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Sutkis Buchladen "Die geschwungene Feder"

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Als Iori sah, wie der Herr auf der anderen Seite des Tresens den Kopf zu Seite legte, war ihm schon klar, dass er nicht verstanden wurde. Und dann kicherte der Kunde auch noch leise in seine nicht vorhandenen Bart hinein, für den heutigen Ladenherrn ein maßgebliches Zeichen für die Arroganz die gerade über den Tresen wehte. Ein Missverständnis, sicher nicht, immerhin hatte er sich verständlich ausgedrückt. Es gab einfach kein Buch das mit persönlichen Justu zu tun hatte, außerdem was sollten denn typische Merkmale sein? Wenn das Jutsu persönlich ist, wäre es automatisch individuell und hätte absolut nichts an sich, was Mann als typisch bezeichnen konnte. Immerhin gestaltete jeder seine Jutsu selbst, man hat eine eigene Technik sie zum Vorschein zu bringen, zu verwenden, ja sogar Detail bei den Fingerzeichen konnten unterschiedlich sein. Aber wie dem auch sei Iori musste das jetzt dem Kunden beibringen, schon wieder. „Ich habe meine vorherige Aussage, wohl ein wenig undeutlich ausgedrückt, persönliche Jutsu gibt es nicht in Bücherform. Nicht einmal im Groben, da jedes Jutsu für sich eine eigene Einheit ist, kann man kaum parallelen feststellen, das jedes Jutsu auf die Person abgestimmt ist, die es erfunden hat.“ während er das sagte, schlurfte er mit den immer noch nackten Füßen auf dem warmen Holzboden in Richtung der Bücherregale und der Prozess von Buch suchen und Buch finden begann ein weiteres Mal. Und wieder kam der Kanaye mit dem gewünschten Buch nämlich „Nähen für Fortgeschrittene“ aus einer Gasse zwischen den Bücherregalen gestapft und legte es vor sich auf den Tisch. „So das dürfte dann alles sein, außer Sie finden noch etwas, das sie benötigen.“ Wieder warf er einen Blick über seine Schulter, der Junge mit den braunen Haaren saß immer noch ungehobelt auf dem Stuhl und blätterte in seinem Buch, anstatt wie jeder andere in der Leseecke zu lesen. Aber obwohl es keinen sonderlich positiven Eindruck auf Iori machte, wie der Junge da auf dem Stuhl saß, seinem Stuhl, und gemütlich, scheinbar seines Fehlers unbewusst, in dem Buch las, so konnte der Kanaye ihn auch nicht einfach von dem Stuhl und vor die Tür werfen. Also blieb alles beim Alten, Iori war genervt durch beide Kunden und wartete sehnsüchtig darauf, dass die beiden endlich gehen würden, damit er mit der Genin von vorhin trainieren konnt.
 

Rutako Ingvi

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Die Aussage des Ladenhüters war klar und deutlich, was Ingvi suchte würde er wohl kaum finden. Er unterdrückte einen Seufzer, und als das Nähen für Fortgeschrittene vor ihm auf dem Tresen lag, sagte er höflich: "Vielen Dank für dieses Buch. Wenn es das andere nicht gibt, dann ist das eben so, und ich bin ihnen dankbar, dass sie deshalb nicht die Geduld verloren haben." Ich hätte sie sicher nicht behalten, fügte er in Gedanken hinzu. Er trat einen Schritt zurück, ohne sich umzudrehen, und verbeugte sich vor dem Ladenhüter. Dann hob er das Buch vom Tresen und murmelte ein leises "Guten Tag", ehe er sich zur Ladentür begab. Bevor er diese jedoch öffnete, sah er sich noch einmal in dem Laden um. Seltsamerweise befand sich die Stelle, an der der andere Kunde saß und sich mit seinem Buch beschäftigte - war das überhaupt ein Kunde oder kam er nur her, um ein Buch zu lesen und dann zu verschwinden, ohne einen Cent zu bezahlen? Auf jeden Fall, es sah nicht so aus, als wäre diese Stelle dafür gedacht, sich einzulesen. Aber das hatte mit Ingvi nichts mehr zu tun. Er drehte sich herum und verließ den Laden. Der Zettel, auf dem er sich notiert hatte, welches Buch er für seine Mutter kaufen sollte, landete in der nächsten Mülltonne, und das Buch Nähen für Anfänger verstaute er unsichtbar in seiner Jacke. So schamlos war er dann eben doch nicht.
 
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Nach dem Verlassen des Schwarzgekleideten waren inzwischen einige Stunden vergangen und die Sonne hatte sich auf ihre höchste Position erhoben. Es waren noch ein paar Kunden ein und ausgegangen, einige waren vollkommen in Ordnung gewesen, manche aber auch anstrengender, aber keiner konnte den Stress, der in der Früh aufgetreten war, toppen. Er hatte noch kurz mit den zuständigen Wachen gesprochen, denn immerhin hatte einer seiner Kunden nicht bezahlt, wer das war, dürfte wohl auf der Hand liegen. Auch wenn das Nähen für Fortgeschrittene kein teures Buch war, so wäre bezahlen doch recht angebracht gewesen. Abgesehen von den kleinen Unterhaltungen mit seinen Kunden war ihm die Zeit beinahe endlos vorgekommen und die Stille im Raum wurde nur durch das Geräusch des Umblätterns unterbrochen. Dieses Umblättern hatte fast schon etwas Uhrenhaftes an sich, das Knistern des Papieres erfolgt fast periodisches, immer wieder das Rascheln des Papiers.Der Ninja, der seine Stuhl in Anspruch genommen hatte, war dort auch die restliche Zeit sitzen geblieben und hatte in seinem Buch weitergeblättert. Auch wenn es dem Kanaye schwergefallen war ihn einfach dort sitzen zu lassen, hatte er Geduld an den Tag gelegt. Es war ihm nicht nur einmal der Gedanke durch den Kopf geschossen den Ninja danach zu fragen, ob er das Buch nun kaufen wolle oder einfach nur zum Lesen hier war, konnte sich aber nie dazu überwinden.
Aber jetzt war der Moment gekommen an dem Iori keinen Nerv mehr hatte, denn immerhin hatte er Azuki versprochen heute mit ihr trainieren zu gehen und der hatte einfach keine Zeit mehr übrig. Langsam trat er an den Lesenden heran und fragte ihn, „Entschuldigen sie, aber der Laden wird in Kürze schließen, wollen sie das Buch noch kaufen, oder wollen sie morgen Wiederkommen um sich näher damit auseinandersetzten.“ Ein drängender Unterton sollte den Kunden dazu bewegen eine schnelle Antwort zu geben und hoffentlich machte er keine weiteren Probleme. Das konnte er nun wirklich nicht mehr haben, wenn noch jemand heute einen Aufstand machen würde, konnte der Junge wirklich für nichts garantieren. Die einzige Hoffnung, die noch immer gepflegt wurde, war, die Aussicht auf ein entspannendes Training mit Azuki. Das Training musste ihn für den gesamten Stress des Tages entschädigen, wenn das nicht der Fall war, blieb ihm nur noch der Trost seinem Vater geholfen zu haben. Dieser Trost war zwar völlig ausreichend, aber es wäre schon besser, wenn er noch etwas anderes hätte, das ihn aufheitern würde.
 
