M
Mameha Junko
Guest
Langsam und vorsichtig, als würde sie eine rutschige Treppe hinabgehen, bewegte sich Junko in luftiger Höhe von Ast zu Ast, um dem Iwamoto zu folgen. Die beiden anderen Sora-Nin wurden peinlich genau im Auge behalten … nicht, dass diese noch irgend etwas Lustiges oder auch Unlustiges versuchten. Aber nach einer Weile waren die beiden Shinobi nicht mehr zu sehen und es blieb jetzt nur noch das Gespräch mit Yuto, welchem sie mit freudiger Erwartung, Spannung, aber zugleich mit Furcht und Gram entgegen sah. Welchen Verlauf dieses Gespräch nehmen würde? Nun, es gab da einige Möglichkeiten, eine hässlicher als die andere aus verschiedenen Perspektiven, so hässlich, dass Junko nicht wagte, sie sich alle vorzustellen. Wenn ein Kage Bunshin ein Herz gehabt hätte, es wäre ihr in die Hose gerutscht, als Yuto letztendlich außer Hör- und Reichweite der anderen beiden Sora-Nin stoppte.
Was gab es jetzt noch zu sagen? Junko wusste, dass sie solche Stellen in irgendwelchen Romanen stets genervt überblätterte, wenn sie in ärgerlicher Stimmung war oder sich kaputtlachte, wenn sie in besserer Stimmung war. Meistens sprachen Figuren in dieser Position über ganz triviale Dinge, wie Eiscreme oder irgendwelche Sportveranstaltungen, lachten dann nervös, vermieden den Blickkontakt und fielen sich nach langer, peinlicher Stille in die Arme. Die Kunoichi war fest entschlossen, dieses Klischee nicht zu bedienen. Leider hatte sie keine bessere Idee, wie man dieser Situation angemessen begegnen konnte. Manchmal schien es einfach notwendig, den Denkapparat auszuschalten und sich von den Gefühlen leiten zu lassen – oh nein, das klang schon wieder so elendig schmalzig.
„Lass die Katze los.“ Irgendwie klang ihre Stimme leiser, heiserer und trauriger, als sie es beabsichtigt hatte. Sie wusste, dass Itoe zuschaute. Sie wusste, dass Niyazes Katze zuhörte. Sie wusste, dass zumindest Kibos Hirus mitschnupperten. Und es war ihr in diesem Moment gleichgültig, denn kaum, dass Niyazes Partner freigelassen wurde, trat die Kunoichi an den Rotschopf heran, nur um ihren Körper an seinen zu drücken. In einer beiläufigen Geste hatte sie vorsichtshalber ein Kunai gezogen, aber das schien mehr eine Standard-Geste als eine bedrohliche Geste zu sein.
„Sachte … sachte … sachte …“ Mit jedem Wort wurde die Stimme leiser, bis das Flüstern kaum mehr zu vernehmen war. Es brauchte nur einen kräftigen Schlag, um einen Kage Bunshin zu zerstören. Drückte Yuto zu stark, verschwand das Mädchen, soviel war klar. Aber momentan war noch nicht einmal klar, ob er die Situation ausnutzen würde, um sie in Grund und Boden zu klopfen oder ob er sie statt dessen – ganz klischeehaft – in die Arme nahm. Vielleicht trat er auch einen Schritt zurück und begann mit Verhandlungen. Wusste man’s?
Es war ein wahrlich seltsames Gefühl mit Junko alleine zu sein. Leider war es ein negatives seltsam und kein positives wie man annehmen konnte. Dies lag wohl daran, dass er sich in gewisser Weise beobachtet vorkam, denn er wusste ja nicht was Inoue und Kibo anstellten und wer hier sonst noch alles mit Augen und Ohren anwesend war. Die Katze an dieser Stelle mal ausgeschlossen, da er nicht annahm das sie gleich mit einer patzigen Frage in menschlicher Stimme verpackt jegliche Atmosphäre über den Haufen warf. Was sollte der Rotschopf nun also machen oder eher, was sollte er nun sagen, als sie nun endlich alleine waren und etwas offener und ehrlicher zueinander sein konnten. "Natürlich." Eigentlich hätte er auf diesen ersten Schritt auch von alleine kommen können, denn die Katze war den beiden nun ja schließlich noch im Weg. Behutsam, vielleicht aber auch etwas schusselig vor Aufregung setzte er jene auf den Boden und verweilte für einen Moment mit seinem Blick auf dieser um Junko nicht in die Augen sehen zu müssen. Scheinbar half ihm das erstaunlich gut einen kühlen Kopf zu bewahren. Als er sich wieder aufrichtete, war ihm Junko bereits ein ganzes Stück näher getreten als er es erwartet hätte. Sie umarmte ihn sogar, jedoch war dies wohl nicht unbedingt eine liebevolle Umarmung, denn kurz bevor sich ihre Arme um seinen Körper schlossen und er ihren Körper an seinem spüren konnte, blitzte ein metallener Gegenstand auf. Rein aus Reaktion oder eher um es ihr gleich zu tun - man bedenke, immerhin hatte sie damit angefangen ein Drehbuch für ihre Begegnung zu schreiben, Vertrauen und Durchführung ohne zu zögern war also Pflicht - zog er selbst einen bevor sich ihre Arme völlig um ihn geschlossen hatten. Was hieß zog, er rutschte viel eher aus seinem Ärmel hervor, was eine wesentlich schnellere Aktion ermöglichte. Da standen sie nun also, in einer Umarmung, die irgendwie nicht wirklich etwas romantisches an sich haben wollte, da beide einen scharfen Kunai in der Hand hielten und somit bereits waren sich jederzeit gegenseitig ernsthaft zu verletzen. Wie war das noch? Liebe schmerzt? "Keine Sorge, ich mache keinen falschen Schritt, so lange du keinen machst." Da er momentan nicht wirklich daran dachte, dass Junko ihn tatsächlich rein von Gefühlen gesteuert umarmte, lag ihm der Gedanke, dass dies gezielt einen Eindruck auf die Katze vermitteln sollte und sie somit eine Grundlage zur Verhandlung hatten. "Doch, sehr taktisch. Ich kann dir aus dieser Lage nicht wirklich viel antun, du mir jedoch genauso wenig bzw. viel." Damit hatte er recht, denn außer den Kunai zu benutzen oder sein Gegenüber praktisch mit seinen Armen zu erdrücken hätte er nichts tun können. Wohin das nur führen würde...
