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F4 - Kathedralenruine

Rutako Ingvi

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Ihr Erscheinen war so plötzlich wie ihr Verschwinden. Das waren also Chuunin...
In einem Moment konzentrierte sich der Junge noch auf die Illusion, die ihn umgab, als sie mit einem Mal endete und einzig ein paar wenige Menschen übrig blieben. Ingvi erkannte keinen von ihnen, aber ihre Kleidung sprach bände: Das waren Chuunin. Sie waren einfach so aufgetaucht... oder, was noch unangenehmer wäre, sie standen schon die ganze Zeit hier und waren einfach nicht bemerkt worden. Der Rutako wusste nicht, was er davon halten sollte, doch er hatte auch nicht viel Zeit, sich damit abzufinden. Mit wenigen Worten wurden die drei übrigen Genin von ihrem bisherigen Platz entführt, um an ihren vorgesehenen Platz geführt zu werden, doch das Schwarzhaar wurde simpel übergangen, ohne auch nur angesprochen zu werden. Schlussendlich waren sie alle weg... bis auf ihn und einen letzten Chuunin, der ihn kühl betrachtete. Ingvi konnte auf Anhieb zwei Schwerter an dem Körper des Mannes entdecken, der wenigstens einen Kopf kleiner war, in seinen Augen aber Gefahr brennen hatte. Interessanterweise handelte es sich bei den Waffen seiner Wahl um westliche Schwerter, im Gegensatz zu den Katana, mit denen der Rutako sich ausrüstete. Nachdem ein paar Sekunden lang nichts geschehen war, schnellte die Hand Ingvis an seinen Schwertgriff, doch schon stand der höherrangige Ninja vor ihm und hielt seinen Arm in einem festen Griff. „Nicht so voreilig... sei nicht so versessen auf's Kämpfen... hmpf.“ Abschätzig starrte der Mann herab auf Ingvi, der wortlos zurück starrte. Während sich in den Augen seines Gegenübers Selbstdisziplin und Stärke zeigten, brannte in denen von Ingvi blanke Wut. Dennoch ließ er von seiner Waffe ab. Befehle von Vorgesetzten... man konnte nicht dagegen verstoßen.
... was jetzt? Soll das jetzt heißen, ich... soll mich wieder auf die Suche machen...?“, knurrte er langsam, seine Augen immer auf den Chuunin gerichtet. Der schüttelte den Kopf. „Nicht so ungeduldig... du bist schon richtig. Dein Gegner sollte bald auftauchen...“ Dann wandte er sich ab und verschränkte die Arme. „Hoffentlich zeigst du endlich mal etwas, das einem Chuunin angemessen ist...“ Und mit diesen Worten verschwand er wieder, flitzte fort wie ein Schatten, und dann war es, als wäre er nie da gewesen. Der Zorn in Ingvi kochte auf, und er biss die Zähne zusammen. Wenn er erst einmal Chuunin war, musste er sich von solchen Kerlen nichts mehr sagen lassen... Dann wäre er endlich frei von der Willkür irgendwelcher Angeber. Und dafür musste er nur einen kleinen Gegner in Stückchen schlagen? Wenn es sich dabei nur um einen der anderen Genin handelte, soviel stand für ihn fest, dann würde das ein Spaziergang im Park werden. Sollte man ihm tatsächlich einen fähigen Gegner stellen, dann konnte er immerhin sein Potenzial zeigen, und vielleicht, nur vielleicht, hatte er dann auch ein wenig Spaß an der ganzen Sache. Langsam schritt der Junge hinüber zu einem der kaputten Fenster der Kathedrale, blickte hinab auf den See, der sie umgab. Seine Hand legte sich auf den Griff seines Schwertes, und ein warmes Gefühl breitete sich in seinem Körper aus. Endlich war es soweit! Endlich war er so nah dran, Chuunin zu werden... diese Chance würde er nicht vergehen lassen. Er würde gewinnen... komme, was da wolle.
Mit dieser Überzeugung im Herzen blickte das Schwarzhaar hinaus, wartete darauf, dass sein Gegner erscheinen würde. Bald würde alles enden...
 

Kiyama Mura

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Mura trottete einige Meter hinter dem Iwanin her, während sie sich durch den Wald arbeiteten. Das gestaltete sich schon gar nicht so einfach, hatte es doch die Hinterhalte legende Kunoichi aus Kumogakure wirklich gut gemeint und alle Arten von Fallen aufgestellt. Mit einem von Verachtung geprägten Gesicht und einem abfälligen Grunzen hatte der fremde Shinobi die Führung übernommen. Wollte er mit dem gutturalen Laut andeuten, dass er dem Kumonin nicht das Entschärfen und Überwinden der Hindernisse zutraute, oder machte er sich über die Fähigkeiten Kumikos im Fallenstellen lustig? Wie sein Grunzlaut aufzufassen war, war wohl der Phantasie des Kiyamas überlassen. Aber Mura war das ganz recht. Sollte sich doch dieser ignorante Kerl selbst etwas beweisen und ihm dafür die Möglichkeit eröffnen, seinen eigenen Gedanken nachzugehen. Und da gab es doch das ein oder andere, was ihn beschäftigte.
War ihr… war sein –schließlich sollte man doch zuerst sein eigenes Gebaren hinterfragen- Verhalten und Handeln so bedenklich in den Augen der Examensleitung gewesen, dass man es wirklich zu einem solch radikalen Einschnitt hatte kommen lassen und den Wettkampf rüde unterbrach? Auch Kayros hatte in ihrem gemeinsamen Gespräch etwas Ähnliches angedeutet. Als der Sohn der Wüste dies aber gesagt hatte, hatte der Kiyama noch vermutet, dass dieser klare Vorwurf Bestandteil eines kleinen Testes sei, um die Anwärter aus dem Konzept zu bringen. Dass dies ja geklappt hatte, hatte er an den Reaktionen von Hei und Mari erkennen können, die dem Hiragana am liebsten den Hals umgedreht hätten. Doch nun war alles anders und Mura restlos verunsichert. Mochte er den Iwanin auch nicht mögen, nahm er doch die Worte des Mannes ernst genug, um dessen Anweisung zu befolgen. Er dachte an all die Ereignisse und persönlichen Entscheidungen, die er im Rahmen dieses Examens getroffen hatte. Nachdem er den kleinen Küstenabschnitt verlassen und zur Mitte der Insel aufgebrochen war, hatte er so manche Entscheidung treffen müssen. War jede davon richtig gewesen?
Vermutlich nicht, gestand sich der junge Kumonin resignierend ein. Er sah sich selbst, wie er im Gebirge umherwanderte, Fallen stellte und dann mit Tatendrang das Seengelände um die Kathedrale betrat, Hei traf und… zögernd und ängstlich das Weite gesucht hatte. Muras Augen weiteten sich. Natürlich… Sie sollten ihre Broschen besorgen und mit anderen Genin interagieren, diplomatisch oder mit Gewalt. Das war ihnen überlassen. Und was tat Mura? Direkt bei der ersten Gelegenheit, in der er genau dieser Anweisung hätte Folge leisten können, hatte er kalte Füße bekommen und das Weite gesucht. Doch warum? Wenn er ganz ehrlich war, hatte er sich im Vorfeld des ersten Aufeinandertreffens nie ausreichend Gedanken um die eigentliche Aufgabe des Examens gemacht. Irgendwie hatte er so viel private Probleme und Sorgen in diese Prüfung hineingeschleppt, dass er mehr mit sich selbst als mit allem anderen beschäftigt war. Nachdem er dann auf den Tatsumaki getroffen war, war er psychisch gar nicht darauf vorbereitet, sich der eigentlichen Aufgabe dieser Prüfung zu stellen.
Doch was bedeutete das für ihn? War er wirklich streng mit sich, war er dann wirklich bereit für einen Chuunin-Titel? Schließlich musste man als Chuunin bereit sein, sich in der Gesellschaft einzufügen. Das klang erst einmal einfach, oder? Wenn Mura seine Freunde und Bekannten betrachtete, die ihm diesen Rang voraus hatten, dann war wohl tatsächlich ihre herausragende Eigenschaft, sich durch private Probleme, eigene Gefühle oder aber Zweifel an der Mission aus der Ruhe bringen zu lassen. Sie taten ihre Pflicht für ihr Dorf und stellten ihren Dienst über ihr eigenes Wohlbefinden. Sie handelten. Und das würde auch der Kiyama tun.
Es war also Wunsch der Leitung, dass er jemandem den Hintern versohlte? Bitte sehr! Er würde diesen „Auftrag“ erfüllen, ohne Wenn und Aber.