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Minara Ashizama

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Ein leichtes Zucken durchdrang den Körper des Minara, als die Stimme des Ladenhüters in seine Gehörgänge drang. Nur langsam und desinteressiert vernahm er die Worte. So grub er sich doch viel lieber immer weiter und weiter durch dieses Buch. Mensch, wer hätte jemals gedacht, dass Bücher einen derartig zu fesseln vermochten, sodass selbst jemand wie Ashizama die Zeit vergaß. "Hmpf..." Ein kleines Grummeln drang hervor, als er die Worte erst richtig realisiert hatte. "Was?...Ist es denn wirklich schon so spät?" Ein suchender Blick streifte durch den Raum, ehe er an einer altmodischen Uhr hängen blieb. Ein Seufzen folgte, bevor es einem leichten Lachen wich. "Wie die Zeit doch vergeht" ein leichtes Knallen verriet, das Ashi das Buch zugeschlagen hatte. Müde erhob sich der dünne Körper des langsam wieder, beinahe so, als hätte der Junge einen langen Schlaf geschlafen und würde nun allmählich das Land der Träume verlassen. Kurzerhand wurde das Buch auf den Thresen gelegt, während der Minara sich nochmals genüsslich streckte. "Ahhh....so wie viel macht das?"
Unterdessen kramten die kleinen Finger in einer seiner Hosentaschen und fischten somit den kleinen Geldbeutel heraus.

Egal wie hoch der Preis war, Ashi würde es kaufen, schließlich kannte er bisher noch kein Buch, welches ihn so gut zu fesseln vermochte. Außerdem konnte es auch nicht allzu teuer sein, immerhin war es doch nur ein Buch.
 
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Es war fast so als würde Iori ein Kleinkind aus dem Bett zerren. Ein simples Grummeln kam hinter dem Buch hervor, als hätte er gerade einen Tiger mit einem Stock gestoßen und dieser machte sich bereit ihn mit Haut und Haaren zu verspeisen. Gott sei Dank war aber hinter dem Buch kein Tiger, sondern ein Junge, der einfach nur so vertieft in sein Buch gewesen war, dass er wohl gar nicht bemerkt hatte, dass stunde um Stunde an ihm vorbei gesaust war. Also hat er das Buch wohl interessant gefunden, sonst hätte ich ihn nicht immer noch im Laden sitzen. Nach einer mehr oder minder bestätigenden Aussage ließ der Junge das Buch zuklappen und das nicht gerade auf die leiseste oder schonendste Art und Weise. Iori zuckte bei dem plötzlichen Knall kurz zusammen, das Buch tat dem Ladengehilfen leid, man konnte doch so etwas Empfindliches wie ein Buch nicht einfach so zuknallen. Langsam stand sein Gegenüber auf und trat auf die andere Seite des Tresens, er hatte sich entschieden das Buch, in dem er so lange geblättert hatte und dann zugeknallt hatte zu kaufen. Für Iori eigentlich so was wie ein Erfolg, denn genau dafür war ja das Einlesen indem Laden gedacht, immerhin sollten die Kunden nur etwas kaufen, dass sie wirklich wollen. „Das sind dann 220 Ryo.“ Er nahm das Geld des Kunden entgegen und verabschiedete sich von diesem, als der den Laden verließ. Schnell räumte er noch alles zusammen, drehte das Schild an der Ladentür um und blieb kurz stehen, um dem fleißigen Treiben auf der Straße zuzusehen. Alle waren so geschäftig, jeder ging seinem Geschäft nach. Wie fleißige Ameisen wuselten die Menschen über die Straße nur in dem Laden schien die Zeit stillzustehen.
Um sich wieder loszureißen von dem Anblick der emsigen Ameisen brauchte Iori ein wenig, aber als er es geschafft hatte, hatte er bald die Jalousien heruntergelassen und war nach oben gegangen, um sich umzuziehen. Fürs Training war Arbeitskleidung angebracht, in seinem Mantel dem Halfter und einem dunkelblauen T-Shirt verließ er das Haus um Azu abzuholen. Ob sie ihm wohl wegen der kleinen Verspätung böse sein würde. Eine gute Frage aber viel wichtiger war es, überhaupt ihr Haus zu finden. Vor allem was würden ihre Eltern denken, wenn da ein Typ in schwarzen Mantel hereinspaziert käme und fragte ob die Blondine da wäre da wäre. Also er selbst wäre da etwas kritisch aber grübeln würde auch nichts weiterbringen nur wer zur Ttat schreitet bringt auch etwas vorwärts.
 

Kinzoku Kenta

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[Ein paar Wochen nach Yozakura]

Nun, das war schon auch eine Art gewesen eine Nacht rumzubringen. Kenta hatte ehrlich gesagt nicht erwartet sich auf diesem Fest besonders zu amüsieren - ein bisschen nette Elektronikbeute machen und den Rest des Tages vertrödeln war sein Plan gewesen - aber dass er unerwartet in Toriko gelaufen war, hatte die Situation in eine unerwartete Richtung gewendet. Eine famose Richtung, wie er fand. Er hätte ihr fast zugetraut sich jetzt, ein paar Wochen später, einen Plan ausgedacht zu haben, aber bei aller vorsichtig gesteigerten Wachsamkeit in den letzten Tagen hatte er nicht bemerkt, beobachtet zu werden - und sie wusste ja nicht mal, wo er wohnte, also war es ganz gut möglich dass sie ihn nicht fand. Soragakure war schließlich nicht klein und für Landratten (oder Bergratten, in diesem Fall) sicher unübersichtlich ...

Bisschen enttäuschend, wenn er ehrlich war, und bei sich selbst fand Kenta selten einen Grund zu lügen. Er hatte ja nicht mit einem Meisterwerk gerechnet, aber wenigstens einen Versuch hätte sie ja machen können. Aber man konnte sich offenbar nicht ständig amüsieren. Leise summend schlenderte er in den Buchladen. Er wusste nicht was genau ihm die recht lange Atempause nach den ersten zügig aufeinanderfolgenden Einsätzen beschert hatte, aber er würde sie benutzen um sich ganz entschieden nicht zu langweilen. Leider war ihm in der Zwischenzeit schon der Lesestoff ausgegangen. Na gut, wozu gab es Buchläden? Wenn er Glück hatte fand er den zweiten Band von Ieyasus gesammelten Tragödien? Er hatte den dritten und den ersten, aber der zweite fehlte, was ihm nicht wenig auf die Nerven ging (warum gab es Buchreihen nie vollständig, wenn er danach suchte?). Kam der Typ nicht auch aus Ame? Forschend strich der rothaarige Junge durch die Regalreihen. Warum gab es hier auf einmal so viele Ratgeber?
 

