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Das Schwarzlichttheater

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Groß und eindrucksvoll erscheinen die weißen, aufwändig verzierten Wände des Theaters neben den anderen Gebäuden der Umgebung. Umrahmt von sorgfältig gepflegten Gärten hebt sich vor allem der Eingangsbereich durch seine dicken Säulen und gewaltige Holztüre hervor.
Im Inneren besticht es durch Reihen an Reihen von roten Samstühlen, hohen Decken und einer übergroßen Bühne, die bereits erahnen lässt, welch spannende Shows sich dort tagtäglich abspielen.
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Ein Heimspiel. So hatte Oita die heutige Mission für seine zwei Teamkollegen bezeichnet. Doch war dies nicht einem Gefühl der Leichtigkeit und Siegessicherheit verbunden? Der Pinkschopf führte die Truppe zwar zielsicher an - der Weg zum Theater war weder schwierig noch weit - aber trotzdem fühlte er sich nicht wohl dabei, durch die altbekannten Straßen zu streifen. Jede Sekunde rechnete er damit, dass um die nächste Ecke ein vertrautes Gesicht spazierte. Doch dies geschah nie. Die Kapzue seiner Jacke hatte er trotzdem tief ins Gesicht gezogen. Ungewöhnlich für ihn, doch erkannt werden wollte er heute beim besten Willen nicht. Außerdem fühlte er sich eigentlich alles andere als gut dabei, seine Teammitglieder anzuführen. Er tat es, da er Shunsui nicht widersprechen wollte. Jedoch hatte er trotzdem die Sorge, dass er sie aus irgendeinem Grund doch einmal falsch abbog und sie schließlich irgendwo ganz anders landeten und am Ende noch ihren Auftraggeber warten ließen. Nur wegen seiner Ungeschicktheit.
Auch die Sorgen des Schwarzhaarigen hallten in seinen Gedanken wider. Es handelte sich sicherlich nicht um einen abtrünnigen, hoch gefährlichen Häftling, richtig? Shunsui hatte diese Annahme direkt im Keim erstickt. Doch es gab immer wieder Geschichten, dass sich eine Mission als weitaus gefährlicher entpuppte als im vornherein gedacht. Darüber sollte man sich vielleicht lieber keine Gedanken machen. Das waren Ausnahmefälle, die extrem selten passierten! Ryouta würde trotzdem für alle Fälle gewappnet sein. "Hier müssen wir links."
Kaum waren sie um die Ecke, konnte man auch schon die gewaltigen Umrisse des Schwarzlichttheaters erkennen, welches sich am Ende der breiten Straße befand. Er hatte es doch geschafft, hatte sich nicht geirrt und erfolgreich seine erste Aufgabe auf dieser Mission mit bravour erfüllt. Doch ein Grund zum Feiern war das noch lange nicht. Eine Sache verwunderte ihn: Die Straße war belebt, Einige spazierten sogar dem Theater entgegen. Sollte dieses nicht geschlossen und für die Allgemeinheit abgesperrt sein? Die Menschen wirkten fröhlich und unbesorgt, so wie immer. Irritiert blickte er zu seinen Kameraden. "Haben sie das Theater etwa nicht zugemacht?" Das konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. "Dazu haben wir keine Infos bekommen, oder...?" Zumindest stand in seinen Missionsinformationen nichts davon, ob ihr Einsatzort nun geschlossen oder geöffnet war, er war einfach davon ausgegangen. Oder hatte er es überlesen?
Sie waren kaum richtig angekommen, da eilte ihnen auch schon ein recht korpulenter Mann entgegen. Seine Haare waren ordentlich zurück gekämmt, auf seiner Nase saß eine dicke Brille und sein Outfit bestand aus einem ordentlichen, schwarzen Anzug mit dunkelblauer Fliege. "Guten Tag, guten Tag! Ihr müsst die Ninja sein, die uns bei unserem ... kleinen Problemchen beiseite stehen sollen, nicht wahr?" Kaum hatte der Nishizawa den Herrn entdeckt, hatte er sich auch schon wieder von der Spitze der Gruppe ans Ende verzogen. Das Reden wollte er seinen erfahreneren Kollegen überlassen. Doch dies wäre gar nicht nötig gewesen! Denn kaum hatte der erste Satz die Lippen des Direktors verlassen, folgten auch schon die Nächsten, wie ein Wasserfall. "Vielen Dank, dass ihr gekommen seid! Ich weiß, die Erfüllung der Mission steht bei euch immer an erster Stelle, doch egal was ihr tut und egal wie ihr es tut. Ich bitte euch, von ganzem Herzen, unterbrecht nicht die Vorstellung, die gerade läuft!" Bitte was?! Seine Befürchtung hatte sich also bestätigt. Der erste Schritt hätte sein müssen, alle Zuschauer in Sicherheit zu bringen, oder nicht? Wie konnte man bloß freiwillig solch ein großes Risiko eingehen?Wie verantwortungslos! "Wir stehen schon jetzt kurz vor dem Ruin. Theatervorstellungen sind einfach nicht mehr so In wie früher ... Wenn jetzt auch noch eine Vorstellung abgebrochen werden muss, verlieren wir vielleicht sogar unsere letzten Stammkunden." Die Verzweiflung stand ihm ins Gesicht geschrieben, als er den Shinobi sein Herz ausschüttete, die flehenden Augen des Herrn wanderten zwischen den Ninja hin und her (Ryouta wich ihnen geschickt aus). "Ihr seid womöglich das Einzige, was uns vom Bankrott trennt... Wenn ihr es schafft, diesen Gauner unbemerkt da heraus zu bekommen, dann kriegt ihr meinetwegen alle ein paar Jahreskarten. Bitte, bitte!" Er packte eine der Hände des Teamleiters und drückte diese kräftig. "Ich kann mich auf euch verlassen, richtig?"
Wenn der Pinkschopf nicht bereits genug Stress hatte, dann war das Fass spätestens jetzt am überlaufen! Das Flehen des Direktors hatte die Latte für die Mission direkt noch einmal ein ganzes Stück höher gesetzt. Der Verlauf konnte sogar über die Zukunft des Theaters entscheiden. So viel Verantwortung hatte er vermutlich noch nie in seinem Leben gehabt. Am liebsten hätte er sie direkt wieder abgegeben und wäre nach Hause gegangen, doch irgendetwas in ihm wollte dem hilfesuchenden Mann unbedingt helfen, wollte sicherstellen, dass er in Zukunft zumindest eine Sorge weniger hatte. Selbst wenn er den Direktor für seine Entscheidung, die Show weiterlaufen zu lassen, verurteilte, gleichzeitig tat er ihm leid. Die Verzweiflung in ihm musste gewaltig sein, wenn er deswegen sogar bereit war, die Sicherheit der Zuschauer und Schauspieler zu riskieren.

@Furasaki Oita @Jirokou Shunsui
 
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Bei allem, was Oita an der Sache seltsam vorkam – dass ein Schwarzlichttheater ausgerechnet weiß angestrichen worden war, dass der Direktor ebenjenes Theaters wie ein Wasserfall quasselte, anstatt würdevoll und kultiviert daher zu kommen, dass doch tatsächlich eine Vorstellung lief, während ein gesuchter Verbrecher im Gebäude herum wieselte – war es ausgerechnet die eine nicht-seltsame Sache, die dem jungen Genin die Stimmung verdarb.
Natürlich sollten sie den Häftling unbemerkt dingfest machen, mit klarer Betonung auf unbemerkt. Alles andere würde die Gäste nur in Panik ausbrechen lassen, die Leute würden chaotisch zu den Ausgängen rennen, und beim übereinander stolpern vermutlich mehr Schaden anrichten, als wozu der Gauner allein je fähig gewesen wäre.
Oita hatte sich über die letzten Missionen jedoch eher den Ruf erarbeitet, zur nicht-unauffälligen Sorte zu gehören, vor allem wenn man bedachte, dass er doch eigentlich ein Ninja war und sich überdies als solcher nichts mehr wünschte als zu lernen, wie man unsichtbar wurde. Sein erster Instinkt war also gewesen, laut tönend in das Theater zu marschieren, den Verbrecher wie einen Hund durch die Gänge zu jagen und sich schließlich mit siegessicherem Geschrei auf den Fiesling zu stürzen.
Dieser Plan war wohl hinfällig.
Oita seufzte. „Schon klar, alles gut, wir packen das.“, versuchte er den Theaterleiter zu beschwichtigen, und da zumindest Shunsui den Eindruck machte, als wären das nicht nur leere Worte, schien der Mann direkt ein klein wenig ruhiger. Mit einem Blick zu seinem Teamleiter fuhr der Genin fort: „Und du bist dir sicher, dass der Kerl kein Abtrünniger ist? Denn wenn ja bleiben Ryouta und ich gleich hier, und du machst da drin, was du eben machen musst. Also: Ganz sicher?“
An den Fakten schien sich jedoch nicht rütteln zu lassen. Der einfache Ausweg wäre ja auch zu schön gewesen.
Missmutig kratzte sich Oita am Hinterkopf, atmete tief durch und nickte dann in Richtung Theater. „Also, dann mal los. Je schneller wir hier fertig sind, desto früher komme ich an ein paar dieser frittierten Fische, für die euer Dorf so berühmt ist.“

Mit einem dankbaren Direktor im Schlepptau ging Oita zum Theater, passierte trotz allem staunend die weiß getünchten Säulen und schlüpfte dann durch das große, offenstehende Portal in die Eingangshalle des Baus. Die war genauso wie das Gebäude an sich ziemlich groß und überaus edel eingerichtet – zumindest auf den ersten Blick. Ein teurer Teppich in gediegenem Weinrot führte über weiße Kacheln quer durch den Raum, sowie nach rechts und nach links zur Rezeption des Theaters und zu den Gängen, die tiefer ins Gebäude führten. Die Einrichtung bestand größtenteils aus Möbelstücken aus dunklem Holz, die durch ein paar Deko-Gegenstände ergänzt wurden wie Vasen, goldene Kerzenleuchter und Ähnliches.
Der vermeintlich edle erste Eindruck täuschte allerdings. Sah man genau hin, dann handelte es sich bei der vermeintlich teuren Golddeko um bereits abblätternde Farbe, der edle Teppich aus teurem Samt war abgetreten und ausgefranst, und die Möbel hatten hier und da tiefe Kratzer, die sie deutlich als Ware aus zweiter Hand kennzeichneten.
Oita bemerkte von alledem natürlich kaum etwas. Stattdessen taxierte er kurz die vier Gemälde, die im Raum verteilt hingen – allesamt nette Bilder in dunklen Tönen, die mal stilistischer, mal lebensechter die Bühne des Theaters in Aktion zeigte – und konzentrierte sich schließlich auf eine schemenhafte Zeichnung, die in der Nähe der Rezeption hing. Letztere war aktuell übrigens besetzt von einer jungen Dame, die eben noch gelangweilt vor sich hin gestarrt hatte, nun jedoch die Neuankömmlinge aufmerksam beobachtete.
„Hey, das hier ist das Theater, richtig?“
Oita zeigte auf die Zeichnung, und sogleich antwortete der Direktor: „Ganz r-recht. Bei einem so großen Gebäude wie diesem gibt es gewisse Auflagen, was den Brandschutz angeht. So müssen an vielerlei Orten gut sichtbar Pläne wie dieser aufgehängt werden, damit möglichst jeder Gast weiß, wie es um die Fluchtwege im Fall eines Feuers bestellt ist.“
Tatsächlich handelte es sich bei dem Aushang um eine ungenaue Version des Gebäudegrundrisses, auf dem in grün zahlreiche Passagen gekennzeichnet waren, über die man das große Gebäude verlassen konnte, wenn denn tatsächlich mal ein Feuer ausbrach.
*Wir gehen jetzt mal nicht davon aus, dass es dazu kommt…* Oita dachte missmutig an seine letzten Versuch, sein dämliches Feuer-Element zu meistern. *…aber sich das hier ein bisschen einzuprägen, schadet sicher nicht.*
Als wäre er tief in komplizierten Gedanken versunken berührte Oita mit einer Hand sein Kinn und legte den Kopf schräg. „Sagt mal“, fragte er den Direktor, „könnt ihr uns anhand hiervon ein bisschen was erzählen? Wo zum Beispiel könnte sich unser Kerl verstecken? Ich meine, bei unserem Glück ist er sicher hier…“ Oita zeigte auf den größten Raum des Grundrisses, eindeutig der Vorführraum inklusive Bühne. „…aber vielleicht gibt’s hier ja auch das eine oder andere Lager, etwas abseits am besten. Ansonsten, wenn ich das richtig sehe müssten wir hier, hier, hier und hier absperren, damit der Kerl nicht fliehen kann?“ Mit ausgestrecktem Finger wies der Genin auf die Fluchtwege aus dem Vorführraum hinaus, bevor er selbigen mit ausschweifender Geste umkreiste.
„Shunsui, sag mal was. Toll sieht das alles ja nich gerade aus, oder?“
 
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Jirokou Shunsui

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So ein Kommando zu führen, hatte doch seine Vorteile, dachte sich Shunsui zufrieden, während er Ryouta und Oita auf dem Weg zum Schwarzlichttheater vor sich laufen ließ. Während die Truppe durch die Straßen Kirigakures wandelte, schmiedete der junge Mann bereits einen Plan in seinem Kopf. Als Teamleiter und Ranghöchster war er durchaus in der Lage, Entscheidungen vorzunehmen, welche nicht hinterfragt werden konnten – ob sie das auch wirklich nicht wurden, war eine ganz andere Sache. Aber es machte nun mal einen viel verdächtigeren Eindruck, wenn man als Genin einfach von der Bühne verschwand, ohne seinem Teamleiter und dem Rest des Teams Bescheid zu geben, oder wenn man das als Teamleiter und Chuunin tat. Die goldenen Augen hinter den Brillengläsern wanderten von unten – Oita – nach oben – Ryouta – und blieben dort haften. Den Jirokou überkam das Gefühl, dass der Neuling unter Ihnen sich nicht ganz wohl in seiner Haut fühlte. Das verriet ihm die Art des Anderen – Kapuze tief ins Gesicht gezogen, scheinbar auf jeden Schritt achtend, und vieles mehr. Der Blondschopf hatte selbst oft genug den Schwachen und Schüchternen gemimt, als dass ihm solch ein Verhalten nicht auffiel. Dass bedeutete jedoch noch lange nicht, dass es ihn auch interessierte. Er speicherte die Beobachtung lediglich ab, um sich wieder auf sich selbst und seine Pläne zu konzentrieren.