Und was dachte sich die Kunoichi bei der ganzen Sache? Nun, über die gedankliche Welt sei mal der Schleier des Mysteriums gelegt, während die Taten eine sehr viel deutlichere Sprache anschlugen. Es war davon auszugehen gewesen, dass er die Waffe in ihrer Hand sehen würde, aber dass er mit einer ähnlichen Antwort aufwarten würde, das war dann doch eine Überraschung. Doch nicht so unbedarft, hm? Da standen sie also, hatten beide die Arme umeinander geschlungen und hielten sich gegenseitig scharfe Messer gegen den Rücken, wie überaus passend.
Junko beschloss allerdings offenkundig, sich der armen Romantik zu erbarmen. Den linken Arm hatte sie immer noch um die Taille des Kiri-Nins geschlungen und hielt ihm die Kunaispitze pro forma gegen den Rücken, ohne ihn zu verletzen, während sie einen Oberschenkel zwischen seine Beine geschoben hatte und die rechte Hand flach auf seiner Brust ruhte – eigentlich eine entspannte Position, wäre da nicht die Tatsache, dass sie sich auf die Zehenspitzen stellte. Mit den Lippen streifte sie nur kurz über den Hals des Rotschopfes, während sie flüsternd das eigentliche Thema, die eigentliche Unterredung führte.
„Warum seid ihr hier?“
Irgend etwas stimmte doch mit dem Verhalten der Kunoichi nicht. Die Bewegungen waren sinnlicher als gewohnt, aber vielleicht gehörte das nur zur Entwicklung oder zum Erwachsen werden. Reagierte Yuto überhaupt darauf oder widmete er sich lieber der Frage, die ihm so charmant ins Ohr geflüstert wurde?
Ein leichter Schauder durchfuhr ihn, als Junkos Lippen seinen Hals für einen Augenblick streiften. Natürlich konnte man nicht sagen, dass ihm dies missfiel oder er sie deshalb nun panisch von sich wegstoßen würde, doch irgendwas beunruhigte ihn an dieser Situation. War es wieder die Ungewissheit? Vielleicht aber auch die Angst vor sich selbst. Wäre er in der Lage unterzutauchen und Sora zu verlassen? Alleine wegen Junko? Nein, es war eigentlich nicht möglich, denn damit würde er wohl nicht nur sich selbst in Gefahr bringen, sondern auch sie. Doch woher kam dieses Schaudern denn dann noch, außer von ihrer Berührung? Er wusste es schlicht und ergreifend nicht und selbst ein kurzer Kontakt ihrer Blicke konnte ihm keine Antwort geben.
Während sie ihm also ins Ohr säuselte, lockerte er seine leicht verkrampfte Haltung etwas, bewegte sich dabei aber weder viel, noch von der Stelle. "Du wolltest die Katze, du hast sie bekommen. Eigentlich wäre ich nun dran." Natürlich konnte er nicht einfach ihr Ziel im Feuerreich herausposaunen, viel eher lag es ihm eine passende Antwort zu suchen, nachdem er wusste was sie überhaupt hier zu suchen hatte.
„Wenn du Fragen hast, warum stellst du sie dann nicht, hm?“ Wer hätte gedacht, dass Mutter Mamehas Lektionen irgendwann einmal tatsächlich Verwendung finden würden? Als diese nämlich erzählt hatte „Wenn der Hals nicht weiterhilft, mach am Ohrläppchen weiter“, hatte sich eine neunjährige Junko die Ohren zugehalten und irgend etwas von „Ich hör nichts“ gebrabbelt. Jetzt setzte sie mütterlichen Rat in die Tat um. Ein Kuss wurde aufs Ohrläppchen gehaucht, dann wurde das leise Gespräch fortgeführt.
„Lass es mich anders formulieren: Wen sucht ihr?“
Noch war man in einer erheiternden Phase des Gesprächs. Besser, man nutzte die Gelegenheit, bevor sie gänzlich verstrich.
Scheinbar versuchte Junko ganz gezielt durch körperliche Reize die Informationen aus Yuto herauszukitzeln bevor dieser überhaupt reagieren konnte und selbst Gegenfragen stellen konnte, obwohl sie ihm genau dies ja anbot. Während sich ein erneutes Schaudern seinen Weg durch seinen Körper bahnte und sein Kopf eine leichte Bewegung auf die Seite vollzog, formten seine Lippen erneut einige Worte. "Wieso bist du alleine hier?" Er konnte diese Frage gezielt stellen, denn Kibos Egel hatten in der Nähe nichts ausmachen können, dies bedeutete natürlich nicht, dass sich in einem bereits etwas größerem Bereich weitere Shinobi der feindlichen Fraktion aufhalten könnten, doch zumindest dieses Gebiet hier war sicher. Zumindest noch.
„Tsk tsk …“ Mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen löste sie sich von seiner Halsgegend, um ihm direkt ins Gesicht zu schauen. Der Punkt war also erreicht, in dem doch ein ernsthaftes Gespräch geführt werden sollte? Warum nicht gleich so?
„Ich habe den Luxus, alleine hier zu sein. Eine Antwort auf dem Silbertablett. Muss ich jetzt noch einmal nachfragen?“ Mit skeptisch gewölbter Augenbraue und eher locker-flockigem Gesichtsausdruck erwartete sie die Antwort auf ihre Frage. Ein bisschen zu entspannt für ein wirklich ernstes Gespräch? Aber so was von.
