Wunderbar, Heulen zog also doch immer und in jeder Lebenslage, zumindest bei kleinen Mädchen. Daisuke wusste schon gar nicht mehr wann er das letzte Mal überhaupt geheult hatte, umso erschreckender empfand er es, dass es so einfach klappte. Doch fragte er sich natürlich auch wie lang er es überhaupt noch schaffen würde am laufenden Band zu flennen, das war erstens ziemlich unangenehm und er dachte sich schon so, dass irgendwann die Tränendrüse leer war. Umso erleichterter war er natürlich, dass alles scheinbar gut klappte, denn die Wache sah eindeutig eingeschüchtert aus. Und wenig später folgte das I-Tüpfelchen. Reiko, oder ehr Aiko, passte sich dem Schauspiel ihrer Figur entsprechend an. Auch wenn der Tetsuya das erste Rumgeschrei, was sie von sich gab, nicht als so herausfordernd empfand, war doch der Schrei nach einer Toilette etwas, was man keinem Menschen und besonders keinem Mädchen ausschlagen sollte. Die Wache war also eingeschüchtert und gab den Forderungen nach. Und schwupps, so einfach kam man also nach Konohagakure? Fast schon erschreckend, wer wusste wie viele feindliche Nin durch sein geliebtes Kirigakure so einfach streifen konnten. Naja, sicher waren die Wachen in Kiri schon etwas intelligenter und besser ausgebildet, oder? So hoffte der Tetsuya jedenfalls…
In Konoha angekommen, passierte noch nicht viel. Kibo führte die Gruppe sehr zielstrebig, in der Gestalt des Fremden, durch das Dorf. Natürlich hörte auch Daisuke nicht auf seine Rolle zu spielen. Wie gewohnt klebte das Kind am Bein des „großen Bruders“ und fragte hin und wieder jammernd und wimmernd, wann sie denn nun endlich da waren. Daisuke interessierte dies eigentlich einen Scheißdreck, weswegen er darauf auch so gut wie keine Antwort erwartete. Grade fragte er sich ob Aiko wirklich aufs Klo musste, oder nur gefragt hatte, aber dies würde sich sicher bald zeigen, oder?
Es dauerte nicht allzu lang, zumindest kam es ihm nicht lang vor, dann fand sich das Gespann in einer Querstraße, gesichert von der Dunkelheit um die Shinobi herum. Hoffentlich hatte sie niemand gesehen und niemand Verdacht geschöpft. Vor allen Dingen war es ziemlich gefährlich, dass die Wachen nun wussten, dass die vier Kinder im Dorf waren und der Vater sie ja damit erwartete. Irgendwann würde sicher auffallen, wenn sie nicht kamen, oder? Dann würden sie vielleicht auffliegen… Das bereitete dem Tetsuya schon irgendwie Magenschmerzen. Normaler Weise war er nicht der Typ, der weit voraus dachte oder so, aber in Konoha fühlte er sich mehr als nur unwohl und da er als Aoi nicht viel zu tun hatte, außer an Kibos Rockzipfel zu kleben, hatte er wirklich zu viel Zeit zum Nachdenken gewonnen. Als Kibo in der Ruhe der Querstraße stehen blieb, ließ der Tetsuya rückartig das Bein los und machte einen Schritt nach hinten. Das eben noch so weinerliche Gesicht verschwand und als er sah, dass Kibo seinen Henge löste, tat er es ihm natürlich sofort gleich. Nichts lieber als das, denn in Gestalt eines weinerlichen Kindes zu sein, konnte hin und wieder mal ganz lustig sein, aber wenn das Kind nichts anderes konnte als den ganzen Tag lang Heulen, wurde es irgendwann ziemlich anstrengend, dass hatte er nun lernen müssen… Auch Yukiko verwandelte sich recht schnell wieder zurück, was dem Tetsuya natürlich ins Auge fiel. Wieder etwas angespannter, blickte Daisuke Kibo an und lauschte seinen Worten. Dabei wurde er auf eines ganz besonders aufmerksam: „und da ich nicht denke, dass ihr euch schon einen Namen unter den Shinobis Konohas gemacht habt?“ … Wenn der wüsste. Daisuke seufzte leise, denn ihm fielen da auf Anhieb mindestens zwei Konohakunoichi ein, die ihn auf jeden Fall erkennen würden, wenn er vor ihnen stand. Zwar war die Wahrscheinlichkeit doch sehr gering, dass sie grade auf eines dieser beiden Mädchen trafen, doch galt es dies wirklich zu riskieren? Deswegen gab es einige Vorkehrungen zu treffen. Kibo sagte zwar, dass der Ramenshop nicht weit entfernt war, aber man wollte kein Risiko im fremden Dorf eingehen, das nun wirklich nicht… Einen Henge hielt er vorerst nicht für nötig, aber man konnte sich ja anderweitig vorbereiten. Der Tetsuya zog das große Zweihandschwert mit einer Hand vom Rücken und mit der freien Hand zückte er eine Schriftrolle, in der er das Schwert kurzer Hand versiegelte. Wäre doch sehr auffällig auch noch bewaffnet durch Konoha zu laufen, nicht wahr? Danach zupfte er noch das Stirnband herunter, verstaute es sicher und fest in der Jacke und zog die Jacke seiner Kapuze über den Kopf. Zum ersten Mal überhaupt empfand er sein auffällig weißes Haar als Störfaktor, denn verbunden mit der geringen Körpergröße, war dadurch eigentlich klar, dass es sich um ihn handelte für Shinobi die ihn kannten. Auf die Ausführungen des Teamleiters reagierte Daisuke hingegen nur mit einem kurzen und knappen: „Verstanden.“ Mehr musste er eigentlich gar nicht wissen oder? Für diejenigen die sich nun fragten, ob ein Junge mit Kapuze mitten im Dorf nicht auffiel, konnte man ein kurzes Fazit ziehen: Es gibt Clans in Konoha die Tag und Nacht mit einer Sonnenbrille rumlaufen, ob da eine Kapuze so was Neues ist, sollte man doch nicht in Frage stellen oder? Jedenfalls war sich Daisuke sich dem nicht einmal bewusst und natürlich wusste er dies auch nicht, aber er hoffte nun einfach mal, dass der Ramenshop wirklich so nahe lag, wie Kibo gesagt hatte.