So unsicher Ryouta auch über seine eigene Stadtführerqualitäten auch war, er brachte die Shinobi zielstrebig und ohne große Vorkommnisse zum Schwarzlichttheater. Groß, weiß, aufmerksamkeitserregend: Das Theater stach aus dem restlichen Stadtbild extrem hervor. Genau wie sein Teamkollege, war auch Shunsui überrascht, dass hier nicht alles von Polizisten abgeriegelt worden war. Stattdessen hätte man auch meinen können, dass es ein x-beliebiger Tag war, um das Theater zu besuchen, so viele Leute gingen hier ein und aus. „Scheint ganz so.“, antwortete er knapp auf die Frage des anderen Brillenträgers. „Aber ich wette, dass wir gleich mehr erfahren.“, verkündete der Jirokou, während er beim Anblick des auf sie zukommenden Mannes aufschnaubte. Dieser entpuppte sich tatsächlich als Theaterdirektor, der die drei Shinobi wohl an ihrem Äußeren erkannt hatte, und sofort mit seinem Gelaber überfiel. Fürs Erste nickte der Brillenträger einfach. Indes hatte sich Ryouta aus dem Rampenlicht entfernt und war hinter ihn getreten, sodass er dem sprudelnden Wasserfall, welches der Direktor darstellte, hilflos ausgeliefert war. Die Show lief tatsächlich weiter, während der Häftling sich irgendwo in dem Theater befand. Unglaublich, wie konnte man nur so leichtsinnig sein? Mitleid hatte Shunsui sicherlich keines für den Mann, auch nicht, als dieser von dem drohenden Ruin erzählte. Die Jahreskarten konnte er sich auch getrost sonst wohin stecken. Aber es musste schließlich noch ein gewisser Schein an Professionalität gewahrt werden, nicht wahr? „Gut, es ist wie es ist. Damit kommen wir klar, wir werden den Ausreiser auch ohne großes Aufsehen schnappen.“ Das war natürlich Musik in den Ohren ihres Auftraggebers. „Oh, ihr seid meine Lebensretter!“, sprach der Direktor laut aus und schüttelte energisch weiter die Hände des Teamleiters. *Er kann ruhig damit aufhören.*, ertönte dabei lediglich ein trockener Gedanke in Shunsui’s Verstand. Noch hatten sie ihn ja nicht gefunden! Ein letztes Mal versuchte Oita, sich aus der Sache herauszureden und die Arbeit auf ihn abzuwälzen, aber keine Chance. „Nein, ganz gewöhnlicher Häftling. Das könntet ihr sogar ganz ohne meine Hilfe schaffen.“, kam sofort die trockene Antwort. Oh, wenn der Furasaki nur wüsste, dass ihn heute kein entspannter Ausflug erwartete, wäre er sicherlich sofort ausgerissen. Aber bis es ihm dämmerte, was dank Shunsui auf ihn zukam, wäre es längst zu spät!

Gemeinsam mit dem Direktor und dem Rest des Teams, betrat der Jirokou das Schwarzlichttheater. Beim Anblick des Interieur war ihm auch klar, dass die Aussage bezüglich drohendem Ruin keine Floskel des Direktors gewesen war. Der Laden hatte echt seine beste Zeit längst hinter sich – und würde sie höchstwahrscheinlich nie wieder sehen. Oita nahm in der Zwischenzeit die Initiative in die Hand und begann einen Gebäudegrundriss zu studieren und den Direktor mit Fragen zu Löchern. „A-Also…“, begann dieser stammelnd. „In den Kabinen der Akteure könnt ihr euch umschauen … aber lasst euch ja nicht entdecken! Es sind Künstler, und sie wollen nicht gestört werden! Wenn ihr euch da umschauen müsst, dann während der Aufführung.“ So weit so gut. „Außerdem befindet sich hier der Requisitenraum, hier die Küche und dort das Lager.“ Bei dieser Erklärung zeigte der Theaterdirektor mehrmals auf die entsprechende Stelle des Grundrisses. Den falschen Brillenträger hätte es nicht weniger jucken können, ob der Direktor jetzt zufrieden war mit ihnen oder nicht, aber im Sinne der Professionalität sollten sie wohl auf seine Wünsche hinsichtlich Vorgehensweise eingehen. Sonst beschwerte man sich letzten Endes noch über sie bei der Dorfverwaltung. Unwissentlich hatte Oita Shunsui dank seiner Initiative genau die Vorlage gegeben, die er benötigte. „Kommt mal kurz her.“, teilte er seinen beiden Kollegen mit und winkte sie zu sich. Der Direktor schien irritiert zu sein und wollte ebenfalls mitkommen, doch mit einem scharfen Blick des Jirokous, setzte dieser lediglich einen Fuß auf und verweilte beim Plan. „Ich habe hier in Kirigakure noch eine weitere, dringende Aufgabe, um die ich mich kümmern muss. Deshalb verlasse ich mich auf euch, dass ihr beide den Häftling ohne größeres Aufsehen identifiziert und abführt.“ Nicht, Schließlich wanderten die goldenen Seelenspiegel zu Oita. „Du hast angefangen, die richtigen Fragen zu stellen. Also scheinst du den richtigen Riecher für diese Aufgabe zu haben. Deshalb überlasse ich dir das Kommando in meiner Abwesenheit.“ Damit ließ Shunsui die Bombe platzen und schaute von Oita zu Ryouta. „Ich versuche, mich zu beeilen und rasch wieder zu euch zu stoßen, aber ihr solltet das auch ohne mich schaffen. Ich würde dem Rat des Direktors folgen und an eurer Stelle die Kabinen der Akteure durchsuchen, solange die Vorstellung läuft.“ Tja, damit stand das nun fest, wie wohl die beiden Genin auf diese Neuigkeiten reagieren würden?

@Nishizawa Ryouta @Furasaki Oita
 
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Der Direktor führte die kleine Gruppe ohne große Umschweife in den Eingangsbereich des Theaters. Im Gegensatz zum imposanten Äußeren war die Inneneinrichtung eher mau statt wow. Die Möbel, die zwar den Eindruck erwecken sollten, teuer und wertvoll zu sein, waren alt und abgenutzt. Es musste also tatsächlich ziemlich schlecht um die Finanzen stehen, was? Aufmerksam lauschte der Pinkschopf den Erklärungen der Anderen und studierte währendessen den Plan genauer. Von Außen sah das Gebäude wirklich riesig aus, doch sobald mal einen einzigen Blick auf die Raumaufteilung warf, konnte man feststellen, dass die Tendenz eher zu wenigen großen Räumen, und nicht zu vielen kleinen Räumen ging. Dies hatte zwar klare Vorteile, aber ebenso einige Nachteile. Zum Glück waren sie zu dritt, so würde das Absuchen nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen! ...Requisitenraum, Lager und und und. Während der Theaterleiter ihnen den Standort jeden einzelnen Raumes erklärte, machte sich Ryouta sorgfältig gedankliche Notizen, damit er auch ja nichts vergaß. Den Plan hatte er bereits gut vor seinem inneren Auge verinnerlicht, es war also nicht mehr schwer, jedem Viereck eine Räumlichkeit zuzuordnen.
Ihm war bereits klar, dass die Sicherung sämtlicher Fluchtwege der erste und wichtigste Schritt sein musste. Doch gab es davon nicht Wenige. Er fragte sich, ob man diese Türen einfach für ein Weilchen absperren konnte, es waren schließlich Notausgänge, die eigentlich nie versperrt sein sollten.
Bisher hatte er sich noch nicht einmal zu Wort gemeldet, seit sie durch den Eingang getreten waren, doch Shunsuis Worte rissen ihn aus seinen Gedanken heraus zurück in die Realität. "Oh, ja, ja klar!" Hätte er jedoch gewusst, was jetzt kam, dann hätte er einfach so getan, als hätte er die Bitte des Blonden nie gehört, wäre ihm nie ein paar Schritte fort vom Direktor gefolgt und ihn gespannt angeblickt. Er hatte einen genauen Ablaufplan erwartet, aber nicht das, was tatsächlich kam. Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Er konnte kaum glauben, was er da hörte. "Was? D-das ist ein Witz oder?" Sämtliche Farbe wich aus seinem Gesicht, er starrte seinen Teamleiter ungläubig an. Es musste ein Witz sein. Wie sollten sie das ohne ihn schaffen? Sie waren nur Genin und konnten jede zusätzliche Hand gebrauchen! Mit einem gezwungenen Lächeln versuchte er seine Verunsicherung zu übertuschen, doch der Schreck in seinen Augen war kaum zu übersehen.
Es war kein Witz. Es folgte kein Lachen, kein Grinsen, kein Losprusten und auch kein 'reingefallen!'. Er hatte wirklich vor, sie hier und jetzt alleine zu lassen. All die Motivation und Zuversicht, die sich der Pinkschopf in den letzten paar Minuten aufgebaut hatte, war direkt wieder verschwunden. "Wie sol-llen wir das ohne dich schaffen?" fragte er nervös, seine Stimme zitterte genauso sehr wie seine Hände. "Können wir das nicht später noch g-gemeinsam machen?" Er wollte seinen Kollegen um jeden Preis überreden, doch zu bleiben, sie zu unterstützen und später die dringende Aufgabe zu erledigen, doch ihm fielen die richtigen Worte nicht ein. Außerdem schien der Jirokou überzeugt von seiner Entscheidung. Als hätte er sich diesen Plan schon lange überlegt und erst jetzt die Bombe platzen lassen. Wieso ausgerechnet jetzt? So kurz, bevor es ernst wurde? Wieso nicht schon eher, damit sie wenigstens kurze emotionale Vorbereitungszeit hatten? Auch wenn er versuchte, ihnen zu versichern, dass er sich beeilen würde, helfen taten diese Worte nicht im geringsten. Hilflos blickte er zu seinem neuen Teamführer, Oita. Zumindest hatte man dem Nishizawa nicht das Kommando übergeben. Doch auch Oita war nur ein blutiger Anfänger, zumindest im Vergleich zu Shunsui. Fühlte er sich überhaupt dieser Aufgabe gewachsen? Schließlich er sich mehrfach versichert, dass es sich nicht um einen gefährlichen Abtrünnigen handelte. Wirklich wohl und selbstsicher konnte also auch er sich nicht fühlen, oder? Außerdem war er immer noch erkältet! Zwar merkte man ihm seit der Einnahme der Tabletten kaum noch etwas an, er war wieder fitter und viel mehr bei Sinnen als zu Beginn, aber so schnell konnte man selbst bei der besten Medizin nicht wieder topfit werden! Der 17-Jährige schluckte heftig. Das konnte doch nur in einer Katastrophe enden.
Anscheinend hatte auch der Direktor die Unruhe mitbekommen, denn er hielt zwar weiterhin Abstand, aber fragte trotzdem: "Alles in Ordnung? Gibt es irgendwelche Probleme?" Es war unschwer zu erkennen, dasser sich große Sorgen um den Verlauf der Mission machte. "Nein, nein. Alles in bester Ordnung!" versicherte Ryouta, doch er war absolut kein guter Lügner. Nicht einmal sich selbst konnte er mit der Aussage überzeugen. Auch die krampfhaft leicht nach oben gezogenen Mundwinkel trugen nicht zu seiner Glaubhaftigkeit bei. Er musste sich beruhigen, seine Sorgen färbten offensichtlich auf den Klienten ab. Tief atmete er einige Male durch, dann ergänzte er noch: "Wirklich. Kein Grund zur Sorge." Zuerst schien der rundliche Herr noch etwas ergänzen zu wollen, doch entschied sich dann dagegen. Puh. Der Brillenträger wendete sich wieder ab und blickte zurück zu seinen Kameraden. Je mehr er sich verrückt machte, desto schwieriger würde es werden, die Mission irgendwie hinter sich zu bringen. Zumindest für den Furasaki musste er sich anstrengen. Wenn Shunsui sie bereits im Stich ließ, musste sich Ryouta eben umso mehr Mühe geben. Jetzt, wo der erste Schock langsam abebbte, schlich sich tatsächlich ein wenig Ärger bei ihm ein. Was war überhaupt so wichtig, dass man sein Team alleine lassen musste? Als Leiter sollte man doch für sein Team da sein! "Wir schaffen das." versicherte er schließlich. "Auch ohne dich. Tu, was du nicht lassen kannst." Konnte man den zornigen Unterton in seiner Stimme heraushören? Er war sich nicht sicher.

@Furasaki Oita @Jirokou Shunsui
 
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*Wäre ich doch mal lieber krank daheim geblieben.*
Oita hatte noch nicht viele Missionen als Ninja erledigt, und trotzdem glaubte er schon so einiges gesehen zu haben. Dass allerdings ein Teamleiter seine Kameraden einfach mal stehen ließ, um irgendetwas anderes erledigen zu gehen… Junge Junge, damit hätte selbst der arbeitsscheue Genin nicht gerechnet.
Auf das erste innerliche *Was zum Henker?!* folgte allerdings schnell ein neugieriges *Das geht?*, in dessen Rahmen sich Oita für seinen nächsten Einsatz als Anführer eine mentale Notiz machte. *Denn irgendwo hat Shunsui ja recht. Wenn der Häftling tatsächlich nichts auf dem Kasten hat, dann ist das hier nichts weiter als einer von vielen Schnarchzapfenjobs. Ein simples Versteckenspielen quasi. Dafür den halben Tag darauf zu verschwenden, zwei Anfänger zu betreuen, anstatt ein bisschen im eigenen Zuhause herumstromern zu gehen… Wäre das Iwa und ich der Leiter, dann würde ich meine Leutchen auch lieber machen lassen und selber in die heißen Quellen hüpfen.*
Ja, Oita war wirklich der letzte, der Faulheit irgendjemandem übelnehmen konnte. Ganz zu schweigen davon, dass es bei Shunsuis Plan nicht einmal zwingend darum gehen musste…
Anders als sein schlaksiger Partner schenkte Oita dem Blondschopf ein selbstsicheres Lächeln, als er ihn mit wedelnden Handbewegungen verabschiedete. „Alles klar, verstanden, wir sehen uns!“ war alles, was er dem Chuunin dabei auf den Weg mitgab, bevor er Ryouta verschwörerisch zunickte, dem nervösen Direktor kurz versicherte, dass es keinerlei Grund zur Sorge gab, und schließlich seinen weitaus größeren Kollegen am Hemdzipfel beiseite zog.
„Kein Grund, so böse zu gucken. Etwas besseres hätte uns zwei gar nicht passieren können!“ Nach einer kurzen Pause, in der Ryouta hoffentlich tatsächlich etwas runter kam, erklärte Oita weiter: „Punkt 1: Shunsui ist trotzdem der Teamleiter. Wenn wir hier Mist bauen, muss er das auf seine Kappe nehmen. Wir haben ab sofort also nicht nur freie Hand, sondern werden auch keinerlei Verantwortung tragen müssen, wenn was schiefgeht. Naja gut, vielleicht nicht ganz ‚keinerlei’, aber garantiert nicht soviel wie der Chuunin, der zwei Genin einfach mal so alleine lässt.
Punkt 2: Vielleicht hat Shunsui wirklich was Privates vor, aber ich kann mir genauso gut vorstellen, dass das nur ein Vorwand war. Der Kerl hat oft genug betont, dass wir diese Mission auch ohne ihn schaffen können. Vielleicht will er uns ja nur testen? Spricht ja nichts dagegen, uns im Theater alleine zu lassen, während er draußen Stellung bezieht und alle Ausgänge im Auge behält. Und ja, das trau ich ihm zu, denn, Punkt 3: Shunsui ist schnell. Also so richtig. Wenn er will zumindest. Heißt, selbst wenn er was anderes vorhat, wird er das fix hinter sich gebracht haben. Wir können also einfach auf Zeit spielen, ein wenig durchs Theater schlendern und hinterher behaupten, dass wir alleine lediglich etwas kundschaften wollten, um ihm den eigentlichen Zugriff zu überlassen.“

