese überaus nette Gesellschaft nun zu verlassen, doch nach einem Tanz ist mir gerade nicht zumute, doch vielleicht später an diesem Abend. Die Nacht ist schließlich noch jung, ebenso wie wir. Doch ich wünsche ihnen einen unvergesslichen Tanz! Sie entschuldigen mich?" Einen eleganten Knicks später verschwand sie dann auch schon und nahm dem charmanten Dichter dabei das Glas aus der Hand und bedankte sich. Doch wohin sollte es nun gehen? Warum eigentlich nicht zum Buffet, denn dort war gerade nicht allzu viel los und etwas im Magen hatte sie auch noch nicht. Vielleicht würde sie nach einer kleinen Speise dann auch tatsächlich noch ein Tänzchen wagen...
 

Katarite

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„Mein Name soll der eure sein, doch sag ich euch, er ist nicht klein. Shikkoku Sôjin lautet er, und sagt, wenn auch ganz ohn’ Gewähr genug über mein Leben aus, damit wir wieder ganz schnell raus zu unsern Damen eilen können, um ihnen ihr Getränk zu gönnen.“
Soviel zur Frage Toshirous, der überraschend nicht so groß wie unser Held zu sein schien, zumindest wenn allein man ihn auf seine Wortwahl untersuchte – naja, nun mal nicht jeder buchte ein Talent wie das des Helden, doch sollte man ihn deshalb schelten?
Wie dem auch war, nicht dieser Mann zog das Gespräch an sich heran. Es war die zweite Maskentante, die zweite blaue, kaum galante, die rasch erneut die erste Dame völlig ohn die nötge Schame rundheraus zum Vierertanze einlud, so als wär das ganze das normalste von der Welt – nicht schlecht schaute da unser Held! Doch war die ganze Müh vergeben, half doch weder Trank noch reden, dass die erste seiner Maiden hier auf dem Balkon würd’ bleiben. Ganz schnell verschwand das Mädchen drin, und Held sah keinen wirklich Sinn der Frau gar fix auf Fuß zu folgen, wusst er doch schon längst von der Holden ob sie Freund war oder Feind – und das obwohl gar trotz dem Kleid.
So blieb er bloß verdutzt zurück, als nur noch zwei verkleidet Stück an seiner Seite draußen standen, und sich vielleicht zum Tanze wanden. Zwei Stück, ein Mädchen und ein Mann, die Sôjin wohl schon längst erkannt, zumindest wenn er wirklich glaubte, beziehungsweis zu sehn erlaubte, in beiden Masken freundlich Wesen – auch wenn er noch nicht wirklich lesen zu vermochte in den Gesten, die in seinem Kopfe pesten.
Doch auch, wenn dies die Wahrheit war, so war ihm immer noch nicht klar, auf was er nunmehr all sein Denken in der nächsten Zeit sollt lenken. Ach, wie einfach wär es nur, zurückzukehrn zu alter Tour, und ohne eigene Gedanken einfach nur hintan zu wanken, hinter diesen beiden Gästen, diesen ganz verschiednen Resten, die hier draußen in den Schatten nichts mehr recht zu tun hatten.
Mit Blick auf diese bunten beiden suchte er rasch zu entscheiden, blieb zuletzt jedoch ganz keck von eigener Entscheidung weg (auch wenn’s ihm nicht ganz behagte) und ihnen zu beginnen sagte:
„Da nun Erlesenheit der Nacht in ihrer ach so holden Pracht sich rasch nach drin verzogen hat, fühl ich mich plötzlich etwas matt. Wenn ihr trotz allem tanzen wollt, so bitte ich euch euren Groll mir gegenüber nicht zu schüren, sondern stattdessen ihn zu führen.“ Ein kurzer Blick zum andren Mann, damit auch jeder folgen kann. „Falls ihr jedoch an Neues denkt, das mir auch etwas Ruhe schenkt, so würde ich euch gern begleiten für die nachkommenden Zeiten.“
 

