Katarite
Erzähler
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Kontaktaufnahme von Post #5 mit Post #10
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Ein verdecktes Gesicht hatte Vor- und Nachteile. Man war vollkommen geschützt vor neugierigen Blicken – oder zog sie an, je nachdem wie man die Sache betrachtete. Während man bei anderen Gästen anhand von Nasen- und Mundpartie zumindest erahnen konnte was sich darunter verbirgt war ich ein Buch mit sieben Siegeln. Wunderschön war genauso möglich wie hässliche Brandnarben oder anderweitige Verstümmelungen des Gesichts. Anderseits war die Aufnahme von Essen und Trinken eine Kunst für sich, sofern man sich nicht einen pinken Plastikstrohhalm unter die Maske klemmen wollte (nie im Leben). Es gab ja immer noch andere... Wege.
Es war noch früh am Abend, niemand schaute allzu tief ins Glas und alle waren munter und fröhlich. Zumindest diejenigen die ich auf der Tanzfläche erkennen konnte. Es gab natürlich auch die Miesepeter die sich irgendwo am Buffet herumdrückten oder in dunklen Ecken lauerten und von sich selbst behaupteten sie wären „Beobachter“. Schwachsinn, sage ich! Die waren nur unfähig das Tanzbein zu schwingen.
Als das Lied langsam ausklang befreite ich mich aus der etwas zu starken Umklammerung eines Arztes (bestimmt Chirurg, dieser Metzger!) und verbeugte mich leicht. Das war der erste von vielen Tänzen an diesem Abend gewesen und während einige Gäste wohl dachten ihre Pflicht erledigt zu haben und zur Bar tilgern zu können blieb ich wacker stehen, sah mich nach einem neuen Tanzpartner um und entdeckte eine vielversprechende Gestalt. Ja, sie war etwas entfernt und eigentlich forderte der Mann die Frau heraus, aber mal ehrlich: Welcher Kerl fühlte sich nicht geschmeichelt wenn „Sie“ den ersten Schritt machte? Die ganze Unsicherheit war damit hinfort und er konnte sich wie ein Gewinner fühlen. Arbeit getan. Während Männer sich den Arsch aufreißen mussten reichte in der anderen Richtung ein gekonnter Augenaufschlag mit einem sanften Lächeln. Beides fiel dank Maske an diesem Abend weg, aber es ging ja auch nur um einen Tanz, nicht wahr?
Ein interessantes Kostüm hatte sich dieser junge Mann für den Abend herausgesucht und ich musste wie schon so viele Male lächeln. Schnellen Schrittes schlängelte ich mich gekonnt durch einige Gäste um passend zum nächsten Lied (ein winzigen Tick schneller als das Vorherige) vor unserem Freund mit dem Hut und aufgeschlagenem Kragen zu stehen. Ich lächelte immer noch, doch alles was der Fremde mitbekam war ein kurzes Kichern.
„Ich rieche... Vanille?“, fragte ich und legte den Kopf etwas schief, wodurch mir mein rotes Haar über die nackten Schultern glitt.
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Ein verdecktes Gesicht hatte Vor- und Nachteile. Man war vollkommen geschützt vor neugierigen Blicken – oder zog sie an, je nachdem wie man die Sache betrachtete. Während man bei anderen Gästen anhand von Nasen- und Mundpartie zumindest erahnen konnte was sich darunter verbirgt war ich ein Buch mit sieben Siegeln. Wunderschön war genauso möglich wie hässliche Brandnarben oder anderweitige Verstümmelungen des Gesichts. Anderseits war die Aufnahme von Essen und Trinken eine Kunst für sich, sofern man sich nicht einen pinken Plastikstrohhalm unter die Maske klemmen wollte (nie im Leben). Es gab ja immer noch andere... Wege.
Es war noch früh am Abend, niemand schaute allzu tief ins Glas und alle waren munter und fröhlich. Zumindest diejenigen die ich auf der Tanzfläche erkennen konnte. Es gab natürlich auch die Miesepeter die sich irgendwo am Buffet herumdrückten oder in dunklen Ecken lauerten und von sich selbst behaupteten sie wären „Beobachter“. Schwachsinn, sage ich! Die waren nur unfähig das Tanzbein zu schwingen.
Als das Lied langsam ausklang befreite ich mich aus der etwas zu starken Umklammerung eines Arztes (bestimmt Chirurg, dieser Metzger!) und verbeugte mich leicht. Das war der erste von vielen Tänzen an diesem Abend gewesen und während einige Gäste wohl dachten ihre Pflicht erledigt zu haben und zur Bar tilgern zu können blieb ich wacker stehen, sah mich nach einem neuen Tanzpartner um und entdeckte eine vielversprechende Gestalt. Ja, sie war etwas entfernt und eigentlich forderte der Mann die Frau heraus, aber mal ehrlich: Welcher Kerl fühlte sich nicht geschmeichelt wenn „Sie“ den ersten Schritt machte? Die ganze Unsicherheit war damit hinfort und er konnte sich wie ein Gewinner fühlen. Arbeit getan. Während Männer sich den Arsch aufreißen mussten reichte in der anderen Richtung ein gekonnter Augenaufschlag mit einem sanften Lächeln. Beides fiel dank Maske an diesem Abend weg, aber es ging ja auch nur um einen Tanz, nicht wahr?
Ein interessantes Kostüm hatte sich dieser junge Mann für den Abend herausgesucht und ich musste wie schon so viele Male lächeln. Schnellen Schrittes schlängelte ich mich gekonnt durch einige Gäste um passend zum nächsten Lied (ein winzigen Tick schneller als das Vorherige) vor unserem Freund mit dem Hut und aufgeschlagenem Kragen zu stehen. Ich lächelte immer noch, doch alles was der Fremde mitbekam war ein kurzes Kichern.
„Ich rieche... Vanille?“, fragte ich und legte den Kopf etwas schief, wodurch mir mein rotes Haar über die nackten Schultern glitt.