Kosanu Toriko

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Hätte Toriko die Gedanken des gefuchsten Jünglings gekannt, sie hätte sich beinahe ein wenig gefreut; geärgert natürlich auch, aber das schien zwischen den beiden ja langsam zur Normalität zu werden. Natürlich hatte sich die Ame-Nin einen ausgeklügelten Racheplan ausgedacht, sogar einen überraschend cleveren, konnte man sagen. Sie hatte sich wirklich gut vorbereitet und ihre Giftkenntnisse aufgebessert und dann auch einen ganzen sprichwörtlichen Kübel davon hergestellt. Auch ihre Kenntnisse über die Stadt hatte sie bei sehr ausgedehnten Spaziergängen in ihrer Freizeit reichlich aufpoliert. Nur eines hatte sie ganz bewusst nicht getan, nämlich nach Kenta gesucht. Wieso sie das nicht getan hatte? Ganz einfach, weil sie es nicht wirklich eilig gehabt hatte. Sie wollte ihn überraschen und wenn sie direkt nach ihm suchte hätte er bestimmt damit gerechnet. So einfach sollte der arrogante Kerl es aber nicht haben. Der Plan war besser als das, viel besser und viel teuflischer! Wenn sie selbst nicht wusste, wann sie ihn traf, dann konnte er es selbst nicht wissen. Also hatte Toriko nicht nach ihm gesucht, sondern nach Orten, an denen man ihm begegnen konnte. Elektronikläden, Schrottländler, Spielwarengeschäfte und Büchereien waren unter ihren Zielen gewesen. Nach einer Weile hatte sie ihre Taktik noch etwas verfeinert. Anstatt selbst aufzutauchen hatte sie begonnen ein Henge zu verwenden. Sie hatte sich deutlich älter gemacht, so um die vierzig, und versucht sich ein möglichst unauffälliges Aussehen zu verpassen. Selbst wenn sie Kenta nun öfter über den Weg lief, wenn sie die Orte an denen sie ihn vermutete abklapperte, sollte er keinen Verdacht schöpfen. Ausgerüstet war sie dabei immer gleich: Eine Auswahl ihrer vielleicht nicht besten, aber auf jeden Fall amüsantesten Gifte, ein Regenschirm mit ausfahrbarer Spitze um ein Gift mit der Nadel einzusetzen und natürlich in ihrem Henge verborgen.
An diesem Tag war unter anderem die geschwungene Feder auf ihrem Plan gestanden und siehe da, endlich hatte die rachsüchtige Kunoichi Glück. Da stand er, der Rotschopf, und durchsuchte die engen Regalreihen nach irgendetwas. Deine Stunde hat geschlagen, Freundchen. Den Tag würde sie zu seinem Horrortag machen… und ihn vielleicht ein wenig um den Verstand bringen.
 

Kinzoku Kenta

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Heute schien zwar nicht viel los zu sein, aber dafür war das Finderglück ihm einmal hold: In der Auslage eines der höheren Regale erspähte Kenta das von ihm gesuchte Buch - umgeben vom ersten Band und einem gänzlich anderen Buch aus der Sparte Hausfrauenliteratur, das bestimmt jemand falsch einsortiert hatte, dafür fehlte hier der dritte Band der Tragödien. War ja klar ... und zufällig war dieses Regal ein bisschen zu hoch, um dran zu kommen. Selbst wenn man wie Kenta etwa ein Jahr zu groß für sein eigentliches Alter war, er würde die Trittleiter brauchen. Ärgerlich.
Und doch war es wohl nur seiner Suche nach der Trittleiter zu verdanken, dass Kenta bemerkte, dass nicht bloß er heute Finderglück hatte. Natürlich liefen Tag für Tag unauffällige Leute in der Stadt rum, aber der Regenschirm ... erinnerte ihn an was. Zumal es heute nicht regnete und voraussichtlich auch nicht regnen würde. Vielleicht war es nur Paranoia, aber nur mal angenommen, Toriko wäre klüger als er ihr zugetraut hätte - und ihr Plan etwa eine Stufe größer als er erwartet hätte - dann könnte er jetzt ein Problem haben. Vielleicht. Eher wahrscheinlich war dass er es sich bloß einredete. Andererseits: Kenta kannte sich nicht als ängstlichen Menschen - wenn er eine schlechte Ahnung hatte, könnte die schon begründet sein. Nach einem Moment angespannter Überlegung gab er der Vorsicht den Vorzug - schade um das Buch, aber das würde ihm hier so schnell keiner wegschnappen. Nun, eine Rückzugsstrategie ... leider hatte das Geschäft keine zwei Ausgänge. Aber Fenster zum Innenhof, der sich zur Querstraße öffnete! Kenta verschwand einen Moment später scheinbar nachdenklich die Titel überfliegend hinter dem Bücherregal. Dass die Geräusche von der Straße plötzlich lauter wurden, gab allerdings einen gewissen Hinweis, was passiert war.

Auf dem Dach des Bücherladens gönnte Kenta sich eine kurze Atempause. Sieh an, der Wandlauf wurde noch deutlich früher praktisch als sogar er erwartet hätte. Wie ging er von hier am besten weiter? Nun. Erstmal sollte er sich vergewissern dass er es wirklich mit Toriko zu tun hatte und nicht vor einem Phantom wegrannte, also blieb er wo er war. Von hier hatte er eine ganz gute Übersicht über den Hof und die Straße auf der anderen Seite - wenn sie zu einer Seite herauskam, brauchte er nur in die andere Richtung.
 

