Tsukigata Yamato
Chuunin
Charakterdatenblatt
Persönliche Daten
Name: Tsukigata
Vorname: Yamato
Spitzname: -
Geburtstag: 20. Dezember (sein "Fundtag")
Größe: 1,79 m
Gewicht: 89 kg
Alter: 17 Jahre
Augenfarbe: grau
Haarfarbe: schwarz
Aussehen: Groß, schlank, und dunkelhaarig - der erste Eindruck von Yamato ist der eines grundsoliden jungen Mannes, wie Schwiegermutter ihn sich gerne vorstellt. Yamato strahlt üblicherweise eine lockere, selbstbewusste Aufgeschlossenheit aus, die so jungem Alter keineswegs typisch ist. Durch Kleidung meist verborgen (alles andere wäre ja unanständig) ist seine schlanke, aber athletische Figur, die einen angehenden Taijutsuka vermuten lässt.
Obwohl er seines Bluterbes wegen öfter in die Sonne geht, ist Yamatos Teint recht hell und weist im Sommer allenfalls eine subtile Bräune auf. Ebenmäßige, ansehnliche Züge lassen sein Gesicht offen und vertrauenerweckend wirken und seinen sattgrauen Augen wohnt ein freundlicher Ausdruck inne. Darunter zeigt sich allerdings öfter einmal ein Ansatz von Schatten, die eine durchwachte Nacht erahnen lassen. Und je nach Tageszustand vielleicht auch die eine oder andere kleine Anspannungsfalte zwischen seinen Brauen.
Die Haare trägt Yamato nicht raspelkurz, allerdings reichen sie selten bis über die Ohren. Die mattschwarzen Strähnen werden je nach Laune und Anlass zu einer akkuraten Frisur gestylt oder auch lockerer getragen. Yamato probiert sich gern aus und es wäre keine Überraschung, ihm demnächst auch einmal mit einer verwegeneren Frisur zu begegnen. Solange er seine Eltern aber ab und an zu repräsentativen Veranstaltungen begleitet, ist es letztlich doch immer irgendwie salonfähig.
Meist bevorzugt der Tsukigata einen sportlich-eleganten Kleidungsstil, was im Grunde auf ein Hemd oder T-Shirt und eine schmal geschnittene Jeans oder Stoffhose hinausläuft. Ein paar passende Sneaker dazu, fertig. Je nach Witterung können noch Pullover, Jacke oder Mantel hinzukommen. Farblich hält sich Yamatos Garderobe in eher dunklen Tönen. Dunkelblau, grau, anthrazit oder schwarz sind häufige Nuancen. Auf großartige Farbkombinationen hat er keine Lust und die Auswahl seiner Kleidung muss im morgendlichen Halbkoma schnell geschehen. Eines ist seinen Kleidungsstücken aber gemein: wenn sie nicht explizit dafür vorgesehen sind, weit zu sein, geben sie seiner Silhouette eine klare Kontur. Generell ist Yamato mit der Zeit recht stilsicher geworden, hat aber auch keinerlei Probleme, damit zu brechen und sich ungezwungen in Shorts, Schlabbershirt und Flipflops zu präsentieren, wenn ihm gerade mal danach ist.
Besondere Merkmale: Yamato schleppt so gut wie immer einen rechteckigen, grauen Canvasrucksack mit sich herum, in dem er mehrere Milchkanister, Calciumtabletten und für den Notfall ein starkes Schmerzmittel aufbewahrt.
Herkunft und Bekanntschaften
Herkunft: Gefunden wurde er in Fujibashi, einem winzigen Dorf an der Grenze zu Kawa no Kuni.
Wohnort: Jôsei
Verwandte:
Tsukigata Momoko | Ziehmutter und Alleskönnerin
Momoko ist Haus- und Ehefrau und nie etwas anderes gewesen. Wer nun aber ein schüchternes Heimchen am Herd erwartet, unterliegt einem Irrtum. Obgleich mit guten Manieren und einem fürsorglichen Wesen gesegnet, stärkt Momoko ihrem Mann in vielerlei Hinsicht den Rücken. Ob sie bei einem Empfang in einem perfekt angelegten Kimono an Kazuos Seite steht und unliebsame Gespräche von ihm fortlenkt oder sich mit scharfem Verstand um die Verwaltung von Haushalt und Korrespondenz kümmert – diese Frau weiß sehr genau, was sie tut. Ihre Stärke zeigt sich noch einmal mehr in dem Umstand, dass Momoko all dies klaglos und mit Würde bewältigt, obwohl sie auch heute noch sehr unter dem Tod ihres Neugeborenen leidet. Abseits ihrer unterschwelligen Trauer und gelegentlicher Überfürsorge hat sie Yamato aber nie spüren lassen, dass er nicht ihr leibliches Kind ist. Er liebt sie dafür sehr und versucht umso mehr, ihr ein guter Sohn zu sein.
Tsukigata Kazuo | Ziehvater, Beamter und Diplomat
Auf Außenstehende mögen Kazuos scharfgeschnittenes Profil und sein hoher Wuchs einschüchternd wirken. In seiner Position als Diplomat und hochrangiger Beamter in Jôseis Verwaltungsapparat kommen ihm diese Eigenschaften allerdings sehr zugute. Die Strenge, die er ausstrahlt, hat auch Yamato bereits zu spüren bekommen, allerdings ist er für ihn ebenso ein Vorbild an Loyalität und Integrität. Nie würde Kazuo seine Stellung zu einem persönlichen Vorteil nutzen. Nicht einmal für seine Familie. Auf privater Ebene hat er allerdings alle ihm möglichen Hebel in Bewegung gesetzt, um Yamatos Herkunft aufzuklären.
Er legt großen Wert darauf, dass sein Sohn eine gute Ausbildung erhält und hat einige Privatlehrer engagiert, um ihn bestmöglich auf die Akademie vorzubereiten, nachdem sich abzeichnete, dass Yamatos Weg dorthin führen würde. Kazuo zeigt seine Liebe, indem er seinen Ziehsohn fördert, fordert – und dabei durchaus auch herausfordert -, ihn aber letztlich seinen eigenen Weg gehen lässt. Alles in allem darf man wohl behaupten, dass Yamato damit zu den wenigen gehört, die ein gutes und funktionierendes Elternhaus haben.
Bekannte und Freunde:
Fujibashi no Susume | Lebensretterin und erste Ziehmutter
Die resolute Susume ist eine Feldarbeiterin, die mit ihrer Familie in bescheidenen Verhältnissen in dem winzigen Weiler Fujibashi lebt. Die einzigen kurzen Pausen, die sie je von der schweren Arbeit hatte, waren kleine Zeitfenster jeweils vor und nach der Geburt ihrer vier Kinder. Susume ist jedoch pragmatisch, nimmt ihr Leben wie es ist und so ist sie auf ihre Weise glücklich mit den Kindern und ihrem Ehemann Hiroki. Durch die Unterstützung, die sie und ihre Familie seit einigen Jahren aus Jôsei erhalten, ist das Leben etwas leichter geworden und die Aussichten, dass ihre Kinder es einmal besser haben werden, sind gut. Aber nicht nur deshalb freut Susume sich, dass ihr einstiges Findelkind in gute Hände gekommen ist. Yamato erinnert sich nicht bewusst an Susume und hat sie erst Jahre später wirklich kennengelernt, doch er ist ihr dankbar, denn ohne ihr entschlossenes Eingreifen wäre er schon lange nicht mehr am Leben. Es gibt allerdings auch dunkle Momente, in denen er sich wünscht, sie hätte ihn nie aufgelesen.
Okamura Ren | Lehrmeister
Schon früh kam Yamato in Kontakt mit den Okamura. Sowie der Verdacht bestand, dass er das Noroi no Hone tragen könnte, wurde sein Vater mit ihm beim Clan vorstellig und traf Vereinbarungen über die künftige Ausbildung des Jungen. Die regelmäßigen Trainingseinheiten mit Ren gehören so fest zu Yamatos Alltag wie Atmen, Essen und Schlafen und er hat zu dem älteren Mann eine respektvolle, vielleicht sogar freundschaftliche Beziehung aufgebaut. Obgleich streng und im Training ebenfalls enorm fordernd, ist Ren einer der sehr wenigen Menschen, die wissen, wie sich der Knochenfluch anfühlt und seine Ratschläge haben Yamato schon oft dabei geholfen, einen der hässlichen Wachstumsschübe zu überstehen.
Persönlichkeit
Interessen:
Es ist schwer, Yamatos wahre Interessen zu benennen, ist er doch sehr seinen Pflichten verhaftet und kennt sie selbst nicht gut. Oberflächlich betrachtet, definieren ihn daher wohl genau diese Pflichten, die vor allem darin bestehen, sich geistig und körperlich weiterzubilden. Es ist nicht falsch zu sagen, dass Yamato tatsächlich ein Interesse an all diesen Dingen hat, denn seinen Eltern stolz zu machen oder sie wenigstens nicht zu enttäuschen, ist eines der großen Leitmotive seines Lebens. Neben der Akademie, die er …ja, pflichtbewusst (und vielleicht ein wenig streberhaft) verfolgt, ist er mehrmals in der Woche auf dem Okamura-Anwesen anzutreffen, wo er unter der Aufsicht Rens an seinem Bluterbe arbeitet. Auch abseits dessen widmet sich der junge Tsukigata fast täglich einem lockeren Training (vorausgesetzt er hat nicht gerade einen Wachstumsschub) und probiert sich über Kyuuzen Kubushi hinaus in diversen Taijutsustilen aus, bislang allerdings ohne tiefer in einen davon eingestiegen zu sein. Sinn und Zweck der Übung ist vielmehr, das Spektrum erst einmal kennenzulernen und künftige Gegner vielleicht etwas schneller einschätzen zu können, vor allem aber sucht Yamato noch nach „seinem“ Stil. Denn auch wenn er bereits in einer Kampfkunst unterrichtet wird, könnte es ja doch etwas geben, das noch besser passt (und immer erst einmal einzustecken, bevor man zurückschlägt, scheint ihm auf Dauer nicht ganz das Wahre). Die Recherche erstreckt sich auch auf den schriftlichen Bereich und so finden sich zahlreiche Bücher zu allem rund um Taijutsu, Strategie und, und, und in seinen Bücherregalen (ja, es sind tatsächlich mehrere). Neben einigen obligatorischen Klassikern und Büchern, die der allgemeinen Bildung dienen, finden sich auch noch ein paar gut versteckte …Heftchen (ja, genau solche) in Yamatos Zimmer. Alles andere wäre vermutlich auch unheimlich.
Da auch der fleißigste Kopf nicht immer lernen kann und will, tauchen bei genauem Hinsehen doch noch ein paar Dinge auf, die der Tsukigata in seiner knapp bemessenen Freizeit verfolgt. Vor allem an den Wochenenden trifft man Yamato schon einmal in guten Bars an und es könnte sich der Eindruck aufdrängen, dass er an diesen Tagen die Sozialkontakte, die ihm unter der Woche abgehen, nachholen möchte. Er ist schnell dabei Leute kennenlernen, wenngleich er es nicht forciert. Es passiert einfach und gern lässt sich Yamato auf den einen oder anderen kleinen Flirt mit netten Mädchen oder Jungs ein. Über einen netten Abend mit ein paar gemeinsamen Drinks gehen die Bekanntschaften dabei nur selten hinaus. Mit den Jahren hat sich allerdings eine Gruppe von Leuten gebildet, mit denen er öfter einmal unterwegs ist.
Etwas völlig Banales, für das der junge Mann in den letzten Jahren zunehmend Interesse entwickelt hat, ist das Kochen. Warum weiß keiner so genau, denn das Essen im elterlichen Haus ist in der Regel gut (es sei denn, es gibt Käsekuchen, aber das ist eine andere Geschichte). Vielleicht war es die Notwendigkeit, eine breitere Auswahl an Gerichten zu finden, die auf seine speziellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Denn irgendwann ist der Pool an calciumreichen Speisen auch erschöpft und für den Rest seines Lebens wieder und wieder das Gleiche essen zu müssen, ist keine so erfreuliche Aussicht. Welcher Grund letztlich auch immer dahinterstehen mag, wenn Yamato einmal Zeit hat, probiert er auch hier gern herum – mit durchwachsenen, in der Regel aber meist essbaren Ergebnissen.
