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Willkommen im Rabennest

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Jirokou Shunsui

Guest
Darüber zu sprechen, wie alles angefangen hatte, fiel ihm enorm schwer. Noch niemals zuvor hatte er sich irgendjemandem anvertraut und die Wahrheit über den Tod seiner Eltern erzählt. Als er die Worte aussprach, fühlte er sich in seine Kindheit zurückversetzt, wie sich diese grausame Szene vor ihm abgespielt hatte, als er seine Eltern vorgefunden hatte. Unfähig mit der Brutalität dieser umzugehen, hatte er schließlich kehrt gemacht und in Richtung des Waldes gelaufen, solange ihn seine kleine Beinchen tragen konnten. Hatte er die Hütte jemals wieder aufgesucht? Nein, davor hatte er viel zu viel Angst. Kaya schien zumindest einen Teil des Leides empfinden zu können, da sie den Jirokou aus entsetzten und großen Augen heraus anschaute, ehe sie ihn in ihre Arme zog, damit sie ihn trösten konnte. Shunsui war ziemlich passiv, als er es zuließ, sodass er sich bei ihr anlehnen konnte. Es hatte eine durchaus beruhigende Wirkung, wie sie ihm sanft zusprach und mit den Fingern durch sein Haar strich. Die Finger des jungen Mann hielten sich an ihr fest, denn das war das erste Mal überhaupt, dass ihm jemand Trost aussprach. Mit seiner Vergangenheit konfrontiert zu werden und sie laut auszusprechen hatte ihn verletzlich gemacht und alte Wunden aufgerissen. Einige Tränen flossen über sein Gesicht, während diese auf die zierliche Schulter der jungen Frau tropften. Sein Atem ging tief ein und aus, während er versuchte, mit dieser Mischung unterschiedlichster Gefühle klar zu kommen. Trauer, Trost, Angst, Zuneigung, Sicherheit. So einen Gefühlscocktail hatte der Blondschopf sicherlich noch nie gefühlt.

Während er sich noch an die Hayabusa schmiegte, liefen seine Gedanken auf Hochtouren. Was sollte er ihr sagen? Wie sollte er es ihr sagen? Shunsui war sich nicht sicher, was er alles Kaya anvertrauen konnte und wollte. Nicht, dass er ihr nicht vertraute, das nicht. Immerhin war sie wohl die besonderste Person, die er bisher kennengelernt hatte. Er vertraute ihr soweit, dass er sich nicht mehr vor ihr verstellen musste und ihr sein wahres Ich offenbart hatte. Das war wirklich ein tolles Gefühl! Aber ein ganz anderes Thema war eben seine Vergangenheit, sein Trauma, sein Kryptonit. Dennoch verdiente sie die Wahrheit, das war doch das Mindeste! Langsam erhob sich Shunsui wieder und schaute die Hayabusa aus traurigen Augen heraus an. „Ich wollte niemals Shinobi werden...“ Hatte er das wirklich gerade gesagt? Oh ja, in der Tat, der Jirokou hasste es, dass er das geworden war, was er immer verabscheut hatte. Ninja verfügten übermenschliche Fähigkeiten, anders wäre es ihm niemals möglich gewesen, die Mörder seiner Eltern zu finden. Und nicht nur das, sondern auch das ganze System der Shinobi zu zerstören und die brennende Stadt gen Meer fallen zu lassen. Aber wollte er das auch noch? Mit einem nachdenklichen Blick schaute er Kaya an, die wahrscheinlich gerade etwas überfordert durch diese Situation war. Wer konnte es ihr auch verübeln? Er sicherlich nicht! Shunsui lag sehr viel an der jungen Frau, denn sie verband ein besonderes Band, welches er unter keinen Umständen wieder aufgeben oder reißen lassen wollte. In seinem Inneren tobte ein Kampf verschiedener Wünsche, denn die Stadt zu zerstören und alle Shinobi zu töten, würde auch die Hayabusa mit einschließen. Und das würde er nicht machen, das konnte er nicht machen. „Sonst hätte ich die Mörder meiner Eltern niemals gefunden, deshalb bin ich Shinobi geworden. Und deshalb spiele ich der Welt etwas vor, weil ich nicht weiß, ob sie mich wieder erkennen würden.“ Die Wahrheit war nun mal, dass er das letzte Teil war, dass den Mördern gefährlich werden konnte. Von daher nicht unnatürlich, dass man sich auf diese Art und Weise verstecken wollte, bis die Kräfte sich derart entwickelt hatten, dass er diese Mörder nicht mehr zu fürchten hatte. Das stellte wahrlich ein wirklich einsames und leidgeprägtes Leben dar, ob die Schwarzhaarige das nachvollziehen konnte? Oder würde sie sich davon abgestoßen fühlen? Wie auch immer sie sich entschied, jetzt war er soweit gekommen, dass Gesagte ließ sich nicht mehr zurücknehmen. „Sie müssen für ihr Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden.“ Ein ernster und kompromissloser , aber auch trauriger und verzweifelter Ausdruck hatte sich auf das Gesicht des jungen Mannes geschlichen. Nichts und niemand würde ihn davon abhalten, die Mörder seiner Eltern zu finden und zur Strecke zu bringen. Dennoch haderte er mit sich, mit seiner Rolle als Shinobi und als Mensch. Wie lange konnte man in den Abgrund schauen, ehe der Abgrund zurückblickte? Eines stand jedenfalls fest: Sein Herz war von Dunkelheit umgeben, doch es gab noch Hoffnung: Kaya hatte eine Kerze in ihm entbrannt, die hoffentlich eines Tages stark genug sein würde, um alle Finsternis zurückzudrängen und Shunsui ins Licht zu tauchen.
 

Hayabusa Kaya

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Wie sollte sie nur reagieren...? Die junge Hayabusa wusste nicht was sie machen sollte, was sie fühlen sollte. Alles, was sie tun konnte, war ihn zu halten und einfach bei ihm zu sein - was sollte sie auch anderes tun? Was blieb ihr übrig? Als er sich aus ihrer Umarmung löste, sah sie erst, das er geweint hatte. Etwas verdutzt merkte sie erst jetzt, das auch der Stoff ihrer Schulter nass geworden war - wie hatte sie das nicht merken können...? Vorsichtig zog sie den Ärmel ihres Jäckchen länger und nutzte ihn um vorsichtig einige, verbliebene Tränen von Shunsuis Wangen zu streichen. Ganz behutsam - sie wollte ihm nicht irgendwie weh tun - denn irgendwie wirkte er ... als würde er zerbrechen, wenn sie ihn nur falsch berühren würde. Sie hatte nie zuvor einen Menschen so gesehen und wusste nicht wie sie reagieren sollte. Es war auch das erste Mal, dass sich jemand ihr so öffnete ... immerhin hatte sie sich nicht ohne Grund immer so kühl und distanziert gegeben. Doch irgendwie hatte der Jirokou es geschafft durch diese Mauer hindurch zu brechen. Und nun... schien er auch seine Mauern fallen zu lassen.