Kosanu Toriko

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Eigentlich waren kluge Menschen ja etwas, dass Toriko gerne um sich hatte, aber nur solange, bis es nicht auf Konfrontation hinauslief. Der Kerl war doch tatsächlich so paranoid, dass er schon beim Anblick eines Regenschirms die Flucht ergriffen hatte. Natürlich war dem jungen Mädchen im Erwachsenenkörper das nicht entgangen, sie war wohl noch konzentrierter bei der Sache als ihr Gegenspieler. Ob die Sache mit dem Schirm wohl zu offensichtlich gewesen war? Schon möglich, aber einen Rückzieher machen war nun nicht mehr drin. Wirklich wissen konnte er es nicht, sondern nur vermuten, also war nichts verloren. An einem anderen Tag wiederkommen war keine gute Idee, wenn sie sich so nochmal begegneten wäre er noch alarmierter. Also hieß es das Beste aus dieser Situation machen. Also, ganz kurz zusammengefasst: Verfolgen machte keinen Sinn, das lief dem Plan ohnehin zuwider. Außerdem war er wahrscheinlich schon über alle Berge. So wie sie Kenta aber bisher kannte schätzte sie ohnehin nicht ein, dass er einfach flüchten würde. Wahrscheinlich würde er in der Nähe warten um auf Nummer sicher zu gehen, dass er sich bloß nicht täuschte. Also durfte sie sich selbst auch nicht zu weit wegbewegen und versuchen seinen Verdacht zwar abzulenken, aber die Verdachtsmomente nicht völlig zu entkräften. Dann hatte sie ihn am Haken. Er musste bei Neugier gehalten werden. Psychoterror war bisher eigentlich nicht Torikos Stärke gewesen, aber irgendwo musste man ja auch mal anfangen.
So verließ die Mittvierzigerin mit ihrem Schirm den Buchladen also wieder ohne etwas zu kaufen. Beiläufig sah sich ein wenig um, ob sie den Rotschopf irgendwo erblicken konnte, gab sich aber alle Mühe dabei nicht auffälliger als nötig zu sein. Und dann? Ja, sie musste eben in der Nähe – und sichtbar! – bleiben. Daher führte ihr Weg sie in ein kleines Kaffee am Straßenrand, wo sie sich an einen der Straßentische setzte. Zu trinken bestellte die Kunoichi grünen Tee, mit Kaffee konnte sie nämlich nicht besonders viel anfangen… vielleicht war sie auch einfach noch zu jung dafür. Nein, hier draußen war er vorerst nicht zu sehen. Wohin wäre sie geflohen? Einfach durch die Straßen zu fetzen war riskant, er musste damit rechnen, dass sie schneller war. Die beste Lösung war also nach oben und dann am besten eines der Dächer der Häuserreihe, in der auch der Bücherladen stand. Von dort aus konnte man beide ‚Ausgänge‘ überblicken, optimal um sie auszuspähen. Der Schirm war griffbereit an die Tischkante gelehnt worden und so streckte sie sich nun mit freien Händen genüsslich. Nein, verspannt war sie nicht, aber eine viel bessere Tarnung um möglichst getarnt nach oben zu blicken war wohl kaum drin. Außerdem war es auffällig genug um trotzdem noch Kentas Interesse zu binden, den sie übrigens genau auf dem Dach zu erspähen glaubte, auf das sie selbst an seiner Stelle auch geklettert wäre. Zufrieden lächelnd blieb Toriko sitzen und bezahlte ihren Tee auch direkt, als er ihr gebracht wurde. Jetzt hatte er noch die Gelegenheit wegzulaufen, aber ob er die Finger von der heißen Herdplatte lassen konnte?
 

Kinzoku Kenta

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Die Frau verließ den Buchladen wieder kurz nachdem Kenta sich aus der Affäre gezogen hatte. Das sprach dafür dass er mit seiner Vermutung richtig gelegen hatte ... der Kinzoku knirschte mit den Zähnen. Er hatte ein Indiz, und er musste nicht hier sein. Aber andererseits war es ein dünnes Indiz, und er weigerte sich strikt, sich von einem reinen Verdacht in seiner Freizeit einschränken zu lassen! Was er bräuchte war mehr Information ... er kannte Toriko eigentlich zu wenig. Oh, gut, er wusste dass sie sich wunderbar aufregen konnte und vermutlich selbstgerecht genug war um nah an moralische Blindheit zu kommen, aber das war nicht die Sorte Information die er jetzt nochmal kritisch überdenken wollte - diese Kombination gab sich geradezu her um das kleine Spiel, das er selbst angefangen hatte, direkt noch zwei oder drei Stufen zu eskalieren.

Währenddessen beobachtete er, wie Vielleicht-Toriko sich bemerkenswert nahe in der Umgebung der Buchhandlung hielt, und schließlich einen Ort auswählte, den er gut einsehen konnte. Und auch umgekehrt - Kenta wusste wunderbar dass eine Sichtlinie in beide Richtungen ging, das war einfachste Optik. Und so diese Streckbewegung? Gutes Manöver um einen Blick nach oben zu kaschieren. Kenta bewegte sich nicht, und sie tat es auch nicht. Die erste Runde hast du verloren als sie dich gesehen hat. Such dir Leute aus die langsamer sind als du. Urteilte eine kritische Stimme in seinem Hinterkopf - und auch wenn er das unschöne Gefühl der Niederlage (und den langweilige Lösungsansatz) darin sofort wegschob, er steckte gerade ein bisschen fest. Dem Dach fehlte eine Deckung. Er rechnete sich gewisse Chancen aus zu rennen - er glaubte nicht dass Toriko so verrückt war, ihn auf einer dicht bevölkerten Straße niederzuringen wenn er dabei ein bisschen Lärm machte - aber das Problem war dass er das nicht tun würde. Um Hilfe schreien? Nachdem das ganze überhaupt erst seine Idee gewesen war? Lächerlich. Kenta würde eine Menge unschöne Dinge von sich behaupten lassen, aber dass er kniff und nach dem Lehrer schrie, gehörte nicht dazu. Und auf unbestimmte Zeit weglaufen verbot sich von selbst. Eigentlich gab es für ihn nur eine Lösung hier.

Kenta verschwand einen Moment später vom Dach, und verließ den Laden etwas später über die Eingangstür. Er hatte sich das verdammte Buch gekauft - es war ihm im Moment zwar völlig unwichtig, weil das Spiel einen wesentlich echteren Nervenkitzel versprach, aber er fand es besser, sich nach allen Seiten abzusichern - wenn das hier wirklich schief ging hätte er zumindest ein neues Buch. Toriko kam ihn nicht wie ein Mädchen vor das Bücher kaputtmachte.
"Ich glaube nicht, dass wir über Literatur gesprochen haben." Meinte er entspannt, als er den Stuhl gegenüber der Frau mit dem Regenschirm zurückzog. "Kosanu-san." Der Kinzoku neigte den Kopf. "Ich wollte mich nur vergewissern dass ich richtig geraten habe. Sieht aus als hätte ich euch unterschätzt. Meine Entschuldigung." Er setzte sich und machte eine eher nachdenkliche Pause. "Und was genau bekomme ich heute serviert?"
 

