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Shinkusa - Große Stadt im Landesinneren

Kushou Joudan

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Auf Joudans Frage hin, wie Shunsui mit Raku klargekommen war, erhielt der Händlersspross nur eine sehr undeutliche Antwort. Shunsui, so dachte Joudan, war eben nicht sonderlich gut darin, sich mitzuteilen, so bohrte der Kushou auch nicht weiter nach, als Shunsui dann zu einem anderen Thema kam. Die Bediensteten im Anwesen bereiteten ihm Sorgen. Bei der Art an Angebot und Dienstleistung, die bisher von Seiten der Hausdamen angeboten worden waren fand Joudan das ganz und gar nicht verwunderlich. "Menschen wie der Daimyo legen sehr viel Wert darauf, dass Gäste sich wohl fühlen. Deshalb tragen sie ihren Dienstleuten auf, ganz besonders höflich und freundlich zu den Gästen zu sein und ihnen besonders viel Aufmerksamkeit zu schenken.", erklärte Joudan seinem Teamkameraden. Zwinkernd und schulterzuckend fügte er hinzu: "Oder sie finden Euch süß."
Shunsui erkundigte sich wiederum nach Joudans Tag mit Mai. Die beiden hatten sich bei ihren Nachforschungen auf dem Markt gut verstanden und eine lustige Zeit miteinander verbracht. Der Gedanke an die Blauhaarige ließ Joudan ein wenig nachdenklich zurück.
"Sie ist eine nette junge Dame, nicht feindselig oder dergleichen. Mir scheint sie eine angenehme Person zu sein, vor der wir uns nicht fürchten müssen." Was Mai wohl gerade tat? Im Gegensatz zu Raku, der mit den beiden Damen baden war, und Shunsui und Joudan, die sich selbst hatten, war Mai nun ganz alleine. Das war sicherlich ein mulmiges Gefühl. Und dann wiederum hatte Mai bisher nicht den Eindruck gemacht, sonderlich hilflos zu sein. Sie war ein großes Mädchen und würde schon klar kommen - das redete Joudan sich zumindest ein. "Allerdings hege ich im Allgemeinen den Hang dazu, eher das Gute in Leuten zu sehen. Lassen wir unsere Aufmerksamkeit nicht schweifen, das wäre mein Vorschlag."
Shunsui wirkte recht erschöpft und Joudan gab ihm dann - noch recht wach im Kopf - auch die Gelegenheit, alleine Schlafen zu gehen. Er plante, sich nach dem Duschen noch ein paar Minuten die Beine zu vertreten, frische Luft zu schnappen und dann ebenfalls die Schlafstätte aufzusuchen.

~._.~"~._.~"~._.~"~._.~"~._.~

Als Joudan ins Bett ging, um endlich ein wenig Schlaf zu finden, schwirrten ihm viele Dinge im Kopf herum. Der heutige Tag war so vielfältig und voller - großteils angenehmen - Überraschungen gewesen, dass selbst im Dunkel seines Zimmers noch ein dämlich anzumutendes Grinsen die Lippen des jungen Herren zierte. Mit weit ausgestreckten Armen lag er auf dem Rücken und blickte das Innere seiner Augenlieder an. Die Anreise in Shinkusa, das Gespräch mit dem Daimyo, der Besuch auf dem Markt, seine Unterhaltung mit Mai, all das war innerhalb weniger Stunden geschehen, was dem Blondschopf fast schwer zu glauben fiel - hätte er es nicht am eigenen Leibe erlebt. Es schwirrten Joudan diese erlebten Erinnerungen noch lebhaft vor dem inneren Auge, deshalb fiel es dem Schlaf nur schwer, den jungen Genin zu übermannen. Doch die Erschöpfung forderten ihren Tribut und nach einer ganzen Weile entglitt Joudan selig ins Reich der Träume und schlief einen gesunden Schlaf bis zum nächsten Morgen.

Von wegen. Fäuste klopften an Türen, Frauen schrien um Hilfe, Einrichtungsgegenstände wurden durch die Gegend geschleudert. Senkrecht stand Joudan im Bett, als das nächtliche Treiben draußen auf dem Gang vonstatten ging. Shunsui war ebenfalls aufgewacht, sprang aus dem Bett und stürmte auf die Türe zu. Joudan tat es ihm gleich - schlüpfte aber davor noch schnell in seine Pantoffeln.
Mit ein, zwei schnellen Schritten war Joudan in Richtung Zimmertüre unterwegs. Draußen krachte irgendwas schweres irgendwo dagegen. Im Eifer des Gefechtes rannte Joudan an seiner Ausrüstungstasche einfach so vorbei, hatte sie im Halbschlaf ganz übersehen. Als er, einen Augenblick später, sich daran entsinnte, dass er als hauptsächlicher Waffennutzer ohne seine Waffen total aufgeschmissen war, war es zu spät. Er stand schon auf dem Gang, Raku, Shunsui und Mai mussten ihn schon bemekrt haben. Jetzt noch einmal umzudrehen um die Tasche zu holen, das würde irgendwie ein wenig erbärmlich wirken, also entschied der Blondschopf sich dagegen. Stil ging vor.
Apropos Stil: Der modebewusste Blondschopf stellte sich in seiner Schlafbekleidung dem Kampf, wie die restlichen Ninja auch. Bei ihm bestand diese aus einer in zwei Brauntönen großkarierten langen Hose und einem langärmligen weißen Hemd, dessen Ärmel allerdings aufgrund der Temperatur bis über die Ellenbogen hochgekrempelt waren. Beide Kleidungsstücke waren etwas legerer und lockerer geschnitten und aus einem Flanellstoff, der so weich war, das man es ihm auch vom anderen Ende des Ganges noch ansehen konnte. Und - im Gegensatz zu sonst - trug Joudan sein Schlafhemd mit den obersten drei Knöpfen offen, entblößte so also etwas seiner mittlerweile halbwegs muskulösen Brust. Die Pantoffeln, die das Outfit stilsicher abschlossen, waren im helleren der beiden Brauntöne der Hose gehalten und - natürlich - wiesen Hemd und Hose keinerlei Falten oder Knittereien auf, denn sie waren ordentlich gebügelt und sorgsam transportiert worden. Von Rin. Joudan war eine Niete im Bügeln und würde ohne seine kleine Schwester nun wahrscheinlich wie ein Obdachloser bekleidet aussehen. Oder - noch schlimmer - wie Shunsui mit seiner komischen Mütze.

Vorerst blieb Joudan in einem Türeingang in Deckung und versuchte, wenig Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Ein, zwei Blicke Joudans dienten dazu, die Situation im Gang zu erfassen. Mai schoss gerade, vom zuckenden Blitzlicht eines Raiton-Jutsus stroboskopartig in Szene gesetzt, in einem wahnwitzigen Tempo durch den Gang (und sah dabei verdammt sexy aus!) und versuchte etwas neben einem fliegenden Gemälde zu treffen. Kurz danach flog ein Katana durch die Gegend und die Situation wurde dadurch um einiges bedrohlicher. Kurz wägte Joudan ab, was er in seinen Tattoo-Siegeln vesiegelt bei sich trug - Raumbombe, Kunai und Windmühlenshuriken - und kam zu dem Schluss, dass es wirklich ziemlich dämlich gewesen war, die Tasche zu vergessen. "Einmal ein Gang mit jeder Menge Deko und Nischen und allem, wo meine Drähte perfekt wären. Kein großes freies Feld, keine Arena, perfekte Kampfsituation. Und ich Trottel lass' die Tasche liegen..." , wehklagte er sich innerlich.
Half alles nichts. Die Ereignisse überschlugen sich, während Joudan sich wegen seiner Dummheit ärgerte die Situation analysierte. Shunsui legte eine akkrobatische Meisterleistung an den Tag, die Joudan ihm nicht zugetraut hätte. Dann wurden Mai und er von Windstößen durch die Gegend geschleudert und Joudan ertappte sich dabei, wie er sich nicht sicher war, um wen der beiden er sich mehr sorgte. Immerhin schien Shunsui zugleich von Bediensteten verschleppt versorgt zu werden. Raku zimmerte einen Türstopper und schien dabei etwas oder jemanden zu treffen.

Was hier vor sich ging war wohl den meisten recht offensichtlich, doch Joudan wollte es bestätigt wissen. Während ein weiterer Windstoß in Rakus Richtung wehte, formte Joudan ein paar schnelle, oft geübte Fingerzeichen und warf dann die rechte Hand in Richtung des Zentrums der Zerstörung.
"KAWANAMI!", rief er aus - zum Teil weil das Rumbrüllen von Jutsunamen in einem hitzigen Gefecht dazugehörte, zum Teil um die Aufmerksam von was-auch-immer auf sich zu lenken. Ein, zwei Herzschläge vergingen, dann antworteten ihm drei Chakra-Echos. Mai und Raku, natürlich, und dann noch ein drittes. Joudans Verdacht war bestätigt, sie kämpften gegen einen unsichtbaren Gegner.
Während sein Instinkt schon Wandteppiche, Vorhänge, Türbuchten, Kronleuchter und Kerzenständer analysierten um damit eine ziemlich coole Kettenreaktion zu bewerkstelligen, war es der Verstand Joudans, der sich meldete und die Umsetzung ebenjenes beeindruckend-raffinierten Planes verhinderte. Ausgeklügelte Wege, einen Gegner in Vorhänge einzuwickeln war Silber, Reden war vielleicht Gold.
Joudan entsiegelte ein Fuuma Shuriken aus seiner rechten Handfläche und rammte es, um seine Unwilligkeit zu Kämpfen zu beweisen, demonstrativ in die Wand (gut, ganz symbolisch war die Geste nicht, er hatte jetzt auch einen Griff um sich bei eventuell auftauchenden Windstößen festzuhalten). Mt festem Blick fixierte er die Stelle, wo er eben noch das Chakra-Echo wahrgenommen hatte, und rief dann aus:
"Ich erbitte Euch, haltet ein mit Eurem Angriff!" Die Bitte war zwar an den unsichtbaren Gegner gewendet, allerdings hoffte Joudan natürlich, dass keiner seiner Gefährten nun enen Angriff starten würde - das wäre schlecht für Friedensverhandlungen. "Keiner unsererseits hegt die Absicht, Euch zu verletzen..." Ein Schuss ins Dunkle, eine gewagte These war es zwar, was darauf folgte. Doch es nun mit einem Gegner(?) zu tun zu haben, der einfach wie verschwunden wirkte, fiel wie ein passendes Puzzleteil in Joudans These, die er schon zuvor aufgestellt hatte. "...Hime-sama?", setzte er, ein wenig zögerlicher und fragender hinterher, als der Blondschopf eigentlich geplant hatte. Würden ihm Worte oder fliegende Wanddekoration antworten?

Mezame San-gan: Kawanami (Erwachtes drittes Auge: Flusswelle)

Element: keines
Typ: Ninjutsu
Rang: C
Chakrakosten: C
Reichweite: 20m

Anmerkung: Persönliches Jutsu von Kushou Joudan

Voraussetzung: Chakrakontrolle 4, Chakramenge 2

Beschreibung: Der Anwender hält mit einer Hand das Tora-Handzeichen und streckt die Handfläche der zweiten Hand in eine bestimmte Richtung. Von dieser zweiten Hand aus breitet sich eine Welle aus Chakra aus, die etwa 20m Reichweite hat und kegelförmig ist (deckt etwa 90° ab). Personen, die eine gewisse Menge an Chakra in sich tragen, "reflektieren" einen Teil dieser Welle und werfen sie an den Anwender zurück. Dieser kann so einschätzen, wo sich, innerhalb des Kegels, Ninjas befinden. Eine andere Wirkung (Schaden, Zurückstoßen,...) hat die Chakrawelle nicht.
Die Technik hat allerdings einige Nachteile/Voraussetzungen:
  • Wer eine Chakrakontrolle gleich des Anwenders oder höher hat, kann die Chakra-Welle spüren und wird so auf die Anwesenheit des Anwenders aufmerksam.
  • Personen, die nur wenig Chakra besitzen, können nur schwer erspürt werden. Die Attribute Chakramenge des Ziels und Chakrakontrolle des Anwenders müssen zusammenaddiert 7 oder mehr ergeben, sonst ist der "Scanvorgang" nicht erfolgreich.
  • Erspürte Ninja werfen einen "Schatten" hinter sich, sodass der Anwender von mehreren direkt hintereinanstehenden Gegnern nur den ersten bemerkt.
  • Wände, Bäume,... können nicht "durchleuchtet" werden. Flüßigkeiten verzerren das Chakra-Echo so sehr, dass der Anwender nur spüren kann, ob jemand mit Chakravorrat in der Reichweite ist, kann die genaue Position aber nicht ausmachen. Allein Gase (auch Rauch) können ohne Probleme durchdrungen werden.
  • Zwischen dem Aussenden und dem Empfangen vergehen ein, zwei Sekunden, sodass ein sich bewegendes Ziel zum Zeitpunkt des Erspürens vielleicht schon an einem ganz anderen Punkt ist.
  • Jutsus und Bunshin unter dem S-Rang besitzen zu wenig Chakra, um von der Technik erspürt zu werden. Die einzige Ausnahme ist hierbei der Kage-Bunshin.

Shīru no āto (Kunst der Versiegelung)

Element: Keines
Typ: Sonstiges
Rang: D
Chakrakosten: Keine
Reichweite: Keine/Berührung

Voraussetzung: Chakrakontrolle Stufe 3, Erlaubnis der SL

Beschreibung: Dies sind die Basis-Kenntnisse, die jeder künftige Fuuin-Nutzer beherrschen muss. Man erlernt die Zeichnung grundlegender Siegel und deren Kombination mit dem eigenen Chakra. Hier werden die Grundlagen aufgebaut, mit denen man später sogar durch Chakra erschaffene Elemente ver- und entsiegeln kann. Besitzt man keine entsprechende Chakrakontrolle, ist es unmöglich, auch nur diesen Einstieg in die Versiegelung zu erlernen.

Chakrakontrolle 6: Siegel bis C-Rang können ab jetzt auch auf den menschlichen Körper geschrieben werden. Diese halten mehrere Monate und können nicht durch fremde Einwirkung aktiviert werden. Das Siegel wird durch das Chakra des Körpers aufrechterhalten, auf den es geschrieben wurde und verschwindet, wenn der Siegelträger kein Chakra mehr hat oder dessen Chakrafluss gestoppt ist. Jedes Siegel benötigt auf der Haut genug Platz und darf sich nicht mit anderen Siegeln überschneiden. Stirbt ein Siegelträger, verschwindet das Siegel und löst sich nicht aus.
Zu viele Siegel würden den Chakrafluss des Anwenders massiv beeinträchtigen, deshalb kann man nur so viele Siegel gefahrlos tragen, wie die Hälfte der Stufe in Chakrakontrolle entspricht.

