Hasekura Chinatsu
Genin
Mission (C-Rang): Auf der Flucht
„Wir haben keine Zeit für langes Gerede!“ Die harsche Stimme der Frau durchbrach jedes Stimmengewirr und zog auf einen Schlag jede Aufmerksamkeit auf sich. Die aalglatten, schwarzen Haare fielen ihr offen über die Schultern und standen im Kontrast zum sehr hellen Teint ihrer Haut. Chinatsu musste ein wenig empört feststellen, dass diese Frau verdammt hübsch war. Und ihr sicheres Auftreten vor einer solch großen Gruppe von Ninja war beeindruckend. Es machte diese Frau ziemlich cool – wenn sie noch ein bisschen älter war, wollte die Hasekura einen genauso coolen Auftritt hinlegen können wie diese Frau. „Ein Haufen Verbrecher ist aus unserem Gefängnis ausgebrochen und wir müssen sie verdammt nochmal so schnell wie möglich schnappen. Ich schwöre, wenn auch nur einer dieser kriminellen Maden einen Zivilisten verletzt, werde ich einem nach dem anderen den Hals umdrehen!“ Die schwarzhaarige Frau stampfte mit ihrem spitzen Absatz wütend auf den Boden und verzog das sonst sehr hübsch aussehenden Gesicht zu einer Fratze, die den puren Ärger in ihr zum Ausdruck brachte.
Chinatsu sah sich um, gähnte und strich sich durch das offene Haar. Es war noch dunkel, die Sonne war nicht einmal aufgegangen. Das hier war alles viel zu plötzlich gekommen – sie hatte nicht einmal Zeit gehabt, um sich eine ordentliche Frisur zu flechten und hatte nur das aller nötigste an Make-Up nutzen können. Im Gefängnis „Supesu ni Nanashi“ in Kumogakure hatte es einen Aufstand gegeben, infolgedessen viele Verbrecher hatten entkommen können. Ein Schlag ins Gesicht für die Betreiber des Gefängnisses, die bis zum heutigen Tag einen tadellosen Ruf ihr Eigen hatten nennen können. Die in Kumogakure selbst stationierten Ninja hatten nicht ausgereicht, um die Verbrecher, die in alle Richtungen geflohen waren, einfangen zu können. Daher war Verstärkung aus Shirogakure angefordert worden… auf schnellstem Wege. Chinatsu war eine der Ninja in Shirogakure gewesen, die ruhig und selig geschlafen hatte, als sie durch ein brachiales Klopfen gegen ihre Tür aus den süßen Träumen gerissen worden war. Nachdem Chinatsu die Tür geöffnet hatte, hatte der abgehetzte Bote ihr nur ein paar kurze Informationsfetzen entgegengedonnert sowie die Aufforderung, sich sofort und auf dem absolut schnellsten Weg in Richtung Kumogakure aufzumachen. Und auch Kenshin, ihr Bruder, war als Verstärkung gerufen worden. Noch ehe die Weißhaarige richtig verstanden hatte, was gerade geschah, hatte Kenshin sie bereits bestimmt aus der Wohnung gezogen und war losgehetzt – in einer Geschwindigkeit, der Chinatsu nur äußerst schwer hatte folgen können. Und jetzt waren sie hier, auf dem Vorplatz der Dorfverwaltung Kumogakures, zusammen mit unzähligen weiteren Ninja und die 16-Jährige war verdammt müde, erschöpft von dem eiligen Hinweg und leicht verärgert, weil sie sich nicht richtig hatte fertigmachen können. Schreckliche Kombination. Immerhin hatten sie noch ein bisschen Verschnaufpause gehabt, bis alle angeforderten Kräfte auch tatsächlich eingetroffen waren.
„Wir bilden Teams, um die Insassen einzufangen! Jedes Team wird mindestens einen Ninja aus Kumogakure mit entsprechenden Ortskenntnissen dabeihaben“, sprach die Frau mit lauter Stimme weiter und fing dann an, einzelne Namen aufzurufen. Diese traten vor, nahmen zur Kenntnis, was sie zu tun hatten und machten sich dann auf den Weg. „Team 13: Manako Raku und Takegatama Yuichiro unter der Leitung von Hasekura Chinatsu!“ Chinatsu hatte zwischendurch abgeschaltete, schreckte allerdings auf, als sie ihren eigenen Namen hörte. Moment, wer war das noch gewesen? Das Mädchen blinzelte und wurde durch einen Schubs ihres Bruders einen Schritt nach vorne befördert. „Pass auf dich und dein Team auf“, wisperte Kenshin ihr mit einem schiefen Grinsen noch zu. „Einige Insassen sollen zu den Gewitterfeldern gerannt sein. Sucht das Gebiet ab!“ Die Frau sah zu den drei Personen, die nach vorne getreten waren. Als diese sich nicht sofort zusammentaten, stampfte sie erneut wütend auf den Boden und hob eine Hand an. „Los, verdammt! Wir haben nicht ewig Zeit. Sammelt euch, besprecht euer Vorgehen und legt los!“ Was erlaubte sich diese dumme Pute eigentlich, ihr hier Kommandos zu geben? Chinatsu erhob ihre eigene Stimme und tat so, als hätte sie die schwarzhaarige Frau gar nicht gehört. „Okay, Team 13! Folgt mir!“ Sie deutete an, dass man ihr folgen sollte. Chinatsu wollte auf dem Weg das Vorgehen besprechen.