Abneigungen:
Würde man Yamato um eine Auflistung aller Dinge bitten, die er nicht leiden kann, würde er sich selbst auf den ersten drei Plätzen nennen. Warum? Weil er ein lebenslanges Abonnement auf gravierende Selbstzweifel gebucht hat und der festen Überzeugung ist, dass er niemals gut genug sein kann, um das, was seine Eltern und andere für ihn getan haben, auch nur ansatzweise ausgleichen zu können. Hinzu kommt auch noch ein Bluterbe, auf das er – hätte er denn die Wahl gehabt – lieber verzichtet hätte. Trotz aller Vorteile ist der Knochenfluch für Yamato nämlich genau das. Ein Fluch, den es unter Kontrolle zu bringen gilt, bevor die damit verbundenen Schmerzen ihn noch völlig durchdrehen lassen. Nicht schmerzhaft, mitunter aber übelkeiterregend ist zudem der enorm hohe Calciumbedarf, der mit dem Noroi no Hone einhergeht. An die vielen Milchprodukte, grünen Gemüse usw. hat Yamato sich zwar gewöhnt (außer Fenchel, dem vegetabilen Bruder des Käsekuchens), aber dass er trotzdem immer Tabletten mit sich herumschleppen und regelmäßig einnehmen muss, lässt ihn sich noch mehr fühlen, als sei in seiner Entwicklung etwas reichlich schiefgelaufen. Dank Okamura Ren sieht er zwar zunehmend auch die guten Seiten, aber es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis der Tsukigata sich mit seinem Erbe anfreunden kann.
Eigentlich wären allein das schon genügend gravierende Dinge, gegen die Yamato eine Abneigung hegt. Es gibt jedoch auch im Außen noch einige Faktoren, die er lieber meidet wenn er kann. Allem voran sind dies manipulative Menschen oder solche, die nur aus Egoismus und Eigennutz handeln. Der Grund hierfür liegt einerseits in Yamatos Erziehung, aber auch in einigen schlechten Erfahrungen im eigenen Freundeskreis. Auch Angeber und Draufgänger braucht der Tsukigata nicht unbedingt in seiner Gesellschaft …aber die mag ja eigentlich keiner so wirklich.
Naja, und dann ist da noch der Käsekuchen. Yamato hasst Käsekuchen. Allein die Anwesenheit eines solch abartigen Auswuchses der Bäckerskunst lässt den sonst eher unberührt wirkenden Jungen unruhig werden. Man munkelt, es hätte etwas mit Keiji zu tun.
Mag:
- Ehrlichkeit
- seinen Frieden
- die Stunden, in denen er einmal ausspannen kann
- das Gefühl nach einem guten Training
- gute, gründliche Planung, v.a. bei Einsätzen
- Schlafen
- gepflegte Bars
- einen guten Sake
- Misoramen
Hasst:
- Verbogenheit
- Lügner
- Draufgänger
- ungute Geheimnisse
- Schmerzen
- schlechte Musik (Kategorie „Utz-Utz“)
- Fenchel (als Gemüse, Tee ist in Ordnung)
- eklig pappig-mehlig schmeckende Ca-Kautabletten
- Käsekuchen (sagten wir das schon?)
Verhalten:
Yamato ist jemand, mit dem man schnell gut auskommt. Ganz zu Anfang einer Begegnung kann er zwar ein wenig distanziert oder vorsichtig wirken, allerdings gibt sich das in aller Regel schnell und macht der ehrlichen, natürlichen Freundlichkeit Platz, die wohl der hauptsächliche Eindruck ist, den der junge Tsukigata bei Fremden und Freunden hinterlässt. Unkompliziert wie er ist, überrascht es nicht, dass man Yamato nur extrem selten sauer oder sogar wütend erlebt. Selbst wenn die äußeren Umstände zum Aus-der-Haut-Fahren wären, gibt er sich zumeist selbstbeherrscht und handelt – ganz wie man es erwarten würde – diplomatisch und deeskalierend. Erst wenn ein gewisses Maß überschritten ist, lässt auch Yamato sich zu Impulsivitäten hinreißen. Das letzte Mal ist allerdings schon wieder so lange her, dass sich der genaue Anlass nicht mehr rekonstruieren lässt.
Generell bietet Yamato wenig Angriffsfläche und kommt mit den meisten Leuten klar. Außer vielleicht denen, die aus Prinzip etwas gegen nette Zeitgenossen haben oder grundsätzlich erst einmal gegen alles sind (soll es gerüchteweise ja geben…). In der Regel verbleibt das Problem dann aber beim entsprechenden Widerpart, denn der Tsukigata scheint derart geerdet, dass Anfeindungen ihn gar nicht erst erreichen. Das führt auch dazu, dass Yamato sich schnell schützend vor andere stellt, ganz gleich, ob es sich um verbale oder handgreifliche Auseinandersetzungen handelt. Auch auf Einsätzen oder – wenn es denn dazu kommt – im Kampf zeichnet sich Yamato durch bedachtes, planendes Vorgehen aus und findet sich schnell in der Rolle des sprichwörtlichen Fels‘ in der Brandung wieder.
Neben einem fast bis zur Selbstvernachlässigung reichenden Fleiß ist Yamato auch auffällig hilfsbereit - manchmal, so scheint es, fast zu sehr, so dass misstrauische Stimmen schon gemunkelt haben, er hätte etwas zu verbergen. Andere sehen darin schlichtweg das Produkt einer guten Erziehung. Die Wahrheit liegt wie so oft irgendwo dazwischen.
Besonders in den Phasen, in denen die Knochenschmerzen ihn außer Gefecht setzen, kann Yamatos Stimmung je nach Schwere des Anfalls auch ins Gegenteil umschlagen. Dann dümpelt er, so oder so zu Untätigkeit verdammt, nur vor sich hin und hängt trüben Gedanken nach. Auch wenn ihn andere innere wie äußere Krisen aus der Bahn werfen, kann es zu so gearteten depressiven Phasen kommen. Allerdings schiebt Yamato dann sein Bluterbe vor, so dass der wahre Grund im Dunkeln bleibt. Da er in solchen Zeiten jedoch so gut wie nie das Haus verlässt, kennen ihn so auch nur seine Eltern, Okamura Ren und eine sehr kleine Handvoll Leute.
Wesen:
Ein Blick in Yamatos Innenleben wäre für die meisten Menschen, die ihn zu kennen glauben, vermutlich schockierend. Zumindest wenn man sich die Mühe macht, auch in die verborgenen, angestaubten Winkel zu schauen. Zunächst aber darf man festhalten, dass das, was der Tsukigata der Welt üblicherweise zeigt, ehrlich und fest in seinem Wesen verwurzelt ist. Es ist eben nur nicht alles.
Tatsächlich ist Yamato von freundlichem, recht empathischem Gemüt, ungeachtet all der Dinge, die in seinem Inneren noch vor sich gehen mögen. Er ist dankbar, dass er die ersten Tage seines Lebens überstanden und ein liebevolles Zuhause gefunden hat. Verbunden mit der Dankbarkeit, aber auch durch sein Bluterbe, das ihn immer wieder vor Grenzen stellt, ist eine gewisse Demut vor dem Leben. Yamato weiß, dass er trotz allem, was ihn noch plagen mag, verdammt viel Glück gehabt hat und so versucht er, die Hilfe, die er erfahren hat, weiterzugeben. Auch die Ruhe und mentale Bodenhaftung, die der Tsukigata an den Tag legt, sind hierin begründet. Er hat schon so vieles durchgemacht und es hätte alles fatal anders kommen können… was sind da ein bisschen Gekeife und Unfrieden?
Yamatos Eltern sind ein, wenn nicht sogar der zentrale Punkt in seinem Leben und er achtet peinlich genau darauf, nichts zu tun, was ihren guten Namen schädigen könnte. Und nicht nur das. Um sie stolz zu machen, legt er sich ins Zeug – bis zur Belastungsgrenze und oft noch darüber hinaus. Doch ganz gleich, was er tut und wie viel, hat er doch nie das Gefühl, dass es genug ist. Dass er nicht genug ist, so dass Yamato nahezu ständig unter einem enormen Leistungsdruck steht und immer weiter in seinem selbst erdachten Hamsterrad läuft, ohne das Ziel, das er sich gesetzt hat, jemals erreichen zu können. Seine schweren Minderwertigkeitsgefühle schlagen dabei mitunter in einen regelrechten Selbsthass um, der das Ganze nur noch weiter befeuert. Denn gerade dann zwingt der Tsukigata sich, noch mehr zu tun… und bricht dabei auch schon einmal zusammen. Und obgleich Kazuo durchaus ein fordernder Vater ist, würde er seinen Sohn sofort bremsen, wenn er um den wahren Grund seiner Ambitionen wüsste. Doch Yamato weiß seine gravierenden Selbstzweifel gut zu verbergen. Er läuft weiter in seinem emotionalen Teufelskreis und niemand weiß, wie lange das noch gut geht.
Dass Yamato niemanden hat (bzw. glaubt, niemanden zu haben), dem er sich einmal anvertrauen, sich einmal unverstellt zeigen könnte, sich aber gleichzeitig eine solche Person wünscht, ist ein weiteres Spannungsfeld, mit dem er nicht gut umgehen kann. Bewusst lässt er diesen Wunsch natürlich gar nicht erst zu. Unbewusst kann er ihn aber gefährlich blauäugig und vertrauensvoll werden lassen, wo er es lieber nicht sein sollte.
Was also tun mit so einem Dilemma? Na klar, sich weiter in die Arbeit stürzen und auch in der Freizeit für genug Ablenkung sorgen. Solange Yamato irgendetwas zu tun hat, kann er alles Schlechte einigermaßen beiseite schieben. Doch wird es still, regen sich all die Gefühle, Gedanken und nicht zuletzt das schlechte Gewissen. Dann bröckelt die Maske und gibt den Blick frei auf einen jungen Menschen, der nicht mehr weiter weiß. Im Kleinen passiert das bei alltäglichen Dingen wie Haushalt, Duschen, Zähneputzen oder der Zeit vor dem Einschlafen - immer dann eben, wenn der Kopf gerade nicht beschäftigt ist. Größere Zusammenbrüche, wenn das Maß des Erträglichen gerade voll ist, kann er nicht so leicht vor anderen verbergen. Doch sie fallen "glücklicherweise" oft in Phasen, in denen Yamato sowieso von ekelhaften Schmerzen geplagt wird. Und wenn nicht, bieten sie ihm eine nahezu perfekte Entschuldigung.
Stärken und Schwächen
Stärken:
Um ein Leben wie Yamatos zu führen, braucht es vor allem drei Dinge: Disziplin, Disziplin und nochmals Disziplin. Dass dies in vielerlei Hinsicht, angefangen von simplen Dingen wie Hausaufgaben bis hin zu belastenden Situationen im Kampf, ein großer Vorteil ist, muss wohl nicht weiter erklärt werden. Langfristig hat diese Disziplin auch dazu geführt, dass der Tsukigata sich auch über den normalen Lernstoff der Akademie hinaus eine recht umfassende Allgemeinbildung erarbeitet hat. Er ist dabei bei Weitem kein Alleswisser, denn mit den häufigen Schmerzen lernt es sich freilich nicht besonders gut, aber gegenüber dem Durchschnitt lässt sich doch ein kleiner Vorsprung erkennen.
Yamatos freundliche, geradlinige und pietätvolle Art, macht es ihm in aller Regel leicht mit anderen ins Gespräch zu kommen und lässt umgekehrt andere schnell einen Draht zu ihm finden. Dies kann insbesondere auf Missionen nützlich sein, wenn es etwa gilt, das Vertrauen von Informanten oder potentiellen Mitstreitern zu gewinnen. Aber auch teamintern bereitet es den Boden für eine gute Zusammenarbeit. Nicht zuletzt kann man sich bei Yamato sicher sein, dass er niemals jemanden fallenlassen würde und lieber die eigene Unversehrtheit riskiert als die eines Freundes, Teamkollegen oder Schutzbefohlenen.