Tobidôgu (Waffe versiegeln)

Element:
keines
Typ: Ninjutsu
Rang: E
Chakrakosten: E
Reichweite: Direkt am Anwender

Voraussetzungen: Keine

Beschreibung: Waffen, die zu schwer oder zu unhandlich sind, um ständig mit sich herumgetragen zu werden, kann man mit dieser Kunst in ein Stück Papier versiegeln. Die Schriftrolle muss zu diesem Zweck für die Objekte, welche sie beherbergen soll, beschrieben sein und wird wie jede andere aktiviert, um die entsprechenden Objekte wieder herbeizurufen.
 
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Sakaida Mai

Chuunin
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Schnell strich sich Mai das blaue Haar aus dem Gesicht, um wieder eine klare Sicht zu haben. Es war Shunsui, welcher vor dem Katana zunächst davonlief, vor welchem Mai sie alle noch gewarnt hatte. Da es mitten in der Nacht war, könnte die Raumbeleuchtung besser sein - ein Umstand, welcher alles zusätzlich erschwerte. Und dennoch erkannte die Chuunin diese Sünde auf Shunsuis Kopf. Wäre die Situation nicht so ernst, hätte sie wahrscheinlich darüber lachen müssen, wie der Zipfel seiner Schlafmütze bei seiner Flucht vor dem Katana umherbaumelte. Warum um alles in der Welt trug man so etwas? Doch sein geschicktes Manöver rettete ihm und seiner Schlafmütze den Hintern und Mai hätte ihm das tatsächlich nicht zugetraut, wenngleich er ja als Shinobi angereist war. Doch dann passierte ihm das Gleiche, wie auch ihr zuvor und er wurde von einem Windstoß an die Wand geklatscht. Mai machte reflexartig einige Schritte nach vorne, um den Weg zu ihm aufzunehmen, doch dann kam Raku zu ihr. Ihr weißhaariger Kollege konnte sich die Umstände genauso wenig erklären und suchte Antworten. Sie konnte ihm aber auf seine Frage gar nichts mehr entgegnen, denn erneut wurden sie attackiert. Dank der schnellen Reaktionen ihres Teamkollegen wurde der Türstopper, welcher geradewegs auf sie zugeflogen kam, auf das quiekende Wesen zurückgeschleudert. „Das war knapp, Danke. Aber leider kann ich dir deine Frage nicht beantworten!“, antwortete sie ihm hektisch, da Raku und sie erneut einen Sturm abbekamen. Diesmal war Mai aber vorbereitet und leitete Chakra in ihre Fußsohlen, sodass sie ledliglich am Boden entlang langsam nach hinten glitt. Als der Sturm sich wieder gelegt hatte, wollte Mai endlich nach Shunsui sehen. Doch die zwei jungen Damen, welche hier als Bedienstete tätig waren, kamen angelaufen. Der erste Impuls der Kunoichi war, die beiden schnellstmöglich wegzubringen, da es hier eindeutig zu gefährlich für Zivilisten war. Doch sie hielt in ihrer Bewegung inne. Wunderten sie sich gar nicht darüber, was hier vor sich ging? „Der ganze Flur ist demoliert, überall sind Spuren der Verwüstung und sie scheinen sich gar nicht darüber zu wundern.“, murmelte sie Raku möglichst leise zu, damit nur er es hören konnte. Misstrauen zeichnete sich im Gesicht der Blauhaarigen ab. Ein Katana steckte neben den Frauen in der Wand, laute Geräusche zerschlagenen Mobiliars waren zu hören gewesen.. und sie schienen das gar nicht zu bemerken?

Diese Bediensteten waren in irgendeiner Weise in dieses ganze Theater intregiert. Welche Rolle sie hatten, wusste Mai noch nicht. Aber ihr Misstrauen wurde größer und größer. Es tat ihr beinahe leid, Raku und Joudan mit diesem Wesen für einen Moment allein zu lassen, doch sie wollte dieser Sache nachgehen. Da sie sich beeilen musste, um die beiden Damen noch zu stellen, bevor sie Shunsui verschleppten, schnellte Mai nach vorne und schnitt ihnen mit ihrem plötzlichen Erscheinen den Weg ab. Diese zuckten erschrocken zusammen und blickten die Chuunin verständnislos an.

Einen Moment. Was habt ihr vor?“, fragte Mai unverblümt, da sie keine Zeit für lange Reden hatte.
Wir verarzten Euren Kameraden.“, antwortete eine von ihnen und umgriff Shunsuis Arm fester.
Es ist hart zu Boden gegangen.“, bestätigte die andere sie.
Misstrauisch sah Mai zwischen den beiden hin und her.
Rettet euch bitte lieber selbst, indem ihr euch in Sicherheit bringt.“, entgegnete sie hektisch und wandte den Blick immer wieder von den Damen ab, um nach Raku und Joudan zu sehen.
Nicht doch, wir kümmern uns um unsere Gäste.
Bis zu dem Zeitpunkt, an welchem Mai und Shunsui bei den beiden Bediensteten standen, wurden sie ständig attackiert. Nun plötzlich nicht mehr.
Ich weiß noch nicht, was hier gespielt wird. Aber ich bestehe darauf, dass ihr ihn loslasst.“, verlangte sie und die Freundlichkeit war aus ihrem Gesicht gewichen. Angestrengt blickte sie erneut zu den beiden anderen Shinobi, als sie Joudans Jutsu Anwendung mitbekam.
Wir kümmern uns um ihn.
Ich bin für Jirokou-san verantwortlich.“, log sie einfach und funkelte die Frauen an. „Und nun lasst ihn los und bringt euch in Sicherheit, ehe ich es tue.

Endlich schienen sie verstanden zu haben, dass Mai auf ihrem Standpunkt beharren würde und ließen von Shunsui ab. Doch die Chuunin blickte nur wieder an dem Brillenträger vorbei zu Joudan. Hatte er gerade mit Absicht sein Fuuma Shuriken in der Wand gerammt? Was hatte er vor? Wortlos wandte sie sich noch einmal Shunsui zu, welcher sich von dem Aufprall wieder erholt hatte. Mit dieser Vergewisserung entfernte sie sich von dem stotternden Shinobi, um sich wieder dem unsichtbaren Wesen zu widmen. Joudan bat unterdessen jenes, sie nicht weiter anzugreifen. Obwohl die Lage wirklich ernst war, huschte ihr ein Lächeln auf die Lippen. Einen Versuch war es wert, oder?

Die Blauhaarige kam neben dem Shinobi aus Amegakure zu stehen und sah ihn dennoch ein wenig verunsichert über sein Vorgehen an. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust, aber in diesen Sekunden lag es nicht an dem vermeintlichen Geist. Mai hatte durch Joudan große Mühe, sich auf das Geschehen zu fokussieren, damit ihr kein Fehler unterlaufen würde. Vor ein paar Stunden noch - Er stellte das Feuer für alle ein? Zugegeben, das führte zu einem weiteren verunsicherten Blick zu ihm, aber sie würde dem Blonden nicht in die Quere kommen. Sie brachte ihm das Vertrauen entgegen, dass er schon wüsste, was er tut. Als er das unsichtbare Wesen als „Hime-sama“ betitelte, war Mai im ersten Moment ein wenig baff, allerdings kam ihr sogleich etwas in den Sinn: „..das würde erklären, warum Shunsui und ich nicht angegriffen wurden, als wir bei den Bediensteten standen.“, sagte sie leise zu Joudan. Und auch warum diese Damen dem Wesen zugearbeitet hatten, indem sie zumindest einen der Shinobi aus der Gruppe entfernen wollten, machte somit Sinn. Wer weiß, ob das auch ihr Plan mit Raku war?

Es wurde still im Flur. Keine Gegenstände flogen mehr, kein Windstoß schleuderte die Shinobi mehr umher. Sollte es wirklich so einfach gewesen sein? Und war es wirklich Hime, die hier umhergeisterte? Wer oder was war diese Prinzessin? „Wie bist du nur darauf gekommen?“, flüsterte sie Joudan leise zu, aus Angst, sich auf klassische Art und Weise zu früh zu freuen. Plötzlich erklang jedoch eine verärgerte und unnatürlich laute Stimme im Flur: „Ihr sollt von hier verschwinden!“ Die Stimmfarbe war keinem Geschlecht direkt zuzuordnen, doch das war unwichtig. Denn erneut entfachte sich ein starker Wind, welcher an Kraft stetig zunahm. Sofort leitete Mai wieder ausreichend Chakra in ihre Fußflächen, um nicht weggetragen zu werden. Allerdings schien „Vielleicht-Hime“ in ihrer Wut noch eins drauf gesetzt zu haben und ein starker Sturm zog auf. Joudan hielt sich an seinem Fuuma Shuriken fest und fixierte seine Füße eventuell genauso. Doch wie es um Shunsui und Raku stand, konnte Mai nicht erkennen. Der Sturm wurde so stark, dass Mai den Halt allmählich verlor. Die Fixierung zu Boden half wenig, wenn der Oberkörper wegzubiegen drohte. Reflexartig umschlang sie Joudans Mitte, um nicht erneut gegen die Wand zu knallen. „Es lässt sicher bald nach!“, versuchte sie sich selbst und ihm Hoffnung zu machen, doch ihre Beinmuskulatur war schlichtweg zu schwach, um der Kraft des Sturms lange standzuhalten. Ihre Muskeln brannten, sie müsste das Chakra bald aus den Fußflächen lösen.. keine Chance, es ging keine Sekunde länger! Mai drohte erneut aufgrund des Sturms weggeschleudert zu werden. Zu den Schwergewichten zählte sie schließlich nicht gerade. Allerdings sollte sie rechtzeitig von Joudan ablassen, damit dieser nicht mitge- Ups!

Aufgrund des deutlich erhöhten Gewichts löste sich das Fuuma Shuriken aus der Wand und beide Shinobi wurden in die Luft geschleudert. Ob sich Raku und Shunsui irgendwie retten konnten? Bei diesem mächtigen Sturm standen die Chancen schlecht. Innerlich bereitete sie sich bereits auf den erneuten Schmerz des Aufpralls vor, begleitet von der schweren Schuld, Joudan mit ins Verderben gerissen zu haben. Doch es kam anders, als erwartet: Der Sturm legte sich plötzlich, als könnte er nicht länger aufrecht erhalten werden. Das Ergebnis war, dass alle vier Teilnehmer der unfreiwilligen Pyjamaparty wieder mehr oder weniger sanft zu Boden gingen. Verwirrt setzte sich Mai auf und blickte verdattert durch die Gegend. „Was ist das denn?“ Fiel da gerade aus der Luft eine Echse zu Boden herab? Mai schloss die Augen und massierte sich kurz die Schläfen. Als sie wieder aufblickte, entdeckte sie plötzlich Prinzessin Hime, welche regungslos auf dem Boden lag. Joudan hatte also tatsächlich Recht gehabt. Aber warum hatte sie die Shinobi angegriffen?
 
J

Jirokou Shunsui

Guest
Diese Nacht verlief ganz und gar nicht so, wie es sich Shunsui vorgestellt hatte. Seine Vorstellung einer solchen Übernachtung in einem prächtigem Anwesen wie diesem handelte von erlesenen Speisen, wohltuenden Bädern und für Entspannung sorgende Unterhaltung. Stattdessen wurden die Leute links und rechts von den aufmerksamkeitsgeilen Bediensteten angegraben, der Schlaf wurde von Geistern gestört und nun hatten sie es mit einem leibhaftig gewordenen Wirbelsturm zu tun. Was könnte denn noch alles bitte schief gehen? Richtig, Shunsui’s Schlafmütze hatte sich selbstständig gemacht. Doch dazu später mehr.

Nachdem Shunsui weggepustet worden war, bekam er nicht mehr so richtig mit, was auf dem Gang vor sich ging. Aus den Augenwinkeln meinte er dunkel die Silhouetten und Stimmen von Joudan und Raku zu vernehmen, aber er konnte sich auch irren. Zu ablenkend waren die Schmerzen seines Aufpralls sowie die beiden Bediensteten, die für ihren zierlichen Körperbau doch erstaunlich viel Kraft besaßen. Jeweils ein Händepaar umklammerte eines seiner Oberarme, um ihn mit sich zu ziehen. An und für sich war es ja nett, dass sie sich um ihn kümmern wollten, insbesondere da sein Kopf gerade dröhnte. Und ihrer Ansicht nach hatte er sich ja verletzt, da sollte doch etwas Ruhe zu gebrauchen sein oder? *Hier stimmt etwas nicht!* Eine leise Stimme in seinem Hinterkopf sprach eine Warnung aus, doch sie schien nicht ganz beim jungen Mann anzukommen. „Kommt Herr, wir sind beinahe da.“, flüsterte ihm die Bedienstete ins Ohr, während das Trio voranschritt. Im Hintergrund waren Unmengen an Geräuschen zu hören, Windstöße, Rufe und Kämpfe. „Dann könnt ihr euch ausruhen und wir passen auf euch auf.“, hauchte ihm die Nächste zu. Wie kam es denn, dass sie von dem Wind verschont wurden? *Hier stimmt etwas nicht!* Die Stimme in seinem Kopf wurde lauter und drang langsam zu Shunsui durch, der sich langsam fasste und stehen blieb. Gerade eben noch war er gegen die nächste Wand geschmettert worden, aber jetzt wurde er in Ruhe gelassen? Das war erst geschehen als … die Bediensteten zu ihm getreten waren! Nach wie vor ein wenig durchgeschüttelt, blieb der Jirokou endgültig stehen, doch aus irgendeinem Grund vermochte er nicht seine Stärke einzusetzen. Ganz so, als ob er unter Betäubung stand. *HIER STIMMT ETWAS NICHT!* Laut und deutlich drang die Stimme nun durch seinen Verstand und verdrängte all die Verwirrtheit. Die Muskeln des Jirokou spannten sich an, doch ehe er etwas unternehmen könnte, stand plötzlich Mai vor ihnen und blockierte dem Trio den Weg. Verdutzt starrte sie der Jirokou an, denn damit hatte er ganz und gar nicht gerechnet – höchstens mit Joudan, der nach seinem Kollegen geschaut hätte, aber nicht mit einer Kunoichi aus der feindlichen Fraktion! Erstaunt verfolgte der junge Mann die Unterhaltung der Frauen. Die so unschuldig und naiv wirkende Sakaida schien ganz schön was in petto zu haben, denn auch sie hinterfragte sofort die Taten der Bediensteten. Sei es weibliche Intuition oder was auch immer, jedenfalls ließ sie sich nicht von den Bediensteten einlullen, sondern verwies sie auf ihren Platz und stellte klar, dass sie für ihn verantwortlich war. Jegliches Schauspiel seines Alter Ego’s war vergessen, als die Bediensteten ihn endlich losließen und davon zogen, während er Mai aus großen und überraschten Augen heraus anstarrte. „Da-danke.“, teilte er ihr stotternd und etwas verdattert mit. Der Jirokou sah die junge Frau in ganz neuem Licht, sie war zwar nach wie vor eine Kunoichi und auch noch von der verfeindeten Fraktion, aber der falsche Brillenträger empfand so etwas wie einen Anflug von Respekt für sie. Wenn er sich in Erinnerung rief, was für Manöver sie beim „Kampf“ gegen den Geist an den Tag gelegt hatte, handelte es sich bei ihr definitiv um jemanden, den er nicht unterschätzen durfte. Wieder einmal war ihm bewusst gemacht worden, wie schwach er noch war und wie viel er noch zu lernen hatte!

