Sakaida Mai
Chuunin
Anscheinend waren sie ganz in der Nähe. Unmittelbar, als Lya zum Halten alarmierte, stoppte Mai in ihren Bewegungen und wagte es nicht, auch nur einen Finger zu rühren, denn die ganze Konzentration galt ihrer Umgebung. Im Gegensatz zu der Schwarzhaarigen und ihrem Hund, musste Mai sich auf Hören und Sehen beschränken, denn einen Tiger in freier Laufbahn würde sie wohl kaum erschnüffeln können. Die blauen Augen huschten zu Pain, welcher ganz eindeutig etwas entdeckt hatte. Unweigerlich folgte Mai dieser Fährte mit den Augen und – tatsächlich. Ganz schön praktisch, wenn man einen Hund im Team hatte! Das ersparte eine Menge Sucharbeit! Ob Kaoru und Mura wohl auch besser dran gewesen wären, wenn der Hund bei ihnen wäre? Aber es war sicherlich von Vorteil, erst das gefährliche Raubtier wieder hinter Gittern zu wissen, ehe man sich den Tieren anderen widmete. Mai reckte sich, um das Tier besser erkennen zu können und war wirklich erstaunt, eher fasziniert, als sie dieses majestätische Tier sah. Auch, wenn sie den Tiger nur von weitem sah, so konnte man sich denken, dass mit Tora-chan nicht zu spaßen war. Sie war groß, brachte bestimmt über hundert Kilogramm auf die Waage und imponierte mit ihren Fellfarben. Lya riss Mai wieder aus ihren Gedanken, als diese sie ansprach. Aber der Blauschopf freute sich nicht wirklich über das, was er sich gerade anhören durfte. So wie es aussah, hatte Lya sie nämlich gerade auf dem falschen Fuß erwischt. Und das lag sicher nicht an der, in ihren Augen etwas überstürzten Vermutung, dass der Hund der schnellste von allen war. Für Mai gab es bei weitem nichts schlimmeres, als in irgendeiner Art und Weise unterschätzt, für dumm verkauft oder für nicht ganz voll genommen zu werden. Früher musste sie das vielleicht über sich ergehen lassen, hatte aber schon damals allergisch dagegen reagiert. Aber jetzt? Dieses Recht durfte sich nur Mameha Junko rausnehmen, niemand sonst!! Vielleicht reagierte Mai zu empfindlich, aber Lya hatte sich nun einmal zu oft im Ton vergriffen, schließlich waren doch alle freundlich zu ihr gewesen! Ohne ihr auch nur einen Blick zu würdigen, schnaubte Mai kurz auf und antwortete, zwar nicht gerade böse, aber bestimmt: „Sollte das eine Drohung sein? Ich sag dir jetzt mal was. Entweder ich werde deinen Tiger kurz pieken, oder der Tiger wir deinen Hund reißen, klar? Halt die Leute mit dem Käfig bereit, aber sie sollen bloß genug Abstand halten.“ Ohne eine Antwort abzuwarten und total überrascht über ihre eigene Aussage, verschwand Mai im nächstgelegenen Baum. Natürlich beschäftigte es sie, dass sie mit Lya wohl nicht gerade einen Musterstart in eine positive Beziehung gemacht hatte. Es gab auch nichts Grausameres für das Mädchen, als so ein Streit, egal wie klein er war. Ob sie sich bei ihr entschuldigen sollte, wenn der Tiger erst mal gefangen war? Das war im Moment eher nebensächlich. Um Tora-chan keine schwerere Wunde zuzufügen, entschied sich Mai in diesem Fall für die Senbon und gegen die Kunai. Während Pain sein hilfreiches Ablenkungsmanöver nun richtig startete, tastete Mai sich noch einen Baum weiter, um auch wirklich nicht zu versagen. Allein der Gedanke.. dann würde Lya sich wohl ein neues Haustier suchen und das würde Mai’s Gewissen für immer belasten und zwar zur Genüge. Nervös zückte sie gleich mehrere Nadeln, wobei sie vorerst nur eine auflud. Sollte die Dosis nicht ausreichen, musste eben eine weitere, stärker elektrisierte Nadel nachfliegen. Zwar würde das Ganze auch ohne Senbon funktionieren, aber Mai vertraute mehr in ihr Wurfgeschickt und der Effekt war derselbe. Dieser bestand nicht darin, Tora-chan außer Gefecht zu setzen, sondern nur um sie zu lähmen. Mai würde diesen Zustand der Lähmung nutzen, um den Tiger mit einem anderen Jutsu bewusstlos zu kriegen. Sicher war nämlich sicher, nicht dass einer der Dompteure einen Arm verlor. Raiton: Raikyuu – Kurz bevor Tora-chan Pain entdeckt hatte, schoss Mai die geladene Nadel ab. Aus sicherer Entfernung getroffen gab das Tier einen eigenartigen Laut von sich. Sofort verließ Mai ihr sicheres Versteck und musste sich dem Tiger mit weichen Knien und zugegeben: Angst, nähern. Raiton: Raikou Dageki - Da es schnell gehen musste, bereitete der Blauschopf währenddessen das nächste Jutsu vor, welches eine kurze Zeit des Ladevorgangs beanspruchte. Nicht gerade das Treffsicherste Geschoss, aber aus dieser Entfernung zum Tiger, welcher Mai gerade wirklich das Fürchten lehrte und sich aber zum Glück bis auf ein paar Zuckungen nicht bewegte, sollte es funktionieren. Als Mai spürte, dass das Jutsu bereit zur Verwendung war, zielte sie mit der rechten Hand und voller Konzentration auf den Kopfbereich der Tigerdame. Ein schneller, kaum erkennbarer Blitz schnellte auf das Tier zu, traf zwar mehr in Richtung Hals, als Kopf, reichte aber dank der Chakramenge aus, dass Tora-chan nach einem weiteren Laut zu Boden sank. Ein paar Sekunden stand Mai noch da und wartete schon fast darauf, dass der Tiger wieder aufstand. Doch er blieb ganz ruhig. Nur ungern wandte der Blauschopf den Blick ab, um nach Lya zu suchen. Als der Blickkontakt kurz stand und das indirekte Zeichen „die Luft ist rein“ stattgefunden hatte, ruhte Mai’s wachender, noch immer unbehaglicher Blick auf dem bewusstlosen Tiger.
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