Endlich schien sie damit aufgehört zu haben, die Informationen aus ihm herauskitzeln zu wollen. War es an dieser Stelle nicht verständlich, dass er froh darüber war, aber irgendwie auch nicht? Zumindest schien sich das Geschehen nun in eine eher andere Richtung zu drehen, in der es nun tatsächlich um ein ernsthaftes Gespräch ging. "Wahrscheinlich dasselbe wie ihr." Sein Blick schien zwar etwas skeptisch, obwohl es seine eigene Idee war, doch eigentlich musste er für diese Vermutung tatsächlich nur eins und eins zusammenzählen. Er wusste Dank ihr von dem Vorfall in Shirogakure, der ähnlich war wie der, der in Soragakure vorgefallen war. Das sie nun zur gleichen Zeit auf dem Weg zu den Dieben waren, war also kein wirklich großartiger Zufall. Er musste nun eigentlich nur noch damit Recht haben, dass sie ebenfalls auf einer selbigen Mission wie er war.
Dieselbe Meinung? Was war dieselbe Meinung in einer Angelegenheit, die von zwei Seiten aus betrachtet und aus zwei verschiedenen Richtungen von zwei Fraktionen angegangen wurde? Der Zeitpunkt und das Szenario, dass beide vor einiger Zeit schon befürchtet hatten, war eingetreten, und sie hatten noch nicht einmal einen anständigen Plan. Schande das.
„Wahrscheinlich dasselbe wie wir.“, wiederholte sie noch einmal nachdenklich, während ihr Blick abschweifte, ohne dass sie den Kopf bewegte. Die Augen wurden niedergeschlagen, allerdings wurde das obligatorische Nagen an der Unterlippe gelassen. Hatte sie eigentlich Herzklopfen, ebenso wie der junge Herr, in dessen Armen sie sich gerade befand? Sie wirkte nicht nervös, aber dafür erfreut, was wiederum angesichts des üblichen Verhaltens kein schlechtes Zeichen war. Zugleich war die Kunoichi offenbar selbst jetzt in der Lage, die Situation nüchtern und analytisch zu betrachten, doch was immer sie darüber dachte, ihre Gedanken blieben größtenteils ihr Eigentum.
Es dauerte nur ein, zwei Sekunden, ehe sie offensichtlich die Auswertung der Information abgeschlossen hatte und ihm wieder in die Augen schaute – allerdings hatte sich der Ausdruck nunmehr verändert. Die Belustigung war aus ihrer Miene verschwunden und hatte ernster Besorgnis Platz gemacht – sie sah fast schon ein wenig elend aus, als sie zu ihm hochschaute – das konnte ein Stimmungswechsel sein, oder auch nur ein Vorgeschmack auf das Unvermeidliche. Elend war unvermeidlich in dieser Situation, und das wussten sie beide.
„Was können wir tun?“ Meine Damen und Herren, ich präsentiere: Junko hatte keinen Plan. Sie hatte nicht den Hauch einer Ahnung, und es ließ sie verletzlicher wirken.
Das der Rotschopf mit seiner Aussage ins schwarze getroffen hatte konnte man nicht leugnen, was es aber bedeutete, dass er recht hatte, bemerkte er erst als Junko ihren amüsierten - seiner Meinung nach auch etwas zufriedenen - Gesichtsausdruck abgelegt hatte, ihren Blick abwendete und nachdenklich wurde. Ein Glück nur, dass bis zu diesem Zeitpunkt nur die Truppe von Shiro auf dem Weg zum Gebiet der Diebe war und Yutos Spähertrupp noch hier festgesetzt war und der Rest auf dem Boot wartete. Zu diesem Zeitpunkt konnte er sich also nur denken, dass die Möglichkeit sehr hoch war, dass beide Fraktionen aufeinander treffen würden, dass hieß, dass die beiden Fraktionen ohne Junko und Yuto mitgezählt aufeinander treffen würden. Die beiden durfte man ja schließlich nicht direkt hinzuzählen, da sie schließlich noch etwas gegen diese Situation unternehmen konnten. Zumindest versuchen oder immerhin darüber nachdenken konnten sie, schließlich war dies ja eigentlich die Stärke der beiden.
"Scheinbar kann es nicht vermieden werden, dass die beiden Fraktionen aufeinander treffen. Das Beste wäre natürlich, wenn dies schon geschehen müsste, dass wir das Versteck infiltrieren, die Gegenstände der jeweiligen Dörfer an uns bringen und verschwinden. Doch das ist wohl nur reine Theorie und in der Praxis nahezu unmöglich." Schade nur, dass ihm zu diesem Zeitpunkt weder bekannt war, wer von der feindlichen Fraktion sich hier in der Gegend herumtrieb, noch wer da auf sie lauerte und sein teuflisches Spiel mit ihnen spielte. Doch um ehrlich zu sein, unbedingt wissen wollte er es nicht, egal wie neugierig er sonst war.
Teuflisches Spiel, in der Tat, oder auch Kriegshetze, wenn man so wollte. Aber offenbar war eine Konfrontation zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht abzuwenden … vielleicht war das in diesem Moment auch nicht wünschenswert. Es mussten die entsprechenden Gegenstände geborgen werden, und wenn sich die Parteien gegenseitig dabei in Ruhe ließen, war das schon ein Wunder, insbesondere, wenn man bedachte, dass man sich gegenseitig für den Dieb hielt. Momentan hielt Junko übrigens die Diebin der Shiros und die Diebin der Soras für ein und dieselbe Person – und das wiederum brachte Komplikationen mit sich. Diese Komplikationen würden das Leben sehr, sehr erschweren. Es war fast schon bitter, wie ernst die Lage an und für sich war, wenn diese Feststellung das einzige war, was die beiden Kopfmenschen hier in ihrer Ratlosigkeit fabrizieren konnten. Mittlerweile hatte sich Junko an die Wärme des anderen Körpers gewöhnt, und doch musste sie merklich einen Schauer unterdrücken, wenn sie bedachte, was jetzt unabwendbar geschehen musste. Einmal mehr schaute sie ihn eindringlich an, einmal mehr wurde ihr Flüstern leiser, bis es am Ende fast abbrach und mehr erstarb als absichtlich beendet wurde.