Ihre Hand, mit der sie ihn gerade noch so zärtlich gestreichelt hatte, hielt inne. Mit zitternden Augen sah sie ungläubig zu ihm auf: Was?! Ihr Herz raste, während sie für einen Moment die Luft anhielt: es hatte ihr schlicht weg den Atem verschlagen. Was sollte das heißen... er wollte nie Shinobi werden? Was redete er denn da? In ihrer Brust machte sich ein furchtbar unangenehmes, beklemmendes Gefühl breit. Wie eine böse Vorahnung, die Wirbel für Wirbel ihren Rücken hinauf gekrochen haben. Die Lippen fest aufeinander gepresste sah sie einfach nur zu ihm auf, nicht fähig irgendwas zu sagen. Ihr Atem ging wieder, allerdings flach und schwer. Leise, unterdrückt, als würde sie sich einem schlafenden Raubtier nähern. Irgendwas...stimmte nicht. Sie hatte ... sie hatte Angst? Wieso...? Wovor? Vor Shunsui...? Unmöglich! Doch nicht vor ihm...! Bei seinen nächsten Worten, weiteten sich ihre Augen und ihre Lippen öffneten sich ein Stück, während sie scharf die Luft einzog. Ihre Hände legten sich an Shunsuis Arme. Sie war erleichtert - dieses Gefühl, diese Angst, sie war nicht wegen Shunsui entstanden - nun, eigentlich schon - aber nicht vor ihn, sondern um ihn. Sie hatte Angst, dass es diese Mörder von damals auch auf ihn abgesehen hatten. Kaya hatte sich gerade auf ihre Knie erhoben, sich vorgebeugt um Shunsui näher zu sein und wollte ihm zu sichern, dass sie nicht zulassen würde, das jemand ihn verletzte, ganz egal wer diejenigen von damals waren...! Doch da schnitt er sie mit seinem folgenden Satz ab. Sein Blick war dabei so ... anders. So fremd... es ließ sie schaudern und wieder zurückweichen. Wenig elegant ließ sie sich wieder auf ihren Hintern sinken und zog auch ihre Hände von Shunsui zurück. Sie verschränkte die Arme, in ihrem Kopf rauschte es und ihr Herz schmerzte. Sie wusste nicht was sie sagen oder tun sollte.

"Ich verstehe." entgegnete sie mit ruhiger, gefasster Stimme und senkte den Blick. Sie ertrug Shunsuis Blick nicht ... seine wunderschönen, goldenen Augen...sie so zu sehen, das brach ihr das Herz. "Dann bist du Shinobi geworden um dich zu rächen ... nicht um dich zu verteidigen." Zweiteres hatte sie erst angenommen - ersteres ... machte ihr Angst. Ihre Nägel gruben sich so fest in den Stoff ihrer Jacke, dass sie durch ihn hindurch über ihre Haut kratzten. "Hast du sie schon gefunden?" Weiterhin hielt sie ihren Blick gesenkt. Sie wagte es einfach nicht ihn anzusehen. Wie hatte es sich zu wandeln können? Vor wenigen Minuten waren sie noch verbunden gewesen in Liebe und nun... wusste Kaya nicht mehr was sie fühlen oder sagen wollte. "Ich nehme an, noch nicht." antwortete sie für ihn ohne ihm eine Chance der Antwort zu geben. Wenn er sie bereits gefunden hätte, würde er wohl kaum hier sein.. mit ihr... sie schwieg einen Moment, zog ihre Beine eng aneinander. "...wenn du sie nicht findest - willst du dann alle Shinobi töten?" fragte sie nun ganz direkt. "Um deine Rache zu bekommen? Willst du uns alle töten?" sie hob nun langsam ihren Blick. Ihre tiefschwarzen Augen wirkten stumpf. "Weil alle Shinobi Verbrecher und Mörder sind...?" fuhr sie fort. Ihre Augen klärten sich, wurden scharf und sahen ihn streng an: "Ich bin eine Shinobi." sprach sie nun mit gehobener Stimme. Sie war wütend - so verflucht wütend. "Willst du mich auch töten?!" entfuhr es ihr nun, ihre Stimme überschlug sich. Ohne weiter darüber nachzudenken stürzte sie sich auf Shunsui, setzte sich auf seine Hüfte und begann mit Tränen in den Augen auf ihn einzuschlagen: "Du Feigling!" fauchte sie ihm wütend entgegen und hielt sich mit ihren Schlägen nicht zurück - auch wenn die angesichts ihrer geringen Kraft vielleicht gerade mal für ein paar blaue Flecken gut waren, wenn überhaupt. "Du machst es dir schön einfach!" schrie sie weiter und schlug so kräftig zu wie sie nur konnte: "Idiot! Idiot! Idiot!" beschimpfte sie ihn völlig außer sich. In diesem Moment entluden sich ihre ganzen, aufgestauten Gefühle.
 
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Jirokou Shunsui

Guest
Mit Kaya’s Reaktion hatte Shunsui nicht gerechnet. Ihre Worte waren wie Klingen, die sich mühelos durch seine Verteidigung bohrten und ihn Schlag um Schlag zurechtstutzten. Wäre er noch vor einem Jahr gefragt worden, so hätte er ihre Frage ohne zu zögern bejaht, denn es war das, nach dem er jahrelang getrachtet hatte. Aber nun? Nicht nur, dass er auch freundliche und gute Shinobi wie zum Beispiel Joudan kennengelernt hatte, auch die Hayabusa war in sein Leben getreten und hatte ihn um so vieles bereichert, dass er sich niemals hätte ausmalen können. Ihre Worte entlarvten seine Gedanken, er wollte sie also alle töten, damit er seine Rache bekam, weil seine Eltern ihrerseits von Shinobi ermordet wurden? Nicht in der Lage angemessen zu antworten oder zu reagieren, ließ es der Jirokou zu, dass sich die junge Frau auf ihn setzte und ihn mit ihren Fäusten bearbeitete. Es tat ihm weh, sie derart außer sich zu sehen. Was sie ihm nicht an physischen Schaden zufügte, das gelang ihr innerlich, denn jeder Schlag erschütterte sein Herz und löste ein inneres Beben aus. Sollte das etwa die Belohnung dafür sein, sich geöffnet zu haben? Hatte er damit etwa den größten Fehler überhaupt gemacht? „Ich…“ Für einen Augenblick schloss der Blondschopf die goldenen Augen und blendete dabei Kaya’s Schläge und Worte aus…

Shunsui durchbrach die Oberfläche des Sees und sank immer tiefer hinab. Die Oberfläche entfernte sich stets weiter von ihm und das Licht wurde weniger und weniger. Hinab in die Dunkelheit sank er, während sich Eindrücke aus der Vergangenheit und der Gegenwart abspielten. "Um deine Rache zu bekommen? Willst du uns alle töten?" Luftblasen schwirrten um ihn herum und stiegen erneut zur Oberfläche auf, doch der Jirokou war nicht in der Lage, es ihnen gleich zu tun. Ein blonder Junge erblickte die Leichen seiner Eltern und brach unkontrolliert in Tränen aus. War es das, was er verdiente? "Ich bin eine Shinobi. "Willst du mich auch töten?!" Der junge Mann öffnete den Mund um zu widersprechen, doch es erschienen lediglich mehr Luftblasen, die ihn damit verhöhnten, dass sie problemlos ins Licht aufstiegen, während er immer weiter in der Dunkelheit verschwand. Mit tränenüberströmten Gesicht rannte der kleine Junge immer tiefer in den Wald, nicht in der Lage, das soeben gesehene wirklich zu realisieren. Was hatte er dieser Welt getan, um das zu verdienen? "Du Feigling!" Ein weiterer Stoß, der ihn seinen Fall noch weiter beschleunigte und ihn noch tiefer zog. Völlig hilflos und erschöpft krümmte sich der Junge am Boden. Hilflosigkeit breitete sich in Shunsui’s Brust aus, gefolgt von Panik, da er die Oberfläche nicht mehr wirklich erkennen konnte. "Du machst es dir schön einfach! Idiot! Idiot! Idiot!" Vergebens suchte er nach einer helfenden Hand, die ins Wasser tauchte und ihn wieder ins Licht holen würde. Die Ereignisse aus der Vergangenheit drohten den jungen Mann zu übermannen und auch die Worte der Hayabusa taten ihren Teil. Mit einem Mal landete rücklings auf dem sandigen Boden auf dem See und mit einem bitteren Gefühl musste er feststellen, dass ihm niemand zu Hilfe gekommen war. Er war auf sich allein gestellt…