Mura, der lange Zeit in Gedanken versunken war, bemerkte erst spät, dass er die Grenzen des Waldes erreicht hatte. Umso größer war seine Überraschung, als er feststellen musste, dass er die Gegend sogar kannte. Nur wenige hundert Meter von seinem derzeitigen Standort entfernt hatte er den Wald vor wenigen Stunden betreten. Und sie gingen weiter nach Westen... Westen? Sollte ihn sein Weg tatsächlich wieder zur Kathedrale führen? Der Kiyama musste ein wenig schmunzeln. Ein wenig symbolisch fand er das ja schon. Das Zentrum der Insel und der Ausgangspunkt dieses Examens sollte also der Ort sein, wo er auf seinen Kontrahenten treffen sollte. Der Anfang des Wettkampfes war auch sein Ende. Mura konnte sich geradezu vorstellen, wie sich die Veranstalter gegenseitig auf die Schulter klopften wegen ihres Einfallsreichtums.
Doch dann wurde Mura wieder ernst. Er sollte sich ganz auf seine Aufgabe fokussieren und sich lieber mit der Frage beschäftigen, auf wen er wohl in der Kathedrale treffen würde. Es war wohl auszuschließen, dass er auf einen der drei Shinobi aus Shirogakure treffen würde. Schließlich hätte man den künftigen Kontrahenten einfach mitnehmen können, oder? Zumindest war es sehr unwahrscheinlich, glaubte der Kiyama doch nicht, dass sich die Leitung des Examens aufgrund der fortgeschrittenen Stunde plante, durch kleine Verwirrspielchen weitere Zeit zu vertändeln. Es blieben also die anderen vier Chuuninanwärter, von denen er keinen wirklich kannte. Die einzige Person, die er schon im Kampf erlebt hatte, war Rutako Ingvi. Doch das war schon gefühlte Ewigkeiten her und damals hatte keiner von beiden Gelegenheit gehabt, seine Fähigkeiten zu zeigen. Kurzum kam diese finale Ausscheidung einem Sprung ins kalte Wasser gleich. Viel konnte er nicht tun. Außer… Mura stockte in der Bewegung, als man gerade erst in großer Entfernung die Kathedrale ausmachen konnte, und kramte in seiner Tasche.
Was denn… Kalte Füße? Wenn du das nicht packst, dann lass es sein.
Der Kumonin ignorierte geflissentlich die Sticheleien des Iwanins und holte aus seiner Tasche eine Schriftrolle hervor. Wenige Fingerzeichen und einen kleinen Chakraimpuls später wurde der Kiyama mitsamt seiner Rolle durch Rauch und verdeckt. Die Augen des Chuunins hoben sich, als er die Ausrüstung betrachtete, die der jüngere Shinobi vor sich ausgebreitet hatte. Zum ersten Mal, seit sie sich getroffen hatten, stellte Mura ein Lächeln bei dem Mann fest, dass nicht von Hohn und Spott geprägt war.
Du machst wohl ernst, Kleiner. Sehr gut… Das Lächeln wurde breiter. Dann lass ich dich mal machen. Ich suche mir schon einen Logenplatz in der Kathedrale.

Mura spürte, wie sein Herz pochte, als er zum zweiten Mal an diesem Tag den See überquerte und dessen einzige Insel ansteuerte. Er blickte die Felsen herauf und starrte gebannt auf das steinerne Bauwerk. Irgendwo da oben befand sich sein Kontrahent und erwartete ihn vermutlich schon. Trotzdem machte der Kumonin keine Anstalten, sich großartig zu tarnen. Wie auch? Die Sonne drohte zwar schon in Kürze unterzugehen, bestrahlte aber noch weiterhin die Feste und ihre Umgebung mit zart-rötlichem Licht. Es bestand für den Kiyama also keine Möglichkeit, sich dem Gebäude unauffällig zu nähern, wollte er nicht den Einbruch der Nacht abwarten. Und das kam für Mura nicht in Frage, der die Anweisung der Examensleitung detailgetreu befolgen wollte.
Während er langsam einem Steilpfad nach oben folgte, konnte er die Kathedrale eingehender betrachten, sah deren teilweise etwas baufälligen Zustand. Dennoch zeugten die verbliebenen Bleisglasfester, die Ornamente und Ziselierungen an der Außenfassade von der einstigen Pracht des Gebäudes. Eigentlich war es eine Schande, dass die Arbeit so vieler Künstler und Handwerker den destruktiven Kräften von Genin ausgesetzt wurde.
Er drückte das große, etwas knarzende Eingangstor auf. Wirklich eine Schande…
 

Rutako Ingvi

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Die Zeit wartete nur darauf, zu vergehen, und Ingvi wartete mit ihr. Das hier wäre die perfekte Gelegenheit, um den Raum zu präparieren, mit Explosionssiegeln oder Sirup oder etwas anderem, das ihm einen Vorteil verschaffen würde, aber dafür war nicht die richtige Zeit. Einerseits war der Gegner des Rutako bereits auf dem Weg und könnte ihn überraschen, während er gerade mit Vorbereitungen beschäftigt war. Auf der anderen Seite war das hier für ihn die erste Gelegenheit, einen fairen Kampf auszutragen... darauf wollte er nicht verzichten. Gut möglich, dass ihn deswegen irgendetwas treffen würde, dem er hätte entgehen können, aber er wollte es gar nicht anders. Wie könnte er den Titel eines Chuunin annehmen, wenn er verlor, nur weil er in eine nachteilige Situation gebracht wurde? Nein, das war keine Option. Er würde hier warten, bis sein Gegner eintraf... und dann würde er ihm zeigen, was einen Rutako Ingvi ausmachte.
In dem staubigen Licht, das die Ruine erfüllte, wartete das Schwarzhaar und begutachtete seine Umgebung, die alten Wände, die Fenster, die nicht mehr ihre alte Glorie besaßen, die Bänke, die nicht lang zuvor von falschem Leben erfüllt gewesen waren. Kein flaches Kampffeld, es gab einiges an Raum, um sich vor gegnerischen Angriffen zu verstecken oder selbst etwas vorzubereiten, also der perfekte Ort für einen Shinobi. Die Tatsache, dass über ihnen noch einige Balken die Überreste des Daches hielten, schaffte noch ein weiteres Areal, in dem man sich bewegen konnte. Dazu kam, dass neben dieser Haupthalle noch weitere, kleinere Räume nur darauf warteten, dass jemand sie im Kampf zerstörte, und außerhalb dieser Fenster konnte man immer noch den Weg hinab in den See wagen, solange man sich nicht einfach herunterstürzte – dafür war der Abhang dann doch etwas zu lang. Ein breites und wechselhaftes Kampffeld mit vielen Chancen; man musste sie nur ausnutzen.
Und dazu war er mehr als bereit...

Das Tor der Kathedrale öffnete sich hörbar, und langsam wandte der Rutako sich um. Während das Echo des Knarzens in der großen Halle widerhallte, begutachtete Ingvi den Jungen, der sich durch die Öffnung auf ihn zu bewegte. Es war der blonde Shinobi aus dem Shiroverbund, sein Blick auf das Schwarzhaar gerichtet, aber auf Ingvi machte er nicht den Eindruck großer Entschlossenheit. Woran das wohl lag? An Sorge? An fehlendem Willen? Oder auch nur an Ingvis schlechter Menschenkenntnis? So oder so standen sie sich nun gegenüber, den halben Raum zwischen ihnen, und ihre Augen trafen einander. „... Rutako Ingvi“, meinte Ingvi ruhig, starrte mit seinen eisig blauen Augen seinen Kontrahenten an. Seine rechte Hand ruhte entspannt auf dem Griff seines Katana Kurohime. „Der Regen aus der Stadt der Sonne... bist du... mein Gegner?“ Seine Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen. Das war keine wirkliche Frage – es war offensichtlich. Dennoch wollte er sehen, wie der Blondschopf reagieren würde, ob er reagieren würde, oder ob er einfach einen Angriff starten würde. So oder so stand für den Rutako fest, wie das hier enden würde... eine Niederlage? Unvorstellbar.
Eisig musterte er Mura. In seiner linken Hand spürte er ein vorfreudiges Kribbeln. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern...
 