So schnell die Aufmerksamkeit beim Jirokou gelegen hatte, so schnell war sie auch wieder verflogen, denn es galt sich dem Geist zu stellen! Bei Joudan’s Worten musste Shunsui etwas schmunzeln, so etwas fiel auch nur dem Kushou ein. Wie konnte es sich denn nur um Hime handeln? Im nächsten Augenblick rutschte dem blonden Shinobi etwas die Kinnlade herunter, als der Wind tatsächlich abnahm und keinerlei Gegenstände mehr herumflogen. *Oh man, das kann doch nicht wahr sein, oder?* Hatten sie es hier tatsächlich mit der verschwundenen Hime zu tun? Ungläubig blickte Shunsui von seinem entfernten Platz die anderen Shinobi an, als plötzlich eine laute Stimme verärgert ertönte: „Ihr sollt von hier verschwinden!“ Sogleich wurde ein erneuter Sturm entfacht, der den falschen Brillenträger kalt erwischte und von den Beinen fegte. Mai und Joudan schafften es auf ihre eigene Art und Weise auf den Beinen zu bleiben, doch der wahre Pechvogel war Raku. Aus einem toten Winkel näherte sich Shunsui’s Schlafmütze und flog ihm ins Gesicht, womit ihm jegliche verbleibende Sicht aus dem einen Auge genommen wurde. Der Jirokou rechnete indes mit dem Schlimmsten, als urplötzlich der Wind schwächer wurde und er mehr oder weniger sanft auf seinem Allerwertesten landete. *Was denn jetzt?* Der junge Mann rappelte sich auf und näherte sich wie die anderen Shinobi der am Boden liegenden Frau – es war tatsächlich Hime! Der blonde Shinobi kratzte sich am Hinterkopf, denn er verstand die Welt nicht mehr. Aber eines stand fest: Sie sollten keinesfalls dabei erwischt werden, wie sie alle über der bewusstlosen Hime standen. Denn sonst würden ihre Köpfe rollen. „Wir so-sollten sie i-i-irgendwo anders hin-hinbringen, ehe ma-m-man uns so s-s-sieht. Der Da-da-damyo wäre sich-sicherlich nicht er-er-erfreut, seine To-tochter so zu se-se-sehen.“ Ergab Sinn, oder? Und damit beugte sich der Jirokou runter, hob Hime auf und schaute die Sakaida an. Oder eher gesagt ihre Nase, denn er traute sich nicht, ihr in die Augen zu schauen. Alter Ego und so. „W-w-wo ist eu-eu-euer Zi-zimmer, Sakaida-san?“ Es hätte sich schließlich nicht geziemt, Hime in eines der Männerzimmer zu bringen. Und überhaupt, wo war seine Schlafmütze abgeblieben?
 

Manako Raku

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Endlich gesellte sich auch der (andere) Blondschopf in diese etwas aus der Kontrolle geratenen Situation dazu. Raku wunderte sich überhaupt nicht über diesen Aufzug, fragte sich allerdings, wie die Erziehung dahingehend in Soragakure aussah. Ob die Menschen dort alle ein extra Schlafoutfit hatten, in das sie sich warfen? Er hatte noch nie darüber nachgedacht, ein Hemd im Bett zu tragen. Leicht übertrieben, oder nicht? Etwas skeptisch betrachtete der Hellhaarige den Neuankömmling, lenkte seine Aufmerksamkeit dann aber wieder in Richtung der Geschehnisse im Gang. Es war sowieso schon verwirrend genug, was hier passierte, da musste sich der Bogenschütze nicht noch Gedanken darüber machen, wieso man in Soragakure Schlafanzüge und Schlafmützen trug. Vielleicht war das ja auch einfach die lokale Mode. Irgendwie... Raku hielt sich eigentlich für einen aufmerksamen Menschen, aber es passierten so viele Dinge auf einmal! Shunsui wurde weggezerrt, was ja erstmal gar kein Problem darstellte (oder darzustellen schien), Joudan war auch da und die unsichtbare Kraft, die sich ihnen mit geschmissenen Gegenständen und lauter Stimme unsichtbar in den Weg stellte trieb weiter ihr Unwesen. Dann aber wurde es irgendwie noch hektischer, denn Mai flitzte davon und schien hinter Shunsui herzuwollen. Aber irgendwie war sie kurze Zeit später schon wieder da, es flog ihnen Wind um die Ohren und Raku hatte das Gefühl, dass alle hier anwesenden Personen (inklusive der Unsichtbaren) vollkommen die Übersicht verloren hatten. Und er? Naja, er hatte auch die Übersicht verloren, was aber an einem Kleidungsstück lag, was ihm ins Gesicht gepfeffert worden war. Genervt pflückte er es sich aus dem Geischt, was aber nur dazu führte dass er seinen Halt verlor und - wie vorhin Mai und Shunsui - nach hinten geschleudert wurde, sich in der Luft drehte und ohne sein Geschick mit dem Kopf zuerst in die Wand geknallt wäre. So landete er förmlich an der Wand, ließ sich dann zu Boden fallen um das Gleichgewicht zu finden. Und dann war es irgendwie schon vorbei. Joudan hatte 'Hime' gesagt? Hm. Die Angriffe stoppten. Hatte einer seiner Kollegen irgendetwas getan? Raku verstand gar nichts mehr, aber er hatte das Gefühl dass er dabei nicht der einzige war. Sein Blick huschte durch den Flur, als er sich aufrappelte und sah, dass alle anderen Shinobi genauso durchgeweht aussahen. Raku Haare waren immer wuschelig, aber zumindest Mai sah ein wenig mehr durch den Wind aus. "Was ist passsiert?", fragte er unbeeindruckt und sah zu Hime. "Wieso ist sie bewusstlos?" Seine Ratlosigkeit kam durch. Er konnte es sich nicht erklären, aber... er nahm es trotzdem, wie es war. ​

Und doch war da noch was anderes. Unverständnis machte sich breit. Es war doch ihr Auftrag gewesen, Hime zu finden, oder nicht? Im Grunde war das doch alles, was sie hatten tun müssen - warum sollte er Hime jetzt verstecken? Etwas irritiert sah Raku zu Shunsui, blinzelte verwirrt. "War nicht genau das der Auftrag? Hime finden und zurückbringen? Hier ist sie." Der Manako empfand das als unnötige Zeitverschwendung, sah kurz zu Joudan und Mai, fand dort aber keine direkte Unterstützung. Missmutig brummend sah der junge Mann zu Shunsui, der die junge Frau bereits im Arm hatte. Dafür, dass er immer so verschüchtert war, hatte er sie aber ganz schön fix gegriffen. Er traute diesem Kerl nicht. Irgendwas stimmte da nicht. Und Mai war irgendwie auch keine Hilfe, so wie sie Joudan angesehen hatte, eben. Raku war vielleicht sozial inkompetent, aber nicht dumm. Ein wenig alleingelassen fühlte er sich vielleicht, fügte sich dann aber - ohne, dass es jemand richtig mitbekam, wahrscheinlich. Sein Gesicht war wie immer unbewegt, aber vielleicht konnte man ihm leichten Missmut ansehen, als er Shunsuis Schlafmütze auf Hime ablegte. Mittlerweile war er es ja absolut gewohnt, dass auf seine Meinung keine Rücksicht genommen wurde, Chinatsu hatte ihm diesen Zahn schon gezogen.​
Gesagt, getan also - Hime wurde auf Mais Zimmer gebracht. Raku ging kurz in sein Zimmer, kehrte zurück - und als die bewusstlose Dame auf dem Bett der anderen, nicht bewusstlosen Dame platziert worden war, drückte Raku Shunsui beiseite. "Ich sorge dafür, dass sie nicht wegläuft", sagte er und holte ein festes Seil heraus. Das hatte er immer dabei, natürlich - für alle Fälle. Man wusste nie wann man ein Seil brauchen konnte (Spoiler: IMMER) und so machte er sich daran, Hime ungewöhnlich professionell zu fesseln. Als er fertig war, würde sie die hinter ihrem Rücken gefesselten Hände nicht bewegen können. Handrücken aneinander, würde auch kein Fingerzeichen möglich sein, falls sie diese für ihre Tricks gebrauchen konnte. Beine natürlich auch gefesselt, befand sich zwischen den beiden Sicherheitsmaßnahmen noch ein zusätzliches Seil, was verhindern sollte, dass sie weghüpfen könnte. Raku machte bei sowas keine halben Sachen, als er zufrieden einen Schritt zurücktrat. "Möglichkeit zur Flucht minimalisiert", sagte er und man konnte eine ganz, ganz leichte Zufriedenheit aus seiner Stimme hören. Offenbar war er stolz auf sein Werk. "A-ah...", machte Hime, die pünktlich wie die Maurer aufwachte. "He, w-was soll das! Lasst mich frei!" Natürlich, denn der Gefangene wachte immer dann erst auf, wenn man fertig war mit seinen Maßnahmen - das eherne Gesetz des... was auch immer. "Hime-san, richtig?" Raku räusperte sich. Ob es ihm komisch vorkam, mit drei anderen Ninja in Schlafkleidung in einem Zimmer herumzustehen und eine vollgefesselte junge Frau zu verhören? Ach wo. Alles Teil des Jobs. Ihn wunderte nix mehr. "Warum der Angriff, Hime-san?" Wie immer gerade zum Ziel, ne?​
 

Kushou Joudan

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Joudans Bitte nach Waffenstillstand ging beinahe im erneut auffachenden Wind unter. Er klammerte beide Hände um den Ring des Fuuma Shurikens und bediente sich des Kinoboris, um auf seinen Füßen mehr Grip zu verleihen. Wild peitschte ihm eine weitere Böe entgegen, riss an seinem Hemd und zerfledderte seine blonde Mähne. Doch Joudan hielt Stand. Dass Mai soeben neben ihm aufgetaucht war spornte den Ame-Nin nur noch weiter an. Irgendwie wollte er, jetzt da Mai ihn sah, in gutem Licht dastehen.
Die Blauhaarige sprach von Bediensteten und von Shunsui, da fiel dem Kushou erst auf, dass er gar nicht nach seinen Teamkameraden gesehen hatte. Nachdem er vom letzten Windstoß erfasst worden war, hatte Joudan ihn nicht mehr gesehen. Dass er seinen Kollegen fast schon vergessen hatte stieß dem älteren der beiden Sora-Boys bitter auf. Normalerweise gehörte Übersicht zu seinen Stärken, doch die ganze Situation hier schien dem Händlersspross ein wenig mehr zuzusetzen als sonst. Wem es wohl zu verdanken war, dass er gerade gedanklich nicht ganz beisammen war? Seltsamen, unsichtbaren Gegnern? Blauhaarigen Kunoichis? Der späten Stunde? Joudan war sich nicht so sicher.

Dann ließ der Sturm plötzlich nach. Der Ame-Nin hatte schon beinahe befürchtet, die Unsichtbare hätte ihn nicht gehört. Oder schlimmer noch, er hätte sich in seiner Vermutung getäuscht. Dann stände er jetzt ziemlich doof da. So aber hatte sein Ausruf auf jeden Fall irgendeinen Effekt gehabt.
Mai erkundigte sich, wie Joudan darauf gekommen war. Der Blondschopf wollte gerade zu einem Sherlock-Holmes-mäßigen Monolog ansetzen, da donnerte eine beinahe schon unerträglich laute Stimme durch den Flur. Wie das nette Mädchen, als das Joudan sich Hime-sama vorstellte, klang das ganz und gar nicht. Und um alles schlimmer zu machen, entfachte erneut ein höllischer Sturm, dieses Mal ein wenig direkter auf Mai und Joudan gerichtet, so kam es dem Blondschopf zumindest vor. Erneut hielt er sich am Fuuma Shuriken fest und klammerte sich umso verbissener daran, jetzt wo Mai auch um ihn herumhing.
"HALT DICH. GUT. FEST!", schrie er Mai durch den Sturmwind entgegen. Seine Knöchel färbten sich glutweiß, seine Beine und Arme brannten und drohten, jeglichen Dienst zu versagen, doch auch Mai noch an sich zu haben spornte Joudan an, trieb seinen Körper weiter und weiter.

Dann gab das Shuriken nach.

Einen unwirklichen Moment lang sah Joudan die Metallarme des Projektils aus dem Holzpfeiler gleiten, dann fand er sich in der freien Luft wieder. Abgehoben und losgelöst fielen ihm zwei Dinge auf einmal ein. Seinen Körper in Drehung versetzend schleuderte er das Fuuma-Shuriken auf den polierten Holzboden zu. Jetzt, wo er sicher gleich in Mai und gegen eine Wand krachen würde, wollte er keine vier armlangen, rasiermesserscharfen Klingen bei sich wissen. Die Drehung nutzte er aus, um so nach Mai zu greifen. Wie schon Shunsui damals auf dem Kampfplatz wollte er Mai umschlingen, dass er hoffentlich einen Teil der Aufprallwucht gegen Wand, Boden oder irgendetwas, abfangen konnte. Verzweifelt blickte er zur Blauhaarigen, versuchte, seine Arme nach ihr auszustrecken und... landete unsanft auf dem Boden. Der Wind hatte abgeflacht und es war nicht zu dem katastrophalen Aufprall gekommen, den Joudan befürchtet hatte. Stattdessen kullerte er über den Boden und kam in einem unförmig-ineinander verschlungenen Knäuel aus seinem und Mais Gliedmaßen irgendwie zum Halt. Er hatte sich den Ellenbogen auf dem harten Fußboden angeschlagen und an ein eine graziöse Landung war nicht denken zu gewessen, so waren ein etwas tauber Arm und ein gebrochener Stolz die einzigen Kausalitäten, die Joudan hinzunehmen hatte.
"Alles in Ordnung, Mai?", fragte er leise und vorsichtig nach, dann kroch er irgendwie wieder auf die Beine und bot auch der Kunoichi die Hand an, um ihr aufzuhelfen.