Die Dunkelheit hatte ihn beinahe vollends verschluckt und das Licht war nur noch ganz fern. War es das, was er wollte? Allein sein? Denn so hatte er sein ganzes Leben bisher verbracht, der Öffentlichkeit ein falsches Gesicht zeigend, während er innerlich auf Rache sann. Die Welt und Menschen wie der alte Yamamoto, die ihm Gutes tun wollten, hatte er ausgeschlossen. Natürlich konnte ihm dann keiner helfen, wenn er sie alle ausschloss, es lag an ihm selbst! Unwissentlich war Shunsui nun an einer Wegegabelung in seinem Leben angekommen, die den zukünftigen Verlauf nachhaltig prägen würde. Auf der linken Seite wartete sein Schicksal als Kriegsherr, der sich seiner Rache, seinem Verlust und seinem Hass vollends hingegeben hatte, sodass er viele unschuldige Menschen getötet hatte. Soragakure fiel brennend vom Himmel und kein Shinobi würde den nächsten Morgen erleben. Dieser Gedanke, dieser Weg hatte ihn sein ganzes Leben seit dem Mord seiner Eltern begleitet und dem Jirokou war nicht bewusst gewesen, dass auch er eine Wahl hatte. Nun hatte sich aber dank Kaya ein weiterer Weg eröffnet, der nach rechts führte. Dort war er, umgeben von Leuten, die ihn schätzten für wen er war. Die junge Frau an seiner Seite, die ihm das Licht gezeigt und ihm Zuneigung und Wärme geschenkt hatte. Die ihm gezeigt hatte, dass Rache nicht der wahre Weg war und das Leben so viel mehr zu bieten hatte. „Gib dich deinem Schicksal hin.“, flüsterte ihm die linke Seite verführerisch zu, die auf eine verzerrte Art und Weise nach seiner klang. „Beende dein Leiden und sei frei von Schmerz.“ War das die richtige Antwort? „Nein.“, ertönte eine helle Stimme, die er auch als seine eigene erkannte. „Du musst leben und weitermachen, auch wenn du leidest.“ Was war es, dass er wollte? Ein Leben voller Hass und Täuschung? Oder aber doch das Leben, dass ihm die junge Frau gezeigt hatte? Am Grund des Sees schloss der Jirokou für einen kurzen Moment die Augen und ließ Dunkelheit und Licht in sich kämpfen. Sterben und frei von Schmerz sein oder sein Leben weiterleben und leiden? Er war kein Feigling, hier und jetzt hatte er die Wahl und er hatte seine Entscheidung getroffen. Die goldenen Augen öffneten sich erbezt und blickten voller Sehnsucht das weit entfernte Licht an. Der Körper des jungen Mannes spannte sich an und er katapultierte sich durch das Wasser nach oben, in Richtung der Oberfläche. Seine Umgebung erhellte sich mit jedem Meter und all die schweren Gedanken fielen wie Last von ihm. Das war es schließlich gewesen, dass ihn derart nach unten gezogen hatte. Der junge Mann stieg immer weiter auf, bis er schließlich die Oberfläche durchbrach – er hatte sich für das Licht entschieden. Währenddessen verharrte die Dunkelheit am Grund des Sees und schaute dem jungen Mann nach. Das war in Ordnung, sie würde geduldig auf eine weitere Gelegenheit lauern, die sich sicherlich irgendwann ergeben würde…

Shunsui’s Augen öffneten sich erneut und erblickten die junge Frau, die nach wie vor mit Tränen in ihren Augen auf ihn einschlug. Ihr Schmerz war sein Schmerz und er konnte es nicht ertragen, sie so traurig und außer sich zu sehen. Vor allem nicht, nachdem er wusste, wie schön das Glück auf ihrem Gesicht aussah. Wie sie ihn voller Wärme und Zuneigung anschauen konnte, und nicht wie jetzt mit Entsetzen und Unglaube. Wenn Shunsui ehrlich war, so hatte er es aber doch eben dieser Reaktion zu verdanken, dass er in der Lage gewesen war, in sich zu gehen und sein Leben zu hinterfragen. Mit einer schnellen Bewegung, griff er mit seinen Händen nach den Armen der jungen Frau und hielt sie behutsam fest, damit sie nicht mehr auf ihn einschlagen konnte. „Ich würde dir niemals etwas antun.“, begann er seine Erklärung und wunderte sich, wo sich das Gespräch noch hinbewegen würde. Mit einem entschlossenem Gesichtsausdruck betrachtete er die junge Frau vor sich. „Rache. Hass. Zorn. Ich habe mein ganzes Leben so gelebt und kannte nichts anderes. Ich möchte aber nicht mehr so weitermachen.“, führte er seine Erklärung fort. Es war sicherlich kein Zuckerschlecken, solch eine Erfahrung als Kind zu machen und sie bis zum heutigen Zeitpunkt vor sich zu behalten. Jahrelang einem rachsüchtigen Plan nachzuleben, das ganze Leben danach zu richten und keinerlei wirkliche Freude zu empfinden. Trostlos war eine Untertreibung, denn es war wirklich traurig zu denken, dass man keinerlei Wahl hatte. Doch alles hatte sich geändert, als die Hayabusa in sein Leben getreten war. „Und dann kamst du in mein Leben. Ich war noch nie so glücklich wie jetzt.“ Unpassend zur Stimmung, lachte er auf. Es handelte sich dabei jedoch um kein belustigtes, sondern vielmehr ein ungläubiges Lachen. „Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich es.“, gab er kopfschüttelnd zu, während sein blondes Haar dabei hin und her wehte. Vermutlich war er es als kleiner Junge gewesen, aber dieses Leben schien so fern zu sein, dass er keinerlei Empfindungen mehr darüber spürte. Seine goldenen Augen kreuzten sich mit ihren pechschwarzen. „Ich kann deine Reaktion verstehen, aber ich möchte mit diesem alten Leben wirklich abschließen. Ich möchte dich nicht verlieren.“ Der junge Mann hatte sich bewusst für diesen Weg entschieden und er würde nicht kampflos aufgeben. Die Frage war nur, ob seine Worte die Schwarzhaarige erreichen würden oder nicht?
 

Hayabusa Kaya

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Ihr Körper war total angespannt, auch wenn sie durch Shunsuis festen Griff daran gehindert wurde weiter zu zuschlagen, war gefühlt jeder Muskel ihres Körpers bis zum zerreißen angespannt. Seine Worte vermochten ihr stürmisches Herz nicht zu besänftigen - auch wenn er sie nicht verletzten wollte: er hatte sein bisheriges Leben in Hass und Rachsucht verbracht. Diese Gewissheit zerriss ihr förmlich das Herz: es war einfach so traurig....! So unfair....! "Hngh....!" sie biss sich wütend auf ihre Unterlippe. Abgesehen von dieser Trauer, diesem Schmerz, war da auch einfach diese blanke Wut. Shunsui hatte sich aufgegeben, er hatte sein eigenes Leben aufgegeben... diese Erkenntnis jagte ihr einen stechenden Schmerz den schmalen Rücken hinauf: "...Halt den Mund!" fauchte sie wütend, bisher hatte sie sich erfolglos versucht aus seinem Griff zu befreien. Die Tränen flossen weiterhin, ungezügelt über ihre vor Wut geröteten Wangen, als sie in einer Kurzschlussreaktion ihren Kopf gegen den seinen schepperte um ihm eine ordentliche Kopfnuss zu verpassen - diese Aktion würde für sie sicherlich schmerzhafter gewesen als für ihn, doch gerade war sie so voller Adrenalin, dass sie die Schmerzen ausblendete.