Kiyama Mura

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Muras Herz pochte. Wer oder was würde ihn erwarten? Zischend atmete der Kumonin Luft ein, die er aber wenige Augenblicke später enttäuscht ausatmete. Seine Körperspannung ließ für einen Moment nach, während sich der Kiyama selbst einen Deppen schalt. Er hatte die kleine Vorhalle der Kathedrale komplett vergessen, an dessen Seiten links und rechts weitere Türen abgingen. So stark auf den entscheidenden Kampf fixiert, hatte er den Aufbau des alten Gebäudes schlicht und ergreifend vergessen. Dabei war er doch erst vor wenigen Stunden erst hier gewesen.
Was war er doch ein Idiot. Peinlich berührt hoffte der junge Shinobi, dass keiner der ihn sicherlich beobachtenden Prüfer seine Miene und überraschte Reaktion gesehen hatte. Nach der Ermahnung durch die Examensleitung wollte er nicht schon wieder in ein negatives Licht gerückt werden. Zügig machte er deshalb einen Schritt in das Gebäude, um sofort nach wenigen Metern alarmiert stehenzubleiben. Er sollte vorsichtig sein. Wäre er selbst in der angenehmen Situation, vor seinem Kontrahenten diesen Ort erreicht zu haben, hätte er sicherlich die Gelegenheit am Schopf gefasst und zur Begrüßung die ein oder andere Falle hinterlassen. Dass auf genau diese Idee wenige Stunden zuvor Sakkaku Hebi gekommen war, konnte Mura ebenso wenig erahnen wie die Tatsache, dass die Examensleitung diese kurz vor dem finalen Aufeinandertreffen der beiden Chuuninanwärter entfernt hatte. So bewegte sich der Kiyama mit größter Vorsicht durch die Vorhalle, ehe er ein zweites, merklich kleineres Tor erreichte und ein ziemliches Déjà-vu erlebte. Wieder stockte dem Kiyama der Atem, wieder verspürte er dieses Kribbeln im Bauch, wieder jeder Muskelstrang seines Körpers zum Zerreißen gespannt. Der Kumonin griff nach der Klinke…

Natürlich. Es musste Ruatako Ingvi sein, der ihn hier in der Kathedrale erwartete. Ohne dass es der Shinobi und künftige Kontrahent wirklich beabsichtigt hatte, war er für den Kiyama zu dem entscheidenden Dreh- und Angelpunkt dieses Examens geworden. Erst sollte er dem Soranin ans Leder gehen, weil dieser den für Muras Weiterkommen so wichtigen Button am Körper trug, und nun, weil sie als Gegner aufeinandergehetzt wurden. Ob er wollte oder nicht: Dieser junge Shinobi stellte in jeder Hinsicht Muras finales Hindernis dar, das es auf dem Weg zum Chuunintitel zu überwinden galt.
Interessiert musterte daher der Kumonin seine Nemesis. Er wollte wissen, mit wem er es da zu tun hatte, lag doch die letzte Begegnung der beiden Ninjas einige Zeit zurück und war kaum mehr als eine flüchtige gewesen. Zum Glück des Kiyamas gab ihm der „fremde“ Soranin diese Gelegenheit zum Mustern, stellte er sich doch vor und machte auch sonst keine Anstalten, den Kampf überhastet anzugehen. An sich ein in Muras Augen sehr sympathischer Zug. Schließlich war ein Duell ohnehin unausweichlich, den einen oder anderen Moment des Sammelns konnte da ja nicht schaden. Dass diese Handlungsweise aber keineswegs auf Naivität und damit auf einen für Shinobi vollkommen unpassenden Charakterzug zurückzuführen war, zeigte sich sofort an der angespannten Haltung des Rutakos. Wachsam beäugte dieser den Kiyama, während eine Hand auf dem Knauf seiner Waffe ruhte.
Ein Taijutsuka?!? Muras These wurde durch die muskulöse Statur des Soranins, die auf ein regelmäßiges körperliches Training zurückzuführen war, bestätigt. Er sollte vorsichtig sein. Obwohl man häufig glaubte, dass Nahkämpfer häufig den Weg geradeheraus und ohne große Varianz wählten, wusste er nur zu gut aus eigener Erfahrung, wie irrig dieser Glaube doch war. Eine Hyuuga Mari oder Michiyo Kumiko hatte immer ein Ass im Ärmel und dachte zwei oder drei Schritte im Voraus. Tat dies sein Gegenüber gerade auch? Mura konnte nur vermuten, dass es hinter der Stirn des Rutakos arbeitete. Welche Pläne er wohl ausheckte oder -schlimmer noch- ausgeheckt hatte...? Der Kiyama nahm sich vor, seinen Kontrahenten bei Möglichkeit nicht an sich heranzulassen, gleichzeitig aber die eine oder andere Möglichkeit zu finden, erste Einblicke in die Fähigkeiten seines Kontrahenten zu bekommen.
Doch nun galt es, erst einmal die Begrüßung Ingvis zu erwidern. Mura legte ein kurzes und recht künstliches Lächeln auf, als er sich leicht vor dem Soranin verbeugte.
Guten Tag! Mein Name ist Kiyama Mura. Ich glaube, wir haben einander schon einmal getroffen. Ich denke mal, dass die beiden Namen Teysaru und Yukiko… auch bei dir nicht gerade die besten Erinnerungen wecken.
Das war doch jetzt mal ein Wink mit dem Zaunpfahl, oder?
Und Hey… es ist in Ordnung, wenn du dich für das schwarze Schaf deiner Fraktion hältst. Ich bin nur überrascht, dass du mir so etwas anvertraust. Ich fühle mich geehrt.
Noch einmal verbeugte er sich vor Ingvi. Was hier gerade los ist? Tja, der gute Kiyama, der keine Ahnung von dem Lebensweg und der Ausdrucksweise seines Gegenübers hatte, hatte die Anmerkung des Soranin vollkommen falsch verstanden. So glaubte er, dass dieser ihm gerade gestanden hatte, sich selbst als dunklen Fleck und damit als Makel seines Dorfes zu sehen. Mura, der sich einerseits geehrt fühlte, so ins Vertrauen gezogen worden zu sein, andererseits aber irritiert war über die plötzliche Offenbarung, wusste nicht so ganz, wie er auf die Situation reagieren sollte und flüchtete sich in seine gute Erziehung und einem förmlichen Dankeschön.
Doch dann erhob sich der Kiyama aus seiner Verbeugung, während sich seine Miene verhärtete.
Ich denke, du kannst es auch kaum erwarten, oder? Dann lass uns anfangen!
Mura, der in der Zwischenzeit einige Schritte in die Kathedrale getätigt hatte und auch bis dahin keine Körperspannung gezeigt hatte, unternahm eine schnelle Bewegung zur Seite, während er in einer fließenden Bewegung zwei Shuriken zückte und mit diesen den Soranin attackierte.
Das Startsignal für das finale Duell zwischen Ingvi und Mura war gegeben worden.
 

Rutako Ingvi

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Mura...?“ Mit einer gewissen Überraschung betrachtete Ingvi den Shinobi, dem er gegenüberstand. Jetzt, wo er es sagte... stimmt, da waren ein paar Übereinstimmungen. Die Haarfarbe war etwa die gleiche, und er war ziemlich groß, wirkte nicht zu schwächlich... aber trotzdem, Mura? In Ingvis Erinnerung hatte er kürzere Haare und machte allgemein einen viel helleren Eindruck... Seine Augen zogen sich zusammen. Es gab keinen Grund, ihn anzulügen, und niemanden, der die Verbindung zwischen den beiden kannte. Die einzige Möglichkeit wäre ein Prüfer, der die beiden schon beim letzten Mal beobachtet hätte, aber der würde versuchen, sich näher an das Bild anzupassen, an das Ingvi sich erinnerte... Also war das hier wohl der echte Mura? „Ich hatte mich schon gewundert... wieso du nicht beim Examen bist...“, meinte das Schwarzhaar, vollkommen ignorierend, dass der Kumo-Nin sich über seinen Titel lustig machte. So zumindest nahm er es auf – wer konnte denn ahnen, dass Mura ihn tatsächlich falsch verstand? „Du hast dich... ganz schön verändert...“, beendete Ingvi diesen lauten Gedanken und nickte leicht, als der Kiyami vorschlug, dass sie beginnen sollten. Was das anging, lagen die beiden auf einer Wellenlänge.
In dem Moment, in dem Mura sich in Bewegung setzte, löste Ingvi die Hand vom Griff seines Schwertes und stob zur Seite, um dem ersten Angriff zu entgehen. Dieser Angriff stellte sich als der Wurf zweier Wurfsterne heraus, die an der steinernen Wand des Gebäudes abprallten, während der Rutako sich hinter einer Bank duckte. Er befand sich jetzt auf der linken Seite des Raumes, nahe dem Altar, während Mura sich auf die rechte Seite bewegt hatte... Nun gut, damit ließ sich arbeiten. Die Deckung der Bank hinter sich lassend, wagte der Rutako den Sprung nach oben, um sich dort zwischen den Balken zu bewegen. Seine linke Hand streifte im Vorübergehen einen der Balken auf der linken Seite, hinterließ dort ein Explosionssiegel, während er weiter preschte. Wenn er es schaffte, Mura unter dieses Siegel zu locken, konnte er ein ganzes Stück Dach in Richtung des Blondschopfes fallen lassen... Bei dem Zustand des Holzes war das vermutlich nicht tödlich, aber es dürfte schmerzhaft enden und eine sehr gute Eröffnung schaffen, um den Kampf zu beenden. Soweit zumindest die Theorie.
Ohne zu stoppen lief Ingvi weiter über die Balken, schlug eine scharfe Kurve, um auf die rechte Seite des Raumes zu wechseln, und endete dann einen seiner Schritte nicht sanft, sondern indem er mit einigem am Kraft auf das Holz aufstampfte. Wie erwartet, brach das ohnehin nicht zu starke Holz unter ihm weg und ließ ihn, zusammen mit zwei größeren Stücken Holz, hinab fallen auf den Grund, zwischen die Bänke nahe Muras Position. In der Bewegung warf er gleich noch ein paar Kunai in Richtung seines Gegners, aber er ging nicht davon aus, dass dieser sich so einfach treffen ließ – es war mehr eine kurze Ablenkung, die der Rutako nutzte, um sich zwischen den Bänken auf ein Knie zu senken und, vor fremden Blicken geschützt, Fingerzeichen zu formen. Sein Chakra sammelte sich, sein Mund lief voll, seine Wangen dehnten sich, ehe er den Mund öffnete und den Sirup klatschend auf den Boden fließen ließ, damit dieser sich schnell um ihn ausbreiten würde. Natürlich hatte Mura gesehen, wo er gelandet war, also wusste er, wo er hin musste, um Ingvi zu erwischen. Wenn er kam, dann war dieses Jutsu das perfekte Willkommen – das Mizuame Nabara. Dieser sirupartige Schleim würde den Jungen festhalten und nicht wieder frei lassen, was ihn zu einem einfachen Ziel für Ingvi machen würde. Und selbst, wenn er nicht direkt hereinlaufen sollte, bestand die Möglichkeit, dass er im übrigen Verlauf des Kampfes noch an dieser Stelle landen könnte – die Kunst hielt immerhin drei Stunden lang problemlos an...
 