In den Flur war nun Totenstille eingetreten. Langsam rappelten die vier Ninja sich wieder auf und machten sich auf den Weg zu der jungen Dame, die nun bewusstlos in deren Mitte lag. Sie hier so zu sehen ließ keinen Zweifel zu, es handelte sich um Hime-sama. Shunsui war als Erstes bei ihr - Gott sei Dank ging es dem armen Jungen gut - und schnappte sich die junge Dame einfach so. Gut, sie war zierlich, doch das Shunsui sie, scheinbar mühelos anheben konnte und auch nicht wirklich davor zurückschreckte, eine bewusstlose Frau anzufassen, ließ Joudan aufmerken. Er erinnerte sich an das spektakuläre Ausweichmanöver, das der Shirokou vor wenigen Augenblicken noch abgezogen hatte und kam nicht darüber hinweg, sich ein wenig für den kleinen Shunsui zu freuen. Diese Extremsituation hatte es ihm erlaubt, sich ein klein wenig zu öffnen. Joudan sah das als eine gute Entwicklung für seinen Partner an, wenn er es noch mit dem Kampf auf dem Dorffest verglich. Was Shunsui anging, war Joudan immer noch sowas von auf dem falschen Dampfer.
Die Fünfe fanden sich bald schon in Mais Zimmer (hui) ein, wo Raku sich sogleich daran machte, die Prinzessin zu fesseln. Er hatte einen guten Punkt mit eingebracht: Die Mission war es gewesen, Hime zu finden und das hatten die Shinobi geschafft. Doch während Joudan sich nur nebenher über Rakus Fesselkünste wunderte - War er etwa auch noch so einer? - ging Joudan auf seine Frage ein:
"Mit Verlaub, vielleicht sollten wir versuchen, etwas mehr über die Beweggründe der Prinzessin herausfinden, Manako-san. Sie so ihrem Vater zu überreichen, nur dass sie sich wieder in Luft auflöst, sobald Ihr und wir wieder unserer Wege gegangen sind, ist vielleicht nicht der Sinn der Sache." Joudan sah auf die junge Dame, die dort nun, verschnürt wie ein Rollmops lag, und ein etwas melancholisches Gefühl überkam ihn. Das war nicht, wie junge Damen behandelt werden sollten. Doch Joudan wollte keinen Streit lostreten, ob das Fesseln nötig war, und jetzt war es ohnehin zu spät dafür, denn Hime war aufgewacht und die Befragung durch Raku hatte begonnen.

Doch die direkten Fragen Rakus fruchteten nicht wirklich. Hime wirkte verängstigt, mied den Blickkontakt mit den vier anwesenden Ninja und schwieg. Joudan biss sich auf die Unterlippe, als er Hime ansah. Was, wenn Rin in einer solchen Situation wäre? Wie würde sie sich wohl fühlen, von einem wie Raku ausgefragt zu werden? Das bereitete ihm Unbehagen. Etwas anderes fiel ihm auf: Hime schien kraftlos. Sie zitterte unmerklich, kämpfte nicht gegen ihre Fesseln an und wirkte blass und schlapp. Der Kampf im Flur schien ihr zugesetzt zu haben. Letztlich konnte Joudan es nicht länger ertragen. Er schritt an Mais Nachttisch, goss etwas Wasser in ein Glas, das dort stand, und machte sich auf den Weg zu Hime - auch wenn er den rüpelhaften Raku dabei ein wenig zur Seite schieben musste. Vor dem Bett, auf dem Hime lag, ging Joudan auf die Knie, dass er mit ihrem Gesicht etwa auf einer Höhe war.
"Hier, trinkt doch zuerst etwas.", bot er ihr an und half dem Prinzesschen mit seiner freien Hand in eine etwas aufrecht sitzendere Position. "Demütigst entschuldige ich mich für die Umstände, Hime-sama.", sprach der Blondschopf leise, als er ihr Helf, das Wasser zu trinken. "...doch dies dient unserer Sicherheit. Ihr attackierted einige von uns und beinahe kamen wir zu Schaden." Nun sah der Blondschopf der gefesselten Prinzessin direkt in die Augen. Das gehörte sich so, wenn man jemanden tadelte. Nun, da er die Position der beiden geklärt hatte, galt es, die Prinzessin zum reden zu bringen.
Sie hatte im Flur gerufen, die Ninja sollen verschwinden. Das erklärte natürlich den Angriff. Doch Joudan wollte es aus ihrem Mund hören. Sie sollte sich rechtfertigen.
"Ich denke, niemand unsererseits ist nachtragend. Doch ehe wir Euch von diesen Fesseln befreien, müssen wir uns gewiss sein, dass Ihr nicht erneut nach unseren Leben trachtet." "Ich wollte euch nicht verletzen...", gab sie zurück. Das war ein Fortschritt. Joudan blickte sie fragend an, doch Hime schwieg wieder. Er musste wohl noch ein wenig mehr aus ihr herauskitzeln. "Ihr wolltet, dass wir verschwinden.", führte er an und verwendete dabei genau das selbe Wort wie sie vor wenigen Minuten. Keine Antwort, doch Hime sah weg und zeigte so eine Regung. Es war nicht, was Joudan sich erhofft hatte, aber er würde damit arbeiten. "Euch ist doch sicher bewusst, dass dieses Versteckspiel vor Eurem Vater und Eurem künftigen Gatten nicht ewig gutgehen würde." Nachdem er Mais Befragung von Yori auf dem Marktplatz und Rakus Verhandlungsgeschick hier miterlebt hatte, war es nun Zeit für Joudans Art der Direktheit. Er versuchte, zum Kern des Problems vorzudringen, Hime damit zu konfrontieren und ihr dann einen Rettungsring zuzuwerfen. "Wir sind hier als neutrale Fraktion, Ihr könnt Euch uns anvertrauen. Wenn Euch etwas bedrückt, wenn Ihr etwas - oder jemanden - fürchtet, dann teilt es mit uns. Wir wollen helfen, Hime-sama..", erklärte Joudan und schenkte der Gefesselten ein aufmunterndes Lächeln. Sie schien gerade zu einer Antwort anzusetzen, da pochte es an der Türe. "Ninjas, seid ihr da drin? Was soll das alles hier?" Es war eine harte Männerstimme, keine die Joudan zuvor gehört hatte. Vermutlich einer der Wächter, die auf dem Kampf aufmerksam geworden waren. Joudan blickte in die Runde und stand auf. "Um den kümmere ich mich.", sprach er zuversichtlich, zwinkerte Hime zu und machte sich dann auf in Richtung Türe. Darauf achtend, sie nicht all zu weit zu öffnen, verließ er den Raum und sah sich zwei übel-gelaunten Gardisten entgegenstehen. Beide überragten ihn um fast einen Kopf. Hinter ihnen lag der Flur in Trümmern, Dekoration war wild über den Boden verstreut und Joudans Shuriken steckte in den Holzdielen. "Ihr müsst wissen..."
 

Sakaida Mai

Chuunin
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Alles gut, ja. Tut mir leid, dass ich dich mitgerissen habe.“, entgegnete Mai ein wenig beschämt und nahm dankend die Hand Joudans an, um wieder auf die Beine zu kommen. Was für eine Nacht! Ihr Gesicht verzog sich durch den Schmerz in der linken Schulter, auf welcher sie hart aufgekommen war. Wie ärgerlich! Das fühlte sich ganz nach einer Prellung an. Hoffentlich hatte sie Glück und alles wäre nur halb so wild. Die Kunoichi warf Raku einen fragenden Blick zu. Er sah soweit in Ordnung aus und schien keinen größeren Schaden genommen zu haben. „Es scheint so, als hätte sie sich verausgabt.“, antwortete Mai nachdenklich auf seine Frage, warum Hime bewusstlos zu Boden gegangen war. Alle vier standen sie nun bei der Prinzessin, bis Shunsui den Vorschlag machte, sie besser von hier weg zu bringen. Er hatte Recht, dem Feudallord würde es nicht gefallen, wenn er diese Situation zu Gesicht bekommen würde. Bereitwillig deutete die Blauhaarige auf ihr Zimmer, dessen Tür noch immer offen stand. Die beiden Soras gingen voraus, während Mai noch zögerte und Raku nachsah, welcher stattdessen in sein Zimmer ging. Doch sie wollte nicht, dass Hime lediglich von den beiden Blonden angehört wurde. Um Nichts zu verpassen, eilte sie ihnen nach. Ganz erfüllt war der Auftrag nicht, denn der Damyo wollte, dass Hime vor den Altar trat. Innerlich seufzte Mai auf. Was, wenn das gar nicht im Sinne der Prinzessin war?

Als Raku Hime wie ein Päckchen verschnürt hatte, erwachte diese allmählich. Selbstverständlich war sie gar nicht erfreut, sich so vorzufinden. Es tat Mai auch irgendwie leid, aber sie durften nicht riskieren, dass Hime wieder verschwand. Raku ging auf seine Art und Weise vor, was die Befragung betraf. Klare Fragen sollten in aller Regel auch klare Antworten bringen. Allerdings wirkte Hime ein wenig verstört dadurch. Joudan versucht als Nächster sein Glück und ging auf seine typische Art und Weise vor. So gut konnte Mai ihn nun einschätzen um sich darüber im Klaren zu sein, dass der Ame-Nin wusste, wie man mit den Leuten sprechen musste, um Antworten zu bekommen. Gespannt hörte die Kunoichi Hime zu, während sie sich die schmerzende Schulter rieb. Doch plötzlich wurde die Gruppe unterbrochen. Zwei Wächter schienen endlich mal aufmerksam geworden zu sein und wollten wissen, woher der Krach und die Verwüstung kamen. Joudan wollte sich diesen annehmen und sie hinhalten.

Mai hatte viel nachgedacht. Über die Geschichte der Adoption, über Himes scheinbare Unsichtbarkeit, über den Händler mit exotischen Tieren, über die bevorstehende Hochzeit, über die Echse, welche sie sich einbildete gesehen zu haben. Seufzend nahm sie am Fußende des Bettes Platz und sah dann lächelnd zu Hime. „Wir hätten nicht gedacht, dass Ihr über Fuuton-Chakra verfügt. Könnt Ihr dieses nutzen, um zu schweben oder wie gelang es Euch, das Gemälde abzunehmen?“, fragte sie interessiert und gespielt naiv. Dieses Bild hing so hoch an der Wand, dass Hime aus dem Stand niemals da ran gekommen wäre. Die Prinzessin mied jeden Blickkontakt und starrte nur ihre Bettdecke an. Doch immerhin: Sie schüttelte verneinend den Kopf. Sie kann also nicht schweben oder fliegen? Oder wie? „Und Ihr könnt Euch unsichtbar machen! Das ist faszinierend! Könnt Ihr euch sogar in andere Personen oder Lebewesen verwandeln?“, fragte Mai weiter gespannt nach. Hime aber reagierte nicht. „Ich weiß nicht. Zum Beispiel.. in eine Art Echse?“ Das abgewandte Gesicht der Prinzessin schnellte von der Bettdecke nach oben und sie sah Mai erschrocken an. Das war sehr gut! Diese Reaktion verriet mehr, als Worte. „Ein Händler erzählte uns, dass Ihr urplötzlich in seinem Wagen aufzufinden wart, in welchem sich nur exotische Tiere befanden.“ Die Anspannug war in Himes Gesicht deutlich zu erkennen und sie krallte ihre Hände in die Decke. Mai aber versuchte sich nichts anmerken zu lassen und sprach weiter: „Ist es möglich, dass wir Euch gerade gar nicht in Eurer wahren Gestalt sehen?“ Die Lippen Himes begannen zu zittern, als würde sie krampfhaft versuchen, nicht zu weinen. „Als Ihr vorhin zusammengebrochen seid, konntet Ihr eure Tarnung für einen kurzen Moment nicht aufrechterhalten. Ihr saht aus wie ein Chamäleon.

Das glaubt euch keiner!“, brach Hime verzweifelt hervor und Tränen rannen über ihre Wangen. „Es ist zu abwegig, sie werden euch alle auslachen.“, schluchzte sie dann. Mai rutschte ein wenig näher an Hime heran und sah sie eindringlich, aber mit einem sanften Lächeln an. „Ihr habt Recht.“ Was sollte sie auch um den heißen Brei herumreden? Diese Geschichte war total abgefahren. „Aber Ihr streitet es nicht ab.

Dann erhob sich Mai von dem Bett und ging ein paar Schritte durch den Raum. Sie musste gerade super professionell wirken! Richtig gekonnt hatte sie Hime befragt und eins und eins zusammengezählt! Doch dann passierte ihr ein kleiner, Mai-typischer Fauxpas: „Jetzt verstehe ich auch, warum Ihr kalte Füße bekommen habt!“ Sie wandte sich Hime zu. „Eure Hochzeit stand bevor! Und der Bräutigam ist ja wohl ein Mensch.“ Erschrocken legte sie ihre Hände an die Wangen. „Und er wird irgendwann Nachkommen von Euch erwarten, was ja völlig absurd wäre, denn Ihr..“ Als Mai endlich den entgeisterten Blick Himes bemerkte und wie diese hochrot anlief, versuchte sie, die Kurve noch zu kriegen: „..denn Ihr könnt selbst und frei darüber bestimmen. Als Frau.“ Puh, gut gerettet. Oder? Hime wandte den Blick brüskiert von Mai ab. Ob sie sich aber vielleicht doch eingestand, dass die Blauhaarige im Grunde Recht hatte mit diesem Szenario?

Was soll ich nur tun? Ich werde alle enttäuschen und verletzen. Und ich verliere mein Zuhause..
 
J

Jirokou Shunsui

Guest
Zu Shunsui‘s Überraschung, begaben sich zunächst nur drei der vier Shinobi in das Zimmer der Kunoichi, denn aus einem ihm nicht näher erfindlichen Grund, marschierte Raku schnurrstracks in sein eigenes Zimmer. Da der Jirokou weder den Luxus noch einen wirklich Grund hatte, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, und schritt stattdessen durch die offene Tür, auf welche Mai zeigte. Dem Brillenträger folgte Joudan und anschließend die Sakaida, der zweite Shiro-Nin war noch nicht anwesend, als Shunsui Hime schließlich aufs Bett legte. Aus nachdenklichen Augen heraus wurde diese vom Brillenträger – der im Augenblick gar keine Brille trug – beobachtet. Wer hätte gedacht, dass es sich bei der Tochter des Damyo um eine voll ausgebildete Kunoichi handelte? Nun, zumindest ging er mal ganz stark davon aus, dass sie eine war, immerhin hatte sie ihnen mit ihren Fuuton-Künsten ordentlich Feuer unter dem Hintern gemacht. Noch völlig in seinen Gedanken vertieft, bemerkte er plötzlich den Manako, der scheinbar etwas Platz benötigte und ihn einfach beiseite schob. Dass der Gute ein direkter und etwas grobschlächtiger Zeitgenosse war, hatte Shunsui bereits während ihres Aufenthaltes hier und zum Beispiel der Handhabung der Bediensteten sowie des Verlobten von Hime bemerkt. Dennoch hoffte er, dass sich der Andere ihm gegenüber zurückhielt, da er es nicht leiden konnte, von Personen – insbesondere von Shinobi – herumgeschubst zu werden. Es galt ein Schauspiel aufrecht zu erhalten und das konnte er natürlich nicht gewährleisten, wenn er dem Weißhaarigen seine blöde Augenklappe wegriss und ihn vermöbelte. *Ja, das wäre wohl etwas auffällig.*, dachte er für sich selbst, während er dem Anderen einen säuerlichen Blick zuwarf. Hoffentlich hatte das keiner bemerkt!