Katarite

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Etwas irritiert beobachtete der junge Mann, wie sich die ihm mehr fremde Dame kurzerhand verabschiedete und das Weite der Tanzfläche - oder dem Bankett – suchte. Die unsagbar fernen Sterne glitzerten schwach vom leicht wolkenverhangenen schwarzen Nachthimmel, für die Augen des Mantelträgers schien dieser völlig leblos, und doch konnte er voller Leben sein, wie auch dieser Ball – voller Leben, das täuschte, sich verbarg und eigentlich auf der Jagd war nach etwas, was begehrenswert war. Für den einen mochte das etwas Essbares sein, ob Speise oder Trank, Hauptsache, es füllte den Magen und verschaffte ein angenehmes Gefühl in der weichen Körpermitte, die Kopf und Beine zusammenhielt. Für den nächsten mochte es der Anschluss an die Gesellschaft sein, die hier und da in Grüppchen stand, sich unterhielt, zum Teil lästerlich, zum Teil verschwörerisch, zum Teil banal, oder paarweise die edlen Schuhpaare über den spiegelnden Marmorboden im Tanze führten, so wie es sich auch der junge Toshirou wünschte. Wieder anderen mochten es die geheimnisumwobenen Artefakte angetan haben, die die Gastgeber zu späterer Stunde noch als Auktion unter die Reichen und weniger Reichen bringen wollten.

Der Hutträger ließ seinen Blick langsam und wenig aufsehenerregend von Tori zu Sôjin wandern, ehe er wieder die junge Tänzerin ins Visier nahm. Was wäre nun die richtige Entscheidung? Diese Gelegenheit war einmalig, warum sie nicht nutzen? Aber dazu müssten beide auch mitspielen, denn es wäre grausig, wenn durch ein Fehlverhalten einer von ihnen in eine Bredouille gelangen würde, nicht? In seinem Kopf spielte er diverse Simulationen durch, um darauf vorbereitet zu sein, was als nächste kommen könnte. Erst als er die Optionen einer eventuell plötzlich hereinbrechenden Naturkatastrophe wie beispielsweise Erdbeben in Erwaägung zog, kehrten seine Gedanken zu den anderen beiden auf den Balkon zurück. Mittlerweile waren sie ganz allein. Der Blick des Schwertträgers fixierte nun Tori, die diesen Blick auffing. Aber ob sie auch verstehen würde, dass der Junge ihr mitteilen wollte, dass sie bitte entscheiden sollte, wie es nun weiter gehen sollte mit ihnen beiden und dem reimenden Sôjin, das wussten bisher nur die Sterne. Und würde der andere Mann eventuell den Braten riechen? Nun, wahrlich war Toshirou nicht so gentlemenlike wie er sonst schien, wenn er sie zu eine Entscheidung drängte. Aber Tatsache war: Die Dame ist am Zug.
 

Katarite

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Nun folgten gleich zwei merkwürdige Dinge. Ich war wirklich überrascht darüber, kein Zweifel. Numero Eins hatte sich als Frau verkleidet und zuvor meine Botschaft überbracht. Ich besah sie mir stirnrunzelnd und als sie sich danach als Mann in die Menge schlug seufzte ich leise in mich hinein und widmete mich wieder meiner Gesellschaft. Die Leute waren alle sehr merkwürdig heute.
Apropos merkwürdig: Warum zum Teufel suchte eigentlich Kyande so überstürzt das Weite? Es war so nett gewesen und ich hatte sogar das Gefühl sie hätte ihren Spaß an mir und den zwei Kerlen gehabt. So konnte man sich täuschen, nicht wahr? Unverständliche und irrationale Handlungen lauerten schließlich hinter jeder Ecke. Fast so als wüsste sie etwas von dem sie gar nichts wissen konnte... merkwürdig, wirklich merkwürdig.
Aber warum sich länger in der Vergangenheit aufhalten? Hier wurde gedichtet, dort wurde sie angeglotzt – dieses Treffen verlor immer mehr an Charme. Toshirou schien den Dichter nicht zu mögen. Ich? Ich wusste mehr und musste mit dessen versichern. Ein Fehltritt könnte an der Stelle tödlich sein.
„Ich hab eine Frage, Herr Dichter. Auf dem Gemälde über dem Kamin, was ist darauf abgebildet? Und viel wichtiger: Hinter welcher Nummer verbirgt es sich?“