Kosanu Toriko

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Zumindest hatte sie sich nicht allzu sehr verschätzt. Weggelaufen war der Rotschopf tatsächlich nicht, dafür saß er nun direkt vor ihr. Als er auf sie zugekommen war hatte Toriko kurz überlegt ob sie ihm etwas vorspielen sollte, aber sie hatte ihr schauspielerisches Talent als doch etwas zu gering eingeschätzt. Stattdessen überlegte sie was sie stattdessen tun sollte, falls er sie wirklich ansprach und sich nicht nur einfach so zufälligerweise das gleiche Kaffee ausgesucht hatte. Dafür war die Wahrscheinlichkeit zu gering, nachdem er sich die Mühe gemacht hatte wieder hier aufzutauchen. Zwei gute Möglichkeiten gab es. Die erste belief sich darauf recht offen zu sein; wenn er dann floh hatte sie ihn zumindest dazu gebracht und so seine Ehre angekratzt. Bei der zweiten Variante würde sie ihn im dunkeln Tappen lassen und auf einen guten Moment warten um zuzuschlagen. Vorerst entschied sie sich für letzteres, da es ihr mehr Spielraum lassen würde.
„Das gilt wohl für uns beide, Kenta-kun“, erwiderte sie, „ich hätte nicht gedacht, dass ein Schirm dich schon so sehr verunsichern würde, dass du dich zurückziehst. Eigentlich ist das kein direkter Erfolg für mich, weil ich aufgeflogen bin, aber dass ich dich so sehr alarmiere werte ich dann doch eher als Punkt für mich.“ Jemandem der sie einigermaßen kannte vorzuspielen sie wäre jemand anderes war ihr zu riskant gewesen, aber komplett ruhig dazusitzen während sie innerlich Purzelbäume schlug war für die Ame-Nin durchaus machbar. Am liebsten hätte sie wirklich sofort losgeschlagen, aber da Geduld ihr als Tugend vom Bogenschießen wohl vertraut war konnte sie sich gerade so zurückhalten ihm kein Juckpulver ins Gesicht zu werfen. Nein, ihr Plan war besser und er würde funktionieren, sobald er sich wieder nicht zurückhalten konnte. Der arrogante Kerl würde sie provozieren. Dann war er fällig.
Äußerlich gelassen nahm sie einen Schluck aus ihrer Tasse. „Was du dir bestellst. Heute bezahle ich, immerhin bin ich ja dein Senpai“, erklärte die Frau mit einem Zwinkern. Älter zu sein mochte seine Nachteile haben aber gerade zumindest so auszusehen war doch ganz lustig und es verdeutlichte den Unterschied zwischen ihnen noch etwas. Erst jetzt ging sie auf seine ‚Begrüßung‘ ein: „Haben wir tatsächlich nicht. Hast du denn etwas spannendes gefunden? Oh, und weil du es bist sage ich es dir extra: Übertreib es beim Bestellen nicht.“ Nur zur Sicherheit!
 

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Kenta grinste. "Ihr habt mir einen ziemlich offensichtlichen Hinweis gegeben und ich habe ihn benutzt und meinen Beweis von euch bekommen. Ich finde nicht dass mich das beschämt." Aber Toriko war nicht hier um ihn auf uninspirierte Art zu verspotten, und ein wenig war er neugierig, was ihr denn in den Sinn gekommen war. Mit dem Cafe hatte es höchstwahrscheinlich nichts zu tun, sie war ja nur hier weil es ein guter Aussichtspunkt gewesen war. Flüchtig schätzte er ab ob sie sich überreden ließe, was-auch-immer in irgendeine gottverlassene Gegend zu verlegen, aber er brauchte ihr nicht wirklich Munition zu liefern um ihn aufzuziehen. Wäre auch in ihrem eigenen Sinne es unter der Nase ihrer Chefs nicht zu wild zu treiben. "Und was soll ich sagen? Euer Geschmack hat mich überzeugt. Das ist ein zauberhaftes kleines Cafe hier." Vermutlich hielt man sie für Neffe und Erbtante oder so etwas - das Henge stand Toriko nicht wirklich, aber er konnte verstehen dass sie es nicht vor den anderen Gästen fallen ließ.
Auf die Antwort - und den dicht nachgeschobenen Hinweis - rollte Kenta mit den Augen. "Richtig. Wir können ja die Spannung nicht verderben. Aber keine Sorge, das wäre mir ohnehin zu krude." Er summte leise, als er sich die Karte nahm und das Menü überflog, während er erwog, was genau sie geplant hatte. Methodisch wie sie vorgegangen war bestand kein Zweifel, dass es einen Plan gab, aber schwer zu sagen, wie er aussehen würde. Auch wenn es schwer zu übersehen war wie krass die Parallelen in ihren Begegnungen bisher waren. Zum dritten Mal ein Lokal, und wieder waren sie beide freiwillig da, weil sie nicht anders konnten, obwohl eine der Parteien deutlich mehr über die Zukunft wusste als die andere. Nun - er hatte noch ein oder zwei Tricks, die Toriko weniger gut antizipieren konnte als den Wandlauf, je nachdem wie es aussah konnte er immer noch darauf zurückgreifen. Kenta bestellte nur eine Limonade und ließ es dabei bleiben - falls sie ihn doch noch mit dem Schirm verdrosch wollte er dabei keinen Kuchen hochwürgen.

Erstmal legte er aber sein Buch auf den Tisch, damit Toriko einen guten Blick darauf bekommen konnte. "Ich habe den ersten und den dritten Band zuhause. Der zweite ist mir leider bisher irgendwie entgangen, darum habe ich die Stadt danach abgesucht. Heute bin ich fündig geworden." Kenta legte forschend den Kopf schief. "Ieyasu stammte doch aus Ame, oder?" Jedenfalls kam es in seinen Werken bemerkenswert oft vor, dass jemand von einem Berg geschubst oder im Sumpf ertränkt wurde. Torikos Heimatland musste eine zauberhafte Gegend sein.
 