Nachdem Raku also die verschwundene Tochter schön verschnürt hatte – was der Jirokou angesichts der Tatsache, dass diese ansonsten wieder mit Jutsus um sich schmeißen oder sich gar unsichtbar machen würde, also völlig akzeptabel empfang – erwachte die Gute auch wieder. Aber nach außen hin, war ein solches Verhalten wohl gar nicht so wirklich angebracht, weshalb es Zeit für einige Worte des Einspruchs war: „Aber ni-nicht zu fe-fe-feste ziehen, so-sonst t-t-tust du i-i-ihr noch w-w-weh.“ Damit war der Part seines Alter Ego auch gespielt und er konnte sich entspannt zurücklehnen, wie die anderen die Interrogation übernahmen. Diese fing auch sogleich an, als der Weißhaarige sich direkt nach dem Grund des Angriffs erkundigte, welches direkt ignoriert wurde. Wäre natürlich auch zu einfach gewesen, wenn sie hier die Lösung auf dem Silbertablett erhalten hätten. Zeit für Detektiv Nummer zwei in Form von Kushou Joudan. Dieser erwies sich als eloquent und höflich wie eh und je und der Gefesselten zunächst einmal etwas zu trinken anbot und sich für das Verhalten der Shinobi entschuldigte. *Ganz ehrlich, sie kann froh sein, dass sie nur gefesselt wurde.*, dachte sich der Jirokou innerlich, nickte jedoch nach außen hin bestätigend, um seinen Kollegen zu unterstützen. Ziemlich rabiates Verhalten für jemanden, der sie nicht hatte verletzen wollen. Aber was war mit den Bediensteten? Wussten die etwa davon? Shunsui grübelte fieberhaft und versuchte sich die vergangene Situation vor Augen zu führen – immerhin waren weder er noch die Bediensteten angegriffen worden, während die anderen drei Shinobi die Hucke voll gekriegt hatten. Das musste er sich definitiv für später merken, wenn das sonst niemand vor ihm zu Sprache brachte. Fürs Erste war der junge Mann jedoch über die Beweggründe von Hime interessiert, ja warum wollte sie denn, dass sie verschwanden? Ehe es zu einer Antwort kam, klopfte es plötzlich. Ai ai ai, da hatte wohl jemand den Kampf mitbekommen und die Verwüstung auf dem Gang mitbekommen, vielleicht aber hatten ja auch die Bediensteten gepetzt … Wie dem auch sei, der blonde Shinobi gab den Ball zur einzigen Kunoichi im Raum ab, öffnete die Tür und begann eine Geschichte aufzusetzen.

Damit war nun die Sakaida an der Reihe und wählte einen anderen Weg als ihre beiden männlichen Kollegen zuvor. Es ging zunächst um Fuuton, was den falschen Brillenträger nicht wirklich interessierte. Als jedoch plötzlich von wahrer Gestalt und Chamäleon die Sprache war, wurde er hellhörig und schaute Hime überrascht an. *Moment, was hat das zu bedeuten? Ist sie etwa … kein Mensch?* Das klang derart unglaubwürdig, dass er es sofort wieder abgetan hätte, wenn Hime nicht plötzlich angefangen hätte zu heulen und damit diese Aussage so gut wie bestätigte. *Na, da brat mir doch einer …* Unglaublich! Als es zum Thema Frau und Nachkommen kam, musste Shunsui innerlich lachen. Daran hatte er ja noch gar nicht gedacht. Nicht, dass er Erfahrung in diesem Bereich hätte – auch wenn die Bediensteten ihr Bestes gegeben hatten, um ihn darüber zu erleuchten – aber da lag wohl das offensichtlichste Problem. Spätestens dann würde doch rauskommen, dass es sich bei ihr um keinen Menschen handelte! Kein Wunder, dass sie Angst davor hatte, ihre Familie und ihr ganzes Leben zu verlieren. „Wi-wissen d-d-die Be-bediensteten da-da-davon?“, erkundigte sich der Blondschopf und ging seiner ersten Vermutung nach. Als Antwort nickte Hime lediglich zögernd, da sie scheinbar nicht wusste, worauf der stotternde junge Mann hinaus wollte. „U-u-und a-a-akzeptieren Sie eu-euch, wie I-i-ihr s-s-seid?“ Erneutes Nicken, doch wo zuvor Zögern geherrscht hatte, schien sie dies nun etwas eifriger zu tun. Die Antwort lag für Shunsui klar auf der Hand – es galt Hime mit positiven Beispielen zu überzeugen, dass sie nichts davor zu fürchten hatte, aufgrund ihres Wesens verstoßen zu werden. Immerhin gab es bereits Menschen, die sie als das akzeptierten, was sie auch war. „Aber was wird mein Vater dazu sagen? Oder Takeru? Ich möchte ihn doch nicht enttäuschen, sicherlich wäre er am Boden zerstört.“, gab die junge Frau nun etwas geknickt von sich. Soweit so gut, immerhin hatten sie sie in die richtige Richtung gestoßen, jetzt galt es lediglich noch ein wenig Überzeugungsarbeit zu leisten, die zumindest Shunsui mit seinem Stottern nicht hinbekommen sollte. Ob es einem der Shiro-Nin gelingen würde? Joudan war ja leider verhindert und tischte den Wachen gerade sonst was auf.
 

Manako Raku

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Natürlich merkte Raku den Blick von Shunsui. Es sprach ein Selbstbewusstsein daraus, welches er sonst nie zeigte, was Raku nur noch misstrauischer dem Sora-nin gegenüber machte - aber dieses Misstrauen blieb natürlich für den Moment nicht ausgesprochen. Allerdings gab Raku zu, dass seine Methodik bei Hime anscheinend überhaupt nicht zu fruchten schien. Im Gegenteil, sie mochte sich über nichts äußern, und der junge Mann war innerlich schon ein wenig genervt - wieso zur Hölle machte sie es ihnen jetzt auch noch schwer? Sie hätten das Mädel auch einfach abliefern können, dann wäre der Auftrag vorbei gewesen - und fertig. Kein Wenn, kein Aber, kein Motivationsraten. Joudan schien aber anderer Meinung zu sein, und übernahm die Zügel. Raku war das ganz Recht, auch wenn das Süßholzraspeln des in seinem Schlafanzug schon fast lächerlich fein aussehenden Blondschopfes für seinen Geschmack ein wenig viel war. Meine Güte. Ihn beschlich das untrügliche Gefühl, dass das anwesende Ninja-Quartett diese Situation alle komplett unterschiedlich lösen würden, wenn man jedem einzelnen die Chance gelassen hätte. Immerhin schaffte der ältere Sora-nin, ein paar Worte aus der jungen Dame herauszukitzeln, die allerdings auch nicht viel wert waren. Man konnte viel raten, aber damit würde man doch nie die Beweggründe der Daimyo-Tochter herausfinden. ​
Der Manako zuckte leicht zusammen, als er von draußen eine Stimme hörte. Oh man, sowas hatte er befürchtet. Jetzt würde es gleich so aussehen, als hätten sie Hime entführt, und dass alle anwesenden Ninja Schlafkleidung trugen, machte es nicht unbedingt besser. Eher ein wenig verdächtiger. Glücklicherweise übernahm Joudan auch dieses Gespräch, was sie aber im Raum mit nur drei Ninja zurückließ. Shunsui war - ob bewusst oder nicht - auch nicht wirklich zu gebrauchen, und Rakus Methodik schien nicht anzuschlagen. Blieb nur Mai.​

Was dann kam, verwirrte Raku allerdings zusehens. Okay, ja, er verstand das mit dem Fuuton-Chakra, und das Unsichtbar-Werden auch. Soweit er wusste, was das alles im Bereich eines zwar hochrangigen, aber normalen Shinobi. Nichts absolut außergewöhnliches. Dann aber schoß Mai weiter, vollkommen ins Blaue, sodass selbst ihr Teamkollege sie ein wenig ratlos ansah. Hime allerdings reagierte ganz anders, und das ließ Raku nur noch verwirrter zurück. Wie, was jetzt. Ja und? Exotische Tiere? Was hatte das damit... hä!? Raku war normalerweise nicht unbedingt schwer von Begriff, höchstens was soziale Probleme anging - aber das hier ging ihm dann doch zu weit. Was sollte das alles heißen - wie jetzt, Chamäleon. Sein Hirn versuchte die Informationen einzuordnen, aber es schien ihm alles so unglaublich... willkürlich. Verstand er das jetzt richtig? Dieses Wesen da auf dem Bett war kein Mensch, sondern irgendwas exotisches... ein Tier, oder so? Und dann sprach es mit ihnen, als wäre es ein Mensch? Mai tappte nebenbei anscheinend in ein Fettnäpfchen, aber das bekam Raku überhaupt gar nicht mit, den seine grasgrünen Augen starrten auf Hime, als versuche er, durch ihre Tarnung zu blicken. Mal abgesehen, dass er dazu nichts hätte sagen können. Jetzt meldete sich auch noch Shunsui zu Wort, und er schien das auch alles für bare Münze zu nehmen. ​
Warum nahmen seine Kollegen diese Geschichte einfach so an, als wäre es die pure Wahrheit und nicht nur irgendein Quatsch, den sich Hime ausgedacht hatte um nicht vor den Altar treten zu müssen? Raku empfand es als höchst bedenklich, wie wenig kritisch eine Kollegen durch die Welt liefen. Ja, Hime zog ein ganz passables Schauspiel ab, soweit er das beurteilen konnte, aber... selbst wenn, dann wäre es doch einfach nur Schwachsinn, das weiter zu verstecken, oder? Er konnte nicht mehr so recht an sich halten, und das war höchst ungewöhnlich für den Bogenschützen. Normalerweise war er sehr zurückhaltend, aber dieses Gequake ging ihm ein wenig gegen den Strich. ​
"Was soll dieses Spielchen?", fragte er aufgebracht, und von außen mochte man kaum etwas davon mitbekommen, aber seine sonst monotone Stimme hatte scheinbar ein wenig... Fülle gewonnen. Fast etwas wie Emotionen kamen durch. "Selbst wenn das alles stimmen sollte", meinte er und verschränkte die Arme, und ließ sich für den Moment auch nicht unterbrechen. "Dann ist unsere Aufgabe immer noch gewesen, Hime einzufangen und wieder zum Daimyo zu bringen. Das haben wir getan und werden wir tun. Dieses Ausfragen bringt doch nichts." Der junge Mann sah zu Mai. "Sakaida-san, ich verstehe einfach nicht, was wir hiermit bezwecken." Ein Kopfschütteln folgte, und er deutete auf Hime. "Dieses... Mädchen, oder was auch immer sie sein mag, hat so oder so keine Zukunft hier. Entweder sie versteckt sich bis zum Rest ihres Lebens vor ihrer Familie und allem, was dazugehört - und verliert alles. Oder aber sie offenbart sich, und enttäuscht ihre Familie und verliert vielleicht alles." Hime sackte ein wenig in sich zusammen, und Raku sah zu ihr, schüttelte den Kopf. Er hatte gefühlt noch nie so viel und verhältnismäßig aufgebracht gesprochen. Aber Familienprobleme streuten bei ihm halt auch Salz in eine offene Wunde. "Das ist eine Farce, Hime-san. Ihr habt gar keine Wahl. Was auch immer das Geheimnis ist, offenbart es." Seine Stimme war hart und unnachgiebig. Er beugte sich sogar ein wenig vor, und eine Augenbraue zuckte ein wenig. "Nehmt euer Schicksal selbst in die Hand, andere werden es nicht für euch tun. Die einzige Zukunft, die Ihr hier habt, hängt von der Akzeptanz Eures Familienkreises ab. Und daran können wir nichts ändern. Reißt Euch zusammen!" Ein Chamäleon. Das war doch alles vollkommen verrückt. Raku war immer noch der Überzeugung das Hime einfach kalte Füße bekommen hatte - aber dann brauchte sie eben auch hier nicht bleiben, wenn sie das nicht artikulieren konnte. Ob Joudan es wohl geschafft hatte, die Wachen abzuwimmeln? "Wenn sie Euch nicht nehmen, wie Ihr seid, oder so wie Ihr euch Euer Leben hier vorstellt, dann habt ihr hier so oder so keinen Platz, vollkommen egal ob Ihr weglauft oder euch unsichtbar macht." Oder, sagte eine kleine Stimme in seinem Köpfchen, ob ihr Genin werdet und euch mit bescheuerten Aufträgen den Arsch abrackert. Wäre nicht noch die Gefahr, dass Wachen hier hereinplatzten, wäre Raku jetzt einfach aus dem Zimmer gestampft - das traute er sich dann aber doch nicht. Nicht, nachdem er sich schon einen Abgang auf dieser Mission gegönnt hatte. Deshalb wand er sich wieder an seine Kollegen. "Soll Hime über Nacht hier bleiben?" Raku wusste nicht, wie gut er es fand, aber... sie konnte natürlich auch schlecht die Tür zur Schlafkammer des Daimyo aufhebeln um ihm seine Tochter vor die Füße zu schmeißen.​
 

