Nara Akiko
Member
„Bist du verletzt?“. War das Besorgnis? Nein, keine Besorgnis… dieser scharfe Unterton hatte nicht ihr im speziellen gegolten. Ein verletztes Teammitglied war wohl ein Problem. Akiko spürte, dass da ein paar Urängste in ihr hochkrochen, die sie eigentlich im Griff zu haben glaubte. Was war heute nur los? Was war das für ein seltsamer Tag und vor allem (!), was war das für ein seltsamer junger Shinobi, der hier ihr Konzept der Selbstkontrolle völlig über den Haufen zu werfen schien? „Alles gut“, murmelte Akiko nur und winkte ab. Der Tag war gut verlaufen, der Job war so gut wie erledigt - dennoch fühlte Akiko sich unwohl. Ganz so, als hätte sie etwas noch nicht beendet, was aber vom Universum beendet werden wollte. Deshalb hatte sie sich vermutlich so ausdrücklich bei Raku bedankt - und zwar nicht nur für seine Kameradschaft als Shinobi in diesem Job, sondern auch als… ja, als was? Als Freund? Wohl kaum, immerhin kannte sie den Jungen gerade ein paar Stunden. Aber trotzdem war er mehr gewesen als nur eine nützliche Gesellschaft. Sie hatte sich wohlgefühlt, trotz all der Gefühle von Unzulänglichkeit, die sie stets heimsuchten.
Was Raku sagte, klang nett in ihren Ohren. Freundlich und höflich. Und tatsächlich lächelte Akiko milde. Was genau hatte sie erwartet? Warum war sie tief in ihrem inneren enttäuscht über seine Worte? Sie riss sich zusammen und erwiderte: „Ja, wir waren ein gutes Team“. Sie stimmte ihm zu, nickte und im Endeffekt waren sie ja genau das gewesen. Als Nara, wenn man sich denn auf seine Clantechniken verließ, brauchte man ein gutes Team um sich herum, das auf einen achtgab, während man eingeschränkt in seinen Bewegungen dastand und all seine Konzentration dafür brauchte, den Feind zu fesseln und ihn das Jutsu nicht auflösen zu lassen. Als Raku sie als „verlässlich“ bezeichnete, horchte sie sichtlich auf und ihre Augenbrauen hoben sich. „Danke“, sagte sie ehrlich und nun wurde aus dem milden Lächeln ein richtiges Lächeln in ihrem schmalen Gesicht. Sie wollte noch erwidern, dass sie sich auch freuen würde, wenn sie noch einmal zusammenarbeiten würden, doch dabei kam sie sich allzu bedürftig vor. Fast so, als würde sie sagen: „Bitte sei mein Freund, bitte mag mich! Bitte, mach mir noch ein Kompliment, das fühlt sich so gut an!“. Also biss sie sich stattdessen auf die Zunge und fixierte Raku nur ruhig durch die Gläser ihrer Brille hindurch. Immerhin gab es eine Aussicht den jungen Ninja wiederzusehen. Auf dem Weg zur Farm nannte Raku ihr die Adresse an der er wohnte und Akiko schrieb sie sich auf und steckte sie ein. Dabei faltete sie das Stück Papier, das sie aus ihrem Rucksack geholt hatte mit schmalen Fingern und einem ernsten Gesichtsausdruck sorgfältig zusammen, ehe sie es in ihrer Hüfttasche verschwinden ließ. Zweimal kontrollierte sie auf dem Weg zur Farm unauffällig, ob der Zettel noch da war. Ob er noch da war? Vielleicht auch, ob er real war.
„Ahh, da seid ihr ja. Bisschen spät dran, wa? Macht aber nix“, begrüßte Farmer Nobu sie am Schafsstall mit rauer Stimme und einem kehligen Lachen. Akiko hatte den Weg den Berg hinab nicht mehr gesprochen und stattdessen ihren eigenen Gedanken nachgehangen. Heute Abend würde sie dringend meditieren müssen um ihren merkwürdigen Gefühlen auf den Grund zu gehen. Immerhin hatte sie heute einen sozialen Kontakt geknüpft - und das passierte ihr nicht so oft, wie sie es gerne hätte. „Alle wohlbehalten zurück?“, fragte Nobu, während er die Schafe zählte, die eins nach dem anderen blökend im Stall verschwanden. „Mehr oder weniger“, sagte Akiko in einem professionell-höflichen Tonfall. „Ein Lamm hat sich am Bein verletzt, wir haben die Wunde notdürftig verbunden. Außerdem sollten sie wissen, dass ein Bär am Südhang sein Unwesen treibt“. Sie erwähnte mit keinem Wort, dass sie dem Tier nur knapp entkommen waren oder dass die Schafe irgendwann in ernster Gefahr geschwebt hatten. Wozu sollte er das wissen - das ließe sie und Raku nur weniger fähig erscheinen. Nobu nickte nur und kaute auf einem Strohhalm herum. „Ah ich seh schon“, sagte er dann, als als Schlusslicht der Schafsherde das kleine Lamm eilig hinter den anderen hergehumpelt kam. „Kümmer mich drum…“, brummte Nobu. „Das mit dem Bär dacht ich mir schon… hab Spuren gefunden an der Weide hinten kürzlich…“. Nobu zuckte mit den Schultern und Akiko spürte, wie Wut in ihr hochstieg. Hätte er das nicht vorher erwähnen können? Andererseits… hätte das etwas geändert? Vielleicht ja, dann wären sie besser ausgestattet gewesen. Akiko war psychisch und physisch erschöpft, ansonsten hätte sie wohl noch einen scharf formulierten Hinweis auf die Relevanz solcher Informationen fallenlassen. Doch sie ließ es dabei bewenden und nickte bloß. „Na dann, hier sin‘ eure Moneten“, meinte Nobu, klatschte in die Hände und drückte ihnen ihre Bezahlung in die Hand. „Danke, werter Herr“, erwiderte Akiko und verbeugte sich kurz.