Kiyama Mura

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Natürlich hatte Mura nicht damit gerechnet, dass seine recht plumpe und geradlinige Attacke auch nur im Entferntesten etwas erreichte. Vielmehr hatte der Kiyama in Erfahrung bringen wollen, wie sein Gegenüber auf die Attacke reagierte. Interessiert beobachtete er daher die Bewegungen seines Gegners, die ihn doch sichtlich überraschte. Der Rutako war ganz schön schnell. Aber was hatte er auch anderes erwartet. Schließlich hatte er selbst ja schon die These gehabt, dass er es hier mit einem Taijutsuka zu tun hatte. Die große Eleganz und Schnelligkeit, mit denen sich dieser durch das alte Gemäuer bewegte, waren trotzdem definitiv beeindruckend. So verlor der Kumonin den gegnerischen Soranin sogar für einen kurzen Moment aus den Augen, als dieser eine überraschende Bewegung tätigte und sich über die Dachbalken der Kathedrale bewegte. Was sein Gegner da oben vorhatte, konnte er nur erahnen, Mura fürchtete aber das Schlimmste.
Vor allem war er sich aber bewusst, dass er seinem Gegenüber nicht die Initiative überlassen durfte. Stattdessen gab ihm der Ausflug des Rutakos die Gelegenheit, selbst ein Jutsu vorzubereiten. Gerade erst war der Rutako in den höheren Gefilden verschwunden, als der Kiyama seinerseits zwei kleine Schriftrollen mit der einen Hand herausfischte und mit der anderen ein Explosionssiegel zückte. Letzteres heftete er an die Bank links von sich.
Warum?
Mura dachte im Kampf recht ähnlich wie der Rutako. Eine Falle hier und da konnte nicht schaden und sich im weiteren Kampfverlauf als nützlich erweisen. Außerdem hatte der Kumonin keine Ahnung, an welcher Stelle sein Gegenüber die Dachbalken verlassen würde. Dies war vor allem deshalb prekär, da sein eigentlich geplantes Jutsu zwar nicht ewig lange, aber doch eine gewisse Zeit der Vorbereitung benötigte.
Doch obwohl Mura sich wirklich beeilte, kam er zu spät und verpasste knapp den richtigen Zeitpunkt für sein Jutsu. Denn gerade in dem Moment, wo Ingvi die Dachbalken verließ und damit dem Kiyama ein offenes Ziel bot, hatte der Kumonin erst die benötigten Fingerzeichen gebildet, um dann in einem dichten, weißen Nebel zu verschwinden. Die Bank als Trethilfe nutzend schoss Mura nach oben, während der Nebel um ihn herum die Gestalt zweier Drachen einnahm. Ja, Soushouryu war wirklich ein Jutsu, nach dessen Einsatz sich der Kiyama ein wenig gesehnt hatte. Erst im Vorfeld dieses Examens, und eigens dafür, hatte er dieses Jutsu beherrschen gelernt und nun war endlich der Moment für seinen Einsatz gekommen. Muras Hände bewegten sich über die Rollen und schon befanden sich die ersten Geschosse in seinem Besitz. Damit ließ der junge Kumonin ein wahres Feuerwerk auf den Soranin niedergehen. Mura musste sein ganzes Geschick aufbieten und dennoch ging ein guter Teil seiner Geschosse vollkommen fehl. Innerlich fluchte der Kiyama, merkte er doch, dass er noch an der Durchführung seines Jutsus arbeiten musste. Ohnehin machte es ihm sein Gegenüber nicht gerade leicht, hatte dieser sich doch hinter einer Bank in Sicherheit gebracht. Hätte sich Mura nicht in die Lüfte begeben, er hätte nicht einmal ein Ziel gehabt. So aber konnte er durch die erhöhte Sichtlinie für kurze Zeit einen Teil des Kopfes sowie des Oberkörper seines Kontrahenten als Ziel ausmachen. Mura, der sich vollkommen auf die Durchführung seines Jutsus konzentrieren musste, konnte nicht sehen, wie effektiv seine Attacke war. Doch waren wir mal ehrlich: Er erwartete gar nicht irgendwelche großartigen Treffer, vielmehr setzte er auf den zweiten, weitaus unvorhersehbareren Teil seines Angriffes, wenn er denn aus seiner Deckung hervorkommenden Ingvi mit einer durch Drähte geführten Attacke zu überraschen erhoffte. Zumindest in der Theorie...
Noch ehe seine Füße wieder den Boden erreichten, schaute er sehnlichst zu dem Rutako.
Komm schon. Mach den Fehler und zeig dich.
 

Rutako Ingvi

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Auch, wenn er sich auf sein Jutsu konzentrierte... es war Ingvi unmöglich, nicht zu bemerken, dass sein Gegner plötzlich in die Luft aufstieg und sich somit als perfektes Ziel präsentierte. Als er einen genaueren Blick auf dieses Ziel warf, erkannte er allerdings auch schnell die Schriftrollen, die sich um ihn herum aufschlugen... Das war kein achtloser Sprung, das war definitiv die Vorbereitung von irgendeiner Art von Jutsu. Augenblicklich stoppte Ingvi den Fluss von Sirup aus seinem Mund, rutschte näher an die Bank vor ihm heran, um seinen eigenen Schutz zu maximieren, und griff gleichzeitig – zur Sicherheit – noch nach einem Kunai aus seiner Waffentasche. Seinen Blick ließ er keinen Moment von seinem Gegner abschweifen, als dieser plötzlich seine eigenen Waffen in der Hand hielt und damit begann, diese auf ihn zu werfen. Diese Technik war dem Rutako bisher noch gänzlich unbekannt. Er kannte natürlich Schriftrollen und Wurfwaffen, aber diese Art von massenhaftem Beschuss war völlig neu für ihn. Es war wirklich gut, dass er eine geschützte Position eingenommen hatte, und es gereichte ihm auch zum Vorteil, dass Mura offenbar noch nicht ganz so geübt darin war, mit so vielen Waffen zu zielen. Während einige der Waffen an seinem steinernen Schild abprallten und einige anderen ihn simpel verfehlten, musste Ingvi sich einfach darauf konzentrieren, sicherzustellen, dass keine von den übrigen ihn erwischte. Das hätte vermutlich auch sehr gut funktioniert... wären es nicht ganz so viele.
Mit dem Kunai in seiner Hand schaffte Ingvi es, die gefährlicheren Angriffe abzublocken, doch schon nach wenigen Sekunden durchdrang ein Wurf seine Verteidigung, dann ein zweiter. Während die ihn noch knapp verpassten, merkte er bei einem der nächsten Messer, dass er richtig ausweichen musste, damit es noch zwischen seinem Kopf und seiner Schulter an ihm vorbeihuschte... und dann war seine Abwehr gebrochen. Gleich darauf spürte er, wie sich schmerzhaft etwas in seine linke Schulter senkte, gleich darauf zog eine weitere Waffe nur knapp an seinem rechten Arm vorbei und verursachte einen oberflächlichen Schnitt auf seiner freigelegten Haut. Die Zähne leicht zusammenbeißend, wich der Rutako ein Stück zur Seite aus, um aus dem momentanen Zentrum des Angriffs zu entkommen, und bemerkte, dass Mura bereits dabei war, wieder zu sinken... Diese Technik setzte also zwar auf Masse, nicht jedoch auf Zeit. Hätte Ingvi sich zu Anfang in einer weniger vorteilhaften Position befunden, hätte er vermutlich wesentlich mehr Schaden davongetragen... so hatte er hier und da ein paar Schnitte und außer dem Messer in seiner Schulter keine wirklich störenden Verletzungen. Und dafür, dass der Angriff so eine große Gefahr darstellte, befand sich der Anwender jetzt, wo er geendet hatte, in einer großen Eröffnung, die ein Gegner sehr einfach öffnen konnte... und Ingvi würde sie nicht verstreichen lassen. Seine rechte Hand riss das Kunai geradezu aus seinem Arm, jede Art von Schmerz ignorierend, und wäre er jetzt etwas weniger auf Mura und etwas mehr auf die Waffe fokussiert, wäre das der Moment, um zu merken, dass an dem Wurfmesser ein Draht hing. Dieser Moment verstrich, und Ingvi stürzte aus seiner Deckung hervor, warf das Messer zurück in Richtung Mura und stürmte selbst direkt hinterher, um ihm einen Schlag zu verpassen. Was das Schwarzhaar dann allerdings aus dem Tritt brachte, war eine Handbewegung des Kiyama. Sie schien so sinnlos, als würde sie nichts bewegen können in dieser Situation, und gleichzeitig ertönte hinter Ingvi ein leises Klirren... Verflucht! Er war mitten in die Falle gelaufen! Er hörte schon das leise Schwirren hinter sich, während sein Chakra sich sammelte und seine Hände zu Fingerzeichen zusammenfanden.
In einem Moment gruben sich die Waffen in den Shinobi.
Im nächsten ging all das in weißen Rauch auf.