Solange es nicht allzu sehr in seinen persönlichen Bereich geht, kann Yamato auch einiges an Stress aushalten. Selbst mit seiner eigenen unklaren Herkunft kommt er gut zurecht und macht das Beste daraus (oder das, was er für das Beste hält). Das verschafft ihm ein gewisses Selbstbewusstsein (selbst wenn es nicht ganz so unzerstörbar ist, wie es vielleicht aussieht), so dass der verlässliche und besonnene Tsukigata oft der Ruhepol einer Gruppe, egal ob Freundes- oder Kollegenkreis, ist.
Auch körperlich ist er am Stand seiner Fähigkeiten gemessen, recht widerstandsfähig. Obwohl er am Anfang seiner Taijutsukarriere steht, wird er nicht so schnell umgehauen und kann schon den einen oder anderen Treffer wegstecken. Schmerzen ist er durch sein Bluterbe ja ohnehin gewohnt und kann damit besser umgehen als der Durchschnitt.
Nicht zuletzt profitiert Yamato auch von dem guten Namen seiner Familie, der vor allem für Loyalität und Pflichtbewusstsein steht. Und da sein Vater als hoher Beamter auch nicht gerade schlecht verdient, kann er im Notfall auch auf einige Ressourcen zurückgreifen. Die Tsukigatas leben zwar nicht in Saus und Braus und besonders Kazuo achtet auch darauf, seinen Sohn nicht zu verwöhnen, aber fallenlassen würde er ihn auch nicht, selbst wenn Yamato seine kompletten Einkünfte versaufen, verzocken und verh... würde.
Schwächen:
Aufrichtigkeit und Geradlinigkeit sind nicht immer von Vorteil. Im Leben eines Shinobi sogar noch weniger. Yamato geht lieber den direkten Weg und ist damit kein Freund von Hinterhalten und Intrigen, selbst wenn sie harmlos oder strategisch sinnvoll sind. Da er zumindest anderen gegenüber aber kein Sturkopf ist, stehen die Chancen gut, dass er sich letztlich dem Willen der Gruppe beugt. Allerdings hat er meist eine ganze Weile daran zu knabbern, was seine Urteils- und generelle Einsatzfähigkeit im weiteren Verlauf einer Mission durchaus beeinträchtigen kann. In ungefähr die gleiche Kerbe schlägt, dass der Tsukigata in seiner Opferbereitschaft mitunter zu weit gehen kann. Natürlich nicht komplett hirnlos und wider jede Vernunft, aber er denkt in solchen Fällen auch nicht unbedingt strategisch klar wie er es sonst tun würde – etwa, wenn es in Hinblick auf den Gesamterfolg sinnvoller sein kann, ein Teammitglied zu Boden gehen zu lassen, statt die eigene Kampfkraft bei einer Rettungsaktion zu riskieren.
Und dabei möchte er doch immer alles richtig machen. Noch ein Punkt, der ihn eher früher als später in die Bredouille reitet. Nicht nur, weil Yamato auch nur ein Mensch ist und eben nicht mehr leisten kann als das. Nein, manchmal (und zwar eher öfter) bietet das Leben keine sauberen, zufriedenstellenden Lösungen. Dann läuft der Tsukigata Gefahr, sich daran aufzureiben, eben doch einen Weg finden zu wollen. Und reagiert mit starker Niedergeschlagenheit, wenn er letztlich doch aufgeben muss. Trotz seines selbstbewussten Auftretens ist Yamato nämlich reichlich unsicher und kommt mit (selbst verschuldeten oder selbst verschuldet geglaubten) Misserfolgen nur selten gut zurecht.
Trotz schlechter Erfahrungen ist Yamato noch immer etwas unbedarft in Bezug auf die Schattenseiten menschlicher Motivationen. Er ist vorsichtiger geworden, ja, neigt aber dennoch schnell dazu, jemandem guten Willen zu unterstellen und lässt sich leicht manipulieren. Und wer ihn an dieser verletzlichen Stelle packt, kann ihm richtig übel mitspielen. Dass ein weiterer zwischenmenschlicher Hinterhalt Yamato auch langfristig aus der Bahn werfen könnte, scheint hier nicht zu weit gegriffen.
Sein später Trainingsbeginn lässt ihn, abgesehen von seiner Widerstandskraft, gegenüber gleichaltrigen Taijutsuka etwas hinterherhinken und auch die Schmerzen, die mit der Entwicklung seines noch weitgehend ungeformten Bluterbes verbunden sind, schränken ihn ein. Im schlimmsten Fall ist Yamato sogar komplett kampf- oder handlungsunfähig. Da aber gute Aussichten bestehen, dass sich die Schmerzepisoden mit zunehmender Ausprägung des Bluterbes legen, hofft Yamato, sie in den kommenden Jahren hinter sich lassen zu können. Auch wenn er äußerst ungern mit dem Noroi no Hone trainiert, eben weil es ihm noch hässliche Schmerzen bereitet.
So wenig Yamato mit Lug und Trug auf persönlicher Ebene anfangen kann, verwundert es nicht, dass er nicht unbedingt ein Faible für Genjutsu entwickelt hat. Jaaa… natürlich hat er auch hier brav gelernt, was es an der Akademie zu lernen gab, aber darüber hinaus hat sich der Tsukigata nicht mit Illusionen beschäftigt. Abgesehen von der einen, die er aufrechtzuerhalten versucht…
Geschichte
[Kapitel 1 – So ein Katzenjammer]
Das Geplärr des Neugeborenen hätte wohl auch noch den härtesten Stein erweichen lassen. In jedem Fall aber riss es die halbe Einwohnerschaft des Weilers Fujibashi (also etwa zehn Personen) aus dem wohlverdienten Schlaf. Die Feldarbeiterin Susume und ihr Mann Hiroki staunten nicht schlecht (aber noch reichlich verschlafen), als sie das kleine Bündel auf ihrer Türschwelle vorfanden. Nicht zuletzt in der Hoffnung auf ein bisschen Restschlaf nahm Susume den Säugling auf und holte ihn erst einmal ins Warme, um ihn zu versorgen. Soweit so gut. Allerdings hörte und hörte der winzige Junge einfach nicht auf zu schreien. Nicht in dieser Nacht, nicht am darauffolgenden Morgen und als der Tag sich schließlich gen Mittag neigte, war Susume vollkommen überfordert das Handtuch. Auch ihr Mann und die beiden Kinder, die sie damals bereits bekommen hatte, flehten sie an, das Kind bitte wieder loszuwerden. Helfen konnten sie ihm ja offenbar nicht und nachdem es inzwischen auch noch zu fiebern begonnen hatte, standen die Chancen ohnehin schlecht. Arm wie sie waren, konnten sie sich einen Arzt kaum leisten und lange mit der Pflege konnte man sich auch nicht aufhalten. Trotz des Winters gab es genug Arbeit zu tun, wenn man die Familie durchbringen wollte. Nun, ein paar Tage lang mussten sie auf zwei helfende Hände verzichten, befand Susume, die nicht bereit war, das kleine laute Leben irgendwo in der Kälte sterben zu lassen. Und Hiroki wusste es besser als sich seiner starrsinnigen Frau in den Weg zu stellen.
Nach einigen beschwerlichen Tagen, in denen Susumes Nerven und Trommelfelle nur selten eine Pause bekamen, stand sie schließlich auf der Neugeborenenstation des Krankenhauses von Jôsei. Nach einigen Erklärungen und Formalitäten konnte die Bäuerin (wenn auch mit einem weinenden Auge) das Neugeborene in die Obhut der Ärzte geben. Erst einmal würde man dem Kind helfen und danach versuchen die Eltern zu finden. Und wenn das alles nichts half, hätte es im Waisenhaus zumindest eine sichere Bleibe. So trennten sich Susumes und Klein-Yamatos Wege für lange Zeit.
[Kapitel 2 – Eine unverhoffte Wendung]
Es sollten jedoch sehr bald schon andere Menschen in das Leben des Kleinen treten. Tsukigata Kazuo, ein hochrangiger Diplomat in Jôseis Diensten, und seine Gattin Momoko besuchten das Krankenhaus nur wenige Tage, nachdem Susume ihren Fund dort abgegeben hatte. Insbesondere für Momoko war der Besuch nicht leicht. Seit einer komplikationsreichen Fehlgeburt konnte sie keine Kinder mehr bekommen, doch da ihr eigenes Leben gerettet werden konnte, spendete Kazuo jährlich eine große Summe an die Station und wurde dafür im Gegenzug regelmäßig eingeladen, um sich vergewissern zu können, was sein Geld bewirkte. Dem Ehepaar wurde auch der Fall des kleinen Yamato (wie er jetzt halboffiziell hieß) vorgestellt. Inzwischen waren lebensbedrohliche Krankheiten ausgeschlossen worden und der Knirps brüllte auch nicht mehr am laufenden Band. Allerdings hatte das Röntgenbild stark verdichtete Knochen gezeigt und im Blut war ein ausgeprägter Calciummangel festgestellt worden – ein Hinweis auf einen genetischen Defekt, der erste Gedanken an ein Bluterbe weckte. Eine abnorm hohe Calciumzufuhr sowie Maßnahmen zur Schmerzlinderung schienen dem Kleinen jedenfalls zu helfen. Nur die Eltern hatte man nicht finden können. Das Schicksal des Kindes hinterließ einen nachhaltigen Eindruck bei dem Ehepaar und nach einigen Tagen schon kehrten Momoko und Kazuo ins Krankenhaus zurück, diesmal mit dem Vorsatz, den Kleinen bei sich aufzunehmen, sobald man ihn guten Gewissens entlassen konnte.
So zog Yamato bald schon in den Byakko-Bezirk Jôseis, wo er ein Elternhaus bekam, das liebevoller kaum hätte sein können. Noch immer war der kleine Junge sehr krank und brauchte viel Pflege, die Momoko ihm aber gern zuteilwerden ließ. Oft waren sie noch im Krankenhaus, doch als sich die Hinweise auf ein mögliches Bluterbe verdichteten, verständigte Kazuo den Clan der Okamura, um der Sache weiter auf den Grund zu gehen. Es war der alte Ren höchstselbst, der sich das Kind und die bisherigen Befunde aus der Klinik schließlich ansah und die Möglichkeit, dass Yamato dabei war, das Noroi no Hone auszubilden, durchaus in Betracht zog. Falls es tatsächlich so war, schien das ohnehin nicht gerade angenehme Bluterbe allerdings überdurchschnittlich schmerzhaft zu sein. Momoko und Kazuo bekamen noch einige Hinweise, um die Schmerzen, die die wachsenden Knochen verursachten, besser in den Griff zu kriegen, und man verblieb so, dass man Yamatos Fortschritt erst einmal beobachten wolle.
In den folgenden Jahren entwickelte sich der Junge weitgehend normal, war durch die Wachstumsschmerzen aber oft bettlägerig. Obwohl er dadurch nicht so mit den Nachbarskindern herumtollen konnte wie er gern gewollt hätte, hatte Yamato ein gutes Verhältnis zu ihnen. Wenn seine Freunde ihn in Krankheitszeiten nicht gerade besuchten oder er zu sehr außer Gefecht gesetzt war, las der Junge viel. Anfangs natürlich Kindergeschichten, doch je älter er wurde, umso mehr gesellten sich auch Bücher hinzu, die man vorsichtig zum Bereich „Bildungsliteratur“ zählen konnte. Zudem engagierte sein Vater einige Privatlehrer, die dafür sorgten, dass Yamato eine anständige Grundbildung zuteilwurde. Und auch die Okamura entsandten regelmäßig einen Lehrer, wann immer der Junge nicht selbst zu ihnen kommen konnte. Yamato folgte dem Unterricht mit aller Kraft und Aufmerksamkeit, die er aufbringen konnte. Wenigstens das wollte er tun, wenn er sonst schon zu nichts zu gebrauchen war.
