Reika hatte die Maske aufgesetzt, genauso wie der Rest aller anderen, während ihr Blick den Wald um sich herum musterte. Sie bemerkte nicht, kein Zeichen, dass hier auch nur ein Draht gespannt worden war, oder auch nur ein Blatt verändert wurde. Der erste Doppelgänger sprang weg und verschwand, keinen Wimperschlag später. Wenige Sekunden später erfüllte ein dichter Rauch die gesamte Umgebung, Reika glaubte den beißenden Geruch der dichten, weißen Wolke fast riechen zu können.
„Achtung Druckwelle!“ Die Warnung kam keine Sekunde zu spät, das Grollen von duzenden Explosionstags zerriss die trügerische Stille in dem undurchdringbaren Grau des Rauchs. Der heiße, künstliche Wind riss an Reikas Haaren, an ihrer Kleidung, während sie sich an dem Baustamm festhielte. Der Wald vor ihr war verschwunden, zurück blieb etwas, das mehr einem Schlachtfeld ähnelte als alles anderem. Die Stille, die sie schon die ganze Zeit in diesem Wald verfolgte legte sich wieder drückend auf die Bäume und Gräser. Kein Laut war zu hören, als die kleine Gruppe wieder den Weg aufnahm, kein Gezwitscher von Nachtvögeln, nicht einmal das Zirpen von Grillen, die sie sonst in ihren Schlaf verfolgten, war hier zu vernehmen, einzig der Wind zog raschelnd durch das Blätterdach über ihnen.
Vielleicht waren weitere 15 Minuten vergangen, bevor sie auf der Lichtung angekommen waren. Die Kunoichi blickte den Jungen vor ihr an, wie er sich mit verlegenem Stolz nach ihrer Meinung fragte. Reikas Blick ruhte auf der großen Eiche mitten auf der Lichtung, scheinbar Tatuharo keine Aufmerksamkeit schenkend. Erst als Yoko zu einem Satz ansetzte, diesen aber dann doch nicht beendend, drehte sie sich zu dem Shinobi um und ihr Blick ruhte ruhig auf ihm.
„Die Vorstellung? Fürchterlich.“ Ihre Stimme war leise und angespannt, nicht wie Yokos Worte noch vor einer halben Stunde. Ihre Finger führen über die von Kunais zerrissene und von Sprengsätzen verbrannte Rinde eines, in der Nähe stehenden Bäume. Die Dunkelheit hatte sich nun vollständig auf den Wald gelegt, nur das Licht des Halbmondes schien auf die Gruppe nieder, ihre Schritte wurden von dem Gras der Lichtung gedämpft und bleib erst einen Meter vor dem Jungen stehen.
„Stört dich diese Stille hier nicht?“ Reika hatte leiser gesprochen als vorher, doch auch laut genug um ihre Stimme über die nächtliche Lichtung zu tragen. Wahrscheinlich hatte es bis jetzt keiner Bemerkt, doch wenn man in die Stille dieses Waldes voller Fallen horchte, so hörte man nichts, nichts, das auf Leben über dem Niveau eines Regenwurms hinausging, nur den leichten, kühlen Nachtwind. Für die Kunoichi, die auf dem Dorf aufgewachsen war und Nächte in Wäldern verbracht hatte, die sowohl Tags wie auch Nachts von den Geräuschen des Lebens erfüllt waren, schien die Stille sie förmlich zu erdrücken. Reika mochte diesen Wald, diesen Wald, in dem sich nicht einmal Tiere trauten, nicht.