Leicht verwundert, aber dennoch ziemlich breit lächelnd, blickte Izanami auf das Geschehen und hörte sich in aller Ruhe die nächsten Antworten ihrer neuen Schützlinge an, die scheinbar nicht auch nur einen Gedanken daran verschwendeten vielleicht aufzugeben, weil ihnen das Rätsel zu schwer sein könnte. Doch gab es auch offensichtlich keinerlei Anlass für einen der Genin aufzugeben, denn die Lösungen, die sie abgaben und den Kage Bunshin sowie dem Rest des Teams präsentierten, waren entweder exakt zutreffend oder in eben jenem Maß richtig, wie weit es für die Kinder überhaupt lösbar war. Dass nun Rei endlich darauf gekommen war, dass der ihr gegenüberstehende Mann in Wahrheit eine Frau war, die sich nur als ein solcher verkleidete, stimmte Iza glücklich und zeigte ihr, dass hinter der ab und an doch geschwollenen Art zu reden wohl auch noch ein helles Köpfchen steckte oder zumindest eine gute Beobachtungsgabe. Was die Jounin allerdings wirklich verblüffte, war die Tatsache, dass Saisho es geschafft hatte sein Rätsel so weit aufzulösen, wie es für ihn überhaupt möglich war. Den gesamten Sinn dahinter hätte er nun nicht mehr selber erschließen können und es würden die aufklärenden Worte der Jounin nötig sein um dies zu klären, doch war es bemerkenswert, dass es der junge Genin überhaupt geschafft hatte so weit zu kommen. Nun musste Iza also nur noch abwarten, bis die Doppelgänger ihre letzten Worte an die Schüler richteten und dann konnte sie zum ersten Mal die Bildfläche betreten.
Der zweite Kage Bunshin zog interessiert aber auch lächelnd eine Augenbraue weit nach oben und blickte hinab zu Rei, ehe sie nach kurzen Sammeln seiner Gedanken anfing die Stimme zu heben und die richtigen Worte für die Antwort des Mädchens zu finden.
"Nicht schlecht, du hast mich also durchschaut... wobei ich nicht weiß, wie leicht ich es dir gemacht habe, denn wenn man ein Geheimnis wirklich verbergen will, dann dann wird man nicht so offenkundig Hinweise verteilen, so wie ich es tat. Aber trotzdem hast du deine Augen auch nicht von einer eigentlich unmöglichen Antwort abgewandt, was eine reife Denkweise deinerseits nur bestätigen kann. Ich gratuliere, du hast mein Rätsel gelöst...", sprach der nun als Frau enttarnte Doppelgänger und blieb einfach ruhig in seiner lächelnden Position verweilen. Nun war es also an der Zeit, dass der letzte der Kage Bunshin das Wort erhob um Saisho zu antworten und ihm zu offenbaren, wie nah er mit seiner Antwort denn an der Lösung dran war. Haruka stand in der Zeit in der gesprochen wurde meistens einfach ruhig da und auch der ihr zugewiesene Doppelgänger hatte sich in keinster Weise vom Fleck bewegt und seine Augen verharrten stumm auf dem Mann mit der Hornbrille, der nun seinen Mund öffnete und zu sprechen begann.
"Die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft, eh? Nun, du hast eine ausgefallene Art zu denken, denn immerhin ist ja schon alleine die Überlegung, dass ich in die Zukunft blicken kann sehr verwunderlich und an sich eigentlich unmöglich... allerdings muss ich gestehen, dass du trotzdem beinahe den Kern meines Rätsels gelöst hast und ich kann dir vergewissern, dass es von hier an nur noch Probleme bei weiteren Lösungsvorschlägen gäbe und das meiste wohl rum Gerate sei, die keinem weiterhilft. Von daher kann ich dir sagen, dass auch du es geschafft hast das Rätsel zu lösen, welches mich umgibt und auch in allen von euch herrscht. Ich gratuliere..."
Im nächsten Moment schon, begannen alle drei Kage Bunshin auf die selbe Stelle auf der Lichtung hinzulaufen und es schien so als ob sie die Genin komplett vergessen hätten, was natürlich keinesfalls so war. Als sich die drei Doppelgänger um den großen Stein in der Mitte der Lichtung und unweit der Genin postiert hatten, begannen sie noch einmal zu dritt zu reden, dieses Mal jedoch alle in der Stimme, die sie nach dem Abwerfen des Umhangs angenommen hatten, womit die folgenden Worte nicht mehr ganz so mystisch klangen.
"So habt ihr drei euch nun als würdig erwiesen der Meisterin zu begegnen und ihre Weisheiten zu hören. Denn es gibt einen Unterschied zwischen dem Lösen eines Rätsel und dem Verstehen des Sinnes dahinter... nun denn, so möget ihr nun gleich verstehen, was die Rätsel auf sich hatten..."