Eine ganz simple Kontrollfrage um ihre Vermutung zu bestätigen und das beste daran war, der nette Herr hatte bestanden. Also lehnte ich mich deutlich entspannter als zuvor zurück und an das Balkongeländer, atmete die frische Luft ein die an der Maske vorbei zog und beobachtete meine zwei Gefährten. Ich erhob eine Hand, streckte einen Zeigefinger daraus hervor und beschrieb einen deutlichen Kreis damit.
„Wir drei, gleiches Team.“, sagte ich und dann blieb mein Finger auf Sôjin ruhen. „Und wenn du nicht langsam aufhörst zu dichten gibt’s Ärger, klar?“ Deutliche Ansage. Denn mal ehrlich, das nervte doch schon ein wenig, oder? Zumindest solange wir unter uns waren konnte er das ja lassen. Blieb noch eine Sache zu klären. Der Finger wanderte langsam zu Toshirou.
„Wir beide wissen wer wir sind. Also, wer bist … du?“
 

Hiragana Kayros

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Post Nummer 10 enttarnt sich:

Ernüchtert vernahm der junge Mann die Antwort des Dichters. Es gab wirklich unglaubliche Zufälle, das Schicksal war wirklich grausam mit dieser Person. Trotz ihrer „geheimen“ Nachricht hatte auch der Außenstehende erfahren, wer sich ihm gegenüber befand. Und mit einem Schlag wollte Toshirou nur noch eines: Kyande hinterher. Wie sollte er nun darauf reagieren? Eine Falle, gestellt vom Feind, wäre ihm lieber als sich zu offenbaren. Vor allem ihr. Er schluckte, ein Schauer überfiel ihn. Seine Selbstkontrolle kämpften mit seiner Ehre und seinem Stolz. Wie sollte er reagieren? Die Mission war nicht gefährdet, wenn er einfach verschwinden würde – und die beiden würden es nicht wagen, ihn anzugreifen. Nur es war auch kein Vorteil, wenn die beiden im Dunkeln bleiben würden. Langsam nahm der junge Mann seinen Hut ab. Dunkelblonde, mittellange Haare, leicht durcheinander. Der lange Schnabel der silbrigen Maske zeigte nach unten. „Wisst ihr beide denn, wer diese Kyande ist? Oder habt ihr schon Informationen über jemand anderen? Und wer war die Frau, die mir deine Nachricht mitsamt Blume überreicht hatte?“ Toshirous Stimme war ruhig, tief, und doch mussten die beiden die Stimme langsam erkennen, oder nicht? Die beiden entspannten sich nicht wirklich. Waren sie etwa unsicher, was nun käme? Oder wussten sie etwas, von dem sie nichts wissen durften? Die Sterne waren mittlerweile von einem Wolkenmantel verhüllt worden, und auch der Mond schien nur noch spärlich auf die Gruppe auf dem Balkon herab. Das Zierschwert baumelte weiterhin lose am Gürtel des Jugendlichen, als er einen Schritt auf die beiden zu trat. Es musste ja nicht gleich jeder erkennen, wer er war. Langsam wurde es Zeit. Die Stunde rückte näher. „Habt ihr das Siegel schon gefunden?“ Mit diesen Worten zog der Genin seine Maske leicht vom Gesicht ab, ehe er sie so weit herunterzog, dass die beiden ihm direkt ins Gesicht blicken konnten: Die leicht gebräunte Haut, egal ob er in seiner Heimat war oder nicht, seine klaren, in diesem Licht dunkelgrauen Augen, das schmale, verbissene Grinsen, was erkennen mag, dass er mit der Situation ganz und gar nicht zufrieden war. Aber dennoch blieb die Frage, ob ihn die beiden auch ohne seinen Hut erkennen würden.