Die Hände hinter dem Kopf verschränkt lehnte sich Oita zurück, sah zurück zum Direktor und der Tür, durch die Shunsui eben verschwunden war, und seufzte: „Das wäre zumindest mein aktueller Plan. Also dass wir uns ein bisschen zwanglos umsehen, vielleicht sogar einen Abstecher in den Vorführraum machen, und diesen Häftling nur dann angehen, wenn er uns quasi von selbst in die Hände stolpert. So oder so sollten wir so lange sicher sein, wie wir beieinander bleiben. Ja, uns aufzuteilen würde es uns leichter machen, den Kerl zu finden, aber solange du keine Lust hast, dich alleine mit dem zu prügeln, würde ich doch lieber zusammen hier herumhängen wollen.“
Langsamen Schrittes ging Oita zurück zur Karte des Theaters, schob dabei sogar den Direktor ein wenig beiseite, damit der den zwei Jungs auch genügend Privatsphäre gab, und meinte dann zu Ryouta: „Also, was soll’s sein? Möchtest du dich aufteilen und wie ein mutiger kleiner Ninja diesen Häftling suchen, dem du dann womöglich alleine gegenübertreten musst? Oder halten wir Seite an Seite die Augen offen und schauen uns zum Beispiel, naja, ich weiß auch nicht… dort um?“
Grinsend zeigte Oita mit ausgestrecktem Finger auf den Lageplan des Museums, wobei er genau genommen auf einen Raum im Besonderen wies: Die Küche des Theaters. Ja, Oita war wie immer verfressen, aber hey – auch ein Häftling würde irgendwann Hunger bekommen, besonders wenn er schon länger auf der Flucht war. Vielleicht wusste der Koch ja was? Irgendwelches Essen, das unter mysteriösen Umständen verschwunden war, oder Bestände, die von heute auf morgen verdächtig geschrumpft waren?
 
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Jirokou Shunsui

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In diesem Augenblick wurde Shunsui wieder bewusst, was es für einen Unterschied zwischen einem frischgebackenem Genin und einem Genin gab, der schon etwas länger im Dienste Soragakures agierte. Das konnte man ganz deutlich an den unterschiedlichen Reaktionen von Ryouta und Oita erkennen. Der große Brillenträger schien völlig überrumpelt vom plötzlich angekündigten Abschied des Teamleiters zu sein und erkundigte sich sogleich, wie sie die Mission bloß ohne ihn erledigen sollten. Tja, hatte er nicht auf dem Markt in Getsurin noch erzählt, dass man auch mit unerwarteten Fügungen des Schicksals rechnen musste und dass alles leider nicht immer so lief, wie man plante? Diese Lektion würde der Nishizawa sicherlich nicht mehr vergessen. Durchaus entging dem Jirokou nicht, dass der anfängliche Schock und die Überraschung schnell umschlugen und der Andere recht pikiert auf die Ankündigung des Chuunins reagierte. Interessierte es ihn jedoch? Um genau zu sein, tangierte es Shunsui peripher und er würde es in fünf Minuten wieder vergessen haben. Schlaflose Nächte würden ihn sicherlich nicht plagen, selbst wenn es in seiner Abwesenheit zu irgendeinem Unfall kam. Das bewies doch nur, dass man eben noch nicht bereit für solche Missionen war und sich lieber Harmloserem widmen sollte, wie Haustiere ausführen … oder eben Leuten beim Umzug helfen. „Manchmal passieren unvorhergesehen Sachen. Ihr müsst immer darauf vorbereitet sein und euch an solche Gegebenheiten anpassen.“ Man, wer hätte jemals gedacht, dass gerade er anfing, irgendwelche Genin zu belehren und ihnen wirklich etwas mit auf den Weg zu geben? Wenn es um Anpassung und Flexibilität ging, gab es sicherlich nicht viele andere Personen in Soragakure, die mit ihm mithalten konnten. „Leider geht das über eure Geheimhaltungsstufe hinaus. Deshalb muss ich das alleine machen.“, verkündete der Blondschopf noch und setzte damit der aufkommenden Diskussion um seine Abreise bestimmt ein Ende. Shunsui log dabei nicht wirklich, denn immerhin war er kurz davor zu einem Ort des Verbrechens zu gehen. Einem Ort, an dem sich die Shinobi Soragakures nicht wirklich mit Ehre befleckt hatten. Er selbst war erst mit dem Rangaufstieg zum Chuunin dazu in der Lage gewesen, Einsicht in die entsprechenden Akten zu erhalten. Ganz abgesehen davon, dass die Beiden sein privates Leben nichts anging und so etwas nicht mit ihnen teilen würde. Oita hingegen reagierte sichtlich entspannt, lächelte ihm zu und verabschiedete ihn mit einer Handbewegung. „Alles klar, ich verlasse mich auf euch! Bis später.“ Und mit diesen Worten drehte sich der Jirokou um und verlies das Theater.

Wieder an der frischen Luft, nahm der junge Mann einige tiefe Atemzüge der kalten Meeresluft und schloss die Augen. Sie erfüllten ihn mit Energie und er hatte jedes bisschen davon nötig, für das, was ihn erwartete. Noch einige tiefe Atemzüge, ehe er abrupt die Augen wieder aufriss und sich in Bewegung setzte. *Los geht's!* Mit einem Mal war er verschwunden. Wie ein goldener und geölter Blitz, zischte er von Dach zu Dach und bewegte sich auf den Rand des Dorfes zu – Oita hatte sicherlich nicht übertrieben, was seine Geschwindigkeit anging. Geschickt hüpfte er auf diese Art und Weise durch die Dächer der Stadt, ehe er an die Stadtmauer kam. Hier konnte er sich getrost mit voller Kraft vom Gestein abstoßen, ohne befürchten zu müssen, dass dieser unter seinen Füßen aufgrund des Kraftaufwandes zusammenbrach. Wie ein goldener Pfeil schoss er in den Wald und verschwand unter dem Dickicht der Blätter. Shunsui’s Gedanken waren fixiert auf das, was ihn erwartete. Und ihn überkam ein Gefühl, dass er schon längere Zeit nicht verspürt hatte: Angst. Was würde ihn erwarten? Der Jirokou durfte jetzt nicht zweifeln, er war so weit gekommen und hatte einen Entschluss gefasst, den durfte er jetzt nicht hinterfragen. Und doch, konnte er nicht seinen Verstand vor Zweifeln und Bildern aus der Vergangenheit abschirmen. Vor seinen Augen tauchte immer wieder der kleine, blonde Junge auf, der tränenverschmiert und völlig verzweifelt durch den Wald tapste. Immer weiter rannte, weg von dem Schrecken, dass ihn gerade überkommen war. Das Leben, dass er kannte, war vorbei. Seine Eltern würde er niemals wieder sehen. Er hatte Angst. Er verstand nicht. Warum hatte dies geschehen müssen? Warum hatte es seine Eltern getroffen? Derart in Gedanken vertieft, bemerkte Shunsui nicht, wie weit er gekommen war und als er plötzlich an eine Lichtung gelangte, erkannte er eine Hütte inzwischen allen Gestrüpps. Das führte dazu, dass er den nächsten Ast verfehlte, ausrutschte und aus mehreren Metern Höhe durch Dickicht und Dornen. Die spitzen Dornen vermochten seine Haut kaum aufzukratzen, doch zerrissen sie seine für gewöhnlich so ordentliche Kleidung. Schlimmer noch, beim Aufprall mit dem Boden – natürlich mit dem Kopf voraus – gab es ein hässliches Knacken und seine dicke Hornbrille brach entzwei. Super, wenn sich das nicht gelohnt hatte…

Mehr durch die Bilder der Vergangenheit als den Sturz selbst benommen, rappelte sich Shunsui stöhnend wieder auf. „Autsch... Was war das denn?“ Ein Blick auf seine Kleidung offenbarte ihm, dass er diese gut und gerne in die nächste Tonne schmeißen konnte. Nicht nur, dass sie überall zerrissen war, obendrein war sie auch noch dreckig geworden durch Erde und Schlamm. Ganz großes Kino. Lediglich seine Chuuninweste schien noch intakt zu sein. „Na wenigstens etwas.“, murmelte der Jirokou leise vor sich hin und begann damit, den Dreck von seiner Kleidung zu klopfen. Nicht, dass er wirklich damit rechnete, hier draußen irgendwen zu treffen und sich für seine Erscheinung erklären zu müssen. Wie dem auch sei, sobald er dies abgeschlossen hatte, löste er mit einem Chakraimpuls sein Schwert von seinem linken Handgelenk und begann damit, sich den Weg durch das Gestrüpp zu schneiden. Dabei musste er unwillkürlich an seine letzte Mission mit Oita denken, als er mit mehreren Gewichten am Körper, die jeweils über hundert Kilogramm auf die Waage brachten, den Garten des alten Miyagos ebenfalls entkrauten durfte. Dagegen war die jetzige Aufgabe körperlich gesehen ein Witz, doch der seelische Druck war um ein Vielfaches höher. Je näher er der von Efeu überwucherten Hütte kam, desto lauter schlug sein Herz – es fühlte sich beinahe an, als befände es sich in seinem Hals. Das Blut rauschte in seinem Kopf. Ein letzter Hieb noch … und der Weg zur Hütte war frei. Abgesehen von all dem Efeu und dem Gestrüpp, schien die große Hütte die Elemente in all diesen Jahren gut weggesteckt zu haben. Shunsui bemerkte, dass ihm Schweißperlen die Stirn runterrannen und er war sich ziemlich sicher, dass dies nicht von der körperlichen Betätigung kam. Das war das Haus seiner Eltern. Sein Haus. Zumindest war es das gewesen, bis seine Eltern an jenem so verhängnisvollen Tag vor so vielen Jahren ermordet worden waren. Der junge Mann schluckte noch einmal, ehe er all seinen Mut zusammennahm und die Eingangstür der Hütte öffnete. Was ihn hier drinnen wohl erwartete?

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Eine schlechtere Ausrede gab es ja wohl nicht! So etwas hätte Shunsui vielleicht einem fünfjährigen Kind erzählen können, aber doch nicht den Genin. Da half auch Oitas ewiges, optimistisches Geschafel nichts. Wie konnte er die Sache bloß so gelassen sehen? Ryouta war enttäuscht und verärgert. Innerlich machte er sich eine Notitz, dass er so etwas nie tun würde, wenn er selbst irgendwann einmal ein Team führen musste. Mit dem Zeigefinger rückte er die Brille auf seiner Nase zurecht, bevor er sich ohne weiteren Kommentar an den Blondschopf seinem übrig gebliebenem Kollegen zuwendete. "Dein Plan klingt gut." Es konnte nicht schaden, sich Zeit zu lassen. Schließlich hatten sie kein Zeitlimit für die Beendigung der Mission. Sie durften bloß nicht riskieren, dass der Häftling in der Zwischenzeit Wind von der Gegenwart der Shinobi bekam und sich aus dem Staub machte. "Trennen sollten wir uns nicht. Wir wissen schließlich immer noch nicht genau, wie stark der Entflohene ist." Er war absolut kein Fan von unnötigem Risiko, auch jetzt würde er dieses auf keinen Fall eingehen. "Vielleicht wäre es gut, wenn immer jemand die Tür sichert, während der Andere den Raum durchsucht?" ergänzte er die Gedanken des Schwarzhaarigen. So konnten jegliche Fluchtversuche vereitelt werden, wenn sie den richtigen Raum gefunden hatten.
Das erste Ziel des neuen Teamleiters schien die Küche zu sein. Warum genau erläuterte er nicht weiter, aber der Pinkschopf konnte es sich denken. Von irgendetwas musste sich der Verbrecher schließlich ernähren, früher oder später würde sein Weg also unweigerlich in die Küche führen. Vielleicht hatten sie sogar Glück und konnten ihn auf frischer Tat dort ertappen? Der Plan wurde also schnurstracks in die Tat umgesetzt. Den Direktor hatten sie im Eingangsbereich zurück gelassen. Wirklich helfen konnte dieser nun nicht mehr, er wäre ihnen bei ihren Untersuchungen am Ende nur im Weg gestanden. Während sie durch die Flure zu ihrem Zielort marschierten, blickte sich der Nishizawa genauer um. Viel gab es nicht zu sehen, außer schummrige Beleuchtung, dunkle Holztüren und altertümliche Gemälde, die man bereits auf den ersten Blick als Plagiate enttarnen konnte. Mit jedem Schritt weiter schien die Einrichtung spärlicher und spärlicher zu werden. Wirklich viel hatte das Schwarzlichttheater nicht mehr zu bieten, es war nicht verwunderlich, dass sich die Leute hier nicht in Scharen ansammelten. Man hatte wohl vergessen, mit der Zeit zu gehen. Eine etwas modernere, üppigere Einrichtung würde dem Image sicherlich nicht schaden. Man fühlte sich einfach nicht wohl. Im Gegenteil, man hatte eher das Gefühl, Teil eines schlechten Horrorfilmes zu sein.
Was Shunsui wohl nun gerade machte? Oita hatte vorhin bereits einige Möglichkeiten aufgezählt. Vielleicht trödelte er tatsächlich in der Gegend herum und schwelgte in Erinnerungen an seine alte Heimat, oder vielleicht stand er tatsächlich draußen Wache und achtete darauf, dass niemand das Theater einfach verließ. Doch keine dieser Möglichkeiten schien den Brillenträger so richtig zu überzeugen. Auf jeden Fall hoffte er, dass der Blonde schnell und gesund zurück kehrte und sie den Verbrecher nicht alleine stellen mussten.
Er hatte Oita den Vortritt überlassen und als dieser die Tür zur Küche aufschwang, wurden sie bereits von einigen wenigen Augenpaaren angeblickt. Es handelte sich um ein recht junges Mädchen, welches gerade Karotten und Sellerie kleinschnitt, und einen kleinen Mann mit einer großen, weißen Mütze auf dem Kopf. Das war sicherlich der Chefkoch! Zumindest das Personal wurde doch hoffentlich über die Gegenwart der Shinobi informiert, richtig? "Guten Tag, wir sind hier, um den Häftling wieder einzufangen." begann er, bloß zur Sicherheit und damit später keine Fragen aufkamen, was zwei Typen einfach in der Küche suchten. "Ah, na endlich! Ich habe mich schon gefragt, wie lange die den Kerl hier noch rumrennen lassen wollten! Auch wenn ich mit etwas mehr als ein paar ... naja, Kindern gerechnet hatte. Aber gut, besser als gar nichts. Kommt mal mit." Mit einem einladenden Winken machte der Herr kehrt und führte die Genin zu einer weiteren Tür, welche er öffnete. Viel war dahinter nicht zu sehen. Einiges an verschiedenem Gemüse und Obst, ein paar Päckchen Nudeln und Reis und ein Kühlschrank, der vermutlich auch nicht praller gefüllt war. Auch hier hatte das Theater wohl an allen Ecken gespart. "Das ist unsere Vorratskammer. Es ist nun vor Kurzem schon das zweite Mal passiert, dass einfach etwas weggekommen ist. Wir sind hier nur zu zweit in der Küche. Von den Artisten war es angeblich auch keiner. Die kriegen ja schließlich fertige Gerichte von uns und brauchen sich nicht an den Vorräten zu bedienen." Ein zorniger Ausdruck lag in dem Gesicht des Koches, als er erzählte und wild mit den Armen gestikulierte. Er war offensichtlich alles andere als glücklich, dass jemand seine Zutaten mitgehen ließ. "Wie soll ich irgendwas gescheit und in Ruhe kochen, wenn hier irgendwer rumschleicht und mein Zeug klaut?! Das kann doch nur dieser Häftling gewesen sein!" Er schien tatsächlich besorgter um seine Arbeit, als um sein eigenes Wohlergehen. Doch so oder so, Ryouta war froh, dass der Mann sofort aus dem Nähkästchen plauderte und sie gar nicht erst nachfragen mussten. Trotzdem blickte er zu seinem Kollegen. Bevor er sich selbst zu Wort meldete, wollte er zuerst wissen, was dieser dachte. Aus der Hoffnung, den Entflohenen auf frischer Tat zu ertappen, wurde wohl nichts. Aber vielleicht wurden ja irgendwo Essenreste entdeckt, die als Anhaltspunkte dienen konnten? Dazu sollten sie jedoch erst einmal herausfinden, was genau entwendet wurde. Es war auf jeden Fall gut zu wissen, dass das Suchobjekt noch vor nicht allzu langer Zeit hier gewesen sein musste, denn so konnten sie mit guter Gewissheit ausschließen, dass er sich in näherer Zukunft wieder hier blicken lassen würde.