[Kapitel 3 – Offenbarungen]
In der Mitte seines dreizehnten Lebensjahres war es, dass sich während einer der Übungsstunden mit Ren das erste sichere Anzeichen des erwachenden Bluterbes zeigte. Unnötig zu erwähnen, dass Yamato aus allen Wolken fiel, als sich seine Fingergrundgelenke verselbstständigten und sich mit ekligem Knirschen ein kleines Stück durch die Haut schoben. So richtig hatte der Junge bis dahin nämlich gar nicht realisiert, dass er tatsächlich ein Träger des Noroi no Hone sein könnte, und weder die Okamura noch seine Eltern hatten es an die große Glocke gehangen, um die Enttäuschung gering zu halten, sollte Yamato eben doch nur irgendwie krank sein. Es folgten viele Erklärungen und allmählich ergab sich daraus ein Bild, das tatsächlich Sinn zu machen schien. Nur eine Sache verstand Yamato nicht: wo sollte dieses Noroi no Hone herkommen, wenn er weder mit den Okamura verwandt war noch seine Eltern jemals irgendein Bluterbe in ihrer Familie erwähnt hatten? Kazuo und Momoko hatten sich lange auf diesen Tag vorbereitet, in der schwachen Hoffnung, dass er nie eintreten möge. Die Nachricht adoptiert worden zu sein, fügte sich in das, was Yamato zuvor von Ren erfahren hatte, aber sie stimmte den Jungen dennoch traurig. Gar nicht einmal so sehr, weil es irgendwann einmal jemanden gegeben hatte, der ihn nicht bei sich behalten wollte (oder konnte?), sondern weil er nicht mit den Menschen verwandt war, die er für seine Eltern gehalten hatte. Auf der anderen Seite gewann er sie dadurch nur noch lieber, denn sie hätten all das gar nicht für ihn, der bestimmt kein pflegeleichtes Kind war, tun müssen und hatten es doch getan. Hatte Yamato zuvor versucht, ihnen nicht zu sehr zur Last zu fallen, legte er sich nunmehr richtig ins Zeug, um sie vielleicht irgendwann doch noch stolz zu machen. Ausgerechnet das Bluterbe, das ihm bisher eher Scherereien bereitet hatte, eröffnete ihm dafür ganz neue Wege - und die Aussicht, dass die Schmerzen nachlassen würden, je besser er diesen Knochenfluch beherrschte, motivierte ihn nur noch mehr. So sehr, dass der alte Ren den Jungen nicht nur einmal bremsen musste, bevor er sich noch selbst schadete. Und dann war da noch die Akademie. Als designierter Chakranutzer lag es auf der Hand, dass Yamato auch eine entsprechende Ausbildung erfuhr, ob er nun später einmal in den Dienst als Shinobi trat oder nicht. Umgehend wurde er als Akademieschüler angemeldet und hatte auf einmal eine ganze Menge an neuem Lernstoff vor sich. Und wie hätte es anders sein können – er stürzte sich Hals über Kopf hinein.
[Kapitel 4 – Ein Wiedersehen]
Die folgenden Jahre ging es langsam, aber stetig bergauf für Yamato. Noch immer fiel er des Öfteren wegen starker Wachstumsschmerzen aus, aber die Fortschritte, die er bereits errungen hatte (und seien sie noch so klein), gaben ihm genug Hoffnung, um auch diese Phasen guten Mutes zu überstehen. Auch die Akademie machte Spaß, selbst wenn der Tsukigata durch seine Ausfälle langsamer vorankam als seine Mitschüler und mitunter zwischen einzelnen Klassen springen musste, weil er wieder einmal etwas verpasst hatte. Ein Umstand, der seine ohnehin leise nagenden Selbstzweifel nur weiter befeuerte. Nebenher lief sein Training bei den Okamura in intensivierter Form weiter. Auf die (allerdings nicht sehr nachdrücklichen) Bestrebungen, ihn enger an den Clan zu binden, indem man Yamato anbot auch offiziell ein Okamura zu werden, ging er zwar noch nicht ein, verbrachte jedoch seine Trainingszeit beinahe ausschließlich auf dem Clangelände oder in Gegenwart eines Clanmitglieds.
Eine schöne Überraschung ereilte Yamato kurz vor seinem vierzehnten Geburtstag. Kazuo war es gelungen, Susume und ihre Familie wiederzufinden. Die Tsukigatas begaben sich also auf eine kleine Reise, um die Lebensretterin ihres Ziehsohnes kennenzulernen und ihr zu danken. Auch Yamato kam mit und traf so die Frau, ohne die er längst nicht mehr am Leben gewesen wäre. Susume, die inzwischen vierfache Mutter geworden war, klappte förmlich die Kinnlade herunter als sie realisierte, wer da vor ihrer bescheidenen Hütte stand. Auch wenn die völlig überrumpelte Bauernfamilie erst einmal in Hektik ausbrach, um ihren Gästen überhaupt anständige Sitzplätze anbieten zu können, war das Wiedersehen ein sehr herzliches. Man beschloss in Kontakt zu bleiben und Momoko und Kazuo versicherten der Familie, dass sie in Jôsei jederzeit herzlich willkommen wären, sollten sie ihrem Dorf irgendwann einmal den Rücken kehren wollen. Da Susume und Hiroki das aber allenfalls für ihre Kinder in Betracht zogen, so sie das wollten, arrangierte Kazuo, dass seine Boten regelmäßig in Fujibashi Halt machten, um Geld, Kleider oder auch einmal besondere Leckereien zu hinterlassen. Nur in einer Hinsicht blieb der Besuch fruchtlos: auch Susume wusste nichts über Yamatos leibliche Eltern zu sagen. Niemand hatte etwas gehört oder gesehen und so blieb die Herkunft des Jungen nach wie vor im Dunkeln. Zumindest Yamato konnte aber guten Gewissens ohne dieses Puzzleteilchen weiterleben. Er hatte seine „richtige“ Familie längst gefunden.
[Kapitel 5 – Höhenflug und freier Fall]
Zurück in Jôsei ging das Leben wie gewohnt weiter - vielleicht sogar ein wenig beschwingter, hatte man doch mit Susume und ihrer Familie neue Freunde gewonnen (und noch mehr Personen, die man nicht enttäuschen durfte). In Akademie und Training schritt Yamato weiter gut voran … und in seiner Freizeit? Nun, allmählich war er in einem Alter, da man sich nicht mehr zum Spielen traf, sondern eher miteinander herumhing und vielleicht auch einmal gemeinsam lernte (wenngleich das selten produktiv ausfiel). Es war auch die Zeit, in der man seine Freunde und Mitschüler mit anderen Augen zu sehen begann. Zugegeben, nicht alle. Aber während sich ringsum die ersten Pärchen zusammenfanden, trat auch in Yamatos Leben jemand, der die Aufmerksamkeit des Jungen auf sich zog. Keiji, ein siebzehnjähriger Freigeist, der erst vor einigen Wochen zur Clique gestoßen war, schien sich umgekehrt ebenfalls für den jungen Tsukigata zu interessieren und es dauerte nicht lange, bis die beiden ein Paar wurden. Diese völlig neue Erfahrung war für Yamato etwas Wunderbares und auch hier versuchte er alles richtig zu machen, hatte Keiji doch so viel Gutes in sein Leben gebracht. Nun, man kann von der ersten Beziehung wohl nicht erwarten, dass sie ewig hält, doch für Yamato endete sie nach einigen Monaten auf eine recht hässliche Weise. Keiji ließ ihn eiskalt fallen. Ohne Vorwarnung. Aus dem Blauen heraus. Yamatos Welt stand Kopf. Der, dem er vertraut hatte wie noch nicht einmal seinen eigenen Eltern, war einfach nicht mehr da. Und schlimmer noch, sein Ex-Freund hatte längst jemand neuen gefunden.
Yamato, verwirrt und beschämt, zog sich in der folgenden Zeit immer mehr zurück. Er verstand schlichtweg nicht, was passiert war, und noch weniger das Warum. Liebeskummer, klar. Aber irgendwo war es mehr als das. Auseinanderzugehen ist das eine, doch sein Vertrauen derart enttäuscht zu sehen, versetzte dem Tsukigata einen Schlag, von dem er sich nur langsam erholte. Seine vielfältigen Pflichten waren es, die ihm dabei halfen, wieder zur Normalität zurückzukehren. Yamato verfolgte sie nur umso gewissenhafter – alles, um sich beschäftigt zu halten und nur nicht weiter über Keiji nachdenken und -fühlen zu müssen. Während die emotionale Seite des Jungen also weiter brachlag, machte er bald wieder Fortschritte an der Akademie und auch mit dem Noroi no Hone ging es langsam aber stetig voran, so dass auch in Hinblick auf die Schmerzen eine Verbesserung festzustellen war. Wenigstens das. Mit rund siebzehn Jahren erreichte Yamato schließlich den Genin-Rang und meldete sich direkt für die ersten Einsätze, um das drohende Vakuum zu füllen. Natürlich blieb es nicht aus, dabei wieder intensiver mit Menschen in Kontakt zu kommen, doch es dauerte noch seine Zeit, bis er begann, auch privat wieder Leute zu treffen. Hauptsache er hatte nicht zu viel Ruhe.
Charakterbild
Sehr offiziell… und an einem etwas gemütlicheren Tag.
Schreibprobe
„Nochmal.“. Die Stimme des älteren Mannes schnitt streng durch den heißen Mittag. Mit undeutbarem Blick sah Okamura Ren auf seinen Schüler, der sich gerade wieder aufrappelte. „Hai, Ren-sensei…“, ächzte Yamato und stützte sich auf die Unterarme. Warum? Weil Ren-sensei ihn nicht nur im übertragenen Sinne gerade in den Staub getreten hatte. Nein, der Alte hatte ihn heute schon mehrfach windelweich geprügelt und selbst stärkere Knochen (oder solche, die sich gerade dahin entwickelten) schützten nicht vor dem wunderschönen Muster an blauvioletten Flecken, das sich unter Yamatos schon völlig verdrecktem T-Shirt abzeichnete. Seine arme Mutter würde auf der Stelle tot umfallen, wenn sie ihn so sähe, aber zum Glück war die Gefahr, dass es dazu kam, verschwindend gering. Ächzend kam der Genin wieder auf die Beine. Viele Runden würde er heute nicht mehr überstehen, soviel war sicher. Aber solange sein Lehrer das Training noch nicht für beendet erklärt hatte, würde auch er nicht kneifen.
„Bereit?“. Geduldig hatte der ältere Okamura darauf gewartet, dass Yamato die Unterweisung fortführen konnte. Bei einem seiner Blutsverwandten hätte Ren längst nachgesetzt, aber Kazuos Ziehsohn wollte er nicht allzu sehr kaputtmachen. Nicht nur, weil der Junge einfach noch nicht so weit war wie jemand, der von klein auf das Kämpfen gelernt hatte. Die Kontakte, die der Clan über ihn erhalten hatte, waren zu wichtig, um sie durch ernste Verletzungen zu gefährden. „Hai, sensei…“, kam es derweil vom anderen Ende des Trainingsrunds. Es klang nicht mehr ganz so überzeugend wie zu Anfang der Stunde, aber Yamato stand so aufrecht wie es eben ging. Die letzte Silbe war noch nicht einmal verklungen, da hatte er Rens Faust bereits mit Schmackes im Brustkorb sitzen. Ein zweiter Schlag folgte. Ein dritter, vierter, fünfter… und so ging es weiter, bis Yamato erneut in die Knie ging. Das Spiel wiederholte sich noch zweimal, dann verschränkte Ren die Arme und nickte. Ob er zufrieden war? Schwer zu sagen. „Dein Stand muss besser werden, aber für heute reicht das.“. Endlich. Ein letztes Mal an diesem Tag quälte sich der Tsukigata hoch und beschloss das Training mit einer respektvollen Verbeugung vor seinem Lehrer (auch wenn er meinte, dass seine Rippen dabei ein wenig knirschten).
‚Ob andere Schüler auch erstmal nach Strich und Faden verdroschen werden, bevor sie was Handfestes lernen?‘, dachte Yamato auf dem Weg in die Umkleide. Nach allem, was er bislang über die Kampfkünste gelernt hatte, bezweifelte er es. Aber zumindest sah er den Sinn des Ganzen. Kyuuzen Kubushi baute darauf auf einzustecken, bevor man austeilte. Und was das anging, hatte er noch einiges aufzuholen. Jetzt aber hieß es erst einmal Duschen, in saubere Klamotten schlüpfen und dann irgendwie den Weg zurück nach Jôsei überstehen. Dass er sich dabei doch ein bisschen vorsichtiger bewegte als sonst, hinterfragte lange keiner mehr.