Nachdem Nobu im Schafsstall verschwunden war, vermutlich um sich das Lamm anzusehen, fühlte Akiko sich angespannt. Plötzlich war sie allein mit Raku ohne irgendwelche Schafe, die sie ablenken konnten oder auf die sie vorgab acht zu geben und ihn deshalb nicht anzuschauen, wenn er redete. Sie fühlte sich unwohl in ihrer Haut. Heute hatte sie nicht, wie sonst üblich, einen Menschen analysiert, der mit ihr zu tun hatte, sondern sich auf einen eingelassen - und das ohne darüber nachzudenken. Das durfte nicht noch einmal passieren. Das war wirklich nicht besonders professionell. „Na dann…“, sagte sie steif. „Wollen wir gemeinsam zurückgehen?“, sie stockte und setzte hastig nach: „Also wenn du lieber deine Ruhe willst kannst du auch alleine gehen, ich meinte nur… ich dachte es wäre nett… weil der Weg ja eh der gleiche ist“. „Was zur Hölle laberst du für einen MÜLL AKIKO?“. War das noch das abebbende Adrenalin von dem Bärenkampf? Wo war ihr Verstand hin entfleucht? Wo ihre scharfsinnigen Antworten, ihr analytisches Denken? „Oh man, ich rede totalen Mist“, sagte sie halblaut und es war nicht klar, ob sie es an Raku gewandt sagte oder eher zu sich selbst. „Ich bin glaube ich etwas durch mit den Nerven“, schob sie als Entschuldigung hinterher - und das entsprach ja nun auch der Wahrheit. „Wollen wir einen Termin ausmachen, wegen der… der Ausrüstungssache?“. Sie räusperte sich, weil ihre Stimme plötzlich beleget klang. Sie hatte noch nie einen Termin mit irgendjemandem ausgemacht, der nicht zu einem Job, einer Mission oder einer Schulaufgabe gehört hatte. Gut, mit Sayuri, aber die kannte sie nun auch schon von Kindesbeinen an. Das hier war was ganz anderes. Völlig anders. Verstörend. Sehr verstörend.
Was Raku sagte, klang nett in ihren Ohren. Freundlich und höflich. Und tatsächlich lächelte Akiko milde. Was genau hatte sie erwartet? Warum war sie tief in ihrem inneren enttäuscht über seine Worte? Sie riss sich zusammen und erwiderte: „Ja, wir waren ein gutes Team“. Sie stimmte ihm zu, nickte und im Endeffekt waren sie ja genau das gewesen. Als Nara, wenn man sich denn auf seine Clantechniken verließ, brauchte man ein gutes Team um sich herum, das auf einen achtgab, während man eingeschränkt in seinen Bewegungen dastand und all seine Konzentration dafür brauchte, den Feind zu fesseln und ihn das Jutsu nicht auflösen zu lassen. Als Raku sie als „verlässlich“ bezeichnete, horchte sie sichtlich auf und ihre Augenbrauen hoben sich. „Danke“, sagte sie ehrlich und nun wurde aus dem milden Lächeln ein richtiges Lächeln in ihrem schmalen Gesicht. Sie wollte noch erwidern, dass sie sich auch freuen würde, wenn sie noch einmal zusammenarbeiten würden, doch dabei kam sie sich allzu bedürftig vor. Fast so, als würde sie sagen: „Bitte sei mein Freund, bitte mag mich! Bitte, mach mir noch ein Kompliment, das fühlt sich so gut an!“. Also biss sie sich stattdessen auf die Zunge und fixierte Raku nur ruhig durch die Gläser ihrer Brille hindurch. Immerhin gab es eine Aussicht den jungen Ninja wiederzusehen. Auf dem Weg zur Farm nannte Raku ihr die Adresse an der er wohnte und Akiko schrieb sie sich auf und steckte sie ein. Dabei faltete sie das Stück Papier, das sie aus ihrem Rucksack geholt hatte mit schmalen Fingern und einem ernsten Gesichtsausdruck sorgfältig zusammen, ehe sie es in ihrer Hüfttasche verschwinden ließ. Zweimal kontrollierte sie auf dem Weg zur Farm unauffällig, ob der Zettel noch da war. Ob er noch da war? Vielleicht auch, ob er real war.