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„Keine Sorge, guter Mann!“
Mit geschwellter Brust baute sich Oita zu seiner vollen, unbeeindruckenden Größe auf, schenkte dem wesentlich höheren und breiteren Chefkoch ein selbstsicheres Lächeln und erklärte dann mit erhobenem Zeigefinger: „Wir haben hier alles im Griff und werden diesen Tunichtgut so schnell wie möglich seiner gerechten Strafe zuführen! Denn, und das können Sie mir ruhig glauben, wenn ich persönlich etwas bis aufs Blut nicht leiden kann, dann sind es Halunken, die Ausnahmegastronomen wie ihnen einfach so ins Handwerk pfuschen!“
Der Chefkoch schien sich nach dieser Ansprache nicht ganz sicher, ob Oita ihn veräppelte oder es tatsächlich ernst meinte, weshalb der Junge nach etwas überdeutlichem Herumgeschnuppere weitersprach: „Sagt, rieche ich da etwa ein frisches Lachs-… Nein, es ist Filet vom Thunfisch, oder? Dazu Reis mit Gemüse, Zwiebeln, Knoblauch, sowie… Ah, da ist noch eine gewisse Note…“
Der Chefkoch sah unsicher drei. „Meint ihr die Paprik-“
„Paprika!“, fiel Oita dem rundlichen Herren ins Wort. „Natürlich, Paprika! Wie konnte ich das nicht erkennen. Nun, werter Herr Koch, warum kümmert ihr euch nicht um euren Gaumenschmaus und überlasst diese zwei ausgebildeten Ninja ihrer Arbeit? Oh, und nein, danken braucht ihr uns dafür nicht, schließlich ist es unser beider einzig Anliegen, der Gerechtigkeit zu dienen!
…Solltet ihr allerdings ein oder zwei Portionen Mittagessen später übrig haben, so wären wir beide unglaublich dankbar dafür, ja? Bis dahin!“

Und noch bevor der Chefkoch etwas antworten konnte, schubste Oita den wesentlich größeren Herren bereits aus der Vorratskammer, seufzte, als der Kerl außer Hörweite war, und meinte zu seinem Kameraden Ryouta: „Tschuldige, das Theater und so, da hat’s mich grade irgendwie gepackt.“ Ein schnelles Lächeln, und dann tat Oita auch schon das, was von vornherein sein Plan gewesen war: Er steckte seine Nase in so ziemlich jeden Karton, den er in dem schummrigen Lagerraum finden konnte, und steckte sich von allem, was er fand, ein oder zwei Exemplare ein. Obst, Gemüse, im Moment war der Knabe da nicht wählerisch.
Noch während Oita sich auf Raubzug befand, nuschelte er zu Ryouta herüber: „Dann schauen wir uns mal um, was? Wenn du Schokolade oder sowas findest, sag Bescheid. Oh, und bei Hinweisen natürlich auch.“
Mehr bekam Ryouta erstmal nicht gesagt. Die Fakten waren schließlich einigermaßen klar: Hinweise suchen, auf Shunsui warten, mehr mussten die beiden aktuell nicht tun. Wenn Ryouta das Gefühl hatte, er müsste die Angestellten noch genauer ausquetschten, bitte, aber Oita würde sich damit nicht aufhalten.

Seine Zeit kam erst wieder, als ein zaghaftes Klopfen an der Tür ertönte. Oita, der mittlerweile sein Diebesgut sicher in den vielen Taschen seines Overalls verstaut hatte, schlich zum Eingang des Raums, steckte seinen Kopf hinaus und schaute überrascht, als er weder den Koch noch dessen Assistentin vor sich entdeckte. Stattdessen schaute ihm die Rezeptionistin schüchtern in die Augen.
„Ich, äh… Es gab vorhin keine Gelegenheit… Ihr wart so schnell weg, und ich wollte nicht vor dem Herrn Direktor…“
Oita winkte ab und bat die junge Frau herein. Allein mit ihm und Ryouta erklärte sie weiter: „Vor ein paar Tagen… Vorgestern, oder vorvorgestern? Ich war… Naja, ich war eben hinten, in den Requisitenräumen? Und da, äh… da hab ich so ein Geräusch gehört? So ein, äh… Rumpeln?“
Nicht nur Oita, der sich wirklich gut mit fadenscheinigen Erklärungen auskannte, wäre aufgefallen, dass die Frau ein bisschen nervöser war, als es sich für eine Zeugin geziemte. Entsprechend misstrauisch schaute der Knabe zu ihr auf, als die junge Frau fortfuhr: „So ein, ich weiß nicht, äh… ein Rumpeln halt? Als würde jemand… i-ich weiß nicht…“
Die Frau schaute unsicher zur Seite. „Als würde jemand…?“
„Naja, ihr wisst schon…“
Sogar im schummrigen Dunkel der Vorratskammer war deutlich zu erkennen, wie das Gesicht der Dame rot anlief. Oita wiederum schüttelte verständnislos den Kopf. „Als würde sich dort jemand verstecken?“
„N-nein! Ich meinte, als würde jemand…“
„Warum wart ihr überhaupt hinten?“
Die Frau zuckte bei der Frage zusammen, doch Oita fuhr nahtlos fort: „Ihr seid doch Rezeptionistin, oder? Was habt ihr da bei den Requisiten gemacht?“
„I-ich…“
Oita, dem der Unterton der Unterhaltung völlig entging, nickte geistesabwesend und erklärte sich den Umstand einfach selbst: „Ach, vielleicht seid ihr da nur von der Umkleide hergekommen? Ja, das wird’s sein.“
„N-nicht ganz, ich, äh…“
„Schon gut. Wir kümmern uns drum. Geht wieder nach vorne, nicht dass euch der Direktor noch erwischt.“
Für einen Augenblick wirkte die Frau komplett entgeistert, dann allerdings nahm sie schleunigst beide Beine in die Hand und floh regelrecht aus der Vorratskammer. Auch das kommentierte Oita nicht weiter, sondern meinte zu seinem Kollegen lediglich: „Wie war die denn drauf? Naja, wie auch immer, schauen wir uns eben später auch noch bei den Requisiten um. Bist du hier soweit fertig, oder…?“
 
J

Jirokou Shunsui

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Während sich die beiden Genin also nützlich machten und sich in der Küche des Theaters nach seltsamen Vorkommnissen erkundigten, hatte Shunsui seinen ganz eigenen Kampf zu kämpfen. Das Knarzen der Tür, die seit einem Jahrzehnt nicht geöffnet worden war, schien nichts Verheißungsvolles zu versprechen. Der Blondschopf nutzte seine Kraft, um jegliches Unkraut, welches aus dem Boden gesprossen war und die Tür blockierte, aus dem Weg zu schieben. Einmal tief schlucken und schon betrat Shunsui das Haus seiner Eltern. Nach einem guten Jahrzehnt war der verlorene Sohn endlich zurückgekehrt, auch wenn es kein Empfangskomitee gab, welches ihn erwartete. Zumindest nicht jenes, dass eine glückliche Heimkehr beschrieb. Stumm, das Herz nach wie vor wild pochend, befand sich der junge Mann nun im spärlich belichteten Eingangsbereich der Hütte. Das Dach hatte über die Jahre das eine oder andere Loch dazugewonnen, sodass schwaches Sonnenlicht den Raum gerade genug erleuchtete, dass man etwas erkennen konnte. Es roch stark nach Moder und überall befand sich Moos und Unkraut. Aus den Augenwinkeln heraus konnte der junge Mann eine hektische Bewegung ausmachen, scheinbar hatte es sich eine Vogelfamilie hier heimisch gemacht. Die wütende Mutter, die den großen Eindringling vertreiben wollte, flog schnurstracks auf ihn zu, um ihn anzugreifen und von den Jungen fern zu halten. Der Chuunin wich dem Vogel aus und machte einen schnellen Schritt in Richtung des Wohnbereiches, welches sich hinter dem Eingang befand. Scheinbar hatte auch die Vogelmutter erkannt, dass dieses große Lebewesen in ihren Augen nicht an ihre Jungen wollte und kehrte wieder zu ihnen zurück. Skeptisch beobachtete sie das große Tier weiterhin, bereit, ihn jederzeit anzugreifen, falls er sich wieder ihrem Nest nähern sollte.

Als der Jirokou die nächste Tür nahm, erschienen unwillkürlich Bilder vor seinen Augen. Das letzte Mal, dass er das getan hatte, war er auf ein Blutbad gestoßen, welches ihn für den Rest seines Lebens traumatisiert hatte. Kein Wunder also, dass er nur zögerlich die Tür öffnete, aus Angst davor, welcher Anblick ihn hier drinnen erwartete. „MAMAAAAA!“ Shunsui schüttelte den Kopf, um die Erinnerung seines jüngeren Ichs zu verdrängen, welcher völlig schockiert seine toten Eltern am Boden liegen sah. „PAPAAAAAA!“ Wieder ein Kopfschütteln, doch die Erinnerungen tauchten auf, eine nach der anderen. Tränen rollten die Wangen des kleinen Jungen herunter, denn er war nicht in der Lage zu verstehen, was hier vor sich ging. War das ein schrecklicher Albtraum? Ja, das war es. Das war der Albtraum, den der junge Jirokou fortan sein Leben nennen durfte. Das Leben, dass der mittlerweile beinahe erwachsene Shunsui geführt hatte. Langsam ließ er den Blick im Raum umherschweifen, so viele Erinnerungen, die in jeder kleinen Ecke des Raumes auf ihn warteten. Wie er zusammen mit seiner Mutter auf dem Sofa gekuschelt hatte, während er den Geschichten seines Vaters gelauscht hatte. Wie er über den Boden getollt war und mit einem hölzernen Schwert gegen unsichtbare Feinde gekämpft hatte. Wie seine Mutter ihn ausschimpfte, als er es seinem Vater gleichtun wollte und mit Pfeil und Bogen im Haus herumgeschossen hatte. So viele Erinnerungen. So viel Liebe. Und alles war ihm genommen worden. Es war nicht mehr wirklich viel vorhanden, außer den Erinnerungen. Ein Jahrzehnt der Verwahrlosung hatte eben seine Auswirkungen, Moder, Feuchtigkeit, Unkraut, Efeu, Ungeziefer, alles was eben dazu gehört. Schließlich trat der junge Mann in die Mitte des Raumes und als er ein Skelett am Boden liegen sah, brachen all die verdrängten Emotionen, all die Trauer, das ganze Trauma über ihn zusammen. Die Knie des Jirokou wurden wackelig und es vergingen keine fünf Sekunden, ehe sie ganz nachgaben und er in die Knie ging…

„Shun … Shun … wo versteckst du dich?“ Die kleinen Hände über den Mund gelegt, versuchte der kleine Junge sich ein Kichern zu verkneifen. Hier, hinter den Gardinen, würde sie ihn sicherlich nicht finden! Oh nein, dessen war er sich sicher! „Wo bist duuuu? Bist du etwa … hier?!“ Und mit einem Mal wurde die Gardine aufgerissen und seine Mutter stand mit strahlenden Augen vor ihm „Ich hab’ dich!“ Kreischend und lachend versuchte der kleine Shunsui davon zu rennen, doch seine Mutter packte ihn und kitzelte ihn durch. Sie kitzelte ihn so lange, bis er Bauschmerzen hatte und nach Luft schnappte…

