[Out: Ihr werdet auf dieser Mission noch mit dem alten Hebi zu tun haben, also mit dem Izaya-Hebi; nicht wundern, wenn ihr den Post lest. ^^]
Allem Anschein nach hatte Rikku tatsächlich starke Probleme mit sich selbst oder ihrer Außenwelt. Sie schaute Hebi nicht einmal an, während sie mit ihm sprach und versteckte sich hinter der Karte. Wenn es nach ihm ginge, hätte er ihr das Ding einfach aus der Hand gerissen und sie somit dazu gezwungen, ihm in die Augen zu schauen, während sie mit ihm sprach. Aber das würde wohl eher das Gegenteil bewirken: Am Ende wäre sie noch sauer, weil er so handelte, ohne sie wenigstens mental kurz vorher darauf vorbereitet zu haben. Warum machte er sich eigentlich so einen Kopf darum? Konnte es ihm nicht egal sein, wie sie sich fühlte? Er war doch sonst nicht so und kümmerte sich darum, ob jemand ihn mochte oder nicht. Die Wege eines Menschen waren einfach unergründlich. Vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass sie ein Mädchen war – ein hübsches Mädchen – und er sich diesen gegenüber schon immer etwas netter gab. Wer wusste das schon? Manchmal findet selbst er es schwer, zu wissen, was er von diesen und jenen Situationen eigentlich hält. Jetzt strengte er sogar kurz mal sein Hirn an, um über Möglichkeiten nachzudenken, die dem Mäuschen helfen könnten, sich zu überwinden und ein normales Leben zu führen, auch wenn jeder für sich selbst wissen sollte, was er als „normal“ definierte. Sie jetzt einfach so unquittiert da sitzen zu lassen, nachdem sie sich so öffnete, fand er auch gerade ziemlich unpassend, genau wie der Wechsel des Themas sie wohl sicherlich vor den Kopf stoßen würde, da er sich gut vorstellen konnte, dass sie sich dann fühlte, als würde es ihn nicht die Bohne interessieren. Er stützte seinen Ellenbogen auf dem Tisch auf, lehnte anschließend seinen Kopf schief in die nun etwas erhobene Hand und schaute sie direkt an. „Für mich klingt das jetzt alles so, als würdest du dir viel zu viele Gedanken darüber machen, was die Menschen um dich herum über dich denken.“ Er stützte nun beide Ellenbogen auf legte seinen Kopf in die von den Händen geschaffene Mulde und begann leicht zu grinsen. „Das ist der größte Fehler, den du machen kannst, Rikkulein. Menschen haben einfach immer – wirklich immer – Vorurteile. Keiner wird ohne diese geboren und wer sagt, er hätte sie nicht, den würde ich sofort der Lüge bezichtigen. Es mag zwar sein, dass solche Leute dennoch offen auf andere zugehen, dennoch bildet man sich immer anhand des Äußeren sofort einen ersten Eindruck, ergo: Ein Vorurteil.“ Er wedelte ein wenig mit der rechten Hand herum, während er sprach, zum Punkt gekommen ist er allerdings noch nicht. Er kannte die Spezies Mensch nur allzu gut. Da könnte er also Stunden mit dem Erzählen darüber zubringen. Er versuchte sich allerdings dabei knapp zu bemessen, schließlich wollte er sie auch nicht zulabern. Allerdings benötigten seine Vorschläge und alles andere auch einen kleinen Teil seiner Meinung. „Das alles weißt du sicher bereits, dennoch will ich dir nicht damit sagen, dass du somit allen Grund hast, den Kopf hängen zu lassen – im Gegenteil: Gerade jetzt solltest du dir eigentlich 'Fuck this shit' denken und einfach darauf scheißen, was die Leute denken, vor allem weil du eben nichts daran ändern kannst, was sie im ersten Moment von dir halten. Und was sollen sie dir schon tun, wenn du ihnen in die Augen schaust? Mehr als umbringen können sie dich nicht und nur, weil du sie nicht anschaust, werden sie das auch nicht gleich machen und mit Fackeln auf dich stürmen. Ich weiß, das ist alles leichter gesagt als getan, aber wenn man etwas ändern möchte, muss man einfach seinen Schweinehund überwinden und Sachen machen, die völlig entgegen des eigenen Verhaltensmusters sind.“ Er verzettelte sich im Moment ein wenig, wollte aber nun endlich zum Punkt kommen, nämlich zu den Besserungsvorschlägen. „Ich weiß nicht, wie weit deine … Augenphobie geht oder deine Schüchternheit direkt, wenn du nicht gerade im Sinne einer Mission gezwungen bist, mit jemandem zu reden, aber … Lass die Kapuze doch einfach mal ab und wenn du mit deinen Kollegen sprichst, schau ihnen nur bis zur Nase, bis du dir auch die Augen zutraust.“ Zumindest wäre das ein gute Rezept, seinem Kekkei zu entkommen, also konnte es Rikku bei ihren Problemen ja vielleicht auch helfen. „Und was das Reden an sich angeht.. Sprich auf offener Straße doch einfach mal ein paar vorbeigehende Leute an. Du musst keine ellenlange Texte reden, sondern vielleicht auch nur mit der Frage nach der Uhrzeit anfangen – passieren kann ja nichts wirklich Schlimmes, oder?“ Beim letzten Satz begann er wieder, sie freundlich anzugrinsen. Er war heute eine ganz schöne Laberbacke, aber wann verstand man sich schon einmal so gut mit seinem Missionspartner? Er hatte recht selten das Vergnügen, also musste er es doch auskosten.