"Glaubst du das hätten deine Eltern gewollt?!" fuhr sie ihn aufgebracht an und vergrub ihre Hände, die sie durch ihre impulsive Aktion hatte befreien können, an seinen Kragen um ihn wieder nah an sich heranzuziehen. Ihre tiefschwarzen Augen glänzten ob der Tränen und des ins Zimmer fallende Sonnenlicht ironischerweise schöner und intensiver, als sie es je zuvor getan hatten. "Das du dich aufgibst?!" fauchte sie und ihre Finger gruben sich fester in den Stoff. Ihr gesamter Körper zitterte vor Anspannung: "Lebe! Kämpfe! Auch wenn es scheiße weh tut...!" nie hätte sie es für möglich gehalten, doch ihr kamen sogar noch mehr Tränen. "Du musst leben, kapiert?!" Amliebsten hätte sie ihn ordentlich durchgeschüttelt, doch dafür fehlte ihr nicht nur die Kraft, sondern auch die Bewegunsmöglichkeit: ihre Arme waren vor Anspannung wie eingefroren. "Egal wie scheiße es ist, wir müssen leben!" Langsam ließ die Anspannung in ihr nach, obwohl ihre Gefühle sich weiterhin überschlugen. Ihr Körper war einfach nicht länger in der Lage dazu eine solche Muskelanspannung aufrecht zu erhalten. Erschöpft sackte sie leicht zusammen und lehnte kurzerhand ihre schmerzende Stirn auf Shunsuis Schulter ab. Langsam ließ auch der Adrenalinschub nach und das dröhnen in ihrem Schädel begann sich auszubreiten. Er...wollte nie Shinobi sein. "Nimm dir eine Frau, mach Kinder, bau ein Haus...!" ihre Stimme wurde langsam ebenfalls schwächer. "Du musst leben...leben!" Ihr Schädel dröhnte einfach furchtbar und sie spürte zunehmend wie sie die Kraft verließ. Einen solchen Gefühlsausbruch hatte sie das letzte Mal als kleines Mädchen durchlitten. "...gib dich nicht auf... bitte." Ihre Hände sanken, sie vermochte ihre Arme nicht mehr hoch zu halten. Stattdessen gruben sie sich nun an Shunsuis Seiten in den Stoff seines Shirts. "...verlass mich nicht." kamen ihr schließlich die Worte gebrochen über die zitternden Lippen, die sie all die Zeit zurückgehalten hatte, obwohl sie sich pausenlos in ihrem Geist herum getrieben hatten.
 
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Jirokou Shunsui

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Nach wie vor hielt Shunsui Kaya’s Hände fest, damit sie nicht weiter auf ihn eindreschen konnte. Zugegeben, ihre Schläge waren nicht sonderlich schmerzhaft, aber sie richteten mehr psychischen Schaden an, als sie es jemals physisch vermochten. Der junge Mann wusste nicht so recht, was für eine Reaktion er erwartet hatte. Natürlich würde sie nicht von jetzt auf gleich besänftigt werden, so funktionierten menschliche Emotionen nicht. Sobald das Ventil geöffnet war, musste der Druck zunächst rausgelassen werden, ehe man sich wieder beruhigen konnte. So viel zumindest in der Theorie, in der Praxis wusste der Jirokou nämlich nicht, wie lange das dauern würde. Das Fauchen und die Tränen der Hayabusa deuteten jedoch darauf hin, dass sie sich zumindest dem Höhepunkt näherte. Das Herz des jungen Mannes wurde bei diesem Anblick unvermeidlich schwerer und er fragte sich, ob er vielleicht einen Fehler begangen hatte, indem er sie in sein Geheimnis eingeweiht hatte. Seine Frage blieb unbeantwortet, als ihm die Schwarzhaarige im nächsten Moment eine Kopfnuss verpasste, die es in sich hatte. „Autsch.“, ertönte es schmerzerfüllt aus dem Mund des jungen Mann, während er von Kaya ließ und sich seine schmerzende Nase hielt. Voll ins Schwarze getroffen! Tränen sammelten sich in seinen Augen, während sein Kopf ob des Aufpralls schwirrte, damit hatte er wahrlich nicht gerechnet!
Nun war es jedoch wieder Kaya, welche die Zügel erneut in ihren Händen hielt. Mit ihren zierlichen Händen packte sie ihn am Kragen und zog ihn wieder nah zu sich, während sie ihn angebracht anfuhr. Goldene und schwarze Seelenspiegel waren wieder ganz nah beieinander und tauschten ihren Schmerz aus. Was der Kunoichi an physischer Kraft fehlte, machte sie durchaus mit ihren verbalen Schlägen wett, die einer nach dem anderen saßen. Ertappt und völlig verdattert war er von der einfachen Frage überwältigt worden, was denn seine Eltern von ihm gedacht hätten. Hätten sie ihm jemals so ein Leben gewünscht, auf Rache aus zu seine und sein Leben weg zu werfen? Obwohl sich ein Kloß in seinem Hals gebildet hatte, vermochte es Shunsui kräftig zu schlucken. Der Anblick der jungen Frau von ihm, wie sie immer mehr Tränen seinetwillen vergoss, war wie ein Weckruf für ihn. Ihre Stimme wurde brüchig, doch all ihre Worte und Vorwürfe waren wie scharfe Messer und durchstachen die Illusion und Täuschung, welche er sich selbst auferlegt hatte. Bei ihrer Aussage, dass er sich eine Frau nehmen und Kinder haben sollte, hätte er beinahe geschmunzelt. Nicht ein einziges Mal in seinem Leben hatte er sich vorgestellt, ein friedliches und glückliches Leben haben zu können. So etwas triviales, wer hätte ihn denn daran gehindert? *Nur ich selbst...* Langsam kam die Erkenntnis, denn er selbst war es gewesen, der sich in einen Käfig voller Hass und Rache eingesperrt hatte und sich somit daran hinderte, sein volles Potenzial auszuschöpfen und das Leben in vollen Zügen zu genießen. Ja, das Leben war unfair und es wurden einem oft Steine in den Weg geworfen. Viele Menschen verlieren die Liebsten, doch indem er auf Rache gesühnt hatte, war er vermutlich eine Enttäuschung für seine Eltern gewesen, die sicherlich nichts anderes gewollt hätten, als ihren Jungen glücklich aufwachsen zu sehen. *Dafür ist es nun zu spät.*, stellte er mit einem überraschenden Gefühl von Bedauern fest. *Aber vielleicht ist es nicht zu spät, es von jetzt an anders zu machen…* Heute erfolgte eine Erkenntnis nach der anderen, und er wäre niemals so weit gekommen, wenn er nicht Kaya gehabt hätte.
Shunsui hielt die von dem Ausbruch erschöpfte Hayabusa in seinen Armen und drückte sie nah an sich. Auch sie hatte Angst, dass er sie verlassen würde? Zumindest diese würde er ihr nehmen können. „Ich werde dich nicht verlassen.“, ertönten seine beruhigenden Worte, während er sie einmal drückte, um seine Aussage zu unterstreichen. Es herrschte eine davor nicht vorhandene Klarheit in ihm. Der Jirokou hatte endlich die Stärke und den Willen gefunden, sein Leben zu ändern, doch es würde sicherlich nicht einfach werden. Anders als all die Jahre zuvor, schloss er aber endlich nicht mehr alle Leute aus und er war zuversichtlich, dass ihm mit Kaya’s Hilfe der Wandel gelingen konnte. „Du hast mir geholfen … mich vor mir selbst zu retten.“, teilte er der jungen Frau ehrlicherweise mit. Das klang zwar etwas klischeehaft, aber anders vermochte er es nicht zu beschreiben. Ohne sie wäre er niemals in der Lage gewesen, die Wahl zu treffen, für die er sich heute entschieden hatte. Der Jirokou lockerte seine Umarmung etwas, sodass er Kaya wieder in ihre Augen schauen konnte. „Ich möchte endlich mein Leben leben. Und ich möchte, dass du an meiner Seite bist.“ Entschlossenheit und Wärme spiegelten sich in seinen Seelenspiegel und seinen Augen. Wie würde wohl die Antwort von Kaya lauten?
 