Persönliche Daten
Name: Tsukigata
Vorname: Yamato
Spitzname: -
Geburtstag: 20. Dezember (sein "Fundtag")
Größe: 1,79 m
Gewicht: 89 kg
Alter: 17 Jahre
Augenfarbe: grau
Haarfarbe: schwarz
Aussehen: Groß, schlank, und dunkelhaarig - der erste Eindruck von Yamato ist der eines grundsoliden jungen Mannes, wie Schwiegermutter ihn sich gerne vorstellt. Yamato strahlt üblicherweise eine lockere, selbstbewusste Aufgeschlossenheit aus, die so jungem Alter keineswegs typisch ist. Durch Kleidung meist verborgen (alles andere wäre ja unanständig) ist seine schlanke, aber athletische Figur, die einen angehenden Taijutsuka vermuten lässt.
Obwohl er seines Bluterbes wegen öfter in die Sonne geht, ist Yamatos Teint recht hell und weist im Sommer allenfalls eine subtile Bräune auf. Ebenmäßige, ansehnliche Züge lassen sein Gesicht offen und vertrauenerweckend wirken und seinen sattgrauen Augen wohnt ein freundlicher Ausdruck inne. Darunter zeigt sich allerdings öfter einmal ein Ansatz von Schatten, die eine durchwachte Nacht erahnen lassen. Und je nach Tageszustand vielleicht auch die eine oder andere kleine Anspannungsfalte zwischen seinen Brauen.
Die Haare trägt Yamato nicht raspelkurz, allerdings reichen sie selten bis über die Ohren. Die mattschwarzen Strähnen werden je nach Laune und Anlass zu einer akkuraten Frisur gestylt oder auch lockerer getragen. Yamato probiert sich gern aus und es wäre keine Überraschung, ihm demnächst auch einmal mit einer verwegeneren Frisur zu begegnen. Solange er seine Eltern aber ab und an zu repräsentativen Veranstaltungen begleitet, ist es letztlich doch immer irgendwie salonfähig.
Meist bevorzugt der Tsukigata einen sportlich-eleganten Kleidungsstil, was im Grunde auf ein Hemd oder T-Shirt und eine schmal geschnittene Jeans oder Stoffhose hinausläuft. Ein paar passende Sneaker dazu, fertig. Je nach Witterung können noch Pullover, Jacke oder Mantel hinzukommen. Farblich hält sich Yamatos Garderobe in eher dunklen Tönen. Dunkelblau, grau, anthrazit oder schwarz sind häufige Nuancen. Auf großartige Farbkombinationen hat er keine Lust und die Auswahl seiner Kleidung muss im morgendlichen Halbkoma schnell geschehen. Eines ist seinen Kleidungsstücken aber gemein: wenn sie nicht explizit dafür vorgesehen sind, weit zu sein, geben sie seiner Silhouette eine klare Kontur. Generell ist Yamato mit der Zeit recht stilsicher geworden, hat aber auch keinerlei Probleme, damit zu brechen und sich ungezwungen in Shorts, Schlabbershirt und Flipflops zu präsentieren, wenn ihm gerade mal danach ist.
Besondere Merkmale: Yamato schleppt so gut wie immer einen rechteckigen, grauen Canvasrucksack mit sich herum, in dem er mehrere Milchkanister, Calciumtabletten und für den Notfall ein starkes Schmerzmittel aufbewahrt.
Herkunft und Bekanntschaften
Herkunft: Gefunden wurde er in Fujibashi, einem winzigen Dorf an der Grenze zu Kawa no Kuni.
Wohnort: Jôsei
Verwandte:
Tsukigata Momoko | Ziehmutter und Alleskönnerin
Momoko ist Haus- und Ehefrau und nie etwas anderes gewesen. Wer nun aber ein schüchternes Heimchen am Herd erwartet, unterliegt einem Irrtum. Obgleich mit guten Manieren und einem fürsorglichen Wesen gesegnet, stärkt Momoko ihrem Mann in vielerlei Hinsicht den Rücken. Ob sie bei einem Empfang in einem perfekt angelegten Kimono an Kazuos Seite steht und unliebsame Gespräche von ihm fortlenkt oder sich mit scharfem Verstand um die Verwaltung von Haushalt und Korrespondenz kümmert – diese Frau weiß sehr genau, was sie tut. Ihre Stärke zeigt sich noch einmal mehr in dem Umstand, dass Momoko all dies klaglos und mit Würde bewältigt, obwohl sie auch heute noch sehr unter dem Tod ihres Neugeborenen leidet. Abseits ihrer unterschwelligen Trauer und gelegentlicher Überfürsorge hat sie Yamato aber nie spüren lassen, dass er nicht ihr leibliches Kind ist. Er liebt sie dafür sehr und versucht umso mehr, ihr ein guter Sohn zu sein.
Tsukigata Kazuo | Ziehvater, Beamter und Diplomat
Auf Außenstehende mögen Kazuos scharfgeschnittenes Profil und sein hoher Wuchs einschüchternd wirken. In seiner Position als Diplomat und hochrangiger Beamter in Jôseis Verwaltungsapparat kommen ihm diese Eigenschaften allerdings sehr zugute. Die Strenge, die er ausstrahlt, hat auch Yamato bereits zu spüren bekommen, allerdings ist er für ihn ebenso ein Vorbild an Loyalität und Integrität. Nie würde Kazuo seine Stellung zu einem persönlichen Vorteil nutzen. Nicht einmal für seine Familie. Auf privater Ebene hat er allerdings alle ihm möglichen Hebel in Bewegung gesetzt, um Yamatos Herkunft aufzuklären.
Er legt großen Wert darauf, dass sein Sohn eine gute Ausbildung erhält und hat einige Privatlehrer engagiert, um ihn bestmöglich auf die Akademie vorzubereiten, nachdem sich abzeichnete, dass Yamatos Weg dorthin führen würde. Kazuo zeigt seine Liebe, indem er seinen Ziehsohn fördert, fordert – und dabei durchaus auch herausfordert -, ihn aber letztlich seinen eigenen Weg gehen lässt. Alles in allem darf man wohl behaupten, dass Yamato damit zu den wenigen gehört, die ein gutes und funktionierendes Elternhaus haben.
Bekannte und Freunde:
Fujibashi no Susume | Lebensretterin und erste Ziehmutter
Die resolute Susume ist eine Feldarbeiterin, die mit ihrer Familie in bescheidenen Verhältnissen in dem winzigen Weiler Fujibashi lebt. Die einzigen kurzen Pausen, die sie je von der schweren Arbeit hatte, waren kleine Zeitfenster jeweils vor und nach der Geburt ihrer vier Kinder. Susume ist jedoch pragmatisch, nimmt ihr Leben wie es ist und so ist sie auf ihre Weise glücklich mit den Kindern und ihrem Ehemann Hiroki. Durch die Unterstützung, die sie und ihre Familie seit einigen Jahren aus Jôsei erhalten, ist das Leben etwas leichter geworden und die Aussichten, dass ihre Kinder es einmal besser haben werden, sind gut. Aber nicht nur deshalb freut Susume sich, dass ihr einstiges Findelkind in gute Hände gekommen ist. Yamato erinnert sich nicht bewusst an Susume und hat sie erst Jahre später wirklich kennengelernt, doch er ist ihr dankbar, denn ohne ihr entschlossenes Eingreifen wäre er schon lange nicht mehr am Leben. Es gibt allerdings auch dunkle Momente, in denen er sich wünscht, sie hätte ihn nie aufgelesen.
Okamura Ren | Lehrmeister
Schon früh kam Yamato in Kontakt mit den Okamura. Sowie der Verdacht bestand, dass er das Noroi no Hone tragen könnte, wurde sein Vater mit ihm beim Clan vorstellig und traf Vereinbarungen über die künftige Ausbildung des Jungen. Die regelmäßigen Trainingseinheiten mit Ren gehören so fest zu Yamatos Alltag wie Atmen, Essen und Schlafen und er hat zu dem älteren Mann eine respektvolle, vielleicht sogar freundschaftliche Beziehung aufgebaut. Obgleich streng und im Training ebenfalls enorm fordernd, ist Ren einer der sehr wenigen Menschen, die wissen, wie sich der Knochenfluch anfühlt und seine Ratschläge haben Yamato schon oft dabei geholfen, einen der hässlichen Wachstumsschübe zu überstehen.
Persönlichkeit
Interessen:
Es ist schwer, Yamatos wahre Interessen zu benennen, ist er doch sehr seinen Pflichten verhaftet und kennt sie selbst nicht gut. Oberflächlich betrachtet, definieren ihn daher wohl genau diese Pflichten, die vor allem darin bestehen, sich geistig und körperlich weiterzubilden. Es ist nicht falsch zu sagen, dass Yamato tatsächlich ein Interesse an all diesen Dingen hat, denn seinen Eltern stolz zu machen oder sie wenigstens nicht zu enttäuschen, ist eines der großen Leitmotive seines Lebens. Neben der Akademie, die er …ja, pflichtbewusst (und vielleicht ein wenig streberhaft) verfolgt, ist er mehrmals in der Woche auf dem Okamura-Anwesen anzutreffen, wo er unter der Aufsicht Rens an seinem Bluterbe arbeitet. Auch abseits dessen widmet sich der junge Tsukigata fast täglich einem lockeren Training (vorausgesetzt er hat nicht gerade einen Wachstumsschub) und probiert sich über Kyuuzen Kubushi hinaus in diversen Taijutsustilen aus, bislang allerdings ohne tiefer in einen davon eingestiegen zu sein. Sinn und Zweck der Übung ist vielmehr, das Spektrum erst einmal kennenzulernen und künftige Gegner vielleicht etwas schneller einschätzen zu können, vor allem aber sucht Yamato noch nach „seinem“ Stil. Denn auch wenn er bereits in einer Kampfkunst unterrichtet wird, könnte es ja doch etwas geben, das noch besser passt (und immer erst einmal einzustecken, bevor man zurückschlägt, scheint ihm auf Dauer nicht ganz das Wahre). Die Recherche erstreckt sich auch auf den schriftlichen Bereich und so finden sich zahlreiche Bücher zu allem rund um Taijutsu, Strategie und, und, und in seinen Bücherregalen (ja, es sind tatsächlich mehrere). Neben einigen obligatorischen Klassikern und Büchern, die der allgemeinen Bildung dienen, finden sich auch noch ein paar gut versteckte …Heftchen (ja, genau solche) in Yamatos Zimmer. Alles andere wäre vermutlich auch unheimlich.
Da auch der fleißigste Kopf nicht immer lernen kann und will, tauchen bei genauem Hinsehen doch noch ein paar Dinge auf, die der Tsukigata in seiner knapp bemessenen Freizeit verfolgt. Vor allem an den Wochenenden trifft man Yamato schon einmal in guten Bars an und es könnte sich der Eindruck aufdrängen, dass er an diesen Tagen die Sozialkontakte, die ihm unter der Woche abgehen, nachholen möchte. Er ist schnell dabei Leute kennenlernen, wenngleich er es nicht forciert. Es passiert einfach und gern lässt sich Yamato auf den einen oder anderen kleinen Flirt mit netten Mädchen oder Jungs ein. Über einen netten Abend mit ein paar gemeinsamen Drinks gehen die Bekanntschaften dabei nur selten hinaus. Mit den Jahren hat sich allerdings eine Gruppe von Leuten gebildet, mit denen er öfter einmal unterwegs ist.
Etwas völlig Banales, für das der junge Mann in den letzten Jahren zunehmend Interesse entwickelt hat, ist das Kochen. Warum weiß keiner so genau, denn das Essen im elterlichen Haus ist in der Regel gut (es sei denn, es gibt Käsekuchen, aber das ist eine andere Geschichte). Vielleicht war es die Notwendigkeit, eine breitere Auswahl an Gerichten zu finden, die auf seine speziellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Denn irgendwann ist der Pool an calciumreichen Speisen auch erschöpft und für den Rest seines Lebens wieder und wieder das Gleiche essen zu müssen, ist keine so erfreuliche Aussicht. Welcher Grund letztlich auch immer dahinterstehen mag, wenn Yamato einmal Zeit hat, probiert er auch hier gern herum – mit durchwachsenen, in der Regel aber meist essbaren Ergebnissen.