Kushou Joudan

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"...und deshalb auch der Lärm.", endete Joudan seine halbwegs-glaubwürdige Ausrede. Unschuldig lächelte er die beiden Muskelprotze an, die seinen aus-der-Luft-gegriffenen Erklärungen den letzten Minuten ungeduldig gelauscht hatten. Alleine der Tatsache, dass Joudan vor dem Zimmer einer Dame stand, und es für die beiden Wächter ein nicht-zu-verzeihender Fauxpas gewesen wäre, einfach so in ein eben-solches zu preschen, hielt die beiden Gardisten noch davon ab, den Blondschopf, mir nichts, dir nichts, einfach so zur Seite zu schieben. "So, so...?", fragte einer der beiden misstrauisch nach und Joudan wusste ehrlich gesagt nicht so recht, was er darauf erwidern sollte. Mit seiner kleinen Lügengeschichte wollte er die beiden eigentlich zum Weggehen bewegen, doch scheinbar schienen die Gardisten nicht locker zu lassen. Joudans Gedanken rasten, sollte er die beiden einfach ausschalten und dem Team so Zeit verschaffen?
Das wäre riskant, und wenn es herauskäme, auch noch ein außenpolitischer Supergau.
"Angriff auf Leibgarde des Daimyo durch skrupellose Sora-Nin!" Er sah die Zeitungsberichte schon vor sich. Er selbst auf der Titelseite, in einen orangen Sträflingsanzug gequetscht, hinter Gittern. Nein, das war definitiv nicht die beste Idee.
Vor weiteren Schnapsideen wurde Joudan - für's erste - verschont, denn schnelle Schritte einer einzelnen Person näherten sich. Ein junger Mann in extravaganten Klamotten (Joudan fand ihn sofort sympathisch!) stürmte mit leicht-panischem Gesichtsausdruck auf den blonden Genin zu. Respektvoll traten die beiden Wächter sofort zu Seite, was Joudan zu verstehen gab, dass er es hier mit einer Person von gehobener... Wichtigkeit zu tun hatte.
"Ihr!", sprach er Joudan an (dieser fand ihn gleich noch ein ganzes Stück weit sympathischer!) "Ihr seid einer der Shinobi!" Soweit so gut, eine nennenswerte Beobachtungsgabe schien vorhanden zu sein. "Ihr werdet mir auf der Stelle berichten, was hier los ist!" Der Edelmann ließ eine gewisse Autorität durchblitzen, doch im Moment wirkte er eher besorgter als herrscherisch oder dergleichen.
Kurz blickte der Händlersspross sein Gegenüber an. Unverkennbar hatte der junge Herr wohl vor wenigen Minuten auch noch geschlafen, doch hatte er sich wenigstens die Mühe gegeben, sich einen tiefroten Morgenmantel mit goldenen Bestickungen anzulegen, in Schuhe zu schlüpfen und einen reichlich beschmückten Gürtel umzuschlingen, an dem ein noch reichlicher verzierteres schmales Schwert steckte - so eines, das man zu Bällen und Krönungen trug. Vor ihm in seinem Schlafanzug zu stehen, da fühlte Joudan sich schon ein wenig schäbig.
"Ich kann Euch beruhigen, MyLord...", ließ er seine Anrede ein wenig fragend verklingen und fragte so nach dem Namen des Herren. Auch das galt eigentlich nur dem Zeit-Schinden. "Shinomiya Takeru ist mein Name! Ich bin der Verlobte von Hime und ihr zukünftiger Ehemann!"
Potzblitz, da hatte Joudan sich ja genau den Richtigen rausgesucht. Mit einer fließenden Bewegung verneigte er sich vor dem Edelmann. Der winkte ihn mit der Hand wieder nach oben. "Nun redet schon, ich erflehe Euch. Hat das etwas mit meiner Hime zu tun?" Joudan blickte den Herren an und sah keinen versnobbten Adelsmann. Niemanden, der hier um Prestige und einer wegen Position war. Die Art, wie er Joudan flehend ansah und ansprach; wie er sich, ein wenig verzweifelt, umsah und besorgt die Kampfspuren bemerkte; das alles sprach dafür, dass er es hier mit einem Mann zu tun hatte, der sich einfach nur um sein Mädchen sorgte. Und nach dem heutigen Abend konnte Joudan das nur allzu gut nachvollziehen.

Der Blondschopf wusste nicht, wie weit die Befragung im Zimmer fortgeschritten war. Doch bedachte er, dass der Rüpel Raku, der stotternde Shunsui und die... Na gut, gegen Mais soziale Kompetenzen konnte Joudan nicht viel sagen. Vor allem nichts, was mit "M" begann. Dennoch formte sich in Joudans Gedanken gerade ein Plan von solch theatralisch-melodramatischer Natur, dass er einfach gelingen
musste. Schließlich ging es hier um die Liebe. Mit gesenkter Stimme sprach er den Verlobten an. "Shinomiya-sama, Ihr solltet mir in dieses Zimmer folgen. Alleine." Mit dem letzten Wort deutete Joudan in Richtung der beiden Gardisten und er sah Takeru ein wenig besorgt an. Diesem fiel sofort das Geicht ein paar Stationen tiefer. "Gut..", willigte er ein. Die Gardisten gehorchten dem unausgesprochenen Befehl, dem Verlobten und dem Händlersspross nicht zu folgen, als die beiden das Zimmer Mais betraten und die Türe sich wieder hinter ihnen schloss.

"LIEBSTE?!", stieß Takeru besorgt und nicht unhörbar verärgert aus, als er seine Verlobte professionell verschnürt wie einen Rollbraten auf dem Bette sitzend und von drei Ninja bedrängt sah. Er machte einen Schritt nach vorne, auf das Bett zu doch Joudan nahm alle mentale Kraft zusammen, ignorierte jede gesellschaftliche Norm und packte den Aristokraten an der Schulter. Takeru kam in der Bewegung abrupt zum Halt und drehte sich sogar ein wenig auf der Stelle. Das war so einer der Momente, in denen Joudan sein Taijutsu-Training ganz bewusst wurde. Der ältere der beiden Sora-Blondschöpfe wollte den Adligen auf keinen Fall bewaffnet näher an Raku herankommen lassen. Dieser Einfaltspinsel würde ihn "aus Selbstverteidigung" wahrscheinlich bewusstlos prügeln (Joudan hatte keine sonderlich gutes Bild von Raku).
Der Blondschopf hatte Takeru zwar gegriffen, doch sein Blick galt Hime, der Gefesselten. Als sie ihren Verlobten erblickte stieg ihr die Schamesröte ins Gesicht und betroffen blickte sie zur Seite. Da verstand Joudan, was hier gespielt wurde. Hime hatte sich nicht vor den Shinobi versteckt, sie hatte sich vor ihrem künftigen Ehemann verborgen. Nicht aus Angst, sondern aus... Scham. Wie konnte sie auch nicht? Niemand wusste um ihre besonderen Fähigkeiten. Mit solchen Gaben ausgestattet zu sein, ohne dass jemand davon wusste, das musste eine große Bürde für die werdende Braut sein. Und nun sollte sie in den Bund der Ehe treten und einem Mann versprechen, ihr Leben mit ihm zu verbringen, ohne dass er über dieses Geheimnis Bescheid wusste? Kein Wunder lastete das schwer auf Himes Gemüt. Aber um hier ein Happy-End zu erwirken reichte es leider nicht aus, dass Joudan dies verstand. Etwas anderes musste passieren und er würde alles geben. "Haltet ein, Shinomiya-sama. Eure Geliebte liegt nicht umsonst in Ketten. Ihre Schuld ist die Verwüstung dort draußen.", redete Joudan auf ihn ein. Ihm gefiel die Rolle des Antagonisten nicht, die er in diesem Stück spielen musste, aber es würde einem guten Zweck dienen. Es musste klappen! "Hime...war das?" Ein wenig fassungslos und ungläubig sah Takeru zu seiner Verlobten, versuchte eine Regung von ihr zu erhaschen. "Dieser Shinobi lügt doch, Liebste...?", wollte er sich versichern, doch Hime blickte ihn nicht weiter an. "Liebste?"
Verdammt, tat dieser arme Schlucker Joudan gerade leid. Und Hime erst. "Haltet durch. Nur noch ein wenig...", eiferte er den beiden innerlich zu, wurde nach außen hin jedoch ein wenig lauter.
"Seit Tagen schleicht sie durch diese Hallen - Unsichtbar. Sie war die ganze Zeit hier, mied Euch jedoch! Verbarg sich vor Eurem Antlitz!" "Ist es... hast du Bedenken... wegen der Hochzeit?" Takeru fasste das ganze nicht sonderlich gut auf. Hime schüttelte auf seine Frage energisch den Kopf. "Warum...?", fragte er, fast schon weinerlich. Joudan konnte es nicht mehr ertragen.

Hime auch nicht.

Mit einem Puffen verwandelte die Prinzessin sich in ein Chamäleon, etwa einen Schritt lang. Mit ihrem nun deutlich schmaleren Körperbau war es der Echsenprinzessin ein leichtes, den Fesseln zu entkommen. Flink verkroch sie sich unter die Bettdecke und mied so den Blick des Verlobten. "Henge?", war Joudans erster Gedanke, den er aber sofort beiseite schob. Jetzt war der Moment der Wahrheit. Diese kleine Verwandlung kam ihm sehr gelegen.
"Seht sie Euch an, Shinomiya-sama. Nach all dem, was sie vor Euch verborgen hat... Wie könnt Ihr da behaupten, dass Ihr Sie noch immer liebt?", forderte er laut vom Adligen ein. Darauf hatte Joudan hingearbeitet. Hime sollte es von ihm, von ihrem Verlobten hören. Dass das nicht so schlimm war. Dass er sie trotzdem noch wollte. Dass auch die unwahrscheinlichste Liebe eine Zukunft haben konnte. Jetzt durfte der Held Shinomiya nur seinen Schlussmonolog nicht vermasseln. Aber so, wie er mit und über die Prinzessin geredet hatte, war Joudan sich sicher, dass diese Geschichte nun zu einem herzerwärmenden Happy-End finden würde.
 

Sakaida Mai

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Was soll ich nur tun? Ich werde alle enttäuschen und verletzen. Und ich verliere mein Zuhause..

Während Mai fieberhaft überlegte, wie sie Hime in dieser aussichtslosen Lage helfen könnte, erkundigte sich Shunsui nach den Bediensteten. Verständlich, schließlich schienen die aufdringlichen Damen ihn und seine Schlafmütze ein wenig verstört zu haben. So fanden die Ninja heraus, dass die Angestellten von ihrer wahren Identität wussten und sie sogar vollends akzeptierten. Das war doch schon mal was!

Aber was wird mein Vater dazu sagen? Oder Takeru? Ich möchte ihn doch nicht enttäuschen, sicherlich wäre er am Boden zerstört.

Stimmt ja. Was für ein Konflikt! Eigentlich war Hime ja nicht gerade aufrichtig gewesen. Wenn man bedachte, dass es sich bei der Prinzessin eigentlich um ein Chamäleon handelte, welches sich dies schöne Leben erschlichen hatte. Nachdenklich verschränkte Mai die Arme und sah überrascht zu Raku, als dieser ungewohnt entnervt seine Stimme erhob. Ihr Verbündeter hatte Recht, vielleicht sollten sie nicht alles glauben, was ihnen aufgetischt wurde. Überhaupt schien Raku ziemlich aufgebracht über diese Situation zu sein und verlor kein gutes Wort über Hime. Und wenn Mai ehrlich zu sich selbst war, dann stimmte sie ihrem weißhaarigen Kollegen zu. Mussten sie es sich wirklich zur Aufgabe machen, dieses Lügenkonstrukt zum Einsturz zu bringen? Es mit Hime aufrechterhalten war auch keine Alternative, denn sie könnten ihren Auftraggeber keinesfalls hintergehen. Aber würde der Feudallord ihnen das glauben? Hime würde sich wohl kaum vor ihm verwandeln. Also mussten sie vielleicht doch einen gemeinsamen Weg mit der vermeintlichen Prinzessin gehen. „Du hast recht, Raku. Ich stimme dir in fast allen Punkten zu.“, versicherte sie ihm mit ernster Miene. Dann blickte sie kurz zur Tür, wo Joudan stand. Wollte er diesen Tumult nicht regeln? Es schien immer .. tumultartiger zu werden. Dann sah sie wieder zu Hime. „Unser Auftrag ist erfüllt, versteht Ihr? Wir können dieses Problem nicht für Euch lösen. Aber wie Joudan vorhin sagte: Wir helfen Euch, wenn Ihr wollt.“ Nach einer kurzen Stille erkundigte sich Raku, ob Hime hier schlafen sollte. Schlafen? Ein unauffälliger Blick zur edlen Wanduhr. Es ging bereits auf halb fünf am Morgen zu. Mai wollte ihm gerade antworten, als sich die Ereignisse erneut überschlugen.

Der Aufschrei des Verlobten durchbrach die ruhige Atmosphäre. Wäre Mai nicht so müde und die Situation nicht so relevant für die Mission, würde sie dem Geschehen voll romantischer Spannung folgen. Stattdessen unterdrückte sie ein Gähnen. Doch als Joudan plötzlich vor dem verliebten Herren einen Teil von Himes Geheimnissen preisgab, wurde sie wieder munter. Er wusste hoffentlich, was er da tat. Aber da Mai Raku vorhin zugestimmt hatte, fand sie es nicht weiter schlimm, dass der Ninja aus Amegakure die Wahrheit ans Licht brachte. Der Verlobte wandte sich an seine geliebte Hime und wollte endlich alles um ihr Verschwinden erfahren. War es wirklich wegen der Hochzeit?

Es puffte und das plötzlich anwesende Chamäleon konnte sich von den Fesseln befreien.

Also doch!“, schoss es Mai durch den Kopf. Sie hatte sich vorhin also nicht vertan, sondern hatte wirklich ein echsenartiges Wesen gesehen. Ein Glück, nicht dass sie noch ihren Verstand verliert. Das Tierchen aber floh nicht, sondern versteckte sich verschreckt unter der Bettdecke. Da würde Mai ganz sicher nicht mehr reinschlüpfen. Bereits das Schlimmste erwartend, wanderte ihr Blick zu Takeru. Diesem stand der Mund weit auf und er schien wie gelähmt zu sein. Doch den Vogel schoss Joudan ab. Mai bemerkte nicht, dass dies wohl Teil eines Plans war und sah ihn beinahe verständnislos an. „Was ist das.. was geschieht hier..“, murmelte Takeru vor sich hin und wankte ein paar Schritte zurück, ehe er auf einem Hocker Platz nahm. Jegliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. „Beantworte die Frage, Takeru-san! Könntest du mich jetzt noch lieben?“, hörte man Hime unter der Bettdecke fragen. Verzweifelt raufte sich der Verlobte die Haare. „Ich liebe die wunderschöne Prinzessin, die vor wenigen Sekunden noch hier saß..“, gab er schwach von sich. Dann aber schien er sich für einen Moment wieder zu fangen und erhob sich aufmerksamen Blickes: „Liebste, wurdest du etwa.. verhext oder gar verflucht? Ich verspreche dir, ich werde alles tun, um diesen Bann zu brechen!“ Es wurde still im Raum. Das war nun Himes Chances, ihr Netz aus Lügen zu erhalten. Sie könnte behaupten, verflucht worden zu sein und dieser liebestolle Narr würde ihr glauben. Alles, was sie tun müsste, wäre zu behaupten, dass die Menschengestalt ihre wahre Gestalt sei, nicht die des Chamäleon.

Es ist kein Fluch. Es ist mein wahres Ich. Die Gestalt, in welche du dich verliebt hast, ist nur eine Maskerade.

