Joudan übertrieb mal wieder maßlos. Wenn er so weiter machte, glaubten Nanamis Großeltern vielleicht wirklich noch, dass die beiden ein Paar wären! Furchtbar! Und dann würden sie es in der Familie herum erzählen und wenig später würde sie Briefe von ihrer Mutter geschickt bekommen, in denen sie ihre Freude ausdrückte, dass ihre Tochter
jemanden gefunden hatte und den Wunsch, ihn doch mal vorzustellen! Bah! Das weißhaarige Mädchen schüttelte sich, weil es ihr bei dem Gedanken eiskalt den Rücken herunter lief. Sie kam sehr gut allein zurecht, und wie anstrengend es sein kann jemanden an seinem Leben teilhaben zu lassen, das hatte sie zuletzt bei ihrem gemeinsamen Job in der Bibliothek bemerkt, auch wenn dort möglicherweise noch eine weitere Kraft ihre Finger mit im Spiel gehabt haben mochte! Joudan war schon ein feiner Kerl und Nanami genoss seine Gesellschaft und Nähe zu ihm sehr, doch nicht auf
diese Art und Weise! Mehr wie .. einen großen Bruder vielleicht .. Bei diesem Gedanken kicherte sie leise in sich hinein und gab dem Blondschopf einen dezenten Ellenbogenstoß in die Seite, um ihm zu signalisieren, dass es nun auch reichte.
„.. Nana-chan und ich, wir sind auf der Suche nach einem Tier. Es wurde wohl bei einem Basar gesichtet ..“ wenigstens kam er endlich zum Thema! Aber was war das? Hatte er sie gerade Nana-chan genannt?! Stimmt ja, ihre Großeltern hatten sie damit begrüßt, daran war sie bereits so gewohnt, dass es ihr gar nicht aufgefallen war. Hoffentlich würde Joudan das schnell wieder vergessen. Diese Mission nahm bereits jetzt Wendungen, die der jungen Hōzuki nicht gefielen – warum musste das nur alles so furchtbar peinlich sein ..?!
„Nana ist zum Glück kein schwaches Püppchen, das beschützt werden muss, sondern eine kleine Löwin.“ Bitte was!? Hat er mich gerade kleine Löwin genannt?! Nanamis Kopf dürfte mittlerweile die Färbung einer reifen Tomate angenommen haben und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals.
„Was für ein seltsames Ding. Nana-chan, pass bitte auf, dass du dir nichts einfängst.“ Ihrer Großmutter schien das kleine Tierchen wohl etwas Angst zu machen.
„Hehe .. mach dir keine Sorgen Obaachan. Wir passen schon auf uns auf.“ versicherte sie der alten Fischverkäuferin. Beide verabschiedeten sich noch einmal freundlich von Nanamis Großeltern und kurze Zeit später verließen beide die kleine Hütte
endlich.
Kaum betraten die beiden den Basar, wurde ihre Aufmerksamkeit bereits auf ein merkwürdiges Paar gelenkt, die beide ganz offensichtlich ebenfalls hinter Objekt 007 her zu sein schienen. Ein, wie er sich selbst nannte, großen Wissenschaftler namens Kusha Mamoto und eine junge Frau, die er mit Atara Mayu angesprochen hatte. Die beiden bereiteten wirklich einen außerordentlichen Tumult und posaunten ihr Vorhaben geradezu heraus. Vorsichtig näherten sich Joudan und Nanami den beiden, um die beiden etwas näher zu inspizieren und ihrem Disput zu folgen. Mamoto schien das Wesen für
wissenschaftliche Zwecke einfangen zu wollen, während die Mayu wohl eine Art Tierschützerin war, die, laut ihres Schildes, die Freiheit des Wesens forderte.
„Schau mal, ob du hier etwas Hübsches findest.“ riet der Kushou, als er sich und Nanami etwas näher an einen der Marktstände zurückdrängte. Wohl wollte er den unbeteiligten Passanten und Marktbesucher spielen, um die beiden Streithälse weiter unbemerkt beobachten zu können.
„Wie kann ich der feinen Dame denn behilflich sein? Sehen sie sich ruhig mein Sortiment an, ich bin mir sicher, dass sie bei mir fündig werden. Einen Satz Ohrringe, oder eine hübsche Kette vielleicht?“ der Stand des jungen Mannes bot jeden Schmuck, den man sich nur hätte vorstellen können. Verarbeitet wurden hauptsächlich Muscheln, Schneckenhäuser und Perlen. Auch wenn die
feine Dame sonst nicht sonderlich schmuckaffin war und selbst nur selten welchen trug, so musste sie zugeben, dass es hier durchaus das ein oder andere hübsche Accessoire gab. Während sie sich das Sortiment etwas genauer ansah und sich das ein oder andere Teil zum anprobieren geben ließ, versuchte sie sich etwas im Smalltalk, denn auch, wenn Joudans Aufmerksamkeit der beiden merkwürdigen Gestalten galt, so könnte Nanami in der Zwischenzeit auch versuchen etwas Missionsarbeit zu leisten.
„Sind die Marktbesucher hier eigentlich immer so laut?“ vielleicht konnte sie ihn indirekt selbst darauf bringen, ein paar Informationen über Objekt 007 zu verraten.