Und mit diesen Worten verpufften die drei Doppelgänger und hinterließen große weiße Rauchschwaden, die nun den stattlichen Felsen verhüllten, auf den sich Izanami ungesehen mit dem Shunshin no Jutsu bewegt hatte. Doch wartete sie nicht ab, bis sich der Rauch aufgelöst hatte, bis sie damit begann das Wort an ihre Schützlinge zu richten, wobei sie das kleine Kribbeln in ihrem Bauch zu vergessen versuchte.
"Ihr habt euch alle drei wirklich sehr gut geschlagen, das muss ich zugeben. Und das sind keine leeren Worte, glaubt mir! Ich habe genug Leute in meinem Leben angetroffen, die kläglich daran gescheitert wären auch nur ein einziges dieser Rätsel zu lösen, darunter auch viele Shinobi... anscheinend steht es nicht mehr im Mittelpunkt auch seinen Kopf zu gebrauchen, Hauptsache man kann sich durch andere Dinge im Leben behaupten und zu Wehr setzen..."
Der Rauch hatte sich nun beinahe komplett gelegt und so gab er den Blick auf die Jounin frei, die, wider erwarten, trotz ihrer nachdenklichen Stimme ein breites Lächeln zur Schau trug. Die Frau saß auf dem Stein, ein Bein angewinkelt und einen Arm darauf gelegt, das andere hing locker an der großen kalten Fläche des Steins hinab. Alles in allem sah sie ziemlich entspannt aus und manche Leute würden sicher nicht auf den ersten Blick sagen, dass sich dort ein Jounin vor ihnen befand.
"Allerdings bringen selbst die besten Rätsel nichts, wenn man den Sinn dahinter nicht versteht. Nicht, dass ich euch diesen Teil der Aufgabe nicht zutrauen würde, doch denke ich, dass manche Dinge lieber erklärt werden sollten, als durch unzählige Gedankengänge erschlossen zu werden. Ich fange also mit deinem Rätsel an, Haruka. Anscheinend war es einfacher als ich erwartet hatte, immerhin hast du es auf Anhieb gelöst. Aber vielleicht heißt das auch einfach, dass du ein sehr helles Köpfchen bist. Du hast richtig gestellt, dass etwas nicht perfekt sein kann, wenn es nicht komplett ist und in diesem Fall fehlte dem selbstsicheren Mann ein Name zur Vollkommenheit. Wobei er selbst dann nicht vollkommen wäre, aber ich muss wohl keinem von euch erklären, dass es nichts gibt was vollkommen und perfekt ist. Ich muss an dir loben, dass du dich nicht hast von Äußerlichkeiten ablenken lassen und gleich auf das eingegangen bist, was der Mann dir gesagt hat, denn alleine am Äußeren etwas zu finden, was als negativ auffallen könnte, wäre sehr schwer gewesen und eben auch nicht Sinn der Aufgabe. Man soll sich nicht von Äußerlichkeiten ablenken lassen..."
Eine Pause trat ein, während Izas Lächeln leicht schwand und sie nun tatsächlich einen etwas nachdenklicheren Ausdruck auf ihrem Gesicht zeigte. Wenn nicht einmal die Jounin selbst bei diesem Thema eine gewisse Ernsthaftigkeit an den Tag gelegt hätte, dann würden die Genin dieses Thema sicher nur als kleinen Einstiegstest abtun. Schließlich sprach die Frau weiter.
"Nun zu dir, Rei. Man kann dir keinen Vorwurf machen, dass dir nicht sofort aufgefallen ist, dass der angebliche Mann letztendlich doch nur eine verkleidete Frau war. Immerhin musstest du deine Gedankengänge hierbei soweit ausbreiten, dass du sogar das unmögliche miteinbeziehst, denn du hast gegen einen klaren Fakt gehandelt, denn euch allen wurde die Illusion gegeben, dass ihr hier ausschließlich mit Männern gesprochen hättet. Nun, was lernen wir daraus? Wie bist du darauf gekommen, dass es eine Frau war? Sicherlich indem du ihr Benehmen, ihre Bewegungen, das Äußere und ihre Art zu sprechen analysiert hast. Hier kommt natürlich die Frage auf, ob das dann nicht im Widerspruch zu dem liegt, was ich eben erklärt habe, nämlich sich nicht vom Äußeren ablenken zu lassen und daraus Schlüsse zu ziehen. An sich könnte man das denken, doch letztendlich ist es nur eine Erweiterung meiner ersten Aussage. Und zwar, dass man sich nicht KOMPLETT auf das äußere verlassen soll. Wenn man jedoch gut beobachtet und aus dem was man sieht die richtigen Schlussfolgerungen zieht, dann kann man auch versuchen sein Gegenüber alleine durch sein Aussehen zu charakterisieren..."