Innerlich fluchend, fasste Ingvi die Situation innerlich noch einmal für sich zusammen. Während er selbst noch nichts wirklich erreicht hatte, hatte Mura ihn schon zweimal mit dieser Technik erwischt... hätte ihn dieser zweite Angriff voll erwischt, dann hätte er jetzt ernsthafte Probleme, diesen Kampf noch weiterzuführen. Glücklicherweise hatte er zuvor dafür gesorgt, dass zwei Teile dieser Balken in der Gegend herumlagen, denn auch, wenn das Kawarimi no Jutsu schon von Akademieschülern beherrscht wurde, war es wirklich hilfreich, dass einer von diesen Holzklötzen jetzt an seiner Stelle gefüllt mit Wurfwaffen auf dem Boden der Kathedrale lag. Dennoch hatte er etwas zu spät realisiert, was los war... er spürte, wie eine warme Flüssigkeit sanft seinen Rücken herablief. Ein paar der Kunai hatten ihn wohl gerade noch getroffen...
Momente nachdem ein gewisses Stück Holz von gewissen Stücken Metall durchbohrt worden war, tauchte die Gestalt des Rutako wieder auf, sprang hoch in die Luft, während seine beiden Hände sich flink ineinander verschnürten und wieder öffneten. Chakra füllte seinen Mund, kurz darauf Wasser, und dann schoss er es auch schon ab: „Teppoudama!“ Das Wassergeschoss mittlerer Stärke schoss aus der Luft hinab in Richtung Muras, doch wieder nutzte Ingvi nur eine Ablenkung... die tatsächliche Gefahr war das kleine Behältnis, das direkt hinter der Kugel aus Wasser durch die Luft segelte und kurz darauf in grellem Blitzlicht aufging. Der Rutako landete, mit geschlossenen Augen, um nicht von seiner eigenen Blendgranate beeinträchtigt zu werden, und zog schnell vier Kunai aus seiner Tasche hervor. Die Eigenschaften seiner Waffen kennend, öffnete er die Augen, kaum dass der Blitz vergangen war, und nach kurzem Blick auf die Situation warf er all seine Wurfmesser in Richtung seines Gegners. Gleich darauf verschwand er auch wieder hinter einer der Bänke – er musste nicht unbedingt im Freien stehen, wenn die vier Explosionssiegel in die Luft gingen...
 

Kiyama Mura

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Mura hatte für einen kurzen Moment die Gelegenheit, sich das Ergebnis seines Feuersturmes anzusehen und zu beurteilen. Immerhin war es ihm gelungen, vier Salven während seiner Flugphase auf den Gegner niedergehen zu lassen. Im Prinzip konnte er ganz zufrieden sein. Selbst im Rahmen seines Trainings und damit unter weitaus besseren Bedingungen war es ihm nur in den seltensten Fällen gelungen, auch eine fünfte, dann aber meist ziemlich kläglich ausfallende Salve loszulassen. Mehr durfte er nicht erwarten.
Und doch…
Der Kiyama verspürte ein flaues Gefühl in der Magengegend. Er stand da, seine Finger mit Draht umwickelt und wusste nicht so recht, ob die Durchführung dieses Angriffes so intelligent gewesen war. Nervös strich er sich über die Lippen. Dieser Angriff hatte ihn viel Kraft gekostet und gehörig an seine Chakrareserven gezehrt. War es wirklich eine gute Idee gewesen, so früh diese Attacke einzusetzen? Zweifel stiegen in dem Kiyama auf, der sich innerlich selbst verfluchte. Er hätte sparsamer mit seinen Kräften umgehen sollen, schließlich hatte er bereits einige beschwerliche Stunden hinter sich gebracht und war nur mit Mühe den Hinterhalten seiner Kontrahenten entkommen. Das Adrenalin, all sein Grübeln über sein laut Examensleitung schlechtes Abschneiden und die Nervosität vor dem bestehenden Kampf hatten es ihn nicht merken lassen, aber er war bei weitem nicht mehr auf der Höhe seiner Kräfte.
Wenn das jetzt schief gegangen ist…
Mura hatte den Gedankengang nicht beenden können, als Ingvi verhältnismäßig ungeschoren aus seiner Deckung hervorschoss und ein Geschoss des Kiyamas postwendend zu diesem zurücksandte. Der Kumonin sah das Geschoss kommen, hätte eigentlich alle Zeit der Welt gehabt um ihm zu entkommen und musste sich doch treffen lassen. Denn nur in diesem kurzen Moment war der Rutako angreifbar und abgelenkt. So zog Mura mit aller Kraft an den Drähten, die mit all seinen Wurfgeschossen verbunden waren, die auch prompt auf seinen Kontrahenten zuschossen. Doch wieder konnte sich sein Gegner der Attacke entziehen. Mit einem Knall und einem weißen Nebelhauch verschwand der Soranin. An seiner Stelle konnte der Kiyama ein Stück Holz ausmachen, auf dem seine Waffen aufschlugen oder daran vorbeiflogen. Im gleichen Moment musste Mura seinen linken Arm hochreißen, um sein Gesicht vor der Attacke des Rutakos zu bewahren. Dieser Reflex schützte zwar lebenswichtigere Organe, sorgte aber dafür, dass sein Unterarm von dem Wurfgeschoss durchbohrt wurde. Ein schmerzhaftes Zischen entfloh den Lippen des Kiyamas. Mochte er auch schon mehr als einmal von Waffen getroffen und verwundet worden sein, jeder Verletzung ließ ihn noch immer zusammenzucken.
Doch Mura durfte keine Zeit verlieren und rannte unversehens nach rechts los. Während er nämlich noch mit Tränen verschleierten Blick das in seinem Körper steckende Wurfgeschoss betrachtet hatte, hatte er eine weitere Qualmwolke aus den Augenwinkeln ausmachen können. Ingvi war zurück und beabsichtigte, sich nun für die zuvor erlittenen Treffer zu revanchieren. Keine Zeit ließ dieser verstreichen und feuerte seinerseits eine Attacke ab. Mit vor Schrecken weit aufgerissenen Augen realisierte der Kumonin, dass es sich dabei um eine elementare Attacke in Form einer großen Wasserkugel handelte. Mit einem Hechtsprung brachte sich Mura in Sicherheit.
Keinen Moment zu spät.
Die Wasserkugel traf mit solcher Wucht die Bank neben ihm, dass ein großer Teil der Sitzgelegenheit schlicht und einfach zerschmettert wurde. Scharfe Holzsplitter schossen dem Kumonin um die Ohren und hinterließen Kratzer in Gesicht und den Armen. Am schlimmsten aber war, dass Mura auf seinen durch den Kunai verletzten Arm gefallen war, worauf sich das Geschoss weiter in seinen Körper gebohrt hatte.
Er hatte keine Wahl. Die Zähne zusammenbeißend riss er sich die Waffe aus dem Arm…
Argh... Schei… Mura schlug mit dem rechten Arm auf den Boden, während Tränen seine Wangen herabliefen. Das würde ihm der Soranin büßen. Genau in dem Moment ging die Leuchtkugel seines Gegners los. Obwohl er noch immer auf den Boden starrte, tanzten bunte Lichtpunkte vor seinen Augen.
Er hatte wirklich Glück gehabt. Ingvi hatte es zu gut gemeint und die Attacken zu schnell aufeinanderfolgen lassen. Sonst hätte ihn die Blendgranate voll erwischt. Wie groß aber sein Dusel war, erkannte Mura wenige Augenblicke später. Schnaufend hatte er sich gerade erst auf seinen Rücken gedreht, als er die nächste Angriffswelle seines Gegners erblickte: Mit Explosionssiegel versehene Kunai.
Der Soranin machte wirklich ernst. Mit rudernden Armen und Beinen, die verzweifelt Halt auf dem glatten Boden der Kathedrale suchten, versuchte der Kumonin, Platz zwischen sich und dem Explosionsradius der Waffen zu bringen. Ohne jede Eleganz schlitterte er über den Boden und schaffte es doch nicht, sich ausreichend in Deckung zu bringen. So traf ihn die Wucht des Angriffes, riss ihn von den Füßen und schleuderte ihn mehrere Meter weit durch die Kathedrale. Die Zerstörungskraft der vier Kunai war enorm. Bankreste flogen durch die Gegend, Säulen krachten ein, ja sogar eine Wand der Kathedrale gab unter der Wucht nach und stürzte in sich zusammen.
Was das für die Statik des schweren Gebäudes konnte Mura nicht sagen, vor allem wenn man bedachte, dass die Kathedrale durchaus schon einige Jahre auf dem Buckel hatte.
Doch sind wir mal ganz ehrlich: Mura hatte gerade andere Sorgen.
Stöhnend lag dieser nämlich hinter einer Säule am Boden und schaffte es nur mit Mühe, sich hinter dieser wieder aufzurichten. Mit einem Ruck entfernte er den Blut getränkten Stoff seines linken Unterarmes. Die Wunde war tief und blutete stark. Er musste die Stelle schnell abbinden, wollte er nicht riskieren, zu viel Blut zu verlieren. Kalter Schweiß lief ihm die Stirn herab, während er das durch die große Explosion entstandene Chaos nutzt, um sich rudimentär zu versorgen. Wenn er doch wie Hiragana Kayros oder Sakaida Mai nur ein bisschen mehr von Medizin verstehen würde…
Schutzlos war er jeglicher Attacke ausgeliefert und hatte doch nur eine Stelle seines mit Wunden übersäten Körpers versorgt.
Wenn Ingvi mich in dieser Situation findet, bin ich geliefert.
Doch was sollte er nur tun?
 