„Ahh, da seid ihr ja. Bisschen spät dran, wa? Macht aber nix“, begrüßte Farmer Nobu sie am Schafsstall mit rauer Stimme und einem kehligen Lachen. Akiko hatte den Weg den Berg hinab nicht mehr gesprochen und stattdessen ihren eigenen Gedanken nachgehangen. Heute Abend würde sie dringend meditieren müssen um ihren merkwürdigen Gefühlen auf den Grund zu gehen. Immerhin hatte sie heute einen sozialen Kontakt geknüpft - und das passierte ihr nicht so oft, wie sie es gerne hätte. „Alle wohlbehalten zurück?“, fragte Nobu, während er die Schafe zählte, die eins nach dem anderen blökend im Stall verschwanden. „Mehr oder weniger“, sagte Akiko in einem professionell-höflichen Tonfall. „Ein Lamm hat sich am Bein verletzt, wir haben die Wunde notdürftig verbunden. Außerdem sollten sie wissen, dass ein Bär am Südhang sein Unwesen treibt“. Sie erwähnte mit keinem Wort, dass sie dem Tier nur knapp entkommen waren oder dass die Schafe irgendwann in ernster Gefahr geschwebt hatten. Wozu sollte er das wissen - das ließe sie und Raku nur weniger fähig erscheinen. Nobu nickte nur und kaute auf einem Strohhalm herum. „Ah ich seh schon“, sagte er dann, als als Schlusslicht der Schafsherde das kleine Lamm eilig hinter den anderen hergehumpelt kam. „Kümmer mich drum…“, brummte Nobu. „Das mit dem Bär dacht ich mir schon… hab Spuren gefunden an der Weide hinten kürzlich…“. Nobu zuckte mit den Schultern und Akiko spürte, wie Wut in ihr hochstieg. Hätte er das nicht vorher erwähnen können? Andererseits… hätte das etwas geändert? Vielleicht ja, dann wären sie besser ausgestattet gewesen. Akiko war psychisch und physisch erschöpft, ansonsten hätte sie wohl noch einen scharf formulierten Hinweis auf die Relevanz solcher Informationen fallenlassen. Doch sie ließ es dabei bewenden und nickte bloß. „Na dann, hier sin‘ eure Moneten“, meinte Nobu, klatschte in die Hände und drückte ihnen ihre Bezahlung in die Hand. „Danke, werter Herr“, erwiderte Akiko und verbeugte sich kurz.
Nachdem Nobu im Schafsstall verschwunden war, vermutlich um sich das Lamm anzusehen, fühlte Akiko sich angespannt. Plötzlich war sie allein mit Raku ohne irgendwelche Schafe, die sie ablenken konnten oder auf die sie vorgab acht zu geben und ihn deshalb nicht anzuschauen, wenn er redete. Sie fühlte sich unwohl in ihrer Haut. Heute hatte sie nicht, wie sonst üblich, einen Menschen analysiert, der mit ihr zu tun hatte, sondern sich auf einen eingelassen - und das ohne darüber nachzudenken. Das durfte nicht noch einmal passieren. Das war wirklich nicht besonders professionell. „Na dann…“, sagte sie steif. „Wollen wir gemeinsam zurückgehen?“, sie stockte und setzte hastig nach: „Also wenn du lieber deine Ruhe willst kannst du auch alleine gehen, ich meinte nur… ich dachte es wäre nett… weil der Weg ja eh der gleiche ist“. „Was zur Hölle laberst du für einen MÜLL AKIKO?“. War das noch das abebbende Adrenalin von dem Bärenkampf? Wo war ihr Verstand hin entfleucht? Wo ihre scharfsinnigen Antworten, ihr analytisches Denken? „Oh man, ich rede totalen Mist“, sagte sie halblaut und es war nicht klar, ob sie es an Raku gewandt sagte oder eher zu sich selbst. „Ich bin glaube ich etwas durch mit den Nerven“, schob sie als Entschuldigung hinterher - und das entsprach ja nun auch der Wahrheit. „Wollen wir einen Termin ausmachen, wegen der… der Ausrüstungssache?“. Sie räusperte sich, weil ihre Stimme plötzlich beleget klang. Sie hatte noch nie einen Termin mit irgendjemandem ausgemacht, der nicht zu einem Job, einer Mission oder einer Schulaufgabe gehört hatte. Gut, mit Sayuri, aber die kannte sie nun auch schon von Kindesbeinen an. Das hier war was ganz anderes. Völlig anders. Verstörend. Sehr verstörend.