„Wenn das dein Plan ist, dann halt mich gut fest …“
Man konnte es nennen wie man wollte, für die beiden Fraktionen würde es nie etwas gutes werden. Außer natürlich man war mit dem unbekannten dritten Mitspieler in der Runde verbündet und plante schon länger auf solch eine Situation hin. Dass eine Konfrontation nicht vermeidbar war, wussten sie beide, darüber brauchten sie kein weiteres Wort zu vergeuden oder einen Atemzug zu verschwenden. Viel passender wären einige freundliche Worte gewesen, doch was solle er ihr schon sagen, wenn seine Gedanken bereits um eine anstehende Konfrontation kreisten, bei der sie möglicherweise vor ihm stehen könnte. Die Frage was dann wurde jedoch gezielt von ihm umgangen, da es schlichtweg nicht möglich war darüber nachzudenken.
Auch er konnte die Wärme die von ihr ausging spüren und ihren Atemzügen lauschen, während er ihr sacht über den Rücken strich. Als sie erneut einen kurzen, schwachen Satz sagte, sog er die Luft ein und versuchte in seinen folgenden Worten so wenig Anspannung wie möglich zu zeigen. "Zunächst ist mein Plan zu überleben." Groß etwas anderes blieb ihm auch nicht übrig, doch das was wäre wenn, war ein unbekannter Faktor der etwas anderen Art, den er in diesem Problem schlichtweg nicht tilgen konnte.
„Die Ironie, mein Herz. Die Ironie …“ Was anderes konnte man dazu traurigerweise nicht sagen, während die Kunoichi ein schwaches Lächeln zustande brachte. Sie hatte befürchtet, zu keinem Ergebnis zu kommen und hatte befürchtet, insofern keine Wahl zu haben. In ihrem Kopf machte es Sinn und war vernünftig – manchmal war Vernunft hassenswert. Das hier war so ein Moment, ein Moment, den sie schon vor dem Formen des Kage Bunshins hatte kommen sehen. Es war ein mögliches Szenario gewesen, aber nicht ihr favorisiertes, um es milde auszudrücken.
Die Zeit für den Abschied war gekommen, wie erwartet. Sie mussten sich jetzt trennen, das war unvermeidlich. Sie musste sich jetzt lösen, genau jetzt. Sie hatten keine Zeit. Niyaze konnte in diesem Moment ein blutiges Spektakel anrichten, und was Kibo und Blut anging, so wollte man gar nicht darüber nachdenken. Auch schien die Gruppe von Sora-Nin ein wenig größer zu sein, wenn man sich die Situation genau betrachtete.
Sie brauchte sich noch nicht einmal auf die Zehenspitzen stellen, lediglich seinen Kopf neigen und ihn mit der freien Hand in die richtige Richtung lenken, um ihn noch einmal zu küssen. Junko hatte nicht viel Emotion pro Tag zur Verfügung, aber alles, was sie hatte, legte sie in diese Berührung – ihre Leidenschaft, ihre Trauer, ihre Freude, ihre Verzweiflung. Dass sie nicht anfing zu weinen überraschte sie … und dann wiederum fragte sie sich, ob noch etwas übrig war, um Tränen anzufüllen. Sie hatte es kommen sehen, nicht wahr? Als sie sich löste, rief sie sich noch einmal ins Gedächtnis, dass sie später weinen konnte … wenn sie konnte.
Dann rammte sie Yuto mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, das Kunai zwischen die Schulterblätter.
Yutos Gedanken drehten sich wie ein Kreisel, immer im Kreise. Mal um diesen Gedanken, mal um jenen Gedanken und auch mal um einen anderen Gedanken. Nichts, dass man dem Kopfmenschen in einer solchen Situation verdenken konnte. Als Junko ihm dann auch noch einen leidenschaftlichen Kuss gab, drehte sich der Kreisel natürlich noch schneller, da diese Reaktion nach ihren letzten Worten völlig unerwartet kam, ihn zwar nicht schockte aber dennoch sehr überraschte. Das Problem der wechselnden Gedanken wurde dadurch zwar temporär gelöst, doch spätestens wenn dieser Augenblick verstreichen würde, würden sich seine Gedanken wieder in alle Richtungen verstreuen. Doch dazu kam es nicht, denn der Kreisel wurde abrupt in seiner Bewegung unterbrochen und fiel um.
Ein Kunai hatte sie ihm in den Rücken gejagt, fast so wie einem Vampir ein Pflock ins Herz gestoßen wurde. Zwar war es sein Rücken der hier attackiert wurde , doch dennoch, als er langsam zu Boden sackte und sie noch mit einem kurzen Schlag nachsetze, der ihn zwar mehr striff als Schaden anrichtete ihm trotzdem jedoch den Rest gab, schien ein Teil des bekannten Eisberges zu splittern.
Doch was war sein letzter Gedanke kurz bevor sich seine Augen schlossen? Richtig, wenn er hier nun durch ihre Hand starb, dann war es so.
Nach einigen langen Minuten, in denen die Welt für Yuto still stand und in eine absolute Dunkelheit getaucht war, kam der Rotschopf wieder zu sich. Langsam, schwummrig. Er brauchte einen Moment um sich aufzurichten und zu erfassen, was gerade eben geschehen war. Das er sein warmes Blut auf seinem Rücken kleben spürte, folgte im nächsten. Mit etwas Wasser, dass er durch Chakra erschaffen hatte, versuchte er zunächst seinen Bewusstseinszustand zu verbessern und dann einen Teil der Wunde blind zu versorgen. Als er sich dann sicher genug war mit seinem Chakra zu hantieren, schloss er diese mit dem einzigen richtigen Medic-Jutsu, dass er beherrschte. Der Schmerz hielt sich in Grenzen, doch die Welt wollte noch nicht ganz still stehen bzw. drehte sich noch etwas abrupt als er sich langsam erhob. Es ging ihm nicht sonderlich aber nach einigen Schritten, fühlte er sich wohl genug um zu den anderen zurückzukehren. Er hatte ein mulmiges Gefühl in der Magengrube und wusste nicht recht woher dieses kam. Wahrscheinlich vom Blutverlust, denn er spätestens auf dem Schiff wieder ausbessern konnte mit einer Blutpille, die Eishun sicherlich im Gepäck hatte. Oder Kibo könnte ihm da irgendwie aushelfen...