Damit hätte Mai nicht gerechnet. Doch sie freute sich, dass Hime tatsächlich den Mut gefasst hatte und endlich die Wahrheit sagte. „Und nun beantworte die Frage: Könntest du mich jetzt noch lieben?“ Schon wieder so eine spannende Situation! Erwartungsvoll sah Mai zu Takeru. Dieser blickte auf die kleine Erhebung der Bettdecke und schüttelte nach einiger Zeit den Kopf. „Ich kann diese Gefühle nicht einfach abschalten, die ich für Hime hege. Dennoch lautet meine Antwort Nein.. wenn dies deine wahre Gestalt ist, so kann ich dich nicht lieben.“ Man sah ihm sein Leid sichtlich an, bald schon rollten Tränen über seine Wangen. „Monatelang hielt man mich mit dieser schrecklichen Lüge hin..“, jammerte er und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. „Meine Liebe zu dir war niemals eine Lüge, Takeru! Und ich wusste, dass du mein wahres Ich niemals lieben könntest.. und auch, wenn es mir gerade das Herz bricht, so bin ich froh, dir aus Liebe dieses Geständnis gemacht zu haben. Ich hätte dich viel früher freigeben sollen..

Takeru erhob sich plötzlich. Die Trauer in seinem Gesicht hatte sich verflüchtigt, stattdessen war deutlich Zorn darin zu erkennen. „Genug! Ich will kein Wort mehr hören! Es war ein Fehler, jemals in dieses Land zu reisen! Ich werde Shinkusa und das Reich des Grases unverzüglich verlassen! Es ist mir gleich, ob du weiterlügst oder nicht. Ich werde kein Wort darüber verlieren. Es soll so sein, als wäre ich niemals hier gewesen!“, brüllte er schon fast, ehe er sofort zur Tür stürzte. Doch noch bevor er den Raum verließ, sah er kurz über seine Schulter. „Ich danke euch, Shinobi. Ihr habt mich vor einem Desaster bewahrt.“ Und so verließ der Ex-Verlobte den Tempelberg und schließlich auch Shinkusa.

Das kleine Chamäleon schluchzte unter der Bettdecke. Jap, da würde Mai definitiv nicht mehr schlafen wollen. „Ich hätte mich von der Welt der Menschen fernhalten sollen..“ Das wäre eine Idee gewesen. Jahrelang hatte Hime den Leuten hier etwas vorgespielt. „Wie wollt Ihr weiter vorgehen?“, fragte Mai vorsichtig nach. Das Chamäleon kroch aus dem Bett und verwandelte sich wieder in Hime. Diese saß nun auf der Bettkante und trocknete ihre Tränen. „Ich werde es meinem Adoptivvater sagen, sobald er zum Frühstück im Saal erscheint. Ihr könnt dem gerne beiwohnen, Ihr seid schließlich eingeladen.“ Dann erhob sich die falsche Prinzessin. Sie wirkte erschöpft und kraftlos, was nur verständlich war. Doch Mai wurde aufmerksam: „Wartet! Wo wollt Ihr hin?“, fragte sie schnell. „Auf mein Zimmer, ich bin erschöpft.“ Mai warf einen unsicheren Blick in die Runde. Ob man dieses Risiko eingehen sollte? „Ich begleite Euch. Es tut mir Leid, aber wir können Euch nicht aus den Augen lassen.“, teilte Mai ihr ruhig mit. Hime war einverstanden. Sie war wohl zu müde, um zu diskutieren. Und während die Herren noch ein paar Stunden Schlaf bekommen würden, wäre die Blauhaarige damit beschäftigt, Hime zu überwachen. Aber als Frau war Mai die einzige, welche sich in Himes Gemach blicken lassen könnte.
 
J

Jirokou Shunsui

Guest
Dadurch, dass Shunsui mittels seines Alter Ego’s eine gutmütige und schüchterne Persönlicheit nach außen projezierte, wusste niemand, was wirklich in seinem Inneren vor sich ging. Aus diesem Grund nickte der junge Mann bei den Worten der mit sich selbst und der neuen Realität ringenden jungen Frau und setzte eine mitleidige Miene auf – das war es, was die Leute von ihm erwarteten. Doch tief in seinem Inneren befand sich seine wirkliche Persönlichkeit, die nicht gegenteiliger zu seinem Alter Ego hätte sein können und bei der sich keinerlei Emotionen regten. Zugegeben, der Jirokou war äußerst überrascht darüber, dass sie es hier mit einem wahrhaften Chamäleon zu tun hatten. Und keinem gewöhnlichen Chamäleon, oh nein. Eines, welches die Gestalt von Personen annehmen, aber auch unsichtbar werden konnte und sogar über Ninjutsufertigkeiten verfügte. So etwas begegnete man nicht alle Tage, weshalb auch Shunsui etwas Zeit benötigte, um das alles zu verarbeiten. Aber Mitleid? Weit gefehlt. Hime’s Leidensgeschichte war ihm persönlich egal, ob sie jetzt darunter litt, dass sie alle verließen, da ihr Lügengestrick zusammengebrochen war. Das bedeutete doch nur, dass sie es sich selbst und ihren Fähigkeiten zuzuschreiben hatte, dass sie versagt hatte. Dass es dabei eine deutliche Parallele zu seinem Leben gab, fiel ihm nicht auf, möglicherweise fehlte da einfach die Reflektion. Anders als Hime hatte er jedoch mit Absicht ein Lügengestrick um sich herum aufgebaut, während sie es ganz offensichtlich aus Angst vor Akzeptanz gemacht hatte. Er selbst wollte nicht akzeptiert werden, schon gar nicht von Shinobi, unter die er sich gemischt hatte, um sie von innen heraus zu Fall zu bringen. Das war eine völlig andere Motivation als jene, die diese falsche Prinzessin hier vor sich hatte.

Da es an der Zeit für den Einfühlsamsten und Sensibelsten unter ihnen war, meldete sich also endlich der Weißhaarige zu Wort. Was dieser zu sagen hatte, brachte den Blondschopf innerlich zum Grinsen. Holla die Waldfee, da ging einem etwas ordentlich gegen den Strich. Der gute Raku nahm sich ordentlich viel Zeit, um Hime zurechtzustutzen und ihr mitzuteilen, dass ihr Leben auf die eine oder andere Weise zu Ende war. Denn entweder versteckte sie sich weiterhin vor ihrer Familie und konnte so niemals frei vor Ängsten sein entdeckt zu werden – immerhin wünschte man sich bestimmt irgendwann Nachkommen – oder sie offenbarte sich und würde dann alles verlieren, da die Menschen um sie herum ein ganzes Leben lang belogen worden waren. Recht hatte er ja schon, aber ob das die Art war, wie man mit einer verängstigten jungen Frau umging? Shunsui ging es ja persönlich nichts an, aber er vermutete doch, dass Hime etwas … Aufmunterung nötig hatte und keine knallharten Fakten. So oder so war der Manako nicht die Art von Person, die ein Blatt vor den Mund nahm und mit seiner Meinung um die Ecke wartete. So hatte ihn zumindest der Jirokou bis dato kennengelernt und die jetzige Situation unterstrich nur nochmal dessen Charakter. Zeit also für Auftritt Nummer zwei, den Gentleman unter den Shinobi. Wahrscheinlich wäre Joudan in der Lage gewesen, Hime auf seine eloquente Art etwas Vernunft einzubläuen und sie gleichzeitig aufzubauen. Obgleich er ein Shinobi war, mochte Shunsui den Älteren doch sehr und schätzte sein Wesen, auch wenn er doch manchmal etwas exzentrisch war und eine besondere Art zu sprechen verfügte. Dazu kam es jedoch nicht, da dieser in Begleitung eines weiteren bekannten Gesichtes war, nämlich keines geringeren als den Verlobten von Hime persönlich: Shinomiya Takeru. *Jetzt wird es spannend.*, dachte sich Shunsui und wollte sich mit einer Hand seine falsche Brille zurechtrücken, ehe er bemerkte, dass er diese im Schlafzimmer vergessen hatte. Das würde es sicherlich schwerer machen, das Gesamtbild seiner Tarnung aufrecht zu halten, doch zum Glück ruhte die Aufmerksamkeit der meisten Personen auf die sich im Bett befindliche Hime. Gefesselt, wohlbemerkt. Mit einem Anflug von Bewunderung stellte der Jirokou fest, dass der Kushou den deutlich verärgerten Verlobten – wer konnte es ihm schon verübeln, wenn seine geliebte Verlobte vor ihm gefesselt war – mit einigen professionellen Griffen aufhielt und das Schauspiel sowie die Situation aufklärte. Völlig besorgt wandte sich der Mann an seine Verlobte, die jedoch anstatt zu antworten sich in ein Chamäleon zurückverwandelte und Takeru somit ihre wahre Gestalt offenbarte. *Das ist mutig.* In der Tat! Ob der Verlobte jedoch auch so dachte? Gespannt auf dessen Reaktion, ließ ihn Shunsui nicht aus den Augen und rollte innerlich mit den Augen, als die ersten Tränen flossen. Würde er sich trotz ihrer Gestalt lieben können und es ein Happy End geben? Shunsui wollte jetzt nicht an den Kinderwunsch der Beiden denken, ob so etwas überhaupt möglich war oder ob es am Ende ein Chamäleon-Menschen Mix geben würde. Oh man, also doch ein Happy End? Weit gefehlt! Zu seiner gelinden Überraschung, wandelten sich Leid und Sorge in Zorn, denn nachdem sich Hime bei ihm erkundigt hatte, ob er sie auch in ihrer wahren Gestalt lieben würde? Wenn überhaupt wurde in einem solchen Moment klar, wie vergänglich Schönheit und wie oberflächlich der Mann doch war, denn er war völlig außer sich und gab von sich, dass er sie niemals so lieben könnte. Und damit verließ er auch seine Verlobte und Shinkusa, aber nicht ohne sich vorher noch bei den Shinobi zu bedanken. Ups.

Natürlich war Hime völlig aufgelöst, denn ihr Leben stand nun Kopf: Die Shinobi hatten sie in eine Ecke gedrängt, ihr Verlobter war aus ihrem Leben getreten und sicherlich stand noch die Frage im Raum, wie ihr Vater auf diese Offenbarung reagieren würde. Es bestand natürlich die Möglichkeit, dass er seine Tochter nach wie vor über alles liebte, gleich welche Gestalt sie innehatte. Doch viel wahrscheinlicher war es, dass er sie genau wie Takeru nicht akzeptieren würde und sogar von Shinkusa verbannen würde. Möglicherweise sollte Shunsui Hime im Auge behalten in diesem Fall, denn ihre Fähigkeiten waren äußerst nützlich und möglicherweise konnte er ihre negativen Gefühle dafür nutzen, sie auf seine Seite zu ziehen und von seiner Mission zu begeistern. Dann würde er sich nicht allein an Soragakure rächen, aber mit ihr zusammen auch Shinkusa dem Erdboden gleich machen. Diese Entscheidung würde sogar eher früher als später kommen, denn Hime teilte ihnen mit, dass sie beim Frühstück ihrem Adoptivvater die Wahrheit über sich verraten würde. Indes wollte die Sakaida nicht von ihrer Seite weichen, nicht dass sie doch noch kalte Füße bekam und wieder verschwand. Gute Idee! Also blieb für die Anderen nichts zu tun, denn er würde sicherlich nicht die letzten Stunden damit verbringen, das Chaos auf dem Gang zu beseitigen. Das konnten schön die Leute machen, die dafür bezahlt wurden. „I-ich we-werde mich au-au-auch noch m-m-mal hin-hinlegen.“, teilte Shunsui den Anderen mit und verließ hinter Hime und Mai das Schlafzimmer. Nach all dieser Aufregung war eine Mütze Schlaf genau das Richtige!

Nur einige Stunden später und äußerst müde, befand sich Shunsui mit den anderen Shinobi beim Frühstück und auch der Daimyo und sein Gefolge aus Wachen waren anwesend. Shunsui hatte sich in sein übliches Outfit geworfen, was durchaus als streberhaft bezeichnet werden konnte: Schicke Schuhe, Stoffhose, gebügeltes Hemd, darüber einen Cardiganund auch wieder seine falsche Brille. Müde schüttete er sich eine Tasse Kaffee ein und reichte die Karaffe anschließend an Joudan weiter. In diesem Augenblick betrat Hime in Begleitung mehrere Bediensteter und Mai den Frühstückssaal und alle Aufmerksamkeit lag bei ihr. „Hallo Vater.“ Dieser schien völlig irritiert von dem Auftauchen seiner Tochter zu sein, scheinbar hatte ihn niemand auf den neusten Stand gebracht. „Hi-hime! Du bist wohlauf!“ Eilig erhob er sich und lief zu seiner Tochter, die ihn jedoch mit einer Handbewegung auf Abstand hielt. „Ich … ich muss Euch zunächst etwas zeigen, bitte wartet kurz.“ Shunsui schlürfte indes leise seinen Kaffee und beobachtete die Szene, denn er war gespannt darauf, was der Daimyo zur Gestalt des Chamäleons sagen würde.
 