„Keine Sorge junges Fräulein. Diesen Kerl da habe ich zuvor noch nie gesehen, der scheint nur wegen dieses Tieres aus irgendeinem Loch gekrochen zu sein. .. Seine Kontrahentin hingegen findet leider immer mal wieder einen Grund, gegen irgendetwas zu protestieren. An meinen Waren ist allerdings nicht das Geringste auszusetzen! Alles erstklassige Handarbeit und die Muscheln stammen aus kontrollierter Herkunft. Ich habe sogar Zertifikate der Züchter, falls sie sich dafür interessieren.“ wie vermutet war der Händler ein Plappermaul, immer darauf bedacht seine Waren möglichst gut darzustellen. Es dürfte nicht allzu schwer sein an Informationen zu gelangen, falls er Genaueres weiß.
„Nein nein, ich glaube ihnen aufs Wort. Ich finde es selbst etwas übertrieben, wegen dieses Tieres einen solchen Aufstand zu veranstalten. Das muss ja ein ziemlich seltenes Tierchen sein, wenn alle darauf so epicht sind.“ Nanami war nicht gerade eine Meisterin im Smalltalk, aber sie hatte das Gefühl, dass dieses Gespräch in eine gute Richtung lief.
„Wenn ich ehrlich sein soll, wäre ich sogar froh, wenn jemand dieses Tier endlich einfängt. Es geistert schon seit einigen Tagen hier auf dem Basar herum und stielt, was es in die gierigen kleinen Finger bekommt. Es scheint vor allem an Essen interessiert zu sein, aber es hat mir gestern meine wertvollste Perlenkette gestohlen. Ein wirklich schönes Stück, ich bin mir sicher, es hätte ihnen ausgezeichnet gestanden!“ Jackpot! Das war doch schon mal hilfreich. Vielleicht gelingt es ihr noch, ein paar weitere Hinweise zu bekommen.
„Die hätte ich nur zu gerne einmal angelegt. Dieses Tier muss ja ziemlich flink sein, wenn es bisher noch nicht eingefangen wurde! Ich hoffe, es rennt mich nicht um, während ich auf dem Basar unterwegs bin! Woran erkennt man es denn?“ Mittlerweile hatte die Hōzuki ein hübsches Armband aus türkisfarbenen Muscheln am Handgelenk, dass sie ausgiebig von allen Seiten inspizierte.
„Ich denke nicht, dass es sie umrennen wird.“ der Mann lachte.
„Es ist äußerst scheu, was direkten Kontakt mit Menschen angeht und es ist gerade einmal so groß wie eine Katze. Außerdem würden sie es sofort erkennen, wenn es vor Ihnen stünde, sein pinkes, kurzes Fell ist recht auffällig. Sie sollten sich aber nicht so viele Sorgen darum machen, ich bin mir sicher, dass es sich ihnen nicht zeigen wird. .. Oh, dieses Armband steht Ihnen aber wirklich ausgezeichnet, junge Dame. Dafür würde ich Ihnen ein besonderes Angebot machen.“ Das war ja wirklich einfach gewesen! Aber so wie es schien, hätte sie hier jeden Händler nach dem Tier ausfragen können, wenn es wirklich so berüchtigt ist, wie es den Anschein machte. Nanami nahm das Angebot des Herren dankend an und präsentierte Joudan anschließend lächelnd ihre Errungenschaft. Von Mamoto und Mayu fehlte jede Spur, sie schienen ihren Disput vorerst beigelegt zu haben und sich wieder auf die Suche nach dem Tier gemacht zu haben.
„Hast du gesehen, in welche Richtung die beiden gegangen sind?“ die beiden Shinobi entfernten sich zunächst ein Stück weit vom Händler.
„Wir können die beiden entweder weiter beschatten, oder uns selbstständig nach Objekt 007 umsehen. Die einzige nützliche Information, die ich erhalten habe, war diesbezüglich, dass es gerne essbares von den Ständen stiehlt.“ während sich Joudan und Nanami weiter berieten, wie sie weiter verfahren könnten, hechtete plötzlich eine weitere Gestalt aus dem Nebel und stieß unsanft mit der Kirinin zusammen.
„HEY PASS DOCH AUF DU BLÖDE KUH! WAS STEHST DU DA MITTEN IM WEG HERUM?“ sie schaffte es gerade so, sich noch auf den Beinen zu halten und das Gleichgewicht zu bewahren. Der Kerl, der sie angerempelt hatte war dagegen weniger geschickt gewesen und rappelte sich zunächst auf, als sein Blick auf das weißhaarige Mädchen fiel.
„Ach du kacke, Hōzuki. Was machst du denn schon wieder hier? .. Egal ich hab jetzt keine Zeit für dich. Scher dich zurück nach Soragakure! .. Ich muss dieses blöde Viech finden..“ „Akasuiiki Ikuto.“ Nanami knirschte die Zähne. Sie kannte den Rothaarigen nur zu gut. Während ihrer Kindheit und Jugend in Kirigakure machte er ihr das Leben schwer, wann immer er konnte. Er hatte sich seine Haare etwas länger stehen lassen, aber ansonsten schien er noch immer der Alte zu sein.
„Baka.“ fluchte die Hōzuki leise vor sich hin und schien für einen Moment vergessen zu haben, weswegen sie mit Joudan hier war. Ihr gesamter Körper schien angespannt zu sein und sie sah ihm noch einen Augenblick nach, während er schon längst wieder im Nebel verschwunden war. Der Junge schien in etwa in ihrem Alter gewesen zu sein. Seine schulterlangen Haare waren Feuerrot und seine Seelenspiegel funkelten in einem gespenstischen Silber. Er schien es sehr eilig zu haben und schien hinter irgendetwas hinter her zu sein.