Hasekura Chinatsu
Genin
Job: Gebete an den falschen Erlöser
Heimliche Treffen um Mitternacht auf dem Friedhof. Eine riesige Masse an Menschen, in dunkle Umhänge gehüllt und die Gesichter hinter Kapuzen versteckt. Eine hilflose Frau im Mittelpunkt, die an einen Pfahl gefesselt weint und um ihr Leben fürchtet. Ein Menschenopfer, um den dunklen Herrscher milde zu stimmen. War es das, was man von einer dunklen Macht erwartete, zu der sich ein paar Jugendliche hingezogen fühlten? Zumindest las man genau das in Büchern, wenn man nach einer spannenden Geschichte für die Abendstunden suchte. Oh, Chinatsu war ganz aufgeregt. Die Vorstellung, sich in der Nacht mit diesen dunklen Gestalten auf dem Friedhof zu treffen – das war doch total abgefahren. Die gelben Äuglein des Mädchens glitzerten bei dem Gedanken. So Etwas hatte sie noch nie erlebt, dazu war in Kumogakure nicht nur zu sehr tote Hose gewesen, das hätte ihre Mutter auch niemals erlaubt. Diese Langweilerin! Aber das hier klang doch gleich viel besser, die Hasekura hatte sogar eine richtige Begründung, warum sie sich auf diese dunkle Macht einließ. Warum? Na, sie war doch nun endlich eine richtige Kunoichi! Und als würde das nicht reichen, hatte ihr die Verwaltung gestern den ersten offiziellen Brief mit einem richtigen Auftrag darin zugeschickt! Es hatte sich eine neue Sekte gegründet – so etwas wie eine Glaubensgruppe, hatte Kenshin ihr auf Nachfrage hin erklärt – und der fühlten sich offensichtlich einige Jugendlichen des Dorfes äußerst zugetan. Wäre an sich kein Problem, wenn sie nicht ständig von der Polizei bei Mama und Papa abgesetzt werden würden – daher hatten die besorgten Eltern um Hilfe gebeten. Wenn die Kinder schon nicht auf die Erwachsenen hörten, dann vielleicht auf Gleichaltrige? Die Weißhaarige band ihr frisches Stirnband eifrig in ihre Haare – eine perfekte Lösung, um die langen Strähnen aus dem Gesicht zu halten. So musste sie nicht einmal einen Pferdeschwanz machen! Die 12-Jährige erinnerte sich daran, wie ihr älterer Bruder sie ausgelacht hatte, als sie ihm von ihren spannenden Vorstellungen erzählt hatte. Die Sache mit den schwarzen Kutten und den Menschenopfern auf dem Friedhof. Sie solle in ein paar verrückte Jugendliche nicht allzu viele Hoffnungen stecken, hatte er gesagt. Und die ganze Sache würde mit Sicherheit viel langweiliger enden, als sich Chinatsu momentan vorstellte. Da hatte sie ihm die Zunge herausgestreckt und danach empört die Wangen aufgepustet. Dass Kenshin auch immer versuchen musste, ihr die Vorfreude zu verderben. Nein, die Hasekura war überzeugt davon, dass sie ihrem Verlangen nach Abenteuer an diesem Tag nachkommen könnte. Und wer wusste es schon, vielleicht fand sie unter diesen Sektenanhängern ja auch ein paar Freunde? Außerdem war sie äußerst interessiert daran, was für eine dunkle Macht es war, die die Kinder da anbeteten. Was? Chinatsu war eingestellt worden, um diese Sekte aufzulösen, nicht um interessiert daran zu sein oder gar damit zu liebäugeln, selbst beizutreten? Ähm ja... natürlich.
Die 12-Jährige hatte sich wie in dem Brief vereinbart zur Mittagsstunde auf den Weg gemacht, Treffpunkt sollte das Eingangstor zu Shirogakure darstellen. Von dort aus konnte man dann weitersehen. Ihre weiße Haarpracht der Hasekura fiel offen über ihre die Schultern und schaukelte aufgeregt hoch und runter, während sie die letzten Meter im langsamen Laufschritt hinter sich brachte. Ihr blaues T-Shirt fiel passend zum Wetter sehr locker über den zierlichen Körper, darüber hatte sie noch einen weißen Poncho geworfen, der allerdings so kurz war, dass er gerade einmal knapp die Schultern bedeckte. Die Hose fiel genauso locker wie das Oberteil und ging bis zu den Knien. Oha, Chinatsu konnte es kaum abwarten, sie freute sich darauf, heute ihre erste richtige Aufgabe zu erledigen. Zwar hatte sie zuerst gehofft, in irgendein anderes Land geschickt zu werden, das sie noch nicht kannte – aber naja, für den Anfang war die Option mit der Sekte dann eine gute Ausweichmöglichkeit. An den Toren angekommen, sprang Chinatsu aufgeregt von einem Fuß auf den Anderen, sah sich mit den gelben Äuglein gespannt um. Voller Eifer hatte die 12-Jährige zuerst alleine durchstarten wollen, doch ihr Bruder Kenshin hatte sie darauf aufmerksam gemacht, dass man sich vorher immer mit den Teamkollegen traf, die in dem Brief der Verwaltung angegeben wurden. Da hatte die Hasekura noch einmal genauer geguckt und den Namen ihres Partners für diesen Auftrag gelesen... aber wie lautete der noch einmal? War ein Junge gewesen, ganz sicher! Nun.... würde sich schon ergeben. Chinatsu nahm sich vor, brav zu warten und zu sehen, ob jemand auf sie aufmerksam wurde. Zumindest eine Weile – solange dieser Teampartner nicht zu lange brauchte, um aufzutauchen. Die Weißhaarige war viel zu aufgeregt, um hier Ewigkeiten zu warten!