Zufrieden? Ob Hebi nun zufrieden war? Gute Frage. Er wusste es selbst nicht so recht. Im Grunde passierte ja eigentlich nichts Großartiges. Die Nackten griffen erneut an und wieder verteidigte Toru sich. Diesmal jedoch so, dass sie liegen blieben und so schnell vermutlich nicht wieder aufstehen würden. Somit hatte er zumindest schon einmal das Ziel des Befehls erfüllt und dagegen ließ sich wohl nichts einwenden, zumal Hebi auch so die Chance hatte, ein paar nähere Einblicke in die Fähigkeiten des Schwarzhaarigen zu bekommen, wie dieser kämpfte und was für eine Type er in einer Auseinandersetzung wäre. Und im Grunde hätte der Sakkaku auch ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass der Andere eine verhältnismäßig philanthropische Auffassung besaß, schien er ihm immerhin dumm genug, jedes Fitzelchen an Befehl ohne Wenn und Aber zu befolgen und irgendeinen der Nackten infolgedessen einfach aufzuschlitzen – und zwar so, dass der auch in den nächsten 30 Jahren nicht wieder aufstünde.
Deswegen betrachtete er die Sache eher mit Lethargie als mit Zufriedenheit und antwortete auch nicht auf die Frage, ob er es denn sei. Auch dass Toru wohl Hunger zu haben scheint, quittierte er mit Ignoranz. Er wollte ganz sicher nichts entgegennehmen, was die zubereitet haben. Am Ende landete er mit einer Magendarmgrippe im Reich der Toten, wobei er auch nicht glaubte, dass die ihnen noch was ordentlich zu Essen gäben, nachdem sie ihren stärksten Krieger umgehauen hatten. Sollten die dann nicht eher wütend sein? Sie hassen, bis in die Ewigkeit verdammen? Also Hebi hätte die Genin an Stelle der Nackten ja schon vergiftet.
Im Grunde war das nun aber ohnehin egal, lagen sie doch alle am Boden und konnten sich nicht mehr bewegen. Grund genug, sich nun endlich die Zeit zu nehmen, zu der Toru und Toriko zuvor aufgefordert wurden: Zeit, um nach Hinweisen zu Lummerland zu suchen. Außerhalb ihrer Hütten würde man wohl nur schwerlich etwas finden, weswegen der Sakkaku beschloss, sich des Inneren der kleinen Häuser gewahr werden zu müssen, so wenig er das auch mochte. Vielleicht sollten sie aber auch gleich zu ihrem Ältesten gehen, vermutlich hatte der mehr Anhaltspunkte zu der Umgebung. Und selbst wenn er sich den Shinobi gegenüber nicht ausdrücken konnte, besaßen sie sicher so eine Art Karte, der die Genin folgen könnten. Zumindest hoffte Hebi, das sowas existierte, auch wenn es unwahrscheinlich schien.
„Mitkommen.“, war der letzte Befehl, bevor sie nach ein paar Sekunden des Laufens im Haus des Ältesten verschwanden.
Dort angekommen, fand das Team einen älteren Mann vor, der mit dem Rücken zu ihnen in einer Ecke kauerte und unverständliches Zeug brabbelte, zitterte, als würde er um sein Leben bangen.
„Hey.“ Plötzlich zuckte er auf und starrte dem Sakkaku erschrocken entgegen, welcher das mit dem gleichgültigsten Blick erwiderte, den er gerade zu bieten hatte. Ihm war das hier alles sowas von egal. Was mit dem Zaun passierte, mit ihren Häusern, mit dem Ältesten… Völlig wurst. Er wollte nur wissen, wie er zu seinem Zielort gelangte. Über welche Leichen er dabei zu gehen hatte, tangierte nicht.
„Ich gebe euch alles, was ihr wollt, aber bitte tut mir nichts!“ Hebi zuckte mit den Schultern.
„Dann ist ja g-„ What?
„Seit wann sprichst du?!“ Ob der Überraschung wegen runzelte Hebi als Zeichen seiner Verwirrung die Stirn. Er kam sich vor, als sei er hier im falschen Film gelandet.
„Nun, das ist eine lange Geschichte…“ Der Alte kratzte sich beschämt am Kopf.
„Sagen wir einfach, ich bin eines Tages hier hinzugestoßen und habe mich integriert.“ „Und wieso lässt du ihn", Hebi deutete auf Toru,
„dann einfach deine Gefolgsmänner vermöbeln? Ich glaub nicht, dass euer Hork so schnell wieder einsatzbereit ist.“ Mensch, auch da hatte der Gute eine witzige Geschichte parat!