Seine Gefühle und seine Gedanken fuhren derweil Achterbahn. Wie konnte eine Person, die er so ganz anders eingeschätzt hatte, so anziehende Seiten haben? War er wirklich von ihr eingewickelt gewesen, oder hatte er noch genug Macht über sich gehabt, und war er vorsichtig genug? Irgendwie war er schon immer von einem besonders zwiespältigen Karma verfolgt worden. Immer, wenn er auf sie traf, ging alles schief. Aber trotzdem hätte es auch schlimmer kommen können, wenn man bedenkt, dass bei der Mission „nur“ Hiroshi umgekommen war. Junko war... Moment, sie war nicht wirklich in Gefahr, da nur Daisuke und Yuto beim Boot waren!
Er schaute direkt in die Augen der beiden anderen. Anschließend schob er wieder seine Maske hoch und setzte den Hut auf. Nun war den beiden wohl klar, dass Toshirou und Kayros ein und dieselbe Person war. Brauchten sie einen Mediziner? Hoffentlich nicht, er wollte weg. Aber was nun?
 

Katarite

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Nun denn, die Taktik ging wohl auf, nahm Dame doch fraglos in Kauf, dass beiden Männern ganz und gar nicht nach dem Wort zumute war. Sogleich nahm sie die Führung her und fragte rasch und gar nicht schwer nach Bildern, Zahlen kreuz und quer – und dies verschreckte Held gar sehr. Denn was die Frau ihn da so fragte betraf die Frage, die ihn plagte, nach Kameraden und Kollegen mit denen man sich ganz verwegen in die Arbeit stürzen kann und ja, zum Ende auch gewann. Doch steckte soviel mehr im Wort, das hier an diesem fremden Ort ein Stückchen Heimat aufbeschwor, und das durch ganz simples Dekor. Ein Bild nur reichte, um zu zeigen einen ganzen bunten Reigen ganz verschiedner Geistesdrücke, und noch mehr Erinnrungsstücke, die nur eine Dame kennt – hat der Held das echt verpennt?
Schnurgerade aufgerichtet und zu einem Wort verpflichtet ging er letztlich Frage an, auch wenn er sich dann und wann noch wünschte, diese Maskenschau fernab von Alltags stumpfem Grau hätte noch wenig angehalten, doch musst er letztlich Narr sich schalten: Je früher dieses Fest verging, je früher fänd sich jenes Ding das ach so viele Leute suchten und einige bestimmt verfluchten.
„Es ist bestimmt kein blöder Hund, der über jenem Feuergrund ganz prächtig dort im Raume prangt. Und was die Nummer anbelangt…“
Der Rest des Wortes ging gehaucht ganz leise in die Nacht hinaus, sodass nicht jeder böse Wicht, auf Lösung dieser Frag erpicht, genau wie Mann und Frau erkannt wer denn nun auf dem Balkon stand.
Was folgte, nun, das ist Geschichte, denn wie er sagte sein Gedichte, da bat die Dame ohne Scham dass kein gereimtes Wortes mehr kam über die Lippen unsres Helden, und da der nicht als Feind wollt gelten blieb wenig übrig als sich fügen und nicht mehr ganz so viel zu lügen. Nun denn, vorbei war die Scharade, die kunterbunte Maskerade, zumindest was das Wort betraf, denn anders als ein braves Schaf war Sôjin noch nicht ganz bereit sein Antlitz voller Heiterkeit den anderen zu präsentieren, damit sie alle konnten stieren hinter Dichters falschen Schein – oh nein, so sollte es nicht sein. Stattdessen ließ er Reime nur zurück auf blankem Marmorflur, auch wenn doch, wie man sagen musste, die durch und durch recht selbstbewusste Art des Dichters Riss bekam, wenn man ihm seine Reime nahm.
Nur eines wog dies etwas auf, und zwar der Dinge guter Lauf: Dass Reime nicht so einfach schwanden, sondern für Dichter Freund gewannen, mit denen man die böse Welt regiert von Machtgier, Hass und Geld von alldem könnte leicht befrein, anstatt zu kommen ganz allein dem schrecklich Unheil in die Quer – und was wünschte ein Held denn mehr?