Hayabusa Kaya

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Als er sie sanft umarmte an sich drückte, fühlte es sich für sie an, als würde er den letzten Rest an Kraft aus ihr herausdrücken, der noch verblieben war. Ihre Hände erhoben sich von seinen Seiten, legten sich auf seinen Rücken, während sie sich der Umarmung hingab. Shunsuis Worte erreichten sie - trotz des Rauschens in ihrem Inneren. "Ich werde dich nicht verlassen" - hallte seine Stimme in ihr wider. Entsprach das auch der Wirklichkeit? Würde er sie wirklich nicht verlassen? All der Hass, die Dunkelheit ... würde sie ihn nicht doch wieder mit sich reißen und damit von ihr fort...? Sagte er das vielleicht nur um sie zu beruhigen? Oder meinte er es auch...? Bei seinen folgenden Worten, zuckte sie leicht zusammen. Wie meinte er das...? Sich vor sich selbst zu retten? Der Sinn seiner Worte erschlossen sich ihr nicht; die Schwere ihrer Bedeutung würde sie erst in der kommenden Zeit, langsam aber sicher begreifen können.

Als er seine Umarmung lockerte, richtete sie sich wieder leicht auf und sah ihm in die goldenen Augen. Ihr eigenes Gesicht musste schrecklich aussehen, völlig verheult und erschöpft durch die vielen Gefühle und Gedanken, die auf sie hinein geprasselt waren. Das Rabenmädchen war unschlüssig, was sie glauben, denken oder fühlen sollte. Ihre tiefschwarzen Augen sahen suchend in die seinen, suchten nach einer Antwort auf die Fragen, die sie nicht zu fassen vermochte. Während sie selbst von Unruhe gezeichnet war, wirkten seine Augen so ... warm und sicher. Langsam aber sicher klärten sich auch ihre Seelenspiegel wieder - seine Augen... waren wieder die, die ihr so gefallen hatten und wirkten doch ... verändert. Sie wirkten nicht nur von Wärme erfüllt, sondern auch von ... Entschlossenheit? Gefasst? Eine Gänsehaut breitete sich auf ihrer blassen Haut aus, überzog ihren zierlichen Körper, bei seinen nächsten Worten. Ihre sich klärenden Augen, weiteten sich ungläubig. Was...? Hatte sie ihn da gerade richtig verstanden...? Ihre Lippen pressten sich fest aufeinander, nachdem sie die Luft scharf eingezogen hatte. Es dauerte einen Moment, bis seine Worte sie wirklich erreicht hatten und sich durch das betäubende Dröhnen in ihrem Kopf gekämpft hatten. "„Ich möchte endlich mein Leben leben. Und ich möchte, dass du an meiner Seite bist.“ " es schien ihr als würde ein gewaltiges Gewicht von ihrer Brust genommen werden und eine dunkle Schwere ihr Gemüt verlassen. Wie nach einem heftigen Unwetter, wenn die ersten Sonnenstrahlen durch die dunklen Wolken drangen und ihre Wärme, den vom Regen durchnässten Körper wärmte. Nur das diese Sonnenstrahlen Shunsuis goldene Augen waren ... ein Lächeln stahl sich auf Kayas Lippen, es war schwach und nur leicht, weil ihr ihre Gesichtsmuskeln durch die Anspannung fiel zu sehr schmerzten. Eine ihrer Hände löste sich von seinem Rücken und legte sich behutsam an Shunsuis Wange. Sie wagte es nicht ihren Blick auch nur für eine Sekunde von seinen Augen zu nehmen - zu sehr fürchtete sie die Quelle, dieser herrlichen Wärme, die sie zu durchfluten begann, zu verlieren. Zärtlich strich ihre Finger über die weiche Haut, auf die sie noch vor kurzem in ihrer Verzweiflung eingeschlagen hatte.

"Das möchte ich auch." erwiderte sie und ihr Lächeln wuchs, ehe sie ihre Lider leicht niederschlug um ihre Lippen behutsam gegen die seinen zu schmiegen. Obwohl sie sich nun schon häufiger geküsst hatten und wahrlich leidenschaftlicher, als dieser, eher liebevolle Kuss, fühlte es sich wie ihr erster, richtiger Kuss an. Als wären es nicht nur ihre Lippen, die sich berührten ... Kaya schauderte. Zögernd und ein wenig überwältigt von diesem Gefühl löste sie den Kuss wieder und schmiegte ihr Gesicht an Shunsuis Halsbeuge. Es schien als sei das Leben langsam wieder in sie zurück gekehrt - zusammen mit etwas von ihrer Kraft und langsam aber sicher dämmerte es ihr, was in den letzten Momenten alles geschehen war. Peinlich berührt stieg ihr eine gewaltige Hitze zu Kopf; hatte sie wirklich auf ihn eingeschlagen...? Ihre Stirn berührte Shunsuis Hals und vor Schmerz zuckte Kaya zusammen. "Autsch." brummte sie fluchend. "Mein Kopf tut weh." Kein Wunder, bei der Kopfnuss, die sie ausgeteilt hatte - und bei den Tränen, die sie vergossen hatte. Da waren Kopfschmerzen vorprogrammiert. Dennoch musste sie grinsen, sie konnte einfach nicht anders. Dafür war sie viel zu glücklich über Shunsuis Nähe, seine Worte, seine Wärme... langsam erhob sie ihren schmerzenden Kopf wieder, wobei sich ihr Lächeln ob der Schmerz ein wenig verzog: "Was hälst du davon... wenn wir zusammen baden?" schlug sie kurzerhand vor. Ein Bad würde ihr helfen ihren Körper zu entspannen und vielleicht auch ihren Kopf frei zu bekommen.
 
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Jirokou Shunsui

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Geduldig wartete Shunsui auf eine Antwort Kaya’s, während er sie nach wie vor in seinen Armen hielt. In seinen Gedanken ging er nochmal die letzten Stunden durch, was alles passiert und wie sehr ihm einiges nun klar geworden war. Vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben blickte er mit Zuversicht auf die Zukunft und es war Neugier, und nicht etwa Angst, die ihn vorantrieb. Was würde das Leben von nun an offenbaren? Konnte und würde er in der Lage sein, alles abzulegen und wie jeder andere Mensch einfach sein Leben leben? Jeden Tag das beste geben, aber natürlich auch den Ballast aus der Vergangenheit zu verarbeiten und ihm einen Platz zu geben. Wenn jeder das konnte, warum dann nicht auch er? Immerhin hatte er mit seiner Begabung für die Schauspielerei und der Täuschung bewiesen, dass er sich auf jedwede Situation anpassen konnte. Da sollte es doch sicherlich ein Leichtes sein, all‘ dieses Schauspiel fallen zu lassen und einfach er selbst zu sein. *Aber wer bin ich?* So einfach war diese Frage nicht, denn er wollte seine hasserfüllte Seite ja ruhen lassen. Wenn das also nicht der wahre Shunsui war, dann musste sich der Blondschopf zunächst auf die Suche nach diesem begeben.
An seiner Schulter spürte der Jirokou die Tränen von Kaya, wie sie von ihrem Gesicht auf sein Shirt perlten und die Feuchtigkeit diesen Stoff durchdran, um mit seiner Haut in Berührung zu kommen. Der junge Mann nahm einen tiefen Atemzug, während er die Nähe und Wärme der jungen Frau spürte. All das war so neu für ihn, prägte ihn aber enorm und würde ihn sicherlich in seiner Entwicklung beeinflussen, so viel stand fest. Ob sein Weg in reinem Licht gebadet werden würde, war ungewiss. Dafür hatte er zu viel Dunkelheit erlebt und war zu tief darin verstrickt gewesen. Aber solange alles im Gleichgewicht war und der junge Jirokou dieses finden würde, dann könnte er stolz seinen neuen Weg gehen und die Vergangenheit hinter sich lassen. Als er schließlich die Erwiderung der Hayabusa vernahm, bildete sich ein warmes Lächeln auf seinem Gesicht. Es nahm also alles seinen Lauf! Die Lippen der jungen Frau trafen auf die seinen und sie vereinigten sich zu einem Kuss, der sich jedoch ganz anders anfühlte, als alle davorigen. Hier waren sie, beide mit offenen Karten, willens den mühsamen und steinigen Weg zusammen zu gehen. Das veränderte natürlich auch die Empfindungen und Gefühle, dementsprechend also kein Wunder, dass es sich anders anfühlte. Besser anfühlte. Nichtsdestotrotz verspürte auch er noch Schmerzen, nämlich an der Stelle, an der ihm Kaya eine Kopfnuss verpasst hatte. Die Schwarzhaarige hatte es ganz schön in sich, wofür Shunsui sie nur noch mehr bewunderte. „Meine Nase auch noch.“, erwiderte er auf ihre Aussage hin und rieb sich die schmerzende Stelle. Das würde eine ordentliche Beule geben und wahrscheinlich auch einen dicken, blauen Fleck, aber so war das nun mal. Ein kleiner Verlust für den Gewinn, den dieser Tag darstellte. „Oh ja, das klingt gut!“ Bei einem entspannten Bad würde er vielleicht ein wenig Ordnung in seine Gedanken bekommen. Es hörte sich zwar alles so leicht an, aber es gab vieles, über das er nachdenken und in Ordnung bringen musste. Shunsui’s goldene Augen wanderten durchs Fenster hinaus und blickten den strahlend blauen Himmel an. Ein seltenes, zufriedenes Gefühl überkam ihn bei diesem Anblick und er wusste, dass alles irgendwie klappen würde.
 