Das Feuer knisterte im Hintergrund und tauchte das Wohnzimmer in ein gemütliches orange. Der Duft von verbranntem Holz lag in der Luft. Draußen hörte man es regnen und stürmen, doch auf dem Schoß seiner Mutter, eingewickelt in eine warme Decke, fühlte sich der kleine Junge sicher. Gebannt ruhten die kleinen Äuglein auf seinem Vater, wie er seine Geschichten über die Jagd mit Bewegungen ergänzte und mit kleinen Details ausschmückte, die seinen Jungen immer wieder zum Staunen brachte. „Ohhh!“, gab der Junge von sich, als sein Vater von einem besonders schwierigen Schuss erzählte, der den Hirsch trotzdem noch erwischt hatte. Oh ja, eines Tages wollte er wie sein Papa werden…

Shunsui hörte seine Mutter kreischen. Seine Mutter kreischte nie. Was war da nur los? Kleine Äuglein beobachteten, wie mehrere Personen die Hütte seiner Eltern verließen. Was waren das für Fremde? Schnell und ungeschickt rannte er nach Hause, die kleinen Hände drückten mit aller Kraft gegen die Tür, um sie aufzubekommen. „Mama!“, rief er, doch keine Antwort. „Papa!“ Allmählich überkam ihn die Angst, seine Eltern reagierten immer. Schnell tapste er in Richtung des Wohnzimmers, trat um die Ecke … und schrie. Schrie, denn er konnte den Anblick nicht verarbeiten, den er vor sich hatte…

Zurück in der Gegenwart, kullerten Tränen das kantige Gesicht des inzwischen beinahe erwachsenen Shunsuis hinab. Die Mauer, die er um sein Herz errichtet hatte, brach unter der riesigen Welle an Erinnerungen und Gefühlen zusammen und riss ihn mit. Immer mehr Tränen gesellten sich zu den anderen und nach einigen Sekunden, legte der Jirokou sein Gesicht in seine Hände und begann von ganzem Herzen zu heulen. Jahrelange aufgestaute Emotionen brachen Welle nach Welle über ihn hinein. Sein ganzes Leben spielte sich vor seinen Augen ab: Wie er traumatisiert und verängstigt in den Wald geflüchtet war … Wie er von dunklen Gefühlen geleitet, sich in die Akademie Soragakures einschrieb, um seine Rachegelüste zu befriedigen … Wie er die ersten Menschenleben nahm, die nur der Anfang waren, bis er die ganze Stadt brennen ließ … Und all das, wegen diesen scheußlichen Verbrechern, die das Leben seiner Eltern genommen und sein Leben ins Chaos geworfen hatten. Selbst durch all die Emotionen, die über ihn hereinbrachen, meldete sich eine leise Stimme in seinem Kopf. Zunächst ignorierte Shunsui sie, doch sie wurde lauter und lauter. *Nur eine. Nur eine. Nur … eine?* Der Jirokou stockte und schaute sich im Wohnbereich um. Es gab hier nur ein einziges Skelett. Wo war das andere abgeblieben?

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Mit großen, verwirrten Augen blickte Ryouta seinen Kameraden an, während dieser dem Chefkoch regelrecht Honig ums Maul schmierte. Was war denn plötzlich in den gefahren? Auch der Angesprochene schien nicht so recht zu wissen, was er mit diesen Aussagen anfangen sollte. Doch bevor dieser groß reagieren konnte, wurde er auch schon aus der Vorratskammer geschoben und zurück nach draußen verbannt. Schnell warf der Pinkschopf noch einen entschuldigenden Blick hinterher, bevor sich die Tür hinter ihnen schloss und sie erneut zu zweit waren. "Oh, okay?" Er war immer noch sichtlich verwirrt, folgte jedoch -wenn auch etwas zögerlich- dem Befehl seines Ersatz-Teamleiters und warf hier und da einen Blick in ein paar Kisten und auch in den Kühlschrank. Doch wirkliche Hinweise (oder Schokolade) konnte er nicht entdecken. Den Raubzug des Schwarzhaarigen kommentierte er lieber erst gar nicht, er hatte auch absolut keine Ahnung, was er dazu hätte sagen sollen. Hatte er überhört, dass der Koch ihnen die Erlaubnis gegeben hatte, etwas mitzunehmen?
Auf einmal klopfte es. Doch wider erwarten handelte es sich nicht um den großen Mann, welcher sich beschwerte, dass der Furasaki einfach seine Vorräte stibitzte. Es war das Mädchen, das vorhin noch an der Rezeption gesessen hatte und sie brachte Informationen mit, die ihnen eindeutig bei ihrer Suche helfen würden. Auch wenn sie sich sichtlich schwer tat, mit der Sprache rauszurücken, so war jedoch eins klar: Irgendetwas ungewöhnliches ging im Requisitenraum vor sich. Durch das Gestottere und Drum-herum-Gerede war dem Nishizawa zwar nicht klar, worauf die Rezeptionistin schließlich hinaus wollte, aber Oita hatte es erfolgreich geschafft, ihr alles herauszuquetschen, was sie brauchten, um die Suche fortzuführen. "Vielen Dank!" rief er ihr noch hinterher, während sie sich so schnell aus dem Staub machte, wie sie auch aufgetaucht war. Sie hatte sich wirklich merkwürdig verhalten. Doch Ryouta war der Letzte, der ihr so etwas übel nehmen würde, schließlich neigte auch er dazu, schnell nervös zu werden und herumzustottern. "Also, nächster Halt Requisitenraum?" fragte er "Ich habe hier nichts entdeckt, was uns weiterhelfen könnte... und du glaube ich auch nicht..."
Als sie die Vorratskammer verließen und zum Ausgang der Küche marschierten, stellte sich ihnen noch einmal der Koch in den Weg. "Und, konntet ihr etwas entdecken?" Er blickte auf die zwei Jungs hinab, doch seine Aufmerksamkeit blieb schließlich an dem Kleineren hängen. Auffällig lange. Ryouta wurde nervös. "Sag mal, waren deine Taschen vorher auch schon so voll?" Oh-oh. Er schluckte. "Ninjawerkzeuge!" Er packte seinen Kameraden am Ärmel. "W-wir müssen weiter. Keine Zeit zu verlieren undso!" Und zog ihn blitzartig aus der Küche. Bloß schnell weg.
Zum Glück war der Requisitenraum einige Flure weiter. Auf dem Weg beschäftigte den 17-Jährigen jedoch etwas. Es hatte nichts mit der Mission zu tun. "Sag mal, Oita?" erhob er vorsichtig die Stimme. "Kriegst du zuhause genug zu Essen?" Ihm war bewusst, dass er da ein sensibles Thema ansprach, doch es bereitete ihm Sorgen. Anscheinend war der junge Shinobi bereits hungrig und krank zur Mission aufgetaucht, ohne Geld um sich etwas zu kaufen. Und jetzt schien er Nahrung aus der Vorratskammer eines Klienten zu klauen. Beide Punkte setzten sich zu einem besorgniserregenden Bild zusammen. "I-ich weiß, das geht mich nichts an ... aber w-wenn du, naja, Hunger hast, dann f-frag mich ruhig." Nervös schob er ein paar Mal seine Brille zurecht. "Ich teile auch gerne mein Mittagessen mit dir." Während der Schwarzhaarige seinen Apfel während der Bootsfahrt gegessen hatte, war er selbst viel zu beschäftigt damit gewesen, nicht über die Reling zu kübeln. Er hatte sowohl die Onigiri, als auch den kandierten Apfel noch nicht angerührt.
Vor der Türe hielt er schließlich Inne, zögerte. "Meinst du er ist da drin?" Sein Blick lag auf der Klinke. Laut der Rezeptionistin hatte sie die Geräusche nicht heute gehört. Es gab also keinen Grund, anzunehmen, dass der Häftling sich noch immer dort aufhhielt. Außerdem meinte sie, dass es nicht so klang, als würde sich dort jemand verstecken (was auch immer das bedeutete). Sein Herz schlug trotzdem schneller. Doch er wollte nicht wie ein Feigling wirken, weshalb er schließlich über seinen Schatten sprang und die Tür weit aufschwang.
Im Raum war es stockdunkel, es schien keine Fenster zu geben. Der Lichtschalter war jedoch schnell gefunden und schon wurde alles in fahles, kaltes Licht getaucht. Es war ganz schön voll. Reihen an Reihen an Kleiderständern und vollgestopften Regalen, die an diversen Requisiten fast überquillten. Dies war wohl das erste Zimmer, das nicht besorgniserregend leer war. Für das Vorhaben der Ninja war dies jedoch eher kontraproduktiv. Es würde schwerer sein, wichtige Hinweise zu entdecken.
Auf den ersten Blick ließ sich auf jeden Fall nichts entdecken. "Du bleibst in der Nähe der Tür, ich schaue mich mal da hinten in den Ecken um .... okay?" Langsam und auf leisen Sohlen wanderte er durch den Raum, ließ dabei seinen Blick aufmerksam über jeden noch so kleinen Gegenstand wandern. Obwohl es so voll war, war es doch überraschend ordentlich. Alles schien irgendwo seinen Platz zu haben, auch wenn es diesen mit einigen anderen Dingen teilen musste. Es dauerte nicht lange, da hatte der Brillenträger etwas entdeckt, das nicht ins Bild passte. Zwischen zwei Schränke war irgendetwas hastig hineingestopft worden. Vorsichtig zog er es heraus. Es war Kleidung.... Sie passte stilistisch nicht zum Rest. Moment mal! Herrenlose Klamotten, komische Geräusche in einem dunklen Hinterraum...? Oh nein. Jetzt verstand er, was die Rezeptionistin gemeint haben musste. "O-oita!" Hatte das hier überhaupt noch etwas mit der eigentlichen Mission zu tun oder waren sie gerade einem anderen Geheimnis auf die Schliche gekommen? Alleine der Gedanke reichte schon, dass der Pinkschopf nun mindestens genauso rot anlief wie das Mädel vorhin. "I-ich... Oh Gott." Aber halt. Hier war doch sonst keiner mehr, oder? Und waren das nicht Häftlingskleider?

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„O-oita!“
Ryouta klang zwar nicht gerade panisch, und irgendwie stotterte der Knabe ja sowieso dauernd, aber die zusätzliche Unsicherheit in der Stimme des Jungen genügte, um Oita hastig seinen Kopf aus der Kiste, die er eben noch untersucht hatte, ziehen und ihn mitsamt seines restlichen Körpers kampfbereit herumwirbeln zu lassen. Anstatt allerdings seinen hochgewachsenen Kollegen bereits im Todeskampf mit dem Häftling verwickelt zu entdecken, war da einfach bloß Ryouta, der unruhig in eine schummrige Ecke des Raums zeigte.
Oita zog eine Augenbraue hoch, schob sich an seinem Kollegen vorbei und beäugte, was den anderen Knaben so aufgeregt hatte: Einen zerknüllten Haufen Häftlingsklamotten.
Sogar Oita musste sich nicht groß anstrengen, um zu kapieren, was das bedeutete. „Oh“, erklärte er seinem Partner lässig, „sieht so aus, als hätten die Schauspieler hier vor Kurzem irgendeine Geschichte über ein paar Strafgefangene aufgeführt.“



Als einige Augenblicke vergangen waren und Oitas schlechter Witz, der Ryouta eigentlich hätte aufmuntern sollen, noch immer nicht gezündet hatte, winkte der Genin nervös ab. „Äh, vergiss das. Nein, unser Typ war hier, ist es aber ganz offensichtlich nicht mehr. An Verkleidungsmöglichkeiten hat’s ihm hier schließlich auch nicht gemangelt.“
Ein weiteres Mal sah sich Oita in dem mit etlichem Krempel vollgestellten Raum um. Neben Zeug, dessen Sinn sich Oita auch auf den zweiten Blick nicht erschloss – Holzlatten, Metallstangen und endlos viel Seil – fanden sich hier auch normale Requisiten wie stumpfe Waffen, ein paar kleine Möbelstücke und etliche Klamotten.
„Zumindest“, führte Oita weiter aus, „scheint mir das die logischste Erklärung, oder? Der Typ kam ins Theater, um sich zu verstecken, fand dieses Zimmer hier, und hat seine auffälligen Klamotten gegen irgendwas ausgetauscht. Gegen was, das ist allerdings die Frage…“
Hätten die Shinobi mehr Zeit gehabt, man hätte vielleicht irgendwo eine Inventarliste auftreiben und prüfen können, ob irgendeine Kostümierung fehlte. Wie Oita allerdings nachdenklich auf die Häftlingsklamotten heruntersah, brandete plötzlich ein dumpfes Rauschen durch den Raum.
*Wasser? Brutzelndes Fett? Nein, warte… Applaus?*
„Hörst du das?“, fragte Oita, obwohl er schon auf dem Sprung war. „Klingt das für dich auch so, als würde uns ganz plötzlich die Zeit weglaufen?“

Zurück auf dem Gang fuhr Oita, der sich von jetzt auf gleich unangenehm gehetzt fühlte, fort: „Wäre ich ein verkleideter Häftling, dann wäre ein ganzer Haufen Menschen, die alle gleichzeitig das Theater verlassen, doch die ideale Möglichkeit für mich, das Weite zu suchen. Und ich nehme doch mal schwer an, dass dieser komische Applaus bedeutet, dass das Stück grade zu Ende gegangen ist. Eh... Soviel zum Plan, auf Zeit zu spielen. Tut mir Leid?“
Oita wusste nicht genau, warum er sich entschuldigte. Der unerwartete Applaus hatte den Jungen reichlich kalt erwischt, und vor allem nachdem sich Ryouta so umsichtig nach Oitas Nahrungssituation erkundigt und ihm sogar angeboten hatte, zum zweiten Mal sein Essensgeld mit ihm zu teilen, fühlte sich der Iwaler für den Anfänger verantwortlich. Ein Gefühl, das Oita mal so gar nicht leiden mochte.
Trotzdem schenkte er seinem Kameraden ein tapferes Lächeln, während er schnell, aber nicht panisch durch die Gänge des Theaters navigierte. An der nächstbesten Kreuzung schlug Oita dabei einen Haken, um nicht etwa den Haupteingang des Theaters anzusteuern, sondern das Gebäude durch den nächstbesten Nebenflur zu verlassen.
„Wenn sich die Leute am Ausgang sammeln, kommen wir da sicher nicht durch, geschweige denn dass wir uns nen Überblick verschaffen könnten. Besser, wir erwarten die Leute draußen.“ Oitas Gesicht verzog sich kurz, bevor er fortfuhr: „Und wer weiß, vielleicht taucht ja auch unser wackerer Chef wieder auf.“
 