Doch was dachte Yuto in diesem Moment über Junko? Noch war es ihm nicht bewusst, doch er würde es wohl auf dieselbe Stufe stellen, mit dem was Daisuke getan hatte. Warum? Weil sie wohl ihre Gründe dafür haben musste, definitiv sogar.
Was gab es jetzt noch zu sagen? Junko wusste, dass sie solche Stellen in irgendwelchen Romanen stets genervt überblätterte, wenn sie in ärgerlicher Stimmung war oder sich kaputtlachte, wenn sie in besserer Stimmung war. Meistens sprachen Figuren in dieser Position über ganz triviale Dinge, wie Eiscreme oder irgendwelche Sportveranstaltungen, lachten dann nervös, vermieden den Blickkontakt und fielen sich nach langer, peinlicher Stille in die Arme. Die Kunoichi war fest entschlossen, dieses Klischee nicht zu bedienen. Leider hatte sie keine bessere Idee, wie man dieser Situation angemessen begegnen konnte. Manchmal schien es einfach notwendig, den Denkapparat auszuschalten und sich von den Gefühlen leiten zu lassen – oh nein, das klang schon wieder so elendig schmalzig.
„Lass die Katze los.“ Irgendwie klang ihre Stimme leiser, heiserer und trauriger, als sie es beabsichtigt hatte. Sie wusste, dass Itoe zuschaute. Sie wusste, dass Niyazes Katze zuhörte. Sie wusste, dass zumindest Kibos Hirus mitschnupperten. Und es war ihr in diesem Moment gleichgültig, denn kaum, dass Niyazes Partner freigelassen wurde, trat die Kunoichi an den Rotschopf heran, nur um ihren Körper an seinen zu drücken. In einer beiläufigen Geste hatte sie vorsichtshalber ein Kunai gezogen, aber das schien mehr eine Standard-Geste als eine bedrohliche Geste zu sein.
„Sachte … sachte … sachte …“ Mit jedem Wort wurde die Stimme leiser, bis das Flüstern kaum mehr zu vernehmen war. Es brauchte nur einen kräftigen Schlag, um einen Kage Bunshin zu zerstören. Drückte Yuto zu stark, verschwand das Mädchen, soviel war klar. Aber momentan war noch nicht einmal klar, ob er die Situation ausnutzen würde, um sie in Grund und Boden zu klopfen oder ob er sie statt dessen – ganz klischeehaft – in die Arme nahm. Vielleicht trat er auch einen Schritt zurück und begann mit Verhandlungen. Wusste man’s?
Es war ein wahrlich seltsames Gefühl mit Junko alleine zu sein. Leider war es ein negatives seltsam und kein positives wie man annehmen konnte. Dies lag wohl daran, dass er sich in gewisser Weise beobachtet vorkam, denn er wusste ja nicht was Inoue und Kibo anstellten und wer hier sonst noch alles mit Augen und Ohren anwesend war. Die Katze an dieser Stelle mal ausgeschlossen, da er nicht annahm das sie gleich mit einer patzigen Frage in menschlicher Stimme verpackt jegliche Atmosphäre über den Haufen warf. Was sollte der Rotschopf nun also machen oder eher, was sollte er nun sagen, als sie nun endlich alleine waren und etwas offener und ehrlicher zueinander sein konnten. "Natürlich." Eigentlich hätte er auf diesen ersten Schritt auch von alleine kommen können, denn die Katze war den beiden nun ja schließlich noch im Weg. Behutsam, vielleicht aber auch etwas schusselig vor Aufregung setzte er jene auf den Boden und verweilte für einen Moment mit seinem Blick auf dieser um Junko nicht in die Augen sehen zu müssen. Scheinbar half ihm das erstaunlich gut einen kühlen Kopf zu bewahren. Als er sich wieder aufrichtete, war ihm Junko bereits ein ganzes Stück näher getreten als er es erwartet hätte. Sie umarmte ihn sogar, jedoch war dies wohl nicht unbedingt eine liebevolle Umarmung, denn kurz bevor sich ihre Arme um seinen Körper schlossen und er ihren Körper an seinem spüren konnte, blitzte ein metallener Gegenstand auf. Rein aus Reaktion oder eher um es ihr gleich zu tun - man bedenke, immerhin hatte sie damit angefangen ein Drehbuch für ihre Begegnung zu schreiben, Vertrauen und Durchführung ohne zu zögern war also Pflicht - zog er selbst einen bevor sich ihre Arme völlig um ihn geschlossen hatten. Was hieß zog, er rutschte viel eher aus seinem Ärmel hervor, was eine wesentlich schnellere Aktion ermöglichte. Da standen sie nun also, in einer Umarmung, die irgendwie nicht wirklich etwas romantisches an sich haben wollte, da beide einen scharfen Kunai in der Hand hielten und somit bereits waren sich jederzeit gegenseitig ernsthaft zu verletzen. Wie war das noch? Liebe schmerzt? "Keine Sorge, ich mache keinen falschen Schritt, so lange du keinen machst." Da er momentan nicht wirklich daran dachte, dass Junko ihn tatsächlich rein von Gefühlen gesteuert umarmte, lag ihm der Gedanke, dass dies gezielt einen Eindruck auf die Katze vermitteln sollte und sie somit eine Grundlage zur Verhandlung hatten. "Doch, sehr taktisch. Ich kann dir aus dieser Lage nicht wirklich viel antun, du mir jedoch genauso wenig bzw. viel." Damit hatte er recht, denn außer den Kunai zu benutzen oder sein Gegenüber praktisch mit seinen Armen zu erdrücken hätte er nichts tun können. Wohin das nur führen würde...
