Tsukigata Yamato
Chuunin
Spätestens jetzt war der Tsukigata ehrlich beeindruckt. Dass es wirklich so viel über Möhren und Karotten zu wissen gab, hatte er gar nicht erwartet. Und dann meinte Setsuko auch noch, dass sie nicht wirklich viel über Gemüse wusste? Wie groß war dann erst ihr Wissen über Zierpflanzen? Vielleicht sollte er sie und Arata einmal miteinander bekanntmachen und den beiden dann beim gemeinsamen Fachsimpeln zuschauen. „Wow ...“, kommentierte er und war für einige Momente ehrlich sprachlos. Er war ganz froh, dass auch die Haemasu nicht mit letzter Sicherheit wusste, welche Variante in der Karotten-Möhren-Frage nun die richtige war, sonst hätte er sich wohl den Rest des Weges gefragt, ob er es sein ganzes bisheriges Leben lang falsch gemacht hatte. Oder vielleicht auch nicht, denn beim Stichwort „Pfahlwurzel“ nahm sein Gedankenstrom eine unerwartet scharfe Linkskurve. Pfahlwurzel ... ob es half, wenn man Mohrrüben, Löwenzahn und deren Freunde auf Vampirgräber pflanzte? Sofern man an Vampire glaubte, verstand sich. Yamato hatte sich noch nicht dafür oder dagegen entschieden. Die Kannibalen in der versunkenen Wüstenstadt hatten sein Weltbild jedenfalls gehörig ins Wanken gebracht.
Irgendeine wohlwollende Macht trat Yamatos Gedanken an diesem Tag glücklicherweise schnell wieder in die Spur. Vielleicht trug diese Macht auch den schlichten Namen Verantwortung, denn an die erinnerte er sich rasch wieder und gab acht, dass Setsuko und die Mohrrüben (mit der Bezeichnung machte man wohl nichts falsch) den Markt wohlbehalten erreichten. Das Mädchen schlug sich wirklich wacker, gerade was das Kistenschleppen anging. Dass sie durchgehalten hatte, war beachtlich, aber allmählich sah der Tsukigata, dass ihr langsam die Puste ausging. Und dann mussten sie sich und die Ladung auch noch zwischen den anderen geschäftigen Händlern hindurchmanövrieren. Es wurde wirklich Zeit, dass sie ans Ziel kamen. Aber wo war das? Zwar konnte Yamato bequem über Setsukos Kopf schauen und wollte sich gar nicht vorstellen, wie der Trubel wirken mochte, wenn man ein gutes Stück kleiner war, aber einen wirklichen Vorteil hatte er trotzdem nicht. Kunststück, denn der gesuchte Marktstand befand sich hinter der nächsten Ecke. „Oh Mann, bloß gut!“, erwiderte er auf Setsukos Kommentar. Es hätte nicht mehr viel gefehlt und er hätte ihr angeboten, die Kisten zu tragen. Aber so konnte sie den Erfolg doch ganz für sich verbuchen.
Nach einem kurzen Hallo an die anderen Verkäufer am Stand, bezogen die beiden also das Mohrrübenabteil. Zum Glück war nicht mehr viel zu tun, was den Aufbau anging. Nur einrichten und verkaufsfertig mussten sie sich noch machen. Aber es war ja hoffentlich alles da, was sie dafür brauchten. Nachdem Yamato seine Kisten auf dem Boden abgestellt hatte, ließ er auch den Rucksack von den Schultern und stellte ihn unter den Tresen. Richtig, da war ja noch was ... aber das musste bis später warten. Setsuko begann direkt damit, die Warenauslage zu organisieren und zeigte auch hier einmal mehr, dass sie mit Köpfchen vorging. Yamato nickte zustimmend, denn wirklich etwas zu verbessern gab es hier nicht. Zumindest nicht aus seiner Warte. „Klar, das ist ne gute Idee!“, stimmte er auch dem Vorschlag zu, die Ware zu prüfen, und schnappte sich die zweite Kiste mit den Bundmöhren. „Du bist echt super vorbereitet.“. Sogar passenden Zwirn und eine Schere hatte sie dabei. Bedröppelt dachte Yamato an den Inhalt seines Rucksacks, der so gar nicht zur Aufgabe passte. Aber ... mit etwas gutem Willen konnte man darin auch eine Art Vorbereitung sehen? Egal. Hier wartete eine Menge Wurzelgemüse auf seine Qualitätskontrolle.