Abneigungen:
Würde man Yamato um eine Auflistung aller Dinge bitten, die er nicht leiden kann, würde er sich selbst auf den ersten drei Plätzen nennen. Warum? Weil er ein lebenslanges Abonnement auf gravierende Selbstzweifel gebucht hat und der festen Überzeugung ist, dass er niemals gut genug sein kann, um das, was seine Eltern und andere für ihn getan haben, auch nur ansatzweise ausgleichen zu können. Hinzu kommt auch noch ein Bluterbe, auf das er – hätte er denn die Wahl gehabt – lieber verzichtet hätte. Trotz aller Vorteile ist der Knochenfluch für Yamato nämlich genau das. Ein Fluch, den es unter Kontrolle zu bringen gilt, bevor die damit verbundenen Schmerzen ihn noch völlig durchdrehen lassen. Nicht schmerzhaft, mitunter aber übelkeiterregend ist zudem der enorm hohe Calciumbedarf, der mit dem Noroi no Hone einhergeht. An die vielen Milchprodukte, grünen Gemüse usw. hat Yamato sich zwar gewöhnt (außer Fenchel, dem vegetabilen Bruder des Käsekuchens), aber dass er trotzdem immer Tabletten mit sich herumschleppen und regelmäßig einnehmen muss, lässt ihn sich noch mehr fühlen, als sei in seiner Entwicklung etwas reichlich schiefgelaufen. Dank Okamura Ren sieht er zwar zunehmend auch die guten Seiten, aber es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis der Tsukigata sich mit seinem Erbe anfreunden kann.
Eigentlich wären allein das schon genügend gravierende Dinge, gegen die Yamato eine Abneigung hegt. Es gibt jedoch auch im Außen noch einige Faktoren, die er lieber meidet wenn er kann. Allem voran sind dies manipulative Menschen oder solche, die nur aus Egoismus und Eigennutz handeln. Der Grund hierfür liegt einerseits in Yamatos Erziehung, aber auch in einigen schlechten Erfahrungen im eigenen Freundeskreis. Auch Angeber und Draufgänger braucht der Tsukigata nicht unbedingt in seiner Gesellschaft …aber die mag ja eigentlich keiner so wirklich.
Naja, und dann ist da noch der Käsekuchen. Yamato hasst Käsekuchen. Allein die Anwesenheit eines solch abartigen Auswuchses der Bäckerskunst lässt den sonst eher unberührt wirkenden Jungen unruhig werden. Man munkelt, es hätte etwas mit Keiji zu tun.
Mag:
- Ehrlichkeit
- seinen Frieden
- die Stunden, in denen er einmal ausspannen kann
- das Gefühl nach einem guten Training
- gute, gründliche Planung, v.a. bei Einsätzen
- Schlafen
- gepflegte Bars
- einen guten Sake
- Misoramen
Hasst:
- Verbogenheit
- Lügner
- Draufgänger
- ungute Geheimnisse
- Schmerzen
- schlechte Musik (Kategorie „Utz-Utz“)
- Fenchel (als Gemüse, Tee ist in Ordnung)
- eklig pappig-mehlig schmeckende Ca-Kautabletten
- Käsekuchen (sagten wir das schon?)
Verhalten:
Yamato ist jemand, mit dem man schnell gut auskommt. Ganz zu Anfang einer Begegnung kann er zwar ein wenig distanziert oder vorsichtig wirken, allerdings gibt sich das in aller Regel schnell und macht der ehrlichen, natürlichen Freundlichkeit Platz, die wohl der hauptsächliche Eindruck ist, den der junge Tsukigata bei Fremden und Freunden hinterlässt. Unkompliziert wie er ist, überrascht es nicht, dass man Yamato nur extrem selten sauer oder sogar wütend erlebt. Selbst wenn die äußeren Umstände zum Aus-der-Haut-Fahren wären, gibt er sich zumeist selbstbeherrscht und handelt – ganz wie man es erwarten würde – diplomatisch und deeskalierend. Erst wenn ein gewisses Maß überschritten ist, lässt auch Yamato sich zu Impulsivitäten hinreißen. Das letzte Mal ist allerdings schon wieder so lange her, dass sich der genaue Anlass nicht mehr rekonstruieren lässt.
Generell bietet Yamato wenig Angriffsfläche und kommt mit den meisten Leuten klar. Außer vielleicht denen, die aus Prinzip etwas gegen nette Zeitgenossen haben oder grundsätzlich erst einmal gegen alles sind (soll es gerüchteweise ja geben…). In der Regel verbleibt das Problem dann aber beim entsprechenden Widerpart, denn der Tsukigata scheint derart geerdet, dass Anfeindungen ihn gar nicht erst erreichen. Das führt auch dazu, dass Yamato sich schnell schützend vor andere stellt, ganz gleich, ob es sich um verbale oder handgreifliche Auseinandersetzungen handelt. Auch auf Einsätzen oder – wenn es denn dazu kommt – im Kampf zeichnet sich Yamato durch bedachtes, planendes Vorgehen aus und findet sich schnell in der Rolle des sprichwörtlichen Fels‘ in der Brandung wieder.
Neben einem fast bis zur Selbstvernachlässigung reichenden Fleiß ist Yamato auch auffällig hilfsbereit - manchmal, so scheint es, fast zu sehr, so dass misstrauische Stimmen schon gemunkelt haben, er hätte etwas zu verbergen. Andere sehen darin schlichtweg das Produkt einer guten Erziehung. Die Wahrheit liegt wie so oft irgendwo dazwischen.
Besonders in den Phasen, in denen die Knochenschmerzen ihn außer Gefecht setzen, kann Yamatos Stimmung je nach Schwere des Anfalls auch ins Gegenteil umschlagen. Dann dümpelt er, so oder so zu Untätigkeit verdammt, nur vor sich hin und hängt trüben Gedanken nach. Auch wenn ihn andere innere wie äußere Krisen aus der Bahn werfen, kann es zu so gearteten depressiven Phasen kommen. Allerdings schiebt Yamato dann sein Bluterbe vor, so dass der wahre Grund im Dunkeln bleibt. Da er in solchen Zeiten jedoch so gut wie nie das Haus verlässt, kennen ihn so auch nur seine Eltern, Okamura Ren und eine sehr kleine Handvoll Leute.
Wesen:
Ein Blick in Yamatos Innenleben wäre für die meisten Menschen, die ihn zu kennen glauben, vermutlich schockierend. Zumindest wenn man sich die Mühe macht, auch in die verborgenen, angestaubten Winkel zu schauen. Zunächst aber darf man festhalten, dass das, was der Tsukigata der Welt üblicherweise zeigt, ehrlich und fest in seinem Wesen verwurzelt ist. Es ist eben nur nicht alles.
Tatsächlich ist Yamato von freundlichem, recht empathischem Gemüt, ungeachtet all der Dinge, die in seinem Inneren noch vor sich gehen mögen. Er ist dankbar, dass er die ersten Tage seines Lebens überstanden und ein liebevolles Zuhause gefunden hat. Verbunden mit der Dankbarkeit, aber auch durch sein Bluterbe, das ihn immer wieder vor Grenzen stellt, ist eine gewisse Demut vor dem Leben. Yamato weiß, dass er trotz allem, was ihn noch plagen mag, verdammt viel Glück gehabt hat und so versucht er, die Hilfe, die er erfahren hat, weiterzugeben. Auch die Ruhe und mentale Bodenhaftung, die der Tsukigata an den Tag legt, sind hierin begründet. Er hat schon so vieles durchgemacht und es hätte alles fatal anders kommen können… was sind da ein bisschen Gekeife und Unfrieden?
Yamatos Eltern sind ein, wenn nicht sogar der zentrale Punkt in seinem Leben und er achtet peinlich genau darauf, nichts zu tun, was ihren guten Namen schädigen könnte. Und nicht nur das. Um sie stolz zu machen, legt er sich ins Zeug – bis zur Belastungsgrenze und oft noch darüber hinaus. Doch ganz gleich, was er tut und wie viel, hat er doch nie das Gefühl, dass es genug ist. Dass er nicht genug ist, so dass Yamato nahezu ständig unter einem enormen Leistungsdruck steht und immer weiter in seinem selbst erdachten Hamsterrad läuft, ohne das Ziel, das er sich gesetzt hat, jemals erreichen zu können. Seine schweren Minderwertigkeitsgefühle schlagen dabei mitunter in einen regelrechten Selbsthass um, der das Ganze nur noch weiter befeuert. Denn gerade dann zwingt der Tsukigata sich, noch mehr zu tun… und bricht dabei auch schon einmal zusammen. Und obgleich Kazuo durchaus ein fordernder Vater ist, würde er seinen Sohn sofort bremsen, wenn er um den wahren Grund seiner Ambitionen wüsste. Doch Yamato weiß seine gravierenden Selbstzweifel gut zu verbergen. Er läuft weiter in seinem emotionalen Teufelskreis und niemand weiß, wie lange das noch gut geht.
Dass Yamato niemanden hat (bzw. glaubt, niemanden zu haben), dem er sich einmal anvertrauen, sich einmal unverstellt zeigen könnte, sich aber gleichzeitig eine solche Person wünscht, ist ein weiteres Spannungsfeld, mit dem er nicht gut umgehen kann. Bewusst lässt er diesen Wunsch natürlich gar nicht erst zu. Unbewusst kann er ihn aber gefährlich blauäugig und vertrauensvoll werden lassen, wo er es lieber nicht sein sollte.
Was also tun mit so einem Dilemma? Na klar, sich weiter in die Arbeit stürzen und auch in der Freizeit für genug Ablenkung sorgen. Solange Yamato irgendetwas zu tun hat, kann er alles Schlechte einigermaßen beiseite schieben. Doch wird es still, regen sich all die Gefühle, Gedanken und nicht zuletzt das schlechte Gewissen. Dann bröckelt die Maske und gibt den Blick frei auf einen jungen Menschen, der nicht mehr weiter weiß. Im Kleinen passiert das bei alltäglichen Dingen wie Haushalt, Duschen, Zähneputzen oder der Zeit vor dem Einschlafen - immer dann eben, wenn der Kopf gerade nicht beschäftigt ist. Größere Zusammenbrüche, wenn das Maß des Erträglichen gerade voll ist, kann er nicht so leicht vor anderen verbergen. Doch sie fallen "glücklicherweise" oft in Phasen, in denen Yamato sowieso von ekelhaften Schmerzen geplagt wird. Und wenn nicht, bieten sie ihm eine nahezu perfekte Entschuldigung.
Stärken und Schwächen
Stärken:
Um ein Leben wie Yamatos zu führen, braucht es vor allem drei Dinge: Disziplin, Disziplin und nochmals Disziplin. Dass dies in vielerlei Hinsicht, angefangen von simplen Dingen wie Hausaufgaben bis hin zu belastenden Situationen im Kampf, ein großer Vorteil ist, muss wohl nicht weiter erklärt werden. Langfristig hat diese Disziplin auch dazu geführt, dass der Tsukigata sich auch über den normalen Lernstoff der Akademie hinaus eine recht umfassende Allgemeinbildung erarbeitet hat. Er ist dabei bei Weitem kein Alleswisser, denn mit den häufigen Schmerzen lernt es sich freilich nicht besonders gut, aber gegenüber dem Durchschnitt lässt sich doch ein kleiner Vorsprung erkennen.
Yamatos freundliche, geradlinige und pietätvolle Art, macht es ihm in aller Regel leicht mit anderen ins Gespräch zu kommen und lässt umgekehrt andere schnell einen Draht zu ihm finden. Dies kann insbesondere auf Missionen nützlich sein, wenn es etwa gilt, das Vertrauen von Informanten oder potentiellen Mitstreitern zu gewinnen. Aber auch teamintern bereitet es den Boden für eine gute Zusammenarbeit. Nicht zuletzt kann man sich bei Yamato sicher sein, dass er niemals jemanden fallenlassen würde und lieber die eigene Unversehrtheit riskiert als die eines Freundes, Teamkollegen oder Schutzbefohlenen.