Und was dachte sich die Kunoichi bei der ganzen Sache? Nun, über die gedankliche Welt sei mal der Schleier des Mysteriums gelegt, während die Taten eine sehr viel deutlichere Sprache anschlugen. Es war davon auszugehen gewesen, dass er die Waffe in ihrer Hand sehen würde, aber dass er mit einer ähnlichen Antwort aufwarten würde, das war dann doch eine Überraschung. Doch nicht so unbedarft, hm? Da standen sie also, hatten beide die Arme umeinander geschlungen und hielten sich gegenseitig scharfe Messer gegen den Rücken, wie überaus passend.
Junko beschloss allerdings offenkundig, sich der armen Romantik zu erbarmen. Den linken Arm hatte sie immer noch um die Taille des Kiri-Nins geschlungen und hielt ihm die Kunaispitze pro forma gegen den Rücken, ohne ihn zu verletzen, während sie einen Oberschenkel zwischen seine Beine geschoben hatte und die rechte Hand flach auf seiner Brust ruhte – eigentlich eine entspannte Position, wäre da nicht die Tatsache, dass sie sich auf die Zehenspitzen stellte. Mit den Lippen streifte sie nur kurz über den Hals des Rotschopfes, während sie flüsternd das eigentliche Thema, die eigentliche Unterredung führte.
„Warum seid ihr hier?“
Irgend etwas stimmte doch mit dem Verhalten der Kunoichi nicht. Die Bewegungen waren sinnlicher als gewohnt, aber vielleicht gehörte das nur zur Entwicklung oder zum Erwachsen werden. Reagierte Yuto überhaupt darauf oder widmete er sich lieber der Frage, die ihm so charmant ins Ohr geflüstert wurde?
Ein leichter Schauder durchfuhr ihn, als Junkos Lippen seinen Hals für einen Augenblick streiften. Natürlich konnte man nicht sagen, dass ihm dies missfiel oder er sie deshalb nun panisch von sich wegstoßen würde, doch irgendwas beunruhigte ihn an dieser Situation. War es wieder die Ungewissheit? Vielleicht aber auch die Angst vor sich selbst. Wäre er in der Lage unterzutauchen und Sora zu verlassen? Alleine wegen Junko? Nein, es war eigentlich nicht möglich, denn damit würde er wohl nicht nur sich selbst in Gefahr bringen, sondern auch sie. Doch woher kam dieses Schaudern denn dann noch, außer von ihrer Berührung? Er wusste es schlicht und ergreifend nicht und selbst ein kurzer Kontakt ihrer Blicke konnte ihm keine Antwort geben.
Während sie ihm also ins Ohr säuselte, lockerte er seine leicht verkrampfte Haltung etwas, bewegte sich dabei aber weder viel, noch von der Stelle. "Du wolltest die Katze, du hast sie bekommen. Eigentlich wäre ich nun dran." Natürlich konnte er nicht einfach ihr Ziel im Feuerreich herausposaunen, viel eher lag es ihm eine passende Antwort zu suchen, nachdem er wusste was sie überhaupt hier zu suchen hatte.
„Wenn du Fragen hast, warum stellst du sie dann nicht, hm?“ Wer hätte gedacht, dass Mutter Mamehas Lektionen irgendwann einmal tatsächlich Verwendung finden würden? Als diese nämlich erzählt hatte „Wenn der Hals nicht weiterhilft, mach am Ohrläppchen weiter“, hatte sich eine neunjährige Junko die Ohren zugehalten und irgend etwas von „Ich hör nichts“ gebrabbelt. Jetzt setzte sie mütterlichen Rat in die Tat um. Ein Kuss wurde aufs Ohrläppchen gehaucht, dann wurde das leise Gespräch fortgeführt.
„Lass es mich anders formulieren: Wen sucht ihr?“
Noch war man in einer erheiternden Phase des Gesprächs. Besser, man nutzte die Gelegenheit, bevor sie gänzlich verstrich.
Scheinbar versuchte Junko ganz gezielt durch körperliche Reize die Informationen aus Yuto herauszukitzeln bevor dieser überhaupt reagieren konnte und selbst Gegenfragen stellen konnte, obwohl sie ihm genau dies ja anbot. Während sich ein erneutes Schaudern seinen Weg durch seinen Körper bahnte und sein Kopf eine leichte Bewegung auf die Seite vollzog, formten seine Lippen erneut einige Worte. "Wieso bist du alleine hier?" Er konnte diese Frage gezielt stellen, denn Kibos Egel hatten in der Nähe nichts ausmachen können, dies bedeutete natürlich nicht, dass sich in einem bereits etwas größerem Bereich weitere Shinobi der feindlichen Fraktion aufhalten könnten, doch zumindest dieses Gebiet hier war sicher. Zumindest noch.
„Tsk tsk …“ Mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen löste sie sich von seiner Halsgegend, um ihm direkt ins Gesicht zu schauen. Der Punkt war also erreicht, in dem doch ein ernsthaftes Gespräch geführt werden sollte? Warum nicht gleich so?
„Ich habe den Luxus, alleine hier zu sein. Eine Antwort auf dem Silbertablett. Muss ich jetzt noch einmal nachfragen?“ Mit skeptisch gewölbter Augenbraue und eher locker-flockigem Gesichtsausdruck erwartete sie die Antwort auf ihre Frage. Ein bisschen zu entspannt für ein wirklich ernstes Gespräch? Aber so was von.
Endlich schien sie damit aufgehört zu haben, die Informationen aus ihm herauskitzeln zu wollen. War es an dieser Stelle nicht verständlich, dass er froh darüber war, aber irgendwie auch nicht? Zumindest schien sich das Geschehen nun in eine eher andere Richtung zu drehen, in der es nun tatsächlich um ein ernsthaftes Gespräch ging. "Wahrscheinlich dasselbe wie ihr." Sein Blick schien zwar etwas skeptisch, obwohl es seine eigene Idee war, doch eigentlich musste er für diese Vermutung tatsächlich nur eins und eins zusammenzählen. Er wusste Dank ihr von dem Vorfall in Shirogakure, der ähnlich war wie der, der in Soragakure vorgefallen war. Das sie nun zur gleichen Zeit auf dem Weg zu den Dieben waren, war also kein wirklich großartiger Zufall. Er musste nun eigentlich nur noch damit Recht haben, dass sie ebenfalls auf einer selbigen Mission wie er war.