Kritisch beäugte der Dichter seine letzten Zeilen. Quer auf mehr… was für ein Ende.
Ja, der große, der einzige, der eine, Shikkoku Sojin, hätte sich ein hübscheres Finale für sein Epos gewünscht. Blut, definitiv Blut, Blut und Mut, genau, und ein Kampf auf Leben und Tod. Dazu eine Maid, hübsch und gescheit, die das Böse kettete und der Held rettete. Doch was man nicht alles tat, wenn ein Fräulein gewagt seinem Dichter einfach das Wort entzog?
So blieb es also bei diesem Ende, auch wenn er es für eine große Verschwende, ja, eine ziemliche Missetat hielt.
Nun denn, wie auch immer. Weiter im Texte. Wo waren wir nur, wo waren… ach ja…

Noch immer war unser Held etwas mitgenommen von seiner Entdeckung, wer sich hinter der Maske dieser summenden Biene verbarg. Doch wer sollt’s ihm verdenken? So viele Menschen, so viele Masken, und ausgerechnet diesen Scherz wollte ihm das Schicksal spielen. Diesen einen, perfiden Scherz, dem er nicht entkommen würde. Niemals. Verflucht noch eins!
Dennoch galt es, sich der Dame zu fügen, auch wenn unser Held sich einen Kommentar zu seinem hinterhältigen Reimverbot nicht verkneifen konnte: „Das Erzählen von Geschichten in schönen Gedichten ist zwar mein Pläsier, doch befiehlt die Manier einer Frau solchen Wunsch ohne Wut zu gewähren, und ihr gar simpel die Welt zu erklären – damit sie auch ja alles verstand.“
Oder anders: Nur Doofies mochten keine Gedichte. Punktum.
Doch halt, vor lauter nichtgedichteter Gedichte vergaß man beinahe die erste, selbstinszenierte Enthüllung dieses Abends, reagierte doch der treue Toshirou ganz eifrig auf der Dame Bitte, sich endlich richtig vorzustellen. Und tatsächlich: Nach einem knappen Kommentar zu jener süßen Eisblume, die sich ganz und gar nicht damenhaft vom Balkon verabschiedet hatte, klärte er seine Stimme, lüftete den Hut und schob seine Maske ganz leicht zur Seite, um sein wahres Gesicht dem Mädchen und dem Kerl zu zeigen, die als einzige mit ihm dort draußen standen. Womit wohl alle hier draußen die Identität des jeweils anderen kannten, nicht? Und was für Identitäten das auch noch waren!
Ein wenig fühlte sich der Held beim Anblick des beschnabelten Gefährten mit Schwert etwas nackt. Wo war sein eigenes Schwert? Sein Federhut? Seine laute Stimme, die rief: „Keiner für alle, alle für mich!“, oder etwas in der Art? Nein, sie waren noch kein rechtes Team, anders als die Dame der Nacht es gesagt hatte. Immerhin brauchte ein Team ja ein gemeinsames Ziel und bestenfalls auch einen – und fünfzig Prozent dieser Anforderungen erfüllten sie noch nicht.
Doch das ließ sich ja ändern.
Zunächst galt es jedoch, der Enthüllung des jungen Mannes Respekt zu zollen. Sôjin seinerseits verneigte sich hierfür leicht, und begegnete dem Blick des Recken mit einem wohlwollenden Nicken. Genug? Genug. Allerdings stand noch seine Frage im Raume, die der verhinderte Dichter nicht unbeantwortet lassen wollte. Ernst entgegnete er dem kurz Demaskierten: „Was unsere holde Loreley trifft: Ich glaube kaum, dass sie sich über weitere Freierei unsererseits erfreit, äh, erfreut zeigen würde. Die Chance ist vertan, mein guter Romeo, wollt ihr euch nicht direkt mit den Capulets anlegen, versteht sich.
Was das Blümchen anbelangt…“ Die Worte blieben in der Luft hängen, während unser Held sich in einer ausladenden Bewegung der einzigen Dame der Drei zuwandte. „…so müsst ihr unsere Herrin wohl um ihre Weisheit bitten. Sowieso wäre es an der Zeit, wenn jene ihren Untergebenen etwas zu tun auftrüge, sind wir nun doch nur noch Nebendarsteller in diesem bunten Theater, denen nicht einmal ein Reim auf den Lippen vergönnt ist.“
 