„Ach, Setsuko-san ... ich hab ja noch was für dich.“. Als alle Mohrrüben kontrolliert, die eine oder andere aussortiert worden und einige Bündel mit neuem Zwirn versehen worden waren, wischte Yamato sich die Hände an der Hose ab und fischte die Papiertüte mit dem Kirschteilchen aus seinem Rucksack. Inzwischen war es zwar lange nicht mehr warm, galt aber sicher noch als frisch. Er hielt Setsuko die Tüte hin. „Ich weiß nicht, ob wir groß zu einer Pause kommen werden, also hab ich was mitgebracht. Falls du sowas nicht isst, schaue ich, dass ich vor dem großen Ansturm noch was anderes hole.“. Unterzuckerung hatte schließlich schon manches Prüfungsergebnis versaut.
Die langen Schatten des frühen Morgens waren mittlerweile deutlich kürzer geworden und die meisten Händler mit ihren Aufbauten, Anlieferungen und sonstigen Vorbereitungen fertig. Ruhiger wurde es dadurch aber nicht, denn nun tröpfelte nach und nach die Kundschaft ein. Von Beginn an hatten die beiden Aushilfsverkäufer gut zu tun und so verstrich die erste Stunde wie im Flug. Yamato, der irgendwo noch Schürzen mit dem Rüberei-Logo gefunden hatte, war gerade dabei, einem völlig überforderten Familienvater mit drei Quengelkindern psychischen Beistand beim Gemüsekauf zu leisten („Ja, die sind ganz erntefrisch von heute morgen ... nein, das ist gar kein Problem, ich hebe das wieder auf ... aber ja, Sie werden den Tag überleben! Alles wird gut!“), und merkte daher nicht, was sich in unmittelbarer Nähe von Setsuko abspielte. Noch während andere Kunden bedient wurden, trat eine hochgewachsene Frau mit teurem Mantel und einem keuchenden Mops auf dem Arm an den Stand und begann, in der Kiste mit den losen Mohrrüben zu wühlen. Offenbar gefiel ihr nicht sonderlich, was sie fand, denn jede einzelne Möhre, die sie herausnahm, fiel unzeremoniell wieder in die Kiste zurück. Nicht nur einmal hinterließen die blutrot lackierten Krallen der Frau dabei Spuren.
Als die Kundin gerade seufzend eine weitere Möhre fallen ließ, tastete sich eine kleine Hand vorsichtig über den Rand der Verkaufsfläche in Richtung der Kiste vor. Der Mops glotzte hechelnd und triefäugig auf die schmalen, suchenden Finger.
@Haemasu Setsuko
Irgendeine wohlwollende Macht trat Yamatos Gedanken an diesem Tag glücklicherweise schnell wieder in die Spur. Vielleicht trug diese Macht auch den schlichten Namen Verantwortung, denn an die erinnerte er sich rasch wieder und gab acht, dass Setsuko und die Mohrrüben (mit der Bezeichnung machte man wohl nichts falsch) den Markt wohlbehalten erreichten. Das Mädchen schlug sich wirklich wacker, gerade was das Kistenschleppen anging. Dass sie durchgehalten hatte, war beachtlich, aber allmählich sah der Tsukigata, dass ihr langsam die Puste ausging. Und dann mussten sie sich und die Ladung auch noch zwischen den anderen geschäftigen Händlern hindurchmanövrieren. Es wurde wirklich Zeit, dass sie ans Ziel kamen. Aber wo war das? Zwar konnte Yamato bequem über Setsukos Kopf schauen und wollte sich gar nicht vorstellen, wie der Trubel wirken mochte, wenn man ein gutes Stück kleiner war, aber einen wirklichen Vorteil hatte er trotzdem nicht. Kunststück, denn der gesuchte Marktstand befand sich hinter der nächsten Ecke. „Oh Mann, bloß gut!“, erwiderte er auf Setsukos Kommentar. Es hätte nicht mehr viel gefehlt und er hätte ihr angeboten, die Kisten zu tragen. Aber so konnte sie den Erfolg doch ganz für sich verbuchen.
