Hyuuga Mari
Chuunin
Mari hasste diesen Ort. Das würde sich niemals ändern, zu viele schlechte und zu wenig gute Erinnerungen verband sie mit diesem sterilen Gebäude, voller weißer Wände, langgezogener Flure und oftmals einer fast schon gespenstigen Stille. Das Krankenhaus im Suzaku-Bezirk wurde viel besucht, die Zivilisten strömten hierher für ihre größeren und kleineren „Wehwehchen“, wurden teilweise schnell wieder Heim geschickt, in anderen Fällen allerdings stationär aufgenommen, operiert und im Optimalfall nach längerer Zeit wieder zurück zu den Liebsten gebracht. Warum Hyuuga Mari sich hier aufhielt? Ob sie etwa irgendeine Krankheit abbekommen hatte? Nein, nicht wirklich. Ganz davon abgesehen, dass sie als Kunoichi Shirogakures höchstwahrscheinlich in ein anderes – für Ninja ausgelegte – Krankenhaus versetzt worden wäre, müsste schon eine wirklich schlimme Verletzung vorliegen, damit sich die Braunhaarige in diese äußerst reinen, sauberen und vor allem desinfizierten Gefilde begab. Wie bereits oben genannt – sie hasste es, hier sein zu müssen. Ihre Haare waren zu seinem schnellen Zopf gebunden worden, nicht besonders ordentlich, wodurch vereinzelte Strähnen sich ihren Weg ins Freie suchten. Die Kleidung war einfach gewählt, lockeres Shirt – hellgrün – und eine längere Hose in schwarzer Farbe, die die kompletten Beine der 16-Jährigen verdeckte. Ja, sogar die Hyuuga trug nicht immer nur Hotpants, ihr Kleiderschrank wies sogar normale Hosen auf. Das Abzeichen Konohas war ebenfalls an ihr zu finden, sonst allerdings keine Ausrüstung, die auf ihren Beruf schließen lies. Mari war nicht in irgendeinem Auftrag hier, der ihr von der Verwaltung übertragen worden war, sondern freiwillig, aus privaten Gründen. Die weißen Seelenspiegel sahen auf, die Hände stützten sich auf der Bank ab, auf der die Kunoichi saß. Mit einem Blick zur Seite fixierte sie eine Tür, etwas entfernt, auf der anderen Seite des Ganges. Sie sah aus, wie alle anderen Türen in diesem Krankenhaus, fiel rein äußerlich in keinster Weise auf. Doch für die Hyuuga hatte dieser Durchgang eine besondere Bedeutung, denn dahinter befand sich nicht irgendeine Person, sondern ihre kleine Schwester, Aiko. Die kleine Hyuuga war auch der Grund, warum sich die 16-Jährige überhaupt in diese verhassten Gefilde begeben hatte, denn – wie schon oftmals vorgekommen – war Aiko als eine Patientin aufgenommen worden. Zystische Fibrose hieß die Krankheit, die die kleine Schwester Maris bereits mit der Geburt bekommen hatte... und die bisher nicht einmal von den besten Medizinern geheilt werden konnte. Viel Geld hatte Shirou – der Vater der Mädchen – bereits darin investiert, eine Möglichkeit der Heilung zu finden, doch unmöglich. Mari wusste, dass ihre kleine Schwester eines Tages an dieser Lungenkrankheit sterben würde, es nur noch eine Frage der Zeit war, bis sie das letzte Mal ins Krankenhaus kommen würde, nur um dann zu erfahren, dass es die Kleine dahingerafft hatte. Eisern verzog die Braunhaarige keinen Mundwinkel bei diesem Gedanken, wandte den Blick ihrer weißen Seelenspiegel vorläufig wieder ab und sah schlicht auf die Wand, die sich ihr gegenüber befand. Es ging ihrer kleinen Schwester nicht gut, wieder hatte sie ihre Lungenkrankheit eingeholt und ins Krankenhaus befördert. Doch im Gegensatz zu den letzten Malen war es diesmal besonders schlimm. Die Ärzte hatten in Aussicht gestellt, dass Aiko nicht durchkommen könnte. Wenn sie sich nicht genügend gegen die Krankheit wehrte, dagegen ankämpfte. Yue und Shirou waren bereits hier gewesen, lange Zeit, doch da zurzeit ohnehin niemand zu der Kleinen gelassen werden konnte und die Ärzte sich durchgehend um sie kümmerten, waren beide – gezwungenermaßen – irgendwann ihren Pflichten nachgekommen. Egal wie hart sich Shirou gab, irgendwie war Aiko eben doch seine Tochter. Und Yue fürchtete sowieso um ihren kleinen Engel. Mittlerweile war es spät am Tag geworden und Mari war zurzeit die Einzige, die sich erneut ins Krankenhaus begeben hatte, nur um auf dem Flur zu sitzen, immer wieder in Richtung Tür zu starren und zu hoffen, dass ihre kleine Schwester zumindest in irgendeiner Art und Weise spürte, dass sie sich in der Nähe befand und sie nicht vollkommen alleine lassen wollte. Die Hände auf der Bank verkrampften sich, zugegeben war die ältere Hyuuga mittlerweile müde, würde wohl auch bald nach Hause aufbrechen. Dennoch hoffte sie noch immer darauf, dass die Ärzte kamen und eine gute Nachricht brachten. Wer wusste schon, ob sich das nicht bald ergeben würde? Noch ein bisschen wollte die 16-Jährige durchhalten, die weiße Wand ihr gegenüber ansehen und die Umwelt ausschalten. So sehr sie dieses Krankenhaus auch verabscheute, Mari wollte den Gedanken, dass dies ihr letzter Besuch hier war, nicht zulassen. Es musste noch einmal gutgehen. Sie war noch nicht bereit, ihre kleine Schwester loszulassen. Wahrscheinlich wäre sie das ohnehin nie...