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Manako Raku

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Der nächste Morgen brach für Raku ohne einen Rest an Nachtruhe ein. Nicht nur, dass die ganze Aktion in der Nacht schon relativ nah an seiner normalen Zeit für das Aufstehen herangereicht war - er hatte sich auch einfach nicht wohl dabei gefühlt, Mai alleine in den Gemächern von Hime Wache halten zu lassen. So begab er sich natürlich nicht in die Gemächer, wohl aber blieb er außerhalb seines Schlafzimmers und tigerte so leise es ging den Gang auf und ab - den Rest der Nacht. ​

Am diesem Morgen beim Frühstück ließ er sich die Geschehnisse erstmals noch einmal durch den Kopf gehen und konnte denselbigen einfach nur schütteln. Was er natürlich nicht tat, aber innerlich schüttelte er sein Haupt nur umso heftiger - es war als wäre ein Fernsehdrama in Live in dem Zimmer von Mai aufgenommen worden. Der dramatische Auftritt des Verlobten, der ebenso dramatische Reveal von Hime, der noch dramatischere Abgang des Mannes, der seine wahre Liebe dann wohl doch lieber in der Ferne suchen würde... es war einfach zu viel für den ergebnisorientierten jungen Mann, der doch einfach nur eins wollte: Eine Mission erledigen und dann wieder nach Hause gehen. Er persönlich sah sich einfach nicht als Retter der Welt und allen Beziehungen darin, sondern mehr so als... naja... Söldner eben. Das war es, was sie hier gewesen waren. Und verstehen, warum Sora und Shiro hier gefragt worden waren, konnte er auch immer noch nicht. Während er ein wenig rohes Gemüse verzehrte und alles, was auch nur verarbeitet aussah, liegen ließ, wunderte er sich ein wenig wie still es in dem Frühstückssaal war. Bisher hatte sie noch niemand nach ihrem Fortschritt gefragt. Und Mai hatte auch noch nicht ganz genau erzählt, wie die Restnacht mit Hime verlaufen war. Um genau zu sein, war die Blauhaarige bisher noch nicht einmal in diesem Raum aufgetaucht, was Raku ein wenig unruhig machte - doch es lag nicht unbedingt bei ihm, in die Räumlichkeiten der Prinzessin einzudringen und nach dem Wohlbefinden seiner Kollegin zu fragen. Er musste sich damit begnügen, zu warten.​

Jetzt betrat aber tatsächlich Hime den Frühstückssaal. Mai begleitete sie, sowie ein paar weitere Bedienstete. Es schien ihm irgendwie so seltsam, die junge Frau in ihrer Menschengestalt zu sehen, wenn man denn wusste, was sich dahinter verbarg. Raku selbst war innerlich eigentlich ziemlich neugierig ob dieser Fähigkeit. Er würde es niemals artikulieren, aber an sich interessierte die Adoptivtochter des Daimyo ihn schon - immerhin war so etwas sicherlich nicht alltäglich. Persönliche Interessen zu artikulieren lag Raku allerdings verhältnismäßig fern, weswegen er sich einfach auf die nächste dramatische Interaktion des Tages wappnete. Der Bogenschütze war für sowas definitiv nicht gemacht. ​

Hime kündigte an, dass sie ihrem Vater etwas zeigen wolle, aber es gab wohl nichts, was ihn auf den folgenden Anblick vorbereitete. Mit einem Puff verwandelte sich die Prinzessin ihn ihre - angeblich - wahre Gestalt. Raku machte sich auf alles gefasst - das Ganze hier konnte sich ganz schnell gegen sie wenden. Da war er sich sicher. Was, wenn der Daimyo jetzt der Meinung wäre, die Ninja wollten ihn einfach nur verarschen und hatten seine Tochter verschleppt oder wollten ihn einfach nur um den Auftrag betrügen?
Das kleine Chamäleon kümmerte sich freilich nicht um die Zweifel des Shinobi. Es starrte seinen Adoptivvater mit großen Augen an, und schien in der Nacht bewusst die Entscheidung gefasst zu haben, mutiger zu sein. Zumindest war das der Eindruck den Raku bekam. "Vater!", piepste das Wesen. "E-es ist an der Z-zeit, dass Ihr die Wahrheit erfahrt! Ich... ich bin nicht...", fing sie - es? - an, kam ein wenig ins Stottern, und dem Daimyo war mittlerweile die Kinnlade heruntergefallen. Es schien nicht unbedingt so zu sein, dass er gleich ausrasten würde, sondern eher als würde er sich fragen ob er gerade träumte. "D-Die Wahrheit ist, dass ich... kein Mensch bin, Vater, und es tut mir unendlich Leid, dass die Wahrheit jetzt erst... dass ich mich jetzt erst traue, Euch die Wahrheit zu sagen." Die Kleidung von Hime lag um das Chamäleon herum, und Raku fragte sich für einen Moment, was wohl passieren würde, würde sich Hime jetzt zurückverwandeln. Der kurze Gedanke wurde von seinem Unterbewusstsein so schnell wieder vernichtet dass er ihn kaum mitbekam - ein winzigen Moment aber blitzte ein Bild vor seinem geistigen Auge hervor. Unwillkürlich setzte sich der Hellhaarige ein wenig gerader hin, so als ob jemand hier seine Gedanken lesen könnte. Hime fuhr währenddessen fort. Sie erzählte ihrem Vater davon, wie sie zu ihm gekommen war - wie sie sich gefühlt hatte, als sie einen Platz in dieser Welt bekommen hatte. Wie glücklich sie es gemacht hatte, dass sie geliebt und akzeptiert worden war. Wie einsam sie sich oft gefühlt hatte, aber wie dankbar sie ihm war. Sie erzählte von ihren Zweifeln und ihren Wünschen, schien erpicht darauf, vieles von dem was sie immer zurückgehalten hatte, jetzt zu artikulieren.​
Rakus Gesichtsausdruck wurde ein wenig leerer, weil er versuchte, den ganzen emotionalen Kram von sich fernzuhalten. Aber es blieb nicht aus, dass er sich an seine eigene Situation erinnert fühlte. Besser als es wahrscheinlich hier irgendjemand glauben konnte, wusste Raku um die Einsamkeit von der Hime sprach. Nur hatte sie eine Ersatzfamilie gefunden, oder besser: Menschen, Wesen, denen sie vertrauen konnte, mit denen sie sprechen konnte - nicht jeder würde sie so akzeptieren wie sie war, aber diejenigen die es taten, würden es mit Überzeugung tun. Das war mehr, als Raku vorweisen konnte und so starrte Raku stumpf auf seinen Teller, als der Daimyo schließlich Luft holte, um auf die Offenbarungen von seiner 'Tochter' zu antworten.​
 

Kushou Joudan

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Joudan konnte wahrhaftig spüren, wie ihm das Gesicht entgleiste. Er hatte so sehr für die beiden gehofft, hatte gebetet, dass sie ihre Differenzen überwinden könnten. Das Lächeln fiel aus seinem Gesicht seine Schultern brachen schlaff nach unten als Takeru verkündigte, dass er Hime verlassen würde.

sadJoudan.jpg
Es war nicht nur, dass Joudan sich für die beiden gefreut hätte. Er hatte in den letzten Minuten seine eigene, ganz persönliche Liebesgeschichte auf die beiden projiziert: Zwei Liebende, die durch einen nicht-wegzudenkende Kluft getrennt waren. Hätten Hime und Takeru ihre Differenzen überwinden können, dann hätte das auch Joudan Mut gegeben. So war er einfach sichtlich enttäuscht und schämte sich für den Part, den er in diesem Schmierentheater gespielt hatte. Voller Unverstand und Enttäuschung sah er Takeru hinterher und traute sich danach nicht, den Blick zu Hime zu wenden. Die junge Frau musste ihn hassen, hatte der Blondschopf sie durch seine Farce doch überhaupt in diese Lage gebracht.
Hime tat, noch immer unter Tränen, die Entscheidung kund, sich ihrem Vater zu offenbaren und Mai begleitete die Prinzessin auf ihr Schlafgemach. Raku und Shunsui gingen ihrer Wege und nach einem kleinen Umweg, bei dem Joudan sein Fuuma Shuriken wieder einsammelte, zog es Joudan auch langsam aber bestimmt in Richtung seines Bettes. Voller Bedauern brauchte der Ame-Nin eine halbe Ewigkeit, bis er endlich Erlösung im Schlaf fand.

Das dumpfe Gefühl war noch nicht verflogen, als Joudan viel zu wenige Stunden später aufwachte. Noch schlaftrunken gab er sich seinen allmorgendlichem Ritual - Duschen, Waschen, Rasur, Haare richten, Zähne putzen, Nägel schneiden, Haare richten, anziehen, Duftwasser, Haare richten - hin und das besserte seine Laune ein wenig. In ordentliche Klamotten verpackt, dunkle Brauntöne und ein weißes Hemd zum Kontrast, fiel es dem jungen Herren leichter, eine aufrechte Haltung zu wahren. Dennoch drückten die Ereignisse der letzten Nacht noch schwer auf's Gemüt des Kushous, doch nun gelang es ihm wenigstens wieder, sich das nicht anmerken zu lassen.

Dem Frühstück sah der Händlersspross mit gemischten Gefühlen entgegen. Es würde sicher noch einmal eine dramatische Situation geben. Von ganzem Herzen hoffte Joudan, dass wenigstens ihr Ziehvater zu Hime stehen würde. Ansonsten... Ansonsten hatte Joudan eine Idee.
Joudan ging nicht direkt von seinem Zimmer zum Frühstückssaal, sondern machte einen kleinen Umweg zu den Gemächern Himes. Er hatte da etwas zu erledigen. Zu seiner großen Überraschung fand er Raku vor, wie er vor dem Zimmer regelrecht patrouilierte.
"Ein guter Morgen sei Euch gewünscht, Manako-san.", begrüßte er den Bogenschützen mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht. In seinen Händen hielt Joudan das Bild von Hime und Yori, wie sei beide einander glücklich anlachten. Joudan musste es noch zurückgeben, doch ins Gemach der jungen Dame hereinzuplatzen wäre sehr taktlos. Stattdessen lehnte er es vorsichtig an die Wand gegenüber der Türe. Vielleicht würde Hime es sehen, vielleicht würde eine der Bediensteten das Bild auch in ihr Zimmer räumen. Daneben stellte der Händlersspross eine kleine Karte (gut, es war ein umfunktioniertes Siegel-Tag, aber mehr hatte er nicht zur Hand gehabt.) auf die er, in feiner Handschrift und mit ordentlich Schnörkel und Zierden, geschrieben hatte:

yoriUndHime.png

Vielleicht machte diese kleine Geste wieder gut, was Joudan am letzten Abend angerichtet hatte. "Wir sehen uns beim Frühstück.", verabschiedete er sich von Raku und bedauerte ein klein wenig, nicht Mai angetroffen zu haben.

Die Szene am Frühstückstisch spielte sich ähnlich ab, wie Joudan sich das schon vorgestellt hatte. Betroffenes Schweigen der drei Shinobi, als sie gemeinsam mit dem Feudalherren sprachen, dramatischer Auftritt von Hime (in Begleitung von Mai), Demonstration des... Missstandes(?) Joudan hatte sich, nicht zuletzt aus erneutem Mangel an gutem Tee, weniger auf das Essen und mehr auf die sich-vor-ihm-abspielende Szene konzentriert.
Es war ein wenig seltsam, dem Ganzen nur als stiller Beobachter beiwohnen zu können. Wie schon in seiner Mission im Reiches des Wasserfalles fühlte der Ame-Nin sich nicht, als hätte er irgendwie großartig etwas zur Lösung des Problems beigetragen. Seine Nachforschungen mit Mai, so lustig sie auch waren, hatten letzten Endes zu keinem Ergebnis geführt. Selbst wenn die beiden Yori oder den alten Tierhändler nicht gefunden hätten, so hätte sich Hime in der Nacht sicher dennoch mit ihrem Angriff gezeigt und die Wahrheit wäre ans Licht gekommen. Und immer noch nagten Schuldgefühle, dass die Konfrontation mit Takeru so eskaliert war, am Blondschopf. "Großartiger Ninja, Joudan..", urteilte er über sich selbst. Doch als der Damiyo seiner Ziehtochter antworten wollte, verdrängte Joudan diese Zweifel kurzzeitig. Schließlich galt es, das Ende dieser Affäre mitzuerleben. Auch wenn es sicherlich interessant gewesen wäre, in diesem Moment Mai oder Raku oder Shunsui und deren Reaktionen zu beobachten, drückte Joudan die Daumen für Hime.

Der Daimyo erhob sich in einer ruckartigen Bewegung vom Tisch und stieß dabei seinen Stuhl beinahe rücklings um. Seine Haltung, die Art, wie er sich bewegte, seine feste Miene, all strahlte auf einmal deutlich mehr Autorität und Ernsthaftigkeit aus, als Joudan das zuvor noch hätte wahrnehmen können. An der Stelle angekommen, an dem das Hime-Chamäleon saß, ging er auf die Knie heraub und - auch wenn es ein wenig seltsam aussah - schloss die Echse in seine Arme. Die feste Fassade bröckelte ab, als der Vater seine vermisste Tochter an sich drückte.
"Du Dummerchen... Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht." Der Daimyo schloss die Augen und Joudan meinte, die ein oder andere Träne kullern zu sehen. In seiner Umarmung verwandelte Hime sich wieder in ihre menschliche Gestalt (und wurde schnell von einer Bediensteten mit einem Tuch bedeckt, Raku). "Ich hatte solche Angst, Ihr würdet mich verstoßen.", gestand Hime schluchtzend und lehnte ihre Stirn an den Kopf ihres Vaters. "Ich könnte mir kein Leben ohne dich vorstellen, meine geliebte Tochter." Die beiden hielten sich fest aneinander fest und dem Blondschopf war es einen Moment lang schleierhaft, wie er je daran zweifeln konnte, dass Hime und ihr Vater sich wieder vertragen würden.
Joudan ertappte sich dabei, wie auch er zu Tränen gerührt war. Nun hatte die Geschichte trotz allem ein fröhliches Ende genommen. Lächelnd musste er an seine eigene Familie denken, an Rin, die in Soragakure auf ihn wartete. Wäre sie eine verwunschen Kröte oder dergleichen, dann würde Joudan sie trotzdem lieben. Das Band, den eine richtige Familie vereinte, ließ sich nicht so leicht durchtrennen. Als wäre ihm ein Stein vom Herzen gefallen, und als hätte er eine wertvolle Lektion gelernt, nahm er einen Schluck Tee. "Bäääh. Immer noch miserabel."



~._.~"~._.~"~._.~"~._.~"~._.~

Mit gepackter Tasche und der Hälfte der Belohnung in der Tasche stand Joudan, wie die drei anderen Ninja auch, vor dem Anwesen. Hime und der Daimyo hatten sich zusammen eingefunden, um die viere zu verabschieden. "Habt Dank, dass Ihr mir meine Tochter zurückgebracht habt.", verkündete der Feudalherr. "Dank Euch konnte ich endlich den Mut finden, zu mir selbst zu stehen.", versicherte Hime. Joudan verneigte sich vor den beiden, ihre lobenden Worte gaben ihm das Gefühl, vielleicht doch nicht alles falsch gemacht zu haben.
Dann wandte der Ame-Nin sich an die beiden Shiros.
"Sakaida-san, Manaku-san, es war mir eine Freude, mit Euch beiden zusammen arbeiten zu dürfen. Für Eure offene Art und das Abwesend-Sein jeglicher Feindseligkeiten obgleich Ihr und wir anderen Fraktionen angehören, möchte ich mich zutiefst bedanken." Auch in Richtung der beiden Shiro-Ninja verbeugte Joudan sich tief. "Ich hoffe, dass Ihr ähnlich über uns denkt, und würde mich sehr freuen, wenn sich unsere Wege früher oder später wieder kreuzen. Für nun sei euch aber eine sichere Heimreise gewünscht!", schloss er ab. Gerne hätte er noch mehr zu Mai gesagt, aber das konnte er nicht. Für dieses Schauspiel hatten die beiden sich entschieden. Der Zettel mit ihrer Adresse darauf musste ihm für heute als Trost reichen. So schwieg Joudan, achtete darauf, sie nicht mehr oder weniger anzusehen als Raku, und winkte der Blauhaarigen und dem Weißhaarigen noch einmal zu, als die Wege sich trennten. Mit der Mittagssonne im Rücken brachen Shunsui und Joudan vom Anwesen auf. "Ich muss dir zeigen, wo es super leckere Dangos gibt, Shunsui!"

-Fin.
 
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