Die Sicht eines Wolfes
Während sich diese Menschen so angeregt unterhielten gingen dem Wolf ganz andere Sachen durch den Kopf. Denn er wurde hier mal wieder als Babysitter eingesetzt und so etwas konnte er absolut nicht leiden. Dazu kam auch noch, dass sie dieser verflixte Vogel mal wieder einen Ruheplatz auf seinem Rücken gefunden hatte. Wenn es nicht das Haustier seiner Herrin gewesen wäre, hätte er Suzu schon längst mit einem Happen verschlungen. Es war ja nicht so, das Krähe auf der Liste seiner Lieblingsspeisen stand, sondern viel mehr, das ihn der schwarze Vogel nervte. Kirian duldete normalerweise absolut niemanden auf seinem Rücken, obwohl es auch hier immer mal eine Ausnahme gab. Aber neben diesem tierischen Problem gab es auch noch das menschliche, das sich etwas weiter vor der gesamten Gruppe befand. Dieser Mann … Ich traue ihm nicht. Seine Gedanken waren offensichtlich, denn die Augen des Wolfes hatten sich zu engen Schlitzen verkleinert und er knurrte noch immer. Wenn nun auch nicht mehr so laut. Mit sichtlichem Missmut schwenkte der mächtige Schädel des Tieres von der Frau neben ihm weg und sein Körper folgte ihm. Babysitten, pah. Ich hoffe nur dass diese drei Menschenkinder sonst keine Schwierigkeiten machen.
Mit gestellten Nackenhaaren funkelte Kirian die drei Jungs aus seinen goldfarbenen Wolfsaugen an. Gleich danach hörte er, dass der Jonin aus Iwa eine kleine Pause machte. Langsam wand er den Kopf ab und stellte sich mit der Flanke zu seiner Herrin vor die Kinder und betrachtete das Schauspiel. Tori, so hatte sich gerade der Shinobi vorgestellt, war von seinem Platz gerade eben verschwunden und Links neben Saya aufgetaucht. Gemütlich saß er auf einem Stein und sprach weiter. Da der Wolf hinter der Frau stand, konnte er nicht genau erkennen, was für einen Gesichtsausdruck sie machte, doch er konnte es sich denken. So lange kannten sich die beiden schon und hatten schon das ein oder andere durch gemacht. Der Wind hatte ihr einige Haarstränen ins Gesicht geblasen, die sie sich mit einer wohl gelassenen Handbewegung aus dem Gesicht strich. Gleich darauf legte sie den Kopf leicht schief und ihr Blick wanderte gerade zu dem Felsen auf dem Tori saß. Wie auch die Handbewegung, so nahm sie nun auch ruhig das Tuch ab, das sie um ihren Oberarm gebunden hatte, und band damit ihre langen schwarzen Haare zusammen. Das war wohl das beste Zeichen, das sie es mit dem folgenden Kampf ernst meinte. Selbst die etwas besorgen Äußerungen die einer ihrer Genin von sich gab, würden sie nicht mehr abhalten können. Jetzt kam auch ihr Protektor zum Vorschein, auf dem das Zeichen Kumos prangte. Saya war nicht die Sorte Mensch, die allen zeigen musste, wer sie war und so war das Stirnband stets von ihrem Haarband bedeckt gewesen. „Sei still, Welpe. Sie weiß ganz genau was sie macht und worauf sie sich einlässt.“, knurrte Kirian den jungen Iwari an.
„Entschuldige meine Äußerungen, ich war wohl etwas Ungestüm. Tori also.“, lächelten sie ihn an. „Ich höre auf den Namen Himura Saya. Und es war vielleicht dein Fehler, mich anfangen zu lassen.“ Vielleicht wenn es eine etwas andere Situation gewesen wäre, hätte Kirian mit den Augen gerollt, denn es sah mal wieder so aus, als ob die Kunoichi ihren Gegner unterschätzen würde. Aber ob das wirklich so war, oder ob mal wieder einfach nur ihre große Klappe mit ihr durchgegangen war, das wusste wohl nur sie selbst. „Auf einen fairen Kampf.“ Mit einem Mal schob sie eine Wolke vor die Sonne und verdunkelte den Schauplatz, genau wie sich auch die Gesichtszüge der Frau verfinsterten. Man konnte förmlich spüren wie sie mit einem Mal ihre ganze Konzentration zusammen nahm. Was nun kam, war wohl eher etwas untypisch für Saya, denn anstatt gleich zum Angriff über zu gehen, testete sie ihren Gegner noch einmal. Vielleicht wollte sie sich auch nur davon Überzeugen, das er wirklich so schnell war, denn ohne jegliche Vorwarnung sausten nun schon zwei Kunai auf Tori zu. Sie waren so gezielt gewesen, das sie ihn normalerweise nur rechts und links streifen würden, wenn er nicht auswich. Es schien nicht einer ihrer besten Würfe gewesen zu sein, oder bezweckte sie damit vielleicht etwas anderes, denn sogleich folgten einige Handsiegel. Plötzlich verschwand sie und tauchte erst wieder auf der Oberfläche des Sees wieder auf. Nur winzige Wellen verursachten ihr Erscheinen, jedoch schien es, als würde das Wasser aus einem anderen Grund viel unruhiger werden. Denn die Siegel die Saya eben geformt hatte, waren für einen Mizu-Bunshin gewesen, dem sein erscheinen wohl kurz bevor stand.