Rutako Ingvi

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Das laute Geräusch seiner explodierenden Kunai stellte den Rutako sehr zufrieden, der sich wieder in einer sicheren Position hinter die Bänke gekauert hatte, die dem Altar wohl am nächsten waren. Vorsichtig lugte er über die Rückenlehne der Sitzgelegenheit hinweg, um zu sehen, was er angerichtet hatte, und das Ergebnis sah ziemlich zufriedenstellend aus. Während sich der Staub legte, zeigte sich, dass sich das Kampffeld ziemlich abgeflacht hatte und dementsprechend wohl einige der Hindernisse in viele kleine Teile aufgegangen waren, die wohl mit einigem Verletzungspotenzial durch den Raum geflogen waren. Eine Sache gab es jedoch, die ihn dazu brachte, die Stirn zu runzeln: Wo war Mura? Der Blondschopf befand sich nicht in Ingvis Blickfeld, was sehr irritierend war; hätte er nicht geblendet und voll erwischt werden sollen? Dann würde er immer noch inmitten des Ganges liegen und ein einfaches Ziel abgeben... War er etwa entkommen? Konnte es sein, dass Ingvi die übrigen Genin... unterschätzt hatte?
Nein... er schüttelte den Kopf. Unmöglich, dass einer von ihnen es mit ihm aufnehmen konnte! Mura hatte wohl Glück gehabt, mehr nicht! Er musste sich hinter den Überresten der Säulen oder den übrigen Bänken verstecken, oder vielleicht hatte er es auch noch schnell geschafft, aus dem Raum zu türmen und die Tür als Schild zu verwenden. So oder so wäre es jetzt aber eine schlechte Idee, einfach loszustürmen – der Kiyama hatte es schon einmal geschafft, den Rutako zu überraschen, und er hatte vermutlich nicht sein größtes Ass gleich zu Beginn des Kampfes verbraucht in einer Situation, die für ihn nachteilig war, also hatte er vermutlich noch einen Trick auf Lager. Normalerweise hätte das Schwarzhaar es ja darauf ankommen lassen, aber hier, bei einem Test, war es wohl besser, einen kühlen Kopf zu behalten... Vielleicht sollte er einfach versuchen, die Kampfsituation für sich selbst vorteilhafter zu gestalten? Das klang gar nicht schlecht. Er formte also Fingerzeichen und legte seine Hände auf den Boden, aus dem kurz darauf Wasser drang. Das funktionierte zwar allgemein an Orten, die tatsächlich Grundwasser besaßen, wesentlich besser als auf Gestein, aber in diesem Fall hatte er nicht wirklich eine Wahl. Hauptsache, er konnte sein Ninjutsu vorbereiten...

Der Nachteil des Suiryô no henka shiyasui war wohl, dass das Wasser sich ausbreitete, als käme es aus einer echten Quelle – es quoll aus dem Boden und floss zu den Seiten hinweg, der Mittelpunkt leicht zu orten anhand der kleinen Wellen im Wasser, als hätte jemand einen Stein hineingeworfen. Vermutlich war das der Grund, warum es Mura so leicht fiel, ihn aufzuspüren und neben den Bänken aufzutauchen – aber das war in Ordnung. Der Rutako kannte die Schwachstellen seiner Techniken, war also bereit, sofort die Hände vom Boden zu reißen und aufzuspringen, und noch ehe er auf dem Boden aufkam, lag seine linke Hand an seinem Schwertgriff. Als er dann jedoch landete, lockerte sich sein Griff plötzlich und er sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein – verdammt, was war das für ein Schmerz? Hätte er nach unten gesehen, könnte er wohl den Schnitt an seinem Knöchel entdeckt, den er wohl zuvor davongetragen hatte, als er zwischen Unmengen an Waffen das Jutsu des Tausches ausprobiert hatte. Für einen Blick nach unten war jetzt aber wirklich nicht die richtige Zeit, denn von vorne kam eine ganze Barrikade an Shuriken auf ihn zu. Glück im Unglück – ohne die Verletzung wäre er wohl mitten in den Angriff gerannt. Schnell reagierte er, brachte erst einmal Abstand zwischen sich und die Waffen, machte einen Sprung zurück, landete rechts, machte noch einen, landete links – sss! Verfluchter Knöchel! Gerade so sein Gleichgewicht haltend, schaffte Ingvi es nicht mehr, den Shuriken auszuweichen, und riss sich die Arme vor das Gesicht, um den schlimmsten Schaden abzuwehren.
Der schlimmste Schaden hatte in diesem Fall allerdings nichts mit den Wurfsternen zu tun, die simpel durch den Körper des Rutako hindurch glitten. Stattdessen handelte es sich um einen Sprungtritt, mit dem Mura die Distanz zu seinem Gegner überwand und diesem die Luft aus den Lungen jagte, als er direkt den Magen Ingvis traf. Kalt erwischt ließ Ingvi seine Verteidigung sinken, wollte in den Angriff übergehen, doch sein Gegner ließ ihm keinen Atem, folgte sofort mit einem kräftigen Tritt direkt ins Gesicht, der wiederum nur die Vorhut von einem nicht minder kraftvollen Kick gegen seine Brust darstellte. Ingvi, dessen Nase von der nicht gerade sanften Behandlung leicht zu bluten begann, stolperte einen Schritt zurück, sicherte dann jedoch schnell seinen Stand und unterbrach die Kombo Muras mit seinem Kote Kitae. Da er gerade ohnehin kaum Luft im Körper hatte, spannte er seine Muskeln einfach an, sodass die Adern an seinen Armen hervortraten, und starrte den Blondschopf einfach aus wütenden Augen nieder, während dessen nächster Angriff kaum gespürt an ihm vorüber ging. So bot sich die perfekte Gelegenheit für einen Konter, als der Kiyama sein Bein zurückzog, und sofort schlug Ingvi zu, ließ kraftvoll seine rechte Faust vorschnellen. Sein Gegner bewies an dieser Stelle Geschick, wich aus, doch sofort setzte Ingvi mit einem Schritt nach und ließ sein linkes Bein zu einem Kniestoß nach oben schnellen, zielte auf den Magen Muras, nachdem dieser seinen ja auch direkt attackiert hatte. Er wollte also in den Nahkampf gehen? Das konnte er gern haben...
 