J

Jirokou Shunsui

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Mit einer Mischung aus Unglauben und Verwirrung im Gesicht geschrieben, wischte sich der junge Mann mehrmals mit der Hand übers Gesicht, während er auf das einzige Skelett im Raum starrte. Bei dem Anblick wurde ihm übel und sein Magen begann sich zu wehren, doch der Jirokou schluckte das einfach herunter. *Reiß dich zusammen!*, ermahnte er sich selbst und wischte sich nochmal mit dem Ärmel übers Gesicht, um die Tränen wegzuwischen. Jetzt musste er sich beruhigen, denn in Panik auszubrechen wäre jetzt nicht dienlich. Seine Eltern waren tot, daran änderte jetzt auch der Anblick eines Skeletts nichts. Doch wo befand sich das Andere? Sofern man noch auf dem Boden erkennen konnte, befand sich dort keine Kuhle, wo der andere Leichnam all die Jahre gelegt hatte, ehe er entfernt worden war. Nichts. Mit einem äußerst mulmigen und üblen Gefühl im Magen, begann sich Shunsui im Rest des Hauses umzusehen, wobei er Kindheitserinnerungen und Bilder vor seinen Augen verdrängte. Zu groß war gerade der Schock, den er erlebt hatte, zu groß die Verwirrung, die seinen Verstand vollends ausfüllte. Die glücklichen Kindheitstage waren ein leises Echo aus einem anderen, glücklicheren Leben, welches er niemals mehr seins nennen durfte. Zimmer nach Zimmer wurde überprüft, aber nichts. Er konnte nichts finden. „Das ergibt doch gar keinen Sinn.“, murmelte der Blondschopf leise und kopfschüttelnd vor sich hin. Seelisch erschöpft, lehnte er sich gegen die Wand neben dem morschen und mit Grün überwucherten Esstisch und versuchte sich zu konzentrieren – was ihm in dieser Hütte deutlich schwerer fiel als üblich. So abgestumpft wie er all die Jahre über geworden war, alle Emotionen von sich drängend, so sehr hatte ihn die Vergangenheit hier überholt und übermannt. Goldene Seelenspiegel starrte ins Leere, während seine Gedanken rasten. Letzten Endes kam er jedoch jetzt nicht weiter. Eines stand aber fest, er würde jene zur Rechenschaft ziehen, die das hier alles zu verantworten hatten. Zorn bildete sich auf seinem Gesicht ab und Shunsui ballte die Faust so hart, dass das Weiße der Knöchel deutlich hervortrat. Versehentlich biss er sich auf die Lippe, sodass diese aufplatzte und ein kleines Blutrinnsal seine untere Gesichtshälfte und das Kinn hinabfloss. „Ich werde euch rächen. Und wenn es das Letzte ist, was ich im Leben tue.“ Und damit wandte sich der Jirokou ab und begab sich in Richtung des Ausgangs. Die heutige Konfrontation hatte seinen Willen nur noch verstärkt und auch wenn sein Kopf voller Fragezeichen bezüglich der zweiten Leiche war, würde er dieses Rätsel auch noch lösen.

Der Rückweg verlief relativ ereignislos und auch Shunsui’s Verstand war blank und leer. Kein Wunder bei dem, was er gerade erblickt hatte. Jahrelang hatte er diesen Ort gemieden, sodass die Konfrontation schließlich entsprechend schwer ausgefallen war. Nun befand sich der Jirokou auf dem Gebäude gegenüber vom Theater und beobachtete dieses. Im Augenblick sah er aus wie ein Obdachloser, mit zerschlissener und dreckiger Kleidung, die Brille trug er auch nicht mehr. Die Kratzer im Gesicht und seine Lippe hatte er schnell und komplikationslos geheilt, handelte es sich schließlich um nichts mehr als oberflächliche kleine Wunden. Aber sein Äußeres würde im Augenblick lediglich Aufmerksamkeit und Argwohn erwecken, sollte er sich so in das Theater begeben. Der Direktor war schon am Rande des Ruins, was auch Grund dafür war, dass sie ja nicht mit großem Gepolter das Theater nach dem Häftling durchsuchen sollten, sondern stattdessen verschwiegen vorgingen. Und zu Verschwiegenheit passte sicherlich kein obdachlos wirkender Shinobi, der aussah, als ob er durch die Mangel genommen worden war. Das Glück schien den Blondschopf jedoch nicht ganz verlassen zu haben, denn er war scheinbar genau zur rechten Zeit gekommen. Besucher begannen aus dem Theater zu strömen. Die goldenen Seelenspiegel des jungen Mannes überprüften jeden Besucher, darauf wartend, dass er die Fratze des geflohenen Häftlings entdeckte und sie ihn gleich verhaften konnten. Aber negativ. Parallel bemerkte er auch, dass sich seine Teamkollegen aus einer Nebengasse gerannt kamen. *Was haben die denn die ganze Zeit über getrieben?* Kopfschüttelnd stellte er sich die Frage selbst und erwartete natürlich keine Antwort. Alles musste man immer selbst machen.

Nachdem auch der letzte Besucher das Theater verlassen hatte und keiner von ihnen als Häftling identifiziert werden konnte, sprang Shunsui in einem großen Bogen vom Dach des Gebäudes, auf welchem er sich bis gerade eben noch befunden hatte und landete lautlos neben seinen Kollegen. „Was habt ihr zu berichten? Konntet ihr etwas Nützliches in Erfahrung bringen?“, fragte Shunsui völlig aus dem Nichts und erschrak die beiden Genin hoffentlich nicht mit seiner plötzlichen Ankunft. Er war nicht gerade in bester Stimmung, auch wenn er sich größte Mühe gab, einen relativ neutralen und unleserlichen Gesichtsausdruck aufzusetzen. Ein Jahrzehnt der Schauspielkunst sollte das eigentlich zu einem Kinderspiel machen, andererseits konnte er sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal so aufgewühlt gewesen war. „Ich habe alle Besucher beobachtet und überprüft, der entflohene Häftling war nicht unter ihnen.“, teilte er Oita und Ryouta mit. Das bedeutete natürlich, dass der Häftling sich noch im Gebäude befand, sofern die beiden Schnarchnasen dessen Abflug nicht verpennt hatten. Und da die nächste Vorstellung bereits in einer halben Stunde startete, sollten die Shinobi besser die Beine in die Hand nehmen und den Flüchtigen endlich wieder einfangen. Er hatte schließlich noch Wichtigeres zu tun, als irgendeinen kleinen Gauner wieder einzufangen.

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Verkleidungsmöglichkeiten? Oh. Oitas Erklärung für die herumliegenden Klamotten war eindeutig einleuchtender als die Szene, die sich Ryouta unfreiwillig in seinem Kopf ausgemalt hatte. Wie peinlich! Wie kam er bloß auf solch eine blöde Schlussfolgerung? Am liebsten wäre er jetzt direkt im Boden versunken, mal wieder. Leider ging dies nicht. Die Zeit zum Herumtrödeln war vorüber, denn Applaus hallte durch das ganze Gebäude. Von einem Moment auf den Anderen fanden sich die zwei Shinobi in den Gängen wieder, welche sie eilig entlangrannten. Die Uhr tickte. "Schon gut." versicherte er seinem kleineren Kameraden, der eigentlich keinen Grund hatte, sich zu entschuldigen. Er war schließlich kein Wahrsager und ein Plan war eben immer nur das: ein Plan. Es bestand immer die Chance, dass er nicht so aufging, wie erwünscht. Das hieß nicht automatisch, dass es ein schlechter Plan war. "Wir gehen jetzt da raus und finden ihn. Die meisten Kleider in dem Raum waren nicht unbedingt das, was man zu einem Theatergang anziehen würde, nicht wahr? Vielleicht haben wir Glück." Natürlich begleitete auch jetzt die Angst und Sorge den Brillenträger, doch im Moment war ein Gefühl viel präsenter: Der Wunsch, den Entflohenen zu schnappen und somit zu verhindern, dass sich ihre Suche im Sand verlief.
Doch erneut war der Erfolg nicht auf ihrer Seite. Gerade noch so hatten sie das Gebäude über einen Seitenausgang verlassen können, um einen ausführlichen Blick auf all die Besucher zu werfen, die eben durch die gewaltige Eingangspforte strömten. Alle möglichen Gesichter waren nun wieder auf dem Heimweg. Groß, klein, männlich, weiblich, alle möglichen Haarfarben und Gesichtsausdrücke. Es wurde aufgeregt getratscht und gequatscht. Niemand schien wirklich unzufrieden, also war das Stück vielleicht gar nicht so schlecht gewesen! Auffallen tat jedoch keiner von ihnen. Jeder wirkte wie ein ganz einfacher Zivilist. Enttäuscht und ein wenig verzweifelt blickte er zu dem Furasaki. Hoffentlich hatten sie ihn nicht einfach übersehen. "Was nun?" Gerade jetzt hätten sie ein drittes Paar Augen sehr gut gebrauchen können. Wo blieb bloß Shu-
"Was habt ihr zu berichten? Konntet ihr etwas Nützliches in Erfahrung bringen?"
Vor lauter Schreck machte der Nishizawa einen gewaltigen Satz nach hinten, stolperte dabei beinahe über seine eigenen Füße. Es dauerte einige Momente, bis er realisierte, dass es sich bei der Person, die sich eben ohne Vorankündigung zu ihnen gesellt hatte, um den Teamleiter handelte. Machte er das immer so? Sein gepflegtes Aussehen war eindeutig den Bach herunter gegangen. "Alles in Ordnung?" Die Klamotten zerfetzt und ohne Brille stand er nun vor ihnen, sah aus wie ein ganz anderer Mensch. Und ... hatte er da leicht gerötete Augen? Hatte er etwa...? Nein, bestimmt hatte er nur Dreck in die Augen bekommen. Warum sollte er? Trotzdem blickte er ihn noch einen Moment länger als normal an. Doch anmerken ließ sich Shunsui nichts. "Kannst du noch sehen?" Ryouta war ohne seine Brille praktisch blind. Viel mehr als grobe Umrisse und Farben konnte er ohne sie nicht erkennen. Deswegen hatte er immer einen Ersatz bei sich. Trotzdem wollte er gerade nicht in den Schuhen des Blonden stecken. Was hatte er wohl in seiner Abwesenheit durchgemacht, dass er nun so zugerichtet war? Der Ärger war verflogen, nun konnte man deutlich die Sorge in seinen warmen Augen erkennen. Jemand Verletztes und komplett Ramponiertes erweckte bei ihm immer Mitgefühl, ob er wollte oder nicht.
Doch leider blieb ihnen nicht viel Zeit für eine friedvolle, glückliche Wiedervereinigung. "Wir haben Häftlingsklamotten im Requisitenraum gefunden. Und in der Küche wurde vor kurzem Essen entwendet." informierte er den Leiter, hielt sich dabei bewusst kurz. Das nicht nur der unerwünschte Gast für das Verschwinden von Nahrungsmitteln gesorgt hatte, behielt er für sich. Es trug schließlich nichts zur Vollendung der Mission bei. "Wir haben auch niemanden unter den Gästen entdecken können." Zumindest waren sie nun alle auf dem selben Stand, doch was nun? Wenn selbst der Jirokou niemanden Auffälligen in der Menge entdeckt hatte, musste dies doch bedeuten, dass der Ganove sich noch im Theater befand. Die Suche war somit noch nicht vorüber und auch noch nicht verloren. "Suchen wir drinnen weiter? Was ist der Plan?" Es gab schließlich noch einige Räume, die noch nicht von den Ninja abgesucht wurden. Auch die Bühne konnten sie jetzt in Ruhe, ohne Aufsehen zu erwecken, absuchen. Abwechselnd blickte er zu seinen Kameraden. Einige Vorschläge über das weitere Vorgehen hatte er zwar zu bieten, hielt sich jedoch zurück. Lieber überließ er es den zwei erfahreneren Teammitgliedern.

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„Oi oi oi…“
Ebenso wie Ryouta war auch Oita reichlich überrascht vom Aufzug ihres Teamleiters. Ausgerechnet Shunsui, der sonst so streberhaft daherkam, wie einen Bettler aussehend vor sich zu haben, war kein kleiner Schock für den genervten Genin. Genervt deshalb, da der Häftling scheinbar nicht gemeinsam mit dem Publikum das Theater verlassen hatte.
*Aber wieso nicht? Es wäre doch die ideale Gelegenheit gewesen… Bah, vielleicht haben wir ihn auch einfach nicht gesehen!*
Doch sowohl ihr abgewetzter Anführer, als auch der hochgewachsene Ryouta schienen felsenfest davon überzeugt, dass der Kerl noch immer im Gebäude war. Soviel also dazu.
Zurück beim Thema „hinüberiger Blondschopf“ schaute Oita erst kritisch, dann mittleidig, und schließlich erheitert drein – gespielt erheitert, wie man zugeben muss, mit schiefem Lächeln und nervös zuckenden Lidern. Zwischen Ryoutas Erklärung, was die aktuelle Situation anging, versuchte der Knabe immer wieder freundlich gemeinte Seitenhiebe in Richtung des ältesten der drei Jungs zu verteilen, wie etwa „Oh Mann, du siehst aus, als hättest du bei, äh, ‚Obdachlos und stolz drauf’ eingekauft!“, oder auch „Hast du etwa nen Zoo überfallen oder so? Du siehst aus, als hätte dich irgendein Tier angefallen – eine Katze oder so!“. Dass die Kommentare ziemlich holprig rüberkamen und teils auch wenig Sinn machten muss wohl nicht extra erwähnt werden.
Glücklicherweise hatten die drei ja auch noch eine Mission zu erledigen, und in einem Anflug aus scheinbarem Pflichtbewusstsein stürzte sich Oita regelrecht auf Ryoutas Frage, was die Discount-Musketiere nun weiter anstellen sollten.
„Nun…“, holte Oita weit aus, „Also, wenn wir uns wirklich. ALLE. Sicher sind, dass sich der Kerl nicht unter die Leute gemischt hat, die soeben das Theater verlassen haben, dann ist unser guter Mann ja ganz eindeutig noch da drinnen. Nur wo?
Also, ich hätte da ja mehrere Vermutungen…“
Während Oita so ziemlich jeden Raum auflistete, den das Theater zu bieten hatte, und mit teils absurden Ideen daherkam, wie zum Beispiel dass der Häftling sich ja einfach im Klo eingesperrt haben könnte, oder wie eine Spinne irgendwo in einer Zimmerecke unter der Decke klemmte, schnaufte der Theaterdirektor erneut vor sein Schauspielhaus, wirkte diesmal wesentlich ungeduldiger als zuvor, und hustete die drei Shinobi direkt an:
„Habt ihr diesen Gauner geschnappt? Wo ist er?“
Er zögerte einen Augenblick, schaute sich sicherheitshalber noch einmal nach dem Entflohenen um, und polterte dann weiter: „Ihr habt ihn noch nicht gefunden, oder? Herrje, was treibt ihr denn dann hier draußen? Los, los, es ist nicht viel Zeit bis zur nächsten Show, die ersten Gäste sind schon im Anmarsch!“
Tatsächlich bummelte genau in diesem Augenblick gerade mal ein einsamer Kerl nicht etwa ins Theater hinein, sondern einfach an ihm vorbei. Von Andrang konnte also keine Rede sei. Trotzdem wäre es vermutlich besser, dem Aufruf des Direktors Folge zu leisten, allein um dessen Gesundheit willen.
Oita, der noch immer dabei war, seine Ideen lang und breit darzulegen, ließ sich recht widerstandslos von dem Mann zurück ins Theater schubsen. Selbst als der ältere Kerl so weit ging, die Shinobi direkt in den Vorführraum zu zerren, ließ Oita das einfach mit sich machen. Dort angekommen allerdings hatte der Junge endlich seine Tirade beendet, oder besser gesagt, er hatte den Faden verloren und schloss ganz einfach mit einem laxen: „Das ist jedenfalls, was mir gerade so im Kopf herumgeht.“
Nach einem tiefen Seufzer wendete sich Oita dann Shunsui zu, reckte die Nase in die Luft und hob anklagend einen Zeigefinger. Auch diese kleine Vorstellung war mehr lustig als ernst gemeint, doch irgendwo war Oita schon noch ein bisschen wütend, dass ihr Teamleiter sie zuvor einfach so zurückgelassen hatte, noch dazu um sich selbst in Mitleidenschaft zu ziehen. „Was ist denn jetzt mit euch, werter Herr Anführer? Habt ihr vielleicht eine Idee, einen Befehl, eine Einsicht? So lasst sie uns denn hören!“
 