In der Zwischenzeit verschwanden dann auch diese komischen Typen aus Hebis Blickwinkel und die beiden Genin hätten nun freie Bahn, die Bedienung oder den Ladenbesitzer zu fragen, wer sie überhaupt waren. Also rief er zumindest den Kellner heran und kam ohne Umschweife zur Fragstellung: „Wer waren die? Der Dicke schien ja 'nen ziemlich großes Tier gewesen zu sein.“ So als ob die Männer noch da waren, blickte der Mann Richtung Tür, aus der sie vor ein paar Sekunden verschwunden waren. „Ach, das war nur unser Ladenbesitzer, Herr Higurashi, und ein paar andere Angestellte, die sich für eine Party schick gemacht haben. Die wenigsten halten ihn für den Besitzer des Ladens, hehe.“ „Hm. Okay. Danke.“ Na toll, hatten Hebi und Rikku wohl falsch interpretiert. Wenigstens war das Sushi absolute Weltklasse. Konnte man nicht meckern. „Wäre ja auch zu einfach gewesen.“, dachte sich der Sakkau und schlang dann auch schon das letzte Teil seines Sushis herunter. Er bestellte sich auch noch was zum Mitnehmen, da er keinen Proviant für unterwegs mitgenommen hatte, als er sich von zu Hause aus zur Mission losmachte und das Geld somit als gut investiert ansah. Wenn Rikku dann fertig war, könnten sie nun die Heimreise ins Hotel antreten. Auch für den Sakkaku wurde es langsam spät und er wollte nur noch schlafen. Nicht, dass ihn der Tag mit Rikku ausgelaugt hätte, weil sie so eine anstrengende Person war, es war nur mittlerweile kurz vor Mitternacht und sie mussten morgen früh raus. Außerdem waren sie seit heute Früh unterwegs und hatten sich ein schönes, warmes Bett ja wohl regelrecht verdient. Also gingen sie zurück in ihre Absteige. Auf dem Weg dorthin trafen sie diesmal nicht so viele Leute, wie ein paar Stunden zuvor. Die Straßen schienen sogar ziemlich leer, fast wie eine Geisterstadt. Kleine Mädchen würden bestimmt Angst bekommen, sollten sie alleine hier lang laufen. Doch zum Glück war Hebi keines und Rikku hatte einen starken Beschützer an ihrer Seite, wenn sie sich gerade nicht selbst wehren konnte.
Im Hotel angekommen, mussten die Beiden feststellen, dass das Fenster die ganze Zeit über offen war und die nächtliche Kälte sich im ganzen Raum ausgebreitet hatte. Na toll. Frieren bei Nacht – was Besseres konnte man sich doch gar nicht vorstellen, oder? Natürlich hätte Hebi auch die Option gehabt, sich einen Pullover, Socken und Shirts anzuziehen, aber so konnte doch kein Mensch ordentlich schlafen. Deswegen beließ er es auch bei seiner grünen Boxershorts und einem einfachen weißen Tshirt, nur um dann mit Frieren zu beginnen, sobald Ruhe einkehrt war und sie sich im Bett befanden. Es war Totenstille im Zimmer und man konnte auch kaum etwas sehen, wenn da nicht die Fenster ohne Rollos gewesen wären.
„Rikku-chaaa~n? Bist du wach?“ Egal, ob sie es war oder nicht, Hebis Reaktion würde so oder so gleich ausfallen. „Mir ist kalt. Mach was.“ Kaum hatte er das gesagt, rückte er einfach an sie heran und legte einen Arm um sie. Körperwärme war einfach was Feines. Stellte sich nur die Frage, was Rikku nun machen würde. Schlief sie tief und fest und würde nicht einmal mitbekommen, dass er sich an sie kuschelte oder war sie wach, kommentierte das Ganze und schubste ihn von sich weg? Dass sie wach war und nichts machte, war natürlich auch eine Möglichkeit. Ach, einfach abwarten. Hebi war ein großer Junge und würde schon mit allem fertig werden.