Hayabusa Kaya

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Die zarten Knospen einer neuen Freundschaft...
- ein OFF zwischen Yagami Tamaki & Hayabusa Kaya -


Feel you underneath me, inside - Where you've touched before?
It's getting hard to see - 'Cause the light can't reach
Through the blinds... where I hide

Es fiel ihr schwer in diesen vier Wänden zu sein... seit geraumer Zeit saß sie zurück gelehnt an der Wand und sah ziellos aus ihrer Fensterwand hinaus... ins Leere. Ohne irgendwas zu fokussieren, sah sie einfach nur hinaus, versuchte auf diese Weise ihren eigenen Gedanken und ihren Erinnerungen zu entkommen. In ihrer Wohnung schrie alles nach wie vor nach ihrer gemeinsamen Zeit mit Shunsui. Ihr war, als würde selbst sein Geruch noch in der Luft hängen. Der Gedanke ihn nie wieder in diesen Wänden willkommen zu heißen... mit ihm nicht mehr vertraut zu sein... schien völlig absurd, abwegig. Wie ausgedacht von irgendeinem kranken, sadistischen Hirn. Kaya schloss die Augen, atmete tief ein und aus. Ein böser Fehler, denn wenn sie die Augen schloss, dann neigte ihr Verstand dazu sich in Tagträume zu verlieren...


Schreckhaft und mit einem gewaltigen Zucken ihres gesamten Körpers, fuhr sie zusammen als vor ihrem inneren Auge Shunsui auftauchte, wie er sie sanft in die Arme schloss und an sich drückte - sein Gesicht wie gewohnt in ihr dichtes Haar schmiegte und die von ihr so sehnlichst erwünschten Worte hauchte - direkt in ihr Ohr, mit seiner unverkennbaren, eigenen Stimme: "Ich liebe dich." Mit Tränen in den pechschwarzen Augen, nahm sie einige schnelle, hastige Atemzüge, ehe sie die Realität sie wie die sprichwörtliche Faust ins Gesicht schlug: diese Worte hatte er nie gesagt. Nie erwidert. Und er würde es auch nie tun. Denn es war vorbei... vorbei. Sie konnte es nach wie vor nicht fassen und bezweifelte, dass sie es je können würde. Besser sie verschloss ihr Herz, fest und sicher. Schob diese Erinnerungen fort, sperrte sie zusammen mit ihrem Herzen fort. Um irgendwie weiter zu machen - wie hatte es nur soweit kommen können?


Sie zog ihre Beine heran, fluchte dabei einmal mürrisch, als sich ihr verletztes Knie schmerzhaft bemerkbar machte - und es sollte schon was heißen, wenn nicht einmal Kaya diesen Schmerz zu verdrängen vermochte - doch nahm sie keine Rücksicht darauf. Sie schloss ihre Arme fest um die Beine, umklammerte diese, versuchte sich so selbst Halt zu geben, während sie die Stirn auf ihre Knie ablegte und so ihr Gesicht abschirmte. Sie hätte sich so wahrscheinlich völlig ihren dunklen Gedanken hingegeben, wäre ihr Lulu nicht dazwischen gekommen: die Katzendame war hungrig und als patentierter Futterspender hatte Kaya sie gefälligst zu füttern. So sprang sie ihrem Menschen kurzerhand auf den Rücken und nachdem sie nicht direkt reagierte, begann sie ihre Krallen auszufahren und ihre Bedienstete liebevoll zu massieren fluchend fuhr Kaya hoch und spendierte Lulu auf diese Weise einen gratis Freiflug. Doch katzentypisch landete diese geschickt auf dem Boden und schüttelte sich nur unbeeindruckt um ihr Fell zu richten. "Au!" fluchte Kaya indes und richtete sich auf um wie geheißen das Futter zu reichen. "Du olle Ziege!" fluchte sie, war jedoch insgeheim ganz dankbar um die Ablenkung. Saku schnatterte fröhlich vor sich hin, er saß wie üblich oben auf dem Bücherregal und beobachtete das Geschehen - scheinbar amüsiert - es war wohl davon auszugehen, dass er als Nächstes versucht hätte Kaya aus ihrer Grübelei zu befreien. Knurrend humpelte ihres Weges und fluchte leise in sich hinein. Das sie trotz Heiljutsus nach wie vor humpelte... es ließ die ganze Geschichte nur noch realer werden. Elender Drecksmist...! fluchte sie in Gedanken, während sie Lulu das Futter auf einem Tellerchen - ihrem ganz eigenem Tellerchen - bereitstellte. Als es plötzlich an der Tür klingelte sah sie verwundert auf und sah irritiert um die Ecke, als könnte sie auf diese Weise durch die Tür sehen. "Huh?" entglitt es ihr verwundert.

Lulu ließ sich von dem plötzlichen Besuch nicht beeindrucken, sondern sprang sogleich auf die Arbeitsplatte und machte sich über ihr Futter her. "Hey...!!" schnaubte Kaya, immerhin war es ihrer werten Katzendame eigentlich nicht gestattet da oben zu speisen. Doch sie hatte jetzt nicht die Zeit den Stubentiger zurecht zu weisen - sie musste sich auf dem Weg machen zur Tür. Was in ihrer derzeitigen Lage... recht anstrengend war. Doch wie sie nun mal war, versuchte sie einigermaßen normal zur Tür zu schreiten und öffnete diese schließlich einen Spalt. Nur um im nächsten Moment fast ihr Hikari no Tsuki fallen zu lassen, dass sie vorsichtshalber mitgenommen hatte - immerhin hätte es ja auch sein können, dass sie sich hätte wehren müssen oder so...! Außerdem gab es auch eine recht gute Krücke ab... erstaunt hoben sich Kayas Brauen beim Anblick des vertrauten Gesichts, welches vor ihrer Wohnungstür wartete. "Tamaki!" grüßte sie den Brünetten perplex, aber auch erfreut. Was trieb ihn denn hier her? Wollte er einfach nur mal nach ihr sehen? "Komm doch rein ~" lud sie ihn ein und trat ein Stück beiseite um ihn herein zu lassen. Kayas kleine Wohnung war ihr ganzer Stolz und sehr sauber - wenn auch gerade nicht besonders ordentlich. Es war ihr ja schon etwas peinlich, dass gerade so ein durcheinander herrschte, doch ändern konnte sie es nun auch nicht mehr. Überall lagen Bücher und Schriftstücke herum, neben getrockneten und frischen Kräutern, die hier und da standen. Je nach Bedarf zum Trocknen aufgehängt oder eingepflanzt auf dem Balkon. Manche lagen auch auf aufgeschlagenen Büchern. Man sah, dass die junge Hayabusa wohl fleißig am studieren war. Mal ganz abgesehen davon das Lulu nach wie vor auf der Arbeitsplatte hockte und es sich genüsslich schmecken ließ, wirkte es jedoch recht gemütlich. Klein aber fein. "Möchtest du einen Tee? Ich habe köstlichen GrünTee." Ganz ohne Kirschblüten oder auch nur geringsten Spuren davon.