J

Jirokou Shunsui

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Geduldig hörte sich Shunsui den Lagebericht der Beiden an. Kurz zuvor hatte sich Ryouta bei ihm hinsichtlich seines Wohlbefindens erkundigt, welches der Jirokou mit einem stummen Nicken quittiert hatte. Aufgrund der erlebten Ereignisse war er nicht gerade in bester Laune und gesprächsbereit, sodass ihn der Andere mit seinen Fragen nicht wirklich aus der Reserve locken konnte. Was sollte er auch sagen? Ja, es ging ihm gut, bis auf den Fakt, dass er das Haus seiner toten Eltern seit mehr als einem Jahrzehnt endlich betreten hatte? Und dass eine der Leichen fehlte und keiner Spur von ihr zu finden war? Dass seine dicke Hornbrille eher Accessoire als Sehhilfe war und er perfekt sehen konnte? Der Nishizawa konnte natürlich nichts dafür, weshalb der Jirokou es nicht an ihm ausließ. Wer ihn jedoch aus der Reserve locken konnte, war der kleinere der beiden Genin, der einen passenden Witz nach dem Anderen verkündete. „Ja, ich hab mich im Streichelzoo im Gehege geirrt.“, kommentierte der Chuunin den Witz des Anderen trocken. Zum Glück hielt sich der Furasaki mit weiteren Seitenhieben zurück und ergänzte den Bericht von Ryouta entsprechend. Während sich Shunsui die Auflistung anhörte, drehten sich seine Gedanken wieder um die Hütte im Wald. *Konzentrier dich!*, ermahnte er sich innerlich in dem Versuch, den Worten des Jungen zu folgen. Gerade, als es spannend wurde – wir waren an der Stelle mit der von der Zimmerdecke hängenden Spinne gekommen – kam der Theaterdirektor daher und erkundigte sich nach dem Fortschritt ihres Auftrags. Verständlich, dass er durchaus enttäuscht über den mangelnden Fortschritt der Shinobi war. Shunsui konnte es ihm nicht verübeln, hätte er wohl an seiner Stelle vermutlich genauso reagiert. Andererseits interessierte es ihn nicht großartig, ob sie den Gauner jetzt oder erst in ein paar Stunden fingen. Das Schwarzlichttheater war in seinen Augen dem Untergang geweiht, da würde ein Skandal um einen entflohenen Häftling den Braten auch nicht mehr fett machen. „Wir kümmern uns darum und werden ihn bald gefasst haben. Wir sind ihm dicht an den Fersen.“, log der Jirokou den Direktor unverblümt an. Keine Ahnung, wie nah oder fern sie dem Kerl waren. Konnte auch gut sein, dass er längst über alle Berge war. Der Anblick des zerschlissenen Teamleiters schien den Direktor etwas zu überraschen, aber auch jegliche weitere Tirade zu stoppen. Schließlich nickte er kurz. „Gut, ich erwarte, dass ihr ihn bald schnappt!“ Und mit diesen Worten drehte er sich um und begab sich erneut in das ziemlich leere Theater.

So weit, so gut. Nachdenklich rieb sich Shunsui die Schläfen und schloss die Augen, um sich einen kurzen Augenblick zu konzentrieren. Ryouta hatte berichtet, dass sie Häftlingsklamotten im Requisitenraum vorgefunden hatte, was darauf schließen ließ, dass der Gauner seine auffällige Kleidung gegen etwas unauffälligeres gewechselt hatte. *Gar nicht mal dumm.* Dass jedoch in der Küche vor Kurzem Essen entwendet wurde, bedeutete in seinen Augen, dass der Gauner nicht die Beine in die Hände genommen und sich davon gemacht hatte, sondern sich nach wie vor im Theater befand. Das offensichtliche „Warum“ außer Acht lassend, ging der junge Mann in Gedanken noch die Vermutungen des Furasakis durch. „Hmm, also abgesehen von den eher unwahrscheinlicheren Fällen…“ Bei diesen Worten neigte Shunsui den Kopf zu Oita, damit dieser auch ja wusste, dass er und seine Ideen damit gemeint waren. „… gibt es einen Ort, den wir noch nicht abgesucht haben.“ Kurz wartete der Blondschopf auf irgendeine Reaktion seiner Teammitglieder, ehe er mit der Sprache rausrückte. „Ich denke, dass es an der Zeit ist, dass wir diese Vorstellung genauer unter die Lupe nehmen.“ Oh ja, genau davon ging der Jirokou aus, dass sich der Häftling unter die Schauspieler gemischt hatte. In einem Schwarzlichttheater war es dunkel und man konnte schwer etwas erkennen, also schien das für ihn die perfekte Möglichkeit zu sein, sich zu verstecken. Aber wieso der Häftling so etwas tun sollte, wusste er nicht. Noch nicht. „Dann lasst uns mal reingehen, ehe alle Plätze ausverkauft sind.“, gab er noch ironisch von sich und bezog sich dabei auf die kürzliche Aussage des Theaterdirektors.

Zunächst hatte sich der junge Mann jedoch bei der Rezeption erkundigt, um sich umzuziehen. Glücklicherweise gab es genug Kleidung im Theater, sodass er seine zerschlissene Kleidung in den nächsten Mülleimer befördern und sich etwas Sauberes und nicht Kaputtes anziehen konnte. Zwar komplett nicht sein Style, aber einem geschenkten Gaul schaute man nicht ins Maul. Shunsui hatte sich für ein dunkles Outfit entschieden, mit welchem er im Dunkeln wohl auf nicht auffallen würde. Schwarze Hose, dunkelgrauer Overall und darüber eine schwarze, lederne Jacke. Mit diesem Outfit und der fehlenden Brille sah der Jirokou aus wie ein völlig anderer Mensch. Wieder zurück bei seinen Kollegen, erkundigte sich der Teamleiter nach den Tickets. „Habt ihr alles? Haltet die Augen offen und wenn ihr etwas Verdächtiges seht, gebt mir zuerst Bescheid, ehe ihr einfach die Vorstellung unterbrecht...“ Was die Beiden wohl zu seinem neuen Erscheinungsbild sagen würden? Und natürlich auch zu seinem weiteren Vorgehen?

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Nachdem die Ninja-Truppe vom Theater-Leiter wie ein Haufen Schafe in den Vorstellungssaal gescheucht wurde, hatte der Nishizawa die Zeit genutzt, in der sich Shunsui umzog, um die Sitzplätze genauer zu inspizieren. Dass sich dazwischen irgendwo der Häftling versteckte war unwahrscheinlich, doch vielleicht hatte sich irgendwo zwischen all den Wollmäusen und Popcornkrümeln ein Hinweis auf dessen Verbleib versteckt. Nachdem er jedoch jede Reihe abgegangen war und nichts außer Haufen von Staub - welche ihn immer wieder zum Niesen brachten - entdeckte, gab er es auf und kehrte zu Oita zurück. Dieser hatte in der Zwischenzeit noch die ein oder andere skurrile Idee aufgezäht. Auch der Teamleiter war nun zurück. Ryouta musste einige Male blinzeln, als er diesen in seinem neuen Outfit erblickte. Währe da nicht die Kombination aus Haar- und Augenfarbe gewesen, hätte man glatt meinen können, dass der "echte" Shunsui irgendwo gefesselt und geknebelt in einer Ecke lag und ersetzt wurde. Aus dem Quotenstudenten - welcher genauso gut in einer Anwaltskanzlei hätte arbeiten können- wurde ein rebellischen Teenager, der in seiner Freizeit gerne fiese Sprüche an Hauswände sprayte. Zumindest erweckte die neue Kleidung diesen Anschein. Doch diese Meinung behielt er lieber für sich, schließlich hatte ihn niemand danach gefragt. Auf jeden Fall sah er nun nicht mehr so aus, als wäre der Einser-Schüler von einem wild gewordenen Löwen zerfetzt worden, was den Brillenträger ziemlich erleichterte. Zwar hatte er noch nicht vergessen, dass er gemeinsam mit Oita einfach sitzen gelassen wurde, aber nachdem er den Zustand des Jirokou gesehen hatte, war er ganz froh, nicht dabei gewesen zu sein. Was auch immer er da getrieben hatte. "Nichts - hatschi - zwischen den Stühlen." informierte er und hielt sich die Nase zu, um einen Niesanfall zu verhindern.
Langsam aber sicher trudelten einige Gäste ein, die leise miteinander redeten, während sie ihre Sitzplätze auswählten. Die hintersten Reihen schienen besonders beliebt, aber auch in den Vordersten hatten einige Wenige Platz gefunden. Doch weit über die Hälfte aller Sitze war noch immer leer. "Natürlich." antwortete der Pinkschopf, als Shunsui sie bat, keine Alleingänge abzuziehen. Auf diese Idee wäre er nicht einmal gekommen. Dem Furasaki würde er es allerdings zutrauen. Mit einem leichten Anflug eines Lächelns warf er diesem einen kurzen Blick zu. Das Gemurmel verstummte, als die großen Deckenscheinwerfer langsam dunkler und dunkler wurden, bis sie schließlich vollkommen erlischten. Der Saal wurde in alles verschlingende Dunkelheit getaucht, nicht einmal die Hand vor der eigenen Nase konnte man noch erkennen. Das Gefühl, womöglich mit einem gewaltbereiten Mann in einem Raum zu sein, ohne diesen erkennen zu können, bereitete ihm durchaus unbehagen. Der Feind konnte überall sein und sie würden es nicht wissen. Eine langsame, rythmische Melodie erklang, während sich Schritt für Schritt immer mehr bunte, neonfarbene Linien auf der Bühne einfanden und sich letztendlich zu einem Strichmännchen zusammensetzten. Es bewegte sich einige Schritte passend zur Musik, bevor es sich wieder zerteilte und zu einem Wirbel aus allen möglichen Farben zerfiel. So eine Art Schauspiel hatte der frischgebackene Shinobi tatsächlich noch nie gesehen, weshalb er gebannt zusah und für einen Moment vergaß, warum er tatsächlich hier war. Zumindest, bis ihm etwas auffiel. Eine der Farben, neongelb um genau zu sein, schien immer etwas ... daneben zu liegen. Sie schien immer einige Takte zu spät zu sein und die Bewegungen schienen nicht ganz so elegant und gekonnt wie die des Restes. Vielleicht handelte es sich um einen Anfänger, der gerade erst dazu gestoßen war oder .... war das da etwa der Häftling, der sich als Teil der Schauspieler tarnte? Je länger er sich mit diesem Gedanken befasste, desto plausibler erschien er. Während er in der Dunkelheit auf einer Bühne stand, konnte ihn niemand entdecken. Nur zwischen den Auftritten musste er vorsichtig sein, um nicht ertappt zu werden. Eigentlich war es die perfekte Tarnung. Doch falls er mit seinem Gedanken richtig lag ... wie sollten sie ihn dort vorne festnehmen, ohne aufzufliegen und die Show zu zerstören? Vorsichtig stupste er seine Teamkameraden mit dem Ellenbogen an. "S-seht ihr das auch? Gelb?" flüsterte er leise, vorsichtig. Vielleicht lag er ja falsch und er wollte auf keinen Fall wie der Dumme dastehen, weshalb er einen Großteil seiner Überlegungen vorerst für sich behielt. "Sscht, Ruhe da drüben!" zischte einer der Zuschauer, offensichtlich genervt von dem Gemurmel der Truppe.
Währenddessen lief das Schauspiel kontinuierlich weiter. Nun schien es, als wäre zwischen den verschiedenen Farben, die bisher immer eine tolle Einheit gebildet hatten, Streit ausgebrochen. Sie wuselten wie wild durcheinander, es wirkte beinahe, als griffen sie sich Gegenseitig an, jedoch passten die Bewegungen stets zur Musik, zumindest bis auf Gelb. Immer und immer wieder fiel Gelb aus der Reihe. Es waren keine gravierenden Fauxpas, aber garantiert fielen sie auch den anderen, aufmerksamen Zuschauern auf, oder? Auch den anderen Farben passierten hin und wieder kleine Fehlerchen, über welche man jedoch problemlos hinweg sehen konnte. Es handelte sich sicherlich nicht um top ausgebildete Schauspieler. Aber Gelb wirkte, als hätte er seine Ausbildung - wenn überhaupt - gerade erst begonnen. Langsam wurde das chaotische Durcheinander wieder ruhiger, die Bewegungen eher wellenförmig und gelassen. Noch immer quälte Ryouta der Gedanke, dass irgendwas mit Gelb nicht stimmte. Es passte einfach nicht, wirkte nicht professionell genug. Was wohl als nächstes geschah?