Dieselbe Meinung? Was war dieselbe Meinung in einer Angelegenheit, die von zwei Seiten aus betrachtet und aus zwei verschiedenen Richtungen von zwei Fraktionen angegangen wurde? Der Zeitpunkt und das Szenario, dass beide vor einiger Zeit schon befürchtet hatten, war eingetreten, und sie hatten noch nicht einmal einen anständigen Plan. Schande das.
„Wahrscheinlich dasselbe wie wir.“, wiederholte sie noch einmal nachdenklich, während ihr Blick abschweifte, ohne dass sie den Kopf bewegte. Die Augen wurden niedergeschlagen, allerdings wurde das obligatorische Nagen an der Unterlippe gelassen. Hatte sie eigentlich Herzklopfen, ebenso wie der junge Herr, in dessen Armen sie sich gerade befand? Sie wirkte nicht nervös, aber dafür erfreut, was wiederum angesichts des üblichen Verhaltens kein schlechtes Zeichen war. Zugleich war die Kunoichi offenbar selbst jetzt in der Lage, die Situation nüchtern und analytisch zu betrachten, doch was immer sie darüber dachte, ihre Gedanken blieben größtenteils ihr Eigentum.
Es dauerte nur ein, zwei Sekunden, ehe sie offensichtlich die Auswertung der Information abgeschlossen hatte und ihm wieder in die Augen schaute – allerdings hatte sich der Ausdruck nunmehr verändert. Die Belustigung war aus ihrer Miene verschwunden und hatte ernster Besorgnis Platz gemacht – sie sah fast schon ein wenig elend aus, als sie zu ihm hochschaute – das konnte ein Stimmungswechsel sein, oder auch nur ein Vorgeschmack auf das Unvermeidliche. Elend war unvermeidlich in dieser Situation, und das wussten sie beide.
„Was können wir tun?“ Meine Damen und Herren, ich präsentiere: Junko hatte keinen Plan. Sie hatte nicht den Hauch einer Ahnung, und es ließ sie verletzlicher wirken.
Das der Rotschopf mit seiner Aussage ins schwarze getroffen hatte konnte man nicht leugnen, was es aber bedeutete, dass er recht hatte, bemerkte er erst als Junko ihren amüsierten - seiner Meinung nach auch etwas zufriedenen - Gesichtsausdruck abgelegt hatte, ihren Blick abwendete und nachdenklich wurde. Ein Glück nur, dass bis zu diesem Zeitpunkt nur die Truppe von Shiro auf dem Weg zum Gebiet der Diebe war und Yutos Spähertrupp noch hier festgesetzt war und der Rest auf dem Boot wartete. Zu diesem Zeitpunkt konnte er sich also nur denken, dass die Möglichkeit sehr hoch war, dass beide Fraktionen aufeinander treffen würden, dass hieß, dass die beiden Fraktionen ohne Junko und Yuto mitgezählt aufeinander treffen würden. Die beiden durfte man ja schließlich nicht direkt hinzuzählen, da sie schließlich noch etwas gegen diese Situation unternehmen konnten. Zumindest versuchen oder immerhin darüber nachdenken konnten sie, schließlich war dies ja eigentlich die Stärke der beiden.
"Scheinbar kann es nicht vermieden werden, dass die beiden Fraktionen aufeinander treffen. Das Beste wäre natürlich, wenn dies schon geschehen müsste, dass wir das Versteck infiltrieren, die Gegenstände der jeweiligen Dörfer an uns bringen und verschwinden. Doch das ist wohl nur reine Theorie und in der Praxis nahezu unmöglich." Schade nur, dass ihm zu diesem Zeitpunkt weder bekannt war, wer von der feindlichen Fraktion sich hier in der Gegend herumtrieb, noch wer da auf sie lauerte und sein teuflisches Spiel mit ihnen spielte. Doch um ehrlich zu sein, unbedingt wissen wollte er es nicht, egal wie neugierig er sonst war.
Teuflisches Spiel, in der Tat, oder auch Kriegshetze, wenn man so wollte. Aber offenbar war eine Konfrontation zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht abzuwenden … vielleicht war das in diesem Moment auch nicht wünschenswert. Es mussten die entsprechenden Gegenstände geborgen werden, und wenn sich die Parteien gegenseitig dabei in Ruhe ließen, war das schon ein Wunder, insbesondere, wenn man bedachte, dass man sich gegenseitig für den Dieb hielt. Momentan hielt Junko übrigens die Diebin der Shiros und die Diebin der Soras für ein und dieselbe Person – und das wiederum brachte Komplikationen mit sich. Diese Komplikationen würden das Leben sehr, sehr erschweren. Es war fast schon bitter, wie ernst die Lage an und für sich war, wenn diese Feststellung das einzige war, was die beiden Kopfmenschen hier in ihrer Ratlosigkeit fabrizieren konnten. Mittlerweile hatte sich Junko an die Wärme des anderen Körpers gewöhnt, und doch musste sie merklich einen Schauer unterdrücken, wenn sie bedachte, was jetzt unabwendbar geschehen musste. Einmal mehr schaute sie ihn eindringlich an, einmal mehr wurde ihr Flüstern leiser, bis es am Ende fast abbrach und mehr erstarb als absichtlich beendet wurde.
„Wenn das dein Plan ist, dann halt mich gut fest …“
Man konnte es nennen wie man wollte, für die beiden Fraktionen würde es nie etwas gutes werden. Außer natürlich man war mit dem unbekannten dritten Mitspieler in der Runde verbündet und plante schon länger auf solch eine Situation hin. Dass eine Konfrontation nicht vermeidbar war, wussten sie beide, darüber brauchten sie kein weiteres Wort zu vergeuden oder einen Atemzug zu verschwenden. Viel passender wären einige freundliche Worte gewesen, doch was solle er ihr schon sagen, wenn seine Gedanken bereits um eine anstehende Konfrontation kreisten, bei der sie möglicherweise vor ihm stehen könnte. Die Frage was dann wurde jedoch gezielt von ihm umgangen, da es schlichtweg nicht möglich war darüber nachzudenken.
