Kushou Joudan
Well-Known Member

Bild-Credits: niuner von deviant-art
Besonders beliebt bei Besuchern sowie Einwohnern Soragakures sind die Randgebiete der Plattformen. Dort hat man nämlich, je nach Höhe der Plattform, entweder einen sagenhaften Ausblick auf das darunterliegende Meer und die Klippen bei Getsurin, oder aber man kann die Wolkendecke von oben betrachten. Wie ewige Schneefelder sieht die Umgebung dann aus, manchmal türmen sich Wolkenberge kilometerhoch auf und lassen sich von Nah und Fern betrachten. Ebenso bekommt man an den Randgebieten der riesigen Plattform auch noch etwas vom Wind mit und hat mit die frischeste Luft. Kein Wunder also, dass gerade die Ränder der dritten Plattform mit Lokalitäten, Restaurants Cafés und Promenaden bewuchert ist. Tag und Nacht sind hier Menschen zu sehen: Tagsüber bummeln Einkäufer durch die Straßen oder erholen sich in einem der Lokale, Nachts sind die Randbezirke der dritten Plattform ein beliebter Treffpunkt für Verliebte und Pärchen, entsprechend bieten die meisten Restaurants und Cafés bis spät in die Nacht Speisen und Getränke bei Kerzenschein an.
Zusammen mit dem gelegentlich aufkommenden Wind, der je nach Jahreszeit und Wetterlage, pfeifend durch die Kluften von Gebäuden und Straßen zischt, sind deshalb vor allem die gedämpften Gespräche der vielen Besucher des Randbereichs das, was man dort akustisch wahrnehmen kann.
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Morgens, halb Zehn in Sora, da trifft man auf...
... ja auf wen nun? Diese Frage beschäftigte Joudan, den frischgebackenen Genin, schon seit zwei Tagen. Von seiner Großmutter in Amegakure - selig sei die Frau - hatte er da nämlich einen Brief erhalten, indem sie schrieb, sie hätte ein "Treffen" (ja, die Anführungszeichen standen in ihrem Brief) für ihn arrangiert. Als Zeitpunkt war der heutige Tag, Zehn Uhr vormittags, genannt. Der Treffpunkt war in einem größeren Café angesetzt, wo es um diese Uhrzeit eine Mischung aus Frühstück und warmen Beilagen gab: Sehr modern. Alles Weitere "würde er schon hinbekommen", hatte Shintora - die Großmutter des Blondschopfes - geschrieben. Na, da war er ja mal gespannt.
Das Motto "Zehn Minuten vor der Zeit ist des Händlers Pünktlichkeit" hatte Joudan sich heute besonders zu Herzen genommen und war eine halbe Stunde vor der vereinbarten Zeit eingetroffen. Die Tatsache, dass er absolut keinen blassen Schimmer hatte, wer oder was auf ihn zukommen würde, hatte Joudan dazu verleitet, sich für möglichst alle Situationen zu wappnen. Er hatte den Mantel mit seiner Ausrüstung dabei, trug darunter aber eine dunkelbraune Weste, ein weißes Hemd und eine braun-schwarz gestreifte Hose, ein schickes Outfit, passend für geschäftliche Treffen. Joudan hatte sich gründlich gewaschen, vor allem an den Händen, gestern seinen Haarschnitt erneuert und Duftwasser aufgetragen. Er fühlte sich, zu mindest was seine Erscheinung anging, auf das Schlimmste gefasst.
Am "Café Shirohasu" angekommen schätzte Joudan die Situation ein. Das Café hatte einen Außenbereich, der bei dem schönen vorherrschenden Wetter gut besetzt war. Zwischen den einzelnen Sitzgruppen waren zur Trennung größere Holzkästen aufgestellt, die mit Wasser gefüllt waren und auf denen weiße Lotus-Pflanzen schwammen - was auch den Namen des Cafés rechtfertigte. Die Besucher schienen größtenteils Zivilisten zu sein, Mittelschicht. Das Café schien Joudan nicht wie ein Ort, an dem man Geschäftsessen tätigte. Zu mindest nicht die Art von Geschäftsessen, die Joudan kennen gelernt hatte. Neugierig trat er in den weißen Lotus ein und ließ seinen Mantel an der Garderobe hängen. Schnell wurde der Blondschopf von einer jungen Dame, wohl etwa Joudans Alter, empfangen. Sie lächelte ihn übereifrig und gespielt freundlich an. "Guten Taaag, was kann ich für Sie tun?" Joudan nickte der schwarzhaarigen Dame freundlich zu. Sie war klein, reichte ihm kaum bis zum Kinn, und zierlich. Der Genin konnte sich nicht vorstellen, dass sie mit ihren Zahnstocher-Ärmchen tablettweise Geschirr tragen konnte. Vielleicht täuschte der Anschein aber auch. Das Mädchen trug eine Uniform, die stark an einen Yukata erinnerte, allerdings ein wenig moderner geschnitten war. Joudan mochte tradtionelle Kleidung - an anderen - aber dieser Versuch, etwas so Schönes wie einen Yukata zu verändern, stieß ihm ein wenig auf. Ansonsten stachen dem Blondschopf die unzähligen Piercings, die die Dame im Gesicht - Nase, Lippe, Wangen, Augenbrauen, Ohrringe - trug, auf. Alles in allem wirkte sie seltsam auf Joudan. "Kushou, Joudan der Name. Ihr solltet einen Tisch auf meinen Namen reserviert haben, gute Frau.", erklärte der Genin. Wortlos marschierte die Bedienung zu einem kleinen Pult und schaute in ein Büchlein, dann schwenkte ihr Blick wieder zu Joudan. "Tisch für zwei, jaaa?" "Warum muss die ihre "A"s immer so langziehen?", dachte sich der Blondschopf, nachdem er zwei Sätze gehört hatte. Der Höflichkeit halber erwähnte er den Sprachtick der Bedienung nicht sondern nickte nur zur Bestätigung. "Sehr wohl"
Die Dame führte Joudan zu einem Platz auf der Terrasse. Es war ein guter Platz mit einer schönen Aussicht über die Wolkendecke. Sie war klar und eben, das Wetter würde heute gut bleiben. Joudan bestellte nach einigen Minuten einen Fruchtsaft zu trinken und wartete dann auf seine ominöse Verabredung. "Bin mal gespannt, was Großmutter da wieder im Schilde führt".