Solange es nicht allzu sehr in seinen persönlichen Bereich geht, kann Yamato auch einiges an Stress aushalten. Selbst mit seiner eigenen unklaren Herkunft kommt er gut zurecht und macht das Beste daraus (oder das, was er für das Beste hält). Das verschafft ihm ein gewisses Selbstbewusstsein (selbst wenn es nicht ganz so unzerstörbar ist, wie es vielleicht aussieht), so dass der verlässliche und besonnene Tsukigata oft der Ruhepol einer Gruppe, egal ob Freundes- oder Kollegenkreis, ist.
Auch körperlich ist er am Stand seiner Fähigkeiten gemessen, recht widerstandsfähig. Obwohl er am Anfang seiner Taijutsukarriere steht, wird er nicht so schnell umgehauen und kann schon den einen oder anderen Treffer wegstecken. Schmerzen ist er durch sein Bluterbe ja ohnehin gewohnt und kann damit besser umgehen als der Durchschnitt.
Nicht zuletzt profitiert Yamato auch von dem guten Namen seiner Familie, der vor allem für Loyalität und Pflichtbewusstsein steht. Und da sein Vater als hoher Beamter auch nicht gerade schlecht verdient, kann er im Notfall auch auf einige Ressourcen zurückgreifen. Die Tsukigatas leben zwar nicht in Saus und Braus und besonders Kazuo achtet auch darauf, seinen Sohn nicht zu verwöhnen, aber fallenlassen würde er ihn auch nicht, selbst wenn Yamato seine kompletten Einkünfte versaufen, verzocken und verh... würde.
Schwächen:
Aufrichtigkeit und Geradlinigkeit sind nicht immer von Vorteil. Im Leben eines Shinobi sogar noch weniger. Yamato geht lieber den direkten Weg und ist damit kein Freund von Hinterhalten und Intrigen, selbst wenn sie harmlos oder strategisch sinnvoll sind. Da er zumindest anderen gegenüber aber kein Sturkopf ist, stehen die Chancen gut, dass er sich letztlich dem Willen der Gruppe beugt. Allerdings hat er meist eine ganze Weile daran zu knabbern, was seine Urteils- und generelle Einsatzfähigkeit im weiteren Verlauf einer Mission durchaus beeinträchtigen kann. In ungefähr die gleiche Kerbe schlägt, dass der Tsukigata in seiner Opferbereitschaft mitunter zu weit gehen kann. Natürlich nicht komplett hirnlos und wider jede Vernunft, aber er denkt in solchen Fällen auch nicht unbedingt strategisch klar wie er es sonst tun würde – etwa, wenn es in Hinblick auf den Gesamterfolg sinnvoller sein kann, ein Teammitglied zu Boden gehen zu lassen, statt die eigene Kampfkraft bei einer Rettungsaktion zu riskieren.
Und dabei möchte er doch immer alles richtig machen. Noch ein Punkt, der ihn eher früher als später in die Bredouille reitet. Nicht nur, weil Yamato auch nur ein Mensch ist und eben nicht mehr leisten kann als das. Nein, manchmal (und zwar eher öfter) bietet das Leben keine sauberen, zufriedenstellenden Lösungen. Dann läuft der Tsukigata Gefahr, sich daran aufzureiben, eben doch einen Weg finden zu wollen. Und reagiert mit starker Niedergeschlagenheit, wenn er letztlich doch aufgeben muss. Trotz seines selbstbewussten Auftretens ist Yamato nämlich reichlich unsicher und kommt mit (selbst verschuldeten oder selbst verschuldet geglaubten) Misserfolgen nur selten gut zurecht.
Trotz schlechter Erfahrungen ist Yamato noch immer etwas unbedarft in Bezug auf die Schattenseiten menschlicher Motivationen. Er ist vorsichtiger geworden, ja, neigt aber dennoch schnell dazu, jemandem guten Willen zu unterstellen und lässt sich leicht manipulieren. Und wer ihn an dieser verletzlichen Stelle packt, kann ihm richtig übel mitspielen. Dass ein weiterer zwischenmenschlicher Hinterhalt Yamato auch langfristig aus der Bahn werfen könnte, scheint hier nicht zu weit gegriffen.
Sein später Trainingsbeginn lässt ihn, abgesehen von seiner Widerstandskraft, gegenüber gleichaltrigen Taijutsuka etwas hinterherhinken und auch die Schmerzen, die mit der Entwicklung seines noch weitgehend ungeformten Bluterbes verbunden sind, schränken ihn ein. Im schlimmsten Fall ist Yamato sogar komplett kampf- oder handlungsunfähig. Da aber gute Aussichten bestehen, dass sich die Schmerzepisoden mit zunehmender Ausprägung des Bluterbes legen, hofft Yamato, sie in den kommenden Jahren hinter sich lassen zu können. Auch wenn er äußerst ungern mit dem Noroi no Hone trainiert, eben weil es ihm noch hässliche Schmerzen bereitet.
So wenig Yamato mit Lug und Trug auf persönlicher Ebene anfangen kann, verwundert es nicht, dass er nicht unbedingt ein Faible für Genjutsu entwickelt hat. Jaaa… natürlich hat er auch hier brav gelernt, was es an der Akademie zu lernen gab, aber darüber hinaus hat sich der Tsukigata nicht mit Illusionen beschäftigt. Abgesehen von der einen, die er aufrechtzuerhalten versucht…
Geschichte
[Kapitel 1 – So ein Katzenjammer]
Das Geplärr des Neugeborenen hätte wohl auch noch den härtesten Stein erweichen lassen. In jedem Fall aber riss es die halbe Einwohnerschaft des Weilers Fujibashi (also etwa zehn Personen) aus dem wohlverdienten Schlaf. Die Feldarbeiterin Susume und ihr Mann Hiroki staunten nicht schlecht (aber noch reichlich verschlafen), als sie das kleine Bündel auf ihrer Türschwelle vorfanden. Nicht zuletzt in der Hoffnung auf ein bisschen Restschlaf nahm Susume den Säugling auf und holte ihn erst einmal ins Warme, um ihn zu versorgen. Soweit so gut. Allerdings hörte und hörte der winzige Junge einfach nicht auf zu schreien. Nicht in dieser Nacht, nicht am darauffolgenden Morgen und als der Tag sich schließlich gen Mittag neigte, war Susume vollkommen überfordert das Handtuch. Auch ihr Mann und die beiden Kinder, die sie damals bereits bekommen hatte, flehten sie an, das Kind bitte wieder loszuwerden. Helfen konnten sie ihm ja offenbar nicht und nachdem es inzwischen auch noch zu fiebern begonnen hatte, standen die Chancen ohnehin schlecht. Arm wie sie waren, konnten sie sich einen Arzt kaum leisten und lange mit der Pflege konnte man sich auch nicht aufhalten. Trotz des Winters gab es genug Arbeit zu tun, wenn man die Familie durchbringen wollte. Nun, ein paar Tage lang mussten sie auf zwei helfende Hände verzichten, befand Susume, die nicht bereit war, das kleine laute Leben irgendwo in der Kälte sterben zu lassen. Und Hiroki wusste es besser als sich seiner starrsinnigen Frau in den Weg zu stellen.
Nach einigen beschwerlichen Tagen, in denen Susumes Nerven und Trommelfelle nur selten eine Pause bekamen, stand sie schließlich auf der Neugeborenenstation des Krankenhauses von Jôsei. Nach einigen Erklärungen und Formalitäten konnte die Bäuerin (wenn auch mit einem weinenden Auge) das Neugeborene in die Obhut der Ärzte geben. Erst einmal würde man dem Kind helfen und danach versuchen die Eltern zu finden. Und wenn das alles nichts half, hätte es im Waisenhaus zumindest eine sichere Bleibe. So trennten sich Susumes und Klein-Yamatos Wege für lange Zeit.
[Kapitel 2 – Eine unverhoffte Wendung]
Es sollten jedoch sehr bald schon andere Menschen in das Leben des Kleinen treten. Tsukigata Kazuo, ein hochrangiger Diplomat in Jôseis Diensten, und seine Gattin Momoko besuchten das Krankenhaus nur wenige Tage, nachdem Susume ihren Fund dort abgegeben hatte. Insbesondere für Momoko war der Besuch nicht leicht. Seit einer komplikationsreichen Fehlgeburt konnte sie keine Kinder mehr bekommen, doch da ihr eigenes Leben gerettet werden konnte, spendete Kazuo jährlich eine große Summe an die Station und wurde dafür im Gegenzug regelmäßig eingeladen, um sich vergewissern zu können, was sein Geld bewirkte. Dem Ehepaar wurde auch der Fall des kleinen Yamato (wie er jetzt halboffiziell hieß) vorgestellt. Inzwischen waren lebensbedrohliche Krankheiten ausgeschlossen worden und der Knirps brüllte auch nicht mehr am laufenden Band. Allerdings hatte das Röntgenbild stark verdichtete Knochen gezeigt und im Blut war ein ausgeprägter Calciummangel festgestellt worden – ein Hinweis auf einen genetischen Defekt, der erste Gedanken an ein Bluterbe weckte. Eine abnorm hohe Calciumzufuhr sowie Maßnahmen zur Schmerzlinderung schienen dem Kleinen jedenfalls zu helfen. Nur die Eltern hatte man nicht finden können. Das Schicksal des Kindes hinterließ einen nachhaltigen Eindruck bei dem Ehepaar und nach einigen Tagen schon kehrten Momoko und Kazuo ins Krankenhaus zurück, diesmal mit dem Vorsatz, den Kleinen bei sich aufzunehmen, sobald man ihn guten Gewissens entlassen konnte.
So zog Yamato bald schon in den Byakko-Bezirk Jôseis, wo er ein Elternhaus bekam, das liebevoller kaum hätte sein können. Noch immer war der kleine Junge sehr krank und brauchte viel Pflege, die Momoko ihm aber gern zuteilwerden ließ. Oft waren sie noch im Krankenhaus, doch als sich die Hinweise auf ein mögliches Bluterbe verdichteten, verständigte Kazuo den Clan der Okamura, um der Sache weiter auf den Grund zu gehen. Es war der alte Ren höchstselbst, der sich das Kind und die bisherigen Befunde aus der Klinik schließlich ansah und die Möglichkeit, dass Yamato dabei war, das Noroi no Hone auszubilden, durchaus in Betracht zog. Falls es tatsächlich so war, schien das ohnehin nicht gerade angenehme Bluterbe allerdings überdurchschnittlich schmerzhaft zu sein. Momoko und Kazuo bekamen noch einige Hinweise, um die Schmerzen, die die wachsenden Knochen verursachten, besser in den Griff zu kriegen, und man verblieb so, dass man Yamatos Fortschritt erst einmal beobachten wolle.
In den folgenden Jahren entwickelte sich der Junge weitgehend normal, war durch die Wachstumsschmerzen aber oft bettlägerig. Obwohl er dadurch nicht so mit den Nachbarskindern herumtollen konnte wie er gern gewollt hätte, hatte Yamato ein gutes Verhältnis zu ihnen. Wenn seine Freunde ihn in Krankheitszeiten nicht gerade besuchten oder er zu sehr außer Gefecht gesetzt war, las der Junge viel. Anfangs natürlich Kindergeschichten, doch je älter er wurde, umso mehr gesellten sich auch Bücher hinzu, die man vorsichtig zum Bereich „Bildungsliteratur“ zählen konnte. Zudem engagierte sein Vater einige Privatlehrer, die dafür sorgten, dass Yamato eine anständige Grundbildung zuteilwurde. Und auch die Okamura entsandten regelmäßig einen Lehrer, wann immer der Junge nicht selbst zu ihnen kommen konnte. Yamato folgte dem Unterricht mit aller Kraft und Aufmerksamkeit, die er aufbringen konnte. Wenigstens das wollte er tun, wenn er sonst schon zu nichts zu gebrauchen war.