Auch er konnte die Wärme die von ihr ausging spüren und ihren Atemzügen lauschen, während er ihr sacht über den Rücken strich. Als sie erneut einen kurzen, schwachen Satz sagte, sog er die Luft ein und versuchte in seinen folgenden Worten so wenig Anspannung wie möglich zu zeigen. "Zunächst ist mein Plan zu überleben." Groß etwas anderes blieb ihm auch nicht übrig, doch das was wäre wenn, war ein unbekannter Faktor der etwas anderen Art, den er in diesem Problem schlichtweg nicht tilgen konnte.
„Die Ironie, mein Herz. Die Ironie …“ Was anderes konnte man dazu traurigerweise nicht sagen, während die Kunoichi ein schwaches Lächeln zustande brachte. Sie hatte befürchtet, zu keinem Ergebnis zu kommen und hatte befürchtet, insofern keine Wahl zu haben. In ihrem Kopf machte es Sinn und war vernünftig – manchmal war Vernunft hassenswert. Das hier war so ein Moment, ein Moment, den sie schon vor dem Formen des Kage Bunshins hatte kommen sehen. Es war ein mögliches Szenario gewesen, aber nicht ihr favorisiertes, um es milde auszudrücken.
Die Zeit für den Abschied war gekommen, wie erwartet. Sie mussten sich jetzt trennen, das war unvermeidlich. Sie musste sich jetzt lösen, genau jetzt. Sie hatten keine Zeit. Niyaze konnte in diesem Moment ein blutiges Spektakel anrichten, und was Kibo und Blut anging, so wollte man gar nicht darüber nachdenken. Auch schien die Gruppe von Sora-Nin ein wenig größer zu sein, wenn man sich die Situation genau betrachtete.
Sie brauchte sich noch nicht einmal auf die Zehenspitzen stellen, lediglich seinen Kopf neigen und ihn mit der freien Hand in die richtige Richtung lenken, um ihn noch einmal zu küssen. Junko hatte nicht viel Emotion pro Tag zur Verfügung, aber alles, was sie hatte, legte sie in diese Berührung – ihre Leidenschaft, ihre Trauer, ihre Freude, ihre Verzweiflung. Dass sie nicht anfing zu weinen überraschte sie … und dann wiederum fragte sie sich, ob noch etwas übrig war, um Tränen anzufüllen. Sie hatte es kommen sehen, nicht wahr? Als sie sich löste, rief sie sich noch einmal ins Gedächtnis, dass sie später weinen konnte … wenn sie konnte.
Dann rammte sie Yuto mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, das Kunai zwischen die Schulterblätter.
Yutos Gedanken drehten sich wie ein Kreisel, immer im Kreise. Mal um diesen Gedanken, mal um jenen Gedanken und auch mal um einen anderen Gedanken. Nichts, dass man dem Kopfmenschen in einer solchen Situation verdenken konnte. Als Junko ihm dann auch noch einen leidenschaftlichen Kuss gab, drehte sich der Kreisel natürlich noch schneller, da diese Reaktion nach ihren letzten Worten völlig unerwartet kam, ihn zwar nicht schockte aber dennoch sehr überraschte. Das Problem der wechselnden Gedanken wurde dadurch zwar temporär gelöst, doch spätestens wenn dieser Augenblick verstreichen würde, würden sich seine Gedanken wieder in alle Richtungen verstreuen. Doch dazu kam es nicht, denn der Kreisel wurde abrupt in seiner Bewegung unterbrochen und fiel um.
Ein Kunai hatte sie ihm in den Rücken gejagt, fast so wie einem Vampir ein Pflock ins Herz gestoßen wurde. Zwar war es sein Rücken der hier attackiert wurde , doch dennoch, als er langsam zu Boden sackte und sie noch mit einem kurzen Schlag nachsetze, der ihn zwar mehr striff als Schaden anrichtete ihm trotzdem jedoch den Rest gab, schien ein Teil des bekannten Eisberges zu splittern.
Doch was war sein letzter Gedanke kurz bevor sich seine Augen schlossen? Richtig, wenn er hier nun durch ihre Hand starb, dann war es so.
Nach einigen langen Minuten, in denen die Welt für Yuto still stand und in eine absolute Dunkelheit getaucht war, kam der Rotschopf wieder zu sich. Langsam, schwummrig. Er brauchte einen Moment um sich aufzurichten und zu erfassen, was gerade eben geschehen war. Das er sein warmes Blut auf seinem Rücken kleben spürte, folgte im nächsten. Mit etwas Wasser, dass er durch Chakra erschaffen hatte, versuchte er zunächst seinen Bewusstseinszustand zu verbessern und dann einen Teil der Wunde blind zu versorgen. Als er sich dann sicher genug war mit seinem Chakra zu hantieren, schloss er diese mit dem einzigen richtigen Medic-Jutsu, dass er beherrschte. Der Schmerz hielt sich in Grenzen, doch die Welt wollte noch nicht ganz still stehen bzw. drehte sich noch etwas abrupt als er sich langsam erhob. Es ging ihm nicht sonderlich aber nach einigen Schritten, fühlte er sich wohl genug um zu den anderen zurückzukehren. Er hatte ein mulmiges Gefühl in der Magengrube und wusste nicht recht woher dieses kam. Wahrscheinlich vom Blutverlust, denn er spätestens auf dem Schiff wieder ausbessern konnte mit einer Blutpille, die Eishun sicherlich im Gepäck hatte. Oder Kibo könnte ihm da irgendwie aushelfen...
Doch was dachte Yuto in diesem Moment über Junko? Noch war es ihm nicht bewusst, doch er würde es wohl auf dieselbe Stufe stellen, mit dem was Daisuke getan hatte. Warum? Weil sie wohl ihre Gründe dafür haben musste, definitiv sogar.