Kiyama Mura

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Mura sollte tatsächlich ein wenig Glück haben. Ingvi hatte ihn scheinbar für den Moment aus den Augen verloren und gewährte ihm somit die Möglichkeit, sich etwas intensiver um seine Wunden zu kümmern. Mit den Zähnen und seiner einzigen freien Hand zog er einen Verband fester, den er improvisiert aus seinem Stück seines Hemdes gewonnen um die schwer blutende Stelle am Arm gewickelt hatte.
Stöhnend lehnte er sich zurück an die Säule, die ihn bisher vor den Blicken des Rutakos verborgen hatte. Schweißperlen liefen sein Gesicht herab, das jede Farbe verloren hatte. Nachdem die Welle des Schmerzes abgeebbt war, betrachtete Mura abschätzend sein Werk. Ein Meisterstück war das beim besten Willen nicht geworden, aber immerhin war die Blutung vorläufig gestoppt. Mehrfach ließ er sein Handgelenk kreisen und bewegte den Arm prüfend hin und her. Noch viele dieser Treffer würde sein Körper nicht aushalten, vorerst aber sollte es reichen.
Zögernd erhob sich der Kiyama und lugte hinter der Säule hervor. Der Rauch hatte sich allmählich gelegt und so konnte Mura einen Blick auf die große Säulenhalle werfen. Die Zerstörungen, die Ingvi mit seiner Attacke angerichtet hatte, waren enorm. Im Endeffekt konnte er wirklich froh sein, dass ihn die Druckwelle erfasst hatte. Denn an der Stelle, wo er noch vor wenigen Augenblicken gestanden hatte, lagen jetzt nur noch Trümmerteile. Nicht nur Bänke… nein, ganze Säulen waren einfach hinfortgerissen worden. Die Nackenhaare des Kiyamas stellten sich auf, als er erkannte, wie knapp er nur schwereren Verletzungen entgangen war. Zwar hatte auch der Flug quer durch die Halle seine Spuren hinterlassen, aber es war ein Preis, den er beim Anblick dieser Zerstörung gerne bezahlt hatte. Außerdem konnte er sich nun sogar mit Hilfe der umgestürzten Bänke und Trümmerstücke dem Zentrum der Halle ungesehen nähern.

Stetig arbeitete er sich vorwärts, während er sich nervös mit der Zunge über die Lippe fuhr. Die eintretende Stille und vor allem die Tatsache, dass er selbst auch keine Ahnung hatte, wo sein Kontrahent lauerte, zerrten an seine Nerven. Da Mura über den Boden kroch, bot er ein vollkommen schutzloses Ziel, wenn ihn der Soranin zuvor fand. Was dann passierte, wollte sich der Kiyama gar nicht erst ausmalen.
Schließlich war es eher ein glücklicher Umstand als wirkliches Können des Kiyamas, der das Versteck des Rutakos auffliegen ließ. Wie schon zuvor mit der Blendgranate war es der Übereifer, der dem Rutako einen Strich durch die Rechnung machen sollte. Denn das sich stetig ausbreitende Wasser eines Jutsus verriet Mura die Position seines Kontrahenten. Doch der Kumonin unterdrückte den Impuls, ohne zu zögern auf den verborgenen Gegner zuzustürmen und damit blindlings in eine potentielle Falle zu rennen. Nein. Er musste mit Bedacht vorgehen.
So dachte er an seine bisherigen Erfahrungswerte mit dem Rutako. Geschickt und schnell war er und verfügte wenigstens über ein gefährliches Fernkampf-Ninjutsu. Mura dagegen hatte sein Pulver in diesem Bereich mit dem einmal anwendbaren Soushouryu verschossen. Nun, vielleicht sollte er es mit etwas anderem probieren…

Und siehe da. Tatsächlich machte die Kombination aus Genjutsu und Taijutsu dem Rutako ordentlich zu schaffen. Mit einer gewissen Genugtuung merkte er, wie einer seiner Tritte Ingvi zurücktaumeln ließ. Mura, der sich noch für die erlittenen Verwundungen revanchieren wollte, dachte gar nicht daran, seinem Gegner einen Moment der Ruhe zu gönnen, sondern setzte sofort nach. Treffer auf Treffer konnte er landen, während der Rutako komplett in die Defensive geraten war. Schon keimte in dem Kumonin die Hoffnung auf, trotz des verletzten Armes einen schnellen Sieg erringen zu können, als sein Tritt mühelos von Ingvi gestoppt wurde.
Mura stutzte irritiert. Er hatte seinen Gegner doch voll getroffen, oder?
Nicht zögern! Wenn ich jetzt nachlasse, verliere ich den Schwung und die Initiative.
Doch er sollte sich täuschen. Eine weitere Attacke verpuffte wirkungslos, obwohl er sich vollkommen sicher war, eine empfindliche Stelle am Körper des Gegners getroffen zu haben. Doch schlimmer noch. Ohne auch nur in geringster Weise in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein, ging nun Ingvi in den Angriff über und erwischte den vollkommen überraschten Mura auf dem falschen Fuß. Nur knapp konnte der Kiyama einem ersten Angriff ausweichen, welcher wenige Zentimeter an seinem Kopf vorbeizischte. Doch nun setzte der Rutako mit einem weitaus besser platzierten Kniestoß nach. Im letzten Moment versuchte Mura noch, mit überkreuzten Händen die Wucht der Trittes abzufangen, aber die Kraft, die hinter der Attacke steckte, war furchterregend. Mura keuchte vor Schmerz, als seine Hände zu Seite gefegt wurden und Ingvis Attacke ihr Ziel fand.
Mura verstand die Welt nicht mehr…

Hin und her tobte der Kampf zwischen den beiden Shinobi. Schlag um Schlag, Treffer um Treffer wurde erzielt, während es über Bänke, Altäre und Trümmerstücke ging. Wo Mura flinker agierte, kompensierte das der Rutako mit seiner eindrucksvollen Stärke. Doch am meisten machte dem Kiyama zu schaffen, dass seine eigenen Treffer Ingvi scheinbar weitaus weniger in Mitleidenschaft zogen. Der noch vor wenigen Augenblicken siegesgewisse Mura geriet mehr und mehr in die Defensive. Wieder steckte Mura ein Treffer ein und taumelte ein Stück zurück. So konnte es nicht weitergehen!!!
Beim nächsten Hieb seines Gegners brachte er sich daher mit dem Jun ni Tekkai in Sicherheit und schaffte ein wenig Abstand zwischen sich und seinem Kontrahenten. Nach seiner zweiten Rolle auf sprang er auf eine der wenigen noch unberührten Säulen und atmete schwer. Seine Idee, in den Nahkampf zu gehen, hatte sich als fatale Fehlentscheidung erwiesen. Je länger das Kräftemessen andauerte, desto mehr war er zu der Überzeugung gelangt, dass Ingvi ihm in der direkten Auseinandersetzung weit überlegen war. Er musste sich was anderes überlegen.
Zügig schloss er einige Fingerzeichen, während der Rutako es wenige Meter entfernt ihm gleichtat und selbst eine neue Kunst vorbereitete. Wer würde schneller sein? Sekundenbruchteile nach Abschluss der Vorbereitungen presste Mura seine Hände auf den mit Wasser überschwemmten Boden. Mit trotzigem Blick blickte er Ingvi an und leitete mit dem Bakuhatsu möglichst viel Raiton-Chakra in das Wasser. Doch Muras Augen weiteten sich, als er ein weiteres Wasssergeschoss auf sich zufliegen sah. Verdammt…
Mura versuchte noch, sich von der Säule abzustoßen, aber zu spät. Die Attacke seiner Gegner traf ihn in der Bauchgegend und riss ihn nach hinten gegen die Säule, die seinen Flug rüde stoppte. Ein Aufschrei entglitt Muras Lippen, der spürte, wie einige seiner Rippen der Belastung nicht standhalten konnten und brachen. Einige Sekunden lang schien er förmlich in die Säule gepresst in der Luft zu schweben, bevor er nach vorne kippte und auf allen Vieren landete. Sein Blick war verschwommen. Jeder Atemzug war eine Qual für ihn. Das war es also. Das Ende des Kampfes. Was auch immer seine Attacke bei Ingvi bewirkt haben mochte, er konnte sich nicht vorstellen, dass er in einem miserableren Zustand war als er selbst. Mehrere seiner Rippen waren in Mitleidenschaft gezogen worden, sein Arm pulsierte dermaßen vor Schmerz, dass stetig Übelkeit in ihm aufstieg, und sein Chakra neigte sich bedrohlich seinem Ende zu.
Wütend und frustriert schlug er auf den Boden. Warum musste es nur so enden? Warum musste er auf einen Gegner solcher Güte treffen. Verdammt, verdammt, VERDAMMT… Seine Zähne knirschten, während er mit Mühe stolpernd auf die Beine kam. Ja, er hatte so gut wie verloren. Aber er konnte nicht Hiragana Kayros, Hyuuga Itoe und Sakaida Mai in die Augen blicken, wenn er nicht alles gegeben hatte.
Wenige Meter entfernt hatte sich auch Ingvi erhoben und zog die Klinge, die im Laufe des Kampfes noch nicht zum Einsatz gekommen war. Stumm verstanden sich die beiden Shinobi. Der nächste Angriff würde die Entsheidung bringen.
Mura formte die Fingerzeichen für sein letztes Jutsu. Blitze zuckten um seine Beine herum, als er im Begriff war, eine der geheimen Techniken seines Dorfes anzuwenden: das Sanbou Raiton. Tatsächlich hatte er bisher nicht die Gelegenheit gehabt, das Jutsu in einem Kampf anzuwenden. Doch Rutako Ingvi war es mehr als wert, in den Geschmack dieser Kunst zu kommen. Er hatte die Anerkennung des Kiyamas erlangt.
Erst langsam und stolpernd setzte er sich in Bewegung, stürmte dann aber mit umso größerer Vehemenz auf Ingvi zu. Zu Sieg oder Niederlage...
 