Katarite

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Ich schluckte.
Dann stellte ich mir eine Frage: „Himmel, meinst du das ernst? War ich unartig? Womit nur habe ich das verdient?“
Der Himmel antwortete nicht und ich schluckte nochmal. Erneut an diesem Abend war ich dankbar solch eine prachtvolle Maske mein Eigen nennen zu dürfen. Sie bedeckte das ganze Gesicht und kein Schwein konnte auch nur den Hauch davon erkennen. Glück im alles überdeckenden Unglück? Fast hätte ich mich zu einem leidigen Seufzer samt Dusche hinreißen lassen. Doch nein, Konzentration war angesagt. Es gab eine Aufgabe zu erledigen und Duschen gehörte nicht dazu, sofern sich nichts geändert hatte seit ich das letzte Mal nachgesehen hatte.
„Das war eine Freundin.“, antwortete ich noch auf Kayros' Frage und beließ es dabei. Die Information, dass sie sich längst in einen Kerl verwandelt hatte brachte niemandem was.
Während unser Dichter zu dichten aufhörte und es wohl nicht ganz so freudig aufnahm (der sollte sich nicht so anstellen) musste ich überlegen was wir nun anstellen sollten. Natürlich konnte man sich etwas zu Essen suchen oder erneut das Tanzbein schwingen aber inwiefern half das der Mission weiter? Nein, nein, jetzt war es Zeit für intelligente Befehle. Unsere beiden Herren waren sich ja schließlich zu fein ein wenig eigenständig zu denken – ob Sojin sein gesamtes Hirn beim Reimen verbraucht hatte?
Sie bedachte den jungen Mann mit bösen Blicken die leider nicht so ankamen wie sie sollten; doofe Maske. Spielte er wirklich die beleidigte Leberwurst weil er nicht mehr dichten durfte? Dafür gab es doch Wein. Nicht gut? In Ordnung, weiter im Text.
„Ich hau dich gleich.“, war meine vorerst einzige Reaktion auf Sojins Worte. Memme. Dem hatte ich es jetzt erst einmal gezeigt. Wer auch immer dachte ich wäre einem Dichter sprachlich unterlegen wurde soeben eines Besseren belehrt, nicht wahr?
„Die Eröffnungsrede müsste bald stattfinden.“, sagte ich mit einem Blick auf die große Uhr die hoch oben an der riesigen Decke hing. „Teilen wir uns vorerst auf; wir sind hier nicht alleine und es gibt weitere Masken zu lüften.“ Reichte das schon? Ich setzte noch etwas dazu. „Keine Blutbäder, bitte. Schön subtil und leise.“
Nun fassten wir alle unsere Teetassen mit abgespreiztem kleinen Finger an und konnten uns gemächlich im Takte wiegen. War es nicht hübsch? Nein, wir waren ja noch beim Aufteilen. Zu dritt durch die Menge zu marschieren war mit Sicherheit keine sonderlich kluge Idee, weshalb ich mich bei Sojin einhakte und ihn langsam zurück ins Getümmel zog. Toshirous tanzender Charme war irgendwie plötzlich verflogen.
„Erstens: Hast du irgendwas erfahren? Zweitens: Seit wann kannst du dichten?“, fragte ich den jungen Mann an meiner Seite und schritt mit ihm weiter über den Maskenball.
 
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