Die nächste Pause trat ein und Izanamis Blick hatte sich in keinster Weise verändert und wirkte immer noch nachdenklich, ihre Stimme jedoch war etwas bestimmter geworden, ganz so als ob sie den Genin die Wichtigkeit ihrer Worte klar machen wollte. Natürlich konnte sie niemanden dazu zwingen das zu glauben, was sie hier erzählte, doch hoffte sie, dass die Kinder zumindest darüber nachdenken würden. Erst jetzt bemerkte sie, als sie einen kurzen Blick nach unten warf, dass auch ihr Wolf Shiromi den Weg zum Team gefunden hatte und sich vor ihr am Boden vor dem großen Stein kauerte und von außen hätte man meinen können, dass er schlief. Doch wusste sie, dass er hellwach war und darauf wartete, ob man ihn noch mehr brauchen würde oder nicht. Als die Jounin ihren Blick wieder von dem Wolf abwendete, blickte sie zu Saisho und fing erneut zu sprechen an.
"Zu deinem Rätsel Saisho kann ich nur sagen, dass es mit Abstand das schwerste war, auf jeden Fall aus meiner Sicht der Dinge. Trotzdem bin ich überrascht, wie nahe deine Gedanken doch der richtigen, besser gesagt der gesuchten Antwort lag. Dein Argument mit der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft trifft zu einem großen Teil auf das zu, was das Rätsel vermitteln wollte. Es geht darum, dass die sechs Augen von denen der Mann sprach das Wissen ist, das jeder von uns beherbergt. Ein Augenpaar wacht über das vergangene Wissen, unsere Erinnerungen und zeigt uns die Dinge die Geschehen sind. Das zweite Augenpaar liegt in der Gegenwart und zeigt uns das Wissen, was wir in diesem Moment bekommen und welches uns hilft uns weiterzuentwickeln. Sozusagen seht ihr drei im Moment alleine mit diesem Augenpaar. Das letzte Augenpaar ist das, welches ich gerade benutze. Es zeigt mir das Wissen, dass nur ich kenne und zu verwenden weiß und durch dessen Einsatz ich Einfluss auf die Zukunft besitze. Indem ich euch in der Gegenwart die Dinge aufzeige, die ich in der Vergangenheit sah, verändere ich euren Blick auf das Zukünftige. Und da das bei jedem Mensch der Fall ist, habt auch ihr jeder sechs Augen bei sich, jederzeit und überall."
Izanami sprang nun leicht vom Felsen ab und kam neben ihrem Wolf zum stehen, der sich mittlerweile aufgerappelt hatte und ihr vielsagend den Kopf entgegenstreckte, den Iza schnell zu streicheln begann. Ihr Blick war nach ihren letzten Worten wieder ins Fröhliche geglitten und sie lächelte die Genin breit an.
"Ich weiß, das letzte Rätsel kann man kaum in Verbindung zu den anderen zwei bringen, allerdings sollte man auch Einsehen, dass es nicht immer dort Verbindungen gibt, wo man welche erwartet oder erhofft. Aber zumindest hat keiner die Vermutung aufgestellt, dass außer dem normalen Augenpaar noch die Brille und zwei Hühneraugen gemeint sind... das gab es alles schon einmal, deswegen kann ich euch nur noch einmal loben. Doch wird es wohl an der Zeit, dass ich mich euch mal vorstelle, nachdem ich ja eure Namen bereits alle kenne. Ich heiße Nyoko Izanami und bin von heute an eure neue Sensei und Teamführerin.... und das hier unten ist mein treuer Gefährte Shiromi... ach ja, wer es wagen sollte ihn zu ärgern, nur weil er ein Wolf ist, der fliegt sofort aus dem Team..."
Zwar hatte die Jounin ihr Lächeln nicht verloren, doch hätten ihre letzten Worte wohl nicht widersprüchlicher zu dem Bild sein können, das sie ihnen zeigte. Aber die Frau wollte einfach klar stellen, dass niemand es wagen sollte das Tier blöd zu behandeln oder irgendwie anzugehen. Zwar erklärte sie den Kindern nicht, warum Shiromi wirklich so außergewöhnlich wichtig war, doch war sie sich sicher, dass keiner von ihnen es nun auch nur ausprobieren würde den schönen weißen Wolf zu schikanieren. Wobei sie damit eigentlich nur die Genin selber schützen wollte, denn Shiromi wusste sehr gut, wie er sich selber beschützen konnte, doch wollte sie nicht wissen, wie er dabei mit den Kindern umgehen würde.
Immer noch lächelnd wartete Izanami nun erstmal ab, was ihre Schützlinge denn zu sagen hatten.