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„Was für ein Mumpitz.“
Ein hartes Urteil, das zum Teil Shunsuis neuem Outfit galt, welches mal so gar nicht zu dem braven Chuunin passen wollte, vor allem aber dem aufblühenden Schauspiel gewidmet war. Tatsächlich hatte sich Oita schon die ganze Zeit gefragt, was es mit diesem Schwarzlichttheater-Kram auf sich hatte. Schwarzlicht kannte er, das war dieses blaue Leuchten, in dem weiße Klamotten und, äh, andere Dinge so seltsam strahlten. Aber was hatte das mit einem Theaterstück zu tun?
Nun, jetzt wusste Oita Bescheid. Anstatt bei normalen Licht irgendeine Geschichte aufzuführen, mit Action und Gelaber und dem ganzen drum und dran, hüpften hier lediglich ein paar Kerle in dunklen Klamotten über die Bühne und balgten sich mit leuchten Stäben. Nichts, was den Kultur-Connoisseur Oita vom Hocker gerissen hätte.
(Tatsächlich war der Junge einfach nur genervt vom langsamen Voranschreiten der Mission, die bisher nichts weiter gewesen war als ein ständiges hier hin, dort hin. Wie lange würden sie noch so kopflos durch die Gegend stolpern?)
Mit der Zeit allerdings geschah etwas Sonderbares. Je länger Oita gelangweilt auf die Bühne schaute, desto mehr schienen die wirren Bewegungen der Darsteller einen Sinn zu ergeben. Niemand sprach ein Wort, sicher, aber dennoch schien sich dort irgendetwas abzuspielen, was beinah einer Geschichte ähnelte…

Keine fünf Minuten später hätte sich Oita bereits als größter Schwarzlichttheaterfan der bekannten Welt bezeichnet. Und warum auch nicht? Keiner schwatzte, das ganze Stück war nichts als Action und Bewegung, auch die Musik schien viel lebendiger als bei normalen Aufführungen zu sein…
*Ja, DAS ist Kunst, wenn ich jemals welche gesehen hab, Mensch!*
Auf die Begeisterung ob des grandiosen Schauspiels folgte allerdings rasch neue Ernüchterung, denn wie Ryouta bemerkte auch Oita, dass mit dem gelben Kerl irgendetwas nicht stimmte. Statt jedoch beim Anblick der lächerlich miesen Performance dieses Stümpers an seine Mission zu denken, fluchte Oita leise darüber, wie dieser Knilch die Anstrengungen seiner Kollegen einfach mal so nonchalant zunichte machte.
„Das kann doch nicht sein… Nein, zu langsam! Oh Mann, siehst du nicht, dass… Ugh, schon wieder, meine Güte!“
Als sich das Stück überraschend schnell dem Ende, oder zumindest einer kurzen Pause zuneigte, war Oita entsprechend zufrieden über die Einschätzung seiner Kameraden, dass es sich bei diesem gelben Dödel um die Zielperson handeln könnte.
„Perfekt!“, flüsterte der Knabe zwischen den letzten Takten des vermeintlich ersten Akts. „Ich kann’s kaum erwarten, diesem gelben Vollidioten eins auf die Nase zu geben!“
Ganz so einfach würde die Jagd nach dem Verdächtigen allerdings nicht ablaufen, denn kaum hatte Oita den Amateur erneut ins Visier genommen, da endete die laufende Musik mit einem letzten, pompösen Crescendo, zu dem alle auf der Bühne versammelten Farben schlagartig auseinanderstoben, darunter natürlich auch Gelb.
Die Dunkelheit im Saal, die zumindest noch eine kleine Weile fortzubestehen schien, machte es Oita schwer, den Blick seines Teamleiters zu finden. Also flüsterte er einfach dem nächstbesten Schemen ein zackiges „Dann mal los, Beeilung!“ ins Ohr, bevor er seinen Platz am hinteren Ende des Theatersaals verließ und in Richtung Bühne stürmte.
*Und wenn Shunsui was dagegen hat, dass ich mich persönlich um diesen Banausen kümmere, dann soll er mich halt zuerst aufhalten!*

Doch es spielte keine Rolle, dass Oita weder auf seinen Teamchef noch auf seinen Kollegen Ryouta wartete. Die Distanz zwischen ihm und der Bühne war viel zu groß, als dass er sie hätte überbrücken können, noch bevor Gelb hinter einem der schweren Vorhänge verschwunden war. Anstatt jedoch sein Pech zu verfluchen, glitt Oita weiter vor durch die Schatten, bis sich ihm die obere Kante der Bühne in die Brust bohrte. Der Junge verwand den Schmerz, hüpfte auf die blankpolierte Tanzfläche und folgte einfach dem nächstbesten Licht, das er zu sehen bekam. Das war zwar nicht Gelb, sondern Violett, aber daran konnte Oita gerade nichts ändern. Die Chancen standen schließlich gut, dass die Schauspieler, die sich eben noch in alle Richtungen verstreut hatten, hinter der Bühne wieder zusammenkamen.
*Und vielleicht haben Ryouta oder Shunsui ja mehr Glück und bekommen den Gelben vor mir zu fassen. Ngh, bloß nicht…*
 
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Jirokou Shunsui

Guest
Als Ryota verkündete, dass er nichts zwischen den Stühlen entdeckt hatte – außer wohl einer gehörigen Portion Staub, wenn man seinem Niesen Glauben schenken durfte – nickte Shunsui ihn wenig beeindruckt an. Es wäre doch aufgefallen, wenn sich der Häftling als gewöhnlicher Gast verkleidet hätte und im Saal geblieben wäre. Spätestens die Putzkräfte des Theaters, welche den Saal zwischen jeder Vorstellung säuberten, wären doch auf ihn aufmerksam geworden. Aber na gut, der Nishizawa war ein frisch gebackener Genin, da gehörte ein wenig Nachsichtigkeit dazu. Stumm und konzentriert, nahm der Blondschopf Platz und wartete darauf, dass die Vorstellung begann. Es waren nicht wirklich viele Gäste anwesend, aber der Theaterdirektor hatte es ja deutlich gemacht – falls es jetzt noch einen Skandal um einen geflohenen Häftling im Schwarzlichttheater gab, dann konnte er ganz einpacken. Aufmerksam schaute sich der junge Mann im Saal um, doch fürs Erste konnte er nichts Verdächtiges entdecken. Als die Vorstellung endlich begann, erlosch zunächst ein Deckenscheinwerfer nach dem Anderen, sodass schließlich die gesamte Halle in pechschwarze Dunkelheit getaucht war. Im ersten Moment war es für den Chuunin recht ungewohnt, rein gar nichts sehen zu können. Doch sogleich ertönten die ersten leisen Klänge, die sich zu einer immer lauter werdenden Melodie entwickelte und spezielle Schwarzlichtscheinwerfer wurden auf die Bühne gerichtet. Mehrere neonfarbene Linien – bei denen es sich wohl um die spezielle Kleidung der Schauspieler handeln musste – bildeten diverse Formen auf der Bühne, bewegten sich zum Klang und Rhythmus der Musik hin und her und offenbarten den Zuschauern damit ein genauso schönes wie rares Schauspiel. Genau wie seinen Kollegen fiel auch dem Blondschopf auf, dass sich eine Farbe jedoch etwas weniger rhythmisch und koordiniert als die anderen Farben bewegten. Dabei handelte es sich um das Neongelb! Während das unsichere Flüstern des Nishizawa darauf schließen ließ, dass er ebenfalls die Vermutung hegte, dass es sich dabei um den gesuchten Häftling handelte, schien Oita ganz zu Shunsui’s Erstaunen aus einem völlig anderen Grund auf Mister Neongelb fixiert zu sein. Jegliche falsche Bewegung wurde mit einen Kommentar des laienhaften Kritikers unterstrichen, was nicht ganz unbemerkt blieb. Der Jirokou konnte es den anderen Gästen nicht verübeln, dass sich diese lautstark über die schwatzenden Shinobi ärgerte. Wäre er ebenfalls ein Kunstkenner und Besucher gewesen, so hätte er sich vermutlich auch daran gestört und die Leute entsprechend zur Rede gestellt. War er aber erstens nicht und zweitens handelte es sich bei seiner Truppe leider um die Störenfriede.

Zumindest schien Oita gewillt und motiviert genug zu sein, den Täter zu stellen. *Und ihm gleich noch eins auf die Nase zu geben.*, dachte er sich mit einem Anflug von gelindem Amüsement, welches sich durch das ganze Gefühlschaos in seinem Inneren breit machte. Die Ereignisse der letzten Stunde waren alles andere als spurlos an ihm vorbei gegangen. Es musste schon wirklich ernst um ihn stehen, wenn ihn ein frischgebackener Genin wie Ryota durchschauen konnte. Ihn, der jahrelang der Welt etwas vorgespielt hatte und keinerlei Probleme damit hatte, in Rollen zu schlüpfen und sich entsprechend zu verhalten. Er musste sich jetzt zusammenreißen, so kurz vor dem Ziel galt es sich voll und ganz darauf zu fokussieren. Später konnte er sich den Kopf über das Erlebte zerbrechen. In Gedanken mit sich selbst verpasste Shunsui beinahe den Moment, als die immer lauter werdende Musik mit einem Mal verstummte und alle Schauspieler auseinanderstoben und von der Bühne rannten. Stille. Das Schauspiel war vorbei! „Los jetzt, beeilt euch!“ Keine Gedanken und Sekunden verschwendend, katapultierte sich der junge Mann durch die Dunkelheit in die Lüfte in Richtung der Bühne, um die Verfolgung des Schauspielers in neongelber Kleidung aufzunehmen. In der Luft wirkte er sogleich ein Jutsu, damit er unbemerkt die Verfolgung aufnehmen konnte: Shizukaho. Damit legte sich ein Chakrakissen um die Füße des Chuunin, sodass er beim Auftreten keine Laute mehr von sich gab. Stumm und leise landete der junge Mann auf der Bühne, erblickte Neongelb aus den Augenwinkeln und sprintete lautlos hinterher. Dabei wechselte er auch direkt die Ebene und verfolgte den Mann nun von der Decke aus. Sollte sich dieser umdrehen, so würde er hoffentlich nicht den Blondschopf in mehreren Metern Höhe entdecken. Aber selbst wenn es dazu kommen sollte, bezweifelte der junge Mann doch, dass ihn der Häftling abschütteln konnte. Indes rannte Oita irgendeinem anderen Schauspieler hinterher und was der Nishizawa machte, interessierte den Blondschopf in diesem Augenblick auch nicht wirklich. Er hatte nun die Spur aufgenommen und seine Beute befand sich in greifbarer Nähe. Die Jagd war in vollem Gange!

Der lange, dunkle Gang endete und als sich eine Tür öffnete, wurde der ganze Bereich durch grelles Licht erhellt. Die Augen des Jirokou waren nicht daran gewohnt, aber genauso wenig waren es die Augen des Flüchtigen. Mit einem Satz stieß sich Shunsui von der Decke ab und landete hinter dem Häftling im neuen, beleuchteten Nebenraum. Dort stand er und schaute Shunsui geschockt an: Der entflohene Häftling Kataka Waido. Scheinbar hatte er nicht damit gerechnet, verfolgt zu werden, sondern dass er sich gleich wieder zurück ins Geschehen schleichen konnte. Kudos an ihn für diesen Geistesblitz, sich unter die Show zu mischen. „W-wer sind Sie?“, stammelte er den Jirokou sichtlich nervös an. „I-ich gebe keine Autogramme.“ Daraufhin musste Shunsui grinsen und lachte laut auf. „Netter Versuch. Aber deshalb bin ich nicht hier ... Kataka Waido.“ Die Augen des flüchtigen Verbrechers wurden groß, als er diesen Namen vernahm. Sofort machte er kehrt und wollte von Shunsui wegrennen, doch dieser befand sich längst nicht mehr an seiner Stelle, sondern blockierte dem Entflohenen den Weg und ließ ihn in seinen Arm laufen. Mit einem lauten Geräusch landete der Flüchtige auf dem Boden. Autsch, der Fall musste wirklich weh getan haben! Benommen rappelte sich der Mann auf und zückte urplötzlich ein Messer, mit welchem er wie wild vor sich fuchtelte. „A-aus dem Weg! Ich meine es ernst!“ Goldene Seelenspiegel schauten belustigt auf das kleine Messer, ehe Shunsui mit einer fließenden Bewegung ans Handgelenk griff und sein Schwert entrollte, welches er bedrohlich auf den Mann richtete. „Gut, so habe ich es doch am Liebsten!“ Zeit dem Gefühlschaos in seinem Inneren ein Ventil zum Druckabbau zur Verfügung zu stellen.

Kurze Zeit später stießen schließlich die beiden Genin zum Jirokou und fanden diesen sowie den zugerichteten Waido vor. Beide Arme ausgekugelt, dazu einige Schnittwunden, die den Mann lehren sollten, sich nächstes Mal nicht mit einem ausgebildeten und trainierten Kämpfer einzulassen. „Da seid ihr ja.“, ließ der Chuunin trocken verlauten. Wenn sie noch langsamer gewesen wären, hätten sie ihn gar nicht mehr angetroffen. Zu seiner Überraschung trat der schwarzhaarige, kleinere Genin an sie heran und verpasste dem bereits schwer lädierten Verbrecher eine Kopfnuss, die ihn fürs Erste ins Land der Träume schickte. Dazu noch einige Vorwürfe, dass er sich schämen sollte, diese Vorstellung mit seinem Auftritt zu versauen oder so etwas in der Art. „Das erleichtert mir tatsächlich die Arbeit.“, gab Shunsui glucksend von sich und warf sich den Mann über die Schultern. Damit würde er ihn tatsächlich ohne Gegenwehr transportieren können. „Ich werde den Guten hier beim Gefängnis abliefern, während ihr dem Theaterdirektor Bescheid geben könnt, dass wir den flüchtigen Kataka Waido gefasst haben. Anschließend könnt ihr euch den Rest des Tages freinehmen, wir treffen uns dann heute Abend am Hafen für die Rückfahrt. Also, amüsiert euch!“ Und damit winkte er mit seiner freien, linken Hand den Beiden zu – immerhin stabilisierte die Rechte den auf seiner Schulter befindlichen Verbrecher – und verließ das Schwarzlichttheater durch eine Seitentür. Über die Dächer würde er sicherlich nicht auffallen und dann hatten sie diesen Auftrag endlich abgeschlossen. Und da er die beiden Genin bis zum Abend entlassen hatten und sie frei waren, die Stadt unsicher zu machen, konnte er sich wieder seinen Angelegenheiten zuwenden. Er würde herausfinden, warum nur noch eine Leiche zugegen war und das Rätsel lösen. Koste es was es wolle. *Aber erstmal diesen Ballast hier loswerden.* Und damit sprang er wie ein goldener Blitz in die Lüfte und verschwand über die Dächer.
D-Rang Mission - Flucht im Schwarzlicht: Wo ist Waido? – Ende.
 
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