Atarashi Ryakuga
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Wie sich herausstellte, waren semifunktionale Getränkeautomaten und cholerisch veranlagte Jugendliche nicht unbedingt die beste Mischung, doch nach ein paar Tritten und einer abenteuerlichen Reihung von Flüchen, die ihm einige merkwürdige Blicke der vorbeilaufenden Angestellten eingebracht hatten, hielt Rakugaki endlich zwei feucht schimmernde Wasserflaschen in der Hand. Stolz betrachtete er die Tautropfen, die an deren kühlen Hälsen hinabperlten, aber freuen konnte er sich nicht so richtig. Das hier hatte sein gesamtes Kleingeld gefressen. Offensichtlich verlangte man von den Besuchern dieser Anstalt nicht nur horrende Zimmerpreise und unglaubliche Demütigung während irgendwelcher Kurse, die der Dunkelhaarige immernoch für sinnlos hielt, man zog ihnen auch noch richtig Geld aus der Tasche. Wenn man sich schon in einer Wüste befand, sollte man zumindest für Getränke nicht soviel bezahlen müssen, das war einfach unfair. Mit einem Ächzen lehnte sich der Teenager gegen die nächste – natürlich pinke – Wand und drückte sich für einige Sekunden Akenos Flasche gegen die Stirn, betete, dass sie ein wenig Linderung verschaffte. Er wollte sich gar nicht vorstellen, wie heiß seinem bestem Freund im Schrank sein mochte und war kurz versucht, nachzugucken, ob die Klimaanlage auch wirklich funktionierte und keiner ihrer mehr oder weniger freiwilligen Geiseln einen Hitzschlag bekommen hatte, aber er hatte ja versprochen, dass er ihnen nur schnell etwas holen würde, also musste er zurück. Außerdem war Akenos Geist im Moment sicherlich auch nicht gerade ausgekühlt, was auch so ein Grund war, warum Rakugaki dicke Menschen nicht so gerne hatte ... Sie schwitzten so. Momentan brachte er das in Anbetracht der Schweißspuren unter seinen Achseln und auf seiner Brust zwar auch gerade zur Perfektion, aber in dieser extremen Umgebung herrschten ja auch ganz andere Verhältnisse. Nachdem sich der Genin ein paar Sekunden lang erlaubt hatte, soviel Kondenswasser wie möglich durch seine Stirn aufzunehmen und letztendlich doch einmal von der Flasche getrunken hatte, die er ja auch bezahlt hatte, durchquerte er den Raum voller Paare in Richtung Außenanlage. Überall schienen die Leute glücklich zu sein. Lächelnde Gesichter, freundliche Gesten, überall konnte man die Liebe richtig spüren ... Wieso war das bei ihm so anders gewesen? Rakugaki wich einer jungen Angestellten mit kurioser Frisur aus, die lachend nach draußen rannte und ihm dabei ein strahlendes Grinsen schenkte, so als wäre er ganz legitim ein Teil dieser ganzen Sache, ein Puzzlestück wie jeder andere hier, das tatsächlich passte. Ein merkwürdiges Gefühl. Die Sonne blendete ihn einen kurzen Moment, als er ins Freie trat, und er musste eine Hand heben, um seine Augen abzuschirmen und sich zu orientieren, bis er die charakteristisch roten Locken sehen konnte, die Yoki trug. Wahrscheinlich würde Rakugaki noch Wochen nach dieser Mission von diesen Haaren träumen – und das nicht auf positive Weise. Die Flaschen klirrten gegeneinander, als er sich neben Akeno setzte, gerade rechtzeitig, um zu hören, wie sich ihre Zielperson geräuschvoll die Nase schnäuzte. Offenbar taten Frauen sowas auch, dieses Wissen hatte er nun nicht unbedingt gebraucht. "Ich weiß doch ... Aber das ist bei uns alles viel komplizierter! Er ist ein wichtiger Geschäftsmann und kann nicht einfach Urlaub nehmen, wenn ihm danach ist. Und wenn er sich einfach so in der Öffentlichkeit sehen lässt ... Mit jemandem wie mir ..." Sie grabschte seine Wasserflasche, ohne, dass Rakugaki auch nur den Mund aufmachen konnte, nahm ein paar tiefe Schlucke und seufzte dramatisch. "Was würde ich jetzt für etwas Hochprozentiges geben!" Sie schniefte, deutete dann plötzlich auf die beiden Genin. "Aber bei euch läuft alles so gut. Man kann eure Liebe richtig sehen ... Ich wünschte bei mir wäre das auch alles so einfach und natürlich..."