Rutako Ingvi

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Es war wirklich schwer zu glauben, dass Ingvi es einfach nicht schaffte, Mura zu Boden zu bekommen! Verbissen kämpfte der Kumonin, kaum hatte er den ersten Treffer überstanden, und achtete darauf, sich nicht wieder direkt erwischen zu lassen. Kein einziger der Angriffe, die Ingvis Fäuste auf ihn loslassen wollten, saß wirklich, auch wenn ein paar ihn trafen oder zumindest streiften. Dafür spürte er selbst wieder und wieder, wie die Tritte seines Gegners ihn erwischten, was besonders schmerzhaft wurde, wenn er seine bereits verletzte Schulter traf. Außerdem sorgte diese aufgeladene, schnelle Kampfsituation dafür, dass der Rutako mehr als einmal falsch mit dem linken Fuß aufkam, was ihn gleichermaßen mit Schmerz und mit Zorn füllte. Vermutlich hatte auch das damit zu tun, dass er einfach nicht richtig treffen konnte... Aufgeben, sich zurückdrängen lassen, stand aber beides nicht zur Auswahl. Er musste hier weiterkämpfen, bis der Blondschopf aus Kumogakure entweder nachgab oder zu Boden ging...
Schlussendlich tat Mura das auch, aber nicht so, wie Ingvi es erwartet hatte. Er tauchte geradezu unter einem Schlag des Rutako hinweg und rollte sich weg, ehe er auf eine Säule sprang. Schwer atmend entließ Ingvi ein leises Stöhnen, während seine Hände bereits wieder zu Fingerzeichen zusammenfanden, unwillig, auch nur eine einzige Eröffnung zu verschwenden. Hoffentlich hatte der Kiyama noch nicht gemerkt, wie sehr er ihm eigentlich zugesetzt hatte... Dieser Kampf durfte nicht mehr zu lange weitergehen. Mit diesem Gedanken blähte der Rutako seine Wangen auf, die sich mit Wasser füllten. Dieses Mal würde er sich nicht zurückhalten. In dieses Teppoudama würde er so viel Chakra legen, wie er nur konnte. Soviel er nur konnte, um sicher zu gehen, dass es seinen Gegner endgültig von den Beinen fegte...

Etwa zeitgleich setzten Ingvi und Mura ihre Jutsu frei, und noch ehe die Wasserkugel es geschafft hatte, den halben Weg zwischen den Shinobi zurückzulegen, noch lange bevor Ingvi seine Hände wieder hatte senken können, schaffte es die elektrische Ladung, durch Ingvis eigene Vorbereitungen hindurch an seinen Körper zu gelangen. Der Rutako bekam nicht einmal mit, dass es sein eigenes Jutsu war, dank dem dieser Schlag gegen ihn hatte gelandet werden können – aber was für ein Schlag es war, den er spürte! Die Blitze zuckten durch seinen Körper hindurch und an ihm hoch, und in einem stummen Schrei riss Ingvi den Mund weit auf, während ihm schwarz vor Augen wurde. Für einen Moment hatte er das Gefühl, dass sein Herz ein oder zwei Schläge aussetzte, doch das konnte auch an der Taubheit liegen, die ihn mit einem Mal durchfuhr. Als dann wieder das Licht der Kathedrale von seinen Netzhäuten aufgenommen wurde, merkte er, dass sich sein Blickfeld verändert hatte; im nächsten Augenblick wurde ihm dann klar, dass er auf dem Boden saß. Er hatte nicht bemerkt, wie er gefallen war, doch offenbar war es geschehen. Hätte sein Wassergeschoss Mura nicht erwischt... dann hätte das hier übel enden können...
Mit noch immer tauben Gliedern richtete er sich langsam auf, bemerkte, wie viel Kraft er bei jeder einzelnen Bewegung aufwenden musste. Das einzig gute daran war, dass sein Knöchel gerade Ruhe gab, auch wenn seine Schulter brannte wie Feuer. Das Wasser um seine Füße herum hatte eine rötliche Färbung angenommen, sich vermischt mit dem Blut aus den diversen Wunden, die sich das Schwarzhaar heute verdient hatte. Seine Augen zogen sich zusammen, flackerten kurz violett auf, als er die Silhouette sah, die sich vor ihm positionierte. Mit zusammengebissenen Zähnen zog er sein Schwert aus dem Saya, ergriff es mit beiden Händen. Gleichermaßen begannen beide, auf den anderen zuzulaufen, gewannen an Geschwindigkeit. Während er wütend und bereit für den finalen Schlag auf seinen Gegner zulief, ging Ingvi nur ein Gedanke durch den Kopf: „Wie hat er es geschafft, wieder aufzustehen?!“ Kurz lockerte sich der Griff um sein Schwert, dann drehte es sich in seiner Hand, ehe er es wieder festhielt. Mura würde sich damit begnügen müssen, von der stumpfen Seite seine Katana zu Boden geschlagen zu werden. Ingvi konnte doch unmöglich riskieren, einem so interessanten Gegner die Möglichkeit zu nehmen, erneut gegen ihn anzutreten!
Kurz bevor die beiden sich erreichten, während Ingvi bereits zu einem Schwerthieb und Mura zu einem Tritt ansetzte, fiel ein Stück Holz zwischen den beiden zu Boden und ließ das Wasser platschen. Die Balken über ihnen hatten ihre Kapazität erreicht. Kaum trafen die Körper der Shinobi mit dem Angriff des jeweils anderen zusammen, traf auch die steinerne Decke auf sie...


Stille. Diese Halle, die vor wenigen Momenten noch so laut gewesen war, lag jetzt in völliger Ruhe. Und in Trümmern. Von der Decke, die bis eben noch irgendwie gehalten hatte, war nicht mehr viel übrig, und das, was übrig war, lag auf dem Gestein verteilt, das den Boden der Kathedrale darstellte. Man konnte keine Spur von Menschen wahrnehmen, nur Schutt... und Stille...

…..
....... Mmh... grrr...
Leise erklang das Stöhnen zwischen den Trümmern, wandelte sich langsam in ein wütendes Knurren um. Langsam begann ein Teil der ehemaligen Decke, zu zittern... bis es sich mit einem lauten Geräusch in die Luft erhob und einige Meter hinter dem brüllenden Genin erneut in den Boden krachte. „Grrr... grrraaaah!
Wütend stand Ingvi da, die Arme nach seinem Wurf in die Luft erhoben, sein Atem laut, lang und schwer. Seine Augen glühten gerade zu in einem ungesunden Ton von Lila, ehe er wieder auf die Knie fiel und mit einem weiteren Schrei die Hand an seine brennende Schulter legte. Er erinnerte sich an schlimmere Verletzungen im Laufe seiner Karriere, aber jetzt gerade konnte er sich nichts Schmerzhaftes vorstellen als die furchtbaren Qualen, die sich in seinen Körper bohrten. Er lehnte sich vor, berührte mit der Stirn den kühlen, feuchten Boden, um sich wieder zur Ruhe zu bringen, doch es nutzte nichts. Als er dann nach einigen Sekunden den Kopf wieder heben wollte, zogen sich seine Pupillen zusammen, und ein Schock durchfuhr seinen Körper. Dort, zwischen den Trümmern, die vor ihm auf dem Boden lagen... das war Mura!
Mit einem Mal war der Schmerz Nebensache. Ingvi robbte ein Stück nach vorne, wagte es nicht, wieder Druck auf seinen Knöchel auszuüben. Langsam legte er seine Hände an den großen Brocken, der sich gerade so verkeilt hatte, dass er den Kiyama nicht zerdrücken würde... zum Glück. Mit aller Kraft, die er in seinen schmerzhaften Knochen und Muskeln noch zusammenbekommen konnten, stemmte Ingvi das Mauerstück hoch und stieß es weg, sodass es auf die andere Seite kippte und mit einem lauten Krachen auf dem Boden landete. Mura bewegte sich trotz des Kraches nicht, und Ingvi musste sehr genau hinsehen, um sicher zu gehen, dass sich seine Brust noch immer langsam hob und senkte. Erleichtert blickte das Schwarzhaar weiter über seinen Gegner, bis sein Blick an den blonden Haaren hängen blieb, die langsam aber sicher rote Strähnchen bekamen...
Vorsichtig legte Ingvi das letzte bisschen Entfernung zwischen den beiden zurück und schälte sich aus seiner Weste. „Mura... kun...“, stöhnte er leise, während seine eisblauen Augen über einem schwachen Lächeln den Kumonin betrachteten. „Du bist wirklich... ein würdiger Gegner...“ Dann drückte er vorsichtig seine Weste auf die Wunde, wartete darauf, dass sich ein Chuunin zeigen würde, um den Kiyama zu behandeln. Irgendwie war es in diesem Moment nicht so wichtig, dass er diesen wichtigen Kampf gewonnen hatte...
 
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