Nach einem kurzen Hallo an die anderen Verkäufer am Stand, bezogen die beiden also das Mohrrübenabteil. Zum Glück war nicht mehr viel zu tun, was den Aufbau anging. Nur einrichten und verkaufsfertig mussten sie sich noch machen. Aber es war ja hoffentlich alles da, was sie dafür brauchten. Nachdem Yamato seine Kisten auf dem Boden abgestellt hatte, ließ er auch den Rucksack von den Schultern und stellte ihn unter den Tresen. Richtig, da war ja noch was ... aber das musste bis später warten. Setsuko begann direkt damit, die Warenauslage zu organisieren und zeigte auch hier einmal mehr, dass sie mit Köpfchen vorging. Yamato nickte zustimmend, denn wirklich etwas zu verbessern gab es hier nicht. Zumindest nicht aus seiner Warte. „Klar, das ist ne gute Idee!“, stimmte er auch dem Vorschlag zu, die Ware zu prüfen, und schnappte sich die zweite Kiste mit den Bundmöhren. „Du bist echt super vorbereitet.“. Sogar passenden Zwirn und eine Schere hatte sie dabei. Bedröppelt dachte Yamato an den Inhalt seines Rucksacks, der so gar nicht zur Aufgabe passte. Aber ... mit etwas gutem Willen konnte man darin auch eine Art Vorbereitung sehen? Egal. Hier wartete eine Menge Wurzelgemüse auf seine Qualitätskontrolle.
„Ach, Setsuko-san ... ich hab ja noch was für dich.“. Als alle Mohrrüben kontrolliert, die eine oder andere aussortiert worden und einige Bündel mit neuem Zwirn versehen worden waren, wischte Yamato sich die Hände an der Hose ab und fischte die Papiertüte mit dem Kirschteilchen aus seinem Rucksack. Inzwischen war es zwar lange nicht mehr warm, galt aber sicher noch als frisch. Er hielt Setsuko die Tüte hin. „Ich weiß nicht, ob wir groß zu einer Pause kommen werden, also hab ich was mitgebracht. Falls du sowas nicht isst, schaue ich, dass ich vor dem großen Ansturm noch was anderes hole.“. Unterzuckerung hatte schließlich schon manches Prüfungsergebnis versaut.
Die langen Schatten des frühen Morgens waren mittlerweile deutlich kürzer geworden und die meisten Händler mit ihren Aufbauten, Anlieferungen und sonstigen Vorbereitungen fertig. Ruhiger wurde es dadurch aber nicht, denn nun tröpfelte nach und nach die Kundschaft ein. Von Beginn an hatten die beiden Aushilfsverkäufer gut zu tun und so verstrich die erste Stunde wie im Flug. Yamato, der irgendwo noch Schürzen mit dem Rüberei-Logo gefunden hatte, war gerade dabei, einem völlig überforderten Familienvater mit drei Quengelkindern psychischen Beistand beim Gemüsekauf zu leisten („Ja, die sind ganz erntefrisch von heute morgen ... nein, das ist gar kein Problem, ich hebe das wieder auf ... aber ja, Sie werden den Tag überleben! Alles wird gut!“), und merkte daher nicht, was sich in unmittelbarer Nähe von Setsuko abspielte. Noch während andere Kunden bedient wurden, trat eine hochgewachsene Frau mit teurem Mantel und einem keuchenden Mops auf dem Arm an den Stand und begann, in der Kiste mit den losen Mohrrüben zu wühlen. Offenbar gefiel ihr nicht sonderlich, was sie fand, denn jede einzelne Möhre, die sie herausnahm, fiel unzeremoniell wieder in die Kiste zurück. Nicht nur einmal hinterließen die blutrot lackierten Krallen der Frau dabei Spuren.
Als die Kundin gerade seufzend eine weitere Möhre fallen ließ, tastete sich eine kleine Hand vorsichtig über den Rand der Verkaufsfläche in Richtung der Kiste vor. Der Mops glotzte hechelnd und triefäugig auf die schmalen, suchenden Finger.
@Haemasu Setsuko