„Naja, ihr werdet sicher bereits gemerkt haben, dass sie wenig zivilisiert sind. Und da sie ihr Handeln nach ihren Instinkten auslegen und die natürlich auch über alles stellen, brauch ich nicht viel zu sagen – hört ja eh niemand auf mich.“ Auch wenn er als eine Art Gott verehrt wurde. Aber vermutlich waren deren Traditionen einfach so unheimlich festgefahren, dass da nichts dran zu rütteln war. Würde auf jeden Fall zu diesem veralteten Konzept mit den komischen Lauten und so weiter passen.
„Gut. Egal. Deswegen sind wir auch nicht hier.“, meinte Hebi und schaute sich kurz in der Hütte um. Wirkte recht runtergekommen, aber was anderes hatte er auch gar nicht erwartet, wenn er ehrlich ist.
„Wir wollen zu einem Dorf, das sich Lummerland nennt, sind unterwegs wohl aber vom Kurs abgekommen und auf der falschen Insel gelandet. Wo genau soll das Scheißding liegen und wo müssen wir nun lang?“ Hebi setzte jetzt einfach mal voraus, dass sich hier irgendwo schon ein anderes Transportmittel finden würde. Und wenn er dafür ein paar Nackte zusammenbinden und als Floß benutzen musste.
„Oh, nein, nein, nein. Ihr seid hier schon richtig. Die Insel ist nur sehr groß und ihr habt den falschen Weg eingeschlagen.“ Yes. Doch nicht falsch. Innerlich seufzte Hebi beruhigt.
Ein paar Augenblicke später erklärte der Älteste ihnen auch, wie sie da hinkommen würden, welche Route sie da am besten einschlügen und wie lange sie noch bräuchten. Da das in der Tat länger war, als vom Leiter eingeplant, erklärte er ihnen auch, wo sie welche Unterschlüpfe finden würden. Sie müssten also noch eine ganze Weile durch den Wa-
„GRUUUUUUUUUUUNK!!!“
Ein Schrei? Ein Schrei. Aber diesmal mit u? Seltsam. Hebi kniff skeptisch die Augen zusammen, ignorierte das eben gehörte jedoch. Der Alte vor ihnen starrte erschrocken geradeaus, an den Genin vorbei, nicht imstande, ein Wort zu bilden, das seine Reaktion rechtfertigen würde. Ob draußen etwas passiert ist? Da er keinen langen Weg hatte, steckte Hebi seinen Kopf aus dem Häuschen.
Da liefen weitere Eingeborene herum. Dennoch hoben sie sich deutlich von ihren Artgenossen ab. Statt rot-weißer Bemalung, waren sie grün-schwarz, mit Fackeln bewaffnet und trugen sogar den ein oder anderen Speer mit sich herum. Auch nackt waren sie nicht, zierte ihren Unterleib immerhin leichtes Lendengewänd. Hebi beschlich das leise Gefühl, dass die Neuen eine Art Gegenpartei zu unseren lieblichen FKKlern darstellten. Dabei schienen sie wesentlich organisierter und intelligenter. Worum es hier ging? Hebi wusste es nicht. Er hatte auch keine Zeit, das in Erfahrung bringen zu können, denn bevor er den Alten danach fragen konnte, raste eine Speerspitze auf sein Gesicht zu.
Nur noch gerade so konnte er reagieren und zu Seite weichen. War er jedoch noch vollkommen beisammen und unbeschnitten, ließ ein Blick auf den Ältesten bereits erahnen, dass es dem ganz sicher nicht so gut gehen würde.
Eine Speerspitze steckte in seinem Kopf, tötete ihn sofort. Zielen konnten die Neuen also auch noch halbwegs. Sowas nerviges! Dennoch bewahr Hebi Ruhe. Es waren nur irgendwelche Eingeborenen, die nun andere Eingeborene abschlachteten. Dadurch, dass Toru sie zuvor alle kampfunfähig machte, konnte sich die eine Seite vermutlich nicht einmal mehr wehren.
Dennoch konnte sich das Geninteam nun nicht einfach da raushalten. Sie waren hier. Sie wurden genauso angegriffen. Es war damit auch ihre Schlacht. Das einfach zu ignorieren, wäre fatal.
Hebi nahm den Rucksack von seinem Rücken, stellte ihn an der Seite ab. Er zog die Jacke aus, krempelte die Ärmel seines Hemdes nach oben und gab damit mal wieder einen Eins-A Blick auf die von Kämpfen gezeichneten Unterarme. Seine Augen nahmen eine deutliche Verfärbung an. Wurden orange, waren nicht länger rot. Wenn diese fackeltragenden, dummen Missgeburten Krieg wollten, dann konnten sie den haben.
Er würde sie und ihre lächerlichen Ambitionen einfach zerschmettern.