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Für die meisten anderen Menschen wäre diese Situation ziemlich bizarr gewesen, aber sowohl das Mädchen wie auch ihr Gegenüber schienen sich eigentlich ganz wohl in ihrer Haut zu fühlen. Dass beide nur da waren um einander im besten Fall zu demütigen, im schlimmsten Fall aber etwas körperliches anzutun, tat dem recht lässigen Gespräch offenbar keinen Abbruch. Es war wohl sogar gegenteilig, das umeinander herumtänzeln war wie bei einem guten Kampf. Sie versuchten einander zu lesen, umkreisten sich und warteten nur darauf, dass der andere sich eine Blöße gab um selbst mit aller Kraft einen vernichten Schlag auszuteilen. Für das Mädchen war das tatsächlich weniger nervenaufreibend als ihr Tango am Kirschblütenfest. Sie musste, was sie vor hatte und sie konnte ruhiger an die Sache herangehen als zuletzt, weil sie wusste, worauf sie sich eingelassen hatte. Für den Jungen dagegen musste es stressiger sein als damals. Er musste viel mehr auf der Hut bleiben und aufpassen und da sie hier nichts Offensichtliches tun konnte war es umso leichter für ihn etwas zu übersehen. Ja, die Trümpfe waren diesmal besser zu ihren Gunsten verteilt, dessen war sich das Mädchen sicher. Dieses Spiel würde sie gewinnen – Punkt, aus.
„Ja, es ist recht nett hier, nicht? Und man hat einen tollen Ausblick.“ Das hatte sie natürlich nicht lassen können, aber was sollte es schon schaden? Je mehr das Mädchen ihn reizte, desto schneller würde auch der Junge eine freche Bemerkung fallen lassen und genau darauf wartete sie ja nur. Die Sache mit dem Hinweis überging sie einfach, es war nicht mehr als eine Ausrede. Sie war in seinem Kopf und das obwohl er das Spiel erst so richtig ins Rollen gebracht hatte. Die Erkenntnis war schon einiges mehr wert gewesen als die kleine Stichelei, die aus einem weiteren Angriff hätte entstehen können. Als der Kellner die Limonade brachte bezahlte sie natürlich sofort wieder. Wenn er wieder flüchten wollte dann wäre sie ihm sofort auf den Fersen, ohne die Zeche prellen zu müssen. Ehe sie auf die Frage nach dem Buch antwortete betrachtete sie es kurz: „Dein Geschmack ist aber auch nicht von schlechten Eltern. Ja, er kommt aus Amegakure. Bei uns gibt es ein paar gute Autoren, wenn du willst kann ich dir ein paar Namen geben, wenn du mir sagst, was dich interessiert.“ Jetzt war das Mädchen wieder absolut ehrlich gewesen. Wenn es um ihre Heimat ging wollte sie auch nichts anderes, wer sich interessierte, der bekam etwas geboten. Einige Augenblicke sah sie ihn nachdenklich an. „Du würdest die Stadt auch mögen, glaube ich. Sie ist Sora gar nicht so unähnlich wie du glaubst.“ Dabei ging sie einfach davon aus, dass er noch nie dort gewesen war. Wieder nahm sie einen Schluck von ihrem Tee, während sie ihn nochmal anblickte. Auch Interesse für ihr Zuhause würden ihn heute nicht retten.
 

Kinzoku Kenta

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"Mmh ... nein, das würde ich nicht sagen." Wiegelte Kenta ab und nippte an seiner Limonade. "Die Gegend ist ja ganz hübsch, aber jetzt wo ich hier unten bin fehlt ihr ein wenig die Farbe." Wenn sie ihn damit hatte aufziehen wollen musste Toriko schon früher aufstehen! Ja, sie hatte ihn natürlich ein wenig erschreckt, entgegen seiner vorigen Behauptung, aber das ließ er sich noch durchgehen - war ja immer nocht gut möglich dass die Reaktion mehr als berechtigt gewesen war. Wenn nicht ... ja, dann würde er sich schämen. Zuhause. Bis dahin hatte ihm ja wohl keiner verboten schamlos zu lügen.
Sie zogen die kleine Auszeit noch ein wenig in die Länge, als Kenta das Buch auf den Tisch legte. Toriko schien genuin zu sein, als sie seinem Geschmack lobte, aber er bildete sich auch gar nicht erst ein, dass das Punkte brachte. Hätte es bei ihm auch nicht. "Ich mag seine Intrigen. Würde vermuten dass er ein veritabler Bastard war, das liest sich alles als hätte er persönliche Erfahrung gehabt." Erklärte er trotzdem, und aus seinem Mund klang es nach Lob. Was niemanden überraschte, außer vielleicht arglose Cafebesucher, die dieses einigermaßen seltsame Gespräch belauschten. "Hilft das, was die Liste angeht, oder besteht die ganze Literatur aus soetwas?" Könnte er sich gut vorstellen. Was gab es unten im sumpfigen Bergland denn sonst zu tun, wenn man keine Lust mehr hatte Steine nach Bergziegen zu werfen? "Hmm. Wirklich? Ich muss zugeben dass ich das nicht ganz glauben kann. Aber vielleicht könnt ihr es mir ja erklären." Er sparte sich diesen Aufhänger um ihr Komplimente zu machen - war überflüssig, und Kenta bildete sich ein wenigstens einigermaßen Stil zu bewahren, wenn er schon untergehen musste.

Falls er untergehen musste. Dass er mitspielte hieß nicht dass er nicht bereit wäre zu mogeln, sobald er wusste wie das Spielbrett aussah. Sie ließ ihn warten, also tat er das bis jetzt - aber vielleicht war sie ähnlich ungeduldig wie er langsam wurde? Sie hatte immerhin deutlich länger Arbeit damit gehabt, und er saß hier vor ihrer Nase. "Also. Entweder mein Glas war vergiftet, was wirklich voraussschauend wäre, oder wir verplaudern uns hier, Kosanu-san. Euer Plan ist doch nicht nur Schall und Rauch, oder?" Er war nicht unbedingt in einer Position zu provozieren, aber Kenta verstand die Frage auch eher als einen Appell an Gemeinsamkeiten als eine Beleidigung. Immerhin interessierten sie sich offensichtlich beide für Racheaktionen, und Toriko konnte offensichtlich doch ganz clever sein. Hmmm. Wie bezeichnete man eine Mischung aus maskierter Nervosität und einer Art ... professioneller Neugier? Kenta hätte sich an diesem Punkt definitiv noch nicht eingestanden dass er sich an Toriko verhoben hatte, aber er war weit genug so eine Art vorläufigen professionellen Respekt zu empfinden. Abhängig von ihrer tatsächlichen Leistung, verstand sich. Dass es dabei um ihn persönlich gehen würde stand noch ein bisschen im Hintergrund.
 