[Kapitel 3 – Offenbarungen]
In der Mitte seines dreizehnten Lebensjahres war es, dass sich während einer der Übungsstunden mit Ren das erste sichere Anzeichen des erwachenden Bluterbes zeigte. Unnötig zu erwähnen, dass Yamato aus allen Wolken fiel, als sich seine Fingergrundgelenke verselbstständigten und sich mit ekligem Knirschen ein kleines Stück durch die Haut schoben. So richtig hatte der Junge bis dahin nämlich gar nicht realisiert, dass er tatsächlich ein Träger des Noroi no Hone sein könnte, und weder die Okamura noch seine Eltern hatten es an die große Glocke gehangen, um die Enttäuschung gering zu halten, sollte Yamato eben doch nur irgendwie krank sein. Es folgten viele Erklärungen und allmählich ergab sich daraus ein Bild, das tatsächlich Sinn zu machen schien. Nur eine Sache verstand Yamato nicht: wo sollte dieses Noroi no Hone herkommen, wenn er weder mit den Okamura verwandt war noch seine Eltern jemals irgendein Bluterbe in ihrer Familie erwähnt hatten? Kazuo und Momoko hatten sich lange auf diesen Tag vorbereitet, in der schwachen Hoffnung, dass er nie eintreten möge. Die Nachricht adoptiert worden zu sein, fügte sich in das, was Yamato zuvor von Ren erfahren hatte, aber sie stimmte den Jungen dennoch traurig. Gar nicht einmal so sehr, weil es irgendwann einmal jemanden gegeben hatte, der ihn nicht bei sich behalten wollte (oder konnte?), sondern weil er nicht mit den Menschen verwandt war, die er für seine Eltern gehalten hatte. Auf der anderen Seite gewann er sie dadurch nur noch lieber, denn sie hätten all das gar nicht für ihn, der bestimmt kein pflegeleichtes Kind war, tun müssen und hatten es doch getan. Hatte Yamato zuvor versucht, ihnen nicht zu sehr zur Last zu fallen, legte er sich nunmehr richtig ins Zeug, um sie vielleicht irgendwann doch noch stolz zu machen. Ausgerechnet das Bluterbe, das ihm bisher eher Scherereien bereitet hatte, eröffnete ihm dafür ganz neue Wege - und die Aussicht, dass die Schmerzen nachlassen würden, je besser er diesen Knochenfluch beherrschte, motivierte ihn nur noch mehr. So sehr, dass der alte Ren den Jungen nicht nur einmal bremsen musste, bevor er sich noch selbst schadete. Und dann war da noch die Akademie. Als designierter Chakranutzer lag es auf der Hand, dass Yamato auch eine entsprechende Ausbildung erfuhr, ob er nun später einmal in den Dienst als Shinobi trat oder nicht. Umgehend wurde er als Akademieschüler angemeldet und hatte auf einmal eine ganze Menge an neuem Lernstoff vor sich. Und wie hätte es anders sein können – er stürzte sich Hals über Kopf hinein.
[Kapitel 4 – Ein Wiedersehen]
Die folgenden Jahre ging es langsam, aber stetig bergauf für Yamato. Noch immer fiel er des Öfteren wegen starker Wachstumsschmerzen aus, aber die Fortschritte, die er bereits errungen hatte (und seien sie noch so klein), gaben ihm genug Hoffnung, um auch diese Phasen guten Mutes zu überstehen. Auch die Akademie machte Spaß, selbst wenn der Tsukigata durch seine Ausfälle langsamer vorankam als seine Mitschüler und mitunter zwischen einzelnen Klassen springen musste, weil er wieder einmal etwas verpasst hatte. Ein Umstand, der seine ohnehin leise nagenden Selbstzweifel nur weiter befeuerte. Nebenher lief sein Training bei den Okamura in intensivierter Form weiter. Auf die (allerdings nicht sehr nachdrücklichen) Bestrebungen, ihn enger an den Clan zu binden, indem man Yamato anbot auch offiziell ein Okamura zu werden, ging er zwar noch nicht ein, verbrachte jedoch seine Trainingszeit beinahe ausschließlich auf dem Clangelände oder in Gegenwart eines Clanmitglieds.
Eine schöne Überraschung ereilte Yamato kurz vor seinem vierzehnten Geburtstag. Kazuo war es gelungen, Susume und ihre Familie wiederzufinden. Die Tsukigatas begaben sich also auf eine kleine Reise, um die Lebensretterin ihres Ziehsohnes kennenzulernen und ihr zu danken. Auch Yamato kam mit und traf so die Frau, ohne die er längst nicht mehr am Leben gewesen wäre. Susume, die inzwischen vierfache Mutter geworden war, klappte förmlich die Kinnlade herunter als sie realisierte, wer da vor ihrer bescheidenen Hütte stand. Auch wenn die völlig überrumpelte Bauernfamilie erst einmal in Hektik ausbrach, um ihren Gästen überhaupt anständige Sitzplätze anbieten zu können, war das Wiedersehen ein sehr herzliches. Man beschloss in Kontakt zu bleiben und Momoko und Kazuo versicherten der Familie, dass sie in Jôsei jederzeit herzlich willkommen wären, sollten sie ihrem Dorf irgendwann einmal den Rücken kehren wollen. Da Susume und Hiroki das aber allenfalls für ihre Kinder in Betracht zogen, so sie das wollten, arrangierte Kazuo, dass seine Boten regelmäßig in Fujibashi Halt machten, um Geld, Kleider oder auch einmal besondere Leckereien zu hinterlassen. Nur in einer Hinsicht blieb der Besuch fruchtlos: auch Susume wusste nichts über Yamatos leibliche Eltern zu sagen. Niemand hatte etwas gehört oder gesehen und so blieb die Herkunft des Jungen nach wie vor im Dunkeln. Zumindest Yamato konnte aber guten Gewissens ohne dieses Puzzleteilchen weiterleben. Er hatte seine „richtige“ Familie längst gefunden.
[Kapitel 5 – Höhenflug und freier Fall]
Zurück in Jôsei ging das Leben wie gewohnt weiter - vielleicht sogar ein wenig beschwingter, hatte man doch mit Susume und ihrer Familie neue Freunde gewonnen (und noch mehr Personen, die man nicht enttäuschen durfte). In Akademie und Training schritt Yamato weiter gut voran … und in seiner Freizeit? Nun, allmählich war er in einem Alter, da man sich nicht mehr zum Spielen traf, sondern eher miteinander herumhing und vielleicht auch einmal gemeinsam lernte (wenngleich das selten produktiv ausfiel). Es war auch die Zeit, in der man seine Freunde und Mitschüler mit anderen Augen zu sehen begann. Zugegeben, nicht alle. Aber während sich ringsum die ersten Pärchen zusammenfanden, trat auch in Yamatos Leben jemand, der die Aufmerksamkeit des Jungen auf sich zog. Keiji, ein siebzehnjähriger Freigeist, der erst vor einigen Wochen zur Clique gestoßen war, schien sich umgekehrt ebenfalls für den jungen Tsukigata zu interessieren und es dauerte nicht lange, bis die beiden ein Paar wurden. Diese völlig neue Erfahrung war für Yamato etwas Wunderbares und auch hier versuchte er alles richtig zu machen, hatte Keiji doch so viel Gutes in sein Leben gebracht. Nun, man kann von der ersten Beziehung wohl nicht erwarten, dass sie ewig hält, doch für Yamato endete sie nach einigen Monaten auf eine recht hässliche Weise. Keiji ließ ihn eiskalt fallen. Ohne Vorwarnung. Aus dem Blauen heraus. Yamatos Welt stand Kopf. Der, dem er vertraut hatte wie noch nicht einmal seinen eigenen Eltern, war einfach nicht mehr da. Und schlimmer noch, sein Ex-Freund hatte längst jemand neuen gefunden.
Yamato, verwirrt und beschämt, zog sich in der folgenden Zeit immer mehr zurück. Er verstand schlichtweg nicht, was passiert war, und noch weniger das Warum. Liebeskummer, klar. Aber irgendwo war es mehr als das. Auseinanderzugehen ist das eine, doch sein Vertrauen derart enttäuscht zu sehen, versetzte dem Tsukigata einen Schlag, von dem er sich nur langsam erholte. Seine vielfältigen Pflichten waren es, die ihm dabei halfen, wieder zur Normalität zurückzukehren. Yamato verfolgte sie nur umso gewissenhafter – alles, um sich beschäftigt zu halten und nur nicht weiter über Keiji nachdenken und -fühlen zu müssen. Während die emotionale Seite des Jungen also weiter brachlag, machte er bald wieder Fortschritte an der Akademie und auch mit dem Noroi no Hone ging es langsam aber stetig voran, so dass auch in Hinblick auf die Schmerzen eine Verbesserung festzustellen war. Wenigstens das. Mit rund siebzehn Jahren erreichte Yamato schließlich den Genin-Rang und meldete sich direkt für die ersten Einsätze, um das drohende Vakuum zu füllen. Natürlich blieb es nicht aus, dabei wieder intensiver mit Menschen in Kontakt zu kommen, doch es dauerte noch seine Zeit, bis er begann, auch privat wieder Leute zu treffen. Hauptsache er hatte nicht zu viel Ruhe.
Charakterbild
Sehr offiziell… und an einem etwas gemütlicheren Tag.
Schreibprobe
„Nochmal.“. Die Stimme des älteren Mannes schnitt streng durch den heißen Mittag. Mit undeutbarem Blick sah Okamura Ren auf seinen Schüler, der sich gerade wieder aufrappelte. „Hai, Ren-sensei…“, ächzte Yamato und stützte sich auf die Unterarme. Warum? Weil Ren-sensei ihn nicht nur im übertragenen Sinne gerade in den Staub getreten hatte. Nein, der Alte hatte ihn heute schon mehrfach windelweich geprügelt und selbst stärkere Knochen (oder solche, die sich gerade dahin entwickelten) schützten nicht vor dem wunderschönen Muster an blauvioletten Flecken, das sich unter Yamatos schon völlig verdrecktem T-Shirt abzeichnete. Seine arme Mutter würde auf der Stelle tot umfallen, wenn sie ihn so sähe, aber zum Glück war die Gefahr, dass es dazu kam, verschwindend gering. Ächzend kam der Genin wieder auf die Beine. Viele Runden würde er heute nicht mehr überstehen, soviel war sicher. Aber solange sein Lehrer das Training noch nicht für beendet erklärt hatte, würde auch er nicht kneifen.
„Bereit?“. Geduldig hatte der ältere Okamura darauf gewartet, dass Yamato die Unterweisung fortführen konnte. Bei einem seiner Blutsverwandten hätte Ren längst nachgesetzt, aber Kazuos Ziehsohn wollte er nicht allzu sehr kaputtmachen. Nicht nur, weil der Junge einfach noch nicht so weit war wie jemand, der von klein auf das Kämpfen gelernt hatte. Die Kontakte, die der Clan über ihn erhalten hatte, waren zu wichtig, um sie durch ernste Verletzungen zu gefährden. „Hai, sensei…“, kam es derweil vom anderen Ende des Trainingsrunds. Es klang nicht mehr ganz so überzeugend wie zu Anfang der Stunde, aber Yamato stand so aufrecht wie es eben ging. Die letzte Silbe war noch nicht einmal verklungen, da hatte er Rens Faust bereits mit Schmackes im Brustkorb sitzen. Ein zweiter Schlag folgte. Ein dritter, vierter, fünfter… und so ging es weiter, bis Yamato erneut in die Knie ging. Das Spiel wiederholte sich noch zweimal, dann verschränkte Ren die Arme und nickte. Ob er zufrieden war? Schwer zu sagen. „Dein Stand muss besser werden, aber für heute reicht das.“. Endlich. Ein letztes Mal an diesem Tag quälte sich der Tsukigata hoch und beschloss das Training mit einer respektvollen Verbeugung vor seinem Lehrer (auch wenn er meinte, dass seine Rippen dabei ein wenig knirschten).
‚Ob andere Schüler auch erstmal nach Strich und Faden verdroschen werden, bevor sie was Handfestes lernen?‘, dachte Yamato auf dem Weg in die Umkleide. Nach allem, was er bislang über die Kampfkünste gelernt hatte, bezweifelte er es. Aber zumindest sah er den Sinn des Ganzen. Kyuuzen Kubushi baute darauf auf einzustecken, bevor man austeilte. Und was das anging, hatte er noch einiges aufzuholen. Jetzt aber hieß es erst einmal Duschen, in saubere Klamotten schlüpfen und dann irgendwie den Weg zurück nach Jôsei überstehen. Dass er sich dabei doch ein bisschen vorsichtiger bewegte als sonst, hinterfragte lange keiner mehr.