Freizeit… Freizeit war schon immer eine Sache gewesen, die Hei schätzte. Der junge Mann, seines Zeichens Suna-nin und Ninjutsuka der - mittlerweile - nicht mehr niedrigesten Klasse, strich sich durch die pechschwarzen Haare, die ihm recht glatt für seine Verhältnisse über den Rücken fielen. Es war ein besonderer Tag oder sogar eine besondere Zeit, in der sie sich gerade befanden: blühende Kirschen verteilten ihre Blätter, wohin man auch kam, der Ruf des Frühlings, der Sonne und der Natur war so stark wie sonst kaum irgendwann im Jahr. Das Äquinoktium lag bereits hinter den Menschen des Grasreiches, und es stand etwas an, was ungewöhnlich war, selbst für einen Shinobi. Ein Fest in einem neutralen Reich, abgeschottet von Politik und all den anderen Übeln, die sich aus ihr ergaben. Tatsächlich war das Reich des Grases wohl eines der friedlichsten Reiche auf dieser Welt, gelegen zwischen dem Wind- und dem Feuerreich, bekannt dafür, dass es unter der massiven Vegetation nicht allzu viel gab, für das es sich zu kämpfen lohnte. Jedenfalls behaupteten das die Außenstehenden. Iteki, eine Kriegerin, die er und Mari hier vor langer Zeit einmal getroffen hatten, würde vermutlich eine etwas andere Behauptung aufstellen. Langsam senkte sich die Sandwolke herab, Hei landete und ließ einen kleinen Sandhaufen zurück. Der junge Shinobi trat aus dem Gebüsch hervor und sah sich umsichtig um. Niemand da, jedenfalls nicht in unmittelbarer Nähe… er klopfte sich ein paar Sandkörner aus der Kleidung und richtete sich die Haare. Oh, und noch etwas war besonders: Während er sonst eigentlich immer mit Mari unterwegs gewesen war, hatten sie heute darauf verzichtete, zusammen zu dem Fest zu reisen. Warum? Nun… das Ganze war eine Idee der Mutter von Mari gewesen. Yue, eine geborene Paparazzi und Romantikerin, die sich bei seinem Glück hinter ihm in den Büschen versteckte, fand, dass es eine unheimlich süße und hinreißende Idee wäre, wenn sie sich erst auf dem Fest träfen und er Mari dann das erste Mal so richtig im Kimono sah - und so. Na, wenn sie denn meinte. Hei war das Ganze prinzipiell egal gewesen, aber da weder er noch Mari wirklich in der Lage waren, sich gegen die ältere Hyuuga durchzusetzen, war es - ohne überhaupt ein Interesse daran zu haben, sich durchzusetzen - eben so gekommen, wie Yue es gewollt hatte. Also waren sie halt getrennt unterwegs. Treffpunkt war gewesen… äh… Hei kratzte sich am Kinn. Wo war das noch gleich gewesen? So groß konnte das Dorf ja auch nicht sein, oder? Und er würde seine Prinzessin natürlich auch von Weitem erkennen, und allernotfalls… hatte sie ja das Byakugan. Wenngleich alle Reisenden in diese Gegend im Moment von der Dorfverwaltung darauf aufmerksam gemacht wurden, doch bitte keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Also: Keine Jutsus, kein Byakugan, keine Prügeleien und wenn möglich: Ein Tag im Leben der Shinobi, der wie der eines ganz normalen Bürgers war. Nicht mehr und nicht weniger.
Nach einigen Gehminuten fand sich Hei an einem kleinen Platz wieder, der hier wohl errichtet worden war, um den Fluss hier möglichst gut beobachten zu können. Dem Tatsumaki entfloh ein leises, zufriedenes Lachen bei dem Anblick: Es war wirklich schön hier. Die Menschen wussten wohl, wie sie ihr Dorf - und das darumherum - richtig präsentieren mussten. Viele Laternen warfen trübes, orangenes Licht auf die Kirschbäume und ließen diese beinahe überweltlich glühen. Tja, ging auch alles ohne Chakra, wie? Hei selbst war übrigens auch nicht wie normal gekleidet. Yue hatte es sich nicht nehmen lassen, auch bei ihm den einen oder anderen… ‚Tipp‘ fallen zu lassen und so war er weitaus eleganter gekleidet als sonst. Das kimonoartige Kleidungsstück, welches er trug, wurde von einem Ornament geschmückt, welches einen Phönix präsentierte; darüber drapierte sich eine Art türkiser Umhang, der zusammen mit schwarzer Unterkleidung das Rot des Kleidungsstücks noch besser zur Geltung brachte. Er selbst fühlte sich darin zwar nur bedingt ‚heimisch‘, aber für diesen Abend würde es schon gehen. Außerdem… wenn er Yue richtig verstanden hatte, würde er sicherlich auch etwas zu sehen bekommen. Zusammengefasst: Es würde sich schon lohnen. Außerdem - Freizeit war, wie er sich wieder erinnerte, ein sehr kostbares Gut. Bis er Mari gefunden hatte, konnte er also genauso gut schon einmal einen Blick hier- und dahin werfen, ohne sich zu beeilen. Der Blick seiner hellen, blauen Augen huschte über den Platz, konnte aber auf Anhieb keine Hyuuga erkennen. Na, dann würde er sich mal in Richtung des Trubels aufmachen, welcher von hier schon deutlich hörbar war. Das hier war nicht der Treffpunkt gewesen und Trubel war zwar generell nicht so sein Ding… aber das würde schon gehen. Nur heute.