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Yagami Tamaki

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Fröstelnd drückte Tamaki das kleine Stoffbündel an sich. Es gab kaum Wärme ab, aber so war es ja auch gedacht. Das Essen, das seine Oma frisch zubereitet hatte, war noch heiß gewesen, als sie es in eine Vielzahl kleiner und größerer Boxen verpackt und anschließend in gefühlt zwölf Lagen Stoff eingeschlagen hatte. Davon mindestens drei mit einer Extra-Isolierschicht. Das alles half dem jungen Suzuya auf seinem Weg in die Peripherie der Plattform freilich wenig. Der harsche Höhenwind trieb ihn unerbittlich durch die Straßen Soragakures, gerade so als wäre er nur ein weiteres Stück Herbstlaub. Nur gut, dass das Essensbündel einiges zu seinem Gewicht addierte, sonst hätte es ihn am Ende noch über den Rand der Plattform geweht. Und hier und heute war kein Kenta da, der ihn hätte retten können. Aber es war nicht mehr weit. War das dort vorn nicht schon der Wolkenkratzer, in dem Kaya wohnte? Er musste nur noch ein kleines bisschen durchhalten und dafür hatte er obendrein auch noch den besten Grund.

Tamaki schnaufte leise, als er in das windgeschützte Treppenhaus trat. Er hatte ja erwartet, dass er immer noch kleine Frostwölkchen ausatmete. Aber dazu war es hier dann wohl doch zu warm, auch wenn er noch nicht viel davon spürte. Egal. Den ersten Teil seines heutigen Unterfangens hatte er überlebt. Nun kam der zweite, vielleicht schwierigere Teil. Der Suzuya stellte das Bündel auf der untersten Treppenstufe ab und rieb sich die Hände warm. Der schmale Korridor, der ins nächste Geschoss hinauf führte, schien ihm wie ein Gebirge. Oder war es doch eine Gnadenfrist? Was machte er denn überhaupt hier? Es war überhaupt nicht seine Art, andere Leute daheim aufzusuchen. Ja, es war noch nicht einmal seine Art, sich ohne wirklich triftigen Grund mit anderen zu treffen. Aber heute war es wohl ein triftiger Grund und obwohl es einiger Überzeugungsarbeit seiner Oma bedurft hatte, spürte Tamaki, dass sie Recht hatte. Ob Kaya überhaupt Gesellschaft wollte? Und dann auch noch seine? Na, wenn nicht, konnte er immer noch das Essen da lassen und sie dann wieder in Ruhe lassen. Einen Eindruck davon, wie es ihr ging, würde er sicher auch so gewinnen können. Und Omas Essen war sowieso beinahe eine Panazee. ’Also gut.‘ Tamaki atmete noch einmal tief durch und bewegte die nun nicht mehr ganz so steifgefrorenen Finger. Dann erklomm er, das Paket wieder fest in den Armen, die Stufen hinauf zur Wohnstatt des Rabenmädchens.

Als er vor der Tür stand, fühlte er sich ein bisschen an Joudans Geburtstag erinnert. Auch der Kushou und seine jüngere Schwester lebten in einem Wolkenkratzer und damals hatte Tamaki sich auch bei jeder Stufe gefragt, ob er gerade das Richtige tat. Selbst heute konnte er die Frage noch immer nicht eindeutig mit Ja oder Nein beantworten. Die Einladung hatte ihn gefreut und Joudan und Rin hatten sich viel Mühe damit gegeben, es ihren Gästen behaglich zu machen. Es war nicht ihre Schuld gewesen, dass Tamaki sich so fehl am Platze gefühlt hatte. Und auch die anderen Gäste trugen keine Schuld. Er selbst war es gewesen, der nicht gepasst hatte. Aber heute ... heute war es eine andere Situation. Mit weniger Beteiligten und weniger Zwang für beide Seiten. Ein weiterer tiefer Atemzug. Tamaki klingelte.

“H-hallo Kaya!“, grüßte er in den Türspalt, aus dem ihn ein wohlbekanntes dunkles Auge musterte. Zumindest war die Hayabusa schon einmal auf den Beinen, was nach ihrer gemeinsamen Mission keine Selbstverständlichkeit war. Sie öffnete die Tür weiter und ließ ihn ein, was er mit einem scheuen Lächeln dankbar annahm. Rotnasig und zerzaust sah er aus, so als wäre er geradewegs vor die Tür geweht worden. Was ja auch der Wahrheit entsprach. Im Eingangsbereich streifte Tamaki die Schuhe von den Füßen, so wie es sich gehörte. Kam nicht in Frage, dass er Kaya hier auch noch Dreck in die Wohnung schleppte. “Wenn’s keine Umstände bereitet ... sehr gern.“. Ein warmer Tee klang jetzt ganz wunderbar und hielt Kaya auch nicht lange auf, falls sie gerade beschäftigt war. Was wohl tatsächlich zutraf, wie der Suzuya mit einem Blick auf die vielen Kräuter und Bücher feststellte. “Ich störe grad, oder?“, fragte er und richtete den Blick auf die Kochnische, wo sich gerade eine weiße Katze auf der Anrichte gütlich tat. Tamakis Gesicht leuchtete auf (obwohl er die Begebenheit beim alten Tanemura noch nicht ganz vergessen hatte), aber solange die Katze fraß, wäre es ein Unding sie zu stören. Und über anderer Leute Tiere fiel man nicht ungefragt her, egal wie niedlich sie waren. “Ich will dich gar nicht lang aufhalten. Nur ... nur mal sehen, wie’s dir geht.“. Klang das doof? Vermutlich. Kaya war so selbstständig, dass das wahrscheinlich schon viel zu bevormundend war. Aber etwas Besseres war ihm gerade nicht eingefallen. Zeit für das Ass im Ärmel! “Außerdem schickt meine Oma dir das hier.“. Der kleine Suzuya hielt Kaya das Bündel hin, bereit, es an einem geeigneten Ort abzustellen. Auf dem kurzen Weg in die Wohnstube war ihm nicht verborgen geblieben, dass die Hayabusa noch Schwierigkeiten beim Gehen hatte, also wollte er so wenig Umstände wie möglich bereiten, ohne sie unnötig zu bemuttern. Gar nicht so leicht, die richtige Balance zu finden. Hoffentlich machten die Gyoza, von denen Tamaki noch wusste, dass Kaya sie gern mochte, einen eventuellen Fauxpas wieder gut.

@Hayabusa Kaya
 

Hayabusa Kaya

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"Du störst nicht." versicherte sie mit einem Lächeln und schob einige ihrer Bücher zur Seite um Platz auf dem Wohnzimmertisch zu machen für ihre beiden Teetassen und der Kanne mit Tee, die sie zuvor sorgfältig vorbereitet hatte. Einen Moment musste er noch ziehen... aber die Wartezeit würde sich lohnen. Obaba sei dank, war sie inzwischen sehr anspruchsvoll was Tee anging und trank nicht einfach nur irgendwas. Schon fast liebevoll hatte sie die Gyoza, die Tamakis Großmutter mitgeschickt hatte, in ihrer Küche verstaut. Sie war glücklich - wirklich glücklich. War sie es doch nicht gewohnt Hausmannskost zu sich zu nehmen. Ihre vorherigen, dunklen Gedanken schob sie weit von sich und verbannte sie irgendwo in die tiefen ihres Herzens. Eher schlecht als recht ließ sie sich neben Tamaki am Tisch nieder. "Im Gegenteil, ich bin ganz dankbar für etwas Ablenkung." gestand sie und grinste leicht. "Mir dröhnt schon ganz schön der Schädel vom ganzen Lernen..." brummte sie und schnalzte missmutig mit der Zunge. Der Zustand ihrer Wohnung sprach für sich. Sie war fleißig dabei zu studieren und nahm ihre neue Profession offensichtlich sehr ernst. Etwas...was man ihr wohl nicht unbedingt zumuten würde. Zumindest nicht... wie sie früher gewesen war.