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Kosanu Toriko

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Schon im Netz verfangen und trotzdem noch frech, so hatte sie sich das vorgestellt. Toriko hatte ausnehmend Spaß daran ihn so zappeln zu lassen. Trotzdem wurde es langsam Zeit zur Tat zu schreiten. Aber wirklich nur langsam! Solche Dinge zu überstürzen war nie gut und schon gar nicht, wenn man sich so viel Zeit genommen hatte um das alles auch wirklich hinzukriegen. Dass Kenta sich offensichtlich für clever hielt machte die ganze Angelegenheit ohnehin nur noch besser. Erwischen würde sie ihn nun wo er hier saß eh, also hatte sie ruhig auf einen geeigneten Moment warten können. Dazu nahm die Kunoichi, wobei sie in aller Ruhe zuhörte, ihren Regenschirm zur Hand. Dessen Spitze stand fest auf dem Boden, während sie ihn immer wieder etwas hin und her rotierte. Es mochte durchaus wie ein etwas unruhiger Tick wirken oder gar auf Nervosität schließen lassen, im Endeffekt war das aber nur dazu gedacht um den Schirm nicht verdächtigerweise plötzlich ergreifen zu müssen. Das würde den Moment auf den sie wartete nur zerstören.
„Es gibt zwar auch etwas anderes, aber das meiste, was bei uns geschrieben wird, fällt wohl wirklich eher in die Richtung Drama. Ich weiß nicht so recht woher das kommt“, bestätigte sie ohne zu wissen sein Vorurteil doch ein wenig. Toriko hatte zwar noch nie mit Steinen nach Bergziegen geworfen, aber der Regen schien doch gewisse trübe Geisteshaltungen zu fördern. Dabei hätte man meinen können das Regen und eigenwillige Architektur die Menschen dazu bringen sollten nach der Komik im Leben zu suchen. „Die Baukunst wäre es, glaube ich. Im Dorf gibt es ziemlich viele hohe Metalltürme mit Antennen und solchem Kram. Damit kannst du doch was anfangen, oder? Aber die Berge selbst sind auch hübsch und man kann stundenlang dem Regen zuhören. Der Nebel hier ist zwar auch ganz nett, aber für mich ist das einfach kein Vergleich.“ Natürlich war es das nicht, woher auch. Die Ame-Nin hätte im Paradies leben können und es wäre ihr neben ihrer Heimat nur halb so glorreich vorgekommen. Amegakure war eben das Nonplusultra, da konnte ein Mädchen wie sie schon mal ins Schwärmen geraten. Allem Anschein nach war das aber nicht erwünscht; stattdessen sollte es wohl weitergehen. Wenn der Rotschopf das wollte, bitte. Eigentlich hatte sie ja nur auf einen solchen Moment gewartet. „Jetzt hör mal“, erhob Toriko die Stimme etwas, „wieso hast du es denn so eilig? Wir haben uns doch ausnahmsweise mal wieder ein paar Dinge sagen können ohne uns gegenseitig anzufahren. Ein wenig Geduld würde DIR…“Jetzt hob sie den Schirm, das war ihr Moment. Mit einer flotten, flüssigen Handbewegung setzte sie dem Jungen die Schirmspitze auf die Brust. Nur ein kleines Rucken mit dem Handgelenk, ein kleiner Druck mit dem Daumen verdeckt vom Griff des Schirms, und die hauchdünne Nadel schnellte heraus. Ein weiterer kleiner Ruck, ein zweiter Druck und die Nadel wurde nur einen Augenblick später samt Schirm zurückgezogen. Das alles ging so schnell, man hätte gut meinen können, dass die metallene Schirmspitze nur schlecht verarbeitet oder beschädigt war und das gestochen hatte. Aber dieser kurze Moment hatte ausgereicht: Reiten (Kalter Punkt) wirkte schon dank dieser allerkleinsten Wunde. In ein paar Minuten würde er es auch spüren. „Gar nicht schlecht tun, junger Mann. Benimm dich doch einfach mal“, hatte sie ihm dann noch gesagt. Über ‚junger Mann‘ hatte sie sogar selbst schmunzeln müssen, denn eigentlich waren sie beide ja gleich alt. Trotzdem konnte sie sich diesen Scherz nun erlauben. Ja, sie hatte ihn schon vergiftet. Aber trinken würde er es erst später.
 

Kinzoku Kenta

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"Aber das heißt dass ich mich für eine Menge interessieren könnte? Hmm." Er ging zumindest davon aus dass er noch Gelegenheit dazu haben würde, aber erstmal brauchte er mehr Informationen über das Land. Und ... die Architektur war sich zwischen Ame und Sora ähnlich? Wirklich? Das hätte Toriko bei ihrem ersten Gespräch auch mal erwähnen können! "Metalltürme mit Antennen? Nun ... ich nehme an eine Bergregion wäre eine natürliche Wahl um einen Sendeturm aufzustellen, aber allein aus dieser Beschreibung sind mehrere Verwendungen möglich... und oh, es tut mir Leid, dass es hier nicht so dunstig und schwummerig ist wie in eurer Heimat. Diese klare Aussicht und Sonne die wir an manchen Tagen haben muss verstörend sein." Nahm er zum Schluss einen - vermutlich vorhersehbaren - Schwenk in die freche Richtung. Warum auch nicht?

Und in der gleichen Weise wollte Kenta schon zu einer launigen Antwort auf ihre Frage ansetzen, als Toriko etwas ... schneller handelte. Er hätte sich wirklich ansehen sollen wie sie mit dem Reporter umgegangen war, schoss ihm in einer bemerkenswert ungerührten Weise durch den Kopf. Der Nadelstich tat nicht übermäßig weh, eher war es überraschend, und ein wenig überrascht guckte Kenta daraufhin auch. "Hat euch mal jemand gesagt dass ihr gelegentlich ein bisschen spitz sein könnt?" Meinte er stirnrunzelnd, und inspizierte das winzige Loch in seinem Hemd - und das darunterliegende in seiner Brust. Es schien ihm kaum in die Tiefe zu gehen, was gut war, denn er hatte die vage Vorstellung, dass hinter dem Brustbein ziemlich bald wichtige Teile gekommen wären ... aber eine seltsame Waffe war das. Es sei denn- oooh, natürlich. Amegakure. Er lächelte schief. "Das wird wohl nur im Dienst etwas werden, Kosanu-san. Privat seid ihr zu selbstgerecht um euch in Frieden zu lassen."

Kenta knöpfte betont langsam sein Hemd ein Stück auf, tupfte die kleine Menge Blut auf seiner Brust mit der Papierserviette auf ihrem Tisch ab, und knöpfte es dann wieder zu. "Ich könnte mich vielleicht benehmen, aber das würde euch in die selbe Kategorie befördern wie Tetsu. Ehrlichkeit ist immer besser als eine Fassade, aber sie ist halt weniger charmant. Ganz wie ihr." Er zuckte mit den Schultern. "Abgesehen davon - was auch immer ihr vorhabt, ich glaub nicht dass es sich ändern würde wenn ich euch den braven Schuljungen gäbe. Wir wüssten doch beide, dass es eine Lüge wäre." Und wollte sie das wirklich sehen? Es war langweilig. "Aber ich bin geschmeichelt, wirklich. Ich hätte nicht gedacht dass ich für eine erfahrene Kunoichi den Einsatz von Gift rechtfertige." Die einzige Art auf die so eine winzige Nadel Sinn ergab war, wenn sie genau dazu eingesetzt wurde. Er hob eine Augenbraue, als er erste diskrete Effekte bemerkte. "Fühlt sich ein wenig an wie beim Zahnarzt. Wollt ihr euch beruflich verändern?" Er registrierte, dass das Taubheitsgefühl sich langsam auszubreiten schien, aber wohin das führen sollte war ihm noch schleierhaft - Absicherung damit er nicht doch ausbüchste? Das hier gefiel ihm immer weniger ...
 

Kosanu Toriko

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Eigentlich hatte Kenta schon Recht gehabt. Selbst wenn er artig und höflich gewesen wäre hätte sie ihn nicht komplett vom Haken gelassen, aber sein Leiden wäre wahrscheinlich verkürzt worden. Dazu sah Toriko jetzt keinen Anlass mehr, im Gegenteil, er schien es ja sogar noch herauszufordern. Das konnte der dreiste Kerl haben, mit Leichtigkeit sogar! Ihre ‚Ausrüstung‘ war ja nur dazu gedacht ihn zu quälen, da wäre es ja sogar schade gewesen wenn sie sich zurückhalten hätte müssen. Jetzt brauchte sie auch kein schlechtes Gewissen mehr haben. Wer sich schlechte Scherze über die Heimat eines Ame-Nin erlaubte hatte es halt auch nicht anders verdient. Diese Beleidigung quittierte sie mit einem Augenrollen: „Du tust fast so als würde im Reich des Wassers immer nur die Sonne scheinen und es bei uns jeden Tag ausschließlich regnen. Dabei ist euer Nebel oft so dicht, dass man fast Angst haben muss darin stecken zu bleiben.“ Eigentlich hatte sie nichts gegen die Witterung hier. Nebel gab es zuhause auch und neben Regen konnte man den schon ganz gut aushalten. Trotzdem, hier – eigentlich auch sonst bei jeder Gelegenheit - fühlte die Kunoichi sich genötigt die Ehre ihres Dorfes zu verteidigen.
„Nein, sowas höre ich selten. Das könnte daran liegen, dass es sonst eben keiner drauf anlegt solche Seiten zum Vorschein zu bringen. Aber du hast Talent dafür, herzlichen Glückwunsch“, erklärte sie grinsend, „Ich hoffe ja nur, dass du dich nicht übernimmst.“ Okay, glatt gelogen, aber das ging doch wohl als Sarkasmus durch. Sie hatte ja die ganze Zeit nur darauf gewartet, dass er den Mund zu voll nahm, um eine seiner Meinung nach nicht unnatürliche Reaktion folgen lassen zu können. Jetzt hatte er was er wollte, schien aber nur begrenzt glücklich damit zu sein. Seltsam, wie das nur kam! „Es gibt da so ein Zwischending, falls es dir noch keiner gesagt hat. Man muss nicht immer das eine oder das andere Extrem wählen. Wie wäre es mit Benimm UND Höflichkeit? Dann könnten wir es bei sowas viel simpler haben.“ Bei Extremen sollte Toriko zwar eigentlich nicht mitreden, aber bisher hatte ihr das noch keiner so recht klar machen können. „Was denkst du dann, wofür ich die Zeit genutzt habe?“, fragte sie stirnrunzelnd, „ein paar Dinge habe ich in der Zeit, die ich dir voraus habe ja lernen müssen. Das ist eben mein Weg.“ Neben ihrem Bogen und ihrem Schirm, natürlich, aber zumindest von der ersten Waffe musste er ja nichts wissen. Das sparte sie sich auf, falls er mal wirklich über die Stränge schlug. „Witzig, ich hoffe, wir können später mal gemeinsam drüber lachen. Aber ich glaube wir sollten gehen. Begleitest du mich noch ein Stück?“ Die Frage hatte sie nur pro forma gestellt, Kenta würde sie natürlich begleiten, da hatte er trotz Frage keine echte Wahl. Selbst wenn er sich unter normalen Umständen hätte wehren können, ihre kleine Vergiftung führt dazu, dass sie den Rotschopf jetzt noch leichter übertrumpfen konnte. Also griff sie mit der linken Hand nach seinem Handgelenk, um ihn auf die Beine zu ziehen. Mit Gegenwehr hatte sie sowieso nicht gerechnet, sie es der Überraschung, dem öffentlichen Ort oder seinem Bewusstsein für seine Wehrlosigkeit geschuldet – dagegen ankämpfen würde er nicht, da war sie sicher. Im nächsten Moment hakte die Dame sich unter, spannte den Schirm auf und senkte ihn weit genug herab um beim Verlassen des Kaffees das Henge ohne Probleme lösen zu können. „Wir haben noch einiges zu klären, Kenta-kun.“
 

Kinzoku Kenta

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Sie hoffte es? Kenta erkannte eine verschleierte Drohung wenn er sie hörte, und lächelte kühl zurück. "Das Gespräch hatten wir schon, oder? Sowas basiert auf Respekt, und der muss erstmal wachsen. Ich bin leider kein guter Boden dafür." Fast hätte er näher ausgeführt warum genau der besagte Respekt noch nicht da war, aber langsam dämmerte ihm der Umfang, den Torikos Plan haben musste. Sie hatte ihn offenbar wirklich beim Wort genommen, als er sie aufgefordert hatte sich was einfallen zu lassen. Kentas Atmung kam ein wenig schneller und flacher, und als er versuchte sie wieder in den Griff zu kriegen - es kam einfach nicht infrage, ihr noch mehr Grund für Selbstzufriedenheit zu liefern - stellte er fest, dass die Bewegung ein wenig eingeschränkt war - er war fast gezwungen, schneller als sonst zu atmen um das auszugleichen, und die Nervosität machte es nicht besser. Die taube Zone hatte sich ebenfalls ausgebreitet ... es ging noch mit der Atmung, aber er fühlte sich mit einem mal doch deutlich kälter. Wäre tatsächlich eine Einschränkung falls er zu rennen versuchte. Und dass sie gehen wollte, unterstrich nur, was er schon geahnt hatte - Sie hat einen Ort gefunden und schon etwas vorbereitet. Extra für mich. Anders als er, der bloß improvisiert und gespottet hatte. Verdammt, er hatte Toriko falsch eingeschätzt ...

Kenta stand auf - so zügig dass er auf die Beine kam noch ehe Toriko sein Handgelenk schnappte, auch wenn er daraufhin ein bisschen unsicherer stand als sonst. Egal, er bestand darauf sich noch alleine aus einem Stuhl heben zu können - aber viel mehr als das konnte er gerade ohnehin nicht tun, während die Zahnräder in seinem Kopf Funken sprühten. "Scheint so. Aber was habe ich da eben gehört? Ihr sorgt euch um mich, Kosanu-san? Das ist wirklich nett. Aber ... vielleicht sollten wir nicht zu lange irgendwo verschwinden." Kommentierte er mit angestrengter Heiterkeit, während Toriko endlich ihre Verkleidung fallen ließ. War gar nicht mehr so lustig wenn man sich gleichzeitig das Hirn zermarterte, was genau sie vorhaben könnte. Klar, es konnte nicht viele Spuren hinterlassen oder permanenten Schaden anrichten, aber Kenta kannte sich auf diesem Feld leider selbst ein bisschen aus. Und befürchtete erstmalig dass er möglicherweise übertroffen würde, und das ließ zu viele Möglichkeiten offen. "Ich meine, die Leute sehen uns doch ständig zusammen. Ich wette es gibt schon Gerede." Der Tag war noch jung, aber länger als eine Stunde - ein paar Stunden - würde sie ja wohl nicht geplant haben, oder? Verdammt, er sollte sich wirklich angewöhnen Termine zu haben bei denen man ihn vermisst hätte ...

tbc: ?!!
 
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