Lulu schien endlich satt zu sein: sie streckte sich genüsslich, gähnte herzhaft und stolzierte dann ihrer gewohnt eleganten, stolzen Art auf den Besucher zu: nur um es sich kurz darauf ungefragt auf Tamakis Schoß bequem zu machen."Urgh...! Entschuldige - sie hat es nicht so mit persönlichen Grenzen." erklärte die junge Hayabusa und beugte sich vor um ihre werte Katzendame von seinem Schoß zu sammeln - dann hielt sie jedoch inne und sah fragend zu dem Brünetten auf: "Eh...oder ist es für dich in Ordnung?" harkte sie noch einmal nach. Irgendwie wirkte er eher so als würde er sich über diese Invasion seiner Privatsphäre zu freuen. Wenn man das so drastisch formulieren konnte... oder bildete sie sich das nur ein? Leicht neigte sie das Haupt. Nein... ihr Eindruck täuschte nicht oder? Lulu war sich ihrer Sache zumindest sicher: sie streckte sich genüsslich auf seinem Schoß, kuschelte sich an und begann fleißig zu schnurren. Huh. Ihr schien es zumindest ausgesprochen gut bei dem Suzuya zu gefallen. "Hmm...komisch." merkte die Hayabusa an: "Sonst kann sie es nicht leiden von Fremden angefasst zu werden..." begann sie zu erklären und kratzte sich nachdenklich an der Wange: "...aber dich scheint sie direkt zu mögen." Seit wann...war sie denn derart schmusig?

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Yagami Tamaki

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Es hieß, eine Wohnung spiegelte die Seele ihrer Bewohner wider. Wenn Tamaki an sein eigenes Zimmer daheim dachte, dann hatte er wohl keine. Selbst die Ameisenfarm, früher das einzig wirklich Lebendige, war längst in den Garten umgesiedelt worden. Zu selten fand der Suzuya noch Zeit, das Treiben der kleinen Tiere zu beobachten, und wenn er es doch einmal getan hatte, so hatte es ihn seltsam traurig gestimmt. Geblieben waren nur die zwei Dutzend Schraubgläser mit verschiedenfarbigem Sand, den er hier und da gesammelt hatte. Den meisten davon in Sora und Umgebung, einigen wenigen auf den Außeneinsätzen, die bisher an einer Hand abzuzählen waren. Sonst gab es rein gar nichts Auffälliges in seinem Zimmer, was auf die Anwesenheit eines Vierzehnjährigen hingewiesen hätte. Was nun Kayas eigenes Reich anging, erkannte Tamaki den wilden, eigenwilligen Charakter des Rabenmädchens eindeutig wieder. Und ebenso wie die Kaya selbst fand der Suzuya das leicht chaotische Sammelsurium nur sympathisch.

Er selbst fügte sich auf die Einladung hin still und unaufdringlich in das Interieur ein, so als wäre er nicht eben zur Tür hereingekommen, sondern einfach irgendwann im Zimmer erschienen. Still saß er am Tisch und beobachtete mit schlechtem Gewissen, welche Mühe Kaya dabei hatte, sich zu ihm zu setzen. Der Impuls zu helfen, lag nahe, aber Tamaki unterdrückte ihn ein weiteres Mal. Ungefragt zu Hilfe zu springen wäre nur bevormundend gewesen und hätte die Hayabusa einer Gelegenheit beraubt, die Schwierigkeiten aus eigener Kraft zu überwinden. Und es schloss auch nicht aus, da zu sein, falls es doch nicht alleine ging. Um Kaya nicht anzuglotzen, ließ Tamaki den Blick zur Küche schweifen, wo die weiße Katze noch zufrieden vor sich hin fraß und dabei wesentlich gesitteter vorging als die Katzenhorde des alten Tanemura.

“Das sieht aber auch nach echt viel aus ...“, erwiderte der Suzuya und nickte sacht in Richtung der ausgebreiteten Bücher. Was war er froh, dass er die ganze Lernerei aus Büchern vorerst hinter sich hatte. Gut, die war ihm immer noch wesentlich lieber gewesen als Taijutsu und die vielen Dinge, bei denen er mit seinen halbwegs trainierten Mitschülern nie hatte mithalten können. Aber wenn seine Lektüre nicht wirklich spannend gewesen war, so hatte Tamaki sich öfter dabei ertappt, wie er einmal wieder versonnen aus dem Fenster starrte, weil seine Gedanken andere Wege gegangen waren als die Buchstaben vor seinen Augen. “Respekt, dass du das so durchziehst.“, fügte er daher an. Irgendwie hätte er Kaya auch nicht wie eine engagierte Schülerin eingeschätzt – zumindest, was das Schriftliche anging -, aber vielleicht war es eher Entschlossenheit als Disziplin, die sie durchhalten ließ? ’Lernt sie etwa deswegen? Weil sie Heilung sucht?‘. Der schwere Gewissenskloß in Tamakis Magen meldete sich zurück. Eine Chance, sich dort auszubreiten, hatte er jedoch nicht. Denn Lulu betrat die Bühne.

Augenblicklich hielt der Suzuya in jeglicher Bewegung inne und beobachtete mit einer Mischung aus Überraschung und Faszination wie die Katze sich mit größter Selbstverständlichkeit auf seinem Schoß einrichtete. Die Wärme und Schwere des kleinen Körpers waren unerwartet beruhigend. “Klar ist das in Ordnung.“. Sogar mehr als in Ordnung. Es gefiel ihm, auch wenn er nie damit gerechnet hätte. Zögernd verharrte Tamakis Hand über Lulus weichem Fell. Ob er ...? Aber am Ende mochte Lulu es nicht, gestreichelt zu werden, und biss ihn vielleicht. “Hab ich dir erzählt, dass Katzen mich mal ins Krankenhaus gebracht haben?“, fragte er schmunzelnd. Vermutlich nicht. Mit so vielen Leuten redete er im Alltag nicht und rieb ihnen noch weniger Geschichten von seinen Einsätzen unter die Nase. Auch wenn diese Geschichte eine der denkwürdigeren war... Als Lulu sich dann auch noch streckte und zu schnurren begann, gab Tamaki sich einen Ruck und strich behutsam, ja beinahe ehrfürchtig über das weiße Fell. Nur einmal, dann hielt er inne, um die Reaktion der Katze zu beobachten. Lulu gurrte und wandte den Kopf, um dem Suzuya einen fragenden, beinahe empörten Blick zuzuwerfen. Sie rückte sich ein wenig in seinem Schoß zurecht und schaute wieder weg, so als erteilte sie ihm aus purer Resignation ihro gnädigste Erlaubnis fortzufahren. Tamaki musste lachen. “Ich mach ja schon...“, versicherte er Ihrer Majestät und sah zu Kaya zurück. “Das beruht auf Gegenseitigkeit. Auch wenn ich so gar keine Erfahrung mit Katzen hab. Zumindest mit so friedlichen...“. Ein, zwei Momente vergingen in Stille, einzig untermalt von Lulus stetem Schnurren. “Aber ... eigentlich bin ich hier, weil ... weil ich fragen wollte, wie’s dir geht, nachdem ...“. Er unterbrach sich kopfschüttelnd. Das klang alles viel zu unbeholfen. Nichts von dem, was seine Mutter versucht hatte, ihm beizubringen. Und gerade deswegen so ehrlich. “Kann ich irgendwas für dich tun?“.

@Hayabusa Kaya
 
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